Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 22, 1905, Sweiter Theil., Image 13
»F . ,- Zer Ehr-entkeim. huinoresle von E. N e ck e t. »Zwei aroßwjioffey ein kleiner vKoffer, fünf Schachteln, eine Reise tasche, zwei Plaidbiillen, ein halbes Dutend Schirme! Aber liebe Adel beid, it das nicht etwas viel für einen vierze ntiigiaen Aufenthalt in Ban sini Im Strandbaus dort wird doch such nicht so viel Totlettenluxuö ge trieben, was willst Du mit all’ dem Kram denn eigentlich anfangen?" »Aber lieber Mann, ich habe doch nur das Allernotbwendigfte mith nommen. ich kann doch im Seebad nicht nackt und blon herumlaufen. Außerdem ist doch auch ein Theil von Klärchens Garderobe dabei!« »Also nur das Allernothwendiastel Ich danle —- das wird eine schöne Uebers-tacht loslen.'· Das Gespräch fand an einem schö nen Sommetmoraen in einem elegan ten hause der Friedrichstrasie zu Be beim, der Provinzialhauptstadi, zwi schen dem Branddirettor Müller und seiner Gattin, Frau Adelheid, geb. von Stibbe, statt. » Mit einem schweren Seufzer mu fterte der Hausberr nochmals den Hauer Geviicl, als plötzlich sebr leb haft die Klinael ertönte. Kurz darauf lam das Dienstmädchen derein; »Herr Direktor, draußen ift eine Putotschion. die Sie sprechtn will.« »Was siir’n Dina?« »Da, drei Männer im schwarzen Fracl und hoben Hut.« »Ach so, eine Deoutation — was wollen denn die? Wabrscheinlich eine Bitte um Unterstützung! Aber ich habe ietzt keine Reit, sagen Sie Ihnen nur, ich wollte eben verreiien -- -— aber, o weh. da sind sie schon!" Lanasam wanden sich durch Koffer nnd Schachteln drei Männer. Schwarze Fräckr. urspriinalich siir eine länast entschwundene Generation aebaui, und lanafchößiae weiße Westen bedeckten die Oberlörver und wurden an Unmodernität nur von den irden falls von Anno 1 stammenden Rnlins dern übertroffen Richciae Klein städter! Feierlicher Ernst und hohe Würde laa auf den Mienen der drei Männer. Von denen der Erste eine lanae, baaere, bartlose Gestalt war. während der Zweite, kurz und dick, sich eines an aenebmen Väuchleins erfreute. Der Dritte war ein kleines zierliches Männchen mit fvitzer Nase, spitzem ichwanen Schnurrlnebelbart. der sei netzt Gesichte etwas Mephistophelischez aa . Noch hatte der Vranddirettor sich von seinem Erstaunen nicht erholt, als die drei Gestalten sich wir Automaten feierlich netbeuatett. der Lanae seinen aroßen Mund aroß öffnete und also beaannr »Hochbereh:ter lHerr Beanddireltork Nicht allein in unserer Heimatster vinz, sondern auch in all: n Protinzen unseres deutschen Vaterlande-i — nicht allein in den Prodiuzen des deut schen Vaterlandes, sondern auch dar iiber hinaus, nicht allein iiber den Provinzen hinaus —- sondern auch -—— —- in allen Provinzen —- —-« Anscheinend hatte der Sprecher hier schon den Faden seiner Rede verloren, er drehte in wahrhaft beänastigender Weise seinen Hals, wie ein S,torch der in der Wiese Frosche sucht, räusperte sich drei-, viermal sehr energisch und begann nochmals: »Nicht allein in. den sämmtlichen Provinzen des deutschen Reiches, son dern auch in dcn anderen Provinzen und darüber hinaus —— nicht allein in unserer Vaterstadt, sondern auch in unserer Provinz und darüber hin ——« ,,Niim1ich —- Herr Branddireltor »wir bringen Ihnen einen silbernen Ehrenhelm," siel hier der Dicke dem Redner in’s Wort. »Wir sein Sie nämlich aus Altröbelbach und haben viel von Jhnen gehört, und daß Sie so viele sreirvillige Feuerwehren ge gründet hoben, wir han