Yer Ring. Rriminal - Roman von B. Elster. (1. Fortfesungd ch wurde nicht danach gesragi. - Bekundung schien mir auch ge genstandslos, da ja Fräulein Wüs drandt selbst auslagte. daß sie öfter rnit Jdrem Bruder spazieren gegangen sei. Wozu durch das Aussprechen einer Ansicht ein Mädchen in ihrer Ehre verdächtigen. Aber der Umstand. daß ich Fräulein Wülldrandi jetzt mehrere Male in trauernd zusammen gelunlener Stellung am Grabe Jbres armen Bruders gesehen habe, aus ihrem Gesichte deutliche Spuren des Schmerzes, der Verzweiflung, baden meinen Verdacht fast bis zur Gewiß heit gestelaeri.« »Sie können recht baden,« entgeg nete Gro"er nach einer Weile des Nachdenkens. »Mein Bruder war in Bezug ans das weibliche Geschlecht von recht lockeren Grundsätzen Das Leben in der großen Welt hatte ihn beein nußr« »Sie sehen nun, weshalb Fräulein Wüllbrandt wünschen mußte, Jhr Haus zu verlassen, an das sich für sie io schmerzliche Erinnerungen knüpf ten. Jm Uebrigen erkenne ich gern an, daß Fräulein Wülldrandt ihre Pflicht erfüllt nnd sich stets lorrelt benommen Mk « ! »Ja-ja —« entgegnete Groller s zerstreut, »das wird der Grund sein s —- daher auch ihre Bewegung beimj Abschied« ja, ja, da legt es.« ; »Was den Verwalter und Jhre an deren Angestellten anbetrifft, so wer den sie sich bald überzeugen daß sie mit ihrem Verdacht Jhnen Unrecht thun —- es wird bald das alte Ver- « hältnisz der Freundschaft und des Vertrauens wieder zwischen Jhnen herrschen. Was in meiner Macht steht, soll geschehen, um die Leute zur Ber nunst zu bringen. Seien ·Sie guten » Muths, lieber Grollert Es wird Alles wieder gut werden, nur nicht den Kon verlieren. Vetteben Sie den heutigen Abend mit uns —- meine « Frau und Käthe erwarten Sie," setzte er mit einem kleinen schelmischen Lächeln hinzu. Ferdinands Wangen färbten sich in tiefer Gluth. Er sprang aus und schritt einige Male im Zimmer aus und ab, dann blieb er am Fenster stehen und blickte trübe sinnend in das verglimmende Abendroth hinaus. Wie fröhlich und beglückt würde er vor einigen kurzen Monaten der Ein ladung des Pfarrers gefolgt sein! Er sah das friedliche Pfarrhaus, von Wein nnd Kletterrasen umrankt, var sich liegen; ersah den Garten mit den blühenden Rosen, den Resedaeinsas sangen den sauber gepflegten Beeten, den dustenden Nelten und den leuch tenden Astern —- er sah das gut miithig lächelnde Antlitz der Frau Psarrerin im Kranz der grauen Haare, auf dem das weiße Häubchen ruhte, er sah —und das Blut wallte ihm zum Herzen! —- die liebliche, schlanke, blondlockige Rathe ihm die kleine Hand entgegenstreckem während eine ver-schämte Röthe iiber ihre Wan gen huschte —- er sah all den Frieden, die einfache Schönheit dieses ländli chen Psarrhauses, und eine heiße Sehnsucht erfaßte ihn. sich mit all seinem Gram und seinen schwarzen Gedanken in diesen Frieden zu flüch ten und selbst wieder ein sriedvoller, glücklichen harmlos heiterer Mensch zu werden. Ader dann tauchte ein schwarzer, düsterer Schatten vor ihm aus und verhüllte das friedliche, heitere Bild! Er sah drüben aus dein Gottesacker an der kleinen Kirche ein frisches Grab —ein neu errichtetes schwarzes Mar mortreuz —- und aus dem Grabe stieg der Schatten seines ermordeten Bru ders empor —- und er — er selbst sollte seinen Bruder erschlagen haben, er sollte der Mörder seines Bruders sein und er war nur freigesprochen weil das Gericht nicht genug Beweise seiner Schuld sammeln konnte. Dieser Schatten würde ihn auch in den heiterm Frieden jenes Hauses dersofat und den Frieden selbst unter graben und die Heiterkeit und das