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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 3, 1905)
- Sau Schwein s W wahre Besehenheih geschildetil . von P. O. Met. · »dem-VII Dein Leben in Gesaht." s Ich beachtete diese Worte zuersts taum. Waren es überhauptwirkliche Worte und hatte ich sie von einer Stimme aussprechen gehört? Mit einem eigenthiimlichen Angst gesiislkl saht ich aus meinem Halb schlummet aus, wars einen Blick ans die Uhr, sah, daß ich ungewöhnlich lange geschlafen hatte, stand auf und kleidete mich an. - Heute ist Dein Leben in Gesahr.« Diese Worte setzten sich in meinem Gehirn sesi. Sie verfolgten mich, während ich mein Frühstück aß, sie bildeten den Hintergrund meiner Ge danken, während ich die Morgenzei tung las. » .-«-· . Jus vm weder averglauoqcy noch schwach-sinnig, aber seit das Weib starb, welches ich liebte, leide ich an Schwermuth und ich tenne meinen Zustand ganz genau. Deshalb ver suchte ich mir einzureden, daß das Ganze auf Selbstbetrug beruhte, aber es war vergebens. Lilian Arden würde mein Weib ge worden sein, wenn sie zwei Wochen den Tag überlebt hätte, an dem das unerbittliche Schicksal uns trennte. Jhr Bruder, Prescott Arden, war mein theuerster Freund und Klassen kamerad von der Yale Universität. Unsere Freundschaft blieb unverän dert, obgleich unsere Interessen später verschiedene Wege gingen. Wir hatten beide etwas Vermögen, und als ich mich mit seiner Schwester verlobte, war ich schon ein ziemlich bekannter Landschaftsmaler, während Arden ein gesuchter Arzt in New York war, wo wir beide wohnten. Selbstverständlich wurde das Freundschaftsbündniß zwischen uns noch fester geknüpft, als ich mich mit Lilian verlobte, und es wurde unlös lich seit dem Tage, an dem diejenige starb, welche wir beide geliebt hatten. Arden war die personifizirte Prosa. Obgleich er der beste Mensch von der Welt war, spottete er doch bei jeder Gelegenheit über meinen Jdealismus, selbst dann, als ich gleich nach Li lians Tod die Meinung aussprach, ihr Geist würde mein Schutzengel sein« so lange ich lebte-. Diese Aeußerung fiel mir jetzt wie der ein, und die mahnenden Worte, welche ich gehört hatte oder gehört zu haben glaubte, bestärlten mich in dem« Glauben« daß der Geist meiner ber storbenen Braut als Schutzengel über mich wache. Als ich mit diesem Gedanken be schiiftigt, die Fünste Avenue entlang ging, geschah mir etwas Unerwartetes. Ein großes Gerüst, welches vor einer dritten Etage hin , löste sich in dem Augenblick, als ids auf dem Bürger steige vor dem Hause ging und stürzte krachend und polternd auf die Straße herab. Es ging so schnell vor sich, daß ich keine Zeit zur Ueberlegung hatte. Ich hörte das Krachen, sah das Getüst herabstürzen und blieb, wie festgenagelt, stehen. Zwei Mauren die oben gearbeitet hatten, lagen todt zwi schen den Trümmern, drei andere la genschwer verwundet und bewußtlos auf der Straße Jn dem Augenblick, als ich das Krachen des Holzes aus dem Straßenpslaster hörte, fühlte ich einen stechenden Schmerz in der linken Schulter, aber in meinem Schrecken und meinem Mitleid sür die Verun gliickten achtete ich nicht daraus, bis ein Mann meine Hand ergriff und mich schüttelte, vielleicht in dem Glau ben, ich hätte vor Schreck den Ver siand verloren. »Es ist wohl am besten, daß Sie fest hinaehen und sich verbinden las eu,« sagte er. »Um ein Haar wären Sie selbst auch ein Opfer der Kata sirophe geworden.