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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 29, 1905)
Die Spielgefährten No ......... v. Wesen. i In t.-t-«1x.txzt-«tx-1«1«1«14«t..txxt«tx.txxtu sssskssssssssssssssssrsrss T ( (4. FortsetzungJ Das Landmädchen, welches in der bk, dietdesiaubien Lederstiefeln neben ibsr berscheite. einen avaerupsten Grashalm zwischen den weißen Zäh nen, mit ungeschickter Ausführlichleit M allerhand lanatveilige Dinge schwerste das war durchaus nicht sein Gener. Aber die unberiibrte äu nendlichleit ibrer Erfcheinuna, die i sche Natiirlichleit ihres Wesens be rshtten ihn dennoch angenehm, als etwas Neue-A Ungewobnte5. Er sah. wie Alice unter seinem zwingendexi Blick verwirrt die Augen senkte, zu Retter-n anfing nnd jäh errötbetr. Das sachte ihm Vergnügen Die meisten Männer, selbst die bla sitten und verivöhnten, sind nicht un embfänalich für die Wahrnehmung, das sie aesallen, und über den Ein druck, den Wasil aus dies unersahrene Landlind gemacht hatte, war er sich schon bei dem ersten Zusammentreffen im Walde llat gewesen. Ihre leuch tenden-Augen hinnen mit so naiver Bewunderung an ihm, sie äußerte so. unverhoblen ihre Freude über seinen jetzt dauernd in Aussicht genomtnenen Aufenthalt in Dobraivitz, daß dies seiner Eitelkeit schmeichelte und ein gönnerbastes Wohlwollen für Licy in ihm wachries. —- Wie leicht war es, i dreiem dahier-ern kleinen Ding zu im portiren Einfache Gemeint-lasse der Unierhaltuna. adaenutzte Scherze, hin und wieder eine knappe Reiseschilde runa — auf alles lauschte sie gespanntj wie auf einen Mörchenzauber. Vonj dem lebhaft erregten Gesicht ließ sichs ieder Gedanke ablefen. Solch kleines-, amiisantes Inter-! sezzo lam Wasil von Waszczewsli i gerade recht. Sehr widerwilliq und nur durch start zerriittete Finanzen dazu ge zwungen, hatte er fich, nach einem längeren Aufenthalt in Paris ent schließen müssen, das alte, verwahr loste Familienaut wieder zum Wohn siß zu wählen. Nun versprach wenig stens die Tändelei mit dem Nil-schen Rachharslinde einiae Anregung in die Langeweile des Landlebens zu brin aen Mit dem bestrickenden Blick, dessen Macht er häufig erprobt hatte, beugte er sich zu Licy nieder. »Sol! ich wirklich das Peinigende Bewußtsein behalten Sie von ihrem Liedlinasplatz im Walde verscheucht zu haben? Werden Sie nicht mehr dorthin sehen?« »Ich weiß nicht. « »Auch nicht, wenn ich bitte?« Es war das erste Mal in ihrem Leben, daß solch ein schmeichelnder Laut, von schönen Männetlipden ge slii,sieki ihr Ohr traf was Wunder, Tag er sich in ihr erwachendeg Herz ia l Man war jetzt an der kleinen Sei tenvarte angelangt, die den Tannin- j ter Garten vom Feldwege trennte. Wasil haschte die lleine, sonnenver brannte Mädchenhand »Auch nicht wdnn ich bitte?« fragte er noch einmal »Ich weiß nicht,'· itammelte Lied verwirrt. riß sich los, nickie hastig zum Abschied und rannte davon. Lächelnd bestieg Wasil sein Pferd und gab ihm die Sporen. Wenn sie es auch nicht wußte-set wußte es genau, daß sie; sich bald wieder treffen würden. » heute fand der alte Diitmer, als er nach Feierabend vom Felde lam, das » Abend-essen noch nicht fertig. Licy hatte ; aanz veraessen zu bestellen, was ge kocht werden sollte. Schließlich war« auch der Speiselammerschliisfel ver-I legt, es mußte viel hin und her gelau- I fen werden« bis er sich endlich fand. Währenddessen saß der alte Ditt mer geduldig wartend auf Ver Bantt vor dem Kaufe. Er batte eiaentlicht noch die Abrechnuna einian Witths t fchaflikbiicber vornehmen wollen, merkte aber bald, daß es ihm