F——————— s Maine-US Bald-dem Stizze aus einem Kinderleben don Josephine Siebe. Nun war die zarte, blasse Mutter ihrem schon früh verstorbenen Gatten nachgegangen, und der lange Junge stand wie betäubt an ihrem Todten bett. So jäh hatte das Schicksal sein glückliches Kinderleben zerstört, nnd hülflos, rathlos ließ er alles über sich ergehen; eine namenlofe Angst lag in seinen Kinderaugem als er an dem Grabe stand, er fühlte es nur wie eine dumpfe Ahnung, wie arm er gewor den war. — Er larn zu Verwandten ins Haus« er wurde zwar ohne son derliche Wärme aufgenommen, aber doch in Bezug ans Aeußerlichteiten wie ein Sohn des Hauses behandelt, und doch war es ihm, als sei er in eine fremde Welt versetzt worden. Da heirn bei der Mutter war alles llein und einfach gewesen, hier in dem rei chen Hause der Verwandten war alles groß —- weit und elegant; doch in den kleinen Stuben der Mutter hatte sich der lange Junge frei und sicher be wegt, hier in den weiten Sälen stieß er überall an, er war unsicher und ver legen, und seufzend fand seine Tante, daß er doch ein recht häßlicher Junge sei. — Wirklich hübsch war er nicht, früher als Kind hatte er durch feine Lieblichkeit alle entzückt, und die El tern hatten in ihrer Zärtlichkeit für ihn den Namen ,,Holdchen« gefunden. Jn dem letzten Jahr aber war er so rasch gewachsen, Füße und Hände wa ren viel zu groß, seine Bewegungen erinnerte-n an die Unaefchicklichteit ei nes jungen Jagdhundes. Wenn Frau Elvire.auf den Neffen sah, dann wan derten ihre Blicke immer vors ihm fort zu ihren eigenen Kindern. Jlse und Nota, ihre Töchter, waren trotz ihrer neun und zehn Jahre schon richtige tleine Damen, sie hatten ebenso ru hige, weiche nichtssagende Gesichter wie die Mutter, dieselben blonden, glatten Haare und farblosen Augen, sie bewegten sich ebenso steif und abge messen und hatten gerade wie die Mutter eine unendliche Wichtigkeit mit ihrer Toilette. Wenn sie mit Fräulein Braun. ihrer Erzieherin, spazieren gingen, dann schritten sie so torrett einher, gerade wie« zwei auf Draht gezogene Puppen. Der Junge, der da herausgerifsen war aus den Armen der Mutter, aus jener warmen, wohligen, kleinen Welt, wo alles so weich, so voll Liebe gewe sen war, so durchfonnt von Herzens giite in der er immer noch das Hold- . chen genannt wurde, trotz seiner lan gen Glieder und seiner ungeschicktens Häßlichleit, empfand diese kühle, stille: Ruhe der neuen Heimath wie eine Last. Hier hiesz er Richard, das Holdchen war mit der Mutter ins Grab gefun len, und als die dumpfe Betäubung, das ongstdolle Staunen der ersten Wochen sich gelegt hatte, iiberlam ihn eine unendliche Sehnsucht nachWärmr. Oft weinte er wild und ungestiim nach der Mutter, und dann packte es ihn manchmal und er lief zur Taute, undt legte seinen struppigen Kon an ihre» Brust, Frau Elvire sah dann etwas-i unangenehin erstaunt.auf und strich! flüchtig mit ihrer weißen, festen Hands über sein heißes Gesicht: »Du darfst» nicht so unmanierlich fein, Richard«,? sagte fie, und das »Richard« klang scharf und kühl, tein Liebeston zitterte darin nach. i Dann ging er, beschämt, verlegen,s zwei —-- dreimal war er getoniitien,i dann wagte er es nicht mehr. Beis dem Onkel hatte er gar nicht den Ver- « such einer Annäherung gemacht nnd bei Jlse und Nara hatte er so wenig Glück tvie bei der Mutter. Sie lach ten mitleidig über die Spiele, die er verschlag, und als er einmal im Gar-« ten eine Schneeballichlaebt mit ihnen beginnen wollte, liefen sie weinend zu