« »Ja, es fehlte wohl nicht viel da rau,« antwortete ich, wie aus einem Traum erwachend. meinen Ohren brauste es mit Glockenklang: nHeute ist Dein Leben in Gefahr.« Es währte eine Stunde, bis ich die Wohnung meines Freundes erreichte. Er bedauerte mich wegen meiner schmerzenden Schulter und bewies mir dabei eine aufrichtige Theilnahme Als ich ihm aber von der warnenden Stimme erzählte, welche ich gehört hatte oder gehört zu haben glaubte, wurde seine Miene ernst und abwei send. Er nahm sich jedoch schnell zu sammen, vielleicht im Gefühl seiner Pflichten als Arzt, nahm mit freund lichem Lächeln meine Hände zwischen seine beiden und sagte eindringlich: »Alfred, es ist weiter nichts gewe sen- als die Phantasie eines nervösen Menschen. Du hast keine andere Stimme gehört, als vielleicht Deine eigene, was Deine Vernunft Dir viel leicht schon selbst gesagt hat. Obgleich ei ja ein schöner und romantischet Ge danke ist, daß der Geist unserer ar men Lilian Dich vom Verderben ge reitet hat, ist es doch nur eine Idee, ein Gedanke ohne irgend einen posi tiven Hintergrund.« , »Das ist noch nicht bewiesen,« sagte sich- Wn selbst bist ——-« »Msred, Alfred,« geniert-each - mich W, »wir haben schon so oft er Jst-s über derartige Dinge gestein see-. m e- Dik Freude m ok ruht ung, o glaube daran. Du bist trerv D und melancholisch, mein Jun ge, das ist die ganze Geschichte. Um nun aber auf etwas anderes zu kom men,« sagte er, in einen fcherzenden Ton verfallend, »so kommst Du jetzt mit und ißt mit, mir zusammen zu Mittag. Die Uhr ist zwei. Wir gehen jeht also zu Siloiani, suchen uns et was schönes aus und trinken eine Flasche Wein dazu.« »Si»lviani? Was ist das fiir ein Resta ant? Jch kenne es gar nicht.« «Da kann ich mir denken. Es ist ganz neu und erst kürzlich von mir entdeckt. Der Besitzer ist ein kleiner, höflicher Italiener, der zehn Jahre die edle Kochtunst in Paris studirt hat· Leider hat er sich außer seiner Koch kunst und seiner Höflichkeit eine hüb sche sranzösifche Frau mitgebracht, die ihm genug zu schaffen macht. Jch war neulich Zeuge einer erregten Szene zwischen ihnen, die ihren Grund in seiner rasenden Eifersucht hatte. Wiederholt sich diese Geschichte, so setze ich keinen Fuß mehr in das Lokal. Nun komm, alter Junge, wir wollen jetzt aller Trübsal ein Ende machen.« Arden war nicht allein ein unver gleichlicher Freund, er war auch als Seelenarzt im Besitze ausgezeichneter Eigenschaften. Nachdem wir eine halbe Stunde in der kleinen, gemiith lichen Restauration gesessen hatten, fing meine Stimme wirtlich an, sich zu bessern. Die Ursache davon lag weniger in der Wirkung des Weines, als in Ardens ungewöhnlicher Aufge räumtheit und· als wir aufstanden, um zu gehen, war ich wirklich ganz vergnügt. Jn diesem Augenblick hör ten wir den Schrei einer weiblichen Stimme, der uns durch Mark und Bein drang und eine Frau eilte an uns vorüber dem Ausgange zu. Bevor sie ihn erreichte, erschien Silviani in der Thür, durch welche sie gekommen war — mit einem blanten Revotver in der Hand. Alles geschah im Laufe einer Se tunde. Dann hörte ich einen lauten Knall und fühlte einen Schlag in der Gegend des Herzens, als würde ich mit einer gehallten Faust geschlagen. Prescott Arden ergriff den kleinen, wüthenden Italiener, ein anderer rifz ihm die Mordwaffe aus der Hand und die Frau floh schreiend, obgleich sie unbeschädigt war, auf die Straße hinaus. Arden und ich entfernten uns gleich, um der Menschenmenge und der Polizei aus dem Wege zu gehen und schritten schweigend feiner Woh nung zu. Nur einmal richtete ich ei nen tragenden Blick auf ihn. Nun? Hatte ich mich jetzt nicht wieder in Le bensgefahr befunden? Er schwieg aber und schüttelte nur den Kopf. Erst in der Nähe seiner Wohnung fragte er plötzlich: »Hast Du eine Ahnung davon, wo die Kugel geblieben ist?