heute beim besten Willen nicht mebe möaiich fein rsiirdr. Von der lanaen Isaan faft. dem ununterbrochenen Stehen? im Srrnenbrand traten feine Glieder E bleib-treten der Kon dumvf und be-J klomm-U Das berannabende Alter-; maebte sisii doch bisweilen fckxon rechts fählliat , Freilich, während der besten Lebens-: ? iahte hatte er zu anderer Vortheil schaffen müssen; was für itm selbe as Kräften übrin blieb, wollte tauni mehr ausreichen Wenn wenigstens in gleichem Maße wie dieKkäfte auch Irbeit und Sorae abgenommen hat-» ten. aber diese schienen sich nur immer n vermehren, und ein Ausfpannen sah es nicht. Die dummen, alten Kno Qn durften eben nicht fchlapp wet Ien, sie mußten aushalten, mußten vorwärts-. -- Wie um dies gleich zu bethötigen, « Hand Dittmet auf. griff nach der »Ah-lebten Schirmmiite, die et, um DAhnküblem von der schlen, ge s « te Stirn Strom-neu hatte, und die Stufen zum Haufe hinauf »««Ier Mr flog ihm Lied wie « »«"ikseMsd entgegen EHM Lobi ftp-u auf dem »F .- si tanzen sites-use fesällx 3«·.1k ZU e CI sum « M bin M used-, bös-, wen such ein bischen tät-see get-met -I’ Tfrskvksfssr -I--I-------- I Des alten Mannes eben noch sor genvolles Gesicht leuchtete jetzt wieder :... Sonnenschein dei- Glück-« »Macht n: chtH, Ligchem hat man gewartet schmeckt’s nachher desto besser." So war es auch. Sie saßen sich ge enitber. Lim, erregt und ausge la en lustig, wußte hundert drollige Neuigkeiten zu erzählen; der Papa hörte feinem Liebling zu, lachte und merkte es nicht einmal, daß die Sappe angebrannt war. « s Ik It II Jn der kleinen Dotftirche, zu deren Gemeinde Tanninken aehiirt, ist eben der Sonntagsgottesdienft zu Ende. Mit einigen lunstlosen Verzierungen läßt der Küster die Melodie des Schlußchorals lang ausklingen An den Banlkeiben tlappen die Thüren, die Zuhörer——znm größten Theil strobhaatigeKinder und Frauen mit verdrüclten Hauben, schwarzen Wollbsandschuben und großen Um schlaaetückzern —- schieben einander vorwärts der Thüre zu. Jn dem schmalen Mittelgang, auf dessen aus getretenen Steinfliefen helle Sonnen flecke tanzen, kniticht der frisch ge streute Sand unter den vielen. derb befchubten Füßen Leise klappernd fallen, von mild thätiaer Hand gespendet, ein elne Kupfermünzen in die am Hauptpfeiler angebrachte Sammelbiichse »Für die Armen«· Dann treten die Andachti gen aus der feuchttalten Lust des alten Steinhaues hinaus in den warmen, -aoldia fluthenden Sonnenschein, und die bliihende Herrlichkeit der Natur be stätigt mit überzeugender Gewalt die Wahrheit des eben gehörten Wortes von Gottes unermeßlicher Allmacht und Güte« Auf dem Kirchhof. in dessen Mitte das kleine Gotteshaus-, recht wie ein treuer Hüter der Schlummernden, sieht, bewegen sich ietzt die schlichten, dunkeln Gestalten zwischen den grünen Hügeln hin und her. Beinahe jeder hat einen der Seinian hier arbeitet; denn sie alle, die in diesem Kirchspiel aeboren wurden, lebten, schafften und starben, ruhen hier auch vereint von ihrem Tagewerk aus. —Es ist, als ob auf dem Lande ein großes Fami lienband die Menschen umschlingt. Fast alle, deren Name auf den schlich ten. schwarzen Holztreuzen verzeichnet steht- hat man im Leben getannt, und allerlei Erinnerungen tniipfien sich an gemeinsam Erlebtes. Es ist eine hübsche Sitte, daß jeder Kirchgiinger am Sonntag nach dem Gottesdienst die ihm zugehörigen Gräber besucht. Seiten geschieht es aus Gram oder Sehnsucht; denn täg liche schwere Arbeit und das immer in erster Reihe stehende Sorgen fiir die materiellen Bedürfnisse des Lebens stampfen diese Menschen gegen nach haltia