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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 22, 1905)
W Falscher Verdacht Ists Nitsch, Esq., leidet schrecklich. —- Generalpkobe des neuen Flächen-Osters. Mister Editeri Nämlich de Küchenfe! Mister Editer, gestern um die Zeit sitt Jch’s nit gedenkt, daß Jch heint noch unner de Lebende wandel, son dem yen " schur gedenkt, es thät e promi nentes Fjunerell gewtve, bei dem Jch atmet die Anweide aw tver not im Cos fin gewese wär, so daß Jch net emol hätt sehe könne, wie viel Käerädfches es gewefe wärn. Atso fchun seit Ich aus Juropp zurück bin, hot die Aitt Mich ge battekt, daß der alte Kücheofe nix mehr taugt. Jede Taa bot sie kom-J plähnt drütvwer, obwohl daß sie de· ganze Sommer of course blos die neue Gltäntsch juhst, wo sie deswege hot imschaffe müsse, weil es billiger tim me tdät, wann sie aach im Winter statt der Kohleräntsch die Gäsräntsch brenne thät, weil’s in der Küch any watm genug wär. Also feinelli Fels Jch blos-Joamit4Jch Mqi Ryh po, Lucien ussgemaazr un oen oe Tschalli gefragt, wer bie beste Leit .»sein, Estimäts dervo ze verlange. Un dann ben Ich Estimäts verlangt un e Räntsch getaaft. Es bot e Heidegeld qetoscht. Es ist e hohe Ränsch mit eure Art vun Dach drüwwer un mit ganz neie moberne Jmpruvments un neimodische anentschens. Jn Konsequenz bewo, daß Jch dem Wenn gesagt ben, Jch wollt de Ose erst End von September oder Anfangs Oktober eingesetzt bawwe, is der Mann am Dienstag der vorige Worl gekimme un bot gesagt, er tbät de Ose m annere Tag, also am Mittwoch,. einsetze. Er tbät schun srüb timme, un am balwer Zwölse that Alles fertig r. Die Atti war erscht in Verzweif lung, weil am Mittwoch der Waschtag war un der nit bot verschobe wern könne, in Konsequenz weil die Wasch ftau kein annere Tag frei bot, der Wann bot awwer der Alti tlier ge macht, baß, wann sie warte thät bis End of September-, es ihr passirn fis-unt, daß sie bis November warte müßt, un daß es dann viel länger dauern thät, un der Ofe thät rostig -wern bis dahin, un lauter so Sache. Un es tbät ja blos e paar Stündche dauern. un sie thäte sehr cärvoll sei, daß tei Schmutz in’s Haus timme that, un alles Mögliche, so daß die Atti seinelli tonsenteb hat, es am Mittwoch mache ze lasse. Wir hawwe nämlich im Keller aach Waschtobs, un da tbät sich die Such trotz dem Wasch tag ganz gut mache lossc. Mister Editer, den Mittwoch vergeß Ich im ganze Lewe nit. Jch wär ja of course sofort ausgerückt un hätt Meinsclbst zum Tfchalli adschornt, awtver die Atti war in so erer Ber fassung daß Jch alle Aageblick en Sntptviset - Aettempt oder sunscht e Marthe-Tragödie expetted heu Also of course vun halb Zwölf ser tin wern war aar tee Reb. Noch nit emol um halb Zwölf Nachts. Am( Dunnergtags Nachmittag sein sie fet- ( iig gewese. ( Un e Schmutz! Des heißt, eS war see Schmutz, sonern e Kombiniischen vun Dreck lexcjus Mei Frentsch), Nuß, Uefches, Staub, Kohledösi ukt sunfti gem Mätter aus of Platz. Die Alti mit der Assiftenz von zwei Schruppfraue, wo punltschelli um halber Zwölfe aetimme warn, for Alles wieder rein ze mache, un die Waschfrau hawwe die ganze Zeit nix gethan, wie die Händ üwwer’n Kopp gesammeschlaar. Dann is awwet die Alti uff e aute Eidie aelimme, wo sie e Bißle erheitert bot. Sie is nämlich zu alle Nachbars fraue aelaafe, hat die feeindlichsi er sucht, uff en Aaaeblick