aber noch tei ne Feuerwehr, aber die Neuröbelbacher han schon eine und haben ihrem Hauptmann einen Ehrenhelm ar schentt, der is Sie aber man von Neu silber —- und was die Neuröbelbacher tönnen, das können die Altröbelbacher erscht recht. und weil wir noch keine Feuerwehr haben und darum auch noch keinen Hauptmann, so haben wir Altröbelbacher beschlossen, Jhnen ei nen Ehrenhelm zu schenken -— es ist aber tetn alsenidener, wie den Neu tiibelbacher ihrer, nein, unserer ist ganz von echtem Silber, und wir Alt riibelbacher, toir können uns das er lauben, wir haben’s ja dazu —.« Ganz erschöpft schwieg der Dicke, der seine Rede wie einen Wasserfall herausgesprudelt hatte, und wischte sich mit einem mindestens einen Qua dratmeter großen, rothen Tuche den Schweiß von der Stirn. « Feierlich nahm der Branddireltor den blanten Helm in Empfang und lud die Herren zu einem Glas Wein ein, was sie erst nach längere-n Prote stieen annahmen. Frau Adelheid saß während der lebhaften Unterhaltung wie aus Kohlen, denn der Zug wartete nicht, und es fehlten nur noch säus undvietzig Minuten bis zu seinem Abgangr. —- Endlich ging die Depa tation, und das Ehepaar machte sich aus den Weg. während Märchen, die achtzehnjährige Nichte, allein zurück blieb, um die Ankunft ihrer Mutter aus Berlin zu erwarten und dann mit » dieser nach Bansin zu folgen. Während Märchen etwas Ordnung schasste, mochten vielleicht zehn Minu ten vergangen sein, als es wieder und zwar sehr energisch, klingelte. Märchen öffnete, und vor ihr stand ihr Vetter Assessor Haber. »Bist Du es Frist« fragte sie unb erröthete ohne jede Veranlassung. -»Na, natürlich bin ich’s —- Klär chen —- Guten Tag — ist der Onkel zu Haus?« »Nein, Fritz, eben abgereist!« ,,Abgereist —- das ist ja einfach sckeuszlich muß der gerade heute ver reisen! — Das ist ja furchtbar schreck lich — haarsiröubendl —- Verreist!« Wie ein aelnirltes Rohr sank der Assessor in einen Sessel. Aber nur we-. nige Minuten brütete er düster vor sich hin, dann sprang er aus und rannte im Zimmer hin und her wie eine Hy äne im Käfig. -« Klärchen schaute erst ganz sprachlos zu, dann aber begann sie: »Aber Fritz, was hast Du denn? — Jch kann doch nichts dafür. Onkel und Tante haben es gestern beschlossen. Was hast Du denn, ist Dir was Un angenehmes passirt?« »Es kann mir gar nichts Unanae nehineres passiren als diese verwünsch te Reisr. Du weißt doch. daß Onkel mein Bankier ist, bei dem ich Geld bole wenn ich was brauche. Jch bin augen blicklich ganz abgebrannt—trotz des Onkel Branddirektors —- höllischer Witz, was? Kommt vorhin einer mei ner besten Freunde, der Referendar ZimpeL aus meine Bude aestiirmt und s will mich anpumpen. Das Unglücks- ; wurm hat aeieut, verloren und muß " bis heut Mittag bezahlen. Jch hatte ; ihm natürlich eine ariindliche Stand- H rauke gehalten, weise ihn daraus hin, J daß das Spielen ein Laster und den J Charakter verdirbth Du brauchstj übrigens nicht so spöttisch zu lächeln, Märchen — kurz und gut, ich mache - ihm die Hölle ordentlich heiß, aber» schließlich muß ich doch versprechen, ; ihm set helfen, denn das leichtsinniqe Hahn will sich sonst todtschießen. Er sitzt nun aus meiner Bude und wartet ; aus den Mammon. Sitzt dieser On- , lel jahraus jahrein wie eine Schnecke in seinem Haus, und nun, wo man ihn gerade braucht, reist er nach Bansin. ’S ist wirklich zum Todt schießen!« »Aber, Fritz, wieviel brauchst Du denn?