Glück vertrieben haben. Er Niikde sich mit ihm als Gast zi Tische setzen· Er würde das freund liche Antlitz der würdigen Matt-one derdüstern — er würde sirb zwischen ihn uad die blondloclige Käthe drän aen, das; sie ersccsaudernd die kleine, zum Willkommensaruß ihm entgegen aestreclte Hand zurückgezoaen hätte — ek würde sich wie ein Nachtreis aus die Blumen seines Glückes, seiner Liede senten, daß sie oerdorrten und verweilen· Er athmete schwer und keuchend wie unter der Last eines gespenstischen Traumes Da leate sich die Hand des Pfar rers sanft aus seine Schulter-. »Jet dtnand.« sprach der alte Mann mild read leise, »wollen Sie nicht mit mir Westens Meine Frau und meine Wie- werden Sie in alter Verglich M begriißern :——- Sie bedürfen der fort-n band eines liebenden Weibes III-te- Untier lebt nickt mehr — . » . t: Sie zu meiner Frau —Sie Use-, sie war die Freundin Jhrerk sstettec lassen Sie sie seht Mutter I HE- gu Ihnen vertreten —- sssnen I Sie J r Herz — eines Weibes sanftes Wort st mehr werth, als die liiigste Rede des Mannes. —Konrmen Sie.« Da schlug der gepeinigte Mann die Hände vor das Gesicht und schluchzte laut aus. Thränen auollen zwischen seinen Fingern bervor und seine Brust arbeitete gewaltig. »Ich kann nicht —,« stöhnte er. »Ich vermag Ihnen nicht zu solgen.« «Weshald nicht, Ferdinand?« Dieser ließ die Hände sinken und blickte den alten Pfarrer mit entgei sterten Augen an. »Weil ich ein sriedloser Mann ge worden bin und meinen Unfrieden nicht in Ihr stilles, trautes, friedli ches Heim tragen will.« »Der Frieden meines Hauses wird Ich anen den Frieden wieder ge n.« »Nein —- nein — tausendmal nein!« brach er los und schüttelte die Hand des Pfarrers ab. »Ich kann nicht als ein schuldbeladener, als ein des Bru dermordes verdächtiger Mann in Jhr Haus treten! Jch lann nicht in das liebe Gesichtchen Jbrer Tochter sehen —ich kann nicht — ich würde nach einem Zeichen spähen, daß auch sie den furchtbaren Verdacht hegte-ich würde vor jedem Errötben, vor jedem Erblassen ibrer Wangen, vor jedem Blick ihrer Augen, der vielleicht unbe wußt eine leichte Verlegenheit zeigt, erschrecken... ich kann nicht — ich kann nicht! Oh, Herr Pfarrer, ver stehen Sie mich doch!" Wie eine berzzerreißende Klage klang dieser letzte Ausruf, der den Pfarrer tief erschütterte. »Ich verstehe Sie wohl, mein jun -ger Freund,« sagte er sanst, »und ich achte und ehre Ihre Empfindung Aber überlegen Sie einmal, ob diese-; Grsiibl nicht iidertrieren ielbstquäles risch ist? Ob Sie nicht Trost in dem Gedanken finden, dasz wir alle von Herzen an Sie glauben Und daß kein Wörtchen, kein Blick, teine Beweguna sie an das Entsetzliche erinnern soll." »Das ist nicht möglich! Das liegt nicht in Jdrer Macht! Jch selbst würde mich von dem Gedanken nicht frei machen liinnen. Nein, .nein, lassen lEie mich meines Weges allein wan rn.« »Ich dringe nicht M Sic. Aber Was wollen Sie beginnen?« »Dieses Haus —- diefes Gut ver » taufen und auswandern ——— fortzieben jweit fort, wo mich niemand tennti« j «Und glauben Sie dadurch Ihren i fchwarzen Gedanken entfliehen zu tön nenZ Oh, glauben Sie doch das nicht! Im GegentheiL die Gedanken werden Sie in der Fremde mit verstärkter Wucht bestürmen Und dann — neb men wir einmal an. daß einiae Men schen noch den furchtbaren Verdacht aegen Sie hegen, werden Sie diesen Menschen durch den Vertan Ihres Gutes, durch Ihre Auswanderuna nicht neue Waffen in die Hand qeben? Wird man nicht iaaen: feht Ihr! Er flieht vor feinem eiaenen Gewissens« Ferdinand unterbrach jäh seinen Gana durch das Zimmer und blickte den Pfarrer, akton an. »Sie haben recht,«« faaie er. »Das wäre die Folae meiner Handlungs weite. Aber etwas muß geschehen, um »mich diesen quälenden Gedanken zu ; entziehen! Was soll ich thun?