Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 13, 1905, Sweiter Theil., Image 16

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    Ueber Sprachreinigung
Iph- Mtfch Esq. tritt »enetgifch« für
diese deutsche Bewegung ein. —
Beispiele verabscheuungswütdis
get Fremdwörter.
Niket Formäu vuu die Bam, wo
sei Papier mache-nömlich Eviter
wo uss Deitsch Redactör heeßt, is e
Fremdqut un Ich refius, es ze juhfr.
Ich will bawwe,
Misier CARL
daß Sie es ze
riicknemme, des
wege dene Läng
wätfchklieners,
wo alle Fremd
wörtet uffhönte
un sie mit
Stnmpf unStiel
auseottr. Näm
lich» Ich belang
schut der-m Am
meisie hab Ich es
gepackt uff die
große Wörtier in
Griet un in Lä
tin, un annere
qestorbene Läng- »
wätscheö, wo L
blos fit for todte !
Leiche «sein, tgeil s
mer nämlich nie tvees, ov es mt ei
versteckte Gemeindeit is, wann die’
Einer gege Einen juhst. sFor Jnstenz
eilich bot Mich Ecner en »Philantrop« -
gerollt So e Coward, so e feiger!
Wann er’s uff Deitsch gesagt hätt, so
daß Jch for schur gewußt hätt, was es
munt, da hättJch em eens erunner
gebann, daß ihm die Backezähn -ge
wackelt hätte.
erwerhaupt: Was is der Jnhs
tun ausländische FremdwörterZ For
Justenz z. B. was is der Juhö ze sage,
es hätt Eener des »Tsrolarium fre
quenö«? IS es nit grad so iefi ze sage,
er hätt die »Tschim-tschäms« oder »Er
bot die ..Sck.snähts«? Oder is nit viel
leicht »Dadderich« eschönes reines un
seines deitsches Wort?
Nu also!
Es SH weiter nix, als daß so e paar
halb verhungerte un iiwwergeschnappte
Professers die schmatte Alecks spiele:
wolle bei große Wörtet ze juhse. Da!
is for Jnstenz so e Fremdwort, woj
Mit immer im Mage liegt, wann Jch s
es les, des is »Wah1ergebniß«. Js«
vielleicht die- Expreschen »Lectschen«s
Ritörns'« nit gut genug for einigeni
Manns Wann es gut genug for Mich s
is, dann muß es for die Annere
schn- lang erst recht gut sei. Oder
nitf
Oder was is der Juhs, wie Jch
ernst gelese den« ze sage, »es mär’n
Andentunge vun Wahlhetrügereie« ge
macht worn? Wann eifach gesagt
werd, «e·s wät'n Hints ausgeworfe»
worn, daß mit die nges getämpert »
wor- toär.« da versteht es jeder, un es »
sanndet gut un es is wenigstens teen
Fremdwort. «
Dann gebt es so französischeFremd
wörter wie for Jnsienz »Cara:nbo:
sliilche« oder »Kollision«. Des soll
nämlich en »Schmeißauf« bedeute. (
.,Schmeißauf« und »Nenneweg« sein?
doch lchur zwei edle deitfche Wörler,i
wo die deitsche Papiere mehr juhse s
sollte, wie sie thun.
No, Misier Ediiee, Jch glaub nit,»
daßSe des rechte Ding thun, wann;
Sie die Längtväilchllieners attiiele.
Es macht Mich allemal traurig,
spann for Jnltenz Eener »Lotomotiv"
legi. Warum des Fremdworts Kann
er nii grad so gut »Jnlchein« sage?
Oh course, bei manche Wörter is es
wieder Worlcht, wie mer legt, weil sie l
beide recht sein, wie for Just enz l
«Hauseianer" un »Landlord«.
Irdefalls ob Sie Recht sein oder
nie. Ich will es nimmer hawwe daß 4
Sie was dergege schreiwe, sonscht ;
tänzel Ich die Subslriptschen. T
For was geb Jch Mir dann die
Mich un predkg die Buwe, sie solle die
fertign Words dtappe un klienes
DeiUch iublr. wann nachher dergege in
esse öffentliche Papier und noch derzu
it Ue deitfche, geiickt werd? Zum
skisptel dem Knödllepp, wo die häbit
Isi« immer »Servus" se lage, wann
er fett geht Weg bot er in Weienna
flunk) dem den Jch erst neulich ge
w, er soll doch Deitsch talle un
est-ebbet »Gutbei" oder »Adjöß«
ifs . Des is grad so iefc. Js es nit?
