Kriminal - Roman von B. Elster. (3. FortsesungJ ,Ia,« stieß Ferdinand hervor, in seia er erblaßte, »und dieser Verdacht lastet noch immer auf mir und ver sällt mir das Leben!« . Run, nun,« hegütigte der Anwalt. Sie sind freigesprochen, Niemand darf Sie der That bezichtigen. Sie konnten Ihr Alibi nachweisen, besonders da Fräulein Wüllbsrandt, welche das Zimmer über Ihrem Schlafzimmer bewohnte, be chwor. Sie hätten wäh rend der Na t Ihr Zimmer nicht ver iassen können, ohne daß sie es be merkt haben wiirde. Sie habe jedoch nichts gehört Am frühen Morgen hat man Sie aber in vollkommen ruhiger Semiithsverfassuna Jhr Zimmer ver lassen sehen· Sie sind an Ihre tägliche Arbeit wie sonst gegangen. Sie haben auch nicht nach Ihrem Bruder gefragt, da Sie annahmen, er fchliefe noch Mt es nicht so?" »Man nahm an, daß Sie aus dem Fenster Jhres Schlafzimmers ge sprunan seien, um die That zu doll fiibrem Man fand jedoch keine Spu ren —allerdinqs hat es aeaen Morgen Hart gereqnet ——kurz und gut, die blutige Tbat blieb in aeheimnißvolles Dunkel gehüllt, aber Sie wurden frei sefprochen.« « ·Ja —- tvegen mangelnder Be weise!« »Ihr gutes Gewissen wird Sie trösten« »Nicht eher, als bis ich den Mörder Werks-der »Um-en wir ruhm. neoer Freund. Wen halten Sie für den Mörder?« »Be:tha Wüllbrandt oder deren Komplizen . . .« - «Sachte, sachte, lieber Grollert Sie stimmten da eine Thatsache, für die Sie nichst den geringsten Beweis ha ben. Anaenomsmen, Berti-a Wäll bremdt habe Jshren Bruder erschvssen, wie sollte sie das bewertstelliat haben? Das Mädchen hat mit Ihnen zu Abend aeaessentx sie ist laut der Ans sane des Küchenversonials bis 10 Uhr in der Küche beschäftigt gewesen, dann bat sie sich aus ihr Zimmer zurückge zogerr. Sie selbst haben sie in dem Zimmer noch lange aus und ab gehen fis-eh Am andern Morgen fünf Uhr st sie in der Küche erschienen. ruhig und gefaßt wie immer. Die That könnte Von ihr nur in dem Zeitraum von Mitternacht bis 4 Uhr früh Voll siihrt worden sein. Sie behauptet sie Erbe in dieser Zeit geschlafen. Nie mand kann ihr beweisen, daß sie es sieht gethan hat. Niemand hat sie während dieser Stunden gesehen. Der Fall liegt bei ihr ebenso wie bei Ih nen, nur noch günstiger siir das Mäd chen, dem man schwerer einen Mord ut, als einem Manne. Wie sollte auch das Haus verlassen haben? sselbe war verschlossen, den einen Schlüssel bewehrten Sie aus, den an Uen der Hosmeister, der des Morgens MUhr die Dienerschnft im Hause Mie. nachdem er die. Haustbiir von sehen ausgeschlossen Welche Möglich keit hatte Vertha Wiillbrandt, das bang ungesehen zu verlassen?« »Nun — sehen Sie? Ich fürchte, sie kommen mit them Verdacht seht weiter.« »Ich weiß es nicht. . .« »Aber die beiden Ringe?' »Fa. die Rinaet Wenn sich mit ih nen Alles so verhält, wie Sie saaen, dann bilden sie ein gewichtiaes Indi - einm. Hat Ihr Bruder niemals mit Ihnen von Fräulein Wüllbrandt ge sprochen?« »Nein — doch fa, einmal! Er meinte kurz vor seinem Tode, ich sollte das Fräulein entlassen, es scheint ihm ein gefährlichen unheimlicher Charakter n sei-III kzi s »Ah- illa-te er das wirklichW »Jch«enisinne mich genau... ich fragte ihn erstaunt, weshalb er die Wirthschafterin nicht leiden könne? see sei ein- siilleå, pflichieiiriges Mäd chen. Er erwiderte, sie habe etwas " Versteckte-s in ihrem Wesen; sie spüre ; i« warf-. Dann kamen wir nichts nicht auf das Thema zurück« »Du-i- hm, es isi fixier, dahinter steckt eiwass Bekan- Fräulein Wäll vttmdt nickt öfter Briefe?« «Kuweiien. Aber seh-r feiien.« »Sie wissen natürlich nicht, woher diese kamen?