i , Die Eikeime-nenns hmoresle von Werner Vordem s beim. Es ist nicht möglich, Anna, es muß ein Irrt-bunt fein —- lies noch ein mal . . .« »Es ist, wie ich sagte: ein Lentnant,«ein Bursche und zwei Pfer «Da3igen protestire ich allen Ern ste-. n solche Cinquartirung legt mir Repräsentationspflichten auf, die fiir eine alleinstehende junge Da me peinlich srnd. Ich beschwere mich sofort und . . .« »Das würde ganz zwecklos sein, Fräulein Margot Denn erstens wäre ie Ei uartirung früher da, als der Brief se nen Bestimmungsort erreicht, und bevor etwas verfügt werden kann, ist der Herr Leutnant schon längst über alle Berge.« »Du bist schrecklich, Anna, laß mich allein,« tönte es ärgerlich zurück, und die alte Dienerin verließ kopfschüt telnd das Boudoir ihrer jungen Her rin. Margot v. Jssingen warf den omis nösen Brief mit dem großen Dienst-« iegel unwillig auf den kunstvoll ge chnitzten Schreibtisch und blickte ge dankenvoll nach dem Gutshof hinaus. Nur zu gut sab sie ein, daß eine Verweigerung der ihr zustehenden Pflichten nicht durchführbar war, und noch nie hatte sie sich so hilflos-, so verlassen gefühlt. Aber stand ihr nicht der alte Verwalter Halm mit sei ner bewährten Hilfe zur Seite, der Mann, der sie als Kind auf den Ar men getragen, und der nun der Un erfahrenen nach des Vaters lürzlichern Tode die große Gutswirihfchaft führte? Margot stützt den blonden Locken «!opf sinnend in die Hand: Der treue Freund und Helfer wird ihr sicher auch in diesem Fall mit seinen Rath schlägen zur Seite stehen. Aber er kann auch nichts ändern an der eigen artigen Lage. die ihre isolirte Stel lung dem Gaste gegenüber nun ein mal rnit sich bringt. Der angelündigte Besuch trifft be reits am solaenden Tage ein — da nean läßt sich nichts machen —- und der aute Ton erfordert es, dasz sie den gesellschaftlich gleichstebenden Gast empfängt, ihm als Dante des Hauses gegenübertritt. —Aber die Art und Weise dieser Herren ist oft so eigen tdiimlich. so pikant. Margot läßt seufzend die Bilder ihrer Casino-Bälle in der Residenz, die sich ibr einst tief in die Seele gegra ben. an ihrer Erinnerung vorüber steifem Blitzende Uniforrnen —llir rende Sporen —rauschende Seiden .newänder — über dem Allen zittert eine dustiae warme Lust, und schmei chelnde Klänge schwirren durch die tanzenden und sliisternden Reihen. Damals hatte sie den Zauber jener iunvergeßlichen Augenblicke voll auf sich einwirlen lassen. Sie hoffte in den sich ikrr öffnenden Pforten eine blei bende Heimatb gefunden zu haben. Da iiberraschte sie vlönlich der Tod ihres Vaters, und neue Pflichten ge boten der Erbin Anwesenheit in ferner heimath. Aber in die Monotonie des Land lebeus nahm sie die Erinnerung an jene unveraeßlichen Stunden mit, die noch heute ein gluthoolles Sehnen in ihr verstehen ließ. Wie nun, wenn die Funken unter der Asche wieder ausloderten, dem geübten Blick des Geistes eine Quelle unrichtigerSchliisse eröffnendI »Halt! Ich bab’s!« lacht sie auf fpringend, »Halm sigurirt beim Em pfange unseres triegerischen Besuch-s als mein gestrenger Herr und Gebie ter—mauifique; ich werde ibn sofort Wändigen.« » Des alten Verwalter-s schwerer Tritt ertönt bald daraus im Flur, Maraot eilt ihm tichernd entaeaen. .Liebet, alter Halm,« ruft sie über mütbia. »ich habe etwas Großes, Ge heimnißoolles mit Dir vor.