Ver Gefangene. Aussische Erzählung bon L u d m il l a b o n R e h r e n. Jsm hose des Gesiingnsses steht ill iana, die Stiestochter des Gesäng niszaussehers, und hängt Wäsche au . Der has ist groß, aber ganz ber tbaltrlosi. Alles hat ein unendlich trauriaes Aussehen. Das Gesäng niszaebäude selbst ist ziemlich hoch und arau gestrichen. , Uliana sieht ebenso traurig und ebenso berwahrlost aus, wie alles rings umher. Sie ist noch jung- abkk nicht im geringsten hübsch. Das Ge sicht des Mädchens ist mit Sommer sprossen dicht bedeckt, und. die lleinen grauen Augen sehen blöde in das helle Licht. Es ist ein schöner, heller Sommer tag, aber doch etwas kühl. Der Hirn mel ist tiesblau und sast ganz wollen los. Einsamkeit und Stille herrscht in der Umgebung des Gesängnisses. Mit tattmäßigeni festen Schritt geht der Posten draußen an der Mauer boriiber. Hoch oben, gerade über dem Gesängniszhose, schwebt eine singende Lerche. Uliana hört das Singen und ber itlcht, nach dein Vogel zu sehen. Sie halt die Hand über die Augen und blinzelt hinauf. Aber das leuchtende Blau blendet sie. Sie muß den Blick wieder senten, ihre Augen sind voller Thriinen. Sie denlt daran, daß ietzt die schöne Zeit be«in.nt, wo die Madchen Arm in Arm in langen Reihen Abends durch die Straßen ziehen und die Burschen ihnen folgen. Sie lachen und scherzen und hin und wieder lbst sich ein Paar von den anderen und acht allein, Hand in Hand. Und anbere wieder » stehen in der Hausthüre oder an der; Gartenpsorte, und wenn jemand vor- l bei lomnil, fahren sie aneinander. L l s Mit Uliana hat niemals ein Burs sche so verstohlen beisammen gestan-: den. Sie war ja so häßlich und so; arm. Was hatte sie vom Lebens Den s aanten Tag aab es nur Arbeit,! Schläae, Schelle... ’ Datan dachte Uljana, während die Lerche iiber ihr sang lind sie weinte immer stärker, aus einer briinstiaen, dumpfen Sehnsucht heraus. « »We5halb weist Dus« sraate plötz lich-jemand hinter ihr. Sie fuhr herum, blickte erst er schrocken rundum und dann hinauf. — binter den Gitterstäben eines der Fenster zeigte sich der Kon eines jun aen Mannes. Er hatte ein schönes, düstereg und trauriges Gesicht mit schwarzen wilden Augen, die aber jetzt freundlich und mitleidig zu Uljana heruntersahen. Uljana zögerte mit der Antwort. Als Feind hatte man ihr streng verbo ten mit den Gefangenen zu sprechen und ihr Stiesvater hatte sie unbarm herzig geschlagen, wenn sie es doch einmal that, sodaß sie auch später das Gebot nicht zu übertreten wagte ssWeShalb weinst Duk« fragte der Gesanque nochmals. »Du hast tei nen Grund, traurig zu sein.« Diese Worte erweckten den Trotz lllianag. »Was weißt Du von meinem Kum mer?« antwortete sie heftig. »Es geht Dich aar nichts an, weshalb ich weine —- warum fragst Du überhaupt da nach?« Der Gesangene lachte ein wenig. lfs tlana angenehm. Er lachte, wie nur gute Menschen lachen. Auch seine Stimme war angenehm. »Ich staate, weil Du mir leidtha test. Und wenn ich sage, Du hast tei nen Grund traurig zu sein .? .. Es ist schwer, hier hinter diesen eisernen Stäben zu sitzen, in einem feuchten Loche . . .« Er spricht, als hätte er Thriinen in den Augen. Uliana sieht ihn voll Mitled an, Sie erinnert sich jetzt, ihn öfter schon gesehen zu haben. Er aesiel ihr damals schon und that ihr leid. Er ist ein solch schöner, starker Bursche und muß nun hier sitzen, wie ein aefanaenes wildes Thier . .. Sie sieht ihn unverwandt an. Weich und melodisch ist«seine Stimme. Und in ihrem bergen zittert ihr Ton selt sam nach-« — »We- ist Deine Heimath?