Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 27, 1905, Sweiter Theil., Image 16

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    P
Veaksch und amerikanisch.
Im John Nitsch läßt wieder einmal
von sich hören.
Irootlym September, Herr Dotter, H
. M ich denke, was site einen schönen
sp MU- wo es viel feiner is, ze sagen
satt ll, man in den altenLande hat,
its r, denn es is simply schrecklich
Und die Misses Meyer hat es gestern
gesagt, wie es Alles rostig werd
Und Sie sollten auch etwas darüber
schreiben sor Jnstenz das Salz, wo so
III is, daß es aus die Salz-Geldes
ächt heraus geht und Alles stielig und
wie eine ehrliche deutsche Hausfrau
Gattin und Mutter bei diese Hjurni
diti die Wäsche trocken kriegen soll, das
is mehr wie ich sagen kann und Sie
derben nicht einmal als ein Dotter
and ein gelernter Mann, wo es Alles
Ins die Bücher nemmen tann, es wis
sen, denn wann Sie es wüßten, Herr
Dotter-, dann wären Sie der schmar
Ieste Mann, wo es gebt, den 20. 1905.
Un den Herrn Doktor, Misterl
Erlauben Sie auch eine Frau ein
mal, eine Meinung zu sagen über die
rage, wo jetzt den Dotter so viel bat
t, nämlich wegen die deitschen Ver
eine und die Singing-Sosseieties, ob
Her Jnglisch singen sollen oder nicht.
ämlich Meine Meinung darüber, ;
Herr Dotter is, daß dieses gar nichtst
damit ze thun hat, sondern eine ganze ;
Masse andere Sachen, wo viel wichti-’
set sind. Zum Beispiel sor JnstenzT
has gut is es, wann die Sosseieti die -
nsten deitschen Lieder singt, aber;
e Singers singen Alle nicht mit, weil
He an die Var stehen und inglische
Wxt-drints trinle oder Battels mit»
seentsch Schamvähn öffnen. Wann sie i
In den guten deitschen Bier stickenj
würden, dann thäte mehr übrig blei-(
den siir die Frau an Wirthschastsgeld »
und siir Dresses, denn man verlangt
ja nicht mehr wie recht is. Thut man.
Derr Dotter? Jch lasse es zu anen.
Und wann die Männer es schon so»
fiel nöthig haben, auch das Jnalische, »
Iveil es die Sprache von den Land is,
präktissen, warum imitäten sie nicht
e inglischen Amerikans, wo nicht wie
die deitschen Männer die Lädies allein
sitzen lassen? Wann eine Frau einmal
am Morgen schlecht oder sehr schwach
siihlen thut und der Mann sollte auch
einmal zuerst aufstehen, um Kind-sing
holz ze machen und das Feuer anre
zünden und das Wasser for den Kossi
auszesiellen, wie amerikanischeMänner
es thun, da is es allemal der gute
Deitsche, wo dieses for eine Schande
hält, weil die Männer in dem alten
Vaterlande es nicht thun. Awwer im
Saluhn da thun sie’es nicht wie die
deitschen Männer, wo Jeder sor sich
schön langsam trinkt und Jeder for
selber bezahlt, sondern es geht Al
s echt »amörilän Hurtiiovp, hurti
sopp«, immer ein Triet nach den an
und immer an die Bat stehend,
derweil die Frau sich mopst und allein
sam fühlen thut.
Und wann sie es schon so nothwen
dig haben, bei den Singen von die Lie
der die englischen Wörter zu gebrau
chen, warum imitäten sie das Ameri
kanische nicht überhauvt mehr. sor Jn
sienz bei die Frau nicht mit den Din
ner oder Zovver warten zu lassen, denn
ein Umöritän thut es nicht, und wa
rum imitäten sie nicht überhaupt mehr
den Weg, wie ein Amöritän seine
Liidies trieteti
Und wiederum die Anderen sagen,
daß die deitschen Sosseieties die drit
sche Sprache hoch haltewmiissen Die
ses ist allreit genug. Was Jch aber so
ost genotbiszt habe, das is, dasz ein
deitscher Mann sein Fallen in Deitsch
thut und sein Schwören in Jnglisch
Wann er Alles in Deitsch sagt, könnte
er auch das Fluchen in Deitscb thun,
denn im Jnglischen klingt es noch viel
Irdiniiten besonders wann man es
nicht versteht. Und üwwerbaudt, wann
Ize das Jnglische imitäten, sollten sie es
such darin thun. daß sie in die Presenz
m Lildies äberhauvt nicht schwören,
If course wann es blos die eigeneFrau
is, dann macht es nicht so viel aus,
denn manchmal is es werllich eine Er
leichterung Obwohl schön is es nicht.
