Die Spielgefährten. Roman von V. Wiesen. (8. FortsesungJ ·Ja, ein böses Wetter, stimmt der satte bedauetnd bei. Dann, die erste Frage wiederholend: »Als-«- die Lifel tsi wohl and munter?« »Natürlich, das heißt, soweit eine junge Frau in soichen Zeiten wohl zu sein pflegt. Etwas blaß sieht sie aus und ift fentimental gestimmt. Das kommt von ihrem Zustande-« «Dat sie über etwas getlath« forschte et besorgt. »Ach Gott bewahre, worüber soll sie wohl klagen? Daß sie jedesmal ein betrübteö Gesicht aufsetzt, wenn ihr Mann zur Stadt fährt, finde ich sehr albern, habe es ihr auch gesagt." »Als-) fuhr er heute wieder forr«g" »Nun ja, zu einem kleine Herren abend im »Goldenen Lamm«. Es war eine Verabredung mit früheren Be kannten. So etwas läßt sich nicht um gehen; das »noblefse oblige" hat gott lob bei manchen Menschen seine Be deutung noch nicht verloren. Alice sollte sich der gesellschaftlichen Bezie hungen ihres Mannes freuen. statt darüber zu seufzen. Er braucht doch nicht immer an ihrer Schürze zu hän gen.« »Aber auch nicht Tag fiir Tag sich auswärts zu amijsiren," murmelte Dittmer und fügte mit Aufwand von Energie laut hinzu: « laub mir man, Mariechen, die Wirthschast kann nicht gut gehen. wenn er sich blos nebenher darum kümmert. Er thut zwar im mer so, nimmt den Mund voll und redet uns dies und das vor, aber ich hab« nun mal kein rechtes Zutrauen.« Maries stechender scharfer Blick läßt ihn verstummen. »Du verstehst eben solche Naturen nicht« Er bewirthschaftet fein Gut Iielleicht vorzüglich, aber er ist ein Edelmann und lein Bauer, er dispa nirt, statt selber hinter dem Pflug herzugehen. Einer schafft es durch geistige Fähigkeiten, der andere durch feine schwieligen Fäuste.« Dittmer widersprach nicht. Vielleicht hatte Marie wirklich recht, und nur er war so altmodisch, zu glauben. man müsse sich von friih bis spät schinden, um etwas zu erreichen. Freundlich und persönlich wünschte er feiner Frau .Gute Nacht«« nur die schwielige Faust, die er scheu im Begriff war, ihr km zufirecken, zog er verlegen wieder zu tück. An der Schwelle des Zimmers übertam ihm plötzlich wieder die Athemnoth, wieder fühlte er das schmerzhafte Stechen im Rücken. Al les Blut trieb nach dem Kopf. «Jch weiß gar nicht, was das mit mir ist,« fiammelte er, sich am Thür pfdsten haltend. ; Frau Marie fah auf. »Mann,j was haft Du denn für ein seuerrothes j Gesicht, wie siehst Du aus? Jch glaube gar —- Was hast Du Dir zum Abend brot geben lassen?« ( »Nichts —- ich —- mir ist nicht wohl. Bis morgen wird’s schon bes ser sein.« Schtvanienden Schrittes verließ er das Zimmer. Aber es war nicht besser am andern Morgen. Ein heftiges Fieber stellte sich in der Nacht ein und ein kurzer, trockener Huftem Dittmer konnte das Bett nicht mehr verlassen. Frau Ma rie ließ sofort Fliederthee kochen, den der Kranke in halbstündigen Pausen trinken mußte. Dies gute hausmit tel hatte sich noch stets bei Ertältun gen bewährt. Auf dem Lande pflegt man nur in ganz dringenden Fällen nach dem Arzt zu schicken die Pferde werden gar zu nöthig für andereZwecke gebraucht, und man weiß sich auch al lein zu helfen. Gewiß hatte Dittmer durch das stundenlange Stehen auf der zugigen Scheunendiele sich diesen chlimmen Katarrh geholt. Da war und Bettwiirme die beste Kur. Der Kranke klagte taum, und wenn nicht gerade ein schwerer, athemberau bender Huftenansall ihn rüttelte, lag er ganz still, die