« Des Anaeredeten ehrliche Auaen sprechen eine verständnisiloseSprachr. »Du sollst —Du sollst ———— ja, was sollst Du eigentlich nur — — also Du sollst beim Empfanae unserer Einauartieruna die Repräsentations pflichten eines Hausherrn überneh men, um mich als Deine Gemahlin unterstützen — Du verstehst mich doch, Bitterchen —- — ?« ..--—Nicht so recht —— nicht so recht,« ringt es sich zögernd aus halnks Brust, «mein alter Kon war von jeher schwer von Bearissen, wenn Sie tdaher noch«eimnal die Güte haben «-—-——- Also wir bekommen morgen Einnuartierunm einen Leutnant, einen Burschen, zwei Pferde . . .« .-———- Nasid-lich natürlich« —- nickt der Verwalter verständnißvoll. »Nun wohl — wir sangen an zu begreifen, Hälmchen,« führt die Spre cherin schalthaft fort. »Du stellst Dich unserem Besuch als ,,Hausherr« vor. beißt ihn willkommen und übergibst ihn dann, Dich empfehlend, mir. der «hanisrau«. Damit ist Deine Mis sion beendet nnd Du bealeitest hieran gkweGetreiibessulzrecikit nach detr Satzadt n w r’ ri ia copir , apa Hals-, MU« . ««Ratiirlich —- natstrlich,« replieirt Ase Lestete siegesbewußt »soll Alles sit der größten Pünktlichleit besorgt werden« Also abaemacht,« streicht Morast, In lachend zur Thiire begleitend, »,;UV-s'nst gut vorbereitet, damit Du M« Deiner Aufgabe gewachsen M——— — —- — —-. W " — sein« von Heideke hatte ’ »Ist-n Gaul deelemt des sue Wh übergeben und bestieg porentl rrend die breite Freitreppe des ersehnten Quartiers. Sichtbar mitgenommen von den; Strapazen des Dienstes, blitzten seine» blauen Augen dennoch so übermütbig lagerte ein solcher humor auf dem biibfchen offenen Gesicht, daß halin," der in feiertäglichem Gewand sich stei fen Schrittes näherte, in große Ver wirrung gerieth und zur Demante lung derselben in unansbörliche Ber beugungen und beängftigendes Räu fpern verfiel. »Hat sich offenbar ertältot, der höf liche alte herr, trotz des prachtvollen Auguftwetters«« denlt bedauernd Hei dele und schüttelt kräftig die Rechte des unruhigen Berwalters — »gestat ten — Leutnant v. heideke . . . .« ». . . Natürlich —- natiirlich.« löft es sich endlich aus Halms zusammen-» gefchniirter Kehle, und die dargebotene Hand trampfhast festhaltend, teucht er stoßweife. »Ja, was ich sagen wollte —- mir ist das geheimnißvolle Wert ehrenvoll übertragen worden, den Herrn Leut nant als Hausherrn zu empfangen« ihn meiner jungen Herrin als Haus-T frau zu übergeben und mich dann, Ew Hochwohlgeboren empfehlend, mit mei- » ner Mission auf die Getreidefuhren zurückzuziehen.« . »Wenn er nur meine Hand los-; ließe,« meint Heidete fiir sich, »dem? sitzt es nicht im Halse sondern ent-! schieden höher. Entseßlich — die arme, arme Frau —- — — ; »——— Darf ich meinen triegerischen Besuch zu einem meiß auf die Be-! randa laden?«' tlingt eine helle Stim me lustig dazwifchen, und Margot’sj teizende Erscheinung bringt die er-; sehnte »Lösung der engverschlungenen; Parteien. « Der Verwalter schreitet verklärteJ Gesichts ob der glänzend gelungenen( Empfangsscene den hart-enden GeJ treidefuhren zu, und Heidete führt die s Hand seiner liebenswürdigen Wirthin ehrfurchtsvoll an die Lippen. ! Meine arme, gnädige Frau,« j spricht er bewegt, einen bezeichnenden Blick auf den Dadonschreitenden nach fendend,« o, ich tann es begreifen, nach fiihlen —- — und dann wieder die ge radezu über-nöthig - lustigen Züge fei nes Gegenübers betrachtend, kopfschüt telnd für sich: »Es ist unglaublich wie leicht sie es tragt — aber geradezu fabelhaft!" Der meiß war eingenommen, ihm folgte ein opulentes Diner, und nach dem herumgereichren