Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 29, 1905, Sweiter Theil., Image 11

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    Mem-r Schreibebrief von 36
sitz-Tit Innkgtrngrh å
-.-—.—-—- -,- -.. - —,-«,..-.sp,k-.,..—A--k--,
M - - - - U -
No. 174. —
Wie uns der
Battendet ge
sagt het. so
is es gewese.
Die Wehes
weilem hot e
Kin von die
Stritt erei ge
holt un hot
ihren Alte
IIsIss-- - s vsvsst --
Wort geschickt, die zwei Schentelmäm
net sollte emol gleich heim komme. es
wäre zwei Lehdies da, wo sie sehn
wollte. Jch den ewißt, wann der
Philipp, was mein Alter is, höre
duht, daß ebbes vielmehles do is,
dann kommt er reiteweg. Jch sm auch
nit mißtheken gewese. Es hot noch
keine zwanzig Minnits genomme, do
is die Dohr ufsgange un die zwei Fe
get sin etei gemarischi. Se hen oss
Kohrs keindek dumme Fehses gemacht,
wie se gesehn ben, daß es blos uns
war, awwer dieselwe Zeit hen se sich
doch atig gefreut, daß met widdet da
ware. Jch kann Jhne sage, ich sin
sutpkeist gewese, wie der Philipp so
schön geguckt hof. Er bot e neue Saht
gewahre, war fein geschehst un hoi e
neue Hut angehabt und e Tei, so flä
schie, daß ich puriiniek mein alte
Mann gar nit keitanneisi ben. Wei,
watts die Mättet, Phil, hen ich ge
sagt, du gucksi ja so schwell, wie de
früher nie nii gedahn hosi un so duhi
der Wedesweiler. So schlick hen ich
euch ja noch nie nit gesehn. Do hot
der Philipp gelacht. ehs, sagt er,
es machi·quch en vexdolte Differenz,
UU lllck Willllcql Voock OV Mck M c
schwell k iimillie bohrde dahi. Die
Missus hr hätt schön geguckt, wann
mir in vrdinchre Ewweriedeh - Suhis
in ihr Haus komme wäre. Jetzt, wenn
mir widder heim sin, do aewwe mer
nicks mehr«drum, do kannst du mich
widder jeden Dag wie en ganz komme
ner Feller sehn. Ei geß aber nit, hen
ich gesagt, denkst du, ich gleiche nit
auch besser, dich dieseni zu sehn? Well,
mer hen noch for e Weil geiahli un
dann sin mer heim aange. Es hoi
noch keine zwei Däg genomme, do hen
ich gar nii mehr gewißi, daß ich so
lang fori gewesen sin. Sobald ich
aestari hen, widder zu schaffe wie en
Brunnehntzer, do hen ich widder leil
hohm gefühlt Un dann is auch noch
ebhes Jmpohrtentes gewese; Sie wisse
doch, daß die Schul widder gestart
hoi un Sie könne sich denke, daß mer
do bei so en Peil Kids e ganze Latt
zu duhn hat« Jch hen die Suhicher
von die Buwe emol insveliet un o du
mei! alles war in e schreckliche Kan
dischen. Die Pehnties, well die hen
gegueli wie e Sief un in verschiedene
war der Batiem so ausgewahre, daf;
es gar lein Juhs gewese wär, wann
ich se noch emol aemendei hätt. Die
Blauses, die ware auch nit mehr werih
als daß ich se in den Mickbäck gesioppt
hen un do how denn geheiße, neue
Stoff laufe. Jch hen e wenig Firle
ring aedahn un do hen ich gesehn, daß
ich alles hen neu iaufe müsse. Kin
ner, hen ich gefagi, jetzt wascht Euch
emol die Schnute ab un dicht-Euer
Haar e wenig brosche, ich will mit
Euch gehn, Euern Schulstoff laufe.
Bei so ehhes sm se immer gleich bei
die Hand un wie mer ausgericki sin,
-dv hoi’s geauckt, als wann e Sonn
daasschul zu e Piclnick gehn dehi. Mer
sin in den Siohr un do hen en schwiei
.Schapp gehabt. Alles was ich aus
aepickt hen, do hen die Lausbuwe
drwwer aelickt. »Schiewiß, hoi der
Bennie aesaat, bei den Pa do bischi du
zu Dohi geiiclelt. wann er e feine
Suhi wehte duht un ich sollA so en
ero» traae, wo aar nn m eteu IS.
Wann das Picbelg sehn, dann sage se
schuhr du dehist nickg um mich acco
ive.« Well, was-den ich dulm könne,
ich hen ihn ebises feinere-'s getauft ist
hot auch e Pienoii - Käm) hen wolle.