groben, braunen Hände auf der Bettdecke gesaltet, die Augen starr aus irgend einen Punkt des Zimmers geheftet. Ab und zu murmelte er Zahlen vor sich hin, dann wurde sein Blick unruhig, der graue Kopf wandte sich wie in innerer Pein von einer Seite zur anderen, und in die blaßblauen, glanzlosen Augen trat der hülslose Ausdruck des tlardenten wollen und nicht -tönnen3. So war sast eine Woche vergangen, aber statt nachzulassen, steigerten sich sien und Fieber von Tag zu Tag. t redete Dittmer wirres Zeug vor seh hin. Da wurde Frau Marie doch besorgt und Ließ aus der Stadt den Doktor holen. Dieser stellte eine bes ttge Limgenentziindnng fest, die lei der schon sehr weit vorgeschritten und . deren gnzgang daher schwer vorherzm Ums saß Frau Dittmee in gewis Pslichteesullung am Bett bei reichte ihm die Medizin und zumute-. Er merkte ei II- fes-Iso- sm its-Ist e schlv en. die breite Brust arbeitete mii am beim Athemholen, die Lip pen murmelten verworrene Sätze. Immer war es Alice, mit der er sich beschäftigte, Alice, zu der er sprach. Dann zuckte über sein Faltengesicht ein verwehtes Lächeln, das gleich da raus in einem schmerzverzerrten Aus druck erstarb. « Die Nacht war sehr unruhig gewe-» sen. Jn der Frühe wurde eint Bote nach Dobratvitz geschickt. Gegen Mit- 1 tag kam Alice.» Wie sie stürmisch, leidenschaftlich nach dem Besinden des Kranken fragte, war sie noch ganz die Alice von ehe dem, nur ihre Augen hatten einen ver schleierten, in sich geschrien Blick, der früher nicht darin gewesen war. Voll zitternder Angst beugt sie sich über den Kranken und streichelt sein dünnes, an den feuchten Schläsen kle bendes haar. .»papachen. iieves Papachem rore geht's? « Hast Du große Schmerzens« Er antwortete nicht; die trockenen Lippen bewegen sich leise. »Papachen, Du erkennst mich, nicht sahn Papachen? Ich bin doch Deine ich.« «Lich,« wiederholte der Kranke, den Klang des lieben Namens erfassend Die junge Frau setzte sich behutsam auf den äußersten Bettrand. «Soll ich Dir nicht die Kissen auf schiitteln, Dir etwas zu trinken drin gen? Sag doch nur ein Wort, Papa chen. Freut es Dich denn gar nicht, daß ich bei Dir bin?« »Lich,« murmelte er noch einmal, »kleine Lich.« Darin wie im Traum: »Ich soll Geschichten erzählen —- wart inal — ich muß mich erst besinnen — imrnerzu Geschichten —- nein, ich weiß nicht mehr. Komm, wir gehen spa zieren —« Alire hält seine fieberheiße band in der ihren, lauscht auf die anzusam menhängenden Worte, die er mühselig herdotstößL Längst vergangene Bilder scheinen ihin vorzuschwebem Liry ist noch klein« trippelt neben ihm durch das Feld, er muß acht geben, daß sie nicht weiter fortliiuft. Und dann ist sie müde, er will sie tragen. «Lieschen, nicht wei nen. Vater nimmt Dich hol-hat« Wir rührend zärtlich diese arme, rasselnde Stimme klingt! Der Kranke macht eine Bewegung, als wollte er die Arme heben; schwer fallen sie auf die Bettdecle zurück. Ein Stöhnen, ein neuer Huftenanfall. Alice weicht nicht mehr von der Seite des Kranken. Gegen Abend mahnt Frau Marie, daß es Zeit sei, nach hause zu fahren. Die junge Frau schüttelt den Kopf. »Ich bleibe bei Papa, solange ich ihn noch habe.