« Jch hatte während der ganzen Zeit das Gefühl gehabt, als müßte ich an irgend etwas Wichtiges denken. und als Arden diese Frage an mich rich tete, war es mir, als hätte ich sie er wartet. Jch riß meinen Rock aus, legte die Hand aufs Herz und ant wortete mit einer Sicherheit, als läge die Kugel vor mir: »Hier ift sie, vArden. Die Kugel hat den Weg nach meinem Herzen einge schlagen.« »Was sagst Du?« Arden blieb stehen« Er wurde lei chenblaß. Jn meiner oberen Westentasche, ge-« rade auf dem Herzen, trug ich stets ein Miniaturbild von Lilian in einer mafsiven GoldtapleL die Lilianö Mo nogramm in Brillanten trug. Es war mein erstes Weihnachtsgeschenl von der Geliebten gewesen. Vor ihrem Tode hatte ich sie immer zu schwer ge funden, um sie beständig in der Tasche zu tragen, aber später Kam sie zu Ehren und wurde mir das theuerste Kleinod, weil sie Lilians Bild ent hielt. Kaum hatte ich das Medaillon her- " ausgezogen, als ich meine Ahnung be stätigt fand. »Sieh, Arden!« rief ich. Jn das dicke Gold eingetapselt, in der Mitte des Monogramms, steckte ein kleiner, plattgedrückter Bleitlum pen. Das Medaillon, welches durch den Schlag etwas zusammengedrückt war, ließ sich schwer öffnen, aber als es mir endlich gelang, fand ich Li lians Bild vollständig unbeschädigt. Jch küßte es innig und reichte dann Arden das Medaillon. »Hier ist Silvians Kugel. Arden. Du siehst jeßt, welche Richtung sie ein schlug und was mich beschützte. Jetzt kann ich nicht mehr daran zweifeln, daß heute mein Todestag sein würde, wenn sie mich nicht beschützte.« Arden antwortete nicht, aber eine schwache Bewegung seines Koper ver rieth, daß er gehört, was ich gesagt hatte. Dann faßte er mich unter den Arm und wir gingen weiter. — Erst alz wir in seiner Wohnung angekom men waren, sagte er: »Du glaubst also, daß der heutige Tag Dein Dir von-i Schicksal bestimm ter letzter Tag ist und hältst ein Zu sammentreffen von Zufälligkeiten fiir ausgefchlossenk »Za, absolut.« , .,, at, lieber Alfred, dann hast Du also noch neun Stunden in Ungewiß heit zu des-leben. Ich will Die die Pein verkläan »Wie meinst Du dast« »Ich werde Dir ein Schlasmittel geben, damit Du bis um sieben schla fen kannst. Komm, mache es Dir be quem. Lege Dich ans die Chaise longue und schlafe, während ich meine Patienten empfange.« Jch lag beinahe eine Stunde in dem gemüthlichen Rauchzimmer mei nes Freundes, ehe das Schlasmtttel wirkte, und als ich endlich entschwin merte, lam es mir hinterher vor. als hätte ich die Arsgen nur einen Angen dlick geschlossen. Und doch hatte ich drei Stunden fest geschlafen. Die Uhr war sieben. Jn Prescotts großem, dunkel getäfelten Eßzimmet, an welches sich für mich tausend Er innerungen an Lilian tnüpften, nah men wir unser Abendessen ein. Wir sprachen nur von gleichgiltigen Din gen und ich merkte deutlich, daß Ar den jede Anspielung aus meine Erleb nisse vermied. Um neun Uhr stand ich auf, um zu gehen, aber mit einem Eifer, den er sonst nicht zu zeigen Pslegte, hielt er mich zurück. »Geh' nicht, Alsred, —- bleibe hier in dem sicheren Ziminer.« »Wie, Prescott — das sagst Du?