Er hot aeiaat, das deht viel sieilischer
gucke, als wie so en alte altfäichende
Dei-L Well, ich ben ihn auch e Pie
noitiiivp tanfi, obgleich ich die Dinger
gar nit aleiche. Der Jobnnie war
nii mit seine Blans sättigt-seit Er
hot gesagt, er wollt keine wo ausgucte
deht wie e Ritschen ehpron odder e
s Mtschiep Ginqbem Dreß. Er wollt nit,
daß in die Schul all die feidds Fon
iwwer ihn mache debte. Den Weg is
es die ganze Lein dorch aange nn der
Siohriieper hot die Buwe auch im
mer recht gewwe· Er hoi gesagt:
»Miiddem, ich will ane einol ebbes
sage: was Sie do anspiele, das delit
ich meine Kids auch nii frage zu
wehre. Un dann e Lehdie, wiss so
aut erfordern lann un wo so schöne
Buwe hoi, wei, Sie sollte nur das
z- allerbeste un das Allerschönsie aus
picte.« Damit bot er mich oss Kohrs
nur fkaitere wolle, arower wie die
Buwe das gehört den« do hen se off
Kohrs nii mehr nachgelasse un hen
mich getiesi, bis ich schließlich alles ge
s lauft ben, was die Kidds gewollt-ben.
Wie mer damit fertig ware, hot der
sennie gesagt. er del-i auch Schuhs
-;brauche. Wei Bennie, ich hen dich
doch ers t befohr daß mer nach die
Zontrie n, e paar neue Schnhs ge
« anfi. Do kot er gelacht un hoi mich
mol gucke esse. Well, Se tönne
« elfs gfamve odder nii, er bot put
iex keine Sohls mehr an sei Schuh
habt. Oss Kahn hen ich ihn e
" es Paar laufe miisse un Sie hätte
Mel sehn alle, wie periicteler er
le is. Wann der Pa Paitent
s ich wehte both dann will ich
——
l
mit keine Klahdhappersch erurn heite,
hot er gesagt; Patient Leddersch gucke
auch gut an mich. Well, ich hen ihn
e Paar Patient Leddersch taust un
wie die annere Kids das esehn hen,
do hen se das nämliche n wolle.
Nicks is zu gut for se gewese un wie
mer Nectteis ausgepickt hen, do hen se
auch widder ihren Dähd sein Steil
gä- wolle. Jch kann Jhne sage, ich
e schmales Fohrtschen in den
Stohr ausgewwe un die Kids hen ge
guckt wie die Prinze. Oss Kohrs hen
se·den neue Stoff all gleich anziehe
müsse. Wie mer aus den Stohr fort·
sin un die Stritt komme sin, do hen
alle Leut nach die Buwe geguclt un
hen Riemarts gemacht, bietahs se hen
all so ellegent gegucki. Es is ja gut
genug. schön hen se geguckt, awwer
die Eckspenzes sin doche wenig zu
viel gewese. Das kommt nur davon
her, dasz der Phil sich so usssickse duht.
Well, von heut an muß er widder sein
ordienehren Stoff wehre, bitahs wann
ich die Buwe noch emol so aussitte
muß, dann könne mer getrost e Mohr
getsch rehse. Ei tell jah, es duht sich
nit zahle so viel Steil anzuputte. Mit
beste Riegards Yours
Lizzie Hansstengel.
Ritvserviagv.
Das Nil- oder Flußpserd trägt sei
nen Namen schon seit sehr alter Zeit,
und zwar infolge des Glaubens, daß i
sein Schrei eine Aehnlichkeit mit dem
Wiehern eines Pserdes habe, dem es
sonst in den Körpersormen wahrhaftig
nicht im geringsten gleicht. Eher könn
te man schon an ein Rind denken, wes
halb die Araber im Nilthal das Thier .
auch heute noch nebenbei Flußrind
nennen. Bei den Bewohnern von Da
miette heißt es Seevfekd, weil es sich
angeblich einige Meilen weit ins Meer ·
binauswaat. Die alte Sage, daß das
Nilpferd Feuer speit, rührt wahr
scheinlich von der Beobachtung her,
daß man mtt den Zähnen vom Unter
lieser des Hippopotamus wie mit ei
nem Feuerstein auf Eisen Funken
schlagen kann, was wohl gelegentlich
bei einer Jagd in eigenthümlichster
Weise wahrzunehmen war, wenn ein
mal eine Harpune oder andere Waffe
in heftige Berührung mit den Zähnen
des Unthieres lam.