« i »Bete und arbeite — sagt die beiiige , Schrift,« entgegnete der Geistliche ,ernft. Reinen besseren Rath vermag z ich anen zu geben. Im Gebet wer: iden Sie Trost, Frieden und Kraft i finden, in der Arbeit Rube und Ver iaessen und jenes Gleichgewicht der )Seele,- welches Ihnen jetzt fehlt. Ich i will nicht weiter in Sie dringen, uns L zu btfuchen Sie müssen mit sich allein sein —- mit sich und Ihrem Gott. Aber ; erinnernSie sich, Ferdinand, daß mein « Haus Ihnen zu jeder Stunde offen ftehtz Ich will mit Ihnen beten und arbeiten —- uno meine Frau und weine Töchter sollen Sie mit jener tarten Sorafalt umgeben, die nur Freundeshände bieten können und die der beste Balsam für ein ausgerissenes, zertretenes Menschenherz ist« ——— Leben Sie wohl fiir heute, Ferdinand· mein lieber iunaer Freund —- mein Sohn-« Er breitete die Arme aus und zog den großen starken Mann an seinherz, wie ein Kind, und legte tröstend und ·77nend die Hand auf sein Haupt, dat fiis auf des Pfarrers Schulter senkte· »Gott segne Dich, mein lieber cunae « sprach er sanft und entfernte sich leise. Ferdinand aber atbmete tief aus. Zum ersten Mal seit langer Zeit zog ein Empfinden durch sein«Herz, wie lindes Frühlings-weben 3.Kapitel. c Herrlichen lachender Sonnenschein eines Septembermorgen ruhte über dein Dorfe. das sich dem Ritter-tut Wendessen anschloß. blitte in den bel len Fenstern des Pfarrhausee, lobte aliibend auf dem goldenen Kreuze des Kirchleins und busrbte spielend und schmeichelnd über die Gräber des Friedhoer, welche-r die kleine Kirche umgab. als wollte er Grüße bringen aus der schönen, sont-sen Welt site dte in dunklem Grabe Schlummernden Ach. seinen der stillen Wer erweckte i- tems .W W Ha ruhten aus von Leid und Luft. von Kummer und Sorge, von Liede und Schmerz. t « « » Sie waren wohl besser dar , . als die einsame dunkle Menge-TM die an einem Grabe stan , regungslos, in fich versunken, die hände tramsshaft um das schwarze Marmortreuz ge schlungen das bleiche, geamdurchs rouhlte Gesicht niedergebeugt. die sin steren Augen starr aus den Kranz aus Astern und Ledlohen gerichtet, der auf dem Grabe lag. Ein Ausdruck der tiefsten Verzweif lung lastete auf dieser zusammenge suntenen,Gestalt, die gleich der Göttin der Trauer, des unstillbaren Kummers k-« iiber das Grab beugte. Nicht einmal erleichteende Thränen schien die Trauernde zu besidenz die brennenden Auaen starrten in ftummer Qual auf das Grab nieder und um den Mund gruben sich die scharfen Züge des Schmerzes, der zu tief, zu leidenschaftlich war, um sich in Klagen zu äußern. Jetzt nahte ein leichter Schritt und zwischen den dunklen Chvressen tauchte die lichteGeftalt eines iunaen Mädchens auf, das einen frischen Kranz in der Hand trua. Ein Zinken värchen, welches auf dem Weae seine Nahruna aeiucht hatte. flatterte empor und setzte sich auf die alte Rüster nie der, welche den Eingang zur Kirche beschattete. « Die dunkle Gestalt am Grabe rich tete sich empor und ihr brennendes-· Auge begegnete dem erstaunten Blick» des vor ihr stehenden jungen Mäd chens-. « »Was wollen Sie hier?« fragte sie? dann und es zuckte um ihre Lippen wie ein feindseliae5, höhnischesEäs » cheln. ; »Dieselbe Frage könnte ich an Sie: richten, Fräulein Wüilbrandt,« ent-? aegnete das junae Mädchen. »Aber ta« denle mir, daß Sie Abschied von dem « Grabe nehmn wollen, da, wie mein; Vater gestern Abend erzählte, Siej Wendefsen verlassen« H »Ja, der Herr Pfarrer war gesterns Abend noch bei Herrn Graun-» ichs sah ihn fortgehen Und Sie baden! recht gerathen, Fräulein Bollmar —z ich will von diesem Grabe Abschied nehmen. Das kommt Jhnen wohl! sonderbar dor?