« Die ganze Nacht sitzt sie aufrecht an seinem Bett, wie erstarrt vor Jammer. —- Alleö, was ihr der arme, alte Mann, den sie in aualdollem Leiren ringen sieht, von frühester Kindheit an war, tritt lebhaft vor ihre Seele. Jhni dankt sie jede Freude, jede sonnige Erinnerung. Wie hatte er sein Kind verhiitschelt, umsorgt, wie war es glücklich und geborgen gewesen in sei ner Liebe. Ein Frösteln läuft durch ihre Ge stalt. Nur nicht ihn verlieren, nur das nicht! Sie braucht dies warme, treue Herz, es darf nicht aufhören zu schlugen Aber vielleicht wird auch alles wie der gut. Der Vater war itn Leben nie trank, hat nie geklagt, hatte eine so kräftige Natur. Vielleicht, ach viel leicht! —- Behutsam beugt sie sich über den Leidendein Er liegt viel stiller als bisher, auch das entsetzliche Rö cheln auf der Brust klingt weniger laut. Schläft er? —- cie lauscht mit an gehaltenern Athem —- dann — hastig, entsetzt richtete sie sich aus und stürzt über den Flur nach der Mutter Schlaf zimmer. Frau Marie ist noch wach; sie hat eben ihre Wochenrechnung abgeschlos sen und liest zetzt das tägliche Kapitel in einein Erbauungsbuch »Mutter, um Gottes willen, schnell, schicke nach der Stadt zum Doktor. Papa —- ich weiß nicht, was das ist —- ich meine, der Athem setzt biswei len aus.« Frau Ditttner legt das Gebetbuch aus der hand. »Du-tust Dich entschieden, mein Kind, nimm Dich zusammen. Du mußt Dich-in Deiner Lage nicht so furchtbar aufvegern Vater ging eö ja am Nachmittag viel» besser als die Tage zum-IX « ., Aber jest ist’5 schlimmer, glaub mir; laß sosortsben Arzt holen." Der Kutscher wird geweckt. Eine halbe Stunde später rasselt der Wagen vorn Das herunter. Dann ist wieder alles still rings umher, unheimlich still. Die Minu mi MM engb- langtzdnz inieiqneear stehen . mmer w r skMIMMDMMUbt-— will er denn nicht von der Stelle rücken? « s Ach, dieses Worten, diese taihlose zAngstL — Und wenn die Pferde ja ;gen, was sie können, es müssen min destens vier Stunden vergeben, ehe der FArzi da ist. z Alice kniet neben dem Bett; ge iwaltsam unterdrücktes Schluchzen et Ischiittert ihren Körper. Frau.Matie Jsitzi steif und gerade aus einem Stuhl iam Fußende des Lagers. Auch sie ist »sehr blaß; vielleicht kommt es ihr jetzt zum ersten Mal zum Bewußtsein, was sie an diesem schlichten Mann be saß. --·.-« - kno Das gcvcmpsle Licht einer nett-au .ten Lampe läßt die Ziige des Kranken nur undeutlich erkennen, aber sein Ge sicht scheint die runde Form verloren zu haben, es sieht tlein und schmal aus. Die Schlösen sind eingefallen. O Gott, kommt denn der Dottor noch immer nicht!? — Horch — war das nicht der Wagens Alire springt aus« eilt ans Fenster und schlägt die Laden zurück. — Duntle, sternenlose Nacht. —- Nein. tein Räderrolten. Es ist nur Thraz. der dicht vor dein Hause in langgezos gen-en, tläglichen Tönen winselt. Kummermüde lehnt die junge Frau ihren brennenden Kon an das Fen sterglas. Sie will beten —- beten. — T Da — ein leiser Aufschrei im JKranlenzimmen Sie stürzt hin. sMama steht aufrecht neben dem Bett, jhat das Taschentuch an die Augen ge spreßt —- und der Vater. der liebe, Lliebe Vater . . . Es war zu Ende. Als im ersten blassen Morgengrauen der Arzt lam, konnte er nur noch den ,Todtenschein aiisstellen ) Still und ohne Gedränge, wie sein Leben gewesen, so wurde der alte Ditt mer zur Ruhe gebettet auf dem kleinen Frindhof des Kirchspiels. Aber der Tag bewies, wie viel Liebe und Werth schätzung sich der bescheidene Mann bei allen, die ihn tannten, erworben hatte· Von i;ah und fern kamen sie herbei, um ihm das letzte Geleit zu ge ben. Unzähiige Zeichen aufrichtigen Beileids wurden der Wittwe in Ge stalt von Kränzen und Zuschriften zu theil, immer hörte sie es von neuem, was siir ein edler, braver, hochherzi ger Mensch ihr Gatte gewesen war. Frau Man-.