Moska, der aus zierlichen chinesischen Schälchen geh schlürst wurde, setzte sich Margot, ei-I nem Impulse folgend, an den Flügel. ’ Leise alitten die schlanten Finger über die Tasten, und die angefchlaaenen Accorde gingen bald in die schmelzen den Weisen einer Beethoven’sck,en So nate über. Es war nicht technische Virtuosität, die ihrem Spiel einen so wunderbaren Reiz verlieh, aber alles Weh und Leid ihrer Einsamkeit, alle aluthvollen Augenblicke der schsnen Vergangenheit hauchten den schmei chelnden Tönen eine eigene Sprache ein. Wie berauscht saß Leutnant v. Hei dete da. War es möglich, daß man aus der trockenen Wirtiichteit so schnell in das Reich der Sphären versetzt werden konnte? Entzückte ihn schon ihre natürliche Unterhaltunasweise, die Anmuth ihres Wesens, so nahm ihn der Zauber je ner Töne vollends gefangen. »Welch herrliche Frau, welch ein sel tenes Wesen!« dachte er immer aufs Neue, um arollend hinzuzufügen: »Und dies mit so verschwenderischen Gaben bedachte Geschöpf tonnte sich einem Verrückten zu eiaen geden, außerdem einem Mann, der ihr Vater, ja ihr Großvater sein lönnte!'« Wie eine stumme Anllaae aeaen das Schicksal quälte ihn fortaesetzt dieser Gedante. und zitternd wandelte es ihn an. die schlanke Gestalt auf dem Cla viersessel sortzureiszen aus einer Sphäre, die mit ihrem äußeren und inneren Wesen im arellsten Wider spruch stand. Da plötzlich aellende Hornsianalel — mit einer jähen Dissonanz hat Maraot ihr Spiel abgebrochen, er-« schreckt blickt sie zum Fenster hinaus. Die Schwadron ist alarmirt, offen bar hat der .Feind« einen Uebersall gemacht. l Es heißt sofort ausbrechen, schon führt Christoph die aesattelten Pferde heraus. Mit einem handtusz verabschiedet sich Heidetex er hält ihre band un willkürlich etwas länaer in der seini aen —ein leises Zittern glaubt er in derselben zu verspüren. Alles Blut strömt ihm zum Herzen —er meint zu wanken, aber sich be herrschend, spricht er: »Wenngleich ein neidisches Geschick mir die weniaen Stunden unter Ih rem aastsreundlichen Dache noch zu schmälern versucht, so sann es nicht so grausam sein. mich gerade unter diesen Eindrücke-i zu endgültiaem Ab schied zu verdammen. Ich hoffe be stimmt, anädiae Frau, Ihnen morgen vor meinem Abrticken noch Adieu sagen zu tönte-ein« Der »Mind« war siegreich gottlä aeschlaaem doch iiber den trteaertschen Epolutionen war die Nacht herein aebroM. Mir die frühen Moran stunden des nschsten Tages hatte die Miit-n bereits Marschordoe be kommen und illusorisch erschien somit die persönliche Verabschiedung. in der Heidete so gern die Gefühle des ties tien Dankes sein1r reisenden Wirthin zu Füßen gelegt hätte. Dieser Gedanke verstimmte ihn: drängte es ihn doch mit aller Kraft, auszusprechen, wie unendlich wohl er sich in jenen Minuten mit ihr gefühlt, »welche bleibende Erinnerung diese kurze Rast in seiner Seele wachrusen würde. Immer wieder liesz er die empfan genen Eindrücke an seinem Innern vorüberziehen under empfand etwas wie Haß gegen den alten Verwalter, der sich nicht gescheut hatte, dasSchick sal eines solchen Engels mit dem sei nigen zu verschmelzen. Genügt-Sie konnte, sie durste nicht glücklich sein, trotz ihres Lächelns, ihres heiteren Wesens. Und strömte nicht auch aus dem Schmelz ihrer Töne der Ausdruck herben Leide-S, bitteren Schmerzest Schien das Spiel ihrer schlanlen Finger nicht mit den betedten Worten von Enisagung zu sprechen? Wie gut, daßes ihm erspart gewe