empfundenen Seelenschmerz ab. aber das lustige Gewire grellbunter Blumen auf den hügeln zu pflegen ist ein Liebesdienft, in dem die Ueber lebenden oft ihren besten Trost finden. Dittrners waren heute auch in der Kirche gewesen, hatten dann, wie ge wöhnlich, beim herrn Pfarrer einen kurzen Besuch abgestattet, auf der ariinumranlten. schattigen Veranda sitzend, den diesjährigen Johannis beertvein probirt und dazu von den bekannten kleinen Zimmtkurben geges sen, welche eine Spezialität Frau Jo hannes, der Wirthschafterin, waren Wiihrend das Tanninler Fuhrwerk anaeipannt wurde, lief Alice noch in den Psarrgarten. Dieser war kleiner, aber bei weitern sorgfamer gepflegt sind gehalten als der väterliche da im. Auf dem Balton fußen die Männer noch im Gespräch zusammen Dittmer trank den Rest aus seinem Glase und wisckite sich mit dem Handriicten den arnublondem borstigen Schnurrbart. »Ist wirklich vrachwoll aerathen, Jbr Johannisbeerweim Herr Pfarrer Jch weiß nicht, wie es kommt, abee bei uns wollen die Sträucher gar-nicht ordentlich traaen. Möglich, daß sie fclson zu alt sind, die Früchte werden mit jedem Jahr kleiner, lein Saft, teine Kraft darin, nicht viel größer wie Stecknadellöpfe.« »Sie müssen nur das alte Holz aus fctkneiden und im Herbst tüchtig Dün qer untergraben lassen,« rieth der Pfarrhern »Ja, wer hat dazu Zeit? Und was den Dung anbelangt, den brauchen wir nöthiger auf dem Felde. Er ist ohnehin knapp genug. Wenn ich besser adern könnte, würde auch mehr wach sen. Der Boden von Tanninlen ist nicht schlecht, man müßte nur was für ihn thun. Aber es fehlt an Arbeits träften, und ich selber bin auch schon ganz verfchlissen, eigentlich zu gar nichti mehr nütze.« »Nun, nun, lieber Freund,« unter brach der Pfarrer lächelnd diese Selbstantlage, »das glaubt Ihnen lei ner, der Sie kennt. Wer hat denn hier rundes-M feine Wirthschaft so im ,Ganae wie Ste? Sehen Sie doch in der Vorwort-chan wenn«inan z. B dur D dran-ists . »Bei datFttamI was ande » res. s- tets Jahren kein Men eh um met " t, Ime die Gefch e mittels-I » Hoätts . . Der alte, sauie Kerl von Hofverwaiier isi blos froh, wenn er ieineHand zu riihren brauch. Da wird einsack- aus dem Gut h:tauenepreßi, solang noch was ( rauszupressen ist — Wald abgeholi —Geireide auf dem Halm rettausnl Der Baron mag auskväris auch im mer viei Geld brauchen, deni’ ich mirs« »Der Baron ist seit einian Wochen hier; wußten Sie das nichts« fragte der Pfarrer l i »Was tausend, hats noch nichts da von erfahren« »Jawohl, under will. so viel ich weiß, jetzt das Gut selbfi bewirih wir-haften. ; »He- das ifi ia schön. Sahen Sie ihn schon? Was ist es denn für einer?« . » »Ein brüneiier, eieganter Mann ich s Jschäbe Anfang der Dreißiaer Wir trafen uns vor ein paar Tagen in der Stadt, wohin mich Geschäfte geiiihri hatten. Er stellte sich in sehr höfli her Weise vorl« 1 »So so,« meinie Diiimec nachdenk lich, während er aus der vor ihn-. stehenden Kiste eine Zigarre nahm und die Spitze niii dem Daumennagel ab kniff. »Wisien Eie, Pasior, siir uns . Tanninier wird das doch kein Um-- ( qang sein. Was: so ein vornehme, . weiiqereisiee Herr isi für ten passe ich alier Bauer nicht, höchstens meine Matie.