« ,,Pah, lumpige hundert Mark, mehr nicht -—— aber die muß ich haben, sonst schießt Zimpel sich todt, ich bin bla mirt und schieß’ mich auch todt, alles weil es Onkel einfällt, gerade heute zu verreisen.« »Aber, Fritz, Du wirst doch nicht so schreckliche-E- thunZ Vielleicht können wir noch Rath.schassen. MeineWirth schastslasse stelle ich Dir zur Verfü auna. —--— Las-, mich mal nachzählen Siehst Du —-— 51 Mark 15 Pfennig. Hast Du denn got nichts Mehrs« »O doch-ich hab’ immer noch ein Zwanzig- und ein Zehnmartstiick mit dem Bilde Kaiser Friedrichs, und da ; noch einen Thaler, drei Nickel, sieben Biermartem zwei Knöpse, in Summa l 83 Mart 80 Pfennig, die Biermarten l gar nicht gerechnet Wenn wir unsere i Rassen zusammenschmeißen halsen wir schon 84 Mark 45 Pfennig. Wo bekommen wir aber die fehlenden 15 Mart 55 Pfennig her? -— Halt, ich hab’s, so tvird’s geh’n!« Des Assessors Auge war aus den in der Sonne blitzenden Ehrenhelm ge fallen und leuchtete freudig auf. Aber ebenso schnell wurde es wieder trübe, ! und trostlos rief er: l « »Nein, das ist auch nichts, derHelm ist «doch blos-, von Blech —— ich hätte sonst-— ; »Nein Fritz, der Helm ist von ech- I tem Silber, der dicke Herr hat es vor- » hin Ontel ganz sest versichert.« »Was —-— von echtem Silber — hurra, dann ist uns geholfen. Jch trage das Unthier aufs Leihamt, 15 Mart 55 Pfennig bekomme ich wohl dafür! Morgen lasse ich mir telegra phisch Geld von Haus anweisen und löse ihn wieder ein. Hurra, Märchen, zwei Menschenleben sind cerettet!« Damit hatte er die sich in ihrer Ueberraschung kaum sträubende Kon sine umarmt und ihr einen herzhaiten Kuß aus die rosigen Lippen gedrückt und war hinaus, die Treppe hinunter. Klarchen war noch ganz sassunas los, sie war sich noch nicht einig« ob der stuß Fritzens nur ein Olusbruch seiner Freude war, oder obderselbe sie viel leicht gern habe. als das Dienstmäd chen mit der Meldung herein kam: ,,Fräulein, die Putatschion ist schon wieder da.« Dicht hinter dem Mädchen tauchten aukh schon die drei ominösen Gestalten au . . »Nehmen«Sie’s man ia nich iebel«, begann der lanqe Sprecher fast schilchs tern, »wir han uns versehen --—« »Na rede nur nicht lanae. Mitmen lich«, unterbrach ihn der Dicke wieder »me: han uns nämlich aeirrt, der Helm ist gar nicht siir diesen Herrn Müller, der soll fiir einen Herrn Mül ler, der nebenan wohnt, und da meckp gen wir den Helrn man gern wieder an.« Märchen war wie vor den Kopf cre schlagen. Aber resolut, wie sie war, sagte sie gefaßt: »Den Helm bat mein Onkel wmitgenomrnen ich bedauere »Na —- das is ne scheene Beschn rung — da harnen mer de Vastete!« Der kleine Mephistopbetes, der die sen Seufzer hervorstieß, sal) geradezu kläalich dabei aus. »Die Herrschaft kommt zurück«, meldete das Mädchen zur unbändigen Freude der Deputation, während Alarchern deren Nothlüge nun ans-Ta geslicht kommen mußte fast ohnmäch tig auf den nächsten Stuhl sank, als Onkel und Tante eintraten. »Wir haben leider den Zug verpaßt —- zu unangenehm«, sagte verstimmt Herr Müllers da merkte erdie frem den Herren, die ihn iiber die Sachlage auftliirten. »Bitte, Märchen, gieb den Herren docb den Helm«, sagte ärgerlich der Onkel. Aber Klärchen hatte sieh weinend zur Tante gefliichtet und sagte kein Wort . »Gdb’n Se’n man raus, Herr Di rektor«, triihtcs nun der kleine Mephi stopheles, ,,Se han den Heim ja im Gasser.« f -?Was, ich hätte den Heim im Kos er « »Gewiß, das Freilein hat’s uns ja eben erseht erzählt — backen Se’n man Aus, Herr Direktor.