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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 3, 1905)
YerYng Kriminal . Roman von B. Elster. (5. Fortsedungd »Ich luche keinen Verlehr.« »Wer-leihen Sie, here Groller, Sie scheinen noch immer in weltschmerz lieber Stimmung ftch zu befinden. Ich Greise das nicht recht. Sie sind, wie ich erfahren habe, ein reicher Mann durch die Erbschaft Jbres Bruders ge worden- Sie sind ein freier, unab hiinaiaer Mann-, haben ieine Frau, keine Kinder, find gesund und kräftig — Sie können das Leben mit vollen Ziigen genießen.« · Ferdinand lächelte melancholrsch Ob. er hatte das- Leben genossen, wenn man genießen nennt das tolle Hinausstiirmen in die Welt, das Sich dineinstiirzen in den Strudel groß ftädtischer Zerstreuungen, das Durch lsasten der alten und der neuen Welt, das ruhelose Jaaen von einer Stadt kur anderen. von einer Zerstreuung Hur anderen. Er nannte dieses Leben kein Genießen —- ihn ekelte es an und er hatte sich ietzt in die Einsamkeit der Berge aefliichtet, um wenigstens in Ruhe und Stille leben zu können. Und hier in der Einsamkeit der Berge trat ihm die Erinnerung an jene furchtbare Zeit seines Lebens gar in lebendiger Gestalt entgegen. Er erhob sich. Ich werde nicht lanae hier bleiben,« sag-te er. »Höchstens bis morgen.« »Sie sollten doch einige Tage hier I des-Ruhe pflegen, Herr Grollen Sie sehen ermüdet und angegriffen aus« Die frische Braluft hier wird Sie stärken. Die Ruhe —die Einsamkeit wird Inn-en wo lthun.« »Haben Sie vielleicht hier eine Heil cnstalt fiir Nervöse eingerichtet, Herr Reueyebaur?« »Nein, das nicht,« lachte dieser. »Aber ich habe an mir selbst die wohlthiitiae Wirkung des hiesigen Aufenthaltes gespürt.« »:’0a, die Langewspeile soll ja manch mal eine wohlthätige Wirkung auf überreizte Nerven ausüben.« »Was die Langeweile anbettiffi. so werde ich versuchen, Ihnen dieselbe zu vertreiben. Machen Sie es wie ich und beschäftigen Sie sich mit den klei nen Angelegenheiten der Leute hier« »Ich bin kein Detektiv, Herr Neu gebaur. Und dann, was können diese ; Angelegenheiten Jinteressantes bieten?« E «Oli——greist nur hinein in’s volle Menschenleben sagt der Dichter mit Recht. Sehen Sie, da kommen die Frauen und Mädchen aus der Fabrik ? iuzm Mittagessen heim.« »Ja, ich sehe es." . . . »Ich versichere Sie, daß jede vons ihnen einen kleinen Roman hat. Da s sehen Sie sich einmal die große - schlanke Person an, die da im dunklen · Kleide, welche ganz allein geht... leben Sie die Frau?« «Ja...ich sehe sie... was ist das?« Mit diesem Ausruf sprang Ferdi stand empor, lehnte sich aus dem Fen ster und sah mit gespannter Aufmerk samkeit der Frau nach. »Was haben Sie?——Kennen Sie die Person«-« fragte Neugebaue miß trat-ists Ferdinand wandte sich langsam wieder Neugebaut zu und sah ihn groß on- Sein Gesicht war noch blasser ge worden, seine Hände zitterten. »Meine-n Sie die Frau?« fragte et nnd seine Stimme bebte. — Gewiß kenne ich sie. Es ist eine grau Msatie Brandt, deren Leben ein oman ist. Aber was erregt Sie so?« .O nichts —- nichts. Eine flüchtige Wichleit täuschte mich. . .« ,.Matie Brandt heißt die Frau, Mig- Siei Und sie ist verheira «Wie um« nimmt,« lachte Neuge sam. Wenigstens hat sie einen Sohn.« .Ab. . . wie alt ist der Knabe?« disk wird im Dezember drei Jahre »Das ist merkwürdig-« . . . »Was haben Sie, Herr Groller?