« »Dann erwarten Sie die Rückkehr Ihrer lieben Frau-Z« fragte Friese, ohne auf die vorherige Aeusernng DitiSmets einzunehm. Sie bat gar nichts darüber ge schrieben; scheint wohl, sie tann noch nicht ablommen. Es bleibt immer dasselbe Leiden mit der alten Taute, mal ein bischen besser und daan gleich wieder ichlechterk «Ein echtes Wert christlicher Barm herzte-leih das Ihre-Frau da erfüllt, « äußerte der Pfarrer warm Der Tanninter Wagen fuhr vor und Licy tam aus dem Garten zurück, um sich zu verabschiedem »Als-I heute Kommen Sie nicht zu uns herüber-« Pnftotcifen3« erkundigte sich Dittmer die weiße, weiche Hand, die ihm entgegengeitrecki wurde, mit seiner breiten rothbraunen Faust herzhaft schüttelnd. »Es läßt sich nicht machen, ich habe noch zwei Amtshandlungen am Nach miitag.« »Ro. dann axfo adieu. —Fahr zu, Will-ein« f Der iisnae Gespannt neckt, welcheri sam Sonntag als Zeutscker fungirte Fund zum Zeichen seiner Würde, trotz J der drückenden Aunusibitzh einen gro kßeu blauen tiragenmnntel trust- spitzte die Lippen und schlug mit dem rechten Zügel dem Handpferd auf den Rücken. Das Gefährt, eine auggediente mit verblichenen Sitztissen und vielfach aeflicktem Schutzleder versehene Kut sche, rollte schwerfällig vorn Hof, der Landstraße zu Alice hatte sich in die Wagenecke ne driickt und in wohliger Müdigteit die lAunen geschlossen Während sie mecha nisch die meißgetaltten Steine zur fSeite des Weges zählte, wirbelten und » kreisten ihre Gedanken immer nur um ldie eine Frank: sollte sie heute zur Waldhöhe gebeut» —- Und warum nicht? —«ES war sonst ihr täglicher Spaziergang gewesen, und gerade am Sonntag war es im Hause so still und langweilig. Der Herr Pfarrer kam nicht, Papa saß über seinen Wirth schaftsbiichern —- toag sollte sie be sinnen? Am frühen Morgen, ehe zur Kirche gefahren wurde. hatte sie Herrn von Waszczewski aus dem TanninlerWege vorüberreiten sehen, der Richtung der ,Stadt zu. Also war er nicht daheim und kam sicher nicht in den Wald. Tag war gut. sonst würde sie nicht hingeben gewiß nicht-— Lirn hatte längst aufgehört, die Chausseesteine zu zählen; sie hielt die Augen geschlossen, ihr Herz klopfte sehnsüchtia, sie glaubte Wasils durch-dringenden Blick zu ern vsinden und seine Worte zu hören: »Auch nicht, wenn ich bitte?« »Heda, Bruntin, wollt Jhr mitfah ren? Halte mal 'n bischen an, Wil helm.« Dittrners lauter Bierbaß ritt telte Licu aus ihren Träumen. Der alte Herr winkte der Frau sei nes stimmten-, die, Regenfchirrn, Gesangbuch und Taschentuch in der Hand, das schwarze Kirchentleid hoch aufgesteckt, so daß der selbstgewebte rothe Wollenrock bis zur KnieehiiheI sichtbar wurde, den schmalen Fußstegz neben dem Grabenrand entlang. schritt. ·’ Grauer Wegstan bedeckte hier das turze, halbverdorrte Gras und legte sich in dicker Schicht auf die Leder stiesel der Frau. Greller Sonnenschein brannte aus voller Mittagshöhe auf ihre braune Stirn und den hellbloni den, reichlich qeölten Scheitel nieder· Dittmer hatte sich vorgebeugt und nickte freundlich. »Ihr kommt wohl auchaus der Kirche, Brunlin'i« «Iawohl, gnädiger heer Unschliis sin und verlegen stand dieAngeredete neben dem Wogen »Ja, dann steigt man ein; bei spl cher site geht es sich schlecht« Ditt mer schlug seinen Leuten genübee stets eines Ton woh hllltoo en r Vet Manch-gings derivkhmher der Autori In m FW Mi-« Mfachru mich-« n, versteiu sinder in i ntete en auf ihm-Zeit artiI ihnen nweeden wii reud die cmädiqe Franzite hochinii th Hielt-e- und mehr geer tet alt gelteb n»Stil- msglichst e eusanrmens Wend, um die chaft nicht In belästigen-. nahm nu Or nl schmalen Missit ein, und Kutsche, W die schief in den Federn hing. wie alte Leute in schiotterigen Kleidern, tunl pelte weiter. »Seid Ihr allein in deriiirche ge wesen? Wo mithin denn denMann?« erkundigte sich Tiitrner. · . »Gniidiaer Herr, er wollt’ beut’ früh ein’ Brief an unsern Fritz schrei ben. weil der immer so sehr bitten thut, wir möchten ihm altes von zu Haus benachrichtigen.