Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 29, 1905, Sweiter Theil., Image 13

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    Der Pflegevater.
Erzählung von Albertine Jlg.
In dem Düster eines trüben De- s
zemher-Abenbs schlich Mr. John ;
Monleh, im Freundeskreise, dem er ;
zur Zierde gereichte, der »ehrliche »
Monley« genannt, leise um ein statt
- liches Haus. Er begehrte nicht, ange
meldet zu werden, sein eistigster
Wunsch ging dahin, ungesehen zu
bleiben.
JohnMonley war nicht allein. Sein
Begleiter war ein zart aussehendes
Bürschchen von etwa sieben Ja ren,
ein Kind mit einein schönen Geichts
chen und dunklen Angen, die aber recht
Angst- und schreckenövvll in die Welt
blickten. -
»Allo, da schau her,« sagte Monleh s
in der rauhen Sprechweise seiner 4
Klasse, »du bleibst Du, wo Du stehst. l
l
l
Siehst das Fenster mit dem Licht da
hinter? Da hinein muß ich! Jch steig’
auf die Leiter hinauf, Du rührst Dich
nicht, nnd hörst Du etwas» so giebst
Du ein Zeichen, sonst gilt es Deinen
Kopf!te
Das Bärschchen schauerte zusam
men, doch nicht nur vor Kälte. Er
stand zitternd aus der Wacht, wäh
rend sein Gesährte eine Leiter aus ;
drin Geblisch hervorzog und gegen ein j
Fenster im ersten Stockwerk legte.i
Nach ein paar Minuten lam Monley
in voller Hast hernieder, doch klangen :
seine Worte wie immer unbekümmert
und sorglos. «
»Ich bin betrogen worden,« sagte er »
mit ehrlicher Entrüstung. »Da giebt
es Eisengitter vor den Fenstern. Die
schönen Pläne von mehr als vierzehn
Tagen sind nichts und wieder nichts-;
es ist elelhast.«
»Dann gehen wir wohl sort?«
fragte der Knabe ängstlich. .
»Nein, wir bleiben hat« Der Mann .
sagte es wild, mit einem Stoß gegen
das Kind, das vor Schmerzen stöhnte. »
»Ich werde Dir diesen Hochmuth
vertreiben, mich fortgehen zu heißen·
Das ist nicht John Monleh’g Art.
Wir werden dableiben, bis sie Alle
schlasen gegangen sind, und dann wird
das bischen Eisen schon slöten gehen,
ud sollte Jemand mir Mühe machen,
nun, so...«
Monleh beliebte den Satz nicht zu
vollenden. Er tonnte sich nicht in Be
trachtungen verlieren. Es war bitter
talt und er mußte sich nach einem
Obdach bis zu der tritischen Zeit um
sehen. i
»Ich werde es schon sinden,«
brummte er. »Ich glaube nicht, daß
sie von einem Einbrecher einen Besuch
im Garten erwarten.'« Das Besuchs
zimmer war leer und der ganze nach
dieser Seite liegende Theil des Hau
ses war nur durch die Lampe im
Speisezimmer spärlich erhellt. Monleh
schlich sich bis zu der Glasthiir dieses
:-zimmers, die in den Garten führte.
Seiner geschickten Hand war das
Fiessnen eines solchen Schlosses nur
-in Kinderspiel. Ein leiser Druck mit
einem besonders gebogenen Draht, und
die Thür war offen· Eine an enehme
Lust, voll Wärme und Wo lgeruch .
strömte heraus. Monteh that einen
behaglichen Athemzug, als er die Thiir
hinter sich schloß und ging zu einem
Ruhebett hinter einer grünseidenen
Wand. »So, ietzt leg’ Dich hin und
schlafe, ’s ist Zeit genug,« sagte erzu
dem Kinde, das auch den Rath sofort
befolgte. Der arme Knabe hatte
Schlas so nöthig. Die angenehme
Atmosphäre dieses Raumes theilte
ihm Ruhe und Behagen mit, seine Au
gen schlossen sich und Kummer und
Web entschwanden im Traume. Nicht
so Monleh, dessen Nerven mit größter
Spannkraft arbeiteten. Zuweilen
vernahm er das eintönige Murmeln
einiger Stimmen, den Ausbruch an
muthigen Lachens. Eine Frau mit
wunderschöner Stimme sang ein rüh
rendes Lied, das Monleh’s Augen mit
Thriinen füllte, denn er war eine ge- .
tuylselige Natur.