bei Uns erei ze ? steppe un sich die Sauerei (exiul;s noch j emol Mei Frenticky azeauckr. Des hol die Sifuäfchen noch bedeitend ask mütliliclier aemacki. Blos die Alii is eBisxle besser ufiaeleat aeworn Sie bot sich nämlich driiwwer acfreit, das-, die Nachbarsweiber e Bißle vun dem Dreck in ihre eigene Wolfnuna trage tbätr. See? — Well, Mister Editer, des is ooch vorbei aeaanae, un am Samstag war iiemlicki Alles wieder in Ordnung. Amt-er gestern, Misier Editet, ge stern am heiliqe Sunntaa is Mei Po nischment gelimme. Geiteen hat die Ilti de neie Kächeofe veobiet, bei Din net dtnff ze tpche und mer howeve, Tit-til du Deiniu room zugespetrt is, Optik die Altt en neie Röa derfor last will, in der Kitchen gegesse. Löwe Sie sich en Beariss macke M der Dit? Un detzu der Schmell «j zum dem neie Die un Schwulst un der » Mär Laun, un dann des Eise — e N » wde . Fizkafßtttth ga use n kenn , . MM Mise! Mit SEND-Ut W carnlrnng un die Alti war ichort ge rönnt am Eis, also lei kaltes Bier im Haus. - Mister iEditer, ob Sie’s glaabe or nit, die Generalprob vum neie Küche Ofe wär beinah Mei Tod gewese. Glücklicher Weis is es mir gelunge, glei nach dem Dinner Mei Flucht ze bewertstellige, un Jch fein nach Neu York fbeim Brooklyner Tschalli hätt Mich die Alti geholt, weil e Gewitter war), un da hen Jch Mich so nach und nach wieder erholt. Blos Nachts, wie Jch heimaetimme bin, da hen Ich en kleine Rückfchlag gekriegt vun die Hitzschlagansijll vum Mittag. Mei Gang is unsicher ge worn un Mei sung dick un unfolaiam un uff der Trepp bin Jckx hinqefalle. Die Alti hol of course es an de Wei geblämt. Nit emol de Sonnftrohl derf mer hawwe, Milter Editer, mitous unwördiqe Jndignities un hämische Susvifckens ausgesetzt ze sei. Js es nit förchterlichZ Jhne des Nämliche wünschend Mit Rigards Yours John Nitsch Esa. Jch fein brint noch e Bißle dissi, trotzdem Jch drei Quetlchewässerle ge packt den. Rufsticse Volköspiele. Beim russischen Volke lind öffent liche Belustigungen, besonders-»in den Dörfern, sehr beliebt. Ein in den mei sten Dorffchaften übliches Spiel ist das Eimerichwingen Zwei in die Erde gesteckte hölzerne Gabeln tragen eine lanae Stange, an der ein Eimer voll Wasser hängt, fder von zwei Män nern m »»tchwankender-Bewegung ge halten wird, indem sie mit zwei Stä ben dagegen stoßen. Von der Spielge sellschaft muß einer nach dem anderen unter dem Eimer seinen Weg machen. Wer hierbei begossen wird. hat verlw ren und erheitert die anderen um so mehr, je heftiaer ihn das Wasser gie troffen hat. Wer ungeniißt hindurch lommt, hat sein Spiel gewonnen. Das Kastromaspiel ist besonders im Gouvernement Smirbirst und Pensa herkömmlich. Alte jungen Mädchen versammeln sich dazu in ihren All tagstleidern an einer bestimmtenStelle draußen vor dem Dorfe,ermählen eine sogenannte Kastroma, die sich mit ge neiatem Haupte in den Kreis der Ge nassinnen stellt, die ihr zuerst unter tiefen Verbeugungen huldigen. Dann legen sie die Kaftroma auf ein Brett und tragen sie unter Gesang zum na hen Fluß, wo sie mit ihnen zusammen ein Bad nimmt. Nach demselben geht es im Zuge unter Gesang und Heiter keit nach Hause zurück, alle ziehen ihre Festtleider an. und ein lustiger Tanz beschließt das Spi·e1, das aus der Zeit der Bekehrung der Rusien durch den Empfang der christlichen Taufe stammt. , ' Sehr alt ist das JarilofpieL Sonn tags früh erwählt die