« »Was macht denn der Fritz, wie achtkz mit dem Studiren?« »So recht wissen wir dasja nicht, anädiger Herr; er ist doch all lang’ nich mehr hier gewesen. Aber un menschlich ilug wird der Jung’ wohl schon sein. Er schrieb letzthim daß et wieder Exanien bestanden hätt’ und ioär’ nn Reserendar dei’s Gericht.« »Seht doch an, schon Reserendae. Da könnt Jhr aber stolz aus Euren Sohn sein, Bruntin,« lobte Dittmer. Verschäint glücklich sah die Mutter vor sich nieder und zupste an den Spitzen ihrer schwarzen Baumwoll liandschube. Sie hätte gern noch mehr vom Fritz erzählt, getraute sich aber nicht recht. »Am nehmt Ihr blos das viele Geld keer für den Jungen ?« fragte Dittmer weiter. »Jhn all die Zeit aus der Universität zu unterhalten, muß hei denmiißig gekostet haben. und jetzt ar beitet er doch a ch noch immer ohne einen Groschen ehalt.' »Von uns aus brauchen wir hskipon lang« nichts mehr siir ihm zu za en.« erklärte die Frau stolz. »MeineSchwe ster. die Bäcker Blau, bei du« er so lang’ gewohnt hat, die ist dem Iris so gut wie ihr eigen Kind. Wenn er nich sein« Kopp siir sich gehabt hätt’, konnte ers-die ganze Bäckerei mit volle« Kundschast übernehmen, aber er wollt' doch nu mal nich. Er hat immerzu Stunden gegeben, damit er sich was verdient, und die Tante sagt, eswär’ gar nich nöthig, sie will sür ihm sor gen. bis er eine seste Stelle und gu tes Brod hat« »Seht doch an, Bruntin, das freut mich herzlich, da seid Jbr ja aller Sorge los. Dann ist es wirklich ein Glück iiir den Junaen gewesen, daf; er damals von lkicr fort, auf-· Gom nasinni tani." »Das meinen tvir auch, gnädiaer Herr. lind der Fritz hat uns auch gar nicht vergessen in derStadt: er schreibt immer solche schöne Briefe. daß er mit feinen Gedanten tierdentt und wenn tvir alt sind, tvird er für uns sorgen, und in Tanninlen möchten wir einen jeden grüßen, auch-wenn das Fräulein es nicht iibel nehmen — auch das Fräulein Alirchen." »Du, Lieschen, hörst Du nicht2Dein früherer Soieltamerad schickt Dir einen Gruß,« wandte sich Dittmer an Sien. Sie Jöste den Blick von dem fernen Waldsauin, der aus schwerem, wei ßem Dunstkreis duntel hervorichims nierte; auf das Gespräch hatte sie gar nicht acht gegeben. »Der Fritz Brunt läßt Dich müssen und Referendar ist er gewordrn,« wir derholte Dittmer, utn der Mutter eine Freude zu machen. «So.?« Licts nickte zerstreut. »Ich glaube, das Mädel schläft uns unterwegs ·n, was Lischen?« fragte der Alte. rotz seines böuerischen Aussehens und feiner ungeschulten Manieren besaß er einen natürlichen Herzenstatt und den unbeivußten Jn stinlt für das Empfinden anderer. Auch jetzt war es ihm, als müsse er die alrichgiiltiae Antwort Licys vor Frau Brunt motioiren. »Die Hitze ist heute zu toll; zur Nacht aibt das sicher ein Gewitter. Saat doch Eurem Mann, Bruntin. er soll nachsehen, ob auch die Stall luten alle sest verschlossen sind.« ,,Ja:oohl, aniidiger Herr, dafür wird er schon sorgen.« »Barbarische Temperatur!« Ditt rner zoa sein großes, buntes Taschen tuch, trocknete Stirn und inneren Mützenrand und wischte auch rund um den Hals-. der roth und glänzend über dem beengenden, sonntäglichen Steh tiaaen hervorauoll· Das Gespräch irn Wagen ver stummte. Aus dem harten, ausgediirrten Lelnn der Landstraße klapperten die Pferdehufe in gleichmäßigeni Tattz trockener Staub träufelte u beiden Seiten auf. Kein erfrischen r Luft zua. Nur ganz leise bewegte sich hin und wieder ein Baumblatt und ein » zelne vorstehende halnie des auf dem Felde in Dorten zusammengefeßten « Getreides. l Gutsbof