« »Ja, mein Freund. Frage mich nicht nach dem Grunde, sondern bleib’ bis Mitternacht hier, dann lasse ich anspannen und begleite Dich nach Hause,- wenn Du es nicht vorziehst, hier zu übernachten.« Ich blieb —- leider blieb ich. Sonst hätte mich der Tod vielleicht anderswo erreicht —- hiek streifte er mich nur An einer Seite des Zimmers befand sich eine Art altenglischer Altoven mit einem Baldachin, ein gemiithlicher Platz mit weichen Sitzen und großen Basen mit srischen«Blumen. Hier hing ein großes Bild von Li lian, welches siir mich die Stätte zu einem tleinenHeiligthum machte. Auch heute Abend zog ich die Portieren zu rück, so daß das Licht aus das Ant litz meiner todten Braut fiel. Jn dem selben Augenblick wurde ich von einer sonderbaren, unertlarlichen Beklem mung erfaßt. Jeh wollte Prescott rufen, aber meine Kehle schnürte sich zusammen und durch den betäubenden Blumen geruch, der mir entgegenschlug, glaubte ich ein leise gefliistertes »Zurück« zu hören· War es ein Laut? Kann man im Wachen träumen? Er wiederholtesich nicht, aber vor meinen Augen löste sich Lilians großes Bild von der Wand, drehte sich um und siel aus den Fuß boden, indem es im Falle mit einer Ecke des schweren Rahmens meine Stirn traf, so daß ich betäubt und blutend zurücksprang nnd umsiel. Jn demselben Augenblick stürzte mit don nerndem Gepolter der ganze Balda chin zu Boden und riß im Falle einen Theil der Wand mit herunter-. Jch verlor das Bewußtsein. Als ich die Augen wieder aufschlug, saß ich mit verbundenem Kopfe in einem Lehnstuhl. Arden stand neben mir und sah nach der Uhr. »Gott sei Dani,« sagte er, »daß Du endlich wieder zu Dir kommst, die Wunde ist nur klein, aber der Schre cken war groß. Wer konnte auch ahnen, daß der Altoven so bausiillig war.« »Bist Du noch immer nicht bekehrt, Ardenti Sahst Du nicht, daß das Bild —-—« Arden legte seine Hand aus meinen Mund. «Selbst wenn ich wollte, Alster-, könnte ich Dir nicht beistimmen. Zu einem solchen Glauben muß man prä destinirt sein, man muß die Bedin gungen dazu in sich selbst tragen, sonst ist man doch —- trotz aller Wunder — Zeit seines Lebens ein Ungläubiger. Aber jetzt ist die Uhr zwölf — der ver hängnißvolle Tag ist vorbei — Du bist gerettett« »Sie hat mich gerettet!« sagte ich mit Inbrunst und das werde ich bis zu meiner letzten Stunde wiederholen. j Wenigsten- mutet-. Der verstorbene Pastor Benjamin Eastwood von Pawtuaet erzählte ein mal folgende Geschichte, die in seiner Gemeinde passirt ist: Der Klemvner Tom Faraday hatte seinem Nachbar Tirn Marts 85 ge liehen und Tan war bald daran so lüderlich geworden, daß er sichseinen Kredit und sein Einkommen derartig verdarb, daß Tsm’s Aussicht, sein Geld wiederzubekommem sehr gering schien. Immerhin mahnte Tom eines Morgens seinen Schuldner energisch, und im Lan-se des Tages kam Tirn richtig und brachte ihm die 85 wieder. Tom, voller Freude lief an sein Tele phon, ein Produit feiner eigenen Ar beit, von etwas elementarer Konstruk tion, welches seine Werkstatt mit der Wohnung verband und klingelte seine. Frau an: »Jam, bist Du da?« » »Ja, Tom, aber wenn Du solchen Lärm machst. wirst Du mir das Babd aufwecken. Was giebt’ö denn?« »Jam, Du kennst doch TimMarkU Denk Dir, der hat mir eben 55 wie dergebracht, die er mir schuldig war.« «Die war er Dir schuldig? —Was Du sagst? Ra, ? ist mir gut, daß er Ding gegeben bat: er sit wenigstens ehrlich; heut’ früh bitt er sich dkt 85 von mir arpumpt.« vie-Eises Bak- " Humoreste non E. v. Brutmaan »Nein unmöglich fage ich Ditt« — »Und ich wiederhole Dir, es ift die leichtest- Sache ver- Wen!