ihrer Erzieherin, die ihm streng sein Betragen verwies. An diesem Abend erhielt er von seiner Tanre einen scharfen Vertveis, sie nannte ihn einen Flegel, nnd Jlse und Nora rückten bei Tisch weit von ihm ab. Er wurde verwirrt, die allgemeine Mißbilligung machte ihn verlegen und in seiner Un geschicklichleit stieß er die Weinslasche um und der rathe Strom ergoß sich aus Noras Kleid. Jm nächsten Au genblick sühlte er einen heftigen-Schlag Er sah das zarnige Gesicht seiner Tante vor sich, sie schalt ihn so, tvie er noch nie in seinem Leben gescholten worden war, und er muszte das Zim mer verlassen, und wurde aus drei. Tage vom Tisch verbannt· — Jn der I Einsamkeit seines Zimmer-s stürztenj ihm die Thränen aus den Augen, er weinte toild und leidenschaftlich, er schrie sörmlich nach seiner Mutter, jas er zürnte ihr sast, daß sie von ihm ge-- I gangen war. --— Von dem Tage an wurde er trotzig und verschlossen, er fühlte, daß man keine Liebe siir ihn hegte und das verbitterte ihn. Er be miihte sich sogar so unmanierlich wies möglich zu sein, er hatte eine Arts Freude daran« wenn er sah, wie seine Tante sich iiber sein lautes Wesen ent rüstete und die wohlerzogenen Consi nen ihn ängstlich mieden. stenen Widerstand wagte er nicht, das weiße, gleichmäthige Gesicht der Tante bann te ihn förmlich, aber tvenn er dem Blick ihrer kalten, blauen Augen ent ronnen war, dann kam der heimliche Zorn zum Ausdrucks, dann trachte er die Thüren, dann stampste er die Treppen aus nnd ab, sulest wurde er förmlich erfinderisch im Augsinnen neuer Unarten. Dabei saß ihm heim lich im herzen der dumpfe Schmerz, diese unverstandene Sehnsucht nach Liebe, und-da niemand im Hause ihm nur ein wenig Liebe zeigte, suchte er Trost bei seinen Schultameraden. — Da war einer darunter, ein schmäch tiger, blonder Junge, mit einem run den, rosigen Gesicht, wie ein Mädchen sah er aus, und etwas Zartes, Schlich ternes lag auch in seinem Wesen. Halb schen, halb bewundernd sah ihn Richard immer an, er wagte es kaum, sich diesem zu nähern, er hatte nie viel mit Kameraden gespielt, seine Mutter war sein bester Freund gewesen, und in dieser Kameradschast zwischen Mutter und Sohn hat ein Dritter nicht Platz gehabt. — Ein gemeinsamer Spaziergang mit dem Blondkops sörderte die Freund schaft. Dieser war ziemlich weichlich, er hatte etwas Angst vor der bäten hasten Stärke Richards, die bereits in der Klasse gefürchtet war, er hielt es daher siir gerathen, die ihm ofsen dar gebrachte Freundschaft anzunehmen. Nur anzunehmen, weiter ging er nicht, e: gab nichts, und Richard in seiner ehrlichen, täppischen Gesundheit em pfand dies gar nicht« er war glückselig, einen Freund zu haben, rückhaltlos vertraute er diesem alles an, selbst seine dumme Sehnsucht nach dem ver lorenen Kindernamen sagte er ihm und bat ihn: »Nenn mich doch manch mal Holdchen!« Er war lein Menschenlenner, der lange Junge, sonst wäre ihm das ver rätherische Zucken um die Lippen des anderen ausgefallen, dieser rasch den Boden suchende Blick. Vollkommen erfüllt von dem Glück seiner neuen Freundschaft merkte es Richard nicht, «wie seine Kameraden ihn manchmal lächelnd ansahen, wie sie tuschelten, wenn er vorbeiging, er hörte nicht das halblaut geflüsterte Wort, bis er eines Tages unvermu thet in die Klasse trat, da hallte es ihm entgegen, spöttisch, höhnend »Holdchen«. Der lange Fritz, der, den er vor kurzem im Ringkampf besiegt, hatte es gerufen. Erst begriff es Richard gar nicht, verwirrt sah er um sich, überall lachende Gesichter und da — sein Freund, das feine Gesicht verlegen zu Boden gewandt, da wurde es ihm klar, jener hatte ihn verrathen, man hatte über ihn gelacht, gespottet. Nun rief es wieder, von allen Sei ten klang est »Holdchen, Holdchen!