Ueber die Stellung des Nilpferdes
in den Anschauungen der alten Argw
ter hat jetzt der hervorragende Aegyp
tologe Prisse d’Avennes im Pariser
Cosmos eine fesselnde Schilderung.
entworfen. Jn gewissen Theilen H
Aeghptens würde es hochverehrt, in z
anderen Provinzen aber genössen sie «
keine Verehrung, sogar keine Scho
nung. Jn Hermopolis betrachtete
man das Nilpferd als Symbol des
Gottes Thphon, des bösen Pricips,
und als solches gelangte es auch in
die bildlichen Darstellungen. Außer
halb des Wassers ist es ziemlich ;
furchtsam, da es sich seiner Schwer- ’
fälligleit bewußt ist, und es entfernt
sich daher auch selten weit vom Ufer.
Als es noch im eigentlichen Aegypten
vorkam, wurde es von den Eingebore
nen viel gejagt. Falls die Leute keine
Waffen bei sich hatten, wurde, um die
Rilpferde fernzuhalten, mit verschie
denen Geräthen ein ungeheurer Lärm
vollführt oder man zündete längs des
Flusses große Feuer an. !
Für die Jagd verbargen sich die
Eingeborenen in den dichten Gebüschen
an Stellen des Nilufers, wo dae riesi
gen Thiere das sichere Element zu ver
lassen pflegten, und schleuderten dann
vom Versteck aus ihre Harpune, deren «
Thau sie nach Bedarf ablaufen ließen,
bis sich die Beute daran abgezappelt !
hatte. Gewöhnlich wurde der Augen
blick gewählt, wenn das Thier ins (
Wasser zu neigen sich anschiair. ea
hald die Hacke-ne ,,sas3«, rief der Jä
ger seine Gefährten, die nun das ver
ivundete Nilpferd verfolgten, bis es
durch Blutverlust genügend erschöpft
war. Dieser wichtige Theil der
Jagd wurde von Booten aus voll
führt. Sobald das harpunikte Thier
wieder aufgestört und an die Wasser
oberfläche gekommen war, erhielt es
neue Harpunem und Lanzenstiche und
stürzte sich dann meist wüthend auf
das nächste Boot, um seinen Peinigern
den Garaus zu machen. Für diese
wurde dann größte Vorsicht nothwen
dig, um sich gegen den Angriff des
Kolosses zu schützen, wozu oft starke,
weitmaschige Netze verwendet wurden.
Der Fang lohnte sich sehr, denn
außer dem Elfenhein, das an Weiße
und Härte über das der Elefanten
geschätzt wurde, gewann man aus dem
Fleisch ungeheure Massen von Speck.
Aus diesem bereitet man noch heute
eine Art von Butter, die in Aeghpten
über alle anderm Sorten von Speise
fett gestellt wird. Aus der Haut fer
tigte man verschiedene Schutzwaffem .
auch eine Art von Peitsche, die he
lannte Karbatsche der Tiirken und
Araber. heute findet sich, wie schon
angedeutet, das Nilpferd lebend ini
eigentlichen Aegypten nicht mehr; um
so interessanter find die zahlreichen
Darstellungen, die es in den alten
Bildwerlen der Tempel und Gräber
stiidte im Rtlthal gefunden hat und
die noch heute vielfach genügend er
halten find, um einen Begriff von der
Bedeutung des Thieres zu gehen.
W
Berge nie von armen Leuten, denn
erstens schickt es sich nicht, zweitens ha
ben sie so wie so nichts.
W
Das Brandma1. 1
—-J-—
VonKonradWoiter.
Robert Darrow und seine junge»
Frau waren seit zwei Monaten ver
heirathet. Nach Ablauf dieser Frist
zog sie — Luise — ihren Ehering vom
Finger und gab ihn ihrem Manne-«
Er na m ihn ganz erstaunt. i
»P-: t er Dir nicht?« fragte er ?
»Er Paßt vorzüglich, aber ich will
ihn nicht mehr tragen, « antwortete sie.
»Ich bin ja nicht Deine Frau, sondern !
nur Köchin und Aufwärterin «
Robert steckte den Ring in die Ta
sche und zog sie zu sich auf sein Knie,
nicht unfreundlich, aber energisch. «
»Du gehörst mir doch fiir immer-«
sagte er, ,,daran mußt Du stets den- :
ten. Willst Du das?" Und er ver
suchte sie zu küssen.
Sie aber stieß ihn heftig zurück, und
als er sie dennoch küßte, denn er hielt »
sie fest, da schlug sie ihm ins Gesicht
und lief fort von ihm Der Mann
wurde zornig und versolaie sie. Luise «
blieb jetzt stehen und drehte sich gegen
ihn um, um, wenn es nöthig wäre
seiner Leidenschaft zu trotzen. Sie
bebte, aber sie stand aufrecht und fest «
wie eine junge Tanne. Er aber packte
sie nur bei den Armen und hielt sie
mit ersetner Kraft.