«t—— »Aber Sdae Du kannst es Dir ja an den fiinf Fingern abzählen. Einfache Be rechnung, weiter nichts!« —- »Ach was! Eure dumme Rechnerei! Ali kleines Schulmädel glaubte ich auch daran. Jetzt aber weiß ich es besser. Blos das ftumpfsinnige, ftupide Rech nen und Berechnen macht Euch Herren der Schöpfung zu halben Jdiotem während Euch jede Frau mit ’nem bischenk gefunden Menschenverstand um den Finger wickeln lann.« — »Liebe iFrauX sagte der berühmte Detettiv mit ruhiger-, felbstbewußter Ueberlegenheit, »Du wirft beleidigend und vergißt, daß ich eine jahrelange Praxis hinter mir habe und Autorität in meinem Berufe bin. Wir wollen das Thema lieber fallen lassen ——-·— es ist unter meiner Würde.« »Gut," erwiderte seine Frau, »meinetwegen. Mit Worten kann ich Dich natürlich nicht bekehren. Es giebt aber noch eine andere Art, wie wir unseren kleinen Familienzwist in Güte beilegen können. -Th-atsachen beweisen, mein Lieber. Laß uns ietzt gleich hier an Ort und Stelle die Probe machen.« »Wie denn das?« »Einfach durch eine tleine Wette. Du behauptest, daß es äußerst schwierig, ja unmöglich sei, selbst einen kleinen Gegenstand in einem Zimmer zu verstecken, ohne dafz ihn ein gewandter Deteltiv als ld fände. Jch behaupte dagegen, es st eine Kleinigkeit. Nun laß uns sehen, wer Recht hat« Versuchsobielt soll hier mein Trauring sein. Wir gehen zu sammen nebenan ins Eßzimmer. bleibst darin. Ich tomme hierher zu rück. Jn einer Minute sollst Du mir folgen und nach dem Ring suchen. Hast Du ihn in einer halben Stunde gefunden, so hast Du gewonnen. Wenn nicht, mußt Du Dich fiir besiegt erklären. Fiir diesen Fall verhänge ich von vornherein eine Strafe über Dich.l Cavito?« Der Detettiv überlegte. »Was soll denn meineStrafe seini« fragte er. « »Nichts Schlimmes. Zwei Opern hausbillets fiir uns heute Abend, und nach der Vorstellung ein nettes Sou perchen.« »Sieh mal an'«, rief er lachend, »Du scheinst ja Deiner Sache seht sicher zu sein. Fiir Dich hast Du also überhaupt teine Strafe festgesetzt?« »Nein, da ich sicher bin. zu gewin nen, will ich auch großmüthig genug sein. die Bestimmung meiner Buße Dir zu überlassen, falls ich wider Er warten doch Verlieren sollte. Auch verpflichte ich mich, den Ring weder an meiner Person« noch irgendwo zu verstecken, wo ich dazu etwas in Un ordnung bringen oder gar Gewalt anwenden müßte. Alles soll mit rech ten Dingen zugehen, und Du selbst magst nachher darüber Richter sein. Zum Verftecten eine Minute für mich, zum Suchen eine halbe Stunde fiir Dich. Einverstanden.« »Und der Ring bleibt sicher hier im Zimmer?« fragte der Detettiv auf stehend. »Ganz gewiß,« sagte sie, und erhob sich gleichfalls. »Nimm an, Du hättest mich bei einem Diebstahl in einem Juwelierladen ertapvt und wärest mir bis hierher auf den Fersen gefolgt, so daß ich nur 60 Secunden Vorsprung und gerade Zeit zur Bergung meines Raubes hätte. Dann llovsst Du — meinethalben im Namen des Königs oder des Gesetzes: — ich öffne, lasse Dich ein, und Du wirst vergeblich nach der Spur meines Verbrechens suchen.« « »Und Du wirst den Ring sofort vorzeigen, wenn die halbe Stunde resultatlos verstrichen sein sollte?« »Jn zwei Secunden,« antwortete sie prons. »Lächerlich, unmöglich« behauptete er hartnäckig. »Aber trondem komm, der Wissenschaft wegen!