Nicht mehr für heute, jedoch Jch
dachte, Sie würden es gleichen, wenn
auch eine Frau in diese Sache gehört
seid. Deshalb nichts für ungut.
Jhre treuliche
Misses John Nitsch.
Das beißt, Herr Doktor, denlen Sie
nicht, Ich wüßte wie die Männer sind.
»Der-n entweder thun sie es jetzt, wo
eine Frau es gesagt hat, er st recht,
oder sie thun es trotzdem erst recht
sich t".
Die oben
Ihre treuliche
Misses J. tit.
M den Mister Nitsch is, er is sor
das Peitsche und macht einen Punkt
dum, das es immer aeiust wird.
g DREI J. R.
seist Itzt.
Beste-H «Wo fehlt’s Ihnen denn
Masche-«
III-m »Ich weiß net, es jodelt ims
set so im Bauch!«
Mtsfchaut
M kann ohne Ihre Tochter nicht
, den Kommerzienrath!«
»Verspei» Sie es einmal, lieber
staf, sparen Sie ein bitchenk
sm« In. fu«
Jni Vippodrom in London wird seit
einiger Zeit eine Truppe aus dem
Stamme der afrilanilchen Zwerge ge
zeigt, einer Völterscheft, über deren
geheimnisvolles Dasein von Stanley
und Anderen viel berichtet worden
war. Die Schaar besteht aus Män
nern, Frauen und Kindern und bildet
eine große Sehenswiirdigleit fiir das
englische Publikum. Die kleinen
schwarzen Leute haben sich in ihrer
Weise schon recht mit dem zivilisirten
Leben Europas vertraut gemacht. seh
nen sich aber doch im Stillen nach ih
rer wilden Heimath im Juni-Walde
in Mittel-Afrita zurück. Das ist be
greiflich. wenn man bedenkt, wie eng
fee sich in ihrer neuen Lebensweise in
einem englischen Logirhause, wo sie
usnteraebrachit sind, fühlen müssen.
Anfangs fürchtete man für ihre Ge
sundheit. Sie haben sich aber vorzüg
lich gehalten und zeig-en die vergnüg
lichse Heiterkeit, die allen Negern eigen
thiirnlich ist. Sie leben sehr verträg
licki necken sich aber qern untereinan
der. Den Genüssen des Gaumens
sind sie sehr ergeben, besonders Honig
und Zitronenlimonade zählen zu ihren
liebsten Leckereien Es wird berichtet.
daß die sechs Personen nicht weniger
als 16 große Honiatöpfe in einer
Woche leeren und dazu ihre 8Fla
schen Limonadensaft vertilgen. Sie
veraniigen sich damit, auf den Wiesen
umherzuspringen. auf die Bäume zu
klettern und ihre Pfeile auf lleine
Standthiere und Vögel abzuschießen
Besonders auf Hasen haben sie es da
bei abgesehen Bei einem Versuche.
den sie bei Lord Londsborough
machten, erlegte der eine zwei Hasen
mit seinem Pfeil. Auch Marder woll
ten sie schießen. Als man ihnen aber
erklärte, wie diese Thierchen zur Jagd
abgerichtet werden, wünschten fie gleich
mehrere von ihnen in ihre heimath
rnitzunemnen, und zwar um ne zur —
Elefantenjagd zu verwenden- Die klei
nen Kerlchen scheinen lein rechtes
Verständniß für Größenmasse zu ha
ben. Während der Vorstellungen tra
gen sie gesittete Kleider. Daheim in
ihrem Lager werfen sie sie aber gern
als lästig ad. Sie essen tiichtiae
Portionen. den Thee schlürfen sie
löffelweise hinunter. Sie sind von
der Allmacht der Weißen überzeugt
Das eleltrische Licht staunten sie an
fangs wie etwas Ueberirdisches an.