»Du hast es gewagt?« sagte er. -
»Wenn ein Mann brutale Gewalt
anwendet, um eine Frau gegen ihren
Willen zu küssen, dann muß sie ihn
schlagen. Nicht wahr? Habe ich nlcht
einmal den Jim Hart ebenso bestraft,
und Du sagtest damals, das wiire
recht gewesen, und dasiir hättest Du
mich liebt-«
,,Mag sein. Aber ich bin Dein
Gatte; das ist der Unterschied. Jch
habe das Recht, Dich zu küssen, Jann
ich will. Du gehörst mir. Jch tann
mit Dir machen, was ich will.« Und
er sah sie an und lachte. »Das ist»
aber keine nette Unterhaltung Lassen .
wir die Kindereicn. Wir wollen mie
der verniinstig sein.«
Luise zitterte vom Kopf bis zum;
Fuß, und eine Sekunde lang blickten
ihre blauen Augen so scheu wie der ei
nes aesanaenen Voaeiss, der weniger
den fürchtet, der ihn gefangen hält, als
die Gefangenschaft selbst.
Denn selbst ein wildes Thier Ternt
oft seinen Herrn l7eben, nie aler seinen
Käfia Dann loderte der Hast in ih
rem Herzen auf und erstickte alles an
dere.
»Ich verstehe,« sagte sie fast stil
sternd. »O, ich verstehe Dich wohlt«
»Das freut mich. Denn ich liebe so
etwas nicht. Jch war vielleicht auch
zu schnell und zu rauh. Aber Du auctki
Entsinnst Du Dich nicht mehr Dei« es
Gelübdes in der Kirche, mich zu lie
ben zu ehren und mir zu aehorchen «’«
»Jch liebe Dich nicht. Ich ehre Diw
nicht. Und da will ich Dir auch nil.t
gehorchen!«
»Du thust das nicht? Du willst das
nicht? Etinnerft Du Dich nicht eini
ger Leute, die ihre Frauen aus ge
rinaein Anlaß einfach erschlagen ha- »
ben?« !
Und er schüttelte sie, wie ein Kind;
feine Puppe. Als er damit aufgehört J
hatte, da antwortete sie ihm, leise«
aber deutlich: ?
,,Tödte mich doch —- ich fürchte mich »
nicht. Du lannfi nur meinen Körper
tödten. Meine Seele betommft Du
doch nie!«
»Bist Du dessen so sicher? Auch
Deine Seele kann ich in den Staub
treten!« Und-da lachte er laut. ,,Tic’.i
tödten? Das wäre fo etwas! Du ar—
hörft mir, aerade fo wie mein Vieh
iind meine Pferde, und, fo walte inir
Gott helfe, ich will Dir mein Brand
mal aufdriiclen, mit dem ich meine
Thiere zeichne«
Er ftieß sie von sich fort, und sie
taiinselte riickivärts kiesien die Mauer.
Da blieb sie flehen, atbemlns, weiß,
aber immer noch mit diesem festen
Blick, aanz time-schreiten urd heraus
fordernd, mit iiiiaelsenateiis Muth. So i
lehnte sie sich geaen vie Wand.
.
Während einiacr Minuten maieii
sie sich beide schweiaend mit den Vis
iten. Und in seine Ana, n lam da ei
wa5, ein Ausdruck, den sie nicht ver
stand. Aber ihr fiel vlotzlias ein, wie
einsam ihr Gehijft ina, riiias h::i.m.
die Stepoe wie die breite See, die
eine Jnsel umspiilt Wenn er grau
sam oder brutal zu ihr sein sollte,’
dann wiirde ihr Schreien keines Men
schen Ohr erreichen. Nieircnd könnte
es hören, tein Auae würde es sehen,
tein Mund is erzfihlen
Aber da wandte sich Robert um
und verlies« das Haus«-. Sie begann
plötzlich zu schlachten schwer und ohne
zu weinen; aber das brachte sie wie
der 3u sich.
Sollte so ihr heller, schöner Traum
enden? Sollte sie nun ihr ganies Le:
ben lang einein Manne angehören, den
sie verabscheute und has-»te?
Da, bei diesem Gedanten, kamen
ihr die heisien Tbriinen in die Augen,
daß sie sast nicht mehr sehen konnte
Und sie preßte ihre Hände gean den
Hals und stöhnte, als sollte sie Ersti
den. Aber dieser leidenschastiiche
Ausbruch erleichterte sie. Sie war
ganz erschöpft und wurde ruhiger.