Dorfgemein schaft einen Mann, der, in einen bunt farbigen Kaftan gekleidet« mit Bän dern und Glöckchen behangen wird, endlich setzt man ihm eine bunte Pa riermiitze auf den Kopf · und bemalt ihm das Gesicht. So ist er der Ja rilap der in tollen Sprüngen umher tanzt, singt und sich zum Besten hal ten lassen muß. Zuletzt aber tammen alle jungen Mädchen und Burschen des Dorfes, verbeugen sich tief und tanzen vor ihm, um ihn dann am Abend unter Singen und Jubeln nach Hause zu aeleiten. Beim Reigenspiel erwählen sich die Mädchen aus einer Dorfschaft die an aesehenste Schöne zur sogenannten Aeltesten und bringen ihr unter Ge sang ihre Huldigung dar, indem sie sich an die Hände sassen und einen Kreis um sie bilden. Außerhalb des Kreises treten die Mädchen zwei und zwei aus, indem sie vor- und rück wärts Schreiten und dabei von Liedern der zuschauenden Eltern nnd Kinder begleitet werden. Außerdem kennt man auch noch die Koorododiscänzh die auch nnr von Frauen ausgeführt nnd von Gesang begleitet werden. Woran man tu Betst-u stirbt. Bei dein gegenwärtigen Besuche des Schahs von Persien in Paris wurde bemerkt, daß in seinem Gefolge ein gewisser Mahmud Khan fehlte, der bei dem letzten Besuche mitgewesen war. Ein Pariser Journalist, der sich des Mannes gut erinnerte, erkundigte sich nach ihm. »Mit ist Mahenud Khan?« » fragte er einen der persischen Hosleute. « »Was ist aus ihm geworden?«—»O!« lautete die Antwort. »Der ist todt!«—— j »Ach, der arme prächtige Mensch! Das thut mir leid! Aber er war noch so jung und schien in der besten Ge sundheit. Ja, der Tod verschont tei nen!« —- »Gewiß!« bestätigte der Perser. »Er ersreute sich vorzüglicher - Gesundheit!« — »Ist er lange trant ;aetvesen?«« — »O nein! Nicht lange! Er starb ganz plötzlich!« —- »Ach! Wie kam das? Jst er verunglückt?«— Der Perser schien ein wenig verlegen. Dann sagte et achselzuckend und ent schuldigend: »Der Großtoefir konnte ihn nicht leiden!« ’ siehest. Fräulein Bertha hat sich soeben mit einein reichen Finanzen-tun verlobt. »An-lieh die erste Bitte darfst Du mit nicht abschlagen, nicht-wahr, wir halten unsere Verlobung geheim?« «Warunr denn, Zucker-hule »Gehst Du, ich möchte sie meinen Freundinnen selber mittheilen!« Ewig wirst Du dann genesen. Die Geschichte einer Mutter. Von Heinrich Kinder. Jn der kleinen Stadt herrschte in allen Kreisen Aufregung. Die Ander son kam Die gottbegnadete Sängerin, der die ganze Welt zu Füßen la Es war Mittag. Eine alte anie schritt über den sonnenbeschienenen Marktplaß. Jhr Blick fiel aus das brennendrothe Plakat an der alten Anschlagsäulr. Es war wahrt Die Anderson lam. Groß und unbarm herzig stand es dort zu lesen. Die alte Dame mußte sich stützen. Sie lehnte sich an einen Brunnen und blickte zu der Säule hinüber. Ihre Augen hat ten einen starren Ausdruck angenom men. Sie konnte es noch immer nicht fassen. —- Warum mußte die Wunde wieder ausgerissen werden! Sechs Jahre war es her, und doch, wie schwer, wie schwer lastete jener un glückliche Tag heute wieder aus ihrer Seele! —- Jshr Sohn, ihr einziger, war in der Großstadt und studirte. Dort lernte er die Anderson kennen. Und er lernte sie lieben. Und eines schönen Tages starb er an dieser Liebe. Er hatte sich erschossen. —— Wie die Mutter dann an seiner Leiche weilte, wie sie in seinem bescheidenen Zimmer herumkramte und wie sie sah, daß er nur siir die Anderson