« Beide gingen nun in das Speise zimmer. Er zog seine Taschenuhr und beobachtete scharf den Secunden zeiget. »Best« rief er plötzlich. Sie zeigte ihm nochmals ihren Trauring, verschwand dann schleu nigst im Wohnzirnmer und schloß die Thiir hinter sich. J Die Augen fest auf die Uhr gerich tet, lauschte der Deteltiv gespannt hinter der Thür auf jedes Geräusch nebenan. Deutlich vernahm er das Knistern von Zeitungspavier. Er nickte schlauliichelnd vor sich hin. Dann hörte er aus der Richtung des Kamins ein leises Klingen, als ob der stii lerne Feuerhaten heniitzt würde; hörte sein-e Frau durch das Zimmer schreiten und Zählte ihre Schritte, ohne dabei von der Uhr aus zuseherh Jetzt war die Zeit abaelau ten. Hastig pochte er an die Thüre »Herein!« tamy sofort zurück. Er trat in das Wohnzipnmer ein, feine Frau erwartete ihn an der Thür. Zärtlich legte sie ihre Hand auf seine Schulter und sagte sieaegaetviß: »Na, Schatz, wird Deine Kasse auch ftir heute Abend reichen?« «Modanre, bitte hier keine angesti gen Vertraulichleitent« wies er sie mit erlünstelter Strenge zurück. »Ich bin hier tm Dienst, wo haben Sie das unschiitzbare Kleinod verbot-geni« »Es itehtJhnen frei zu suchen, mein herrs« erwiderte die kleine Frau mit einem höflichen In « dann M sie na- iu einen Schautxiåuoi nieder um« den vielgeriihmten Detettiv bei der Ausübung Jeiner Kunst bequem beob achten zu t’nnen. — Er ging schnur stratts aus den Tisch los, wo die Zei tun lagen. Richtig! Er hatte sich vor r nicht getäuschiz an dem einen Blatt war die Ecke abgerissen, auch sedlte das adgerissene Stiick Papier. Nun zum Kantin. Da bemerkte er, wischen der Asche des erloschenen euers zusammengedrückteö Zeitungö papier. Gierig stürzte er sich darauf los und wickelte es aus. Aber es war ler. Er kniete nieder und fühlte mit der hand in den Rauchfang hinein. »Mach’ Dir doch die Hände nicht schwarz, Liebsten in der Asche ist eben sowenig etwas zu suchen, wie im Schornsteint« rief ihm seine Frau u. Seine Berechnung war also sal ch gewesen. Unanaenehm entiäuscht er hob er sich, drehte sich kurz um, sixirte seine ziemlich gleichailtia dreinschau ende Frau, als ob er ihre Gedanken lesen wollte und ließ von dort seinen Späherblick über den ganzen Raum hingleiten· Ha! Dort seine Krabattet Wie lam denn die aus die Kommode seiner Frau? Die lag doch sonst nicht da? Darin konnte der Nina am Ende ver doraen sein. Er eilte darauf los. Ver geblich! Seine Frau wollte nur etwas daran nähen. Nun durchstöberte er alles, was oben auf der Kommt-de laa. Dann machte er sich an die-Schub laden, bis seine Frau rief: »Laß doch nur die Kommode in Rub; was Du suchst. lieai in keiner Schublade, Du lkamst mir ja alles durcheinander. Um es zu finden, brauchst Du nichts in Unordnung zu brinaen!« Jetzt sing er an, die Teppiche aus zuheben »Aber Schatz, mach doch nicht unnütz soviel Staub.« sagte sie ruhig. »So nahe am Fußboden ist der Ring übe-k hauvt nicht.« Sosort nahm er den Wink aus und starrte nach der Decke. »Da ister auch nicht« hals sieihm, «ebensowenig an den Wänden« Eine neue Idee kam ihm. DieLampe aus dem kleinen Bückyertisch! Er machte sich daran, das Obertheil ab zuschrauben »Ich möchte nicht gern das Betro leum ausgieszern Schatz. Wenn Du mir versicherst —————« »Gar nichts versieht-re ich Dit«, uns terbrach sie ihn bestimmt. »Suche doch und sraae mich nicht!" Resignirt trug er die Lampe in die Küche, leerte vorsichtig das Basin, un tersuchte inwendig den Docht und sand . . . nichts. Sprachlos lehrte er zurück. Er stand dor einem Räthsel, und die Zeit dränate. Jedes Buch. jede Zeitung lam nun an die Reihe, dann das Sovba und die Polstersessel. —- — aber alles war umsonst. Der Rina blieb verboraen. Arawöhnisch bat er seine Fra11,sich von ihrem Schaulelstuhl zu erheben. Sie that es lächelnd. Aber weder hatte sie aus dem Rina aesessen, noch war er sonst an dem Möbel Fu finden. Als sie sich wieder niederließ, sah sie nach der Uhr und sagte trocken: »3wanzia Minuten!