So fand sie Robert vor, als er wie
der zurückkam. Er ging durch das
Zimmer in die Küche, ohne sie eines
Blickes zu würdigen. Sie hörte, wie
er draußen aus dein Herde herninhan
tirte und das Feuer ansachte.
Plötzlich, jetzt erst, iain ihr der Ge
danke, daß er sicherlich seine Worte
von vorhin wahr machen würde. Er
war der Mann dazu. Vor Schrecken
stand ihr das Herz einen Augenblick
still. Aber sie war ein unerschrockenes
V
Weib, so unerschrocken, dasi sie selbst
jetzt seine Entschlosseuheit und Bex
stimmtheit bewunderte. Aber die
That selbst war schaust-as und schän
dete ihn sowohl als auch sie. Tief in
ihre Seele hinein wurde das Mal
brennen, ein sengender, unaustilgbarer
Schandfleck.
Wenn er— es wirklich wagen sollte,
dann würde sie ihre Zähne zusammen
pressen und es ruhig hinnehmen. Sie
hatte oft gesehen, wie er sein Vieh
zeichnete, und sie wußte, das-, seine Ge
schicklichkeit hirin bekannt war; wenn
aber das heiße Eisen fest in das zu
ckende, zischendeFleisch gepreßt wurde-,
hatte sie stets den Blicl abwenden
müssen. So würde ihr nun auch ge
schehen. «
Da gerade trat Robert ein. Jn der
einen Hand hielt er— das kleine Brand
eisen, das Zeichen eines Pfeiles, der
durch den Buchstaben D ging. Dies
war sein allgemein bekanntes Brand
sei-ben.
Er warf auf seine Frau einen kal
ten, beobachtenden Blick.
»Ich hoffe, ich brauche Dich nicht zu
Boden zu werfen wie ein Kalb. Ziche
Deinen Aerinel in die Höhe, schnellt«
»O, Du willst es dahin machen, wo
man es nicht sieht? Du fürchtest wohl,
es könnte von anderen bemerkt wer
den? Feiglingt Warum brennst Du es
nicht aus meine Wange? ch traue es
Dir zul« .
Jetzt war sie es, die lachte, aber.
hohnisch .
»Zum Teu —- —, Weib; mach’ mich
nicht wüthend! Oder ich könnte et
waj thun, was ich nicht thun will.
Man wird es schon deutlich genug se
hen können!«
Bei diesen Worten legte er seinen
Arm um ihre Schulter, preßte sie eng
an sich und ergriff fest ihr Handge
lenl. Dann, mit der anderen Hand,
ruhig und geschickt, erst die Wärme
des isens prüfend, driickte er das
Brandeisen dahin, wo Hand und Un
terarm zusamnienstoßen
Sie leistete keinen Widerstand.
Aber der Körper zeigt sich oft stärker
als die Seele, um seine Zugehärigkeit
zu ihr zu beweisen und uin ihr in ih
ren Kämpfen zu helfen. So wurde
auch Luises Seele besiegt und ihr
Stolz gebrochen.
Eron ihrer SelbstbeherrschungI
preßie ihr der Schmerz einen leisens
Wehruf aus, und dann fiel sie hinten;
über in seine Arme. !
Als sie, noch ganz betäubt von demj
feelischen und körperlichen Schmerz,
wieder die Augen aufschlug, da sah sie
gerade in die seinen, denn er neigte
sich iiber sie. Da war wieder dieses
Sonderbare in seinem Blick, das den
ihrigen bannte, bis plötzlich auf ihr
Gesicht heiße Thränen fielen, — nicht
vvn ihr, von ihm.
,,Habe ich Dich nun errungen, Du
Wilde?« fragte er. Und da verstand
sie seinen Blick. Er barg tiefste Liebe, i
hinter der ein Stolz lag, fo fest, ja,
noch fester als der ihrige.
»Dein —- Dein — Herz und See
le!« flüsterte fie.
Er athmete tief auf, daß es fast wie
Seufzen klang.
Sie verstand ihn. Wäre er schwach
gewesen, so hätte er sie nie errungen.
Es hatte so kommen müssen. Sie
wollte sich nicht beugen, da mußte er
sie brechen. Sie hatte ihren Herrn
nnd Meister gefunden.
Er nahm sie liebevoll in seine Arme ;
nnd trug sie hinaus, wie eine Miitters
ihr Kind trägt. s
Und draußen, aus der Steppe, da
stieß er, um sein übervolles Herz zu
erleichtern, zweimal den wilden Schreil
aus, den seine Herden kannten nnds
dem sie folgten. Der Wind trug ihn
iiber die Steppe hin, die sich in Dun
tel hüllte; die Prärie nahm den Schrei
auf und behielt ihn, so wie sie das
fpöttische Ruer des Präriewolfs fest
hält und liebt, das Brüllen der wilden
Herden, die rasend vor irgend etwas
schreckerfüllt fliehen, das Wiehern
lämpfender Rosse und das leise, aber
unheilbringende Zischen der Schlange.