Jetzt amiifiren sie sich damit, es an
und abzustellem Das Rauchen haben
sie schon gelernt. Der Phonograph
imponirte ihnen ungeheuer. Vom
Gelde then sie bereits einen kleinen
Begriff, obwohl sie nichts anderes als
Tauschbansdel kennen. Jhre Lustigkeit
ist unerschöpflich. Sie ahmen lachend
die vielen merkwürdigen Töne nach,
die von der Straße herausschollen.
Klovft es einmal an die Thür, sind sie
im Nu auf den Beinen und greifen
nach den Waffen. Die Musik interes
sirt sie, aber sie singen nich-; dagegen
versuchen sie zu bfeifen. Es ist von’
hohem Interesse, sie langsam sich an
die Zivilisation gewöhnen zu sehen.
SieL lehren demnächst nach Afrila
zurück, werden« aber vorher dem König
Leopold als dem Schußberrn des
Konaostaates, dem sie zugehören, vor
gefiihrt werden.
—--·
sonderbare stets-tus.
Die französischen Seeleute, die
jüngst Schloß Windsor besuchten,
dürften — so schreibt der «Gauloi5«
—- ersnaunt gewesen sein über die vie
len französischen Fahnen, mit denen
ein Saal des Schlosses-, der soge
nannte Gardensaal, oon oben bis
unten geschmückt ist. Wer es nicht
besser wußte, hielt diese Fahnen viel
leicht fiir ebenso viele Trophäen, welche
die Engländer den Franzosen in ir
gend einer unbekannten Schlacht ab
genommen habm Die Fahnen haben
aber einen weit profa«iscl:eren, oder,
wenn man will, poetischeren Ursprung:
sie stellen die »Mitthe' dar,- die von
den Herzoaen von Marlborough und
von Wellington, welche die der Krone
gehörenden Schlösser Woodstock und
Strathfields Haue bewohnen, alljähr
lich an den« König Edward gezahlt
werden musi. Jedes- Jahr an den
Schlachttagen von Blenheim und von
Waterloo (2. August und 18. Juni)
schicken die beiden herzt-ge je eine
fratvzösischt Fahne Als Schickt-acht
und diese Fahnen werden dann im
Gatdenlanle aufbewahrt Das ist
übrigens nicht die einzige Form sel
tener Miethzahluna in England Der
Schloßherr von Buckland in sent
schickt dem König, dem das Schloß
gehört, jedes Jahr eine rothe Rose als
Mieth:. und der Lord von Beinburg
hat siir sein gleichfalls der Krone ge
hörendes Schloß 140 hiihrm nnd
1300 Eier alf Weibe zu entrichten
Fürsulche Prügeln-dem
Der französische Marschall Camo
bert konnte sich, wie er uns in seinen
Memoiren erzählt, während seiner
15iährigen Dienste und Kämpfe in
Alaier überzeugen. daß die fürstlichen
Prünellnaben keineswegs nur der
Sacke oder sehr entfernten Jahrhun
derten angehören. Er lernte nämlich
jemanden kennen, der selber noch Prü
aelknabe am spanischen Hofe gewesen
war. Es war der in französischen
Diensten stehende Oberst de la Tom.
Ein unehelicher Sohn des »Frieden3
fürsten'« Godoi. war er mit den Jn
fanten zusammen erzogen wardemer
hatte thatsiichlich den Beruf gehabt,
die Peiiael in Empfang zu nehmen,
welche die Jnfanten verdient hatten,
und das war gar nicht so selten- var
nett-innrem
—c———-—-—-—
Sonnenscheine A
Novellette von Herrnann Meier.
Graues Gewölk stieg im Westen auf
und färbte den sonst so blauen See
tiesschwarz. Ein heftiger Nordwest
« wind setzte ein und peitschte die Wel
slen, die schäumend und grollend an’s
Ufer schlugen. Mit voller Kraft blies
er in das Schiff hinein, das dem wuch
x tigen Anprall nicht zu widerstehen
; vermochte und sich rauschend in’s Was
sser neigte. Weiter raste der Sturm
wind. Jn wilder Wuth schüttelte er
die Bäume, rüttelte an den Fenstern
und Pforten der kleinen Häuschen und
fuhr mit scharfem Sausen in’s goldig
schimmernde Korn, das —- einem gro
ßen Wasserspiegel vergleichbar —- aus
und nieder wogte.
Drohender zogen die Wolken heraus,
und die auf dem Felde arbeitenden
Bauern schickien sich an, unverzüglich
heimzugehen.