« .Richt3. Was sollte ich haben? — Zsee Erzählung interessirt mich. — Sie scheinen recht zu- habem daß man Metall im Leben auch Interessantes trifft, wenn man nur die Augen aus hält — In der That, es ist sehr hübsch ske« ich will Ihren Rath befolgen und einige Tage biet bleiben . . . Herr b, kann ich ein Zimmer aus einige bat-ens« wandte er sich an den - A , nden Wirth. Dieser versicherte daß noch ein schönes Zimmer mit der Aussicht nach der SchneekopPe frei fei. »Gut, ich nehme das Zimmer auf acht Tage, lassen Sie mein Gepäck hinaufbringen, befahl Grollen Mit Erstaunen hatte Neuaebaur diese plötzliche Sinnesänderung be merkt. Mit der Schlauheit eines ge wiegten Deteltivs wittert et ein Ge deimniß... und dieses Geheimniß mußte mit Max-te Brandt zusammen isnaetn denn MAnblick battthol let zum Bleiben veranlait Sollte stellte früher zu der Brand in Be Wn gestanden -» haben? das miß-te noch ausgetundschaftet werden; Idee zuerst wollte et dem alten Amts s Itath durch einen anonnmen tief einen aelinden Schnecken ein » . um ihn zu seiner Anzapfung Mai et zu machens . ; " diesem Eban Verfaß beqabz er sich auf fein Zimmer, da er vor läufig mit Indinand Groller ein- in ttnreres Gespräch nicht mehr führen konnte, weil sich mehrere Gäste einge funden hatten. » Auch Fadinand zog sich auf sein Zimmer zurück und ließ sich den gan zen Tag über nicht sehen. Am Abend desselben Tages saß der Amtsaerichtsrath Wernecke vor der Thür des kleinen Hauses und blickte traurig in die Dämmerung hinaus. Im der Hand biet er einen Brief, der ihm diesen Nachmittag durch einen Jungen aus dem Dorfe überbracht worden war. Er lächelte bitter. wenn fein Blick auf den Brief fiel. Plötz lich erhob er sich, wie in einem festen Entschluß und rief in das Haus: »Frau Marie, haben Sie einen Augenblick Zeit?« « »Gewiß, Herr Rath,« llana die ernfte Stimme der Frau zurück, und aleich daran trat Marie Brandt aus dem Haufe. Die Aermel ihres ein facken Kleides Wren»zurückaeschlagm; ihre Wangen waren getötle man fah es ibr an, daß sie angestrengt gear beitet hatte. - Durch die blühende Farbe, welche ihre fonft so blassen Wangen bedeckte, und die saubere weiße Schürze sah die Frau ordentlich jun-a aus, und der Amtsaerichtsratb betrachtete sie mit lächelnd-ern Wohlaefallerr. .Wie hübsch Sie aussehen, Marie,'« sagte der alte Herr freundlich. Ihr Gesicht verdiisterte sich.' »Nun, nun,« fuhr er beaiitigend fort, »Sie brauchen einem alten Mann die kleine Schmeichelei nicht übel zu nehmen. Ich freue mich, daß Sie fo zufrieden und munter ausschauen.« »Ich habe Ihre Ober-beneiden sie-plät tet,« entgegnete fie. . . »Dabeisift mir etwas heiß aeworden.« »Im. fa, Sie sind immer fleißig nnd thätia. Aber nun lassen Sie die Frau Knoche die Oberhemden nur fertia vliitten und setzen Sie sich zu mir, ich habe ernsthaft rnit Ihnen zu fprechen.« Die junge Frau nahm neben dem alten Herrn Platz nnd sah Hinge spannt an. »Was hab-en Sie mir zu tagen, Herr Rath« »Ja, mein liebes Kind.« entaeanete der alte Herr in einiaer Verlegenheit, »ich« weiß wirklich nicht, wie ich an fanaen soll, um Sie nicht zu ver letzen« »Sie können mich überhaupt nicbst verletzen, wenn Sie mir auch die schwersten Dinae saaen wollten, Herr Ratb,« antwortete die Frau ernst und rubia. »Nun denn, Marie — ich will es kurz knacken. Wir kennen uns nun fast drei Jahre ists weiß. daß Sie ein gutes-, braves, tückniaes Mädchen sind welches unverschuldet in das Unglück gerathen ift.«. .. »Halt, Herr Ratt-! Ich bin nicht unverschuldet in meine Laae gerathen ich beuae mich der Strafe, welckke der Himmel mir auserleat bat. Jch bin schuldig, mehr als Sie alauben.