Robert Darrow und sein Weib. jetzt
Vater und Mutter, sind nun schon 16
Jahre verheirathet. Und Gottes Fin
aer schrieb auf jede dieser beiden freien
Seelen das heilige Wort: Libe.
Man hält sich leicht für einen Men- i
schenkenner. wenn man glaubt, eint
paar Menschen —- verachten zu dürs »
fen. ;
It- s II- !
Es ist unedel, von den Russen zni
verlangen, sie sollten Sachalin abtre«
ten. Sie haben’s fa aar nicht mel)r.i
III si- Il
Castro scheint feine neuen Schlacht
schiffe nur deshalb anschaffen zu wol
len, um später die Verkaufer mit
ihren Rechnungen wieder heimjagen
zu können.
III-III
Beim Friedensfchluß scheinen die
Rufsen aesieat zu haben.
( st- sc se
In Felix Hollanders Roman »Der
Weg des Thomas Truck« findet sich
auf Seite 204 folgende ergreifende
Stelle: »Er fühlte, wie ihre Hand
in der seinen schluchzte.«
« sit III
Die Diamanten sind abermals
theurer geworden, trotzdem werden
sie hierzulande gekauft» Diese That
sache wird als ein Zeichen der Pro
spetität bezeichnet, aber leider ist diese
Profperität nicht« sehr verbreitet.
W
Im Reich ver Winde uns
Wellen.
Singen, im August.
Tief hinein in die Fluthen des Sta
gerral und Kattegast greift »Jütlands
nördlichste Spitze, eine nach Nordost
gerichtete, lange» schmale Sandzunge.
Das Wiehern der hier weidenden
Hengste und Stuten, das Raunen des
Windes im zitternden Riedgras
waren nach den ältesten dani
schen Königsurtunden die einzigen
Laute im Wehen dieser Einsamkeit
und Oede in den stillen, zwischen den
blendend weißen Abhängen der Wan
derdüen eingebetteten Thälern, die
lslühendes Heidelraut und Genzian
in violetten und blauen Farbensmiw
mer hüllten. Jn’g 15. Jahrhundert
reicht die Anlage der Ortschaft Gam
mel-Skagen zurück, zu der der uner
schöpfliche Fischreichthum dieser Küste
naturgemäß einladen mußte. Wegen
seiner Lage, die ihm geringen Schuy
bot gegen die hier über ganze Ketten
ron Geröllblöcken anbrandende Nord
seewoge, gegen die tückische, an den
Dünen emporzüngelnde Sturmfluth,
konnte dem Ort kein besonderer Aus
Ysrhwung beschieden sein, zudem er
Iganz von hohen, steilen WanderDünien
beherrscht ist, die stündlich seine Gär
ten und Felder mit Versandung be
drohen. Seine sommerlichsmilde Ein
samkeit aber führt dem anspruchs
losen Badeort doch zahlreiche Ruhe
bedürftige zu.
Eine günstigere Entwickelung nahm
dagegen das am Kattegat schräg ge
genüber gelegene, ebenfalls vorwie
gend von Fischern bewohnte Neu-Ska
gen, das jetzt Z—4000 Einwohner
zählt und mit seiner stattlichen Ziirche
feinen freundlichen Häusern einen an
heimelnden Eindruck macht.