« »Nein — meifienz aus Berlin, so viel ich mich entsin.ne.« »Gut sie keine Verwanxdsie?« »Sie ist Waise. Ich engagirie sie in Berlin, nachdem sie sich auf eine summte von mir asemeldei hatte. Vor her war sie Wirthicbaiierin auf dem sitt-traut ankowo in Polen qeweien, dann hatte sie einem alten Ebeer in Berlin die Wirthicbaft geführt Ihr ( Wer war Säullelmr in Weite-keu- . sen even-seien» irb alausbe in der Nähe « von Brombac- Sie war eine durchaus sbiidm Verion und hatte ihr Lehre jthmwen aerrachi Sie verstand smzssiich und Engliscb « »Was viel iiir ein-e Wirthichaste In«« W bei Justiiirailx spie Sehnlmeiiierei habe ibr nicht J« vgi Meriisrte iie mir bei ihrem » ’ Wsie nie-raisi« ·« TM ein-mai is Winter MWMM weit iie viru ? zehn Tage verreist. Während sie früher » von diesen Reisen seh-r aufgeräumt zu rückkam, bemerkte ich nach der letzten Reife eine tiefe Niedergeschlagenheit bei ihr.« »Eine Vertrauensfrage Herr Grol ler,« sagte der Anwalt. »Ich entsinne mich des Mädchens sehr wohl, es war von eigenartiger Schönheit —haben Sie nie in näheren Beziehungen zu ihr gestanden?« Er legte die Hand auf das Knie IGrollers nnd sah idkn mit schlauem ; Lächeln an. Ruhig usnd fest erwiderte Grollen »Niemals, Herr Justizraih. Jch hatte ganz andere Absichten...'« »Ist ich weiß —- die kleine Pfar rerstochter. Aber hat die Wüllbrandt nicht etwa Absichten auf Sie gehabt? Das kommt ja vor...·« »Ich denke nicht. Ich entsinne mich allerdings, daß Sie Fräulein Vollmar ; nicht leiden kon-.nte « s »Aha —- ein anderes Jndiciuml — INum mein bester Herr Groller, wenn ! Sie wirklich diese Angelegenheit weiter verfolgen wollen, so ist es vor allem nöthig, Fräulein Wüllbrandt beobach ten zu lassen. Wohin hat fie sich ge wandt?« s ! »Ich weiß es nicht.« - »Das ift ärgerlich. Wenn das Mäd chen wirklich in die Angelegenheit ver wickelt ifi, wird fie fich verbergen Aber heute- verfchwindet man- nicht mehr spurlos. Sie wird aufzufinden fein. Das ift unsere nächste Aufgabe Ich bitte Sie moraen früh wieder zu mir zu tommenx ich werde Sie dann mit einem Herrn bekannt machen, den ich schon mehrere Mal-e mit folchen delikaten Aufgaben betraute. . .« »Einem Detettiv?« »Ja, fo trennt man die Lente," ent aeanete der Anwalt lächelnd. »Und ich kann wohl sagen, daß mein Vrivatdeteltiv die feinfte Spur nafe besitzt. die fich nur ein Jaqdhund wünschen tm Sie können ihm völ liges Vertrauen schenken. —— Jetzt muß ich Sie aber bitten, mich Zu ent Tschwldiaem da ich zu einer General versammlung der Deutfchen Bank muß. Mvraen fröh sehen wir uns » wieder.« ! i i s Er erhob sich und schüttelte Fettn nand freundschaftlich die Hand. Dann beabeitete er ihn bis zur Thür, wo er sich nochmals auf das Freundschaft lichfte von ihm verabschiedete "Als Ferdinand das Zimmer ver lassen, blieb re einen Augenblick in Nachdenken versunken sichern dann tlinaelte er und befahl feinem eintre tenden Büreanvorfieber: «Telephoniren Sie an Herrn Neu aebaur, er foll fo bald wie möglich zu mir tornmen.« Daran wandte er sich alrichmütbig feinem Attenftudium wieder zu. In Wendeften war man febr er ; ftaunt, als nach einian Tagen Pferd-i nand Grollet zurückkehrte, obgleich er bei feiner Abreife Anordnungen für eine längere Abwesenheit getrofer hatte. Der Verwalter Meinert war am wenigften zufrieden; .,er ftört mir nur die Arbeit durch fein fabriges We fen,« brummteer, »und macht die Leute kodffcheiu die ihn noch irmnre i 6· Kap ite l. 4 in dem Verdacht haben, feinen Bruder . erfchoifn zu haben« »Laß ikm doch,« beaiiiiate seine Frau. »Er ist doch