« »Nun, nun, in der Jenaend rollt das Blut heiß durch die Adern- Sie find schuldig weil Sie zu sehr ver trausten... nein, unterbrechen Sie mich nicht! Sie kennen meine Ansich Lten iiber Ihre soaewannte Scheut-. ,Treulosiateit bat Sie, ein aebildetes, braves Miidcken in das Unglück ac trieben, dein ich Sie entreißen durfte. . Danten Sie mir nicht — ich habe nur J meine Schuldiakeit als Mensch gethan kund habe mehr Lohn fiir meine sage Inannte gute Tbat erhalten, als trafe Imals erwarten durfte. Also—tvenn iez sich um Wohltat-ten hier handelt, so habe ich mebr empsanaem als Sie ;—wir sind auitt, vollständig quitt. « liebe Marie. Ich habe iene Ruhe und Frieden aefunden und eine Nützlich keit, die mich bealiickt. Diese Hanslick teit möchte ich nun niemals mehr mis sen, ich möchte sie auch nicht im Ver borgenen aleichsam genießen, sondern vor aller Welt —- fkei nnd offen — turz und ant, Marie, ich möchte Sie bitten. meine Frau zu werden. » ." Akte Frau ? t« »Ja. meine Frau. Ich weiß, daß ich ein alier Mann din, und dafi ich nicht das Ideal einer junnen dreißick jäh-rissen Frau sein kann, aber wie die Verhältnisse nun einmal liegen, dürf ten Sie doch an meiner Seite ein ganz Zufriedenes Leben führen und ich könnte fiir Ihre und Jbres Sohnes Zukunft besser sorgen. als wenn ich nur Ihr väterlicher Freund bliebe.« »Am Frau? — Das ist unmöglich, Herr Rath. . .« ,,Wesl-alb unmöglich? Sie sieben allein in der Welt da, wie Sie mir oft nesckqi baden, ich ebenfalls-Hil lerdsingz habe ich einige Verwandte, welche mich mit außerordentlich liebe voller Senaialt überwachen,« sei-te er spöttisch binm »Am liebsten möchten sie mich alten Mann in ein Narren bans sperrten lassen, damit ihnen in nur kein heller von meinem Gelde ene aebi. Ja, leben Sie mich nur so er fiannt an, liebe Marie. hier durch diesen Brief theilt mein mir mit, daß mich meine lieben Verwandten iosaar biet beoboedien lassen, daß sie hinter » »Mit-. wie iie es nennen. ne Muß-d JchsollemächinAchi W mä Use die M unter mer«-riet In Keller-. n Sie nur, mich unter sinnt-IS' »Es ist abs licht« , das it es Ader die sucht, mein liebes Kind. treibt die on derbaeften Blüthen. Ich möchte nun den herrfebaften das Prävenire spie len. ich möchte nicht allein nein-e. sondern auch Ihre und Jhres Kindes Zukunft sicher fiellen und deshalb frage ich Sie nochmals ob Sie meine Frau werden wollen-« »Sie glauben doch nicht, daß ich Ihre Verwandten berauben wolltet« »O, was das anbetriffi, so feien Sie aantz außer Sorge Meine Maßnaeln sind getroffen Was Ihnen gebührt, erhalten Sie nach meinem Tode, das Uebriae die Armen oder —Sie und Ihr Sohn. · ." Die junge Frau aihmete schwer. Dann fchslua fie plötzlich die Hände vo; das Gesicht und fchluchzte laut au . »Was ift Ihnen, Marie?« fragte ’der Nah ängstlich. »Ist Ihnen der Gedanke fo unerträglich, meine Frau zu werden?« »Ich kann es nicht —ich darf es nicht . . ·«' jammerte Marie und fentte tief das Dankt daß es fast auf ihren Finieen ruhte. Wie eine Büßerin lag sie da, aewalifames Schluchzen er fchiitterte ihre Gestalt. »Wollen Sie mir nicht faaen, wes halb Sie nickt dürfen, Marie?« Tiefer fant sie in sich zufammen »Was Sie- Jhre Schuld, Ihre Schmach nennen,'« fuhr der alte Herr wilde fort, ,.tiimmert mich nicht mehr. Sie haben Ihre Setmld abgebüßt und die Schmach haben Sie nicht auf sich geladen. sondern die unverständigen Menschen. Vertrauen Sie mir. Marie, ich werde Sie sicher durch das Leben führen. Denken Sie auch an Ihren Sohn. den ich zu einem tüchtigen Menschen erziehen werde, und so Gott will, auch mein Sohn werden foll, Marie. . .