Ein lange fortrollender Donner ließ
sich vernehmen. Die ersten heißen Re
gentropfen sielen hernieder. Das Feld
hatte sich fast geleert. Jn wilder Hast
hatten die Bauern ihre Geräihe zu
sammengepactt und strebtrn demDorse
zu.
Nur ein einziger Mensch blieb zu
rück. Eine noch jugenle e Frau war
es, mit einem nicht uns önen Gesicht
und einem Paar seelenvoller Blau
augen. Ernst blickte sie einen Augen
blick zu dem tiefschwarzen Himmel
hinauf, dann schürzte sie ihre Kleider
höher und griff, weit ausholend, mit
beiden Armen in das vor ihr liegende
Heu. Sie mußte es heute noch ein
bringen, denn-täuschte sie sich nicht«
so würde dieser Regen längere Zeit
andauern, und das Heu, von dessen
Verkauf sie einen guten Gewinn er
wartet hatte, würde verfaulen. voll
ständig werthlos werden.
Jmmer dichter fielen die Tropfen
zur Erde, immer mehr beschleunigte
das Weib feine Arbeit. Endlich war
das kleine Wägelchen gefüllt, und
heimwärts eilte sie mit demselben, der
spitzen Steine, an die ihre bloßen
Füße sich schmerzhaft stießen, nicht
achtend.
Endlich hat sie ihr seines Häuschen
erreicht, in dem sie seit dem vor einem
Jahre erfolgten Tode ihres Mannes
mit ihrem tleinen zweijährigen Friedel
allein wohnt. Das tleine Bengelchen
" kommt ihr beim Eintritt munter ent
gegengesprungen und hilft nun der
Mutter beim Abpacken des Heus.
; »So, FriedeL nun gehst Du wieder
f hübsch artig in’«5 Stübchen", sagte das
Weib zu dem Kleinen· »Mutti geht
jnoch einmal fort, kommt aber gleich
; wieder.«
- »Mutti nicht fortgehen«, weinte der
Kleine. »Friedel solche Angst hat,
wenn Mutti fort. Und der liebe Gott
ist heute so böse!«
»O, Du Lieber, Süßer! Mein
Sonnenschein darf keine Angst haben.
Der liebe Gott ist nur auf unartige
Kinder böse.«
»Friedel aber nicht unartig ist, nicht,
Mutti?«
»Nein. mein Sonnenschein! Mein
Friedel ist ebenso artig und lieb wie
die lieben kleinen Englein im Hirn
mel.«
»Komm e-’friedel auch in den Him
mel, wo der Papa ist?«
»Ja, mein Sonnenschein. Aber
jetzt noch nicht. —- Erft muß Friedel
groß sein, und dann geht Mutti zuerst
und holt dann auch ihrenSonnenschein
in den Himmel. Und dort oben beim
lieben Gott ist dann Friedel immer bei
Papa und bei der Mutti, und niemals
mehr allein, und tann mit den lieben
Engeiein spielen.«
»Aber Mutti soll nicht zuerst hin
gehen, Friedel will gleich mit Mutti
zum Papa gehen!«
Die junge Frau mußte trog ihrer
vielen Sorgen jetzt heiter lächeln. Sie
kiißte ihren Liebling und brachte ihn
in’5 Bett. Aber eg wiihrte lange, bis
der Kleine einschlief.
Was hatte sie alles ihrem Sonnen
schein siir den Ertrag der heuernte
taufen wollen! Und nun sollten alle
ihre Hoffnungen durch ein einziges
Gewitter zunichte geworden sein? Sie
trat vorn Fenster zurück. warf noch ei
nen langen, langen. liebevollen Blick
auf ihren schlummernden Liebling,
band ein Tuch um den Kopf, nahm
eine Laterne zur Hand und fuhr mit
deinII Wägelchen hinaus in die dunkle
No t.
—- -—— « heulend fuhr der» Sturm
in die Bäume und peitschte den Regen
gegen die Fenster. Wild rollte der
Don-Ir. und taghell erleuchteten die
Blitze weithin die Landschaft.
Das junge Weib hatte auch den leh
ten Theil ihres Hei-es aufgeladen.