Das alles war ihm neu, anmuihend
und sonderbar. Darum war er auch»
iiir die Ver.zögeruna, die daraus ent- »
stand, nicht undantbar. Doch das Beste »
tam noch . . . Der weiche Bariton eines
Mannes und die helle Stimme einer »
Frau wurden immer deutlicher ver- j
nehmbar. Durch ein Zwischensensiers
konnte Monlen das Paar ganz gut J
beobachten. Der Mann war in seiner I
Art das Ideal eines Soldaten. Die?
Frau war ungewöhnlich schön, nicht »
mehr in der ersten Jugendbliithe, aber H
doch, soviel Monlen unterscheiden j
trnnte, noch in der ersten hälste der »
Dreißig. ;
»Hm-' brummte Monley, «st«ras mich
der HimeL wenn ich nicht auch Liede
fühle. . . wenn ich auch nichts zu bei- ’
ssen habe.Der Rachtdieb strengte sich
an, zu lauschen. Wie die Leute der
unteren Klassen liebte auch er Rüst
szenen, und konnte gegen das La ter
weitern und der Tugend applaudiren
je nach Stimmung
,,Beatrire,« sagte der Mann, «mor
aen musz ich Abschied nehmen...«
»Ich tveißes,« war ihre leise-Ant
wori.
Er machte eine unwillige Gebärde.
9«Wie talt du bist.«' seufzte er, »und
I· welch turzes Gedächtniß du hast. ·
j! dermann weiß, daß du mit Mal on
«" nicht aliiettich warst. Ach, wäre dieser
; Schurke nie gewesen, du und ich,wir
WTaten nicht dieser ganzen tostbaren
,eit beraubt worden«
»Er war mein Mann, Sevage, und
un ist er todt.«
»Gewiß; ledte er noch, so stünde ich
ijkt hier. Doch als ich hörte, daß
dabieiken wirst. verlor ich teine
- . dem-eilen Aber besser märees,
ich wiire fortgeblieben; und doch, du
liebtest mich einst, Beatrice.«
Beatrice Malton sah den Major
fast trotzig an. »Und ich liebe dich
noch imme-r.« Die Worte entrungen
sich schwer ihren Lippen. »Mein Mann
betrog ja uns beide. Jch war thdricht
genug, seinen mannigfachen Beide-ne
rungen zu glauben. Du warst zu stolz,
Dich zu beklagen, und in einem An
fall von Groll gegen Dich heirathete
ich ihn. Um es bald zu bereuen!
»Ja, das Elend, den Gram dieser
Tage weiß nur Gott. Al-— mrin Geld
fort war, zeigte er sich erst in seiner
ganzen Schlechtigteit. Jch hatte nie
gedacht, daß ein Mensch im Laufe
dreier Jahre so tief sinken könne. Er
wurde in’s Gefängniß geschleppt, Du
weißt es ja, und als meine Freunde
mich ersuchten, zu ihm zu gehen, und
ich es abschlag, spielte er mir einen
Streich, dessen Wirkung ich noch im
mer fühle.«
ZDu spielst aus Deinen Knaben
an «
»Ach ja; Du weißt nichts von mitt
tesrlichen Gefühlen. Das Kind war ja
mein ganzer Trost, und seinetwegen
wurde ich erst sinnlos vor Schmerz.
Denn mein Mann hat mir mein Bub
lein gestohlen, und ich sah es nimmer.
Er ist nun todt. Aber lebt mein Kind
noch, und wo? Vielleicht mit Böse
wichtern zusammen und auf dem be
sten Wege, selbst einer zu werden? Die
Polizei kann mir da nicht helfen! Und
nun kannst Du begreifen, daß ich mich
nimmer einem Leben voll Frieden und
Gliick hingeben kann.«
»Aber wenn Du Dein Kind wieder
hättest, Beatrice?«
»Ja, wenn! Welche Aenderung er
gäbe dies! Doch es gibt tein ärmeres
Weib aus Gottes Erde, als mich. Jch I
liebe Dich, und . doch tann ich Dich
nicht heirathen. Ja, hätte ich mein
Kind bei mir Aber wozu daran
denken?«
,.Warum nicht, Beatrice? Warum
lönnen wir nicht zusammen nach dem «
armen kleinen Kerl suchen? Das Geld
bahnt am besten Mittel und Wege.
Jch könnte mein Leben opfe,rn, um
Dir Dein Glück wiederzugeben!«
Beatrice schüttelte traurig das
Haupt. Jn seinem Versteck unterhielt ;
sich Monleh ausgezeichnet.