nun einmal der Herr biet und um die Arbeiten küm mert er sich ja fast qar nicht mehr, sondern überläßt Alles Tir." »Das ist wahr,« entqeaneteMeineri. »Die Landwirtlrschait scheint ihm ganz aleichaültia geworden zu sein« Wenn ich nsur wüßte. was er mit diesem rothbaariaen Menschen, den er mit gebracht bat, immer zusammniwckt Der Bursche kommt mir verdächtig vor-" ,.Neuaieria ist dieser Herr Setretiir Neuaebaur freilich über alle Maßen,« lachte Frau Meinert. »Er spionirt überall umher und staat die Men scken aus. Weißt Du, wenn ich nicht wüßte« das- der Prozeß vorüber und begraben ist, so würde ich den Seite tär fiir einen Kriminalbeamten ball um« »Was braucht Herr Groller einen Sekreiär?« brummte Meinert. »Fei» Schreibaeschiifte kann er schon llein besorgen. Na, mich gebt’s nichts an, was er thut und treibt. Aber wenn der Roihbaasrige sich an mich heran maM, dann wird er schon die richtige Antwort erhalten« Damit beaab si Meinert in die Scheuna während « rasu Meinert em sig an ibrer Näherei weiter arbeitete Die Antipathie der beiden einsachen » alten Leute nean herrn Neugebanrp den neuen Sei-reist Ferdinandt, war tmbl gerechtfertigt denn der neue Se- « tretär steckte sein« schlaues Fuchsaesichi in alle Winkel und Ecken, fragte mit überböilichem Lächeln die Leute aus und strich inWald und Feld umher als suchte er einen verlorenen Gegen stand. Wemmsaneösichamtoeuig Fften versah tauchte er plötlich aus, erschreckte dntch sein unvermuthetez Erscheinen die Frauen nnd störte die ist-echte bei ihrer Arbeit Man wollte kommst haben das er sonst an der Ær Medic W die Dienstboten nn Gesinde-immer versammelt waren oder die Knechte nnd Mägde Abends noch gewann Arbeit plaudernd sit stummen-standen Kurz, der »rothe Fuchs«, wie Herr Mengeer bald allgemein genannt ! wurde, war überall zu finden. bald in Hder Küche, bald in den Ställen-, bald kin dem Garten. hatd in den Scheu !nen. Man fürchtete und haßte ihn und nach kurzer Zeit verstummte ein jeder, zwenn Herr Neugebaur aufmachte . Man beantwortete ihm nur das Noth iwendigste, drehte ihm auch wohl den jRückery ohne ihn überhaupt einer Ant .wort zu würdigen « Der Sekretär löcheite dann gut J müthiq-spöttisch und entfernte sieh mit « höflichem Gruß. « Die Leute merkten au chsehr bald, . daß Herr Groller den Setretär dnrcky Haus nicht mit Freundlichkeit und Ach J tuna behandeltr. Sein Wesen war ge reizter usnd unaeduidiaer als ie; er ; sprach mit niemandem mehr. aber das "Hanssknädck«en erzählte. daß der Herr ; osft heftig und ärgerlich mit dem neuen i Setretär spräche. wenn sie beide FAbends in des Herrn Arbeitszimmer I zufammnefafien ; Jn der That reiste das aeheimniß fvolle Thun und Treiben Neuqedaurs die Ungeduld Ferdinands aufs äußerste, und endlich konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Jn ziemlich heftiger Weise frua er Reuaebcrur nach den Resultaten seiner Nachforschun gen. Mit ruhigem Lächeln tah chn ver Setretär an. »Sie werden unaednldia. Herr Groller.« sagte er dann-, »aber Sie thun mir unrecht. Ich habe neue Spu ren entdeckt und wenn ich sie Schrien bislana nicht mittheilte, so kam das daher, daß ich vorher ein definitives Resultat erzielen wollte. Jest kann ich jedoch sprechen.« »Ich bitte Sie darum.« »Nicht wahr, Sie sind time-net noch der Meinung, daß Fräulein Wäll brandt mit der That in Verbindung steht?« «Allerdin;s,« »Sie haben recht, aber es steht auch noch eine andere Person mit der That Hin Verbindung, eine Person, an die bis-lang niemand gedacht hat. Jch bin ’aus diese Person aetommen, weil ich unter den Papieren in dem Zimmer, » welches der Verstorbene bewohnte, diese Photographie sand.