« —- Dser Gehöhnte schrie auf var Zorn, bleich, vor Wuth zitternd, stürzte er sich auf den, der ihm am nächsten stand, er hieb auf ihn ein, wie ein Wahnsinniger, da packte ihn eine kräf tige Hand, aber er riß sich los, keu chend mit geballter Faust schlug er blindlings um sich. — Ein Schrei gellte durch die Klasse, nnd wie im Nebel sah Richard Plötz lich das blutige Gesicht seines Klas senlehrers bar sich. — Wie gelähmt sank ihm die Hand herab, willenlos ließ er sich fortführen und in ein lee res Klassenzimmer sperren, dort sasz er in dumpfer Betäubung, big in Be gleitung mehrerer Lehrer sein Onkel ihn holen iam. Er hatte leine Ant wort auf alle Fragen, stumm lief-, er die Strafreden, alles über sich er gehen, es machte ihm kaum Eindruck, daf; ihm verkündet wurde, er würde aus der Schule gewiesen. Die Verwandten waren entsetzt über sein Betragen, er wurde in sein Zimmer verbannt und wie ein Pest tranker gemieden, er sollte Zeit haben über seine Schuld nachzudenken. Er dachte auch immer daran, und er, der nie einem Thier hatte etwas zu Leide thun können, sah immer voll Grauen das blutende Gesicht seines Lehrers vor sich, manchmal auch das rosige Mädchengesicht des falschen Freundes-, und dann erftickte immer die Wuth seine Reue. Brennend gern wäre er zu dem Lehrer hingegangen, denn er hatte ihn gern gehabt, nur wenn er allein mit ihm gewesen wäre, hätte er auch den Muth gefunden, ihn um Verzeihung zu bitten, aber man ver langte von ihm, er solle es öffentlich vor den anderen Lehrern thun, da weigerte er sich, da siegte wieder der Trotz. —- Man brachte ihn in eine Er ziehungsanstaltx so eine Art Zucht haus im Kleinen, der Ruf eines Raufboldeö ging ihm voran, und da er in seinem unverstandenen Weh schweigend alles über sich ergehen ließ, nannte man ihn verstoctt. Jn seiner Kindheit hatte er sich fast schrantenloser Freiheit erfreut, die Hand der Mutter war so weich gewe: sen ,daß er es gar nicht empfand, wie sic ihn leitete, und nun war er gesan gen, stand unter fortwährender Auf-: sicht, viel schlimmer noch als bei den Verwandten. Wie das freiqeborene Thier sich gegen die Knechtschaft wehrt, so wehrte er sich. Jn einer Nacht brach er aus«-! —— Lhne Vorbereitung, ohne überhaupt zu wissen, wohin er wollte, nur aus dem Gefühl heraus, frei fein zu mits fcn. Er schlich sich, als alle Kame raden schliefen, in den Speisefaal, der unvergitterte Fenster hatte,’dort klet terte er einfach zum Fenster heraus an einem Mauerpfeiler entlang, doch nur die Hälfte seines Weges legte er zurück, da hörte er rufen. -— Einen Herzschlag lang besann er sich — dann sprang er hinab-sein schwerer Fall, —ein Stöhnen weckte den schlafenden Wächter. F Man fand ihn blutlibersteömt am Boden liegend, und der Arzt zuckte die Achseln: ,,Rettung giebt es nicht und ; es ist ja wohl auch nicht schade um i n.« Als letzte Leidensstation öffnete sich das Krankenhaus für den Jungen. Eine freundliche, alte Schwester pflegte ihn, in den wenigen schmer zensreichen Stunden, die ihm noch be Ifchieden waren. Sie hatte ein gutes, iwilde-Z Gesicht, und dem Kranken, dem sich die Sinne verwirrten, erschien sie :wie eine Mutter. Unanfhörlich flü stette er »Mutter komm doch"' »Mut ter geh nicht fort.