»Eh,« lachte er, »der kleine Balg «
könnte gleich antlopfen, ich denke wohl,
daß sie ihn ausnähme.«
»Wilrdest Du mit nur einem Theil l
meines Herzens Dich begniigen?« frug
Beatrice, indeß sie den Raum in star
, ter Erregung durchmaß.
Maior Lester hielt ihre Hand zärt
»lich umschlossen.
I »Versuch es nur,« flüsterte er. »Es
’is: Raum für Zwei in Deinem Herzen.
tDu wirst ihn darum nicht vergessen.
’Deine Lebensauffibe soll die meine
sein, doch muß ich Deine Antwort noch
jetzt haben, Bea, denn morgen bin ich
schon abgereift, und sagst Du nein,
»wer weiß, wann wir uns wieder
«sehen?!«
Beatrice zögerte. Ein großerKampf
todte in ihr. Monleh fühlte sich fast
geneigt, in die Unterredung einzu
greifen, doch hielt er sich bescheiden
zurück. Und so ging die goldene Ge
legenheit vorüber. .
Jetzt wurden die Beiden durch das
( itreten des Dienstmädchen-'s unter
brochen« das die Ankunft weiterer
Gäste meldete. Für Monleh wurde es
»nun langweilig. Er hörte nur noch
:Geliichter und leisen Lärm von dem
iKorridor hereinschallen; doch das
HSpeifezimmer war leer, und Monleh
taehörte nicht zu den Gästen, die da
ICintritt hatten. Er hoffte aus Ju
jwelen, um sie dann rasch in die Stadt z
zu bringen.
»Ich denke doch, sitt vierzig Tollars
HSachen zu erhalten,« brummte er für
sich hin. Mittlerweile war eine ge
Eraunie Zeit verstrichen, das Licht im
jSpeisezimnIer ausgelöschL und bald
lag das ganze-Hau- in stiller Ruhe.
Nach einer lleisrn Weile zündete
Monlen seine Laterne an und sah aus
seine Uhr, eine werthvolleRemontoire,
»Ein Viertel nach Eins, jetzt ist’5 Zeit,
und gut ausgepaßt. Jch must in das
Speisezimmer bineintommen. Doch
das war unmöglich. Die innere Thüre
war durch besondere Ketten verschlos
sen. »Auch nicht schlecht,« brummte
er, »so muß ich es von außen durch
das Fenster vpxsuchm Eines davon
ist ja nicht bergittert. Aus, Ned!«
Er schüttelte den armen Knaben,
der sich im Traume so glücklich fühlte,
wie nie im rauhen Leben. Noch ganz
schlastrunken taumelte er mit seinem
Gesäkrten in die kalte Nacht hinaus.
Die älte drang ihm bis in’s Mart.
So stand er zitternd, bis die harte
Stimme ihm zuries: »Da schau her,
wir gehen von außen in’s Haus. Jch
lege die Leiter an und Du tletterst
binaus und össnest die Thiir von in
nen. Na, schnellt«
»Ich kann nicht,« stammelte das
;.siind, »ich fürchte mtcht« Ein grim
mer Stosz gegen des Knaben Brust
war die Antwort. Der Gedanke an die
Juwelen versetzte Monley geradezu in
Wildbeit. ,,hinaus Junge, sonst » .«
stüsterte er. »Ach könnte zwar ckselbst
durchtriechem aber es wäre do ge
fährlicher-. Es ist doch hell genug,
daß Du Deinen Weg zur Thitr sin
dest, dann wirsst Du die Ketten zurück
und ich komme schnell zu Dir.«
In siirchterlicher Angst solgte Ned
den Weisungen; er hatte noch nie an
Verbrechen theilgenommen. Er sprang
in das Zimmer und stand da einen
sAugenblick regungslos still, ehe er
tbastig weiterstiirzte. Ein lauter Ton
stieß ihn innehalten. Jn seiner tapf- J
tosen Weise hatte er an einen Wasser- .
ständer gestoßen, das brachte den
sLZirm hervor.
i
»Na warte," stieß draußen Monleh
zwischen den Zähnen hervor, »das
will irh Dir eintränien.«
ch ilirrte mit den Ketten an der
Thiir. Er schüttelte sich vor Angst
und Aufregung Wie lange Zeit er
dazu brauchte, und wenn Jemand
i"a·me!!!