erreicht. Nach -halbstiindiger Fahrt war der « Leichtfiifzig sprang Lien aus der alten Kutsche, währen Ditttner deni Knecht einschiirftr. die warmnetoordenen Pferde, die morgen wieder zur Feldarbeit heran-nahten, stät u füttern und sorgfältig abzu r n. Frau Brunt lnixte und bedankte sich nochmals «siirs Mitnebmen«. Zögernd stand sie ein paar Au enblicke —denn Fritz ·hötte es getoi recht gefreut, wenn rlzn das Fräulein-then auch ein enal gruszen ließ —aliee Altar spielte gerade mit Tit-rat der bei ihrem Un bliel ftiirtnifch an der Kette risz und sich tote narrtsch vor Freude gebärden Es var nicht ntls, nicht biise Ubiicht,« das I Mai-In seinen Gruß fiir den einstiqen So l efidrten hatte —- ste dachte nur nicht aran. Mc Dittrner seine Stube betrat, sauber unter den ain Botman an netorninenen Posiiachen einen eies - ner Fest-. Sie sitndete in lna den rten ihre Itii stir den nii sten can on. Der nte Gesundheittzni stand hatte sich tote schon hör-i , so auch diesmal wider alle Voraus uns W plödlich gebessert und der Arzt dor liiufig jede Gefahr fiir beseitigt erklärt. Es war taum zu begreifen, welche Lebenskraft der kleine, mumienhafte Körper der Greifin in sich barg. Neun undsiedzig Jahre alt, stets tränielnd, stets klagend und doch dem Tode im mer tragend. Dittmer freute sich aufrichtig der günstigen Nachrichten. Sein gutmüthk ger, harmloser Sinn verstand auch den schneidend ditteren Ton nicht, der durch die wenigen Zeilen feiner Frau hindurchtlang Bei Tische erfuhr Licts, daß die Mama morgen nach Haufe käme. Nun gab es fiir das Mädchen noch allerlei zu thun und zu ordnenf denn der Mutter scharfer Blick priiste »enau, und sie hielt mit dem Tadel ni t zu rück. wenn nur das geringste imhause vernachlässigt oder versäumt war. Der ganze Nachmittag verging in geschäftliche-n Treppan und Treppab. Endlich meinte Alter fertig zu fein, steckte den lleinen Band ,,Lyrische Ge dichtc« zu sich, eine Sammlung harm loser, ientimentaler Poesien, -die sie zur Einieanung erhalten hatte. in Mußesiunden mit stets neuem Ent riicken durchlas-A und schlüpfte ins Freie. Noch stand der Tag auf ieinerHöhe, aber die Sonne war hinter Wollen c-,etreten, der Himmel dunkel umzogen. Alice achtete nicht daraus. Leichten Schrittes gina sie vorwärts, an den lvärlichen, mit weltrnden Sommer lslumrn bestandencn Ralratten vor über-, die schmalen, grasbemachsenen Gattenweae entla:s.q, aus welchen als Bari-spie des Herbstes icon hin und miedet ein abgestorbene-« Baumblatt tag. Den Garten hinter sich lassend, he trat das Mädchen die Landstraße, die sich wie ein grauaelhes Band zwischen den Feldern hinziehi. Ueberall heute tein Laut, tiefe Sonntagnachinittaas stille. Selbst die Vögel sind ver ftumrnt, nur ein paar Feldmiiuse haschen durch die Roggenstoppein. Geradeaus geht es nach dem Walde, welcher, einer dunklen Felswand gleich- hinter den lichteren Weide fliichen aufsteigt. Links zweigt sich ein schlecht aehal-: tener Fahrweg ab, der an dem Ritter gute Dobrawih vorüber auf die Chaussee führt. tFortfetzung folgt.) - -———--.--.