« setzte sie mit einem; herben Lächeln hinzu. I »Gewiß nicht« entgegnete Käthr J Vollmar sanft. »Ich bearrife voll-f tommen, das-, es Sie nochmals an dass Grab des armen Herrn Franz Grollei ; trieb, der einen solch schrecklichen Tod; erleiden mußte." ! »So-Sie begreifen es?" fragt-: Fräulein Wüllbrandt spöttisch. »Es ist ja aber auch nichts Wunderbares i dabei, denn mein Weg zur Vahnstation i siihrt mich hier vorüber und da trotz ich hier ein.« .. ; Sie richtete sich gleichsam wie unter » einem plötzlichen Entschluß empor und » schlug den dunklen Mantel um ihres Gestalt. Jhr blasses Gesicht nahms einen starren, strengen Ausdruck amj ihre Augen blickten stolz und finster. »Aber,« fuhr sie nach einer kleinen Pause sort, »dars ich vielleicht fragen, rvas Sie zu diesem Grabe treibt?« Käthe Vollmar erröthete leicht. »Ich lege jeden Tag einen Kranz aus das Grab nieder," entgegnete sie, »damites nicht so tahl und öde aus sieht.« . .. »Ah-« stieß Fräulein Wiiabkqavi hervor und schleuderte mit dem Fuße den alten Kranz vom Grabe sort, »so stammt auch dieser Kranz von Jhnen2« . .Auekdiugs... shek ich bitteSies was thun Sie, gönnen Sie dem Tod ten die Blumen nicht?« »Nein-nicht von Ihnen! Sie sol- : len keinen Kranz aus sein Grab legen ; -—- hören Sie mich? Sie sollen nicht!« ; Jn drohender Haltung trat sie dem ; jungen Mädchen entgegen, das er-? schreckt einen Schritt zurückwich, dann I aber sich rasch saßte und erwiderte: i »Wie lomrnen Sie zu dieser Spra- i che, Fräulein Wüllbrandt? Jch ver-i stehe Ihre Worte nicht.«... s Diese lachte schrill aus. « »Sie verstehen mich nichts —Nun wohl, dann will ich es Ihnen erklä ren! Dieser Mann. der zu unseren! Füßen da im Grabe liegt, liebte Sie.« 4 »Fräulein Wüllbrandt?!« »Ja, er liebte Sie! Er batte sich in Jbr hübsches Lärvchen verauckt — und Sie-— Sie wissen es wohl — Sie tokettirten mit ihm —- und mit dem Bruder— einer von Beiden sollte in Ihr Netz qehen.«... Die Rotnesilarnme schlug glühend in die Stirn Mitbes. Sie streck- ge bieterisch die Hand aus. »Ich verbiete Ihnen, solche Worte m svrechen!« ries sie zornig. »Sie ichmäben das Andenken des Todten und beleidiaen seinen Bruder und mich. . . . Sie haben tein Recht, an die sem Grabe zu weilen! Gehen Sie!« Da lachte die Andere laut und gel ledn aus. »Nein Recht, sagen Sie, habe ich an diesem Grabe —an diesem Todten?! Ah, das ist seltsam-»das ist lustig! Oh, mein kleines Fräulein, wenn Si wüßten —- wenn ich Jhnen eine Ge schichte erzählen wollte, Sie würden sich voll Schauder von diesem Grabe abwenden. Aber was ich weiß, behalte ich site mich-ei weiß Niemand als er und ich, und meine Lippen sind stumm wie die seingem Ich habe kein Recht on diesem Grabes Ja, ja. Sie haben viekkeicht ein größeres Recht. kenn um Jhrettvillen mußte er ster en.« »Um Sotteswillem Fräulein Wäll brandt —iind Sie wahnsinnigl« »New-It werde tch’s noch,« ent gegnete diese mit unheimlicher Ruh-. — ich-M II D W das die-. Mann da nrn Jhretroitlen eine Uns dere, die ältere Rechte aus seine Liebe bes sah. «berrieth und deshalb sterben äthe schlug die Hände vor das Gesicht Schweigen Sitt« siiihnte sie. »Es ist nicht wahr.