- empfing jeden Besuch und antwortete aus jede Zuschrift mit sder ihr eigenen gemessenen Ruhe. Sie hatte ihre Fassung und vornehme Hal Ftung nicht einen Augenblick verloren. tMit bewunderswürdiger Umsicht nahm sie schon nach wenigen Tagen die Guts verwaltung in ihre eigene Hand und wußte sich in den Büchern. die übri gens in peinlichster Ordnung geführt waren, zurechtzufinden « Fiir die äußere Wirthschaft hatte« sie an dem Kämmeier Brunt einen vortrefflichen Beistand. Brunl, ein rüstiger Fünfzigen war nun schon nahezu zwanzig Jahre in Tanninten« mit allen Einrichtungen vertraut und idaher vollkommen fähig, in gleicher sWeise wie bisher weiter sortzuwirth ischasten « So beschloß Frau Marie, das Gut einstweilen zu behalten, da ohnehin bei einein Verlauf, nach Abzahlung der Hypothekenlaften, ihr laum das iNothwendigfte zum Lebensunterhalt sübrig geblieben wäre. — l Jm gleichmäßigen Lauf der Tage ischloß sich die Lücke schnell, welche der sheimgang des alten Dittmer hinter slassetn und dem tühlen herzen seiner IFrau hatte er nie so nahe gestanden, Jdaß sie ihn jetzt schmerzlich vermißt shätth ; J Nur Lich trauerte tief und heiß um jden Verstorbenen· Jhrein ernsten, zit Jgellos hervorbrechenden Schmerz war ;allmiihlich ein stummes, brennendes JSehnen gefolgt. Unablässig fiihlte sie dies heimweh nach des Vaters linderp « zärtlicher Liebe. « Gegen ihren Gatten sprach sie sich nie darüber aus; sie empfand instink tiv, daß seine Art, landläufigen TrosiI zu spenden, ihr nur noch weher thun würde. Auch war er ein Feind-jeder spSentinientalitätch iind Alice hatte iin den zwei Jahren ihrer Ehe längst jgelernt, sich seinen Wünschen anzu »passen. . Wenn die junge Frau, in den vie llen einsamen Stunden des Tages acn Fenster ihres hohen, düsteren Wohn zimtnerg saß, gedankenvoll in den Schloßparl hinausblickend, der einst das Ziel ihre: Neugier gewesen, dann fragte sie sich oft, woher es käme, das-. das unermeßliech Glückaeiiibl, mit dem sie diese Schwelle überschrit ten, so bald vertauscht war. Alice hatte sich das Leben an der -Seite des geliebten Mannes anders gedacht. Nicht eigentlich, daß sie Wa isil einen Vorwurf machen konnte; er war, wenn überhaupt daheim, nicht unfreundlich, im Beisein Fremder sa gar zuvorlammend gegen sie. Aber seine Stimmungen schwankten fort während zwischen kühlen überlegener Ruhe und nervöser Erregtheit; his weilen glaubte sie allerdings aus sei nem Ton etwas wie spöttische Ge ringschätzung herauszuhsrem doch das mußte natürlich ein Jrrthum sein« Wasil liebte sie ja, warum hätte er sie sonst begehrt? Alice war zu jung« zu weltsrernd, hatte nie Gelegenheit ge habt, andere Ehen mit der ihrigen zu vergleichen- Sie beschwichtigte ihr herz, indem sie sich einredete, was ihr früher von Liebesglllck vor fchvedt Ist-seen evmantifche Phanta gebilde. denen die Wirklichkeit niemals ent spräche. Anfangs wehrte sie sich mit aller Kraft der Seele gegen diese Ueber zeugung; ihr warmes, junges heez wollte sich feine Jdeale nicht entreißen flossen, sie opferte noch dem Gösem .wennschon der Glaube an ihn zu E schwinden begann. I Die junge Frau saß und geübelte, die Hände im Schoß gefaltet. Lang sam rollten ohne daß sie es merkte, Thtänen über ihr Gesicht. Jm Zim mer breitete sich die Dämmerung des ,Hetbstabends aus. . Da wurde die Thitt geräuschvoll ge öffnet. Bist Du hier, Alice?