Donkbaren Herzens und mit einem
unfagbar glücklichen Gefühl schritt sie
dem Dorfe zu. Sie soh nicht die feu
rigen Blitze, hörte nicht das grollende
Donnern und fpiirte nicht den Regen,
der ihre Kleider bis auf die haut
durchniißtr. Sie dachte nur an ihren
Sonnenschein. on ihren FriedeL Nun
würde sie ihm ein neues Kleidchen tau
fen können, was ihm fchon längst so
noth that, und ein holzpferdchem das
er sieh immer gewünfchr Seit dem
Tode ihres Mannes lebten sie sehr ein
geschränkt —- Die Kartoffeln verspra
chen auch ganz gut zu werden, und so
würde ja nun wohl alle Noth eine
-- « .-.-.——--s—- - — ..-- —
Zeit lang ein Ende haben. Sie woltte
ja gern arbeiten, von früh bis spät —
nicht für sich —- o nein! Nur fiir ih
ren Fried-eh ihren Liebling, ihren
Sonnenschein! — —
Ein feuriger Blit zuckte herab, senk
recht, und ein ohrenbetäubendes Kra
chen begleitete ihn. Diesem furchtba
ren Schlage folgten mehrere andere
von geringerer Stärke, und nach und
nach verzog sich das Gewitter· — —
Arn nächsten Morgen fandenBauern
das junge Weib turz vor dein Dorfe
neben ihrem Wagen liegend todt auf.
Der Blih hatte sie erschlagen. —- —
Auf die Nachricht hin eilten die
Dorfbewohner hinaus, doch konnte
Niemand mehr helfend. Sie alle aber
wanderten sich über das glückselige
Lächeln, das wie Sonnenschein das
Antliy der Todten umspieltr.
——--. --.--—-—-—
Ein Denkmal Ourenderss tu
Var-ist
Die französische Nationaldruckerei,
die sich 1640 in der Dianen-Gallerie
des Louvre befand, gilt mit Recht
für die Wiege der thpographischen
Kunst in Frankreich. Jhre Ent
stehung wird auf den Kardinal Ri
chelieu zurückgeführt, der die Anste
delung holländischer Drucker in Paris
veranlaßt haben soll. Diese Muster
werlstätte wurde im Laufe der Jahre
mehrfach verlegt und vergrößert,
1809 bezog sie das Palais du Car- !
dinal neben dem Hotel de SoubiseJ
in dem sich noch heute das Archiv be
findet. Seit Jahren wird über den.
traurigen Zustand der im Hotel de;
Rohan (Palais du Cardinal) befind- !
lichen Werkstätten der National-!
Druckerei gellagtx es dauerte aberl
lange, bis die Regierung sich ent-l
fchloß, an anderer Stelle ein den
Anforderungen der modernen Indu
strie entsprechendes Gebäude zu er
richten. Jetzt will man die Druckerei
grundftiicke und Gebäude in der Al
ten Tempelstraße verlaufen und mit
dem Erlös die Kasten des Neubaues
decken. Dagegen protestiren die Alt
Pariser; sie wollen das Hotel de Ro
han erhalten wissen und um es herum
einen Part anlegen lassen. Das Post
archiv schlägt dazu vor: Vor dem
Palaste, der mit seinen Bildwerlen
und Malereien zur Unterbringung
von Sammlungen noch recht gut ge
eignet ist, könnte die Statue Guten
berg’s aufgestellt werden« von dem an
seinem 500jährigen Gedenltage gesagt
wurde, er haben »mit 25 Bleisoldaten
die Welt erobert.
-
Zur Insect-sie der Aussage.
Dr. J. Lehmann, der Verfasser des
auch in Hannover ausgeführten Lust
spiels »Augen rechts!" schreibt dem
»Verl. Tgbl.: »Zu: »Pshchvlogie der
Aussage«, die Sie in einem Artikel
behandelten, vermag ich Jhnen ein
kleines charakteristisches Erlebnis mit
zutheilen: Nach der Berliner Erstaus
fiihrung meines Einakters »Die
Schrivpe« befand ich mich mit einer
größerm Gesellschaft in einem Bestan
rant. Eine Dame, deren Beobach
tungsvermögen ich sonst zu bewun
dern Gelegenheit hatte, sprach mir von
dem Kinderwägelchen, das von einem
hübschen Bauernjungen über die Büh
ne gezogen worden sei. Diese falsche
Beobachtung setzte mich in Erstaunen,
und ich bat die Dame, mir eine Be
schreibung des Kinderwögelchens zu
geben. Sie zögerte einen Augenblick
und behauptete: »Es war ein kleiner
Möbelwaaen oder ein kleiner Omni
bus.' Jch bat nun die Anwesenden,
mir zu sagen, ob sie sich erinnerten,
wie der Kinderwagen ausgesehen hät
te, der über die Bühne gezogen wurde.