sen, des Gatten Gegenwart zu ertra aenx er hätte seine Abneigung un möglich verbergen können. Unter dem Chaos solcher Gedanken war die Nacht verstrichen. Heidele er hob sich schnell von seinem Lager. Das Blut hämmerte ihm in den Schlafen, die Lust schien ihn zu er driickem er mußte hinaus, um Herr seiner Erreauna zu werden. Dort unten laa der Bart mit den sorgsam aevslegten Wean. seinen schattigen Landen: er schien ihm zu winken. Wie träumend durchwanderte er die schattigen Gönne, als er aufblirtend einen leichten Tritt vernimmt und Margot auf sich zuschreiten sieht. ch Ein Zurück ist nicht mehr möglich, auch sie hat ihn bereits erkannt. . Ihre plötzliche Gegenwart über rascht ihn so, daß eine Entschuldi gung nicht über feine Lippen kommt und er nur mit tiefer Verbeugung an die Mütze faßt .Sie hier, Herr v. Heidete, « spricht sie verwirrt »ich wähnte Sie nach den Anitrenaunaen des gestriaen Nachmit; tags noch tief in Morpbeus Armen-" Und ohne feine Erwiderung abzu warten, fährt sie fort: »Das ist nun meine Gewohnheit den frühen Moraen bei erträglichem Wetter stets im Garten zu genießen Keine andere Tageszeit löfst mich den Zauber der Natur, ihr ganzes ge heimnißbolles Leben. so nachhaltig! empfinden. Jch stehe dann lauschend, bewundernd da, und die genossenen Eindrücke helfen mir nachher über l ( manchen Schmerz des rauhen Lebens. hinwegt« Er gehst schweigend an ihrer Seite: I der tiefe Einblick in ihr Jnneres er füllt ihn mit solcher Anbetung, daß ihn iedes Wort der Erwiderung pro fan dünkt. Und um den Bann des Augenbliris zu lösen, fährt sie fort: «J-hre Schwadron riictt wohl schon bald ab. Ich bemerkte unten im Dorfe ein lebhaftes Treiben der einauartier ten Truppen.« »Ja. gnädige Frau,« entgegnete er aeureßt, .bald ruft das horn den Reiter in’s Feld zu Kampfgewimmel und Kriegsgewiihi. O, könnte das Al les die Erinnerung aus meiner Seele weabannen. ein linderndes Vergessen in die Brust hineinträufeln.« »Sie sprechen so seltsam,« erwi derte sie gefentten Blickes. »seit wann hat diiftere Melancholie meines Freun des heiteren Sinn beeinträchtigt?« .Meines Freundes« bricht es ge waltsam aus ihm hervor, »lafsen Sie mich dieses Wort als eine heilige Re liquie mit in mein einsames Leben nehmen, als ein Gedenten an eine Zeit, wo ich mich wirklich glücklich wähnte!« «Wähnte,« . spricht sie erröthendx »Ja, wähnte,« erwiderte er leiden schaftlich, «bis die Ertenntniß von seiner Anderen Leid sich wie ein Schat ten in meine Seele sentte. ..« »Und wenn dies »Seid« nun nicht eristirte, wenn dasselbe nur singirt wäre, um gerade diesen Schatten in die Seete des Anderen zu senten, soll ten auch dann «Kampfgewiiht und Kriegsgetiimmel« ein Vergessen in die Brust des unglücklichen Reiters hin eintriiufeln?« »Gott, was sprechen Sie," entringt es sich zitternd seiner Brust, »Sie wären nicht die Frau jenes -—jenes —alten Mannes?« Sie sieht in seine qlutbvoll leuchten den Augen« die unter dem hangen und Bangen einer aufdämrnernden ’ Hoffnung zuckenden Züge, und selige Wonneschauer schließen ihr setunden lang die Augen . . . Sie läßt sich schwankend aus eine Rasenbant nieder, und sast wider ihren Willen löst sich das ganze Ge heimniß jener tleinen Masterade von ihren Lippen. Als eine Viertelstunde später hei dete mit seiner Schwadron abriiclte, tonnte dieselbe sich nicht entsinnen, den sonst so gestrenaen Vorgesetzten je mals in so fröhlicher Laune gesehen zu haben. . Von der Stelle aus, wo die Landk straße den letzten Rückblick aus den Gutslws gestattete, winkte der Leut nant mit sseinetn Tuch grüßend theil abwiirts und eine Frauengestalt iin weißen Sommerqewand wurde für Augenblies zwischen den ehrwürdigen Bäumen es Partei sichtbar.» Bald nach dem beendeten Manöver wurden die Kameraden der Garnison überrascht durch die Verlobung Hein v. heidete niit Margot v. Jssingen auf Schloß Ilsingm saftifdtfskdsggossnkäwatz · Von R Miit o d a. »Um Himmelzwillent sterben lere Leute! Ein Unglück ist geschehen!