« fragte ne. »Ich siamme aus dem Kaukasus und bin ein Gras-en« »Da haben sie Dich aber weit fort aeschicki,« meinte Uljana. Sie möchte iraaen, warum s— aber ein eigenes Gesiihl hält sie davon ab. Er nickt. »Ja —- weit weit fort. Und wer wei?« wohin sie mich noch von hier sort chicken. Und, warum? Jch bin schuldia—ia. Gott weißes, aber was ich that. geschah in der Noth wehr.« Er siingt an zu erzählen, ha stig, in der Art eines Menschen« der lange hat schweigen müssen- »Da war der Ofsizier Satvili Timoseieoitsch in unierem Dorfe. Er war groß und start ,trani viel — immer war er be trunken « und allen Mdiichen lies er nach. Und die Anania MDu mußt wissen, die Anania war mein Mäd chen —- die ließ er schon gar nicht in Ruhe. Und einmal «- mitten im Dorfe —- begegnet er ihr, umartnt und iiißt sie var allen Leuten. Sie schreit —ich bin nicht weit, ich komme hinzü .Wie er mich sieht, schreitet schon: »Komm her. arusischer Hunds« zieht den Säbel und geht auf mich zu. Und da Mich weiß nicht« wie eg iakn » da habe ich ihn eritochen.«« Er preßte hie Lippen zusammen und sein Gesicht wird noch düsterer. »Sie ist wohl schön, Deine Anan ta?« sraat Uliana noch einer Weile. ,.Ob lie schön ist's« In den Augen des iunaen Gtusiers ist plötzlich eines Flamme. »J-hre Zöpfe sind so breit. wie meine Hand, blauschwarz und l schwer fallen sie auf ihre Hüften. Und die Goldperlem die ich ihr geschenkt, glitiern darin. Ihre Wangen sind wie dtr Adendhimmel und ifzse Augen stehen darüber-, so groß und klar, wie der erste Stern, der am Himmel auf-« steigt. Und wie süß ist ihre Stimme. Aber was nützt das —ich werde sie doch nie wieder sehen. Ach, könnte ich nur hinaus...« Seine Stimme ist ganz gebrochen vor Schmerz. Auch in ihren Augen stehen Thränen. »Wenn Du auch hinaus lämest,« sagt sie. »so würden sie Dich doch wieder fangen« Er lacht-wild und schrill. ,,Nie wieder lebendig! Der Weg ist wahl weit-—aber .ich weiß, ich käme hin. Der Rasse gibt dem Bittenden gern ein Stück Brod. .. Und wenn ich erst daheim wäre, in den Bergen, da könn ten sie nzich suchen! Und die Ananla würde mt mir gehen, wohin ich will, das weiß ich.« Uljana ist fertig. Sie nimmt den leeren Korb und macht langsam und Unschlüfsig ein paar Schritte aus die Hausthüre zu. Plötzlich dreht sie sich um und kommt wieder zurück. »He, Du —— höre . . .« ruft sie halb laut heraus. Der Gesangene blickt herab. «Bleib noch eine Weile am Fenster,« fährt sie hastig fort und läuft dann eilig — ahntseine Antwort abzu-» warten —- ins Haus. Nach einer Weile kommt sie wieder heraus-. Der Gesangene steht am Fenster und sieht mit gespanntem Ausdruck ihr entgegen. ——Scheu und unruhia blickt sie ringsum. Doch nir aends ist ein spähendeg Auge zu sehen. Auch an den vergittertcn Fenstern der Gefangenenzellen zeigt sich niemand weiter. Die Zellen sind arößtentheils ler, da das Gefängnißaebäude abge traaen werden soll. i Uljana zieht etwas unter ihrer Schürze hervor und hebt die Hand. Ein schwerer Gegenstand fliegt gegen das Fenster und prallt gegen einen der eisernen Stiibr. Aber sie hat doch gut gezielt. Sie hört, wie er drinnen hart zu Boden