« Jn diesem Augenblick kam glück licherweise der Assessor zurück, den ominösen Heim in der Hand, welcher der freudestrahlenden Depntation na türlich sofort übergeben wurde,— wor auf diese unter vielen Entschuldigun gen schleunigst abzog. Nun aber verlangte der Branddiret: tor ganz energisch Aufklärung. Diese gab ihm der Assessor, der sehr veraniigt war. Er erzählte ihm, was vorgefalten, und daß der Tarator aus dem Leihamt ihm höchsten-Z Z Mark halte bewilligen wollen, da der Heim nur von ganz gemeinem Blech sei. Er sei in halber Verzweiflung fortge stiirzt, da habe er glücklicherweise einen guten Bekannten getroffen, der lHbm gniltxder fehlenden Summe ausgeh sen a . Erst wollte der Onkel dem Melusin nigen Neffen eine ganz gehöriae ; Strafpredigt halten, aber dieser mach- « te sich ersichtlich nichts daran-Zu Jm Gegentheil, er war sehr vergnügt. und - wähernd der Ontel noch redete, fraite er Klärchen ganz leise, ob sie ihm im mer so treu zur Seite stehen wolle ——- » ein ganzes Leben langW nnd ihm hel sen, wenn er in Notl) sei -«-— u. s. w. Diese aber nidte selig und demBrand direttor blieben alle seine Mahnungen und guten Rathschläge im Mund-e : stecken —als Fritz nnd Klärchen Arm » in Arm auf einmal vor ilnn standen und ihn um seine Fiirsvraclie beiltliip chens Mutter baten, die am andern Taae in Viehe-im eintreffen sollte. Geriihrt umarmten Onkel nnd Tante das Brantpaar. »Die Putatschion ist schon wieder da«, meldete das Mädchen mitten in die Rührung hinein. Und wieder erschienen, dem Mäd chen auf dem Fuße folgend, die drei Unglücke-raben. Kaum hatte der Lange seine Nase in die Thiir gesteckt, als-s er gugh schon mit ansiallender Hast an u : »Hochgeehrter Herr Branddirektor! Nicht allein in dieser Provinz ——- nein auch darüber hinaus-nicht nnr dar über hinaus-sondern s-— sondern—--« ,,Herrrr!! Was wollen Sie noch!« brauste Herr Miiller auf, ,,rnachen Sie » endlich, daß Sie —« ’ »Hären Se Herr Branddirkltor unterbrach ihn der Dicke. »Es s Sie nämlich doch richtia Der scheeneczelin ist siir Sie bestimmt, der Herr Miiller ; nebenan hat uns rang-geschmissen l Nehmen Sie-s man ja nicht fiir uns-it tia. Meine Herrschaften mer habe die Ehre uns Sie tanz erlepenft zu em 'pfiihlen.« Damit verschwanden die drei schlen Piåift nun wirklich auf Nimmertsjieders e r. Branddireltor Miiller wie Regie rungsrath Hubers» denn das wurde der Assessor bald, hielten den Blech helnr in großen Ehren. Erinnerte er sie, besonders die letzteren, doch an die schönste Stunde ihres Lebens Jn tiefem Schnee fanden sie ihr Grab Eine wahre Geschichte aus«-« Alaska. Von R u f u S. i Jeden Tag spielen sich in dieser ; I« i t Welt Tragödien ab. von denen die Menschheit im Großen und Ganzen nichts erfährt —- nur so zufällig hört » man etliche davon einmal, wenn man ! irgendwo mit einem ziisamrnentrifft,l der bei einer solchen Traaödie mit-ge wirtt hat und dann, vielleicht viele Jahre später-, Abends beim Laaerfeuer oder am Kamin davon erzählt. So bin ich zu folgender Geschichte gekom men, die sich vor nun ungefähr zwan zig Jahren in Alasla zugetragen hat und für deren Wahrheit ich bürgen kann, denn ich weiß, daß der Mann, der sie mir erzählt hat nie ein unwah res Wort gesprochen hat. »Ich war am Wuton,« — so er zählte er mir, -—— »ani Fuß des Wash Late, zusammen mit etwa dreihun dert Anderen, und wir laaen in einem Camp und bauten Boote-, um zusam men den Fluß hinab zu aehen. Da wurde der tleine acht Jahre alte Bob schwer trank. Er war mit feinem