« ’ »Es ist wahr —- so wahr toie der Tod! Und nun schmiisen Sie das Grab des Mannes der mn Jhretwili len den Tod erlitt, nur wettet und gedenken Sie dabei derer, die er um Jhrettvillen verrieth, deren Fluch Ih Fnen folgen wird-—so wahr ein Gott der Rache lebt. « . Drohend erhob sie die Hand zum ZHirnmel und Köthe sant erschreckt, schaudernd aus die Knie nieder. ihr» Gesicht mit den banden verhüllend. » Der Kranz war ihren Händen entij sunten. Lautlose Stille umsina sie. Selbst das Rauschen der Bäume schien l verstummt. Da blickte sie ausathmend empor Sie tvar allein, die dunlle Gestalt war verschwunden, heller. freundlicher bSonnenschein glänzte über den Grä ern. Sie stand aus. Sie ichauderte leicht zusammen, es war ihr als habe sie ein Gespenst aeiehen. . »Welch entsetzlicher Gedanke,« flie sterten ihre bleichen Lippen. »Nein, nein, es tann nicht wahr sein! Wie war es doch? Um meinetwillen sollte er eine andere verrathen haben-? — Und diese Andere — Bertha Wäll brandt?! —- Nein, nein —- es tann nicht sein! Es darf nicht sein!" Sie saltete die Hände nnd blickte in stummern Gebet Zum Himmel. All miihlich aewann sie ihre Ruhe-wieder Sie nahm den Kranz und legte ihn aus das Grab. »ArmerManrt," sliisterte sie. »Sollte meine schwesterliche Freundlichteit solche Früchte aetraaen haben? Nein —— nein, ewia würde der Vorwurf auf meiner Seele brennen.« Sie setzte sich aus eineBant unter der alten Riister und blickte ernst und traurig vor sich nieder. « Ab, wie glücklich war sie gewesen als sie hörte, daß Ferdinand Groller von dem furchtbaren Verbrechen stei qespockken war. Sie —sie hatte ja keinen Augenblick an ihm aezweifelt Er war so gut, so ehrlich, so treu — under sollte »die Hand oeaen den eige nen Vorder erhoben haben? Nein -—— niemals-! Sie wollte ihm zeigen, das-. sie nie mals an ihm gezweifelt Noch war kein Wort der Liebe zwischen ihnen gewech selt. aber seine Augen sprachen deut lich genug, und glücklich war sie in dem Bewußtsein seiner Liebe. Und jetzt wollte sie ihm zeigen, daß auch sie ihm gutwar. Wenn er vor sie hinttäte, mit freudigem Muthe wollte sie ihre Hand in die seinige leqen, mit freudi aem Stolz ihre Liebe bekennen und ihm beweisen, daß Liebe. Treue und Glauben noch nicht aus-gestorben war in ver Welt. Mit welch frohen glücklichen Ge fühlen erwartete sie ihn am gestrigen Abend und wie traurig enttäuscht war sie aetvesen, als-« ihr Vater ohne ihn zurückgekommen war. Gewiß, der Vater hatte recht, wenn er sagte« dass man Ferdinand noch eine Weile sich selbst iiberlassen müsse, damit er das aestörte Gleichgewicht der Seele zurück gewänne, und auch, wie der Pfarrer rnit einem Lächeln hinzusetzte, eine ge wisse Gleichgültigteit gegen die Meis nungen der Menschen bei demBewuszt sein recht und gut gehandelt zu haben. Gewiß, der Vater hatte recht! Aber eher und leichter würde Ferdinand die Harmonie der Seele zurückgewonnen haben, wenn er sich von sanfter Liebe umgeben fühlte, von einer Liebe, die nicht forderte, nicht quälte, nicht bat, sondern die ihn umgab wie der Son nenschein, wie die laue Frühlings luft, wie der Schimmer des purpur nen Abendroths, wie der silberne Mondenschein in stiller Sommernacht -—« unsiihlbar, untörverlich, und doch sich beruhigend, besänftigend auf die trante Seele legend, wie die weiche, kühle Mutterhand aus die fieberheiße Stirn des Kindes-. Und nun war er nicht gelocnrnenl Er fürchtete in ihren Mienen den Ausdruck des furchtbaren Verdachts zu lesen, wie der Vater kopfschüttelnd sagte. Er vertraute ihr nicht, wie sie an ihn glaubte, er liebte sie nicht, wie sie ihn liebte, sonst wäre er zu ihr gekommen, hätte sich vor ihr nieder geworfen, daö Haupt in ihrem Schoß geborgen und gebeten: hilf mir in ’ meiner herzeninotht Sollte er dennoch schuldig sein?