fällt· —- Der Gefans « gene stößt einen leichten Ruf aus und ; verschwindet fiir einen AugenblickJ Gleich darauf erscheint er aber wieder I am Fenster. Sein Gesicht ist leicht ge- z röthet und seine Augen strahlen. E «Still, still, sprich nichts« —- Ujiana blickt sich wieder ängstlich um, legt die Hände an den Mund und spricht wie durch ein Sprachrohr hinauf. — »Hd·re nur. Wenn Du die Stabe »durchaefeilt hast warte, bis es ganz dunkel ist und versuche dann am Schuppen iiber die Mauer zu tlettern. Dort sind die Nägel abgefallen und viele Steine abgebröckelt. Du mußt aber acht geben, daß der Posten vor über ist! Wenn Du den Flnsi entlang auf die Stadt zunehst, findest Du eine »kleine Brücke zwischen viel Gesträuch IDort berbira Dich. Ich werde trun men und Dir noch Brod nnd Kleider ; bringen-" · . «Er nickt bastia und sie acht schnell ;wieder ins Haus zurück. —«—————— Die Nacht ist dunkel und feucht. ! Wollen stehen am Himmel. lfin feiner, iweißer Dunst steiat vom Flusse anf. Schware und unförtnlich schwimmt das Gefängniß in dem weißen Nebel meer. Eine Thurmuhr schlägt Mitter nacht· Bald darauf knarrt eine Tbiir. Uliana schleicht, in ein großes, dunkles Tuch gehüllt« aus dein Hofe hinaus. Mit raschen sich iiberbastenden Schrit ten eilt sie dem Flusse zu. Nahe bei der Stadt führt eine Brücke über den Fluß auf die Wiesen. IES ist eine ganz tleine schmale Brücke, lMit niedrigem Geländer »und Holz fvsosten an den Ecken. Ultana bleibt Thier stehen und sieht sich um« Es ist Falles ganz- still. Endlich wagt sie es, Lleife zu rufen. Der Grusier steht lpcötznch neben ihr. Er umfaßt ihre» iSchultern und obgleich sie weiß, daß ter es sein muß, zuckt sie bei der Be i rübruna doch zusammen. ; »Ich bin srei——-srei!« sagt er, mit jnur mühsam gediimpstemf reudiaem» ;Tone. »Wie danke ich Dir! Du bist; ? so aut zu mir gewesen, wie nur mein ; TMiitterchen es wart« Seine Stimme .ist zärtlich und er saßt nach ihrer I hand. Uliana lauscht. Sie bebt leicht unter dem Druck der Männerhand. So »liebevoll hatte noch teiner zu ihr ge sprochen. —- Aber die Zeit drängt. . »Hier sind Kleider von meinem »Stiesvater,« saate sie, ihm das Bün- s Idel reichend, —- ,,auch etwas zu essen l i ist darin. Und hier —« sie nestelt an » I ihrem Mieder, ——— »hier ist auch Geld· l iVict in es nich-, aber es wikd Diki doch nützen-« ? »Ich danle Dir,·« stiisierte der? Grusier nochmals. »Aber Du, wird Dir nichts aeschehen?« - Uliana fchtveiat. Die denkt, daß ihr Stiesvater sich die Wahrheit wohl « denken wird. wenn er das Fehlen der Kleider bemertt. Er wird sie vielleicht todtschlagen Aber mochte er nur Wie im Traume lehnt sie an der Schulter des Mannes-. »Aber aeh’, aeh’,« saatiie plötzlich aussahrend. »Wenn der Morgen da» ist, mußt Du weit sort sein. Denke. nicht an mich. Was soll mir denn ac ichehenY Und Deine AnanlaLsshöre, ariiske sie von mir . .. Er nimmt das Bündel, murmelt noch etwas, das sie nicht versteht und umarmt sie hestia. Dann wendet er sich rasch und verschwindet im Ge-. büsch. «. . · — Lange lehnt Ulsania noch an der Brücke. « Krampshaft hält sie sich an einem der Holzpfosten fest. Thränen laufen aus ihren Augen; ganz lautlos weint fie, den Kon nach der Richtung gewandt, in derer verschwunden war. Das Beste im Keller-. Humoresjle von Franz Kurz EisheinL Max freute sich auf das Wieder schen mit