« Sie sprang auf. »Ja Wasil, was soll ichs« »Ich glaube gar, Du sihest im Dun keln und weinst. Wie kann man sich nur so geben lassen? Es ist bald ein Vierteljahr daß Dein Vater todt ist, nun wörg wirklich bald an der Zeit, sich in das Unabänderliche zu sindenk Sie fuhr mit der Hand iiber die feuchten Augen· »Es kam mir —- ich weiß selbst nicht« wie. Verzeiht — Was wolltest Du von mir?« Er rechte ihr einen offenen Brief. »Plessens laden uns fiir nächsten Freitag zum Mittagessen ein« Er schreibt, wir möchten uns einrichten auch gleich den Abend dort zu bleiben Jhr Frauen schwatzt miteinander, und wir machen ein Spielchen Nun?« aW»s"Il, jetzt während der Trauer kann ich doch nicht in Gesellschaft ge henGesellschaft? Plessens geben lei nen Ball; in solchem ile nen Kreise list Dein schwarzes Kleid kein hinder s niß « s »Aber ich tann es noch nicht ertra sgen unter irohliche gleichgültigeMen Lschen zu gehen; wirklich ich kann nicht lAlles Trauriae steht noch zu frisch in meinem Gedäd:iniß. « Es war jetzt fast dunkel im Zim mer. aber sie meinte doch zu sehen, wie sihres Mannes schone weiße Stirn sich Iwrunzelte l »Dann das-ist Du Dich nicht wun ydern, wenn ich silr mich allein zusage,« entgegnete er in ungeduldigem Ton. »Du kannst nicht von mir erwarten, kdasz ich Deine setir überflüssige und stangweilige Klausur theile. Und seht ;a·dieu, liebes Kind.« Er streckte ihr die band hin und sagte freundlicher ihinzm Laß Dir die Lampe bringen und .lieii irgend einen Schmöker, damit Du auf andere Gedanken kommst. Jch muß heute noch zur Stadt, es ist wieder eine verdammte Menge von Geschäften ab .zuwickeln. Abendbrot brauchst Du nicht siir mich aufzuheben, es wird gewiß spöt, ehe ich zurücktommc Gute Nacht also.« »Gute Nachts nickte Aliee. Die Thiir schloß sich hinter Wasil. —- Die junge Frau Zauschte auf die sich ent fernenden elastischen Schritte. Es war iilsr irn ersten Augenblick schmerzlich ge ’wesen, den langen Abend wieder al lein zubringen zu miissen dann freute Isie sich der ungestörten Einsamleit. ; Lautlose Stille rinsgumher. Nur don Zeit zu Zeit schlug wie mit Gei Jsterhand eine lose Ranke des den alten Schloßbau umspannenden Efeus ge gen die Fensterscheiben. » Aliee ließ trin Licht bringen. Jn diesen einsamen Stunden zog Erleb ·tes und Empfandenes durch ihre Ge danken. Sie nahm sich vor, »oerniins tig" zu sein, das nutzlose Sehnen nach unwiederbringlich Berlorenem zu über winden —— und dann driiclte sie doch den blonden Kopf tief in die Kissen des Sofas und schluchzte: , «Papa, lieber, lieber. alter Papa, warum hast Du mich verlassen!« I I I Mit grimmer Kälte war der Win ter in's Land gezogen. Die verschlun genen Wege des Dobrawitzer Paris lagen fchneeverwehtz jede der schwärz lichen Ssndsteinfiguren trug eine leuch tend weiße Kappe, und von den drei . ten Aeften der Kiefern rollten oft ganze ESchneelaften herab, die Kröhen auf »fcheuchend, welche dann mit lautern, öngftlichem Geträchz umherflatterten. ; Jtn Herrenhaufe, dessen weite Säle Jund hallen schwer zu erwärmen waren, jwurden nur wenige Räurne bewohnt. iWasil hielt sich meift in seinem Ar lbeitszimrner auf, wo er auch Geschäft iliches erledigte und gelegentliche Be ssuche empfing. Größern geselliger Hlkertehr mußte iu diesem Jahr