Vater, welcher Brassel hieß, zu uns qetommen, u·nd wir alle hatten den prächtiaen Junaen lieb aewonnen — wir konnten nicht beareisen, warum der Vater ihn mit sich aebracht hatte, es mochten wohl aanz besondere Ums stände sein« die ihn dazu veranlaßt hatten. Und nun war der Junge lranl. wurde täalicb schlimmer, und die dreihundert Männer unseres La aers waren darüber einia, daß er nur noch gerettet werden konnte, wenn er nach Inneau zu dem dortigen Arzt gebracht wurde. Aber Juneau war hundertundzwanzia Meilen weit vorn Wafb Late. Wenn aber dreihundert Männer wie diese Männer über etwas einig sind, dann geschieht es —- es wurde beschlossen, den Knaben nach Juneau zu bringen« Natürlich war der Vater Derjeniae, der in erster Linie dazu bestimmt war, den Weg zu machen, und der Zweite war ich. Warum man mich dazu- erwählte, hatte seinen Grund —- mein Partner war einige Taae vorher mit seinem Schlitten in ein offenes Loch gerathen, als wir über den See marschirten und war vor meinen Augen ertrunien — wir hatten ihm nicht helfen können, denn das Wasser hatte ihn sofort unter das Eis aerissen. Seitdem sah ich den Partner vor mir, wo ich ging und stand —- ich sah, wie er den großen Fluß hinabaetrieben wurde unter dein Eis, ich konnte das Bild nicht loswerden, und das machte mich unfähig zur Arbeit. Da dachten sie wohl, ich sei der rechte Mann dazu, mit Brassel und seinem tranken Söhnlein nach Juneau zu marschiren —- das würde mich aus andere Gedan ken bringen. So wurde denn ein Schlitten zu recht aemacht, mit Bettzeua versehen, mit Nationen für fünf Tage beladen, der Knabe wurde darauf aebettet, und fort aina’s in die Wildniß hinaus. Es war ein hartes nnd aewaates Unter nehmen, aber der Knabe war todt trani, es mußte sein. Der alte Pferde doktor Blackstoff, der bei uns war, saate, es sei das Berg-Fieber, nnd der Junae könne nur in Juneau gerettet werden. Der Abschied vom Lager war er areifend in seiner schlichten Einfach heit. —- ,,Jungens«, sagte Brassel mit einer ihm eigenthiimlichen Feierlich leit, ,,oielleicht wird es nicht gelingen, aber ich will es versuchen. · Ich liebe das Gold, aber ich liebe den kleinen Kerl noch mehr. Jhr Alle seid gut gegen den Kleinen und geaen mich ge- ; wesen. ich danke Ench. Und wenn es « Am »Forth Milc« lFlnssch Gold aiht. ; so wünscht Jack Brassel Euch, daß» Ihr es sindei.« l Alles war hedertt mit Eis nnd » Schnee, als wir aufbrachen —— ich sehe « es noch vor mir, als ob es gestern ae- ; schehen wäre. Und am Himmel spiel ten die Nordlichter um den Vol herum mit einander Versteelen. Zuerst aina es fiinfundewanzia Meilen lana iiber den See-— es war ein scharfe-s Mar schiren und ich Vase-te aus« dass wirt nickt in offene Stellen aeriethen - -— ich ; musite jeden Anaenblick an meinen; Nartner denken. Vrassel sprach Stunden lana kein Wort ——— er Joa. den Schlitten mit dem Knaben, und« ich hiirte wie das Kind hier nnd da im Delirinm sprach und ,.Mama! Mamal« ries. Dann drehte sich Brassel um nach ihm nnd saate sanft wie eine Mutter: ,,Bohhie, wir aehen heim Zur Mutter. habe Geduld klei ner Mann, wir werden schon hinloms inen.