gelebt hatte. daß er sie geliebt, daß er sie vergöttert, daß jede Lebensregung ibr und ihrer Kunst geweiht war, —- Sa verfluchte sie die Künstlerin und nahm gebrochen Abschied von ihrem todten Liebling Sechs Jahre Vergingen so. Die Zeit hatte vieles geheilt. Und beute wurde die Wunde, die dem Mutterherzen ge schlagen war, rnit talter. unbarmher ziger Hand wieder ausgerissen. Mit aufzehrender Ungeduld erwar tete die alte Frau den Tag des Gast spiels. Sie wußte nicht, was sie ma chen sollte, und sie sann hin und her, wie sie diesen Tag verbringen wollte. Sie beabsichtigte sortzureisen, dann wieder wollte sie zu der Künstlerin ge hen und ihr die zarten Worte entge genwerfen, daß sie die Mörderin ihres Sohnes sei. Ratblos ging sie vorn Hause fort, still tam sie wieder heim und setzte sich weinend in das stille» Stäbchen, .-as durch eine Linde, die ibre Zweige bis vor die Fenster reckte, l verdunkelt war. ; Und der Tag kam. Die alte Frau T hatte in der Nacht keinen Schlaf ge- s fanden. Ja der Frühe schau ging sie ; fort. Wohin sie lam —- iiberall wurde ; sie gefragt, ob sie denn die große; Künstlerin nicht hören wolle. Wie ge- J betzt tam sie Mittags zu Hause anJ Allmiihlich war der Gedanke in ihr« ausgestiegen, in das Konzert zu ge-; ben. Sie schalt sich selbst wegen die- f fes Vorbabens. s Der Nachmittag tam herauf. Wie- ’ der ging sie vor die Stadt, durch die Lindenallee nach dem Friedhof hin aus. Lange blieb sie dort. Und als der Abend kam. als sie wieder zu Hause war. da hielt sie’5 nicht länger aus —- sie mußte hin. Sie mußte sie sehen und hören. Scheu setzte sie sich in eine Ecke. Eine Symphonie wurde zuerst ge spielt. Es flimmerte ihr vor den Augen, sie glaubte von einem Traum befangen zu sein. Der Beifall der Menge rüttelte sie empor: ietzt mußte sie kommen, —- das Programm, auf dem es ja zu lesen stand, zitterte in den Händen der alten Frau. Und sie sam, —- empfangen von dem Beifall des Hauses, den sie gar nicht zu be achten schien. Wie träumend wareni ihre ernsten Augen in den Saal ge- s richtet. i Und sie beaann zu singen. Es klang so feierlich, so wunderbar, als würdet der Duft fremder, diiihender Gärtenj herüberaetraaen. Die alte Dame laß . zitternd und starrte aus die Sängerin, wie aus ein überirdisches Wesen· Jhr wurde immer feierlicher Fu Muthe. Heiße Tbriinen stieaen ihr in die Auaen. Sie glaubte in einer Kirche zu sein, in der die Orael alte, längst vergessene Weisen spielt. Leise und wie trostbrinaend klangen die Worte, die von dort herüberschalltem »Ewig wirst du dann aenesen, Wenn die Rosen blühn — Die Sängerin verbeugte sich leicht und wallte abtreten. Das Publikum ließ sie nicht gehen. Und die alte Dame saß da und weinte. Es larn über sie wie Herbstsonnenschein, der alles der aoldet, was uns aus dem Wege des Lebens draußen weh that. —- Das Kinderschicksal stand jeht ganz anders vor ihrer Seele, und in dem aeöngftig ten, verwirrten Herzen der Mutter er wachte eine milde Rührung. eine ver stehe-ade, verzeihende Ruhe. — — Und wieder hob die Künstlerin zu sinaen an. Wieder klang und jubelte es in den Saal hineini und wieder wollte der tosende Beifall kein Ende nehmen« —- das Konzert war aus. Die Mutter ging durch die stillen Straßen, aus die der Mond lange Schatten wars, in ihr altes haus. Ja, das war herrlich ewesen. Jetzt ver stand site wie i r Sohn die lieben konnte. Sie saß lange, lange