« rief oso, der Kammerdiener, und die , die rnit ihm ausgegangen wa ren, den jungen-Herrn zu suchen, eil ten keuchend herbei Der junge Herr, Graf Adalar, lag im Grafe, beide Händchen auf die Brust drückend, und stöhnte leise. Suljo, der Wolfshund, sein Spielh rnerad, lauerte neben ihm und sletfchte die Zähne, so oft oFosa Miene machte, sich dem wunden Zinaben zu nähern. »He, packt den Hund! Zu Hilfe, Leute!« Die beiden Gärtnerburichen ver suchten, Sulio an’s Halöband zu koni nren. Der wandte den Kopf und knurrte grollend. Endlich irie te ihn der Leibjiiger mit beiden Fäusten am Behang zu packen. Die Burschen saß ten mit zu und schleppten den wider spenstigen Rüden fort. Alle Drei ban den ihn dann mit des Jägers Gurt an eine junge Buche. Er bellte wit thend. Jndeß bemühte sich Jrso um den sKnabem »Gott sei· Dant, er lebt! Eine Wunde in der Brust hat er! Junger Herr? Was ist Jhnen gesche ;hen? Wer hat Sie verletzt? Herr Gras, wer bat nach Ihnen geschossen? Lieber Himmel, wenn das Ihr Vater erfährt! Er tödtet uns Alle!« Der Knabe röchelte. Das schwarze Blut sickerte leise aus der Wunde über das weiße Röckchen. »Bringen wir ihn doch in’s »Schlvß,« sagte der Leibjäaer, »und Einer mag die alte Bara rufen, damit sie ihn verbinde.« Man hab den Kleinen vorsichtig auf und trug ihn auf den Händen fort. Die Kutscher und Reiter aus dem Stalle eilten herbei und erhaben ein Schreien. Der Koch ließ den Braten . im Stich. der Kellermeister die Fässer, aus den Kammern tamen Alle gelau fen und riefen: »Was ist geschehen? Der junge Herr ist erschaffen worden! H Wer hat es gethan? Wo hat man ihn j gefunden? Ach, wenn das der Herr; Graf erfährt! Er wird uns Alle nie- ; derschiagen!« — .- — »·- « sp H — » l Sie haben Recht, sich vor dem Gra fen zu fürchten, dem Wolfstönig von Alilotvatz. '« Eben schreitet er —— ahnungslos — hinunter zur Rujitza. Er hat sich einen Theil des alten Gemäuers in eine Jägerherberge um gestalten lassen. Dort verbringt er die Wochen und Monate und lebt feiner einzigen Leidenschaft, der Jagd auf Fuchs und Wildtatze, Geier und Aar. Jm Winter-, wenn die Save zufriert, gibt es auch Wölfe. Jn guten Jahren ein und den anderen Bären ItndLuchs. Wölfe jagen ift teine Kunst —-— das lann der Herr Pfarrer and-. Aber wie’s Graf Tibor Alilowitfch thut, thut’s ihm in Slavonien Keiner nacht er geht immer allein und immer nur mit dem Messer. Den Bären macht er aus den felfigen Schluvfwinteln des Paputs hoch und aibt ihm den Fang; er folat bei Nacht und Schnee dem marterschiitternden Heulen der WHlfe und holt mitten aus dem Rudel seine Beute. Und immer allein. und immer mit dem Messer. Und· immer allein. Wenn die Sonne über dem Kirch lein von Molwe sinkt. sitzt er auf dem epheuurnrantten Gerölle der Ruiitza und schaut über’s Land. das dunst verfchleiert zu feinen Füßen liegt. Fern am Horizont qriißt ihn der feharftantete Gipfel des Harfchanj, ein Einsamer, gleich Tibor Altw