·« Da fuhr sie e.mpor »Nein. nein —« rief fie. «Jchtann nicht —ich darf nicht, so wahr mir Gott helfe!« Sie streckte die Arme zu dem ster s nenhesiiten Himmel ern-por. f Maria« saate der Rath sanft, »ge s ben Sie mir die Hund« s Sie schreckte zusammen. Sie streckte Tdie Hand aus und betrachtete sie mit J einem Blick des Wahnsinns-. I »Die Hand... diese Hand . . . ?« flüsterte sie. »Nein — nein —- o i mein Gott ———knein Gott-sie ist mit Blut beslectt!« Und wie vom Blinstrahl aetrofsen, J iant sie zu feinen Füßen nieder um , klammerte seine Kniee nnd barg das bannt in seinen Schoon. Er keuate sich iiber sie. »Willst Du mir nicht sagen. was Dich auiilt, Marie?« Sie klammerte sich an ihn an. wie im Dunkeln das Kind an den Vater I und frisiitzend legte er die Arme um sie. »Alles — Astes sollst Du wissen, Pein Vater —- Du sollst mein Richter ein« . .« 1 0. Kap i t e l. ; Durch aiitiaes sanfte-Z Zureden ;brachte der Amtsaerichtsrath die fie ’ herhaft Erreate einigermaßen zur Ruhe i «Sprechen Sie jetzt nicht, Mart-es ) hat er, »was Sie rnir auch mitzutheb s len haben. Sie sind in großer Erre Anna. Sie können Ihre Worte nicht überlegen und ehe Sie sich zu einem ZGestiindniß wenn Sie irgend eine Schuld zu gestehen haben, was ich noch immer bezweifle, ablegen, müssen ;S»ie mit sich und mit Gott zu Rathe i aeaanaen sein. Jch hin nicht Jhr Nich ter und nicht Ihr Beichtvater —ich will kein Gesiiindniß, das Ihnen die jErveauna dieser Stunde erpreßt hat. J Ich glaube asn Sie und vertraue Ih nen—aeniiat Ihnen das jedoch nicht ’und wollen Sie mir das Geheimnis IJhreZ Lebens mittheilen, so soll es» mach reiflicher Ueberleauna und in Jvollem Bewußtsein geschehen-« i ! Marie saß da mit artenttem Haupte »und tramvfhait gesalteten Händen. Sie atlnnete schwer, doch schien der Sturm der Verzweiflung welcher sie girMthgeeltMsigoröMzu iseirn e a re Z Wesens kehrte zurück. Im Sie erhob sich und sah den alten Freund mit einem- Blick unendiichet Dankbarkeit an. »Hei-mit Gott verdanke icn zkvnen Alles,« saate sie mit bebender Stim me. »und ich wüßte nichts-, was ich nicht bereit wäre fiir Sie zu thun. Lassen Sie mich Ihre Sklavin sein, wenn Sie wollen —- nur nicht Ihre Frau . . . nein, nein, Sie wissen nickt, was Sie thun wollen. Aber Sie fol len Alles wissen! Alles —- nur nicht sent. Sie haben recht — ich bin meiner Sinne nicht mächtiq ——ich muß mich vorbereiten zu diesem Geständnis das nur einigen Werth haben kann, wenn es mit vollem Bewußtsein V machi wird. Sie haben recht —- mor aien sollen Sie Alles erfahren . . . ius sen Sie mich ietzt geben -—ich möchte am Bett meines Kindes mich sam-· nieln.« Er erarifs ihre Hand, die schlaff und leblos fast in der seinigen ruhte ,,Gute Nacht. Mart-M sagte er sanft. »Sei-en Sie» zu Ihrem Kinde« und Gott seane See. . .« Sie beuate das haupi und er iiißte sie in väterlicher Röttiichieit cuf die Stirn. Sie erschauerte unter der leisen Berühruna feiner Lippen, dann lah sie ihn-mit ein-ern Blick voll nn sasqdarer Dankbarkeit und Verehrung an nnd ainq lanaw mit tief scient tem Haupte in das-how. . Noch lange Mk der Amin ratl- m der Hautthity sinnend In s den Muts-enden Sternen der W - tosen Sommernacht empor-lebend Nichts störte die heilige Stille unt ihn, 2 nur der Wind säuselte in den Kronen dee Bäume und easchelte in dem vor iiidtiaen trocknen Laube. Mit laut - losem Flügelschlaa strich die