« Ich konnte kaum die Tbränen zu rückhalten, wenn ich denMann so spre- t eben hörte, es schnitt mir ins Herz. So gina die kurze Alaska Mai-Nacht dahin, und die Sonne aing auf. Wir aßen unser Frühstück und weiter ainas -— den ganzen Taa, denn Brassel marschirte voran und ich konnte und» wollte nicht zurückbleiben Gegen : Abend waren wir 60 Meilen weit marschiri. Der Knabe war währendj des Taaes besser gewesen Abends lam das Fieber wieder und er pbantasirte ; Bald war er auf dem Dampfer, aliick- ; lich und srob. bald war er zu Hause s bei der Mutter, und trieb dort das Vieb auf die Weide· Sein Geist wanderte von Szene zu Szene ----er war schwer krank. Brassel sprach nur wenia —- er machte ssrb Vorwürfe daß er den Knaben mit sich gebracht babe. »Smitb«, saate er Zu mir, »ich mus; das Kind retten — ich muß beute Abend noch weiter.« Es war nicht möglich, ihn zurückzu halten —weiter aina’s, nach kurzer Rast, über Eis und Schnee. Jetzt waren wir vierzig Stunden unter wegs, da konnten wir nicht mehr wei ter. Wir packten das Feind ein, als der Morgen anaebrochen war, und leaten uns nieder Und schliefen, wir schliefen bis zum Abend, so zum Tode erschöpft waren wir. Da weckte mich Brassei. Er jubelte sast,ser sagte, der Knabe sei besser —— das Kind war bei llarem Verstande. Aber als ich die stammenden Wangen des Knaben sah und die sonderbar leuchtenden Augen« da wußte ich, daß er nicht besser war — sarer ich hatte das Herz man, es dem Vater zu saaen. Und als der sinabe dann sprach: »O was bin ich froh, daß wir nach Haufe aehen,« und hierauf zu seinem Vater saate: »Nun thue, wie die Mama es thut, und tniee bei mir nieder und bete mit mir,« da lnieete ich auch mit nieder nnd das Kind betete fein Abend aebet: ,,Miide bin ich, aeh’ zur Ruh’, schließe meine Auan zu; Vater, laß die Auaen dein iiber meinem Bette sein«. Der Knabe schlief ein, und wir aßen ein wenia, und dann bra ehen wir wieder auf. Am Morgen waren wir am Laie Linderman, und ietzt war nur noch die große, mit Schnee bedeckte Beratette zwischen uns nnd dem Meere, noch dreißia Meilen weit. dann waren wir am Ziel. Wir hatten erwartet, hier Jndianer zu finden, die uns weiter helfen soll ten nach der Küste, aber es waren teine da. Das war- schlimm, aber Brassel verlor den Muth nicht. »Wenn Gottes will, so werde ich den kleinen Burschen nach dem Sheev Camp brin neu-dort finden wir sicher Freunde, die uns nach der Küste weiter helfen. Könnt Ihr es noch ein paar Stunden länaer aushalten, Smith?« Ja, ich konnte es—so antwortete W I ich, ohne zu wissen, ob es Möglich war, und fort ging es. Aber nun ging die Noth los-—alles Borherige war da gegen nur leichte Arbeit gewesen. Jetzt gings die Berge hinauf, und Schnee und Sturm stellten sich ein. Immer dunkler wurde der Himmel, immer schlimmer das Wetter, und die Kälte wurde schneidend. Da. zog Brassel seinen Mantel aus und deckte das Kind damit zu —- in dünnem Rock marschirte et weiter. Er war ein Held — so heldenhaft, wie nur je ein Mann gewesen ist. Aber seine Kraft war zu Ende-— ich sah das und wußte nicht, was nun mit ihm werden sollte. Brassel mußte wohl auch zu dieserErlenntnifi gekom men sein, denn plötzlich nahm er meine Hand und sagte: ,,Smith, ich kann nicht mehr weiter, ich mus; einen Augenblick ruhen. Aber ehe ich mich lege, versprich mir, daß du für den Knaben sorgen willst, so lange du es vermagst; versprich es mir, ehe ich mich lege.