--————-· Poe fünfzig Jahren. Vor einem halben Jahrhundert, arn 8. September 1855, wurde das Schick sal einer Festung besiegelt, deren Ver theidigung die ganze civilisikte Welt in Erregung und Spannung gehalten hatte. Es war das Völkerringen um SewastopoL Den Russen standen Franzosen, Engländer, Piemontefen und auch Türken gegenüber. Seit dem Jahre 1852 ioüthete der Nim trieg. Rußland war gegen Ende des Jahres 1854 entschieden in die Besen sive gedrängt worden, deren festen Rückhalt der Heer und Flotte schützen de, am Südweftende der Keim gele gene Kriegshafen Sewastopol bildete. Seit dein 5. Oktober 1854 wurde leh terer zu Wasser und zu Lande von den Verhiindeten eingeschlossen, die iiber etwa 130,000 Mann mit etwa 500 Geschiißen verfügten, während die Vertheidigung sich auf nur etwa 50, 000 Mann, aber 1000 Geschiihe und auf die fin jene Zeit mustergiiltig zu nennenden Forts. auf Batterien der von Westen- nach Osten sich erstrecken den Reede und ihrer Ausbuchungen stät-te Dagegen bestand die Verthei digungslinie an der Land- und Süd feite vor der Krimexpedition noch gar nicht und war zur Zeit der Landung der Truppen der Verbiindeten eben erst in Angriff genommen. Dem Ge nie des Jngenieuroffiziers vorn Platz, Tottleben, blieb es vorbehalten, eine Reihe von Werten angesichts und sogar meist unter dern Feuek des Feindes zu errichten. Vollendet war iedoch he reits der Malatoffthur1n, der deshalb seiner günstigen Lage und feiner außer ordentlichen Festigleit halber mit sei nen anliegenden Werten bald der Brennpuntt von Angrisf und Abwehr wurde. Bereits am 18. Juni 18.«5 war von günstigen Stellungen aus ein Sturm auf Fort Redan unternommen und hatte den Verbiindeten etwa 7000 Mann gekostet, ohne werthvollere Gr gebnisse zu erzielen. Aber er hatte eine Menge Lehren ertheilt, namentlich wie ein entscheidender allgemeiner Sturm nicht anzupacken sei, Lehren, die besonders durch den Höchsttommam dierenden der französischen Truppen, General Pelissier, dem thatstichlichen Führer der verbündeien Armeen. be-l herzigt wurden. Noch rechnete man! im rufsifchen Hauptauattier nicht mit einem bestimmten Zeitpunkt, wo der! Kampf um Sewastopol aufgegebens werden müßte. Aber immer schwieri- ; ger ward den Feuerschlünden des Fein- : des gegenüber die Aufgabe des Verthei- z digers hinter den gelockerten Böschum ; gen und zu unsörmlichen Oeffnungen’ gewordenen Erdschaeten. ! Nacht file Nacht waren Tausende von; Arbeitern mit Iortfchaffen der Trüm- ; mer, mit Wiederaufbau der Schatten ; und Bis-schien en beschäftigt, sie fielen i den franzdsfchen Geschossen zum I Opfer, und der nächste Tag zerstörte i wieder die Früchte ihrer Anstrengun- . gen. Bei Freund und Feind herrschte i das gewitterschwangere, hellemmendel Gesllht, daß die nunmehr 11 Monate dauernde Belagerung baldigst an ei nein Wendepuntt antangen müsse. 1 W Auf der Seite der Berbiindeten fürch tete man die Wiederholung jenes groß artigen Aussallsunternehmens, das am W. August die Rassen weit in die setndlichen Stellungen des rechten Flügels geführt, aber schließlich mit ihrem Rückzug unter Verlust von etwa 8000 Mann geendet hatte. Der An greifer bemerkte ferner den Bau einer riesenhaften Brücke itber die Reede von Sepastopol von Siid noch Nord, die nur einem etwaigen Rückzug der· missi schen Armee dienen konnte. Auch der Ausbau einer zweiten Vertheidigungs linie hinter den angegriffenen Werten entging dem Angreiser nicht. Anderer siits waren die aus den französischen Laufgriiben vorgetriebenen Sappen Anfang September dem Graben des Malatoss-Weries bis auf 85 Schritt nahe gerückt, und man hörte das un heimliche Geräusch des gegenarbeiten den Mineirrs, dessen Ausgabe es ist, die feindlichen Angriffs-arbeiten von unten her in die Luft zu sprengen. Unter solchen Umständen beschloß General Pelissier im Einvernehmen mit General Simpson, dem Kommun dierenden der rnalischen Truppen, den entscheidenden Sturm siir den 8. Sep tember. Punkt 12 Uhr brachen die Ztnrmtolonnen der Franzosen mit Trommelllang und vive l’empereur! aus ihren Laufaräben hervor. Jn we nigen Minuten sind sie