« Er entnahm seiner Briestasche eine kleine Photographie in Visitenkarten form-at und reicht-e sie Grollen Dieser wars einen Blick aus das tleine Porträt und fuhr erschreckt em vor. Er erkannte das Bild Käthes, der Tochter des Pfarrers. »Sie sind verrückt," ries er. »Wie sollte Fräulein Vollmar mit der That in Verbindung stehen?« «Wollen Sie mich aesälliast anhö ren, Herr Groller,« sagte der Deut tiv ruhig. »Sie haben mich beauftragt, hier in Ihrem Hause den Spuren des Verbrechens nachzuforschem Sie haben mir die beiden Zimmer angewiesen welche Ihr Bruder bewohnte- Gut! Ich mache darauf aufmerksam, daß diese Zimmer in derselben Etage mit demZimmer des Fräulein Wüllbrandt liegen, wenn auch am entgegengesetzten Ende des das Haus durchschneidenden Korridors. Ein nächtlicher Vertehr zwischen beiden Personen wurde da durch erleichtert, daß Niemand sonst diese Etaae bewohnte. Sollte Fräu lein Wüllbrandt mit der That in Ver bindung stehen, fa» die That wohl slbst vollbracht haben, so hätte sie sich wäh rend des Nachts aus ihrem Zimmer entfernen müssen. Durch die ver schlossene hausthür war es nicht mög lich, da nur Sie und der Hosmeister den Schlüssel besaßen Der hosrneister träat den Schlüssel stets bei sich, Ihr Schlüssel hänat in Ihrem Schlasziw mer, ein Entwenden ist nicht möglich. Fräulein Witllbrandt konnte das Haus und ihr Zimmer nur aus andere Weise verlassen, entweder durch ihr Fenster oder über den Balton, deren Zugang jedoch durch die Zimmer Ihre-'s Herrn Bruders siihrtr. Daß sie das Fenster ihres Zimmers benuhte, scheint aus geschlossen, da das Fenster zu hoch von der Erde entfernt liegt, die Wand des hauses hier vollständig alatt und tahl ist« so das; selbst ein aeübter Kletterer da- Waaeitiick, an der Wand empor zu klettern-· nicht austuhren kann. Bleibt also nur der Ausgang über den Ballon von dem Zimmer Echtes Bruders: von diesem Balion siilyri eine schmale eiserne Treppe in den Garten· Die Thiir zum Balken stand ossen, die Rinirnertbiir Jbres Bruders war von außen verschlossen. aber der Schlüssel steckte. Wen-n wir also an nehmen, daß ein heimlicher Verkehr irdischen Fräulein Wüllkzrandt und Ihrem Bruder siattsand —- was ja nicht erwiesen isi —- so solaere ich wei ter: Fräulein Wüllbrandi suchte in jener Nacht Ihren Bruder aus, fand ihn nicht in seinem Zimmer, trat aus den Balken, siiaa die eiserne Treppe hinuner, aelmaie so in den Bari und in den Wald, wo dann die Kata sirovhe siaitsand oder sckson stotter sunden hatte· Aus demselben Wege lehrte Fräwbein Wiillbrandi in ihr Zimmer zurück. ohne von sen-tandem bemerkt zu sein. Um den geheimen Verkehr mit dem Erscblaaenen nicht Zu verrathen, um keinen Verdacht aus sich selbst fallen zu lassen, leugneie sie, in iener Nach-i ihr Zimmer verlassen zu baden. und man konnte ibr ja auch die ses nicht nachweisen- Jlrc Nus war tadellos, niemand abnie, daß sie in beimlicken Wirksaan zu Ihrem Bruder band-. ein Verdacht konnte sie nicht treffen-« »Ich erkenne Iehren Scharfan an Herr Reuaebaur. Aber Sie sind noch nicht zu Endi« »Nein, ich bin noch-nicht zu Ende. — Ich habe die Spur der Wüllbrandi weiter verfolgt Sie nahm auf der Staton Wndessen ein Billet nach Ber lin und bestieg den Morgens um 9 Uhr hier durchpafsirenden direkten Schnellzuag Ihre Erscheinung war zu aufiallend, ais daß sie von den Schaifnern und Balmbeamien nicht bemerkt werden sollte. Der Schaffner des Wagens in dem sie Platz genom men, entsann sich ihrer noch sehr ge nan. Er errisann