wegen der Trauer und Alieens leidenden Zu standes unterbleiben. Ein puarmal war sie, Wasils Wunsch gehorchend, einer Einladung in die Nachbarschaft gefolgt. Da saß sie dann schweigfam zwischen den viel älteren hauöfrauem und während diese sich eifrig überho ten, in felbslgefälliger Breite die Un übertrefflichteit ihrer Wasch-, Schlacht oderEinmachniethode zu rühmen, zählte sie, elend zum Umsinten, die Minuten Bis zur heimfahrt Aber Stunde auf Stunde verging; aus dem Rauchzirni rner der herven schallte noch immer gleichmäßig fort das laute Lachen und Gläsertlingem Niemand dachte an Aufl-ruch. Beidender Zigarrendampf drang durch die halbgeöffnete Thür und erfüllte auch die Rebenriwme mit bläullchem Dunst. Aliee flüchtete ohn rnichtta zu werden. Sie faßte sich ein i Herz, stand auf und bai ihnen Mann, das Anspannen zu bestellen. Er that es sofort Man verabschiedete sich, und voll Sotgfalt hüllte Wasil feine Frau in ihren Mantel. Aber unter wegs sprach er kein Wort; sie wußte, er war erzürnt. Weihnachten rückte allmählich heran. Etwa zwei Wachen vorher-, als sich die Gatten Mittags’ bei Tisch gegenübersaßen, fragte Alice: »Wi) meinst Du, baß wie den Dorf kindern aufbauen, Wasil, im Garten saai oder in der großen halle?« Bis her hatte man das Fest immer in Tan ninien verlebt. »Was denn aufbauen?' äußerte er verwundert. »Nun den Weihnachtsbaum und ein bischen Spielzeug, Niisfe und Pfeffer tuchen.« »Weihnachtsbaum fiir anderer Leute Kinder? Nein, hör mal, das laß nur bleiben. Da soll wohl vie ganze schmuhige Bande ins Schloß tommeni Davon tst keine Rede « »Aber bei uns zu Hause Wasil, ge schab es doch stets Papa. »Wie es Dein Papa in diesemPunlt gehalten hat, ist für mich nicht maß gebend. Uebrigens habe ich auch tein IGeld zu solchen ganz unnützen Aus gaben. Es ist ohnehin so verteufelt tnapp, daß ich nicht weifz . . ." s Er unterbrach sich und zerrte net svös an seinem dunllen Schnurrbart. Alice, die ihren Mann für sehr wohlhabend gehalten hatte, sah Eber wundett auf. »Du wolltest etwas sagen?« »Nein, nichts wenigstens nichts, was Dich interessiren kann. Jch schaffe schon allein Rath. und endlich muß Idoch mal. . Aber hörst Du, liebes Ufiind die Weiinachtsfaxen mit der IHDorfjugendlifx jede falls bleiben. Der gleichen ist nidt mein Geschmack. « (Fortsetzung folgt) . uneroherte Gebiete. l Noch ist der Erdball nicht der Vert schaft des Menschen unterworfen. Un ser Wissen von fernen Ländern und Völkern ist nur Stückweti, so Hervor ragendes von Forschern und Reisenden und der wissenschaftlichen Welt auf diesem wichtigen Gebiete geleistet Iworden ist Auf dem Globui und im Atlas stellt sich die Fläche der IErde als ein vollheschriebenes Ganze ;dar. das nur an den beiden Polen Hund einian Gegenden Afritas noch xweisze Stellen zeigt. In Wahrheit ! hat die Geoaraphie noch ein ungeheures Arbeitsfeld zu bewältiaem Giebt es Doch-selbst in den Vereiniqten Staaten snoch Länderstriche. die erst der Fuß ’des Pioniers betreten hat. Erfreu ticher Weise mehren sich die Anzeichen, daß der Psan auch die entlegenen Veairien und Wildnisse der Kultur erobert. In weniaen Jahrzehnten diirfte die »aroße amerikanische Fütte« ein entschwunden-r Begriff ein. Die Kenntniß der Vergangenheit des Giobus tann nur durch das Stu dium der Theile erreicht werden, die sich noch unter Glacialbedingungen befinden. Umgiebt den Südpol ein Kontinent oder eine Gruppe von