»Mein Feind, was thust Du denn
hier-. O«
Ned drehte sich um und sah unter
der anderen Thür des Zimmer-Z eine
Erscheinung, die er für einen Engel
hielt. Es war Beatrice, die noch ein
mal in das Speisezimmer herunterge
gangen war, um einen Zettel für den
Major zu hinterlegen; denn sie hatte
keine Gelegenheit vorher zu einer
mündlichen Antwort gesunden.
Wie hatte sich Ned vor einer Se
innde noch gefürchtet, daß Niemand
kommen möchte! Und seht, da Jemand
kam, fühlte er nicht die leiseste Angst.
Denn sein Engel im weißen Kleid mit
dem langen Goldhaar hatte ja das
süßeste Gesicht und das freundlichste
Lächeln.
»Rette mich, o bitte, rette mich!«
flehte er. Er hing sich an das schnee
ige Kleid seines Engels-. Schmutzig
und verwahrlost wie er war, nahm
ihn Beatrice empor und küßte ihn.
»Mein Kind, vor wem fürchtest Du
Dich so sehr?«
»Bor ihm,« war die Antwort, ,,er
steckte mich durch das Fenster und
wollte hier rauben!«
Als Beatrice’"5 Augen auf Mon
leys Gestalt am Fenster fielen, ent
rang stch ein lauter Schrei ihren Lip
Pen. Er drang durch das ganze Hans
und brachte Hilfe. Man hörte Thü
ren öffnen, und der erste, der herein
kam, war der Major. Er hatte so
fort die ganze Sachlage begriffen,
ebenso Monley, der ,,Discretion« für
den besseren Theil hielt und schnell
stens verschwand.
»Das Kind mag nun zusehen, wo
es bleibt,« sprach er fiir sich, »ich mag
es gar nicht mehr sehen!«
Beatrice war unfähig. ein Wort zu
sprechen. Auf ihren Knieen, die Arme
um den armen Kleinen geschlungen,
lachte und weinte sie in einem thhem.
Alle sahen sie in stiller Bewunderung
an.
«,,Siehst Du nicht, was aeschehen
ist?« rief sie endlich, ,,es ist mein Bub,
mein Kind, das ich drei Jahre lang
nicht gesehen habe! Red, mein Neb,
heißt Du nicht Ned Malton?«
»Man pflegte mich so zu nennen,«
sagte Red, ,,bist Du meine Mutter?«
»Ja, ja. Und Du bleibst nun im
mer bei mir. O, George, daß er so
zu mir zurücklommen mußte! Was
soll ich nur thun?-«
Der Major sagte: »Ich möchte Dir
den gleichen Vorschlag machen, wie
Mr. Dick, als er David Coppersield
unter ähnlichen Umständen betrach
tete: ihn waschen!«
Das löste die Spannung, und alle-I
lachte.
Dann ging es an ein Rennen und
Hasten und Reinian, und als Bea
trice nun ihr Söhnlein frisch gewa
schen und gekämmt im Triumph zu
dem Major brachte, flüsterte sie mit
zärtlich strahlendem Blick: »Georae,
wirst Du nun morqen nicht abrei
sen?«
»Nein, Geliebte,« tvar die Antwort
des Glücklichen.
Jonathans List.
Humoreste aus« dem Herero —- Lande
von Fritz Lunzer.
Zehn Tage gehörte ich noch dem
Personale des Former-J Albrecht
Schmin als Jnspeltor an. - Zehn
lanae Tage; dann waren mcine drei
Bußiahre um nnd ich konnte wieder
in mein geliebte-«- tjusropa zurück, nach
meinem geliebten Deutschland, wo alle
Leute, selbst die schwärzesten Schorn
fteinfeger, Weiße sind, nnd wo man,
wenn man sich einmal von seiner
Wohnung entfernt hat nicht erst stim
denlang feinen Gaul miide reiten
muß, um zu einem Glase Bier zu
kommen. — --—
Nicht Sehnsucht nach dem fremden
Lande hatte mich als Oelonomie
Beamter nach Deutsch - Siid - West
Afrila gebracht, sondern Nervosität.
Jn meiner letzten Wohnung, einem
hochgelegenen Salon in Berlin W»
bekam ich nämlich zu viel Besuche.
Einer reichte dem andern die Thüre
und da fast alle meine Beiucher Gläu
biger waren, machte mich das schließ
lich derart nervös, daß ich beschloß,
eine Stelle in Afrila anzunehmen. Jch
war nämlich der Ansicht, dort weniger
Besuche zu belonimen und hatte mich
in dieser Hinsicht nicht getäuscht.