Seit Jahren hat sich hier eine däm
sche Künstlerlolonie angesiedelt. So
bewohnt Dänemartg größter Lhriker
Holger Drachmann ein altes, maleri
sches, von einem Garten traulich be
schatteteg Fischerha115. Immer wieder
nnd wieder hat eg den gefeierten Dich:
ter zu diesen Meeren zurückgezogem
die mit ihren geheimnißvollen Wogen
so viele Blätter seines Dichterhuchs
durchrauichen Regelmiifzig pflegte er
an den ersten warmen Tagen deg
Jahres am frühen Morgen in seinem
Atelier den Pinsel zu führen, wäh
ren er den Vormittag über auf ein
samen Streifziigen durch die wald
dustgewiirzten Pfade von Slageng
Gehölz dichtend thätig ist. Jn seinem
Atelier mit eigenen und befreundeter
Künstler Bildern stand seinesoeben
ver schwedischen Bildhauerin
Alice Vordin ausgezeichnet vollendete
Porträtbiiste. Dort lernte ich auch
die jugendliche Tochter des Malers
Professor Kroner kennen, dessen Land
haus mit feiner ganz von Grnii ver
schleierten Fassade sich in der Nähe er
hebt. Professor Tuxen, der Schöpfer
trner monumentalen, die Krönungg
feierlichteiten in England und Rußs
land verherrlichenden Gemälde, be
wohnt außerhalb Stagens eine von
ihm selbst erbaute Billa, der ein mäch
tiger, von einem zahmen Storch be
lebter Garten einen stimmungsvollen
Rahmen verleiht. Ihre harmonisch
abgetönte Einrichtung offenbart al
lenthalben auf das wohlthuendste das
Walten des feinsten tünftlerischen Ge
schmacks. Jn seinem in schimmern
den Laubfluthen fast versunkenen
Hause bei dein Denkmal, errichtet dem
Andenken an die 1862 ertruntene ge
sammte Rettungsmannfchaft Sta
aens, schafft der bekannte Genremaler
Professor Anher. Zur hiesigen Künst
lcrtolonie gehört schließli chnoch Knud
Bauditz, ein hochbegabter Komponist,
Sohn des berühmten Romanierg
Professor Sovhug Baudit3. Sehr
groß ist die Zahl der Künstler, die
alljährlich hier vorübergehend raften,
um ans Stageng wundersamer Natur
Anregungen zu schöpfen.
Ihnen verdankt der Speifesaal in
Brönlunds Hotel seine theilweise vor
trefflichen Wandgemälde. DerSpeise
faal des Hotelg Stagen hat dagegen
eine große Anzahl dort aufgeftellter
Galiongfiguren aeftrandeter Schiffe
von fast gespenstifcher Wirkung ale
Sehenswürdigkeit aufzuweisen Diese
jungen Damen im Balltostiim ihrer
Zeit, diese Neptune, Mohren, Chines
sen und nordischen Seetönige durch
fuhren einst im Bugsprit stolzerSchiffe
die Meere zweier Welten, um in einer
Sturmnacht an Stagens gefahroollem
Strande zu zerschellen! Der ist ge
radezu "t«ersät mit Masten, Ketten
und Ra en, mit wirren Holz- und
Gifenhaufen die aus dem weichen
silberhellen Sande, halb veraraben,
inelancholisch hervoraraen. Von der
raschen Traaik des Seeniannrslelseng
leat ferner erxrhütternden Bericht Sta
aens Friedho ab, wo auch der Ve
fatzuna des 1895 hier aesitieiterten
deutschen Torbedobootes ein Jentmal
aesetzt ist, wo ein anderes Monument
des heldeninüthigen Larg Kruse Ge
dächtniß vereweiatk der als Führer der
Rettunasmannschast mehr als 400
Personen dem Wellenarab entris-»
Denn heute erheben sich an der ganzen
Küste zahlreiche Rettunagstationen,
acwaltiae Sirenen stecken ihre Schall
trichter in die Gefahr der Nebel und
Stürme heraus-, und Leurbtthürme
Und Feuerschisse weisen den Fahrzeu
aen die Wege. Jn früheren Zeiten
freilich war das anders. Da warf
der brüllende Sturm Staaens Ein
wohnern Jahr um Jahr reichen Tri
but ans Land. Damals trachtete
inan die versandete Kirche zwischen
Alt- und Neu-Staqen vergebens vor
der Sandverwehuna zu retten und
mußte sie deshalb bis aus den jetzt als
chSEseezieichen dienenden Thurm abbre-j
en.
W
Der herrftchste Punkt Steigens ist
seine äußerste Spitze, der Grenen, wo
die Wogen des Stagerat und Ratte-»
aatt jauchzend ineinanderschlagen. Es
ist das Verdienst des Oberrechtsans
walts Staal in Kopenhagem diese
enizig schöne Lage erkannt und zu
ihrer Verwerthung eine Aktiengesell
schaft gebildet zu haben. Nun erhebt
sich hier von würzig milder Seeluft
umspielt, vom Rauschen des Meeres
umschmeichelt, ein in geschmackvollem,
standinavisch-alterthiimlichem Bal
kenstil gehaltenes Hotel, dem in den -
einsamen Weiten dieser Dünenwelt,
etwas Märchenhastes eignet, dem der
Ruhm gewiß ist« gar bald zu den groß
artigsten Sebädern Europas gerechnet
zu werden.