—— Sie schreckte zurück vor dem Gedan s xgnßder ihr urplötzlich durch die Seele » o . Die furchtbaren Worte Bertha HWiillbrandtI bohrien sich aleich glü » henden Pfeilen in ihr herz: ,,Der da, lder hier irn Grabe liegt, ist um Dei » netwillen gestorben . . . weil er Dich f liebte, mußte er sterben-«... hatten diese entsetzlichen Worte den Sinn, das; der Bruder den Bruder er schlagen, weil beide sie liebten? Sie erinnerte sich wohl, wie Franz Groller während seines letzten Besuchs in Wendessen sich weit mehr mit ihr beschäftigt hatte, als früher-. Er brachte ihr eine kostbare Brosche als Geschenk mit, viel zu kostbar stir sie, die Toch ter des Landpfarrerö. Er kam jeden Morgen. uin mit ihr zu olaudern oder ihr bei den kleinen Arbeiten im Garten zu helfen; er erzählte von sei nen weiten Reisen im Osten und We sten, dass ste, welche lau-n die Grenzen ihrer Jugendheimatb iiberschritten,« Täteressirhtc zu srie, abe; nie-Hältm war em tm es un un u en Sinn der Gedanke gehn-wem daker He liebe-. hat n il- eu Mem-M » be ehren könne. Viel eher glaubte sie, fda er ihre um einige Jahre jüngere ISchwester Trade liebte. Mit dieser i scherzte er, mit dieser neckte er sich und spielte mit dem kaum dem Kin desalter entwachsenen, lebhaften und munteren Mädchen tindische Spiele. Nur Freundschaft, so glaubte fre. llhlte er ftir sie; Freundschaft und .hriiderliche Zuneiguna. weilerwufzte ,dasz Fett-innern sein Bruder, sie liebte. Freundschaft und fchwesterliche Ver traulichteit hatte auch sie ihm harmlos entgegengedracht Und nun sollte unter diesem harm lasen Verkehr Sünde, Leidenschaft und Verbrechen verborgen gewesen sein? Unter den Rosen die giftige Schlange? Unter dem freundlichen Lächeln die Aralsi, der Verrath? Unter den scherzhaften Worten sünd haftes Verlangen und tödtlicher Haß? O mein Gott, wohin war mit einem Male die fonniae Schönheit desSpiits fommertaaes entschwunden? Diistere Schatten schienen die Sonne, die Welt zu umhüllen, wie lana schlepvetldk Trauer-gewunden nnd aus den Grä bern schienen Nebel aufzusteigen die sich zu aespenstiscken Gestalten zusam-: menballten und hohnarinsend die dür ren Arme nach ihr aus-streckten Glauben, Treue und Liebe schienen aus der Welt verschwunden zu sein, und Verrath, Neid, Eifersucht und Haß erhoben ihre furchtbaren Medu Nach ver Gewohnheit ihm from men Kinderzeit nahm das unglückliche Mädchen ihre Zuflucht zum Gebell Ge tröftet und gestärkt erhob sie sich nach einer Weile; aber auch einen festen Entschluß hatte sie gefaßt. Der Glaube an den Geliebten war in ihr aufs Neue erstartt, die Zweifel an feiner Schuldlosigteit waren geschwunden. die Sonne leuchtete wieder hell und strahlend iiber Gottes schöner Erde und im stillen Frieden einer seligen Ruhe lagen die Gräber der Todten da. Aber ein Geheimniß loaltete über dem plötzlichen Tode Franz Groller’s! Nicht allein das Geheimnis-z der That, das Geheimnifz, wer der Mörder ge wesen, sondern vor Allem das Ge heimniß der Beiveggrlinde dieser furchtbaren That. Vergeblich hatte sich das Gericht bemüht, dieses Ge heimniß aufzudeclen. Das Leben des Ermordeten war wohl voll von Aben teuern aller Art aewefen, war er docks ein unruhiger Kopf, den es in die weite Welt hinausgetriebem aber alle Spuren. welche man verfolgte, verlie -fen im Sande oder führten zu einer harmlosen Aufklärung Jetzt aber hatten die Worte Bertha Wiillbrandts ein grelles Schlaglicht auf dieses Ge heimniß geworfen. Auch der Unter fuchungsrichter hatte nach der Nich tung hin, welche das Sctxlaglicht be zeichnete, geforscht, aber nichts ent decken lönnen. Mit einem Male zeigte sich ietzt die Spur! Etschreckend deut lich. so daß Käthe förmlich davor zu rückbebte, obgleich sie fest entschlossen war, die Spur zu verfolaen. ,—.