« Eidie üwwet die Such ig, daß
e Mann entweder eene Längwitsch
tolle sollt. oder e arm-re. Awwer
zwei verschiedene Längwötfches ze glei
chst Zeit mit euanner ussmixe ze
III-, des is e Nansenz un e Nin
stuz un es besahlt sich nit un bifeitg
»Ist ei tei. Juhs. Un üwwerhaupt
will Jch es nit hawwr. Des fein
R« eng genug.
«n es nit?
Ibne des Nämliche wünschend
Mit Rigaxds
Yours
John Nitsch, Esa.
Des eenzige Fremdwort, wo Ich
gelte laß, weil es so leicht ze trans
Iäte Ums is »Mischt bapple«. Des
Wisse namlcch uss Deitsch »Nansenz
Vergege is es disveisäbel ze saae
«Dh refohr", wo doch des deitfche »So »
« um so viel besser-, schöner un»
Matt is.
. D. . Esa.
» IWI
Jst-h ,...Ein Rhinozeros hat
» Der sätMet g’heißen. Da
, Du ihn doch betete-TM Sepp?«
sz : »Ja, MM J« geh« nur vor
D M hete- Lehrer und scharf in
—. « It silberbuch sach, wie so a’ Biech
Miit»
sterbe-It Iris satheiser
Dem ausgebildeten schwedischen Mi
nisterium gehört als Kriegöminifter
ein Graf Wachtmeister an. Jn dem
Tagebuche seines Großvaters, des
schwedischen Grafen Hans Gabriel
Wachtmeister, das der fchwedische Hi
storiter Elof Tegner ein Enkel des
Dichters, herausgegeben hat, findet
sich eine Begegnung aeichildert, die
1804 der junge Graf H. G. Macht
iueister in Weimar mit Goethe hatte.
Einiges davon sei hier im Anschluß
an die »Vofs. Ztgk auszüalich wieder
ben. Als Mitglied eines der an
aee ehensten Geschlechter Schwedenk
wurd Graf Wachtmeister auch in
Weimar mit Zuvortommenheit aufge
nommen. Er erzählt über seinen Ein
pfang bei Goethe: »Bei Goethe sah
ich zum erstenmal den bedeutenden
Staatsbeamten und den großen Dich
ter in einer Person vereinigt . . . An
fangs wirite sein Benehmen abstoßend
auf mich. Seine Zurückhaltung muß
wohl einer Art von hypochondrie zu
geschrieben werden« die durch das Ge
fühl der ihn umgebenden Leere her
vorgeruer worden . .. Nach unserem
ersten und zweiten Zusammensein
wurden wir recht gut bekannt, und ich
hatte das besondere Glück seiner strei
maligen Nachbarschaft bei Tis.he.
JedesmaL nachdem Goethe einige
Gläser Champagner geleert, erfuhr
sein Wesen eine Veränderung Ein
guter Zufall war es, daß ich mit mei
nein halbschnfedischen Deutsch auf ihn
einredete, denn er spricht, gleich Voß,
Schiller und Wieland, höchst ungern
JFranzösisch Nie zuvor habe ich ein
«Antliti gesehen. welches sich mit dem
; Goethes vergleichen ließe. So männ
T lich schön-e Gesichtszüge, die so deutlich
s das Gepräge der Elevation, der Ener
zaie und der Genialitiit tragen, oder
Fein solches Feuer, wie es aus seinen
großen, schwarz- braunen Auaen blitzt,
verinaa man sich nicht vorzustellen.
Sonderbar ist es, daß Goethe, wie bei
uns, fo auch hier als Schriftsteller
’minder gekannt ist, als Schiller und
Wieland.«
Iothfchilds Amt-rotem
Die Pariser verzeichnen allerlei
Anetdoten aus dem Leben des Barons
Alphonse de Rothschild. So erzählt
man von der Art, wie er seine Wohl
thätigteit ausübte: Ost, irenn er aus
seinen Spaziergängen von einem Be
dürstiaen eingesprochen wurde, drückte
er diesem einen Louisdor in die Hand.