wisset-. Zum blauen Berae Harfchani iäber die Drau flieqen Tibors Träume. Dort hat er vor zehn langen Jahren Johan geküßt. In Alilowatz hat er sie begraben. Nichts ift ihm geblieben als Ala dar, der letzte Alilowitlch. Ab, bis der einmal groß ist! Er wird mit iaaenx ihm wird der legte Wolf nicht entrinnen! Und Tibor weint Thriinen der Freude in dem Gedanken an feinen Kuåbispn be c· Hdti Schi n en na ieg o m o e Alilowatz Als er an das tleine Bettchen trat, blieben seine Augen trocken. seine Lib pen stumm. Sein Herz war zu tlein, das Uebermasz des Schmerzes zu Las sen. Joso, der Kammerdieney m die Knie ichlotterten, schaute unsicher zu ihm auf. «Wann wird er begin nen, zu toben und mich zu schlage-ji« Aber Graf Alilowitsch steht da — zu des Knaben Füßen: so, als hätte ihn der Blitz getrossen. So, als sei alles Leben von ihm aewichen. So, als sei er ein Leichenstein von weißem Marmor-. Er brütet, und Niemand weiß, was-. Die Augen treten ihm aus den Höhlen. Endlich staat er — ohne Korn, obne Regung: »Wer — wer bat es gethan?« »Den —- wir wissen’s nicht! Der junge Herr war in den Garten ge gangen, und dann . . . und dann . . .« oetpso schluchzt nnd wirft sich dem Gra sen zu Füßen —- »dann hörten wir einen Schutz. Wir dachten uns nichts dabei. Der junge Herr bat ja so ost noch Kriiben geschossen . . . . Ach Gott, ich weiß, ich bin schuld an Allem. Web hätte gleich hingeben sollen. Wir fanden ihn am Badebaus tm Grase. Sulx lag neben ihm . . .« « also lag neben ibm", murmelt der An ere gedankenlos nach. F auf Tit-p- arat-wusch hat die ’aanze Dienerfchaft in den start um Rosen geschickt. Nicht au hartes Gedacht-If nicht auf bleiches Linnen will er fe nen Knaben betten. . Er hat alle T iiren des Schlosses » verriegelt und ich drinnen einge fchlossen.. Allein mit Aladar, seinem ; AugapfeL : Lampen nnd Windlichter geisternj um die Beete. In große Körde sam- i melt man die Rosen. ! Es schlägt Mitternacht als die Ar- s beit beendet ist. ! Tidor tritt unter die Leute und« heißt sie. die Körbe ins Jagdzimmers schaffen, wo die Ahnenbilder hän en. Dort wird das Lager aufgeri tet. Er allein bringt auf den Armen den Kleinen herbei. Jofo will Kerzen anziinden. »Laß das," fagt derGraf mit irrem Blick; «seiue Todteniaclet ift bereitet. Nun stellt Euch alle um mich und be tet fiir ihn!'« «Vater unser, der du hist im Him imelf beginnt er. ! Als er geendet hat, sieht er sich um Hund fragt: »Seid Ihr alle da? Fehlt ; auch nicht Einer?« - Es sind alle. Er öffnet die Thür. Mit funkelnden Augen tritt Sule ein und zögert einen Augenblick die Ruthe lreist in grimmigen Schlägen . Dann heult er. indeß die Leute :scheu zurückweichen, und tauert knur Irend gerade vor dem Einen nieder-, den der löhmende Schreck auf den Platz bannt. Mit einem Satze springt er den Mann an und wirft ihn zu Boden. Der blutende Mörder schreit. Es ist der Leibjäger. Und schon hat Tiber dem Hunde sein Opfer entrissen. Der Leibiäger wälzt sich auf dem Boden und wimmert um Gnade. Graf Milowitfch streichelt das Thier und fagt — ohne Zorn —- ohne Regung: »Gebt, Ihr Leute, und laßt mich mit dem Mann allein. Die Diener eilen hinaus. Tibor bringt den Hund ins nächste Gemach zurück und fesselt den Mörder an Händen und Füßen: ,,Mensch——sprich: Warum hast Du es gethan-« »Gnade, Herr! Die Eva! Die Eva!« »Du haft alfo an dem Knaben ge räche; ums ich der Eva angethan?« ».· s-« -------·---- ..— -.-..-—-..«—-.