an dem kleinen Fenster unter der Linde und starrte hinaus zu dem sternmbdsgten Himmel. —- Und wenn rhfe Thr« en fielen, dann suchte sie Trost rn« dem Erinnern an die Zeit, da die kdsilrche Zeit, die der Todte in seiner Liede zu diesem herrlichen Geschvps durchlebt haben mußte. « Allmählieh sand sie ihre Ruhe me der. Gereitet, stand das Bild ihres Liebling-« in schönem, reinem Lichte pp- usren Augus- Ja, an solcher Li wiire auch sie gestorben. — , Am nächsten Morgen fand die An derson ein Keines Couvert zwischen ihrer Post-»Sie öffnete es. Auf einer Visitenta "" standen in ecliaer Schrift -folgende - rte: Haben Sie herzli loben Don - fiir den aestriaen Abend. iCr hat mir Ruhe und Frieden ge »btachk. —- Eine Mutter, die Jhnen verzeiht.« i Ver Adler und die Schwalben. "Beobachtet am 16. Juli 1905. Von Professor Dr. Arnold Dodel. Nachmittags wars um 1 Uhr, bei ßer, sonniger Sommertag. Um den hohen grauen Campanile von San Lorenzo kreisten glückliche Schwalben paare; denn in den Maueriöchern der hoch in’s Blaue ftrebenden Umfassun gen des Thurmes war es lebendig von Zungem Schwalbenvolst, —- alles im Säuglings- respektive Aetzungsalter. Jn kurzen Intervallen schwenkten die fliegenden Schwalben von ihrer son nigen Laufbahn ab, gegen das Mas siv der Thurmseiten, rasch zu ihrem Nest huschend um dort an die weit tlaffenden hungernden Schnäbel ihrer Schwalbentinder Jagdbeute abzuge ben. Fliegen und Mücken und alter hand anderes Jnsettenvolt, was ihnen beim Schwärmen um den Thurm quer in die Flugbahn gerathen war. Eins, zwei, drei — so verließ jeder Schwalbenvater, jede Schwalbenmut ter, so da den Jungen ein Stück Nah runa in’s Mauerloch gereicht hatte, rasch wieder die Thurmmauer und lreiste von Neuem um den Campa nise. Osfenbar war es die Zeit des Mittagessens auch fiir das Schwal benvoll, — das sah lehr gemiithlich und sonnig und lustig aus. Wer möchte nicht Schwalbe sein und munter seine Kreise um einen wetterharten Glockenthurm ziehen. Fliegen und Miicten im blauen Luft meer haschen’ Ja, so ein Schwalben leben am Eamvanile: die reinste Poe ste! Alles, was an dem Thurm schwelgte in Glück und Lust. Es ist aber doch zu heiß, urn vor Lust schreien und jauchzen zu tönnenz denn die Wetterfahne hoch oben iiber der tupferbedeckten Kuppel ist von Siid nach Nord gerichtet und das bedeutet zu dieser Tage-s- und Jahreszeit — trovische Wärme· . Unten über dem grünblauen See kreisen Adler. Jn majestiitischen Be weaunaen ziehen sie ihre ab- und aus steigenden Sviralen, ganz nach Will tiir und Laune, bald dahin, bald dort hin-.steuernd, dem Zufall überlassend, ob ihnen diese Tageszeit einen Fisch an die Oberfläche des Sees bringe, aus daß sie ihn im Fluge von der Wasseriläche weahaschen und dann auch im Weitersluge verschlingen. Auch diese Segler der Lüste sind zu beneiden: sie sind wahrlich die Könige des Lustmeerk Und ihr Flug ist eine stolze Bewertung siegreich und geistv lratisch. erhaben und vollendet raub- i thierhast. wie es das Sprichwort sagtJ Da sährt einer dieser Adler vom See hinweg, in stolzer Spirale höher steigend über die Niederungen ders Stadt und hoch hinaus über die Halde l mit der Kathedrale und ihrem maleri- ; schen Camvanilr. Wenige Sekundenl genügen: er zieht schon seine Kreise im z Zenith des Glockenthurmeö. Sein Er- ; scheinen bringt nun raschen Wechsel in die Szenerie. Die vielen aliicklicken