« Ich reichte ihm stumm die Hand-— dds war das Versprechen. Da hob Brassel die -Decke, die er ijber den Knaben gebreitet hatte, um ihn noch einmal zu sehen, ehe er sich lege — und da sahen wir, was ich befürchtet hatte —das Kind war todt. Ich konnte es nicht mit ansehen — ich wandte mich ab und ließ den Vater bei dem todten Kinde allein. Allein wanderte ich den vor mir liegenden Hügel hinauf, um dort auf Brassel zu warten. Etwa dreihundert Schritte von dem Platze, wo ich ihn verlassen hatte, setzte ich mich, vor meinen Au gen wurde es Nacht, die tiefste Er schöpfung nfachte sich geltend, eine Ohnmacht umfing mich. Wie lange ich da gelegen haben mag, weis-, ich nicht -— donnerähnlicher Lärm weckte mich, und zwei Männer riefen mir ins Ohr, ich sollte auf stehen, sonst müsse ich erfrieren. Jeb fragte sie nach meinem Freunde; es waren zwei Jtaliner. Aber sie hatten meinen Freund nicht gesehen, und fragten mich, wo er sei. »Da unten,« antwortete ich, ,,da unten im Can hon«. Aber da war kein Canyon mehr, denn eine Lawine, die sich von oben berabgewäth hatte, hatte das Thal unter mir ausgefüllt, aus dem ich herausgestiegen war, und unter dem Schnee, tief unten. unter zehntausend Tonnen weißen Schnees lag Brassel zusammen mit seinem todten Söhn chen zur ewigen Ruhe gebettet. - h-— Kostbare Teppiche. Von kostbaren und merkwürdigen Teppichen erzählt eine Londoner Wo chenschrift: txin besonders prachtvouer perscscher Teppich wurde turzlirh nach England gebracht, als einGeschent des Schuh an denttönig Er ist ganz und gar Handarbeit; seine Herstellung nahm trotz der großenZahl der Ar beiter, die daran veschaftigt waren, iiber drei Jahre in Anspruch. Es ist ein höchst kunstvolles und komplizirtes Muster, in das hinein der Name des Königs »Edward der Siebente« ge webt ist. Einen Gebetteppich von er lesener Schönheit besitzt das Sout - KensingtomMuseum in London. sr mißt ungefähr 33 zu 20 Fuß, und er wurde für einen Preis von 812,500 gekauft, hauptsächlich auf das Betrei ben des Dichters William Morris hin, der selbst eine größere Summe zu die sem Zwecke zeichnete. Dieser Teppich tam ursprünglich aus der Moscheezu Ardebil, für die er im Jahre 1540 von Maksond von Kashan gemacht war: diese Thatsachse wird zusammen mit einem frommen Spruch in eilige tvebten Worten verzeichnet Zwei andere prächtige Teppiche sind vor vier Jahren in Lissabon verkauft wor den, um die Wiederherstellungskosten des königlichen Klosters von St.An toniv zu bestreiten; diesem waren die Teppiche im Jahre 1500 von einer Jnfantin aeschenkt worden. Um die« Teppiche, hervorragende persische Ar beiten, die 18 Fuß im Quadrat mes sen und mit Gold gestickt sind, ent spann sich ein heftiger Kampf. Das Angebot begann mit 84500 und stieg schnell aus 88500, zu welchem Preise ein Franzose die Teppiche erstand. Die öffentliche Meinung war indessen so sehr gegen diesen Verkauf, daß zwei andere, gleichfalls lverthvolle Teppiche, die gleichfalls versteigert werden sollten, zuriickaezogen werden mußten. Ein merkwiirdiger Teppich ist vor Kurzem in Caesaera beme stellt worden. Er zeigt eine Darstel lung der Sei-lacht von Trasalgar.11nd zwar jenen Moment in dem entschei dunasfchweren Kampfe, in dem Nel son feine verhängnißvolle Wunde em pfing. Der Teppich ist ganz ans Seide, er mißt 7 zu 6 Fuß, zwei Mädchen webten 14 Monate daran nnd er wurde dann fiir 82000 ver kauft. Auf der Londoner Vieltaus ftellung von 1851 wurde ein vollkom mener Kaschmirtevvich vom Maha radscha Goolab Sinab aezeiai. Er war ganz aus Seide zusainmenqeseyt, und jeder Quadratfnfi enthielt nicht weniger als 10,000 Knoten. -.---— Die böte Köchin. »Nun, habt Jhr Eurer Köchin ge kündigt?« »Noch nicht! Damit warten wir, bis wir auf dem Lande sind — dann thun wir’s von dort aus schrift lich!« Vorsichtig. Onkel: .,Lieber Neffe, Du solltest doch etwas mehr sparen!