seiner Tante Ludmilla toie ein» Kind auf das Erscheinen des Christkinds. Noch nie war ihm die Zärtlichkeit, mit welcher er an dieser alten Dame hing, die ihm die früh verstorbene Mutter ersetzt hatte, so zum Bewußtsein gekommen wie jetzt, da et ihrer Einladung folgte, ihr doch einmal einige seiner Ferientage zu schenken. Es sei noch Alles so schön wie ehedem. Jn dem kleinen Gärtchen hinter der Van dufteten wie sonst die Rosen in ihrer dunkelgluthenden Schönheit und der graue Bernhardi nerhund fchniifsele noch ebenso im Hause umher wie früher-, und noch immer locke der herrliche Wald, der sich hinter der Vorstadt-Colonie hin zog, zu den angenehmsten Spazier gängen, die sie ihm durchaus nicht durch ire Gegenwart zu vergällen drohe. o hatte die Tante mit lie benswürdiger Selbst-Ironie dem jun gen Arzte geschrieben, der da irgendwo einer berühmten Leuchte der medizi nischen Wissenschaft assiftirt war. Und als Max den Brief mit den alt steifen Schriftziigen gelesen, iilteriam es ihm wie Heimweh. Ja, die Tantc hatte Recht. Bei ihr ließ es sich schon ’rnal einige Sommertage in süßem far niente gut sein . .. Unterwegs gab er sich seinen Ge danken hin, die ihm seine Kindheit-, tage zurückriesen Und da fiel ihm auf einmal ein: was mochte denn aus der Margarete geworden sein, mit der er so manchen Streich zum Aerger der lieben Nachbarn ausgeführt? Diel Tante hatte ihm nse von dem Mäd-s chen, dem Kinde einer unglücklichenj Freundin, das sie aus Barmherzigkeit; aufgenommen, geschrieben. Und ihmj war es nie in den Sinn gelomnien,x sich nach der Jugendgespielin zu er kundigen. ; Eine ganz merkwürdige Stimmung übertam ihn unter all’ den Erinne-» rungen, die da wieder vor ihm aus tauchten. Ja, wahrhaftig, einmal hatte er s- er muß damals schon Primanergewesen sein «- der Mars garet, der schwarzen Hummel, wie sie jdie Tante wegen ihres dunklen iste locks scherzhnst nannte -—s sog r eine Liebesertlärung gemacht. Un wie verschaffen er daninls in das Ding ;war! Eigentlich schade, das; sie ihn auslachte. Was ihm einsieles Zum Verlieben wären sie Beide doch noch zu dumm und im Grunde genommen hätten sie alle Zwei Verniinsiigeres zu thun. Er solle sorgen, dasz er nicht durchs Erainen rassele sie hatte tlxaisäehlich ,,rasseln« gesagt. Woher sie nur diesen »teruiinug technicus« hatte? — und sie hätte der Tante eine Geburtstags : Ueberraschung zuge dacht, aus der sicherlich nichts würde. wenn sie zu viel Zeit vertrödelr. Und dabei hatte sie ihn mit ihren sechzehn jiihrigen Augen so angelacht, daß er ihr nicht böse ob dieses Körbchens sein konnte, selbst wenn er gewollt hätte. Aber er wollte auch gar nicht. Na endlich, da ist er ja glücklich am Ziele. Hurrjel), dahinten steht schon die Tante nnd iointt ihm mit ihrem Schirme zu, der von ihr unzertrennis lich war. »Wie gut Du augsiehst, Tautenan saate er ihr nach der er sten Begriiszuna und guckte ihr lachend in das von leichten Rnnzelu durchzo gene Gesicht. »Und daß Du Dich selbst noch zum Bahnhofe bemühst. Du bleibst eben die liebe alte Taute, wobei ich das --alt'« durchaus nicht aus die Zahl Deiner Jahre bezogen wis sen will.« s »Und wäre das so schlinun?« gab sie lächelnd zurück. Aber da steht noch Jemand, der Dich begrüßen möchte.