Schwalbenpaare ziehen plötzlich wei-’ tere Kreise und erheben sich schwam weise in die Lust. hoch» iiber den "Thurm: die Schwalben umkreisen den Adler ohne Lärm und drängen sich ge legentlich wie aus Kommando dicht an seine Seite, manchmal auch guer ihm in die eigene stolze Flugbahm namentlich dann, wenn er Miene macht, sich dem Camvanile zu nähern. Jn die ganze lustige Bande dieser kleinen Vögel ist stiller Todegmuth aesahren. Jede Bewegung des Raub vogels wird mit entsprechenden strate gischen-Betregungen der Schwalben beantwortet. Bald gelingt es den letzteren, ihren vermeintlichen Erb seind vom Thurm in die Ferne abzu driingen. Allein er kehrt nochmals-zu rück, zieht abermals seine Sviralliiuse iiher der Wetterfahne und wird nun von einer verdoppelten Gegnerzahl verfolgt. Waren es vorher fünfzig Schwalbenpaare, so sind es nun hun dert, die ihn von allen Seiten um J schwirren und gelegentlich ihm aus den » i Leib rücken. Gegen solche Uebermacht, i von Kleinen in riesiger Mehrzahl kann ! ! der einzelne, und wenn er noch to grokz wäre, gar nicht auf die Dauer auf kommen. Das iit auch im Reich der Lüfte eine Unmöglichteit. Der Adler « hat dies bald eingesehen· Nach weni- . gen Augenblicken glitt er von seiner ipiraligen Bahn ab und floh in gera der Linie gegen die Berghöhe von Porza und Sen-Bernardin Und erst geraume Zeit später kamen die Schwalben-Eltern wieder zum Cam panile zurück. irohlockend ihre trieb lichen Nester wieder besuchend und ib re Jungen weiter ätzend, als wäre nichts Stdrendes und Bedrohliches ge schelten Was braucht der Adler, dessen ge wohnte Nahrung drunten im See zu finden und iiir den Geübten leicht zu haben ist, nach jungen Schwalbeniim dern sich Gelüste aufsteigen zu lassen! Jeder möge seine Kreise ziehen: der eine um den Campanite, der Andere über dem iischreichen See! »Nimm iiir alle hat die Erde!« Das habe ich nie so lebhaft empfunden, wie heute, da michs die kleinen Schwalben gelehrt haben, wie viele Kleine mit geeintern starken Willen auchim Stande sind, W den frevlen Muth des Störtsten zu brechen. Gesegnet seid ihr, Schwal ben von San Lorenzot - Der Letzte seines Stammes. Ein deutscher Reichssiirst« von des sen Reichsfiirstenthum gewiß die we nigsten Deutschen etwas ahnten, ist soeben in England gestorben und da mit zugleich sein durch mehr als eines seiner Mitglieder berühmt gewordenes Geschlecht fiir immer erloschen. Des Fürstentitels bediente sich zwar der siebente Carl Cowper in seinem Leben nicht, sondern er begnügte sich mit der Würde eines großbritanni schen Peers, nichtsdestoweniger ist es Thatsache. daß er das Recht gehabt hätte, ihn seinem Namen vorzusehen. Die Familie Cowper stammt ausder Grafschaft Sussex, und ihr Ansehen und ihre Grasentrone datiren von je nem William Col-oben der am Anfang des 18. Jahrhunderts als Großsiegeli bewahrer und Lordtanzler die engli sche Politik leitete und in der Zeit ! zwischen dem Tode der Königin Anna i und der Thronbesteigung Georgs i» Ides ersten Königs aus dem Hause i Hannover, auch zu den Regenten Eng « lands gehörte. Einen Cowper erhob JKaiser Joseph li. aus Gründen, die s sich leider der Kenntniß der Nachwelt entziehen, zuerst am 21. Januar 1779 in den Grasenstand und am 31. Januar 1788 in den Fürstenstand des heiligen römischen Reiches deutscher Nation. Diese beiden Würden aehcn nun mit dem Tode deg Carl Cowper