« Nun räumte er die beiden im Zim mer besindlichen Tische ab, lehrte sie um und untersuchte sie von unten, und was fand er? Nur ein «einsames Spinnaewebe. Hilslos schaute ersieh nach seiner Frau um, er war mit sei-— ner Weisheit am Ende. Schweiß trat ihm aus die Stirn, er wurde nervös. —,.Noch sünf Minuten!« ließ sich die warnende Stimme vernehmen. Da. noch ein Hoffnunasstrahll Auf einem Wandbrettcken dicht bei seiner Frau stand ihr Nählorb: Diesen, als-« zu sehr in die Auan fallend, hatte er von vornherein ganz aus seiner Un tersuchuna ausgeschaltet. Jetzt aber dachte er, daß vielleicht gerade deshalb seine Frau den Korb als sicherstes Versteck benutzt haben könnte. Also daraus los! Fürchierlich hielt er Mu steruna in dem Korbe ab. Vier Paar revaraiurbediirstiae Striimpse wur den entroilt, Fingerhutbüchse und Scheerensutteral untersucht, das ganze weibliche handwerlszeug wurde ein aehend besiiblt und aevriist, ja selbst ein unschuldian Stückchen Zwirn wachs»mußte dran glauben. Cis wurde iterbrochen als ob es den Ring ver schluckt hätte. »Noch eine Minute!« tönte es vom Schautelstubl ber. Schnell stürzte er nun den ganzen Arbeits.torb um und wühlte hastig unter den unzähligen Knöpfchem Oesen, baten, Nebeln u. f. w. —- ums sonst. Verzweifelnd blickte er auf, da rief auch schon seine Frau: »Schluß! Dreißia Minuten!« Er war besiegt; ek, der berühmte Deteitivi Besieat von einer Frau, von seiner Frau. Zertnirsckst und erschöpft wars et sich in einen LebnfesseL Was drückte ihn denn da an der Schulter? Er erbob sich und untersuchte das Rückenvolster des Sessels, fand aber nichts. Ein lautes fröhlickes Aus-— lachen seiner Fraumachte ihn stutzig: unwilltürlich ariff er sich iiber die Schulter, fühlte dort auch etwas am Rock, konnte es aber nicht fassen. Seine Frau stand auf und nahm ihm das unbekannte «Etlvas« vom Rock ab· »hol’ mich der Teufel!« tiefer ver daut. als sie ihm ihren Trauring, ein Sitte-sen Zeitunaspavier und. . . eine Sicherheitsnadel triumpbirend ent aeaenbielt. — «Vielleicht nebst Du ietzt. Schatt,« meinte sie lächelnd, »und bolft die Bil lette zu heute Abends« »Ja. aber erkläre mir doch nuterft, wann? s—-—- —« » P »unm- uo Mk m isqu badet« unterbrach sit tlm tiefsin- III als ich meine band aus Deine l ter legte in dein Moment, als Du eintratest.« Der Deteltiv murmelte so etwas in den Bart wie-« «Berslixte Weiber!« gina zur Theaterlasse, zahlte fseine Bueß und verlebte rnit seiner v issb gen Gattin einen vergnügten Abend. stothtvtld als Invention-seh Nordwestliche Jäger erzählen aller lei Stückchen von der geradezu tollen Vorliebe von Hirschen und Reben flir die saftigen Rüben, wodurch das Roth wild vielfach zur Landplage fiir den Hinterwalvssarmer wird, andererseits aber dem Jäger leichter zur Beute sal len kann. »Die Jndianer können leine größere Vorliebe für Feuerwasser haben, als Hirsche und Rehe für die Rüben, be sonders Runlelrüben,« sagte einer die ser Jäger, der seit Jahrzehnten in Minnesota pirscht, »und auch sie seyen nicht selten ihr Leben aufs Spiel, um den begehrten Stoff zu«lriegen.