Eule um das Haus und verschwand in»de·m Schatten des Waldes und plodlich tönte ihr gespenstier Ruf durch die dunkle Nacht, der nach dem Glauben des Volkes den Tod eines Menschen verkündiaen soll. Der Amtsgerichtsrath schral un willkürlich ein wenig zusammen. Sollte dieser Ruf des nächtlichen Vogels ihm Unglück prophezeien? Dann lächelte er über dm eigenen Aberglauben Er erbob sich. schritt einige Male in dem Gärtchen auf und ab und zog den Rock fester um die Brust zufammen, da ihn frZsteltr. Als er wieder einmal an die Gar tenpforte lam, glaubte er im Schat ten des Gebüsckrs außerhalb des Gar tens eine menschliche Gestalt stehen zu sehen. Er schritt auf iene Seite des Gartens zu: da löste sich die Gestalt von dein Schatten ab, schritt rasch über den Wiesenarund und verschwand im Walde. «Sol!ten mein-e lieben Verwandten mich soaar des Nachts überwachen lassen-« mutmelte der Rath lächelnd. »Bisan sie —mein Leben braucht nie mandes Auae zu scheuen. wenn ich es auch nickt liebe, daß sich die Menschen in mein Tbun und Treiben mischen.« Dann sckloß er die Gartenpiorte zu und beaab sich in das Haus zur Ruhe. Der Amtsqerichtsratb war kein Fritbauffteben Als er sich daher am anderen Moraen erhob und in das ge meinsame Wobnzimmer trat, war Marie schon zur Fabrik gegangen Er batte gehofft, fie würde heute nicht zur Arbeit geben, aber er wußte webt daß ihr Pflichtgefühl ihr keine Ruhe ließ; batte sie eine Arbeit über nommen, so konnte sie nichts davon zurückhalten Der alte Herr beschäftigte sich da her, wie jeden Tag mit leichten Ar beiten im Garten. während der tleine Richard mit feinem Hündchen um ihn » herum spielte. Nach einig-: Zeit fuhr vek Hund j bellend nach der Gartenpforte. Als der Rath binfab, bemerkte er einen ; Fremden, in einfachem Touristenan-» zug, welcher höflich den Hut lüftete. »Aha-« dachte lächelnd der Rath, »der Abgesandte meiner lieben Ver- . wandten. Vielleicht ein Arzt, der fein z Gutachten über meinen Geisteszustand « abgeben foll. Nun hören wir, was der Herr will.« Er trat auf die Gartenthiir zu. »Wünschen Sie mich zu sprechen, mein Herr?« ’ »Ich bitte um die Veraünitigung einer kurzen llnterredung,« entgegnete der Fremde höflich, »sofern ich die Eine habe, den Herrn Amtsaerichts ratb Werneete vor mir zu feben.« »Das bin ich in der That, und mit wem habe ich die Ehr-ei» »Ach, das tbut nichts zur Sache. Ich möchte nur eine Ertundigung bei Ihnen einziehen« aDas ist sonderbar. Man pflegt doch in diesem Falle feinen- Namen zu nennen-« »Ja, das pflegt man zu thun. Aber würden Sie facher fein, daß ich anen den richtigen Namen genannt hättest Ich versichere Sie, daß mein Name durchaus nichts zur Sache thut.« »Das maa fein. Aber Sie werden es mir nicht übel nehmen können, daß ich unter diesen Umständen Pre nicht empfange und jede Auskunft verwei gere.« »Ich würde das im Interesse einer dritten Verfon lebhaft bedauern.« »Ab, Sie tomimen im Auftrag an derer Personen?« »Nein, ich komme aus eigener Ini iiative.« »Sie kennen meine Verwandten nicht?« »Ich habe nicht die Ehre.« »Was verschafft mir denn das Ver gnüaen Jsljres Besuches-P »Das Interesse, welches ich an dem Schickfal der jungen Frau nehme, welche bei Ihnen wohnt. « Ab—faaen Sie lieber der Frau, bei welcher ich tvobne.« »Wenn Sie es fo lieber wollen-— auch fo.« »Sie kennen Frau Marie Brandt?« »Ich glaube sie zu tennen.« »Und nebmen Interesse an ihrs« »Ein lebhaftes Jnteresse.