großen Insean Welche Dicke erreicht das Eis? Sind diese Regionen im mer vereist gewesen«-» Können wir dem Geheimniß des Magnetisrnus und dessen stetigem Wechsel durch Untersuchungen am magnetischen Pol und seinr Umgebung näher kommen? Alle diese und viele andere Fragen . sind noch unteantwortet. Kapt. N. Pf. Scott’s neuliche ant arttische Beobachtungen sind noch nicht ausgearbeitet und werden auch nach ihrer Vollendung erst rnit den Resultaten der anderen antarttiseben Erveditionen veralichen werden mits sen, bevor ibre Bedeutung gewiirdigt werden tann. Scott fand nach seiner dentwiirdigen Reise über eisstarrende iGletscher und Berge in einer Höhe i von 9000 Fuß ein enormes, kahles Plateau. das ilnn ein verhält-riß ;rnäsiia leichtes Vordringen itber 200 JMeilen Land aestattete. Das Eis ischeint dort in todten Massen festzu ? liegen. Es vergrößert sich nur lang jsarn durch frische Schneesiille. wälp i rend an allen Seiten entlang der Flanten der Küstenberge sich Anzeichen von einer Verminderung der Gemal sen darbieten. Sir J. Roß verzeickp nete die Position im Jahre 1841. während Kapt. Scott aussand, daß das Eis im Durchschnitt nur 15 Meilen Zurückgewichen ist. Sollten diese Zustände anhalten. so dürfte die letzte Spur von Eis in tausend Jah ren verschwunden sein. Scott reiste südlich zu einem 300 Meilen entfernten Puntte und sah tein Ende des Eises. Es wird im Westen von einer gebirgigen Küsten lirtie begrenzt, welche 15,000 Fuß bocb ansteiat. Die Eizbitdung ist zu meist eine flache und regelmäßige Die östliche Kante, welche nach der See zu absiillt, wird von 2000 bis 3000 Fuß bot-ern Lande eingefasst, das Roß und Scott theilweise besichtiaten Dies mag ein Island sein oder wahrschein lich die östliche Seit des großen Fiords oder der Bat, lche nun von der Varrieoe ausaeiiitlt wird. Kapt. Srott ist der Meinung. dsz die große Eiswtitte in einer langsamen Bewe aung begriffen tit. Ein Punkt, liber welchen nichts ge sagt wird, i der Unterschied in der Gestaltung er Abhange des Mount Terror. Scott sand seeigetegtes Land aus große Strecken hin, aber während des zweimonatlichen Aufenthalts von Roß war es vollig unter Schnee be ’ graben. Dies mag auf iempoeiiee Ue sachen zurückzuführen sein, aber alle von der Expedition erlangien Infor mationen deuten auf eine stetige Bet minderung per Giaciaiianen in neue tet Zeit. Wir haben somit die inter essante Thatsache zu verzeichnen, daß fowohl in arttischen wie antariiifchen Regionem gerade wie in der ganzen Welt, die Eis-zustande sich in gleichen Verhältnissen bessern, womit dieTheos kien der abwechselnden nördlichen und südlichen Maximum - Glaeiaiion ge genstandslos erscheinen. Dies bedeu tet aber nicht, daß die ilimatifchen Be dingungen in der Südpoi- Region heute weniger streng sind, vielleicht das GegeniheiL d Es war niein Gluts, das ich zwei lange Saisonen in der Mageltasi Straße zubringen durfte und jeder Tag brachte neue Eindrücke. Hier ge wahren Sie einen nicht allzu hohen Bergtiicken —- wenige Kuppen erhe ben sich mehr als 4000 Fuß —- wel cher den stetigen wesilichen Winden vom Paeific her bei mäßiger Tempe ratur und großer Feuchtigteit ausge seht sind. Das Resultat besteht darin. daß im Breitengrade von Yorlshire jede über 3000 Fuß hohe Bergm e mit ewigem Schnee bedeckt ist und . zur See niedersendet. Die gewonn sps nen Eindrücke überzeugten mich, da E nur eine Anhäufung von 