sich auch, daßsszsie in Magdebura den Berliner Zug verlas sen, und nicht weiter gekommen war. Sie mußte also von Magdebusrg eine andere Richtuna eingeschlagen haben: ich habe berausgebrachi, daß sie nach Dresden weiter gefahren ist, hier der iieri sich jedoch ihre Spur. Ob sie in Dresden geblieben oder weitergefabren ifi, konnte ich noch nicht ermitteln. Das sind mein-e Auskiinfte über die Wüllbrandi. denen ich noch hinzufügen muß, daß ich in dem Ofen ihres Zim mers einen Aschenifsaufen fand, der nur von verbranntem Papier herzu rijbren scheint. Es fanden sich noch kleine Vanierftiickchem auf dem einen stand: »Liebe-: Franz. Ich- beschwöre Dich«.·. auf dem anderen: »Deine derzweifelnde«.. Hier find die Pa piersiiickcheni Jsfi es die Handschrift der Wüllbrandi?« Er entnanm seine-r Brrertaiche vor sichtig zwei durch Feuer und Rauch aefchwärzte Papierfetzen Aufmerksam betrachtete Ferdinand die febr undeut lichen Schriftziiae »Ich alaube die handschrift Fräu lein Wüllbrandt’s zu erleunen," sagte er nach einer Weile. »Aber was hat das Alles mit Fräulein Vollmar zu thun?« »Ja. sehen Sie, Herr Groller, wenn wir den Verkehr zwischen der Wäll brandt und Jbrem Bruder als erwie sen annehmen und ferner annehmen, daß die Wüllbrandt die That voll brandt oder anaeftiftet bat so muß doch ein Motiv dazu vorhanden sein Welches sind nun die Motive, aus denen ein Mädchen einen Mann tödtet oder doch zu tödten, zu schädian ver sucht? Entweder die Anast, von diesem Manne verlassen zu werden, oder die Eifersucht auf eine andere Frau Beide Motive können auch in einander grei sen. Saat man aemeinnialich bei ie dem derartigen aebeimnifzvollen Ver bvechen:.»cherche-i la femme«! —- so saae ich, Herr Grollen ,.cherchez les femme«! denn stets spielt noch eine zweite Frau in einem solchen Drama eine Rolle. Und meine Ansicht findet durch die Auffinduna der Photogra phie Fräulein Bollmars ihre Bestäti auna· Oder können Sie mir das Vor handensein der Photographie Jbres Bruders auf harmlose Weise erklä ren?« »Ich tvei srnicht, wie mein Bruder zu jener Photographie aelommen ist. Er bat mit mir niemals darüber ge sprechen.« »Seben Sie. Er machte mitbin aus dem Besitz der Photographie ein Ge beimniß. Es aab da also etwas zu verbergen. Er stand vielleicht mit der junaen Dame ebenfalls in acheimem Einverständnis .u.nd erbislt von ihr" das Bild.« . . . »Unmöalich. herr Neuaebaurt Eine aanz baltlose Kombination!« »Unm-ö,alich ist nichts,« verehrten Herr Groller,« entgegnete der Detettio I mit schlau-m Lächeln »Man hat da schon ganz andere sonderbare Dinge !.erlebt Ich habe jedoch nichts behaup J Legt wollen ehe ich Beweise gesammelt : tt. " T »Sie haben Beweise?!« . Ach glaube. — Fräulen Vollmar » bat das Grab seines Bruders bis vor » turzer Zeit stets mit frischen Blumen J Geschmückt Sie dat oft am Grabe ne roeilt. überhaupt das Grab mit lieben der Sorgfalt gepfleat, wie man nur das Gaul- eines lieben Verstorbenen pflegt· Außerdem zeiat die junge Dame seit einiaer Zeit eine tiefe—Nie deraeschlaaercheih Ich hörte, daß sie friibn ein munteres, Wtez Mäd- · Oen gewesen sein wu. ietzt m ne trau ria und niedergeschlaam Ich suchte eine Unterreduna mit ihr, traf sie aus dem Kirchhofe und begann mit ihr « über den Todten zu sprechen. Sie er röthete plötzlich; der Blick ihrer Augen war ängstlich und scheu, meinen Fra . aen wich sie geflissentlich aus. Jch er fuhr nichts von ihr. Aber von dem Todtenaräber erfuhr ich, daß Fräu ; lein Vollmar arn Tage der Abreise der i Wüllbrandt mit dieser am Grabe zu ! sannnmaetrosfen