« Und einmal, als sich die Schwester über ihn neigte, sah Her sie seltsam forschend an und dann Jtnutmelte er: »Mutter-, sag doch mal IHoldchen!« — Eine Erinnerung lam der Schwe ster, die ergraut war im Leiden der Menschheit, die Erinnerung an eine serne, schöne Zeit, da ein lieber Mund ihr ein-en weichen, kindlichen Namen gegeben, und erschüttert neigte sie sich iiber das Bett des Kranken: »Mein Holdchen«, sagte sie weich und noch einmal »Holdchen!« — Ein glückseli ges Lächeln verklärte das hagere Jun gengesicht, ausathmend legte er den Kopf zur Seite und schlief ein. — Das letzte Wort, das ihm nachllang aus dieser Welt, war doch noch der Kosename der Mutter gewesen. .-—--— Herbst. ««Noveaistische Sei-Je- von Arnald A. K r U se. Die Kleine «-war reizend ——— ohne Frage —lnstig wie ein Vöglein und hübsch wie eine thausrische Rose. Felix Heimburg gestand sich, daßsie ihm sehr, sehr wohl gefalle. Nochs vor drei Jahren, als er noch Literaturlehrer an der höheren Töchterschule war, da Hatte er das hochbegabte siinszehnjäh rige Kind weiter nicht beachtet - ein Backsisch wie alle anderen --— das ist der Standpunkt deg Schulntannes, wie er sein sollte. Namentlich aber dann, wenn er alcs stattlicher, sehr hübscher und äußerst eleganter Mann von 37 Jahren täglich den Blicken von zwanzig schwarzen, blauen oder grauen, zum Tbeil schelmischen Angen vaare als Zielscheibe dient! Und alle ohne Ausnahme schwärmen sie siir den Herrn Literaturlehrer, der so gar nichts Schnlmeisterhafteg an sich hatte. Nun ist dass aber ganz anders « nun hat er vor etwas länger als zwei Jahren ganz unerwariet eine recht be: trächtliche Erbschaft aemacht — -nian spricht von einer halben Million - - nun hatte er seinen Herzenswunsch vertvirtlichen und sich als Privatdo zent siir deutsche Literatur und Aest hetil an der Universität habilitiren können, und sie, die stitth !tteichert, war nicht mehr seine Selsiilerin s— kein Baclsisch mehr, sondern eine jnnge Dame. Er besah sich im Spiegel. —’Jticht übel. Das Auae blickt immer noch in idealer Beaeisterung für alles Höhe und Edle, die sein und doch eneraisch geschnittenen Gesichtsziiae waren noch immer von unaewöhnlicher Schönheit -— nur durch die braunen Haare des Hauptes und des sehr starteuSchnurr bartes zoaen sich manche Silbersiiden. Aber was wollte das saaen sman ist so alt wie man aussieht ——-und er sal) nicht alt aus -entschieden nicht » deshalb tam auch der Altersunters schied nicht in Betracht. Vier Wochen war sie nun bereits wieder aus der Pension zuriick und man machte ihr nicht schlecht den Hos. Aber er war sicher, dass teiner von all diesen Strebern und Mitgistjiiaern iraend welche ernsten Absichten hatte. Denn wenn der Vater auch Land aerichtsdireltor war, du mein Gott --— Vermögen war iiberhaurst nicht viel vorhanden gewesen und der tliest war fiir Revräsentation draus gegangen. Das sehr hübsche Gehalt aber wurde bis aus den letzten Psennia verbraucht. An de·r Erziehuna der Tochter war nichts aespart, ein Sohn war Referen dar — der andere Lsiizier man kennt das. Und tvirtlich schien es auch, als ob Kittn sich nichts aus all diesen faden Schwätzern machte, daß sie ihm allein ein erhöhtes Interesse entaeaenbrachte. Mit ihm bslog sie ernste Gespräche, mit ihm sprach sie von Schiller, Goethe und Shatespeare, daß alle Sa lonlöwen die Nase riimpften und die Unterhaltungen zwischen den beiden bereits »das Kolleg« getauft hatten. Mir mit einem einzigen unterhielt sie sich noch gern, und das war sein Neste, der ein,tiae