2000 Fu Land nöthig war, um ganz Patagoi nien mit Eis zu bedecken. Auch dann wäre das Klinia kein iibermäßig strenges-. Die Temperatur des Win des von der See her wiirde dieselbe fein und die Bedingungen in den Ka nälen und aus« dem niedrigen Lande würden die durch die eisbedeclten Ab hänge verursachte Kälte vermindern. Die Küsten des gesammten fiidwests lichen Patagonieng, die von langen und tiefen Fiorden durchzogen sind. lassen betreffs der Ansichten über den Ursprung der Formation erkennen, daß das Land ehedem höher war, während Anzeichen von Glaciation sich überall offenbaren Ein anderes wichtiges Ergebnis neuester geographischer Entdeckungen ist das Resultat der Expeditien nach Lhassa. Die wichtigste Thatsache ist die Entdeckung der Fruchtbarkeit ei nes großen Theiles des südlichen Thi det. Die topographische Wissenschaft hat viel dadurch gewonnen, doch hek ben indische Landvermesser schon vor her dieRoute einigermaßen entworfen. Vom Ocean, den ich zum Gebiet meiner speciellen Thätigkeit machte, habe ich noch wenig gesagt. Vor 11 Jahren war die tiefste der bekannten Stellen 4700 Faden, oder 28,000 Fuß. Wir haben seither verschiedene Plätze im Pacific gefunden, wo. die Tiefe nahezu 5170 Faden, oder 31, 000 Fuß betrug, höher als der Mount Everest, der lulminirende Punlt der Himalayas und höchster Berg der Erde. Diese tiefen Theile des Oeeans sind regelmäßig in der Nähe von Land gelegen nnd wahrscheinlich auf die ursprüngliche unregelmäßige Bil dung der Erdoberfläche zurückzufüh ren. Die enorme Ausdehnung der Meere hat eine großeWirkung auf das Klima, aber nicht in solch direkter Weise, wie man früher annahm. Von den Bewegungen der tieferen Wasser Strata im Ocean haben wir erst neuerdings ein Geringes erfahren. Man pflegt sich vorzustellen, daß auf der Tiefe der See alles ruhig sei, doch ist dies ein Jrrthum, weil die Fluths bewegung selbst auf den Boden des Ueeans ncv erstreckt und jeden Wasser tropsen in stetiger, wenn auch ruhiger Bewegung erhält. Nahe der Küste in dessen und selbst in tiesem Wasser mag die Bewegung beträchtlich stärker sein. Es waren in den leßten Jahren Fälle zu verzeichnen, daß sudrnasine Kabel in mehrere hundert Fuß tiefem Wasser gebrochen sind, und als man sie zur Reparatnr aufhob, da stellte sich heraus, daß die eiserne Drahturni hüllung völlig weggerieben war, wie unter der Wirkung einer Fette. Dies tann nur das Resultat einer Unter strömung sein, die das Kabel in der Tiefe des Oeeans hin und her bewegt. Solch eine Strömung mag durch eine Meeresquelle verursacht worden sein, denn es rann tein Zweifel bestehen, daß-viel frisches Wasser in dieser Art dem Oeean zugeführt wird, allein es ist wahrscheinlicher die Wirkung der Aceelaration der Fluthbewegung, ver ursacht durch das aufsteigende Niveau der Kontinentr. NO Jn der Kap-Colonie ist Petroleum entdeckt worden« Jetzt mag’s den Engländern um ihre herrschaft in Afrita bange werden —- ietzt kommt Rockesellerl Ot Arn Berühmtsein hat man feine Freude — wie am Essen, —- ie mä dem Appetit. Ost Die Rassen wollen fest die untilelp tigen Osiiziere ihrer Mariae daraus entfernen. Wenn nicht alle Erinne rung trügt, haben das die Japane fchonf iir sie besorgt. - » II i I Wenn ein tandbild, von seiner ho hen Säule etc-unten zu Baden stürzt. erkennt man erst, wie groß es war . .. Wenn hochgestellte Menschen ltitrzerr Zeit man meistens erst, trie klein sie n .