Jeder von den Anwesenden, ohneAus
nahme, hatte den Kinderwagen ge
sehen. Die meisten sagten, »es war ein
gewöhnliches Kinderwägelchen.« Ei
nige konnten ihn aber beschreiben. Da
es ein bäuerliches Milieu war, so do
minirten bei dieser Beschreibung die
bei Bauern üblichen Gefährte. Die
einen behaupteten, es sei ein Leiterwa
gen gewesen, die anderen, es sei ein
Planwagen, einer meinte sogar, es
wäre ein kleiner Bierlarren mit klei
nen Füssern darauf. Aber unter
sämmtlichen etwa zwanzig Anwesen
den war keiner, der den Kinderwagen
nicht gesehen hatte. Es war aber gar
tein Kinderwögelchem das über die
Bühne gezogen wurde, .fondern —
eine alte Cigarrenlistr.
Ein parteee site junge Damen.
Aus London wird berichieit Mis.
M. Bartasford, die Direktorin des
»Biigliton Hippodrome« in London,
wird binnen Kurzem eine Varieie,
»Lyceum« genannt, eröffnen, das
hauptsächlich fiik junge Damen be
stimmt ist. Mis. Battasford will die
Erfahrungen die sie bei der sehr et
folgreichen Leitung des hippodeow
Varieies gemacht bat, praktisch ver
werihen Sie hat bemerkt, daß die Va
tieies von Damen noch lieber besucht
werden als von Herren, und daß »zehn
Biouien auf jeden Gentieinan« kam
men. Da es nun tausend und aberma
send junger Damen giebt, die vielleicht
Niemanden haben, mit dem sie ein
Varieie besuchen können, so will sie ih
nen ein Lokal bieten, das jede junge
Dame ohne Begleitung besuchen sann
Das Programm so wie die Bedienung
Lallen völlig einwandsftei und dezeni
ein
seht-O Lied. ,
Wenn einst sich meine Stirne feuchten
Erschanernd vor des Todes Kuß,
Wenn zitternd mir vom Auge leuchtet
Gewißheit, daß ich sterben muß.
Dann möcht’ ich, daß ein paar von
jenen,
Die ich im Leben treu erkannt, .
hinträten zu mir ohne Thränen
Und schweigend drücken meine Hand;
Dann sollten sie. gestellt im Kreise,
Dem Wanderer, der von hinnen zieht,
Als letzten Gruß sük seine Reise
Noch singen leis ein kleines Lied·
Ein Lied von mir, in das mein Lieben
Jch einst aus heißem Herzen goß,
Daraus, als ich es hingeschrieben,
Vielleicht mir eine Thräne stoß.
Und wie aus des Vergessens Tiese
Stieg dann mein Sang wie neu er
wacht,
Als ob nach Licht und Sonne tiefe
Die Seele aus des Todes Nacht.
Und unter seinen Worten liime —
Wer weiß —- aus Tagen hell und
warm
Das heil ge Glück von einst und nähme
Mein müdes Haupt in seinen Arm
Und neigte still sein Antlitz nieder —
Jch weiß, wenn dieses Antlitz gleicht-—
Und küßte meine Augenlider
Mit lühlem Mund, ganz sacht, ganz
leicht.
Umschmeichelt so von holder Lüge
Hinschritt·ich durch des Todes Thor;
Aus seinen reinen Schwingen trüge
Mein Lied zum Lichte mich empor.
Aug. O. Plinle.
Kaiser Will-eins Französisch.