« Dabei wies sie aus ein junges Mäd- ; chen anfangs der Zwanzig, das sich» bisher im Hintergrunde gehalten, jetzt jedoch näher trat und ihm eine kleine Hand zum Willkommen hinhielt. Jn dessen, er schlug nicht ein, wenigstens nicht im ersten Augenblick. Er starrte die Erscheinung, die sich in dem dunk len Kleid erst recht vortheilhast prä sentirte, nur an, und dann entsuhr ihm ein halblautes »Donnerwetter'«, das allerdings nicht ungehört ver hallte. Denn die junge Dame er röthete, was sie nur noch reizender machte. »Das ist Margaret?« wandte er sich dann an seine Taute, als wolle er sich zunächst darüber vergetvissern, daß er feiner ehemaligen Gespielin gegen überstehe. »Natürlich!« bestätigte die. »Und nun benimm Dich doch nicht wie ein HolzilotzL Hat sich denn das Mädel so verändert, daß man es nicht wie derertennt?" »Und ob. Wann hab’ ich sie denn zum letzten Male gesehen? Vor sie ben Jahren vielleicht. Eine lange Zeit, da ändern sich schon die Men schen. Die Drei nahmen einen Wagen. Und aus der Fahrt nach Hause hatte Max mehr Augen fiir Margret, die still Und wie verträumt in ihrer Ecke faß, als fiir seine Tante, die nichts von ihrer früheren Lebhaftigkcit ein gebiißt und ihm Frage sitr Frage nachs allem Möglichen vorlegte, darunter« auch die, ob er nicht schon ein Braut chcn habe. Jetzt, mit seinen 27 Jahr ren, dürfe er ja schließlich an’s Hei rathen denken, und vor ihr, der alten Frau, brauche er ja kein Geheimniß zu haben. Aber da warf er sich in Positur. »Ich? Tantchen, was denkst Du? Das hätte ich Dir doch geschrieben. Ranu, um mich dürften sich die jungen Damen noch reißen. Mein Herz ist noch zu haben. — —— —« Und dabei lugte er auffällig nach Margret aus, die gerade zum Fenster hinausschaute und die Häuser, an denen der Wagen vorbeirollte, mit einer Aufmerksamkeit betrachtete, als sähe sie sie zum ersten Male. Nun saßen sie vor dein gedeckten Tisch. Tante Lndmilla und Max Margret hatte ihr Straßenkostüm gleich nach der Ankunft mit einem be quemen Hauskleid vertauscht, sich eine helle Schürze umgebunden nnd war in die Küche gegangen. »Ja«, sagte die Tante, »das Mädel ist arbeitfam. Glaubst Du, die duldet, daß ich einen Dienstboten nehme? Wozu sie denn eigentlich da sei, meint sie, und wes halb ich sie hätte kochen lernen las en, wenn sie ihre Kunst nicht bethätigen solle. Nun-, wenns ihr Vergnügen macht, warum nicht? Du wirst heute Abend ja selbst urtheilen können, ob sie ein auteLs Hangmiittcrchen abgiebt oder nicht. Uebrigens, das -Donner wetter«, das Du da angstießest, als Jhr Euch auf dem Viahnsteige argen iibertratet, war nicht sehr aalant.« ,,Tantchen, das ist wahr. Aber du kannst es ja gar nicht so beurtheilen wie ich, der sie jahrelang nicht mehr gesehen, wie schön sie geworden. lind wenn ich etwas schön finde, dann rufe ich immer »Donnerwetter«. . Was sagst du denn dazu, daß mich der »Zampa«, dein lieber alter Bernhar diner, gleich wieder erkannt hat....« ,,.5,)nnde vergessen die Menschen nicht so leicht. Aber nun tang mal zu und iß. Du wirst hnnaria sein. Himmel, was ist denn dass Die Margaret hat wohl die Titeinaläfer hingestellt, alter vergessen, die Fla schen auszutraaeii.« »O Lantchein Dem rann ja gleich abgeholer werden. Jch werde mal in den Keller hinuntertlettern.« »Th« das, mein Jungchen, wenn du nicht zu müde bist. Und such’ dir das beste aus, wag er hat. Der Schlüssel hängt in der Küche am al ten Platz!