« ,,"«Treten pie ein mein Herr. unter 1 diefen Umständen bin ich bereit, Sie zu empfangen« Der alte here öffnete eifrig diei Tinte und der Fremde trat mit einem ! leicht fartaitifchen Lächeln auf den : Lippen ein. »Ist das der Sohn der Marie; Brandt, wie Sie die Frau nennen?« fragte er mit einem Hinweis auf den f kleinen Richard. »Allerdinaö. mein Herr» ? Und der Vatert« JSie fcheinen tafch auf Schr- Ziel lediwa berr So und So! Der! Vater dieses Kindes lebt nicht mehr. « »Wissen Sie das fo genaus« »Ich weiß ei aus dem Munde der Frau Brandt« »Was wissen Sie überhaupt von dem Sebtckfal diefer Frist-W fragte der Fremde spöttier Der Amtyertchtsrath erröthete var Zorn. »;’tch verbiete Ihnen, mein Heer in diesem Tom von Murie Brandt in sprechen!« rief er, »aber ich werde Ih nen überhaupt leine Antwort mehr Ach bitte im Berg-thun . . ich Mte Sie nicht verleiten. sann ich Frau Ratte Brandt fdrechenf« nai- « Zweit-Eis are-ir .e:akn ne zur neben Zu vi« nat-n ins « »Wie sie arbeitet in der britt Mertwiir « ( Fa dis... ·«,.Ja, nnd sie iti eine der fleißigften und pflichtaetreneften Arbeit-rinnen Sie hat bereits die Stellung einer Anffeherin erhalten« »Ja der That. fedr anerkennens tnerth Ich möchte aber die Fwn gerne sprechen... in ihrem eigenen Interesse. .. wann kann das ge schehen-« , »Heute Abend. Aber Ich muß dann um Ihren Namen bitten.« »Es ist nicht nöthig, meinen Na men zu nennen. Wollen Sie die Güte haben. der Frau diesen Ring zniibw weisen und ihr zu sagen, daß der Be sitzer dieses Ringes sie zu sprechen wünsche. Sie möge mich heute Abend 7 Uhr erwarten.« Der Amtsgerichtsrath ftarrte mit erschreckten Augen den Ring an, den der Fremde ihm aereicht hatte. »Das ift derselbe Ring, den Marie tränk-« stammelte er· »Ja. —- Also träai sie den Ring noch?—Nun, dann wird sie die Ver aannenbeit nicht derer-essen haben nnd ich bin sicher, daß sie mich empfiirrat. Weiter habe ich Ists-neu nichts in saaen, mein-Gern ich danke Ihnen für Itne Gefiilliaieit Sollten Sie mir im Laufe ) des Taaes etwas mitintheilen haben, ich wohne in dem Galtbxaus eum Kai-: ser Franz Joseph, Zimmer No. sk. — Jsdxshkmbe die Ehre, Herr Anrtsgerichts ra .« Er liiftete wiederum böslich den lHut und entfernte sich. ohne dem be ! stürzten alten Herrn Zeit zu einer Gr .wideruna zu lassen. Dieser befand sich in der That in seiner arenzenlosen Verwirrnna. Er starrte den seltsam ans zwei verschlan aenen Händen, die einen funkelnden Rubin hielten. qeformten Ring noch immer an, als der Fremde schon den Garten verlassen hatte. Wie tarn dieser in den Besitz des Riniaes, der demjenigen bis aan Kleinste alich, den Marie Brandt zu tragen pflegte? Scherzend hatte der Amtsaerichts ratb Marie nach dem Ursprungs des Ringes gefragt. Sie war blaß wie der Tod geworden. Kragen Sie nie wieder,« hatte sie geantwortet »Der Nan erinnert mich an die surchtbarste Zeit meines Le bens.« »Aber weshalb tragen Sie ihn denn? Wollen Sie die Erinnerung stets lebendig erbalten2« »Ja« — bat sie aufatkunend erwi dert »Das ist meine Buße . . .« Er hatte nicht wieder aesraat. Er nahm an, daß der-Ring das Gescbent ihres treulosen Geliebten war. Aber dieser Geliebte, der Vater ibres Kin des. so hatte sie ihm feierlich versi chert, war todt.