Jn einem Artikel des »Monde Mo
derne« über das deutsche Kaiserhaus
findet sich folgendes interessante Ge
schichtchen über die Gewandtheit, mit
der der deutsche Kaiser das Französi
sche spricht. Der stonzösiiche Philw
sodh Jules Simon, der sich im Jahre
1900 in Berlin aushielt und öfters
Gelegenheit hatte, mit dem Kaiser zu
sprechen, meinte überrascht: »Von uns
Beiden spricht der Kaiser das reinere
stnzösisch.« Als der Atademiter dem
Kaiser seine Bewunderung aus-sprach
meinte dieser. daß darin nichts Be
seemdliches lieae, denn ein vurisiischer
Franzose habe ian zehn Jahre lang
unterrichtet. »Seid-en Sie mich je
einen inlorrekten Ausdruck anwenden
hören?« fragte der Kaiser. »Ein ein
ziges Mal,« erwiderte Jules Simon
Der Kaiser schien sehr überrascht
»Und wann war das?« fragte er. »Als
Maiesiäi mir saaten: Wir sind zusam
menaeiommen, um zu lneipen lgodail- »
ler)." »Aber ,.aodailler« ist ein voll- I
kommen stanzösiscbes Wort und de
sindet sich im »Dictionaire de FAM
demie.« »Wodl wahr. aber man wen-—
det es weder in der Alademie noch in
den akademischen Satans an.« »Ich
werd’ es mir merken. Und das war
mein einziger Fehler?« »Das des
schwör’ ich —".
An das Härchen von Alt Bahn
erinnert ein Vortommnifz in Madrid.
Zu einer dortigen Gastwirthin kamen
eines Tages zwei arme Teufel, von
denen jeder einen mächtigen Koffer auf
dem Rücken schleppte, und baten, ihre
Last fiir ein Weilchen in ihrem Hause
niedersetzen zu dürfen· Sie seien Aus
wanderer, auf der Fahrt·nach Amerika
begriffen, hätten noch kein Logiz und
würden die Koffer, sobald sie Nacht
quartier gefunden, wieder abholen.
Die gutmüthige Frau gab die Erlaub
niß und hieß die Leute die Koffer
in der Wohnstube niedersetzen. Hier
blieben sie bis zum Abend, ohne daß
ihre Eigenthümer wiedergetehrt wä
ren. Als die Dienstmagd einmal an
den Kosfern vorüberging, war es ihr,
als ob sie in dem einen ein unterdrück
tes Huften hörte. Sie verwunderte sich
sehr, sagte aber ihrer Herrin nichts von
ihrer Beobachtung Ein zweites Mal,
als sie die Gepäelstiicte passirte, ver
nahm sie aus ihnen ein heftigesNiesen.
Da lief sie eilig an die nächste Stra
ßenecke und holte ein paar Polizisten
herbei. Die ließen sofort einenSchlos
se tommen und die hustenden und nie
senden Koffer ausbrechen. Man fand
in jedem einen Kerl versteckt. Diese
gestanden, Mitglieder einer Räuber
bonde zu sein. Sie hätten Nachts,
wenn alles geschlafen hätte, aus ihrem
Versteck kommen, ihren Genossen drau
ßen diehausthiir öffnen und dann alle
zusammen die Gasiwirthschaft aus
pliindern wollen· Es wäre ihr Plan
auch zweifelöohne geglückt, wenn der
eine von ihnen nicht plötzlich den pet
wiinschten Schnuper bekommen hätte.
Die Polizisten befohlen den Räubern,
wieder in ihre Koffer zu kriechen, und
schlossen sie von neuem ein. wo« sie nun
husten und niesen durften, so viel sie
wollten. Die Beamten legten sich,
nachdem sie Verstärkung herbeigeholt,
in der Wirthschaft auf die Lauer. Jn
der Stille der Nacht dann, als drau
ßen die verabredeten Signale ertön
ten, öffneten sie selbst den Räubern die
Thiir und fingen die ganze Bande ab.
Ei eriibrigt sich noch, zu sagen, daß
die wackere spanische Morgiana fiir
ihre Treue und Klugheit von ihrer
Herrschaft reich belohnt wurde.
Inhalte Aufs-sinns.
»He-den Sie auch schon die Wahr
nehmung gemacht, daß nichts so ge
eignet ist, Erinnerungen zueweeken,
wie Musiki«
»Ach ja, ich mertte es bei der gestri
gen Opernpremiere!« -
diese samt
I zWarum machen Sie rnit Ihrer
l Frau keine Landpariie mehrt»
»Neulich machte ihr ein Herr das
Kompliment, daß sie zwischen die
«Wiesenhlunren so wunderbar hinein
J passe, darauf ging sie mir zwei Tage
lang dein Wiesengras nicht mehr her
i aust«
Genaue Unterscheid-am
»Wie wissen Sie immer so genau
die Zeit, wann JhrMann heimkommt,
trotzdem Sie keine Uhr im Schlaszims
mer haben?«
»O ganz einfach: Um eins kommt
er noch auf zweien. um zwei muß er
sich schon mit einer Hand an derWand
halten, also auf drei, um drei aber
kommt er aus allen vieren!«
i
l
l
)
l
Unmöglich
Der erst kürzlich gewählte Bürger
meister einer kleinen Gemeinde ist
plötzlich lebensgesährlich ertrantt; die
Gemeinderäthe sitzen nebeneinander
und berathen voller Sorge die kriti
sche Lage. Da erhebt sich das Mit- .