Wenn dann der eine oder der andere
Bettler ihm nachrief: »Sie miissen sich
geirrt bat-en, mein FAer so drehte
sich Rothschild um und gab ihm einen
zweiten, manchmal auch eine Bank
note mit den Worten: »Ja, ja, Sie
haben Recht, bier ist die Eraänzung.«
Mit Rathschläqen über sinanzielle
Fragen hielt er zurück. Wenn man
ibn in den aristokratischen Salons
mit solchen Ansuchen belästigte, so
konnte er sehr trocken, ja sooar bestig
antworten: »Da müssen Sie mich
sei-on in der Rue Lasitte aussuchen.
Im Solon babe ich keine Ratbschliiae
bei mir-« Oder: »Heute wissen die
Marauis in diesen Fragen mindestens
so ant Bescheid, wie die aewiegtesten
Finanziers!« Als ibn Leute fragten,
ob sie sich dieses oder jenes Wettb
pavier taufen sollten, antwortete er:
»Wenn Sie gut speisen wollen, nehmen
"Sie das erstere; wollen Sie aber gut
schlafen, so nehmen Sie das anderes«
Von einer Bärin verfolgt.
Aus Betopar wird dem »Pester
Lloyd« geschrieben: Dieser Tage be
aaben sich die Brüder Paul und Mar
tin Dosel aus Diivofelo in das mitb
romaniische Hochgedirae des Beleoit,
um ihre dort weilende Ziegenheerde
heimzutreiben Als die beiden Brü
der nach mehrsiiindigem Marsche den
einsamen Weideplatz im Hochgebirge
erreichten, begegnete ihnen ein recht
unangenehmes Abenteuer. Eine riesige
Bärin —- einwahres Prachtexemplar
«——war eben damit beschäftigt, eine
Ziege zu verzehren, und als sie sich
bei diesem Schmause durch die zwei
Bauern gestört sah, ftiirzte sie sich mit
fürchterlichem Gebrüll auf die Stö
renfriede. Die Brüder Doiet hatten
teine Waffen bei sich, sondern nur
schwere FiniitieL und daeTe nicht rath
sam erschien, mit diesen schwachen
Vertheidgungswertzeugen sich der
Bestie gegenüberzustellen, ergriffen die
Bauern die Flucht. Die Bärin folgte
ihnen jedoch auf den Fersen, fodag
die Bauern in der höchsten Noth si
auf einen hohen Buchenbaurn flüchte
ten. Meister Vieh faßte hieran unter
dem Baume Bosto und fixirte die zu
Tode erfchrockenen Bauern. Bon Zeit
iu Zeit holte sich das Ungethüm eine
Ziege aus der Heerde, kehrte aber im
mer wieder zur Zufluchisftätte der
Bauern zurück. Die Bedauerngwep
then mußten die ganze Nacht auf dem
Baume zubringen, und erst beim
Warnen-trauen nachdem die eines vor
züglichen Avpetiis sich erfreuende Bä
rin fiinf Ziegen verzehrt hatte und von
dannen gezogen war. konnte die
Bauern ihre Wanderung nach hause
antreten. .
W
, Tausch-c
HMXCWD »Diese-e Wagen ohne
Zierde muß sicher großen Erfolg Ip
n « — —
Frau Bake: »Warum glauben Sie;
dass« !
here Antis- ,,Iinn. denken Sie dacht
»nur an die steten Menschen in dee
Zu n- eed od- Piekd w- ers-,
Um greises-des Gan-.
Erzählung von-Eil r no F e l d. .
Ernst nnd verschlossen wie sein Hei
matbland war Nilö Jansen, nnd
wenn er am Strande stand und mit
feinen immer etwas verschleierien
blauen Augen über das Meer hinaus
schaute, so konnte tnan es wohl ver
sieben, daß er von den Fremden eine
,.echte Friesenaestalt« genannt wurde.«
Er war aber iein Friese, sondern nur
ein armer holländischer Biidnerssohn,
der mühselig und armselia sein Leben
als Fischeraehilfe stiftete. So arm
wie er war beinahe kein anderer Bur
sche im Dorfe, aber auch keiner so
hübsch und brav und treu wie er.
Daß er sich in Jngeborg Finsen ver
liebt hatte, war tzltsarn genug, denn
sie war wie eine ; remde zwischen all
den anderen Mädchen, obgleich auch
sie ein einaesessenes Dotflind war
Schwarzbaaria, blitziiuaia. klein und
zierlich, flink in den Bewegungen,
flink mit der Zunae, schwirrte sie wie »
ein fremdes Vöaelck,en zwischen den
blonden, schwerfälliaen Gestalten ihrer
Gespielinnen ndrnher.