— Bertha Wijllbrandt kannte das Ges heimniß dieser That. Ihre leiden schaftlichen Worte bewiesen, daß Liebe. Eifersucht und Haß dein Mörder die tödtliche Waffe in die Hand gedrückt hatten ——— nun handelte es sich darum, denjenigen zu finden, in dessen Seele die Handlungsloeise des Erschlagenen jene Leidenschaften erwecken mußte. Er mußte der Mörder sein! Noch einmal erbebte Käthe vor dem Gedanken, den die Worte Bertha Wiillbrandt’s in ihr erweckt hatten. Wenn die furchtbare Antlägerin den noch recht hätte! Wenn die Spur aus Ferdinand hinwiese» .. aber mit einem Male schüttelte sie diesen Gedanken ab unk- es leuchtete hell in ihrer Seele au . War es nicht Beriha Wiillbrandt’H Aussage vor Gericht gerade gewesen, welche Ferdinand in entscheidender Weise entlastet hatte? Hatte das Ge richt nicht gerade auf Berthas Aus sage hin Ferdinand freigesprochen? Die Antlage, welche.Bertha soeben erhoben hatte, mußte mithin einem Anderen gelten. Wer war dieser An dere — diese geheimnißvolle Person, die ncht zu entdecken war? Bertha Wiillbrandt tannte siel Rathe sprang auf. Ihre Wanaen glühten. Ihre Augen blitzten. Ihrem Vater wollte sie alles sagen, damit die ser das Gericht verständigte —Berthn Wiillbrandt mußte zu einem Geständ niß gezwungen werden! In diesem Augenblicke ertönte in der Ferne der langgezogene Ton einer Dampfvseife und das tattmäszige Dtampfen und Keuchen der Lokomo tibe klang herüber. Das war der Zug, wlcher Bertha Wiillbrandt fortführtet Wohin — Räthe wußte es nicht! Sie verschwand in der Welt und mit ihr das Geheim niß der That. Köthe raffte sich aus und eilte nack Haus, um sich mit ihrem Vater zu be rathen. Unglücklicherweise war ihr Vater über Land gefahren zu einer dienst lichen Konferenz. Er kehrte erst gegen Abend zurück. Was sollte Käthe beginnen? Mit ihrer Mutter konnte sie iiber ihren Plan nicht sprechen, die einfache alte Frau wiitde sie zum verstanden haben, jedenfalls wli sie aber nichts unternommen haben, ohne mit ihren Gatten zu sprechen. Einen Fremden in das Vertrauen ziehen? Nein, das durfte sie nicht. Ein Rechtstundiger war in dern Dorfe nicht vorhanden, die einfachen Bewoh ner des Dorfes tonnten the nicht ra then und helfen « Rathlos stand sie da. Eine, bren inende Ungeduld versehrte tie. Sie , MVMMIUUWMWI · nis in der band sn ha , glaubte den Geliebten retten, ihm Ruhe und Frieden wiedergeben zu lisnnem und doch mußte sie nnthätig bleiben, wii rend diejenige, welche ihr den Schlii - selgegeben, das Ge tmniß mit jeder Stunde, mit jeder inute weiter und weiter mit sich sortsiihrte. - » Gegen Abend hielt es sie nicht mehr im Hause. Sie eilte aus die Land straße, ihrem Vater entgegen. Alb sie zu der Mannen-Ame lam, die von der Hauptstraße zum Gutshos ab zweigte, suhr der Wagen Ferdinands im raschen Trabe an ihr vorüber. Sie sah Ferdinand im Wagen sitzen, sest in die Ecke gedrückt, bleichen Gesichts, die Lippen sest zusammen ge drückt, die sinsteren Augen starr in die Ferne blickend. Wie ein Wink des Schicksals «er schien ihr diese Beaeanung Ihm, ihm wollte sie Alles saaen —ihrn wollte sie Alles anvertrauen! Sie erhob die Hand. Ferdinand sah sie nicht —- sie wollte rufen, sie wollte sich vor die Pferde stellen —doch da war der Wagen schon an ihr vorüber nnd bog nach der entgegengesetzten Seite der Straße ein —den Seiten wea verfolgend, welcher zum Bahnhof führte. Jetzt rana