Former Schneidt besaß in dem Di
striltsorte Gabobis einen Kauf
mannsladem in dem er persönlich
thätig war. Auf seiner Farm »Le
benslust«, die im Osten von Osa
bandja, an einem Nebenslusse des
Swatop, dem Schmalenshoop Ritzen
fernab von aller Kultur gelegen war,
befand sich nur eine weiße Seele, sein
Jnspektor. —
Dieses bejammernstverthe Geschöpf
war ich. —
Außer mir waren nur noch Neger
auf der Farin. Sechs große schwarze
Negerlein und ein schwarzes Weib
chen, die Köchin Nelly.
Als ich die Stelle antrat, wurde es
mir bei Anblick des Fakmpeksonais’
völlig schwarz vor den Augen. —
Aber der Mensch gewöhnt sich
schließlich an alles, und da ich unge
heuer viel zu thun hatte, verging mir
die Zeit aus der ,,Lebenslust« ziemlich
rasch- Um nicht ganz zu verbsauern,
hatte ich mir aus Europa einen Pho
nographen kommen lassen. -——"——
Meister Edisonl Wie bin ich dir
dankbar. Durch deine Erfindung
konnte ich mich im fernen Afrika an
den herrlichen Liedern der berühmte
sten Opernsänger begeistern und die
hervorragendsten Schauspieler dekla
mirten mir so manchen Klassiker vor.
Meine herrlichste Walze war aber
das Aufmarschiren einer Militär
Kapelle auf einemManöverfelde. Eine
Walze, der auch Nelly und meine sechs
Neger, die alle den Phonographen wie
einen kleinen Herrgott verehrten, zu
gethan waren. —- —
Jch hätte wohl, der Noth gehor
chend, nicht dem eigenen Triebe, mein
ganzes Leben auf dem ,,Lebenslusi«
zugebracht und wäre dort höchst
wahrscheinlich als Gatie einer Rege
rin und Vater einiger farbigerl
(schwarz-weißer) Kinder gestorben,
wenn nicht mein Onkel Adolar vor
mir das Zeitliche gesegnet hätte. !
i
l
Jch hätte es ihm auch nie verzie
hen, wenn er mich überlebt hätte.
Onlel Adolar war Privaiier und
Hausbesitzer Er war ein großer Geiz
lragen und konnte mich nicht leiden
Er starb mit 94 Jahren an Alters
schwäche. Eigentlich hatte er die Ab
sccht, sein ganzes Vermögen seiner
Haushalterin Sophie Hasenlaus zu
vermachen, die um 67 Jahre jiinger
war, als er und von der er sich heiß
geliebt wähnte. ——s
Als er aber eines Tages, knapp vor
seinem Hinscheiden, durch Zufall er
fuhr, daß Sophies Bruder, derFeuer
werter Gottlieb Hasenlauf, der schon
seit Jahren täglich im Hause verkehr
te, gar nicht Hasenlauf hieß, sondern
Möpsel, und auch nicht Saphirs Bru
der, sondern ihr Geliebter war, da
verbrannte er irn gerechten Zorn das
Testament, und so tam es, dasz ich,
als Onkel Adolars nächster Ver
wandter, fein Universal-(Frbe wurde.»
Drei Tage nach der Testaments
Vollstreclung erhielt ich ein Etat-el
Telegrannn mit den wenigen Worten:
,,.Kehre zurück — alles verziehen —
deine Gläubiger!« sp— Meine alte eu
ropäische Lebensluft erwachte und so
sagte ich denn der afrilanischen »Le
benglus« Adieu! —
Es lam mir überhaupt fehr er
wünscht, auf eine so angenehme Art
aus Deutsch-Südwest-Asrila heraus
zulommem denn wie-mir mein erster
Gehilfe, der Bastard Jonathan Wa
sanata, bereits einigemal mitgetheilt
hatte, herrschte sowohl unter den Bon
zelzwarts, wie auch im Lande der He
reros, eine große Unzufriedenheit mit
dem deutschen Regirne und konnte in
kürzerer Zeit eine allgemeine Empö
rung ausbrechen Daß bei einer sol
chen in erster Linie dir weitab von den
größeren deutschen Befestigungsorten
gelegenen Farmen am meisten bedroht
waren, war llar und ich hatte keine
Lust, bei einem etwaigen räuberischen
Herero-Ueberfall mein Leben zu las
sen, umsomehr, da mich ein Vorfall,
lnapp vor meiner Abreise, belehrte,
wie gefährlich die Situation war und
bei dem ich nur durch Jonathans
Schlauheit mit dem Leben davon ge
lommen bin. —- —
Da kam eines Tages ein fremder
Duera-Nenn auf unsere Farnk, der
sich Moses Maharero nannte und Vor
gab, ein Nesse des berühmten He
rero - Häuptlinas Samuel Maharero
zu sein. Er bat mich, im gebrochenen
Deutsch, um eine Flasche Schnaps
und verschwand bald darauf spurlos;
wobei er heimlicherweise zwei wollene
Decken und einen Theekeffel mit-»
nahm. —
Jeh lief-, dem Dieb durch meine
Leute nachfetzcn, aber trotz eifrigen
Zuchens konnte ich teine Spur von
ihm entdecken.