Sohn seiner älteren Schwester, Dr. Hubert Stranz. ein junaer, aussallend hübscher Arzt an der chirurgischen Universität. Aber so viel er hatte hören können, war es nur ein harrnloses Geplauder—ss—und was sollte es auch sonst sein· Eifersucht lag ihm, dem Privatdozentem Dr. Felix Heimburg, völlia sern. Außer dem wäre die Geschichte zwischen den beiden völlig hossnunaslos gewesen. Hubert war arm ——- er hatte die Mut ter sriih verloren und den Vater nach eben beendetem Universitätsstudium. Hubert batto bei dessen Tode wenige tausend Mart aeerbt. deren Zinsen — z.T. ioaar das Itale ——ausl)elsen mußten, wenn das Assistentenaehalt nicht ausreichen wollte. Aas Heirathen war also nicht zu denken. Hubert brauchte eine reiche Frau und Kittv einen wohlhabenden Mann — das war aanz klar, und das mußten die beiden sich doch auch selber saaen. Kittv werde aus ihre noblen Passionen nicht ver zichten wollen und das brauchte sie als seine Frau ja nicht; Denn zu den Zinsen seines hübschen Vermögens kamen auch noch die ansehnlichen Kol Ilegiengeldey er las drei Kollege zu ; vier Stunden wöchentlich und eines zu zweien — und alle waren sie schon nach dem ersten Semester überlaufen « gewesen! Das bischen ,,Herbst« auf seinem Haupte würde also nichts schaden. Er rrar entschlossen, sich sobald alg minn lich zu erklären. Die Thür wurde hastig geöffnet und herein stürzte ein hochgew-achsener, blonder junger Mann. »Guten Morgen, lieber Onkel, ver zeih, daß ich Dich zu so ungelegener Zeit übersalle — aber ich muß Dir ein wichtiqu Geständniß machen.«»« « »Ro, na—Herbert, was ist denn los? Setz’ Dich wenigstens erst und dann sage wir in aller Ruhe, was es eigentlich giebt?«« ’ «-,Ontel wirst Du mich aber auch nicht auslachen? Ich liebe Kitty Rei jchert —— und ich glaube, ich werde von ihr wieder geliebt —aber -—wsas ist IDir denn nur, Onkel?« - »Mir?— Nichts —- gar nichts! Aber sagtest Du nicht, Du glaubtest, E Du werdest von Kittn wieder geliebt?« ,,Allerdings-, Onkel, so sagte ich.« »So hast Du Dich ihr noch nicht ; erklärt —« ’ ,,Onlel -—wie käme ich denn dazu «——- ich, der ich noch nichts bin und J nichts habe?« » ,,Bravo, mein Junge —- Du bist nichts und hast nichts — Du sollst erst noch was werden. Und wenn Du Dir als junger Arzt eine Praxis suchst, dann mußt Du die Sorgen der ersten Jahre allein tragen ——— oder, Du mußt Dich so einrichten, daß Dich dieie Sorgen nicht erreichen --- d. h. Du mußt eine reiche eine reiche Frau nehmen. Gott ja -—— ich glaube Dir ja, daß der Verzicht Dir zuerst weh thun wird —- allein Du mußt verzichten-— das bist Du Dir und stittn schuldig Glücklich werdet Ihr nicht, denn Sor gen irciben die Liebe aus dem Hause —das weißt Du ebensogut wie ich. Und nun entschuldige mich, mein Junge, ich muß ins Kolleg« Gesenkten Hauptes ging der junge Arzt von dannen »Der Anakiff wäre abgeschlagen — und nun bald zu ihr!« sagte sich Dr. Felix Heimburg Als er Ftitth wiedersah, da fand er sie nachdenklich ja niedergefchlageu Er drang in sie, ihm zu sagen, was ihr fehle-er hoffe doch. er besitze ihr Vertrauen und würde sich bemühen, das auch zu verdienen. »Ach ja,« sagte sie endlich nacheinis gem Zögern, »ich habe Vertrnaen zu Ihnen —— unbegremtes wie zu einem Bruder »s-- oder zu einem Va: ter.« Felix durchzuckte es, aber sie merlte es nicht und fuhr fort: »Ein junger Mann liebt mich, ich weiß es genau, aber er wagt nicht zu sprechen, weil er noch nicht auf eigenen Füßen steht —— und ich —-- ich liebe ihn wieder s-« aber ich tann es ihm doch nicht sagen!