Ja, die liebte Nil-Z Janfen, und
Jenaebora liebte auch ihn --— soweit sie
wußte. was Liebe war. Jahr und Tag
hatte es acdaueri, ebe sich Nils ents»
schloß, auch nur ein Wörtchen zu ihr »
zu sagen, denn er wußte, das er keines
beaehrengwertbe Parthie war. AberJ
dann, als sie eines Abend-«- vom Tanz :
beimaingen. dachte er gar nichts mehr, ;
sondern schloß die kleine Jngeborgj
kurz und bündia an fein großes Herz 1
und seaate sie mit zitternder Stimme, s
ob sie ibm gut sei. » « » j
Jnaebora lachte und ließ sich küssen· 1
»Das hättest Du längst wissen (
müssen, daß ich Dir aut bin,« sagte
sie. »Aber heirathen können wir doch
nicht. Denn wir find Beide zu arm
Und wenn ich einmal eine Frau bin.
so will ich keine »arm« Frau seini«
Nils zitterte wie ein vom Sturm
bewegter Mast, während er die iet
liche Gestalt in seinen Armen hie t.
»Oh, Jnaebora,« sagte er mit einem
tiefen Seufzer, »wenn Du mir nur
gut bist.«
»Gut bin ich Dir, und wenn Du
zehntausend Mart hast, so will ich aucb
Deine Frau werden«
Das kam lachend und leicht von den
rothen Lippen wie ein Scherz, aber eo
war ganz ernst gemeint. Und in all
seiner Schwerfälligkeit mochte Nils
das wohl fühien, denn noch einmal
seufzte er ties aus: aber diesmal in
schwerer Sorge. Jngebora hätte ebenso
aut von ihm fordern können, er solle
ihr eine Ecke der Mondsicktel abbrechen·
Zehntausend Mart — wo sollte er je
mals ein solches Riesenvermögen her
nehmen? So etwas aab es ja wohl
nur in der Lotterie oder bei den Gold
gröberm
Bei den Goldariibernt Das Wort
war wie ein Funke in sein Gehirn ge
fallen und alotnm dort weiter, Tage.
Wochen und Monate. bis es sich zu
einem festen Entschluise entwickelt
hatte.
So kam der Tag, da er Abschied von
Jngeborg nahm. Schluchzend hing
sie an seinem Halse und versprach.
treulich aus ihn zu warten, bis er
heimkommen würde.
Nils weinte nicht, aber ein paar
große Tropfen schienen doch in seinen
Augen wie erstarrt zu sein und blie
ben dort stehen ———lanae, lange Zeit.
Ja, sie standen noch dort, als er schon
längst in Clondhte angekommen war
und sich die Hände blutig gearbeitet
hatte, um nur das tägliche Brod zu
verdienen·
Pfennia siir Pfennig sparte er sich
lsuchstiiblich vom Munde ab, arbeitete
schlimmer als ein Thier, schlief nur
weniae Stunden, bis er das eine arosze
Ziel erreicht hatte: er konnte einen
Muthunasscbein und Handwertgzeua
taufen und nun selbst ausziehen, um
Gold zu finden.
Jn all den schweren Tagen hatte er
einen Freund gefunden, einen Lands
mann, dein er nach und nach die turze
schlichte Geschichte seines Lebens er
zählt hatte. Peter Brandt wußte
nun aanz genau, wofür Rils lebte
und tver Jngeborg war. Ja, so deut
lich hatte Nil-Z seine kleine Braut da
heim gezeichnet, daß Peter sogar mehr
aus den kargen Worten herausgehän,
als Nils ahnte, und mehr als einmal
hatte Peter heimlich den Kopf geschüt
telt und daran gezweifelt, daß die
flinte Kleine daheim der kühlenden
Liebe und Treue seines Freundes
würdig sei.
Mehr als ein Jahr toar verflossen,
als endlich der große Tag tam, der
Nils den ersten materiellen Sonnen
strahl bringen sollte. harte und Spa
ten, die so ost umsonst ihr Werk ge
than, heute sürderten sie eine blanke
Ader utage, bei deren Anblick Nils
das erizeug entsiel.