« —- Neffe ,,Ach, mit dem Sparen! Haft Du nicht gelesen, Onkel, daß wieder eine Sparkasse zu Gunde gegangen ist?« sue Ueimaithender Tritt-. »Was machst Du« sür ein glückli ches Gesicht, Frauchen -——— ist Dir PG besonders Erfreuliches passirt?« s »Dente Dir, ich habe heute sekis gekocht und Niemand von Euch hakt gemerkt!« In Gedanken. Bankiersgattin (zu ihrem, ties in Arbeit versunkenen Gatten): »Um Himmelswillen, der Karl hat ein Zehnmartstiick verschluckt!« Gatte: »Na, was regst Du DiesA auf? Da hast Du ein anderes!" Schwester-liebt Mamat »Nun, Röschen, was wün schest Du Dir denn zu Deinem Ge burtstag?« Röschen (die sich gerade mit ihrem kleinen Bruder gezankt hat): »Daß der Alsred einmal ordentlich durchge wichst wird.« Prärisc bezeichnet. Erster Soldat: »Warum sieht un-» ser Kamerad Meyer in letzter Zeit so"" melancholisch aus?« Zweiter Soldat: »Der ist in eine lsochherrschaftliche Speisekammer un glücklich verliebt.« Bedeuiend gebessert. Kastellan: »Das Schloß war stiis her ein berüchtigtes Raubnest, in wel chem den Reisenden Alles genommen wurde, was sie besaßen. Jetzt wird hier blos noch Trinkgeld genommen.« Nach den Flitterwochetn Er: »Ich will Dir ja gerne mein ganzes Monatsgehalt abliefern, liebes Weibchen, aber etwas muß ich dochj als Biergeld behalten. Sie: »Wozu den, mein liebes Männchen, da Du doch nie ausgehen wirst!« Beruhigt. Kunde: »Wie die Ziehung ist wie der verschoben worden?« Collerteur: »Nur um acht Tage.« Kunde: »Na, das geht. Solange reicht mein Geld gerade noch.« Nur nicht aufrech. Cigarettcnreisendert »So Tal be - Siritz - Cigaretien rauchen Sie missen Sie auch, daß Sie da nut die Ausstattung und nicht die Qua lität bezahlen?« Studiosus: »Und wissen Sie denn« ob ich sie überhaupt bezahle?« Scheinbarcr Widerspruch. Fabrikant: »Jetzt weiß ich erst rechk nicht, ob ich dem Mayer kreditirm soll. Jch habe zwei Austiinfte über ihn erhalten, die eine lautet gut uns die andere schlecht.« »Da halte Dich nur an die letztes Auskunft. Die schlechte ist gewöhnlis immer die gute.« Sehr tichtikr. «-» Lehrer: »Was ist Ei siir einWortF Schüler: »Ein Lmuptwort!« Lehrer: »Welches Geschlecht?'« Schüler: »Dös woas mer no net bis es aus-krochen is!« Entweder —- oder. Dame: »So oft ich Klavier spiele. kommt mein Kleiner und unterbricht mich; das Kind ist sicher sehr unumsc talisch.« Herr (Musikprofessor): »Ob« sehr musikalisch!« Die Hauptsache »Welchen halten Sie fiir den besten Platz zum Studiren für meinen-Sohn, München oder Berlin?« »München natürlich!« »Weshalb?« »Na, weil da das Bier bedeutend billiger is.« Auch ein Glück. A.: »Ich weiß mir gar keinen Rath mehr, so schrecklich Viel Ratten habe ich im Hause« B·: »Sie Glücklicher!« A.: »Was sagen Sie?« B.: »Bei mir verhungert sogar das Ungeziefer.« Die Schmicrrn Theaterdirektor Cals das Publikum stürmisch nach dein Darsteller des »Othello« ruft)r »Meine Herrschaften, der Othello kann leider nicht erschei nen er hat sich bereits gewa schen!« Acnnstlich. Medizinalrath (r)or einer Reise zu seinem Stellvertreter, einein jungen Arzt): »Meine beiden besten Patien ten sind Kommerzienmth Goldstein und Staatsrath Schenken lassen Sie mir die ja nicht sterben!« So herum. »Wodurch ist der Konnneriienratf Baumann so reich geworden?« »Durch Bücklinae.« eIst er denn ein so großer Stre ber?« »Nein, aber er hat eine große Fisch handlung.« ( Der see-streute Berichte-Matten sDie ganze Seemacht der kleine-s Republik besteht nur aus 12 Kreu zern —.— 24 Heller neue österreichische« Währung. " ·