« »Und wer ist’s.-?« »Dr. Hubert Stranz — JhrNesse!« So war Felix noch nie zu Muthe aewesen. Aber schon am anderen Tage hatte er sich darein aefunden, daß es bei ihm jetzt »Herbs1« war. lir schrieb an seine Bank nnd über wies seinem Neffen fiir die nächsten drei Jahre eine sehr reichliche Jahres reine-— später werde er ja doch alles betomrnenl Das Telephon. De Besichtigunggtag fiir die X Ar tilleriebriaade war angebrochen lslrau in arau gemalt erichien der Himmel, in eintbnigein Plätichern fiel der·,liegen auf die Wettblech und Fach niertbaracten, und nicnt dag tleinne blaue fflectchen ließ eine Besserung des Wetters an diesem to boctiwichligen Lage erhoffen, an dein der ztonnnang dirende General von Donnergberg sich Von der Schießausbildung dieser Bri gade überzeugen wollte. Sorgenschtoer blickten die Häupt linge nach den Zielen, die im grauen Nebel taum erkennbar waren, trotzdem der Sctxibenbauofsizier wahre Scheu nentliore für das Besichtigunggschie szen hin gebaut hatte; inißvergniigt blickten die Leutnantg auf ibre nafi und nässer werdenden Bandoliere und Waffenröcte und iiberlegten in Gedan ten, ivie Viel sie dasiir ans der Offi: ,iieriinterstiitziinggtasse berausfchlagen könnten. Frierend und übel aelaunt standen die Kanoniere neben den Geschiitzen Jlnien graute vor dem Geschützreinigen bei diesem Hundewetter. «le meisten Sorgen aber lasteten iaui dem Geiniitb des Obersten von s Seiibeiin ; Eine Besichtiauna bei solchem Wet ster, wo Exzellenz so schon sehr eins pfindlich war, wie sollte das enden! Jin Geiste sah er sich bereits im Zns linder in einein Pensionopolis des Dentschen Reiches. Nervös wandte er sich an den hin ter ibni baltenden Reqiinentsadjutaw ten Oberleutnant Holferss »Nicht wahr, Holfers, die Elwira stebt doch ganz sicher beim Schiefzen2 Denn wenn Erzellenz mit dem gestell ten Pferde nicht zufrieden ist, dann können wir was erleben!« »Die Elvira steht wie ein Bottigir boet beim Schießen« sieistia das ru hiaste Pferd der ersten Batterie,« er widerte der Gefragte. Jetzt tain der Kommandirende mit dem Brigade-.5konimandeur herange ritten. Sein rundes Gesicht strahlte vor eitel Wohlwollen, und der Oberst athmete erleichtert auf. Denn erstens hatte Exzellenz gut geschlafen, dann war der Kassee heute früh schön stark und heiß gewe sen, ganz so, wie er ihn liebte, und ferner sah die Elvira, ein kleiner, dicker Goldfuchs, im stsrahlenden Glanze naaelneuen Zaum- und Sat telzeuaes geradezu blendend schön aus. Exzellenz war bis jetzt so znsriedem daß der Rean seine aute Laune nicht trüben konnte. » Er begrüßte den Obersten und be ehrte die aufgesahrene Batterie, eg war die vierte, mit einem »Guten Morgen, erste Batterie,« sich an dem laut ge briillten «militärischen Gegenarufie ,,Guten Morgen, Euer Exzellen3« er freuend. Der Briaadetoinmandeur stellte dann die Schießausgabe, und Exzel lenz fah mit Vergnügen dem Plagen der Schrapnells und dem emsigen Hin- und Hersprinaen der Kanoniere zu. l Aber plötzlich hatte etwas seineAuf merksamkeit erregt. Er wandte sich an den Obersten: »Ah, Herr Oberst, die Telephonlei tuna acht jetzt bis in die Feuerstel luna, wie ich sehe; sunktionirt sie gut?« »Hu Befehl, Euer Exzellenz, vor züalich.« »So, so, Sie können also von hier mit allen Ständen sprechen?« »Ein Befehl, Euer Exzellenz.« »Das muß ich doch mal selbst pro biren!« Exzellenz saß ab und ging, vom Stabe bealeitet, an die Telephonsta tion während das edle Schlachtroß schnell durch Decken aran die Unbill der Witterung geschützt winde. Dann rief Exzellenz an: : »Stand 6!