sei, wobei es zwischen den beiden Mädchen zu einer heftigen Szene aelormnen zu sein schien. Die Wiillbrandt habe Fräulein Vollmar gedroht, diese sei aus die Kniee ge sunken und habe das Gesicht in die Hände verborgen Als die Wüllbrandt den Friedhof verlassen, habe sich Fräu lein Vollmar hastig erhoben und sich betend über das Grab geworfen. Dann habe fee noch lanae in Nachden ten versunken neben dein Grabe ge sessen. Ich denke, Herr Grollen das sind Beweise neun-a, daß Fräulein Vollmar in Beziehungen zu Jhrern Bruder gestanden, der, wie ich hörte, ausch viel in demPsarrhause veriehrte.« Ferdinaind schwindelte es. Er ver mochte sich den Beweisen des erfahre nen und schlauen Deleltivs nicht zu verschließen In der verbitterten Ge müthsstinmruna, in welcherer sich be fand, war er auch nur allzusehr ge ne , dein Mißtrauen seine Seele zu ös n. Er sah sich von allen Seiten von Falschheit Find Verrath umringt und veraebens lamvsien die Liebe, das Vertrauen« die Großmut-h kurz alle-l Gute in seiner Seele amen den wu chernden Samen des Mißtrauens an, den die Watte Neuaebaurs in seine Seele acstreut · Ein schneidender Schmerz zerriß sein Herz. Aufs höchte erteqks AMU er imsinnner aus und ab und lärnpste Mit sich. ob er diesem schlauen, kalten Kriminalisien einen Einblick in den fMåitatrd seines Herzens gestatten o te. .Das Bild Käthe’s hatte bislang rein und stecken-los vor feiner Seele gestanden. Ja. in den Stunden trü ber Verzweiflung hatte ihn gerade der Gedanke an Kätbe aufrecht erhalten. Vor ihrem reinen Bilde war er gleich sam betend niederaeiniet, unr Trost und Stärkung in ibrern Angedenken zu finden. Er hatte nicht gewagt, sein mit einein schweren Verdacht belade nes Leben ihr zu weihen. Er wollte nur rein und schuldlos wie fre selbst, vor sie hintreten — und nun war auch ihr Bild beschmutzt, auch sie war mit in den Strudel aezoaem den die ses furchtbare Verbrechen erregt! Er brach fast zusammen unter der Wucht dieses entsetzlichen Gedankens! »Ich sche, Herr Groller," suer der Deteltib sort, »daß Sie durch meine Eröffnunaen überrascht —- ja, er schreckt sind. Es ist allerdings ein trübes Bild, welches ich Ihnen entrol len mußte. Aber aus der Spur sind wir jetzt und ich mache mich anhei schia. jetzt das Verbrechen völlig llar zu stellen.« »Was wollen Sie thun?!« fuhr Fer dinand aus. »Wer allem Fräulein Bollmar in ein scharses Vredör nehmen«-» »Nein-— niemals-Z« rief Ferdinand aeoteternar aug. — Mißtrauisch sah ihn der Detektiv an. Wm kamen bei dieser leiden-. schaftlichen Erreauna eigenthiimliche Gedanken. Sollte er hier axuf eine neue Spur gestoßen sein? »Frau-hin Vollmar weiß entschie den um das Geheimniß,« sagte er lauernd. »Ich verbiete Ihnen in dieser Ricky tuna weitere Recherchen anzustellen!« »Ah —- aht ———dann. mein verehr ter Herr Groller, ist meine Aufgabe hier zu Ende.« . .. »Ja, sie ist zu Ende! Gott sei dani! —Jch war ein Thor, daß ich Sie Hierber rief! Fort — ich will nicht mehr! —- Sie können heute noch ab reisen . .. ich will nichts mehr mit Ih nen zu schaffen haben!