-— Eine Stunde später —— die klugen Sterne glitzern am Firmament — tornmt Tibor wieder aus der Thüre des Kastells ins Freie. Er trägt die große Mannatenaala, dieselbe, in der er der Krönung des Königs assiitirt bat. Die rotbsammetne pelzverbrämte Mente, den verschnürten Dolman, den Säbel. mit dem Luta Alilowitsch einst die Türken aus der anitza vertrieb. An dem weißen Reiherbusch des Aal vais blinkt ein Rubin ans demSchatze des letzten Paschas von Slavonien. Und es klirren die goldenen Sporen Bei seinem Anblick verstummt das erteqte Gespräch der Leute. Nur Joio, der seinen Herrn von Kind aus kennt. stöhnt leise: »Er ist irr gewor den!« »Laszt mir meinen Gidran fatteln!" Als man Gidran herbeigeführt, sitzt Graf Tibor aus« Man hört ein unheimliches Kni siern. Was maa das sein? Den blanken Säbel in der Faust unireitet der ver-rückte Alilowitich auf wiederndem Hengste fein KastelL Scheu aus deni Büschen lugen die Diener. Durch die Nacht hört man’s wallen und knacken. Der Schimmel stamvst den Boden und schnaubt. Die Miit-ne flattert um Tibor und hüllt ihn in ihr weißes Tuch. Plötzlich ein Mach-wie eine Ra lete ichiesrt eine hohe Feuergarbe rau chend und vraslelnd aus dem Dache des Schlosses. Jrn Nu ist der Schau vlat von grausigem Schein erhellt. Ein Lärm erhebt sich. Die Leute stürzen hervor. »Aus-tief —- zuriick!« gellt des Nei ters Schrei. »Für wen wollt Ihr lö fchehns Es giebt teinen Atilotvitsch tne r.« Die Flammen zünaelm der Brodem wallt. Wie eine Fackel verbrennt das vielhundertjährige Gehalt —- Da drinnen aber lieat hilflos der gebun dene Mörder und eine Leiche neben ihm in duftiaem Sarqe. Auf dem rasenden Pferde reitet Ti ber feine Kreise. Kein Retter darf sich nahen. Tausende von Menschen sind herbei qeeilt. Als das Schloß in seine rauchenden Trümmer sinkt ist es Morgen. Mitten durch die Menge bricht sich der Graf Bahn. Drei Taae später ioa man feine Leiche unterhalb der Essegger Festung aus der Drau. Gedankensplitter. Auf Freunde im Unglück rechne nie. II It O Jst tein Korn, ist eitel Spreu, Aufaelplkne Reu. «- - i Am meisten sprechen Leute« die nichts zu sagen haben. e- i · Schönheit ohne Tugend ist etneRose ohneD ut. I I O , Der Mensch ilt ungleich, Ungleich wie die Stunden : Arbeiter-elend vor Nov Jahren. Ein Klagelied aus dem vierzehnten Jahrhundert vor Christi-Geburt · Er reifend klingt aus grauer Vor zeit e n Lied in unsere Tage herüber; es klagt von der Menschennoth, dem sozialen Elend, das alle Wandlungen überdauerte. Dieses Lied, das im 1.4. Jahrhundert vor Christus ent standen ist, schildert die Lage unter Ramses ll. von Eghpten. Es findet sich in einem Buche von Maspiron über Eghpten und Asshrien Ins »Deutsche übertragen, lautet es so: »Ich habe den Schmied bei seiner Ar beit gesehen, am ossenen Schlunde sei nes Osens, —- er hat Hände wie ein Ktolodil und ist so schmutzig wie Fischlaich —- Die verschiedenen handwerler, die den Meißel führen —- haben sie mehr Ruhe als der Bauer? Ihr Feld ist das Holz, das sie schnihem ihr Gewerbe ist das Me tall: selbst in der Nacht werden sie ge holt, und sie schassen über ihr Tage werk hinaus — sogar in der Nacht ist ihr Haus erleuchtet, —- und sie wa chen. —- Dier Steinmetz sucht Arbeit an allen möglichen harten Steinen. — Wenn er die Ausführung seiner Aus triige vollendet hat — und seine Hände müde sind, ruht er wohl? --—— Er muß von Sonnenaufgang an aus dem Bau platz sein, selbst wenn ihm Knie und Rücken zu brechen drohen. —- Der Bar bier rasirt bis