« Daher mirs-) dieses Wild vielfach in den dünner besiedelten Strichen zu ei ner wirklichen Plage für den heim stiiiiler, der einen Garten hat; denn es frißt nicht nur die heranwachsenden Rüben gründlich auf, sondern tritt auch den ganzen Boden ringsumher nieder, gleich einer Heerde Schafe, und es gehört schon eine Einsriedigung von acht Fuß Höhe dazu, diese Rübenlieb habet sernzuhalim Jst der Garten Auch noch so tsahe dem Hause, — das scheint dieses Wild nicht abzuhalten. Nur in dichter besiedelten Gegenden ist es natürlich scheuer; doch bat man in gar manchen Fällen beobachtet, daß es auch hier mehrere Male in jeder Woche Rübenfelder heimaesucht bat. Selbst nach Beginn des Schneefalls dauern diese nächtlichen Besuche fort, solange noch irgend welche der Pflanzen im Boden zu finden sind. Nicht wenige Jäger sollen es sich seit Jahren Zur Gewohnheit gemacht haben, jedes Frühjahr an irgend einer abgelegenen Stelle Rüben zu pflaniem nur um im Herbst —- oder vielleicht auch schon in den Sommermonaten — leichter Rothwildsleisch zu kriegen! Evens- gut. Ein prominenter New Yorter ero freut sich einer liegenden Gattin, die ein Muster aller häuslichen Tugenden ist. Unter anderen beniertenswerthen Eigenschaften hat sie auch die Bor liebe, hausbackenes Brot zu fabrizi ren und seht einen Stolz darein, ihre Brote schön und appetitlich zu backen. Eines Abends hatte sie eben die Schüssel mit dem Teig in die Küche gestellt, um ihn »gehen" zu lassen und ruhte sich irn Parlor bei einer Novelle aus, als plötzlich ihr sechs-jährigen Sprößling mit lautem Geschrei die Treppe hinausaeidrungen tam: »Mama, Mamal eine Maus ist in die Teigschiisicl gesprungen!" Die Frau war natürlich sehr unan genehm überrascht und sraate schnell: »Hast Du sie herausgeholt2« »Nein, Max aber ’s ist ebensogut; ich hab schnell die Katze hineingesetzt, und die arbeitet darin herum, was sie kann; die wird sie schon triegen.« — —;.--»— Kein Unterschied Richard Jordan, der schottische Schachspieler, hielt einmal eine Lob rede aus Amerika und hob dabei hervor, daß sogar die Fiellner ein sonst nirgends übliches Unabhängig teitsgesiihl an den Tag legen. »Jn Europa,« meinte »er, »ist der Keltner ergeben und willsährig, nicht weil er vor dem Gaste Achtung hat, son dern weil er ohne die heuchlerische Ergebenheit verhungern miiszte. Hier in Amerika brasscht ein kräftiger Mann nicht zu verhungern und der Kellner hat nicht nöthig, eine solche Ergebenheit vorzuspiegeln.« »Ich tras,« suhr Herr Jordan lächelnd sort, »schon die seltsamsten Exenplare von Kellnern; so sragte ich neulich einen: »Sagen Sie, Kellner, ist das hier eine Schweins - Kotelette oder eine Hammets - Kotelette?« .,Merten Sie das nicht am Ge schmatte?« war seine Antwort. ,,Nein!« erwiderte ich. »Nun,« meinte der Kellnm »wel chen Unterschied macht’s dann sitt Sie»zu wissen, was siir eine Kote lette es ist?« Herr Jordan —- und Andere mit ihm — sind der Ansicht, daß der Rellner durchaus nicht Unrecht hatte. Wie der Kassirer des Restaurants da rütlkertdachte, wurde allerdings nicht er ar . Hei-ausgeredet »Sie versprochen mit doch voe ei nigen Tagen, mir 100 Dollats zu bargen, wenn ich nöthig Geld brauch te, warum thun Sie es nun nichi?« »Bei mir müssen Sie nicht alles für baute Münze nehme-W Das-uns. . Aeliliche Geschäftö - Inhaberin Un ’ihrem.jnngen Kassitek): »Das sag» ich Ihnen, here Mein-, entdecke ich noch einmal einen Fehlbeieag in der Fasse, darin müssen Sie mich heira en « -