« »Den lenn’ ich schon noch«, lachte er. Jch bab’ ihn früher oft genug da wegnehmen dürfen!« Und Max ging hinaus indie Küche, sie war leer. Auch der Schlüssel han nicht da. Vielleicht steckt er. Zunächst Zündete er sich eine Lampe an, und dann machte er sich auf den Weg in die Tiefen des Hauses. Jawohl, die Kellerthür stand sogar sperrangelweit offen. Ursache: Mar gret war schon unten, um ihr Ver säumniß, das sie inzwischen selbst entdeckt hatte, wieder gut zu machen. Und wieder betrachtete Max das Mädchen mit freudigen Blicken und tenstatirte, daß sie in dem einfachen Haus-Heide geradezu entzückend aus sah. Sie hatte sich aufgerichtet, als er e:ntrat, und der Schein der Lampe fiel voll auf ihr Gesicht. »Sie korn men herunter«, fragte sie, »und be mühen sich selbst? Verzeihen Sie, daß ich Ihnen die Arbeit mache.« Das »Sie« machte ihn stutzen. Dann aber überfiel ihn gleich die Kett-— heit seiner Jugend. ,,Sie«, Margret, Sie! Begrüßt man alte Bekannte mit »Sie?« »Nun, ich weiß nicht«, stamnielte sie verlegen. »Du heißt’s natürlich«, fuhr er fert. »Du und auf unsere gute alte Fiameradschast Und hoffentlich nimmst du mir’s nicht übel, daß ich zu dir »Donnerwetter" sagte, als ich dich wiedersah?« - Sein frischer Ton scheuchte auch ihre Befangenheit hinweg. Jetzt lachte sie. ,,Uebl nehmen? Nicht iin gering ten. Jm Gegentheil, in aewissem Sinne kann ich das ja sogar als eine Huldigung auffassen —« »Die ich deiner Schönheit machte, allerdings; das darfst du. Denn ich schmeichle nicht, Margret, ich war einfach weg, sag’ ich dir. Und es thut mir wirklich leid, daß du mir damals einen Korb gegeben.« »Ach, damals-Was mußte ich doch. Denn du hättest mich Backfisch doch nicht heirathen können. Erst mußtest du doch etwas werden. Und das dau ert Jahre. Und wenn du mir dann nicht treu geblieben wärest, dann —« Sie stockte auf einmal und beugte sich nieder zu einem der Flaschenge stelle. Und er setzte seine Lampe auf die Erde. Er fühlte, wie das Blut iinn in den Kopf stieg, wie das Herz ihm schneller · pochte. »Mararct«, rief er, »wenn ich dich recht verstehe, so —-—— so —.« Und da fiel ihm ein, daß jedes Wort doch nur Zeitver schtvendung wäre und daß er ja nur die Probe daraus zu machen brauchte, ob er sie recht verstanden. Und so umfaßte er das Mädchen und riß es zissich empor, und küßte es auf die vollen Lippen, einmal, zweimal, drei —- halt, beim Küssen darf man nicht zählen! Die Tante wunderte sich, das-: Max nicht wiederkam· Jhm wird doch nichts passirt sein? Vielleicht isi’s gut, wenn sie mal selbst nachsiehi. Und sie sah nach. Und sie blieb wie versteinert unter der Kellerthiir stehen. Denn sie kam gerade, wie Max die Probe auf die Richtigkeit seiner Meinung machte. Endlich brachte sie hervor —- denn das Mädel ist doch kein Kind mehr — »Abek Max, was soll das sein? « Da wendet sich der Junge zu ihr: »Tantchen, hast du mir nicht selbst gesagt, ich sollte das beste holen, was in deinem Keller wäre? « »Ja —- aber —— ———« »Nun, das ist eben die Margret.« »Und Margret?« Aber die sagte gar nicht-S. Die fiel ihr nur verschämt um den Hals. Und da wußte Tante Ludmilla alles. Das junge Ehepaar. Born Traualtare kehrt zurück Ein junges, schmuckes Pärchen. Verbunden ist zum Ehegliick Jetzt Fritz mit seinem Klärchen. Hell leuchtet Fräseng Angesicht Vor Seligkeit und Freude, Doch Kliirchens Antlitz leuchtet nicht, Sie weint in hitt’ren1 Leide. »Mein Lieb«, rust Fritz, ,,niein then res Kind, Was deuten deine Zähren? »O sprich doch, Klärchen, sprich ge schwind, Möcht’ gern den Schmerz dir weh ren!