»Mein Gotti« sagte er ganz leise»
und nochmals nur: .Mein Gott!«
Peter Brandt stieß einen lautenJ
Jubelschrei aus und lachte dann laut L
und kräftig roie Kinder lachen. -
«Donnerroetter! sagte er. »Am —"
Donnerwetteri Gold —- leihendes«
Goldi Da hast Du Deine ze ntausend
Mark! Und da habe ich auch die inei
neni« Rili sag blaß und erschöpft
eine lanae Zeit ill. Dann stand er
aus. nahen seinen Freund unter den
Arm ud zog ihn nach dem Ausgange
des Schutt-fes bin. »
»Wir wollen mai einen Augenblick
in der Sonne stehen« sagte er. »Da
drinnen geht einem heute die Luft
s.«
anVon ferne sahen sie den Brieftriiget
kommen und piöslieh lief Bill aus
»i
l hu«zkai hat er einen Brief siir
fmickst murmelten er. «Jngeborg hat
1fchon lange nicht gefchrtebenI
Ja, da war ein Brief von Inge
. borg Nils kam damit zurück und er
brach ihn. Er war nur kurz nnd lau
tete:
»Weil Du ja doch tetn Glück zn ha
ben scheinst. fo theile ich Dir mit, daß
unter Nachbarssohn Klaus Stemp
ven um mitl- gefrett hat und daß ich
ihn nun nehme, wenn es mir auch
leid thut, daß ich Dich nicht gekriegt
habe.» Klaus Stetthofen hat den vit
tertichen hof geewt und ich werde es
wohl gut bei ihm haben. ·
Deine treue Jngeborg.«
Nilö Janfen sagte gar nichts; er
war nur treidebleieb geworden und
lachte plötzlich bitter auf. Dann warf
er den Brief feinem Freunde bin.
»Da — lie5," fagte er mit stocken
der Stimme. »Das war Jngeborgg
Treue.«
Mit schweren Schritten ging er in
den Schacht zurück. wo er fein Hand
wertszeug gelassen hatte. Einige Au
genblicke später ertönte ein donnern
des Getöse, das Peter Brandt mit
eisigem Entfesen erfüllte· Es war
nur eine Minute, aber als er jetzt den
Eingang zum Schacht betreten wollte,
war dieselbe verfchütet bis oben heran.
Fünfzig Mann arbeiteten faft vier
undzwanzig Stunden, um den Ein
gang wieder frei zu machen.
Vor feiner Goldader lag Nils Jan
fen --— eine zerfchmetterte Leiche.
f
poseltvett unserer Saharaö.
Nicht nur, was läuft und kriecht,
sondern auch, was steucht, ist in unse
ren südrvestlichen Wüsten reicher und
mannigfaltiger vertreten, als Viele
wissen. Raben, Habichte und Eulen
tornmen in diesen Oeden besonders
zahlreich vor; seltener sindet man auch
Geier, »Butcher«:Vöget ziemlich häu
fig. ebenso Sperlinge, in der Nähe von
Viehsarmen massenhast Hänslinge,
nach Küstenregionen hin allerhand
StrandvögeL und noch viele andere
Vogelgattungen·
Manche dieser Vögel sind in der
Wüste seßhaft, während andere Gat
tungen nur gelegentliche Besuche ma
chen, dann aber in großen Mengen
austreten. Natürlich ist auch die Ver
theilung hinsichtlich der einzelnen-Lett
lichteiten keine gleichmäßige; fie richtet
sich zurn Theil nach der Nachbarschaft
von Wüstenquellen, Sürnpfen,Strom
schlachten —- wenn dieselben auch nur
gelegentlich noch einige Feuchtigteit
enthalten — und sonstigen, sitr diese
oder jene Gattung geeigneten Tunnel
plätzen Doch scheinen auch manche
Vögel die Nähe von Wasser gar nicht
zu hediirsen.
Es ist nicht gesagt, daß der Wüsten
reisende alle Arten dieser Vögel bemer
ten muß, besonders wenn er an den
Verkehr in solchen Negivnen nicht ge
wöhnt ist. Denn die Thierwelt dieser
Wüsteneien ist in ihrem Aussehen, vor ’
Allem in der Farbe, doch bedeutend?
von ihrer-gleichen anderwärts verschie- »
den. Vögel mit Gefieder von lebhaf
ter Farbe sieht man hier gar nicht.
Der rothschwiinzige Habicht z. B»
welcher in Südcalisornien zur Nistzeit
ein so glänzendesGesieder erhält, zeigt
in der Wüste, und wäre es vielleicht
taurn zweihundert Meilen von den
Ausenthaltsorten seines bunten Colle- «
gen, das ganze Jahr nur ein todtes
Braun.