·. und jetzt tratibm ein Mann entaeaen, weldker denselben Rina trua, wie Marie und unter Bes rufuna auf den Ring eine Untern duna mit Marie forderte? Der Fremde wußte auch, daß Marie denielben Nin-a besaß. er hatte es selbst aus« svroebem Beide mußten also in Ver- . binduna saestanden haben, und da Marie den Nina als Buße einer Schuld trete-. so mußte der Mann, der den aleicken besaß. mit dieser Schuld in Verbindung stehen Dem auten alten Herrn ward ganz traurig zu Sinn-. Er hatte so selsen seft aus Mtarie gebaut, ihrem Wort so ielsensest geglaubt, und jetzt mußte er doch annehmen, daß sie ihn belegen Dean wer konnte dieser Mann, der den aleichen Ring wie Marie trug, an ders sein« als idr srüberer Geliebten der Vater des kleinen Richard. Deshalb datte er auch seinen Na men nicht nennen wollen, wußte er doch, daß der verhönanißvolle Ring ibm den Weg zu Marie bahnen würde. Alle seine frohen Hoffnungen, die der aute alte Herr gestern, ja heute Morgen noch gehegt, waren verschwun den. Er hatte sich die Zukunft — den Abend seines Lebens so schön ausge malt. Das Unglück Mariens, wie er deren Fehltriii nannte, hatte er ganz und gar in seiner warmen Großher ziateit und Liebe vergessen; wes ge wesen, war veraansaen und verziehen Die Vergangenheit war todt. sie kehrte nicht mehr zurück, eine schöne, reine, zufrieden-e Zukunft sollte siir die un aliickliche Marie erstehen und ein nur ndch intzes Leben sollte von dem mil den Abendroih eines stillen Glückes er siillt werden. Gewiß, er war so egoi stisch gewesen, bei den Plänen siir die Autunst Mariens und ihres Sohnes« auch an sich zu denken, aber konnte ihm diese menschliche Schwäche zum Vorwurs gemacht werden? Und nun war alles vorbei! Grau und öde laa die Zukunft wieder vor ils-rn, die ihm nur ein einsames Alter brinaen konnte, oder die Gesellschaft seiner »lieben Berwandien«, die nur aus seinen Tod warteten. In einer Stunde mußte Marie zu rückkehren. Er wollte ihr ietzt nicht qeaeniibertreten, ihr auch den Ring nicht persönlich überreichen, in ihrem Erbleichen, ,ihrem Erröthen hätte er ihre sriiliere Unwahrhasiiaieit er kannt, sich siir sie aesclxärnt sDieseZ reinliche Gesiilsl wollte er ihr erqu ren. Mochte sie zu dein fremden j Manne neben und» alles mit ihm be sprechen. spater wurde sich dann wohl auch eine Stunde sit-den« wo sie ihm i ihr herze ausschiittetr. War sie dpchl aesiern Abend bereit gewesen, ihm als « les zu gestehen Er aing in das date-, schrieb einen kurzen Ortes nnd legte den Ring hin edln cr eMte ihr feil-u MICH- l. Fknäfüäte nur den Auftrag ds tem trit. «Damtt Sie unsstöti Mit W Erz-n sprechen können,« lchkkkb U um Schrot-. »wid- sch cis-O MU- II eiserne machen und erst spät W Abend zuritcktehrelh Gott beschsl Sie und wende alles zum Besten Dann fiegelte er den Brief nnd übergab idn der alten Frau M zur Veso-kaum wenn Marie im gelehrt. « Darauf küßte er den Knabenderv sprach ihm, ihm etwas Schönes mitzu bringen und verließ das lleme Hans, das Asyl des Friedens und des qucks seines Alters. Er lenkte seine Shrttte in den Wald. Dort warf er sich an einer einsamen Stelle in das Moos und blickte sinnend in das Blätter aetoirr empor, das in der Sonne wie ariinlickes Gold ausleuchtete. Die Bienen und Käfer umsummten il;n. Aufeiner hohen Buche saß ein Finle nnd fchmetterte frin Signal in die Luft hinaus-. Von fern her tönte der Ruf eines Kuckuck-T Tes alten Herrn Nerven beruhigten fu«-. Er war ja doch lein Jüngling mehr und hatte schon so viel Leid un Kummer, Elend und Enttäuschung in der Welt aeleben, aber auch erfahren, das; jedes Unaliicl nicbt so qrosi, als ei anfangs erscheint. Verzweifeln thut nur die Juaend, er weiß. daß alles sscb wieder einrenlt im menschlichen Leben. l7r schämte sich ietzt fast seines Kleinmutbs. Konnte diese Anaeleaerv beit mit den Rinaen nicht aanz an ders