Einige Tage nachher fafz ich schrei- i
bend in meinem Arbeitszimnicr, als
Plötzlich die Thiir aufging nnd Herr
Moses Maharero, gefolgt von unge
fähr einem Dutzend robufier Herna
Krieger, eintrat. Alle waren mit Ge
wehren bewaffnet, und Herr Maha
rero trug die mir geftohlene Decke als
Bauchbinde.
Der Gauner begrüßte mich freund
lich, während feine übrigen Kollegen
höflich an mich herantraten und mich
mit einem feften Stricke an meinem
Stuhle feftbanden, was mir gar nicht
angenehm war.
Moer Maharero forderte mich
nun, nicht ganz korrekt, aber ziemlich
deutlich auf, ihm zweitausend Mark
zu leihen, widrigenfalls seine Herren
Kollegen genöthigt wären, mich zum
Scheibenfchießen zu benutzen, wobei
der Kerl npch die niederträchtige Be
merkung machte, daß mein Bäuchlein
ein glänzender Zielpunkt sei.
Vergeblich versicherte ich dem höf
lichen Busch-Räuber, daß faft gar
kein baares Geld im Haufe fei; er
schien meinen Worten keinen Glauben
beizumessen und die übrigen Hereros
hoben drohend die Gewehre.
chDie Situation war äußerst gefähr
li . -——
Meine Leute arbeiteten auf den Fel
dern und hatten das Herannahen der
Räuber wohl gar nicht bemerkt. —
t
Auch Jonathan war nirgends zu se
hen. Offenbar hatte er die Flucht er
griffen· «
Die Neger wurden ungemüthlich. .
Maharero hielt mir seine Schuß
priigel vor die Nase und drohte ernst
zu machen. Kalter Angstschweiß lief
mir über die Stirne. Jch schien verlo
ren. —
Plötzlich tauchte Jonathans Mu
lattenkopf an dem offenen Fenster aus.
»Die Schuhiruppe kommt,« dschrie
er den Negern zu.
Der Räuberhauptmann sah ihn
ungläubig an.
Woher sollte auch jetzt die Schutz
truppe lomment
Da hörte man plötzlich im Garten
Kommandorufe und die hellen Töne
einer Militärmusil. Sie schienen al
lerdings aus ziemlich weiter Ferne zu
kommen.
Maharero stutzte Dann eilte er mit
einem Fluche davon, gefolgt von sei
nen verdutzten Stammesgenossen.
Jonathan aber lachte laut auf.
»Das sein ja unsere Musik-Pho
nograph,« sagte er verschmitzt, wäh
rend er mich losband.
Jetzt hörte ich auch deutlich, daß
die Töne aus der kleinen Laube ka
men, in der mein Phonograph stand.
Der schlaue Kerl hatte sich beim-Her
annahen der Räuber zu dem Phonm
araphen geschlichen und die Walze mit
der ,,Militär-Musil auf dem Mand
verfelde« eingelegt. ——«——
Ich schenkte Jonathan zur Beloh
nung ein schönes Jagdgewehr; dann
erstattete ich dem nächstgelgenen deut
schen Kommando Bericht von diesem
Vorfalle und verließ zwei Tage später
die Farm »Leben"glus« und bald da
rauf Südwest-Afrika für immer. —
Der Minister »als Leutchen
Lord Beaconssield hatte einmal in
einer Droschle ein Päckchen Photogra
phien von sich liegenl assen. Nicht lange
darauf sprachet in einer Volksver
sammlung, und am anderen Morgen
meldete ihm sein Diener, daß ein«
Droschkentutscher ihn zu sprechen
wünsche.