sich doch ein Schrei von ihren Lippen. der Kutscher wandte sich um—und jetzt, jetzt erhob sich auch Ferdinand und blickte zurück, einen Anaenhlick schien es, als wollte er an halten lassen, doch dann erhob er nur He Hand wie sum Abschiedsqruß und sank aus den Sitz zurück. In der Ferne ertönte das Pseisen der Lolomotive, der Kutscher hieb aus die Pferde. daß sie in raschestemTemvo dahin rasten ——bald war der Wagen den Auaen Käthens entschwunden-— Lanasam lehrte sie in das Eltern haus zurück. Neue Ciweisel stieaen in ihr empor wi- die Schatten derNacht. die sirh allmählich aus die Erde nie derienktem Wes-halb war er entslahen2 Diese Frasse auiilte sie ohne Unterlaß nnd naaten an ihrem Glauben an ihrem Nertmnen spie die unanshiirlich an iniilende Meile an dem Felsen. iFortsetzung folat.) -(-—--—-— Speimvörter für Armee-. Jni Gaulois theilt Miguel Sama ccig einige Sprichwörter fiir Auto mabilisten mit, die er, dem Zuge der Zeit folgend, aus vorhandenem Ma terial für Autlerzwecke brauchbar ge macht hat. Einiges fei hier wiederge geben: Sag mir den Preis deines Au tomobils, und ich werde dir sagen, wer du bist. —- Der stärkste Motor ift im mer der beste. —- Drr Automobilis mus: Wer du auch fein magst, hier steh deinen Herrn; er ist’,s ee wars oder wär es gern. —- Wer weit fah ren will schone fein Benzin. —- Ab fahren ift gut, zurücklehren ist besser. — Ein Dummer findet immer einen Diimmeren. der in iiberautelt. — Der Menfch denlt, r Motor lenkt. Frankfurrer Wirt-steten Die Wiener und alle anderen Bep ehrer der Frankfurter Würsteln konn ten in diefen Tagen eine höchst eigeiv artige Feier begehen: die Gedächtnis feier der vor genau 100 Jahren er folgten Erfindung der Frankfurtet Würsteln. Der Erfinder und erste Erzeuger der Franlfurter war der Fleifchfelcher Johann Lahner, der in Wien in dem Haufe No. 274 arn Schottenfeld, heute Neustiftgasse No. 111, fein kleines Geschäft betrieb. Lah ner kam ini Jahre 1798 als junger Mann aus feinem Heimathsorte nachst Frankfurt nach Wien, wo er nach eini gen Jahren in dem genannten Haufe einen Selcherladen errichtete· Dieses Saus wurde die Geburtsftätte der von Lahner im Jahre 1805 erfundenen Franlfurter Würfteln, die steh alsbald einer großen Beliebtheit erfreuten. Schon in den Zwanziaeriahren durf ten die Frankfurter bei den Hofjagden nie fehlen, und Johann Lahner und dessen Sohn Jofef Lahner waren es, denen die beständige Lieferung ihrer Erzeugnisse für den arfammten Wie ner Hof übertragen wurde. Die aller arößte Verbreitung aber fanden die Frankfurter Würsteln erst unter dem Sohne Jofef Lahner. der 1833 das Geschäft seines Vaters übernahm und mit demselben in das eigene Haus an der Ecie der Blindengasse und Lerchen ielderstrafze überfiedelte. Johann und Josef Lahner waren auch gute Musi ler, und mit dem Walierfiirften Lan ner und dem Opernsiinger Erl ver «:and sie innige Freundschaft Johann Bahnen der Erfinder der jubilirenden Franlfurter. starb 1845. und sein Sohn Josef 1864, beide als reiche Leute· Das Geschäft. das durch den Vater der Wienerfsranlfurter berühmt Jetoorden ist, eristirt heute noch im Hause Kaiserstraße 99 und wird von dem Urentel Herrn Franz Labner ge .e1tet. » Nachdem der Professor Piaering es ausaerechnet hat, daß der Mond aus der Gegend des Stillen Ozeans von der Erde abgeschleuderftvurdy scheint es klar, daß die Ver. Staaten und Japan das erste Anrecht auf unseren Salletiten haben. sobald et zur Ver theilung kommt. · i i- s » van D. Rockefelless Haupt tert sent eine·Petiitte. Auf den Zs neu brav-Ist er keine, da hat kk Hun neu-Ia .