zusammenhängen, als er sich asssaemalt2 Konnte die aanxe Ge sklsisnte nickt sehr liarmlos sein? Rasch erhob er sich, nnaewifz. ob er nicht aleich wieder heimkehren sollte. Da erllana plötzlich ein lauter Schrei in der Ferne. sclxrill nnd jammernd . . er erschrock! War das ni-« Mariens Stimme? Sollten feine Befiircktunaen doch beariindet sein? Er Mandel-te m sammen. und trie von einem Unsicht baren Feinde aehetzt, eilte er tiefer is den Wald. Mortsetzuna folaU -—--— Besser to. Ein Gerichiskenmter von Süd Georaia erzählt eine nette Anekdate l von Gmern Speer, der das dortige . staatstribunal mit Grazie und Wiirde leitet: Es wurde neaen einen : Mann verhandelt. der der Falschmün « serei angetlaat war nnd dessen Fall Edie ganze Vormittnqssitzunq ausar siillt bntte, so daß der Gerichtshof sich über Mittaa vertaatr. Richter Speer war viinitlich. um 3 Uhr auf seinem Sinle aber weder der Arreitant noch der Maria-all wa ren zur Stelle: um stffks Uhr kamen beide zusammen aemiithlich an, — der Gefanaene botte mit dem Mar ichall einen kleinen Verdauungsspas zieraang gemacht. »Will der Marieball mir freund lichit erklären, warum er das Gericht aufgehalten hat«-»m fragte der Richter. ».(5w (2bren,'« war des Marichalls Antwort, »ich dachte, die Sitzung be ginnt: Z: 30 11hr.« »Der Marschall soll nicht denken, sondern wissen,« saate der Nichter. »Herr Cleri, notiren Sie 810 Strafe fiir die Bummelei. Die Verhandlun wird eröffnet.« Etwa eine Stunde später —- es wurde gerade ein wichtiger Zeuge ver nommen — fah man, wie der Mar fchall mit dem Richter in ein leise-, aber ernstes Gespräch verwickelt wag Die Verhandlung wurde einen Angen blick fiftirt und der Richter Speer wandte sich an den Cleri. »Herr Cleri, " sprach er, «ftreichen Sie die Strafe für den Marschall will sich soeben von mir zehn Dvckars bargen, und die Regierung tann’s leichter verlieren, als ich. Die Ver handlung wird fartgeie2t.« Der Klapperstorch. Mit welchen Schwierigteiten die "Germaniskruna in Oberschlesien zu kämpfen hat, ergibt sich aus dem Au - satze einer zehnjährigen Sei-Hierin, de das Oberschi. Taaebi. veröffentlicht: Thema: Der Storch. l. Name: Er beißt Kllavperstorch, weil er Mitw pert er heißt noch Hausstorch er heißt noch Klapperstorch weil er mit den Schnabel KllapperL Er heißt Haus Storch weil er sein Nest aus dem Hause baut. —- 2. Farbe: Der Stomä ist Schmutziaweiß. — Z. Größe: Er iit 1 hn hpch das Weibchen iit Federn. —- 4. Kopi: Der Kopf des Storches »itt einen Genie Kot-s ehnlich. —- 5. )Beine: Die Beine sind lnnq. Er bat ; vorn drei und eine hinten 1 Zahn rnit »einer Bindedaut verbad. —- 6. Die J,IFliiael sind nicht so lanq das sie den l Schwanz bedecken. 7. Er lebt in ganz Tinte-per besonders lomt er in West salin. Im Sommer lelst er in Eu ropa irn Winter von Afrika. Er tornt in März und zieht in August. .8. Er hält sich auf tiimvsiaen Wie sen auf. Er baut lein Nest aus einen Waaenrat, dieses stillt er mit Storc aug. —- 9. Er sriesxt III-ichs Ei detlem Mairllwiirsr. Mensc, Fisc und andre Vögel aus. -— m. Ver möbrunm Das Weibchen leot 2 bis ( stier, diese sind Tröster als Gen e lsiee und weiß. Das Weibchen be - tet wier Most-en lang. —- 11. Seine stimme ist ein heissem Zwischen. — 12. Verwandte sind der Krannicht und der Nil-streichen —- 13. Gatunqr Er gehört zu den »Von-Zack .- -. Eln siebeniral verschlossenerSchranl imvonirt der Menge immer, wenn ee euch nämlich leer ist«-« das wissen die Echtes-en unter den Dammen und dritten sich m Schweiqu