’ Unter vielen Bücklingen trat der
Besucher dem Minister entgegen, über
reichte ihm das verlorene Päclchen und
sprach dazu: »Sowie ich Euer Gnaden
gestern Abend im Saale erblickte, sagte
ich zu meinen Kameraden: »Das ist
doch der ehrwürdige Herr, von dem ich
die Photographien in meinem Wagen
gesunden habe.« Und da bringe ich
sie Jhnen.«
Der Lord ließ ihn seine gewählte
Rede zu Ende bringen, schüttelte dann
aber lachend den Fiopf und erwiderte:
» »Mein lieber Mann, so haben Sie sich
tuicht ausgedrückt Sie sagten: »Ich
i will doch gleich gehängt werden, wenn
ider Schtvarzsrock da oben nicht der alte
Esel ist, der seine Bilder bei mir im
Wagen hat liegen lassen!« Markt
nicht so?«
Der Droschlenlntscher fuhr zurück
und starrte dem Minister so entsetzt an,
als erblicke er den Gottseibeiuns in
eigener Person.
Seine Verwirrung war so groß,
daß er den halben Sovereign nicht an
nehmen wollte, den der Lord ihm als
Finderlohn überreichte. Dieser mußte
erst seine Hellseherrolle mit Glück wei
terspielen, indem er launig sagte:
,,Denken Sie doch daran, wie Sie dor
hin zu Ihrer Frau gesagt haben:
»Na, ’ne lumpige Krone wird der Alte
doch dasiisr ’ransrücken!« Sie wer
den’s mir doch nicht verwehren, dop
Pclt so großmüthig zu sein, wie Sie
voraussetiten!«
Da ließ der Besnrljer sich tot)ffschüt
telnd bereit finden, das Goldstück ein
zusteckem zog sich dann aber in mög
lichster Hast und mit scheuen Blicken
zurück. Offenbar hatte der Minister
auch beim zweiten Versuch zum
Wahrsagen das Richtige getroffen.
Ob
Bemerkenswertheø über das
Rind.
Dem »Fr·cintisit;-en Courier« sendet
ein Nürnberaer Correspondent fol
gende Blüthenlese nierkwiirdiaer Aus
spriiche, die die Schiiler einer dritten
Vollsschultlasse in Aufsätzen iiber das
Thema »Das Rind« geleistet haben.
»Das Rind gehört zu den Haus-thie
ren, weil sein Stall gewöhnlich an das
Haus angebaut ist· Seinen Körper
bedecken Haare, welche verschieden ge
färbt sind. Bei der Familie Rindvieh
ist der Mann der Ochs. Die Frau
heißt Kuh. Die Kinder sind Kälber-.
Die meisten Ochsen kommen vom
Lande. Jn der Stadt findet man sie
nur bei den Metzgern Der Mensch
hat viel vom Ochsen. Zum Beispiel
das Fleisch, das Fett, die Haut und
Anderes. Der Ochs ist kein Ochs, er
heißt nur so. Jedes Rindvieh nährt
sich von Pflanzen. Die Bauern und
die Ochsen pflügen die Felder. Die
Kühe gehen mit den Bauernmädchen
auf die Weide. Eine Kuh ist nicht
schön; je mehr es aber sind, desto schö
ner werden sie. Die Ochsen werden
im schönsten Mannesalter geschlachtet
Von der Kuh erhalten die Milchfrauen
ihre Milch. Das Rind hilft auch
Lichter und Seife bereitet mit seinem
Fett. Es hat einmal ein Volk gege
ben, dem sein Gott war ein Ochs.
Das schöne Rindvieb ist der Stolz der
Bauern. Mancher Bauer hat Ochsen,
fdie so groß sind, wie er.«
; Neflcxioin
! Student: »Mit dem Portemonnaie,
das ich getauft habe. da bin ich schön
Hereingefallern fortwährendes-ist lein
Geld drin!«
strahlt-t
Dichter Trauerkloß: »Ach, Amallq
’endlich weiß ich, wo meine Brille I
blieben ist, die liegt in dem Mani
skript des Theaterstiickes, das ich s
stern an den Direktor Wimmer Ie
ssandt habe.«
Seine Frau: »Na da bekommst D
sie ja bald zurückl«
Theorie und Praxis.
Junger Chemanm »Meine rau
hat sich ausgemacht, daß sie jedes
zwei Hüte bekommt: einen im Som
mer und einen im Winter!«
Dame: »Das ist aber sehr beschei
den! Da können Sie sich ja glücklich
schätzen.«
Ehemann: Allerdings-; wir sink
aber erst ein halbes Jahr verheirathet.
und schon isi sie mit sechs Hüten ils
Vorschuß!«
Aus der Schule.