glied Steffen, ein biederer Bauer, und
spricht mit pfiffiger Miene: »Sorgt’s
Euch nicht, der Herr Bürgermeister
wird nicht sterben, wir haben ihn fis
doch »i «slönglich« gewählt.«
falsch verstanden.
Richter: »Jhre Frau hat Sie also
geschlagen — womit?«
Klager: »Mit dem Kochlöffel.'·
Richter: »Wie ist sie dazu get-mi
men?"
Kläaen »Sie hat ihn aus der-fischt
geholt.«
Reslexisn eines Trinkers
»Ist das nicht sonderbar? Erst war
meine Tasche voll und die Flasche leer,
jetzt sind die Tasche und die Flasche
leer « und ich bin vollk«
Nie verlegen
Läusen »Das Pferd gefiele mir
schon, es ist nur zu tlein siir mich.«
Händler: »Wie haißt zu klein, uns
s so lleiner wird auch sein der Fall her
f unter.«
Modern.
»Du hast also die Köchin doch ge
nommen trotz ihrer schlechten Zeus
nisse?«
»Ja, sie ist nämlich aus ein Mode
journal abonnirt und das tann its
dann gleich mitbenützen.«
Ein Kenner.
»Deine Dir, der Wurstsadrilass
Meyer hat gestern seine drei Gesell-I
entlassen.«
»Muß der a guat’s Gewissen h
ben."
Diese sacslschr.
,,Glaubst Du, daß aus dem Mars
auch menschliche Wesen existiren?«
»Natürlich —— sonst tännte ei sc
keine Marssähne gehen!'«
Oel-entsank
Lebensliinglich Verurtheilter lbei
Einlieferung ins Gesangniß): »Na,
wann’s mir g’sallt, bleib’ i hier!"
Betst-Abt
A.: »Als-) Deine Verlobung ist zu
rüagegangeni«
B. (resignirt): «Ja, wer hätte das
gedacht und ich hatte schon die
Muponscheere gelauft.«
Iraneutrsar.
Fräulein ldas einen Band «Schil
ler« in der Hand hält, zum jungen
Dichter): »Dichten Sie auch in sol
chen rothen Eint-Zudem Herr Federli«
Nur dann.
Patientim «Halten Sie auch die
Wirkung des Kassees sür schädlich,
Herr Doktor-W
Dottor: »Mir dann, wenn er in
»Kranzchen« getrunlen wird!«
-. Des-nic.
Erster Sachse (der sich über ein
Dienstmädchen erlundigt): »Glau
benYSig ist das Mädchen ooch red
lich "
Zweiter-: »Ei ja! Aber noor
de haare!«
--...,-.
Als-ersinnt
Gast: sAus der Bouillon ist aber
tein einziges Angel«
Wirth (zornig zum Picrolo):
»Zwei waren draus . . . . aber die hat
der Bengel natürlich wieder an den
Fingern sihen!«
—
Aus-kennest
»Gegen Sie, Baron, was macht
eigentlich der Treiber, den Sie irn
vorigen herin in’s Bein geschossen
haben?«
»O, dem get-Es glänzend. Der lebt
jetzt als »verwundeier BurenoberfU
Triuter - Dienstes«
»Man sagt, ’s Rinde-ich hört II
trinken au , wenn’i g’nug hat, —
mach’ i al o Schluß, dann bin ich e’
Rindvieh, aber döi woll« mer doch nix
sei, ergo trink mer weiter.«
stillst-nd
Siihnchen (eines Weingroßhänss
lers): »Du, Taielchecy sag’ mer« aus
was wird denn eigentlich Wein ge
machii«
Weingroßhändlen «Wenn De TI
lenixhafi . . .. aus Allem!« .