« Drauf Klärchen scheu zur Erde blickt: »Es quält mich schon seit Wodtenz Ach, Fritz, ich bin so ungeschickt, Jch kann nicht einmal kochen!« Da lächelt der Fritz und spricht: »Das ist’s, was du verbrochen? Darum, mein Kind, verzage nicht, Wir haben nichts zu lo ch e n!« — .-.... -....-»». Sängen und Sei-anspielen Haut-rare. Die besthezahlte stiinstlerin der Welt ist jedenfalls heute Madame Melda. Wie aus London berichtet wird, hat diese Sängerin tiirzlich siir den Vortrag von nicht mehr als vier Liedern das Honorar von Ists-W er halten. Es kommen da lin,:efähr .'25() aus die Minute. Reine Sange rin der Welt hat bisher ein halbwegs ähnliches Honorar erzielt. Madame (5alve, die Primadonna der Pariser Komischen Oper, zum Beispiel erhält fiir jedes Komert, das sic veranstal tet, 825l), der Jtaliener Carnso un gefähr ebensovieL Dergleichen Hono rare werden zum grössten Theile bloß in England und Amerika gezahlt. Immerhin sind die Summen, welche deutsche Künstler in Deutschland er halten, keineswegs gering Wir erin nern nur daran, das-, Joseph Fiainz fiir sein diesiähriaes erstes Gastspiel in Berlin, das nicht länaer als drei Wochen dauerte, das Siiunnclsen von 89275 einaesteett hat. Uebrigens ist ihm siir den Fall, daß er in der kom menden Saison wiederkehrt, siir ein vierwöchiaes Gastsniel der Betrag von 315000 aarantirt worden. Daß deutsche Künstler aber in Amerika be sonders glänzend bonorirl werden« ist bekannt. Sonnenthal zum Beispiel hat während einer Tonrnee, die er iiu Laufe von G Wochen vor einiaen 6ealiren durch die amerikanische-n Städte unternahm, ungefähr SZZDW erhalten. Unfchädlich. Als Mark Twain zum erstenmal nach England tam, machte er dort auch die Bekanntschaft des Malers James McNeill Whiftler, und der letztere lud ihn ein, ihn doch einmal in seinem Atelier zu besuchen. Mark Tlvain folgte der Aufforderung und hatte vorher gehört, daß der Maler ein großer Spaßvoael wäre, der sich gern auf Kosten anderer einen Scherz erlaubte. Mart Twain beschloß, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schla gen. Er machte deshalb ein möglichst dummes Gesicht, während er ganz nahe an ein Bild herantrat, an welchem Whistler noch einige Verbesserunan vornahm. »Das ist nicht iibel.« meinte er, ,,nieht übel, nur hier in der Ecke« ——dabei that er, als wolle er eine Wolke mit dem Finaer ausruf schen -— »nur in der Ecke-O... sehen Sie die Wolke . .. die wiirde ich aus wi»en, wenn ich Sie wäre.« »Aber sehen Sie sich doch vor.« rief Mhistler nervös, »die Farbe ist ia noch nicht trocken.« »Ach, das thut nichts,« versetzte Mart Tiuain ruhig, »ich habe ja Handschuhe an.« Sonderban Professor: ssJch rief wiederholt, Anna, wo stecken Sie denn?« Dienstmädchen: »Im Nebenzimmer, Herr Professor, aber gehört habe ich nichts.« Professor: »Hm, und da behauptet man immer, mein Ruf sei bis weit iiber die Grenzen unseres Vaterlandes gedrun-gen.« ZureicheudeeM I « « Richter: »Nun sagen Sie mir n » was war denn der Grund dieser fiisR " tkktichcn Schlägerei-n .;v Angeklagter: »Ja, Herr Präsidmh gincjn Verein wollten wir grad’ griiitk en.