« »Ich werde mir erlauben, Herr Groller, Ihnen meine Liauidation einzureichen und dann auf Ihren Wunsch sofort abreisen," entaeanete der Detektiv, verbeuate sich höflich und verließ das Zimmer. Ferdinand starrte ihm nach. als habe er ein Gespenst gesehen. Dann sant er ausathmend auf einen Stuhl und schan die Hände vor das,Gesicht. So blieb er banae Zeit sitzen. Am andern Tage hatte der Verwal ter Meinert die Genugthuuna, daß der neue Setretär aus Niinmerwieder— sehen abrciste. Nach einiaen Tagen reiste aber auch Herr Groller wieder fort, dieses Mal fiir lanae Zeit. Die Fenstervorbiinae und Laden im Herr schastshause wurden aeschlossen, die Köchin, das Stubenmiidchem der Kut scher, welcher zualeich die Dienerstelle bei Ferdinand orsah. entlassen, die Kutschvserde dem Verwalter zur Feld arbeit überarben, turz der ganz-Haus halt ausgelöst-. Still und verlassen, itde und leer stand das hübsche, sonst so freundliche Herrschaftsbaus da; auf die Part weae schiittelte der Herbsttvind die welken Blätter nieder. asuf dem kleinen Weiher im Bart bildete sich eine ariine Schlammdecke, die Blumenbeete lagen tin-gepflegt und verwildeet da, in den Rweiaen der kahlen Bäume nisteten die Dohlen und Kriihm Der alte Pfarrer Vollmar schüttelte traurig das areise Haupt, und Käthe Vollmar wein-te beim-lich manche bit tere Tbriinr. Vor Fetdireand hörte man nichts mehr; es hieß, er mache eine Orient äefkk niemand wußte, wo er sich auf re . 7.napitet. i Herr Kaspar Reuaebaur hatte ein gutes Geschäftsjahr hinter sich. Einige Ermittelunaen in dislreten Familien ansaeleaenheiten brachten ihm hohe honorare ein. Daß Herr Fiaspar Neu aebawr bei diesen- Ermittelunaen nicht immer die qeradesten Wege qina und dem Grundsatz huldigte: »Der Zweck heiliat die Mittel« — konnte man von dem schlauen Detettiv nicht an ders erwarten. Und ob seine Ermit telunaen schließlich das Glück und die Zufriedenheit mehrerer Familien zer ltiiriem war ihm höchst aleichaültia. »Was iustitia. pereat mundus« — war sein Wahlsvruch, den er stets imq Munse zu führen pflegte. Kurz und aut, er hatte im letzten Jahre vortrefflich abgeschnitten und konnte sich im Sommer erst eine tleine Erholung gönnen. Da er aber gewohnt war, selbst seine ErholunaBreisen mit einem geschäftlichen Zwecke zu verbin den, so übernahm er die Beobachtung eines beken, wächer plötzlich und ohne ausreichenden Grund von Berlin nach dem Riesemehirae abgereist war und sich in ein einsames Gebirasdors an der Schneetopve vergraben hatte. Die ler Herr, ein Amtsgerichtirath a.D. Wer-mie- twt lehr wohn-abend und unverherrathei. Grund genug file ver schiedene Rechten und Neffen. den lie ben Onkel nicht aus« den Augen zu lassen, zumal der alte etwa sechziglt rige here vie seltsame Laune tie, sein Geld zu Mthätinen Zwecken zu verwenden. Das heißt, mä ossizteli ien Wohlwiiiiakeitsllstm Monate sein ·Name niemals. Auch öffentliche Wom ihäiiakeitöveeanstaltumen besuchte ek nichts der alte Heer ainxp wie über haupt im Leben, auch bei feinen Wohl ihatens seinen- eigenen Weg, indem ee selbst die Quartier-e der Armuth und des Elends aufsuchte und hier bedürf tig Personen unterstütztr. Schon man cher arme Handwerker, schon manche arme Wittwe hatte dem »sonderbaren Kanz« die Existenz, ja das Leben zu verganlem was war genug sehr schon, aoer ore Nichten und Neffen sahen nicht ein« weshalb das schöne Geld ihres Onlels ans olche »Warst-um« vergeudet wer den sollte. Am liebsten hätten sre den guten Onkel unter Kuratel wegen Ver schwendung seines Vermögens gestellt. Deshalb sandten sie auch den beten Kasbar Neugebaur dem guten Onkel in das Riesengebirge nach, um zu be obachten, ob dieser nicht etwa neue »Dummheiten« machte, die ihre Ab sicht. ihn unter Kurael zu stellen, un terstützen konnten. - Es war an einem schönen Split sonrmer-Abend, als Kaspar Neugebaur in FriedrichsthaL dem einsamen Ge birgsdorf am Fuß der Schneetobpe, anlangte. Romantisch in einer engen zu der axwtaltigen Masse der Schnee topve aufsteigenden Schlucht gelegen. wurde Freibrichsthal im Sommer oft von Torrristen besucht. Länge-ten