« ! — Lscheint die Sonne-W Exzellenz nickte befriedigt: verstand : hatte sich aerneldet. i Dann that der Kommandirende die t denltoiirdiae Frage: ; »Reanet’s da auch?« f Plötzlich wurde Exzellenz ganz roth T im Gesicht, einen Augenblick kämpften Zorn und Lachen in seinen Zügen, dann brach er in ein schallendeg Ge lächter ans und sagte: ,,Verfluehter Kerl, aber recht hat er!« Und er ging lachend zum Pferde zurück, um sich weiter vom hohen Roß die Schießerei zu besehen· Die Krititen fielen milde, sehr milde aus, Exzellenz war mit dein Können des Reaimnetg durchaus zu frieden. Der Oberst strahlte. Dann wandte sich Erkellenz an Oberst von Senheitn. »Saaen Sie, mein lieber Senheim« —- das Gesicht des Obersten strahlte bei dieser Anrede noch biel mehr « ,,roelcher Kanonier ist im Stand 4 am » Telephon?« Der Adjutant sah in sein Notiz buch. ,,Kanonier Fintschte, zweite Bat terie.« F »So, so, dann aeben Sie ihm, bitte, mal diesen Thaler von mir und sagen Sie ihm, die Unterreduna heute früh hätte mir vielFreude aeiuacht.« Dann ritt Er·i,ellenz, huldvoll grü ßend, nach der Generalgbaraele. ; Der Oberst wandte sich an Haupt-’ mann v. Welenbura, den Chef der zweiten Batterie »Herr Hauptmann, der Fianonier Kutschte ist zu befördern; ich freue mich zu hören, daß Sie so tüchtige Leute in Ihrer Batterie haben. J werde dein Kanonier selbst seine Ve förderuna mittheilten. Holfers, Sie holen mir den stutsehte sofort in das Neaimentgaeschäsisziinnter.« Nach kurzer Zeit traf Franouier Kutschke»sehtreiss,triefend dort ein, ihm folate Holser5, sich utiihsain das La chen verbeiszeitd »Hier haben Sie einen Thaler, mein Sohn, den ich Ihnen im ttlusiraae seiner istzellenz iiberaebe. Seine Ex zellenz hat-en sieh sehr iiber Jhre scltlaasertiaeu Antworten aesreutz ich lefördere Sie desteaen auch lzum lite freiteu, denn ich liebe tijchtiae, frische Soldaten. Nun saaen Sie aber blos-« was haben Sie denn eiaentlich Seiner Exzellenz aeantwortet?« »Herr Oberst,« erwiderte der Kano nier, ,,toie mich Ertellent sraatenJ Reanet’s da aneh? da dachte ich, es T wäre der Miiller von meiner Vatterie ; aus Stand It, und der wollte sich bloß J einen Witz machen. Aber ich halte nicht ! aetvusz daß Seine Ertelleni am Te- i l(vhon waren, und da habe ich aesaatr i Na, denkst Du Ochse denn, bei uns: A ’Dte steigenden Mitten-reich Der kiirzlich verstorbene französische Schriftsteller und Naturforscher Jules Verne hatte vor mehreren Jahren in einem Strandcorfe ein tleineg Haus aemiethet, um daselbst den Sommer in ländlicher Ruhe und guter Lust zu zubringen. lKaum hatte er sich häus lich rinnt-richten als er sieh nach einem Bauern in der Nachbarschaft umfah, der im Besitze von stiiheu wäre, um täalich frische Milch Von ihm haben zu können. Man sijhrte ihn zu einem solchen nnd er begann mit dem Manne zu unterhandeln »Weder Freund,« sagte er, ,,mein Diener wird von heute ab jeden Mors gen zu Ihnen iommen, um einen Liter frische Mlich zu holen. Ich kann diese doch von Ihnen bekommen?« »Gewiß, die können Sie haben und zwar fin acht Sonst« »Das heißt, ich möchte gern ganz reine Milch haben, nicht etwa gewäl sette.« »Dann kostet der Liter zehn Sous.«s »Und Sie werden die Milch in Ge genwart meines Dieners mellen?« »Gut, aber dann kostet der Liter fünfzehn Spuk-L« Unter Freundinnen »Ich habe mich gestern mit dem Assessor Hurtig verlobt und heute wird er mir den Verlobungsriikg brin -gen.