ties in die Nacht. — Um etwas zu essen zu haben und bei Seite legen zu können, muß er von Haus zu Haus eilen, seine Kunden aussuchen, —— er muß sich und seine beiden Hände abarbeiten, um seinen Magen zu füllen, —— es gilt wie vom Honig, der allein ißt ihn, der ihn sam melt. —— Der Färbu: seine Hände rie chen übel, » sie haben den Geruch sau ler Fische --- die Augen sallen ihm vor Müdigkeit zu, ——— aber seine Hand rastet nicht, —- mit dem Ordnen der Zeuge ——— er verabscheut alles Tuch-— Der Schuhmacher ist sehr unglücklich —- und tlagt beständig, —-—-- er hat nur sein Leder zu nagen, -—— seine Gesund-« heit ist die eines verendenden Fisches.« —..—-—- «- ——-..-.. . Werthvollstet Platz der Deus Jm Jahre 1799 wurde eine Liste der Eigenthümer von Höusern undGrundi stiicken in der City von New York anf gestellt, deren Werth auf 810,000 oder mehr geschätzt wurde. Es waren ei nige mehr ais dreihundert. Der höch ste Werth, der festgestellt wurde, war gegen 825,0(x) nnd betraf damals die State Str. nnd das untere Ende vom Broadwav, wo· zu jenen Zeiten die rivat - Residenzen der Reichen tagen. Das werthvollfte Besitzthum war das Haus von Daniel Ludlorv am Broads wan, das auf 822,500 abgeschiitzt wur de, und jene von John N. Livinaston, William Edgar nnd John Jan, mit je 820900 Werth· Die Gefammtbevöl teruna betrug in New York im Jahre 1800 nur SCle Seelen, annähernd 20,()00 mehr als in Philadelphia· Wie sehr der Werth des Grundbe sitzes gestiegen ist, sieht man aber am besten an der SüdostsEcke von Broads wan und Wall Str. Sie wurde im Jahre 1780 fiir THE-) verkauft, was fiir damalige Zeiten schon einen ganz schönen Preis bedeutete. Aber im Jahre 1827 brachte dies Gebäude schon mehr als das Dreisache, nämlich 818, 725. Bei dem Tode von Benjamin Douglas Silliman, dem bekannten New Yorter Advotaten, der Besitzer dieses Grundstücke-Z war, im Jahre 1901 wurde des Grundxiiicles Werth auf 8500000 geschätzt· 904 stand es auf der Steuerlifte mit 85332000 und am letzten Dienstag wurde es gar fiir 8700,000 verlauft. Es ist nur ein kleines Stück Land, 80 bei 39 Fuß, so daß der Preis fiir den Quadratfuß iiber 8600 beträgt. Das würde fiir ein regnliires City - Lot, 25 bei 100 Fuß, an dieser Stelle einen Werth von s1.500,000 bedeuten. Der Bevoll mächtigte des Verliiufers sprach von diesem Plan als »von dem werthvoll sten Stück Grundeigenthum in der ganzen Welt.« Jedenfalls aber dürfte dies der höchste Preis sein« der je in der ganzen Welt fiir ein gleichgroßez Stitck Boden bezahlt wurde. Glas der N. Y. «Sun«.) Erste Gelegenheit. «. . . Ich frage« — rief die Redne rin mit boch erhobener Stimme —-« »ift hier in dem ganzen Saale auch nur ein Mann, der that, was Frauen täg lich thun, der etwas« weih von dem ftlavilchen Schicksal des Weibe-? th ein Mann biet, der Morgens auf ftand. während feine müde, abgebetzte Gattin sich noch des Schlurnmers er freuen durfte... der Feuer machte, das Friibftiiet lachte, die fehlenden Knövfe annäbte, die Kleider reiniate, die Strümpfe stopfte, die Lampen füllte. die Stiefel putzte, ldie Kinder wuchs . . . Wenn ein einziger folcher Mann hier ift-—er melde ficht« — Todtenftille trat ein. — Dann erhob sich zögernd in der Mitte des Saales ein schüchternes Männlein und fvra : »Da Du es ausdrücklich erlaubt hecmf Dulden bin ich fo frei!« -——E·s war ibr Gatte. Unselchriebeih »Du fallft ja Deinen Mann untern Pantoffel haben I« .Unsmn, ich muß lv pfeife-n vie ee trinkt« ·