Die Wachteln, welche in der Mo
javewiiste und anderen derartigen Re
gionen in der Nähe von Stromliiufen
vorkommen, zeigen eine trübete Gefie
dersarbe, als die sonstigen, und man
hat beim Durchsuchen von Nestern die
ser Vögel bemerkt, dass sogar die Eier
weit weniger auffallend gezeichnet
sind, als es sonst der Fall ist. Die
ileinen Wüstenfperlinge haben ganz
die Farbe des Landes und des Ge
strüpps, in welchem fie leben, und sind
für den Ungewohnien geradezu un
sichtbar. Auch hier findet das Gesetz
der Anpassung an die Umgebung —
nicht nur des Schuses halber, son
dern auch zur Erlangung von Beute
—- in weitgehendem Maße Anwen
dung. Und die Beute ist für die mei
sten dieser Geschöpfe gar nicht so
knapp in der Wüste bemessen. Da
giebt es außer den Insekten auch Ka
ninchen, Ratten, ileinere Vögel usw.
Freilich ist für manche Wüstenviigel
offenbar häufig der Schmalhans Kit
chenrneister. Um die Asche jedes La
gerfeuers, fast ehe die Betreffenden sich
wieder auf den Weg gemacht hoben,
macht sich alsbald einer bis zu einem
Dutzend und mehr Raben zu schaffen
und nickt alles Mögliche auf, sogar
veriohlte Holzftiiclcheni Diese Raben
zeigen gar keine Scheu vor den Men
schen; sie wissen, daßdie Fuhrleute
und Andere, welche ohne Hilfe des
Dampftosses durch die Wüste kom
men, ihre besten Freunde find.
Andererseits hat schon mancher Me
tallsucher gestehen müssen, daß er sein
Leben. oder mindestens die Erhaltung
der Vernunfi, einein dieser Vögel zu
» verdanken hatte, wenn er sich fast hoff
nungslos verirrt hatte. Denn ihr
Flug und ihr Gekrächze zeigte ihm die
Richtung an bösenzitgen undSchluch
ten, und schon ihre Gesellschaft allein
ist oft in der tiefsten Einsamkeit
schätzenstverth
such ein Deutsch
Finster: »den Leutnant, Sie den
ken wohl, so eine Dafenjagd ist eine
Wohlthätigkeit-Hierin wo unter 1000
auch immer erst ein Treffer ist? «
Ueber einen rasten-ten 1
steinern-it i
schreibt man aus Paris: Vor einein l
Hause, dessen Thitr mit schwarzem.
Tuch ausgefchlagen ist, harrt der dil
ftere Wagen, in dem wir alle unfere’
leyte Spazieriahrt machen. Unter den
Leidtragenden befindet sich ein Mann,
dessen langer, peinlich sauber abgebiirs !
steter Rock in feinem Zuschnitt unbe
holfene Biederleit verrath, offenbar be
deutet er den Zenith in der Laufbahn »
eines dörflichen Meisters Zwirn. Der
Mann siihrte mit fchwarzbehandschuh
ter Hand das Tafchentuch über Stirn
und Wangen, man weiß nicht recht, ob ;
er die perlenden Schweißtropfen oderJ
eine verstohlene Zähre abwischt. Kum- !
metvollen Antlitzes und verfchiichtert
sieht er sich in der fremden Umgebungi
um, endlich nähert er sich einem Herrn,
dessen harmlose gutmüthiges Aeußeres
ihm Vertrauen einzuflößen scheint.
Ach mein armer Vetter, " murmelt er
mit thränenersticlter Stimme, »er war
so gut ein Mann von Kon und Herz i
DieFarnilie erleidet einen unerfetzlichen
Verluft«. Der harmlose Herr nicktj
toehmiithia beistimmendx dadurch ge
tröftet und ermuthiat schließt sich der;
»Vetter vom Lande« an ihn an, alsT
der Zug sich in Bewegung setzt. Er
deutet auf die nächsten Verwandten,?