an und im Hauptgrabem die besonders lonstruir ten Leiterbrnaen und Lenern ersuuen ihren Zweck, und die äußere Bastion Kornilosf wird ohne allzugrosze Opfer von den Zuaven Mac Mahons genom men. Trotz der gewählten Tageszeit ist es gelungen, die Rassen zu über raschen,·nnr die Regimenter der ersten Linie sind in den Werten, und auch diese thaten ihren Wachtdienst nur wie gewöhnlich und waren zum Theil beim Mittagessen Aber das franzö sische Vorbrechen alarmirte sie sofort, in wenigen Minuten sind sie gesam melt, und war den Franzosen der erste Schritt oerhöltnifzmäszig leicht gewor den, so war« der zweite desto theurer zu ersaufen. Ein mörderischer Kampf entbrannte zwischen dem Negirnent Praga und der Brigade Deraen um den Besitz der inneren Bastion Zwar pflanzt Mai- Mabon um 12:30 Uhr am linken Schulterpnntt die Fahne aus, weiche Pelissier benachrichtigen soll, dass er sich in der Bastion glaube behaupten zu können, und das Zeichen zur Eröffnung des Angriffs aus die anderen Fronten zu geben bestimmt ist, aber er ist sich wohl bewußt, das noch opfervolle Anstrengungen seiner braven Trupp-en nöthig sind, um seine Zuversicht zur Wahrheit werden zu lassen. Noch vier Angrisfe waren in dem Zeitraum bis 3 Uhr an dieser Stelle nöthig, um etwas Terrain zlt gewinnen. Es kam ferner hinzu, daß der englische Angtiss auf die Reak sront vollkommen mißlang die eng lischen Trupden zeigten sich stark be einflußt durch die Furcht vor den Mi nen lwie denn der s. Sept. 1855 nicht gerade einen Ruhmestag der englischen Heeresgeschichte darstellt). Der fran zösische Angtiss auf die Stadtseite endlich verzögette sich durch Mißver ständnisse bis 2 Uhr, und auch hier, wo General Trochu verwundet wurde, gewinnt man keinen Fuß breit Erde. Dagegen war es unterdes Mac Ma hon gelungen, schrittweise immer wei ter vorzudringen, die in der Malalosss thurmruine sich heldenhast wehrende Besatzung durch brennende Schanz törbe herauszuräucherm die Behaup tung der eroberten inneren Bastion durch Erdarbeiten zu sichern und sein stolzes Wort: »J’h suis, j’h reste!« einzulösen Und dieser Erfolg ent schied das Schicksal der Festung. .-. Der Palast eines Lands-ries träger-L Der Palast eines Landbriestriiger3, noch dazu in einem selteam phantastis schen Stil von ihm se bst erbaut, — diese wirllich einzigartige Merkwür digkeit ist jüngst, wie ein englischer Correspondent erichtet, in Frankreich im Departement Drome entdeckt. Der Briestriiger hat seinen Feenpalast wirtlirs Stein sitr Stein mit eigener Hand gebaut. Er hat allerdings 26 Jahre zu dem Wert gebraucht· Aus seinen Wegen über Land sand er ei nes Tages einen merkwürdig geform ten Stein, der in vielen leuchtenden Farben spielte. Da er mehrere solche Merkwürdigkeiten sand, beschloß er, sich daraus ein Wohnhaus zu bauen. Er ist jetzt 69 Jahre alt, und hat 26 Jahre lang jede Mußestunde diesem Lebenswert gewidmet. Zum Bau verwandte er nur die von ihm selbst gesammelten, vielsarbigen und seltsam gestalteten Steine nnd 3500 Sack Kalt und Cernent, die ihn etwa 81000 tosteten. Jetzt enthält sein Palast 1000 Kubitmeter Mauer werl, das er selbst ausgeführt hat. Der Palast hat vier Franken von 80 nnd 35 Fuß Länge und ist 20 bis 35 Fuß hoch. Eine Iront ist die einer arabischen Moschee, die sich über einem Buddhistentemvel erhebt, eine andere ahmt ein Sehn-eher Chatet nach, ist jedoch in sarb gen Rieseln ausgeführt, und andere Theile erinnern an einen römischen Tempel nnd ein mittelalters liches Schloß Seine Sommerserien wird seht wohl der Präsident im Winter im Weißen hause nehmen müssen. -