Aufenthalt namen die Reisenden jedoch selten in dem kleinen Dorfe, da das nahe aeleaene Spindelrniishle beque mere Untertunst bot. Friedrichsthal laa gerade auf der deutsch-österreichi schen Grenze: an der kleinen Brücke, welche itber den Bach führte. befanden s» biiben und drüben Zollhäuser. in denen stehende Posten von Grenz wiichtern auartiertm Auf der öster reichischen Seite erhob sich eine große Spinn abrich nrit ihren arauen Ge bäudemassen und himmelanragenden Schornstein-en Die Hälfte der Ein wohnerschaft von Friedrichsthal war in dieser Fabrik beschäftigt: besonders die Frauen und Miidcken des Dorfes fanden in dieser Fabrik lohnende Be schäftiauna· lFortsetzung folgt.) Roman einer Qrchtdee. - Auch Orchideen haben ihre Schick sale, und zwar recht merkwürdige und phantastiscbr. So hat man vor weni gen Monaten eine seltene Orchideen art, die seit 50 Jahren nicht mehr aufgefunden worden war, wieder ent deckt. Die Orchidee trägt den Namen lsypribedium Fairieanum«; sie gehörte zu einer in Assam im Jahre 1857 zu sammenaebrachten Sammlung, die in dem gleichen Jahre nach London tam und auf einer Aultion bei Stehens von einem Mr. Fairie erstanden und nach ihm benannt wurde. Jn seinem Besitz blühte die seltsame Pflanze wunderbar und wurde bald in der ganzen Orchideenliteratur als eine der schönsten unter allen bisher be kannt gewordenen Arten gerühmt.Es wurden dann noch ein Paar andere Pflanzen dieser Art aufgefunden, aber seit 50 Jahren waren alle Anstren gungen vergeblich, weitere Exemplare zu gewinnen, und vergebens wurden von tiihnen Sammlern gefahrvolle Reisen und mühselige Expeditionen unternommen. Allmählich wurde der Originalstock der Pflanzen, der sich in Großbritan nien befand, kleiner, und schließlich blieb nur ein einziges, nicht eben gro ßes Exemplar übrig, das den Stolz des Präsidenten der Könialichen Gar tengesellschaft, Sir Trevor Lawrenee, bildete und natürlich unbezahlbar war. Es war das jene Zeit, da die Qrchideenziichter in der falschen Mei nung, die Pflanzen kämen aus Jn dien und brauchten deshalb viel hine, diese Wunderblumen in heißer Gluth zu Tode verdorren ließen; zudem war die berühmte Fairesche Orchidee durch Kreuzungem zu der sich die Pflanze vorzüglich eignete, noch geschwächt worden. So waren die Aussichten für Er haltung und Fortbestehen dieser selte nen Art eine trübseliep Da entdeckte ein Mitglied der iibetanischen Expedis tion im vorigen Jahre ein ganzes Büschel dieser Pflanzen und schickte sie nach Kalluttm von wo sie dann wei ter nach Kew gebracht wurden; nun werden in wenigenWochen 180 Exem plare dieser so lange verschollenen Art verauttionirt werden. Die Jdentitiit der ausgefundenen Pflanzen mit der Fairieschen Orchidee ist in Kew als zweifellos festgestellt worden, da eine der Blumen seit ihrer Ankunft blühte. Jedoch sind die Aussichten auf eine weitere Vermehrung derPflanzen sehr gerinae. Wahrscheinlich werden wei tere 50 Jahre vergehen müssen, ehe wieder welche gesunden werden, denn die Gelegenheit, in Tibei nach Dahi deen zu suchen, wird sich sobald nicht wieder bieten. Private Sammler wer den sich in das Land nicht hineinwa gen, und auf eine neue militärisehe Erz-edition kann man lange warten. Die in Kew blühende Orchidee bietet ein wunderbares Bild zar ester Far ben und hizarrster Formen ar. In Japan wird man sehr hedaue daß dieser Schuh und Truh ni schon zur Zeit des russischen Krieges bestanden. in Juni-nndI weniger. l Tiefe Herzen brechen —- ges-äuss u« o o o Die Krisen ins Marotto kommen suwhäufiw um zum Grufeln zu ftif te