unter. Auch dieser letzte Carl Cowper ist politisch in seinem Leben hervorge treten, und von 1880 bis 1882 hatte er das wichtige Amt eines Vizetönigs von Jrland inne. — Daß die deutsche Reichssiirstenwiirde auch an Auslan der verliehen wurde, ist übrigens be tanntermaßen gerade im 18. Jahr hundert mehrfach vorgelommen. So hätte zum Beispiel der jeweilige Her zog von Marlborouah die Berechti gung, den Titel eines »Fiirsten zu Nellenbnrg« tnach einer ehemaligen schwäbischen Landgrasschast, deren Hauptort das Städtchen Stockach ist) zu führen. iDenn sein berühmter Abn herr. der Sieger von Höchstädt, war vom deutschen Kaiser -17«6 mit dem · Reichssiirstentbum Mindelbeim be lehnt, das später gegen Nellenburg vertauscht wurde. Noch zahlreicher aber sind die Verleihungen deutscher Grasen- und FürstentitcL ebenfalls im 18. Jahrhundert, an russische Großwiirdenträger gewesen. - Ein Held ver Alpen. Der Schweizer Führer Leopold Grand wurde durch den Orden der französischen Ehrenlegion ausgezeich net, und diese Ehre traf teinen Un wiirdigen. Grand lebte viele Jahre in einer kleinen Hütte auf dem tleinen Santt Bernhard und rettete unzähli gen Reisenden das Leben, die ihren Weg verloren hatten oder von Stür men und Lawinen überfallen worden waren, ohne das Hospiz erreichen zu können. Jm Jahre 1887 rettete Grand fünf Reisende, die in einem Schnee sturm verweht waren, vom sicheren Tode. Er erhielt dafiir eine silberne Medaille. Jm folgenden Jahre em pfing er vom König von Italien das Verdienstkreuz, weil er das Leben von sechs Jtalienern gerettet hatte. Einige Jahre darauf kamen Grund und sein Sohn einer Gesellschaft von Als-im sten zu Hülfe, die von einer Lawine begraben worden waren. Während der Vater eifrig an der Rettung der Verungliickten arbeitete, fah er den Sohn plötzlich vor feinen Augen ver schwinden und lautlos in die Tiefe versunken Als der arme alte Mann sah, daß sein Sohn unrettbar umge kommen war, sagte er ein Gebet und ging dann wieder an die Arbeit, die Leute aus de"n Schnee herauszuwer ben, und trug sie dann einen nach dem anderen auf seinem Rücken nach der Hütte, die fast eine Meile entfernt war. Noch im Jahre 1900 rettete er einen Trupp Soldaten vom Tode, und es ist tein Jahr verflossen, ohne daß der tapfere Greis nicht mehrere Menschenleben gerettet hätte. Zum poselfchniz. Laßt die tleinen Vöglein fingen Und sich froh zum Himmel schwingen, Laßt fie Nester bau’n und brüten, Doch vertreibt sie von den hüten. Schwer bestraft den Vogelfangen Der uns raubt die tleinen Sänger; Wer mit Nuthen sie und mit Netzen Föngt, verfalle den Gefetzen. Wer den Sängeen ·fchafft Bedriing mik, « Weg mit ihm in das Gefängniß, Alles andre wird nichts nützen; iStrenaer Richter laß ihn sißem f Doch was soll man denen sagen, l Die auf bitten Vögel tragen, Die zulieb’ der armen Mode Schuldin find an ihrem Tode? Was foll mit der Maid geschehen, Die mit Voaetht wir fetten. Die, um tbörtcht sich zu fchmücten, Uns zerftitrt das Lenz-Entzücken? Gegen die verkehrte Sitte Hilft nicht Mahnung oder Bitte; Alles andre tann nichts niinern Lieber Jüngling« laß sie —fihen! M M. An »Sa, die zwei Jahre, die Du eingesperrt warsi. haben Dir ärlir Zitt gethan?« —- Cinbrecher: » a, « glaubst nicht, wie meine Nerven her unter waren!« Gitter statt-. A.: »Mir ist nichts mehr zuwider als eine so gelehrte Frau.