die dicht hinter dem Sarge schreiten:T
»Er-lieu Sie Georges an! Es ift doch
George57 Jch kann mich täuschen, denn
ich habe seit geraumer Zeit meine Ber
wandten nicht mehr gesehen. Wissen
Sie, wenn man auf dem Lande wohnt! j
Ja der arme Georgest Er ift ganz
und gar zerschmettert. Seine Frau hat i
Nervenzufiille gehabt.« Der harmlose
iHerr blickt mit vermehrter Theilnahme
und Sympathie auf seinen gesiihloollen
Nachbar, der sich dadurch bewogen (
fühlt, fein trübes Jnneres noch mehr
zu enthüllen. Er faßt seinen Begleiter
vertraulich am Arm: »Ach, ein Un
! gliick tommt selten allein. Denten Sie
sich, ich reife im Schmerz um meinen
iVetter nach Paris« achte am Bahnhof
inicht aus meine Habfeligteiten —-— in
ins-einer Heimath giebt es teine Ta
sschendiebe » und da hat man mir
;richtig meine Reifetasche und mein
»Portemonnaie gestohlen. Wenn ich
»nur meiner Frau telegraphiren könnte
und etwa-Z Geld zu einein meiß in
cer Tasche hätte. Jch trage nicht. mei
.r.en Verwandten jetzt mit solchen Din
gen zu kommen. Sollten Sie-« Der
harmlose Herr nickt verständnißinnig
und zieht den armen Beraubten in eine
Nebenftraßr. Dort greift er in die
Brufttafche, holt eine Metallmarle
hervor und spricht, indem sein milde
Auge plötzlich einen harten, ftechenden
Polizeiblick erhält: »Wie Sie sehen,
mein Herr, bin ich Geheimpolizift.
Das Verniinftigfte ist« Sie folgen mir,
ohne Aufsehen zu machen, zur Wache.
Jhte Schliche sind bekanntl« Der
,,Vetter vom Lande« folgt, diesmal
mit aufrichtiger Betrübnis;, seinem so
schrecklich demastirten Begleiter. Dem
Polizeitommiffär gestand er ein, daß
er seit zwei Jahren davon lebe, bei
Begräbnissen den ausgeraubten Ver
wandten aus der Provinz zu spielen;
dieses Gewerbe habe ihm täglich im
Durchschnitt 20 Franten eingebracht.
Jn seiner Wohnung fand man eine
Anzahl schwarzer Röcke verschiedenen
Charakters, die er, dem Mileu ent
sprechend,abwechselnd zu verwenden
pflegte.
Das Its-them
Als Gottsched einmal in schon ziem
lich vorgerückier Stunde beim Abend
efsen saß, drang von der Straße her
merlliches Stimmengetoirr in dieWoh
nung. Er schlich sich an das Fenster
und sah, rvie man Kerzen anziindete
und Tische herbeischleppte. Eine An
zahl junger Leute trug Musitpulte her
zu und Jnftrumentez zugleich begann
man die letzteren zu stimmen. »Es ist
lein Ztveisel,« sagte Gottfched zu seiner
jungen Frau, »man bringt uns eine
;Serenade.«
Er hatte sich nämlich nach dem Tode
Zder ersten, in Leipzig allgemein hoch
!verehrten Gattin eben wieder ver
mählt —- und zwar iiber Hals und
iKopL ohne auch nur im Geringsten die
sonst übliche Trauerzeit vorübergehn
zu lassen. Der eitle Mann legt Messer
undGabel zur Seite und harrt klopfen
den Verzens, dasz das Klimpern und
Stimmen, wie es jedem Konzert vor
anzugehen pflegt, aufhören wird, um
den vollen Attorden des eigentlichen
Ständchens Platz zu machen. Allein
ganz im Gegentheil hierzu wird es im
mer stiller und stiller. Nochmals
schleicht sich der Harrende zum Fen
ster —- und nun sieht er, daß kein
Mensch aus der Straße und diese selber 4
in tiefes Dunkel gehiillt ist. Die erst l
so geflissentlich angeliindigte und da
raus plöhlich unterlassene Suman
war ein Streich, den die Studenten
der Universität in Szene gesetzt, um
ihn dasiir zu strafen, daß er die erste
Frau so schnell vergessen und ohne
Takt nnd Pietiit schnurstracks eine
zweite heimgesiihrt hatte.
Zsbnstcseichsst
Läusen »Ich wünsche einen Kin
derwan
Vertltusm »Ainderwagen? Was ist
denn dass Sie meinen vielleicht ein
Baby-Automobil?«
Der lawibe Erbe-.
Braten (schlnehzend): »Die Verstor
bene war so freundlich, so edel, guts
herzig!«'
Freund: »Aber wie ich höre, hat Iie
ihrer eigenen Familie nicht einen sent
hinterlassen, sondern alles einem weit
läufigen Belannten.«
Browm »Ja, ich bin dieser weitläu
fige Beiannte.«
Getötet-lieh
Wirth: »Es ist leider nur noch ein
Zimmer frei — und in dem soll ein
alter Schneider spuken!«
Student: »Ein Schneider! Nein.
dann ist das Uebernachten in dieser
Stube iiir mich zu gefährlich!"