Lehrer: »Wer hat Karthago ge
gründet?« «
Als sich keiner der Knaben zur Ant
wort meldet, bricht der Lehrer in zot
nigen Tadel aus: »Mit Euch ist nichts
anzufangen! Alle Mühe, Euch zu tm
terrichten, ist ganz umsonst! Schafs
köpse seid Jhr! Esel!« Da schreks
Fritz, dem plötzlich die Erleuchtung
kommt, freudig erregt durch dieKlassez
»Dito!« (Dido.)
So klein·
; Gast: »Herr Ober, bringen Sie mit
ein Glas Kulm und ein Beefsteak!«
s Kellner (nachdem er beides s
bracht):» as Beessteak bitte ich gleis
izu bezahen , mein Herr! Mitdet
übrigen Zeche hat es Zeit, bis Sie
igehent«
« Gast: ,,Nanu, warum soll ich deu
das Essen gleich bezahlen?«
’ Kellner: »Weil die Gäste, die bei
uns ein Beessteak essen, sich dessen spa
ster gewöhnlich nicht mehr erinnern!«
s Aus Mangel an Material.
i Baron (zu mehreren Dorstindern,
Zdie vor einem Neubau aus seinem Gut
s mit nassem Lehm spielen): »Nun, Kin
der, was habt Ihr denn da?«
»Fehmdreck habb’n wie, Herr Ba
ron.«
»So — so —! Was macht Jht
denn damit?«
,,Je —- Herr — wie —- wie bist
uns ’ne Burg!«
»Das ist nett von Euch. Habt Jhk
denn auch schon einen Ritter dazu?«
»Nee, Herr — dat geiht nich!«
»Warum denn nicht?«
»Je, Herr, de ohl Muerlüd lMaus
rer) will’t uns so veel Dreck nich ge
ben.«
Enfant tettible.
s Besuch: Also Jhr Mann, gnädig
Frau, ist auf ein Jahr geschäftlich
nach Indien gefahren?
Der kleine Edgar: Ja, aber ichs
kommt er bald wieder raus.
Berliner unterwegs.
Berliner lzum ersten Mal am
Nordseestrand tief athmend): »Da is
nischt jejen zu sagen, det mit de Luft
shaben se hier raus!«
s Aus dem tsxamcm
! Examinator: »Herr Kandiiak, wel
che Jnseln liegen im Mittelländischen
rMeere und wie heißen sie?«
Kandidatz »Hm Mittelländischen
Meere liegen viele Jnseln und ich
heiße August Müller!«
Verttiridinung
»Und was nun die große Zahl der
Diebstähle betrifft, so müssen Sie,
meine Herren («-3esch1vorenen, dein An
aeklaaten zu gute halten, das; er eben
eine äußerst glückliche Hand im Steh
len hatte.«
Beute.
»Ihr Herr Gemahl geht sehr häu
fig auf die Jagd! Brinat er Ihnen
da auch immer etwas mit«k’«
»Ja leider — meistens- einen
Rausch-I«
Ländlichc Geiniithlichkcit.
Bauernwirth: »Herr Doktor. s
:Brief is für Sie ankommen.«
Sommerfrifchler: »Na, da geben
Sie ihn do her.«
»Gleich, gleich, ich les’ ihn g’rad!«
Schreckliche-I Schicksal.
f A.: »Wie geht’s dein Steffelbauer.
J der nach Jndien ansgcwandert ist?«
B.: »Der ifi längst todt. Erst hat
ihn das Heimweh verzehrt und fpätex
ein Tiger.«
Scheinbar-er Widerspruch.
Studiofus Süffle: »Hör’ Freund
Iivas haft Du denn da von Deine-I
Onkel für schwere Briefes«
Studiofus Schluck: »Hm, Brieftz
die ihn erleichtern.«
Dir Summclftellc.
Frau Professor szu ihrem Man-«
der —- wie gewöhnlich —- ohne Regev
fchirm heimlomrni): »Ja, wo haft Du
denn Deinen Schirm wieder gelassensu
»Schon ’mal in den »Humoriftb
fchen Blättern« nach —- da wird er s
tviß drin fiehen!!«
Mord-irr
»Wie kommen Sie denn dazu, einen
Ausverlauf wegen Todesfall zu au
nonciren? Jhre Frau war doch nur
scheintodt-«
,,’s ift ja auch nur ä Scheinausveks
kauf.«