« — Q: »Hast recht, Emili Wenn Du ’mal heiäathest so nimm eine, die zu Dir pa ." Unter Schalk-few »Na, Dein Vater dürfte ein sehr finsteres Gesicht gemacht haben, als er Dein Schulzeugniß iakk!« — »Ja wahl «- ein Startfinstereg!" i Arn Theater A.: »Warum weinen Sie .denni' Das Stück ist doch aar nicht so eith rend?" —- B.: »Ach. ich weine um das Geld, das ich für den Schand ausgegeben« Seine Auttassnnn. Frau: »Na. Alter, Du scheinst trie der mal verschiedene Grogs getrun ten zu haben.« « Mann: »Me, Mut ter, keine verschiedenen, sie waren alle von Rum.« - Ein Jnduftrirritten A.: ,,Sehen Sie sich das Schwert an, ich werde den Tag nie vergessen, an dem ich es zum erstenMale aus der Scheide zoa.« —— B.: »Wo war das?« -— »Auf der Auttian, auf der ich es getauft habe." Aufritt-ein« Schwiegersohn lzmn Schwiegerva ter nach der Hachzeit): »Ich muß Sie bitten, mir den Rest der Mitgift ehe ftens jliissig zu machen, ich brauche es dringend . . . da hätte eg eher mit der Frau nicht so geeilt!« Praktisch. A.: »Du hast also Deinem Freun de, dem Dichter Federl, zu seinem Geburtstaae ein Automabil qeschentt?« —- B.: »Ja, weißt, jetzt fährt er den ganzen Taa ans und liest mir nicht mehr seine schlechten Gedichte vari« Schnell gehalten. Gatt: »Sie, Herr Wirth, was ist denn das? Der Braten ist eiskalt und das Bier aanz warm!" —- Wirth: »No, nachher stellen’s halt’g Bier auf den Braten a Weil, na wird’s Bier tali und der Brat’n warm.« Ein Stichlzrsspler. Fräulein: »Ach, hören Sie aus, Herr Doktor, Sie sind ein unausslehi licher Schmeichlet!« — Herr: »Ich, ein Schmeichler? Jhnen kann man ja gar nicht schmeicheln. Sagt man zum Beispiel, daß Sie einem Engel gleichen, so schmeichelt man doch nur den Engeln!'« Die Ernst-zuni. Assessor (einen Jugendfreund vor stellend): »Siehst Du, liebes Weih chen, das ist ein alter Jugendireund von mir. Wir studirten zusammen, wohnten zusammen. und wenn det eine tein Geld hatte . . .« — Freund (ein«iallend): »Dann hatte gewöhnlich auch der andere leins." Aus det- Gebirg-reise. Gatte: »Hier aähnt ein Adam-OF —- Gattim »Nein Wunder-; « Deine Unterhaltung wird ja immer langweiliger.« · Sprüche mit AnwendunseIU »Ich sitze in der Wolle,« —- sagte Rentier Müller, da war er schwer mit Gicht geplaat und über nnd über in Wolle gepackt. Erklärt »Du wolltest doch die kleine Ams hoss heirathen —-— woran hat sitt-I zerschlagen -— hat sie zu wenia Gelt-W — »Nein — zu viel Verstand!« Schon möglich. Nichter: »Jn des Angellaaten Ta schen hat man dieses Fiinsdollar-Gold stück gesunden. «"t dies vielleicht Jhr’s, Herr Zeus-« ' --- Zeuge: »Ja, das kommt mir betannt vo-r.« Viel-K einiges-. ( A.: »Saaen Sie mir doch einmal. was thun Sie denn eigentlich. daß Sie so dick werden?m —- B.: ,,Nichis!« Bosheit Parlamentarier: »Nun, was sagt man zu meiner aeltrigen Rede über die Nothlage der Landwirthschait," — Journalist: »Sie hat allgemeines Mitleid erregt.« Zur Bequemlichkeit ,,Großartig, diese neuen Hänlert Wasserleitung, Telephon, Kanalila tion, elektrischec Licht —- ja, loaak die Gläubiger hab' ich im Hausei« Seine still-hu Sonntagsreiierz Da schreiben die Leute immer von Erfindungen lenk barer Lastschiffe, Sie sollten lieber lenkbare Pferde erfinden. Rath eines einsetleilchten Juni-stellen. Onkel: »Du willst heiratheni« —- « Neffe: »Ja, lieber Onkel!'« —- Onkk «Thu’s lieber nichts Der Spaß lostri viel Geld und lann unter Umständen 50 Jahre dauern!«