Oerichmilbte mal-nimm
Drei Damen besteigen einen über
fiillten Omnibus. Ein here erhebt
sich galant: »Meine Damen, ich trete
meinen Plan der ältesten von ihnen
ab.« Der Platz blieb unbesetzt.
Vorsichtin.
Et: »Was meinst Du, geliebte
Olga, ob ich es morgen wagen dars.
bei Deinem Vater um Deine Hand
anzuhalten? «
Sie: »Weißt Du was, lieber
Edgar, thu’g per Telephon!«
In der Eile.
Gast: »Kellner, jeyt besielle ich zum
vierten Male eine Tasse Kassee.«
Kellner: »Aber nicht bei mir, mein
Herr, jedenfalls bei dem anderen
Efel."
Der Zurückbleibende.
Passagier taus der Sekundärbahn
heraus zum Bekannten, der am Bahn
dcmm geht«): »Na, warten Sie doch,
Herr Kollege . . . wohin denn so eilig?«
iftwaa anderem
Frau eines Vertheidigers: »Wo bist
Tu so lange gewesen, Mann? Die
Wahrheit will ich wissen! Du haft hier
nicht den Staatsanwalt oder den Rich
ter vor Tir!"
Neues Wort.
»Welche von den Töchtern des Herrn
Reichbuber wollen Sie heirathen?"
»Die älteste.«
»Die ist aber am häßlichsten und
am gistigstenf
»Macht nichts —— aber such am mit
gistigstenf
Das- Höchste
»Der General v Quitzelwitz soll ja
»persona gratissima« bei hoheit sein?«
»Allerdinge! Der könnte es sogar
wagen im Manöver einmal iiber ho
heit zu siegen. "
Hinsicht nagen-kniest
Fris: »Wenn sich mein Lehrmeister
über etwas wundert. schlägt er die
Hände zusammen«
August: Meiner auch —- aber es
ist meistens mein Kopf dazwischenk
Deutlic
«Ach, Fräulein Luzie, dürfte ich Jhs
nen vielleicht diesen Kornblumem
trans, den ich selbst gebunden habe,
auf's Haupt drücken? «
»Ach, viel lieber wäre es mir frei
lich, wenn Sie mir einen Myrtbens
ltanz aufs Haupt drücken würden!«
Unter Gauner-.
»denn ist in meiner Stammtneipe
ein prachtvoller Ueberzieher gestohlen
worden; den Dieb hätte ich erwürgen
können!"
»War’ö denn der Deinin «
»Nein. aber ich hatte es auch aus ihn
abgesehen!«
Naturgeschichte.
Lehrer: sWir wollen heute in der
Betrachtung des Nußens der haus
thieee fortfahren· Sag’ mir ’mal,
Ellen woher bekommen wir denn
Schinlen und Wurst?«
Ella (Tochter eines Feldtvebels)z
»Von den Einjiibkigen!«
setbliissen.
»Es ist ein Geschäftsdienet mit ei
ner auittirten Rechnung von Müller
öc Co. da·«
Quinirte Rechnung? Der Kerl tann
warten, bis er schwaeU wird.«
»Aber ee ist schon schwarz —- ee iß
ein Neger!« —
,,Uebrisens.«
Jn einer Gesellschaft unterhält man
sich iibee die schlechten Eigenschaften
der Menschen. Endlich erklärt ein
hete, das Erbschleichen sei doch eine
ganz gemeine Seite im menschlichen
Charakter, wobei ihm alle eiseigst zu
stimmten. Die übliche Nachdenke
Pause tritt ein. Da hört man eine
junge Frau zu ihrem Gatten sagen
«...Uebrigens, Emil, wir sind
recht lange nicht bei Tante Eulalin ga
wesen.«
Zeit-ate
«Lebtee: »Was weißt Du mir bis
hummee zu sagen?«
Kerlchen: »Er nährt sich von lieb
nen Zischen und bat vorn zwei Schee
ren.«
Lehrer: »Ah-zu hat er wohl Ob
Scheeren7«
Karlcheiu »Damit er die Blechbiichs
sen austrtegt. worin die Satt-ine
herittnsebinimtnetuu -