« »Ach so, deshalb hat er ihn Von mir heute zurückverlangt.« Bart-ast. Hausfrau (zu ihrem Dienstsiiädchem welches die Fensterscheiben schlecht ge reinigt hat): ,,Eine schöne Tugend ha ben Sie gewiß, Anna. Jch habe noch tein Mädchen gehabt, das so wenig putzsiichtig gewesen wäre, wie Sie«« Gut gesagt. Frau: »So ’ne Gans hat doch ein zu dummes Gesicht.« Händler: »Ja, ja — stubirt hänt se stilich nich — se hänt nix liehrt as freten, supen un fett war’n un dat is naug för e Gans —- manche Minschen können oot nich mihr.« Die böse Zahl. »Viel-en Sie die neuen Röcke auch ganz genau talkulirt?« Prokurist: »Ja, ich denke, für 13 Dollars können wir sie gut geben« Prinzipal: »Dann wollen wir sie mit 14 Dollars auszeichnen; die Zahl 13 liebt die Kundschaft nicht!« Im Landwirtlighans. »Was können Sie uns denn«zu essen geben, Frau Wirthin?« »Oh, mir hab’n alles-, was S« wün schen. Sö brauchen nur anzuschaf fen . . . Also, warten S’, da haben mir z’erscht an Rindsbratem aber der ist no net ’braten . . . Na, und dann hab’n mir sauren Aal, der is wieder no net sauer . .. Na, und frischer Aal ——— der iLi net mehr ganz frisch... Möchten S’ vielleicht gern a Butterbrod, wann mir a Butter haben thaten?« Ein Schwabcnstreikh Ausrufer tin einem wüttembergi schen Städtchen): »Die Rekruten, welche zum nächsten Zuge müssen, sind L« am Rathhause anaenagelx. — Varianten »Was hast Du diesmal von Deinem Onkel zum Geburtstag betonnnen?« »Diese Pneumatit und einen Hun derter.« »Er unterstützt Dich also snit Rad und Draht?« Protest. (Chef zum Praktikanten): »Du SchiingeL willst nicht aufstehen? Merle Dir: Karl der Große schlief nur drei Stunden täglich!« Praktikant: »Na, bin ich Karl der Große?« Eine gute Eigenschaft »Sag’ mal, Otti, wie kommst Du nur zu dem Bräutigam, er ist weder schön noch geistreich, noch reich, was gefällt Dir denn so an ihm?« »Daß er mich heirathet!« Recht lisnt cr. « Sonntagsjäger (zum Treiber, den er angeschossen hat und der furchtbar schiinpft): »Aber Mensch, nehmen Sie doch Vernunft an!« Treiben »Nein, nur Schmerzens geld!« » Schlancrtig. »Seit ich Sie kenne, reizende El vira, habe ich kein Verlangen nach ei nem Orden mehr. Sie find mein Stern!« »Aber dein Sterne fehlen noch die Brillanten, Exccilenz!« Gemüll-link Tourifi (zuni Wirtl)): » Na, hören Sie, zu dem Schnitzel hat Ebnen aber der Fleischhouer elend-es Fleisch aess schnitt« Wirth: »Sel)’n Sie, da sind mir beide hineingefalleii!« Die Hauptsache »Es wird doch kaum aus-ellen, daß wir die Frau Jnspettor in unser Kas seekränzehen ausnelnuen. Die Frau soll doch früher einmal Dienstmädchen gewesen sein.« »Aber, warum denn nicht? Tenlen Sie nur, wag- die erzählen tann.« Selbstbewußt. Fräulein: »Saan Sie mal, Ma rianne, glauben Sie, daß der Herr Reserendar uiebt bald um meine Hand anhalten wird's« Köchin: »Na, da seien Sie nur aanz unbesorgt, aniidiaeg Fräulein, ich habe schon ganze andere Partien zusam mengetocht.« Beleidigung oder uitiItTJ Herr (zu einem Andernlk »sich er laube mir, mich leuen uorntsteltem mein Name ist Verttiald Sti)ts.iarz.« Der kleine Fritz: »Du. Papa, ist das der Mann, der das Pulver erfunden hat? Papa: »Nein, mein Kind, der hat das Pulver nicht erfunden! « Leichte Pslichtcu. Dienstherr: ,,Merlen Sie sich — hiet geht alles mit militärischer Pünkt lichteit: Um sechs Uhr wird ausgestan den, um zwölf Uhr gegessen und um zehnUhr zu Bett gegangen.« Dienstmädchen (erleichtert): »Na, wenn es weiter nichts zu thun giebt« dann bin ich schon zustieden.«