« MulitiöQ »Sie machen wohl« wenig oder gar kein; Gesellschaften mit, here Dos or « «« Arzt: »Nein, ich bin überhaupt Menschenfeind.« »So, fo! Deshalb sind Sie wohl auch Arzt geworden?!« Zweidentig. »Nun, Herr Rath, Sie werden nächftdem zum Geheimrath befördert werden?« ,,Geht nicht so schnell, es mußer mit den vorhandenen Vor-rächen an - geräumt werden« Vor der Börse. Bankier Meyer: ,,Sehen Sie den kleinen Jungen laufen, Herr Baron, er hat Jhnen soeben Jhr Taschentuch gestohlen.« Baronisirter Spekulant: »Laffen Sie ihn doch! Wir haben ja auch klein angefangen.« Hohn. Meisterin: »Na, Karle, weil heute Dein Geburtstag ist, schenke ich Dir ooch fünf Pfennige!« Schusterlehrling: »Aber, Meeftern, Sie hätten mir doch darauf erst vor bereiten sollen — ooch det Uebermaß « der Freude kann tödten.« Nach der Raufcrei. Bauer mach dem Verbinden sich im Spiegel besehend): »Sie haben mir ja’s Ohr verkehrt angenäht,Herr Dok tor!« « Arzt: «Schad’t nichts, Huberbauer, nächsten Sonntag wird’s ja doch wie der ’runtergerissen!« Sehr plausibci. Gnädige Frau: »Sage mir doch, Minna, was wollte denn gesternAbend der Grenadier in der Küche?« Köchin: »Ach, gnädige Frau! Der muß heute in der Kaserne kochen, und da kam er gestern Abend fraqeii, wie Gänfebraten bereitet wird.« Rciiørnmift. Ein fliegender Händler mit Lupen preist diese mit den Worten an: »Diese Lupen sind so scharf, daß man bei deren Beniitzung einen falschen Hundertmarkschein von einem echten sofort unterscheiden kann« Edc fzu Friede, der eine taust).: »Oller Renommiste!« Alles Mögliche Oberst: »Nun, Herr Lentnant, wie steht’s? Die vier Wochen, die ich Ihnen Zeit gab, Jhre Verhältnisse zu ordnen, sind bald vorüber. Was ha ben Sie inzwischen gethan?« Leutnant: »Ich habe mir bereits eins Lotterieloog gekauft, Herr Oberst!« s Die Gestalt-mein Der kleine Robert: ,,Liebet Groß papa, wir gratuliren Dir recht schön zu Deinem Geburtstage, und wenn Dn jedem von uns einen Thaler gäbst, hat die Mutter gesagt, sollen wir ihn auf dem Heimwege nicht verlieren« Ungelialtcm Heirathsvermitler: »Die Dame ist schön, geistreich, musikalisch, vermö gcnd.« Herr: »Weshalb nennen Sie das Vermögen erst in vierter Reihe?« Bot-hast Provinztheaters-Direktor (zu dem im Theater zufällig anwesenden berühm ten Kritiler): »Was meinen Sie zu der Vorstellunng« Krit»iler: »Wie »geschmierl«"« Unangenehmer annkn Dienstmädchen Macht-, uin .12 Uhr in die Stamrntneipe ihres Herrn kom mend): »Hier schickt Jhnen die gnädige Frau den HausschlüsseL weil wir zu Bett gehen wollen...und das Anders werde sich morgen früh finden!« Die junge Hausfrau. Köchin: ,,Sehen Sie, Madame, heute, wo Sie gekocht haben, ist gleich die Bratwurst geplagt?« »Ach, Gott, ja —- entsetzlieh —«— ha ben Sie nicht ein bißchen Englisch Pflaster zur Hand?« Auch ein Inbilänm. Student: »Warum haben Sie mir denn auf das Krügel ein Stränßl ge steckt?« Kellnerim ,-,’s ist gerade das hun dertste KrüsgeL das Sie bei mir ge pnmpt haben!« Der erste Mel-unten Richter: »Ich werde Jhnen dreißig Jahre Gefängniß geben.« Angeklagter: »Gut! Meine Frau wird mit dem gründlichen Reinemas chen fertig sein« wenn ich frei tenime.« anctidlicher Sport Dolly: »Warum bist Du nicht unten am Strand und siehst der Regattc zu?« Freddi: »Das regt mich zu sehr auf. Ich habe Sixpence und zwei Flaschen Limonade gewettet und ich möchte 'niein Schicksal nicht zu bald erfahren.«