Um diesen vom frohen Stimmen
gewirr einer internationalen Bade
gesellschaft erfüllten Prachtbau ist die
weite, vom Seewind auf feuchten
Schwingen lachend überflogene Mee
ressläche wie ein dunkler, hier und da
geheimnißvoll leuchtender Sammet ge
breitet. Und über die beiden Meere,
diese bald azurblaue, bald smaragd
arijne, rollende und brausende Unend
lichkeit von Glanz und Schönheit
ziehen unablässig filberblinkende Se
gelschiffe oder majestätische Dampfer
dahin, von denen hier alljährlich 60,
000 Skagens stnrmumbrandete Nord
kiiste umfahren. Wie herrlich, hier
dem Gemurmel der Wellen zu lau
schen oder mit ihnen auf dem sonnen
schmeichelnden, von Möwenschwärmen
und grauen Gäner belebten Strand
zu wandern, während die kristallene
Fluth melodisch unsere Füße umspielt!
Auf dem Strande dieser beiden so
nahen und von einander doch so ver
schiedenen Meere: des Skagerrak mit
seinem von Seestern—en, Krebsen und
Cirrivedien bedeckten Strande, des
itattegattt mit seinen glasigen Qual
len als Alleinherrfcherin, des Kain
gatt, dessen Wogen das magisch her
niederstrahlende Mondlicht zu fried
ilichem Schlummer sänftigt, während
»der Skaaerrak auch dann noch von
»berhaltener Erregung schäumt und
; brandet.
’ Von tiefseliger Wonne durch
schauert aber sind die auf der Terrasse
des Hotels verlebien Abendstunden,
wenn die Sonne im Schoß der Pur
purnijberhanchten Meere langsam und
feierlich versinkt, um im Sinken noch
den ganzen Horizont mit berauschen
der Farbenprachi von erhobener
Schönheit zu überziehen. Dann er
nsacht in allen Diinen ein Raunen,
während die Meervögel klagend durch
den lohenden Brand flattern, bis er
sich « mit einem letzten wundersamen
Schimmer langsam scheidend in der
von allen Seiten heransluthenden
Nacht verliert; dann blinkt es in den
grauen Leuchtthürmen aus, dann
arüßt zum Meer, das sich so müde
am Strande bricht, die hell erleuchtete
Fassade des Hotels wie ein strahlen
des Märchen aus Tausendundeiner
Nacht herüber, während von der an
deren Seite, wo unter den Schleiern
der sternfunkelnden Nacht einsame
Schasherden dahin-neben, der im
Winde wandernde Duft der Heide das
HoteL den stolzen Herrscher in diesem
Reich der Winde und der Wellen, in
lauen Wogen umfängt. . .
Kegelbahn.
Jn dem Jllustrirten Wiener Kegel
buch von S. Ulmann wird u. a. eine
Anzahl von Sprichioörtern dubliairh
die von der Kegelbahn aus ihren Weg
in die Volkssprache genommen haben.
Die am meisten gebräuchlichen mögen
hier folgen:
Will man sagen, daß, wer etwas er
reichen will, Geld hergeben muß, so
drückt man dies mit dem Sprichwort
aus«-: »Wer kegeln will, mus; auf
setzen-«
Das vSprichtrsorh »Jeder ist seines
Glückes Schmied« ist gleichbedeutend
mit: »Wie man aufsetzt, so kegelt
man.«
»Jeder, der Kegel schiebt, muß sich
vom äreaellnaben saaen lassen, wie er
geschoben hat,« heißt soviel als: Man
mirs-; sich dacs Urtheil iiver seine Hand
langen gefallen lassen.
Fiiitgt jemand etwas verkehrt an,
so saat man: »Er wirst mit dem Ke
get nach der Kugel.«
»Er wird hier keine stegel treffen«
wird von demjenigen gesagt, der nicht
versteht, etwas gut durchzuführen
Jst dagegen jemand in der Ausfüh
rung seiner Unternehmungen als fich
1ig bekannt, so heiszt eg: »Er kann
wohl Regel schieben.«
Wer in eine unangenehnie Situa
tion gerathen ist, kann zu hören be
lonnnen: »Er ist zwischen Regel und
stuael aetonnnen.«
Will man augdriiden, dasz man auf
seine Behauptung bereit wäre-, seinen
Kopf einzusetzen, so saat man: »Da
setz« ich den steael daraus.«
Von jemand, der gestorben ist, heißt
eg: »Er hat augaelegelt.«
Statt des in Oesterreich landläufi
gen Spriel)lvorteg: »Ein Pferd um
tausend Gulden stolpert auch« sagt
der Kegler: »Der beste Schieber kann
einen Pudel machen.«
Jst Jecnandem ein Unternehmen be
sonders glücklich aus-gefallen, so wird
dies mit den Worten gekennzeichnet:
»Er hat alle Neun getrossen.«
—
Die Unterhandlung zwischen Prä
sident Roosevelt und Baron Rosen
wurde selbstredend sub rosa geführt.
si- c- se
Das falsche Gold der Schmeichelei ·
erhält seine Kursfähialeit nur durch
unsere Eitelkeit.