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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 22, 1905)
Wim- Hklstkibtbriet von Tini- InnksttsugkL No.173. Daß mich die We desweilern den Weg gkahU bot, wie ich Jhne das letzte mol gest-tim we ben, da hen ich kein Wort dkiwwer ver lore. Jch hens gedenkt, o, well, hen ich gedenkt, ich ienne die Wedesweilern ja un was se do jetzt gedahn hei, das is nur noch en annerer Pruhs dasor, was ich schon immer gesagt hen: Se is de siesing un stock opp un se hot grad so en Riesveckt sor ihren Hof-band wie einige annere diesenie Fran, blos mit die Differenz, daß se ’g nit zugewwe will. Awwek ich hen Jlnie heut ver zähle wolle, was unsere Hogbänder gesagt ben, wie se uns widder gesehn ben. Mer sin, das meint mich un die Kids, selle Nacht in unser Bett gange un hen geschlose, wie en Nack. Wie ich Morgens nssgewectt sin, do hen ich mich umgeguckt un denke Se emol an, der Philipp, was mein Hosband is,i der is noch gar nit heim gewese! Do« kann mer awwer sehn, daß es diej höchste Zeit war, daß ich heim sin’ komme. Och, iwwer die Männer, do; imm m» fis-b Hmpm mnnn mer will ! Well, hen ich gesagt, wann der alte« Mann heim komme duht, dann kann» et awwee ehes erlewe. Do is mich auch etscht eingefalle, daß das Bett ecksäcltlie zugeiowwett gewese is, wie ich’s gematch gehabt hen, wie ich fort sin un ich hen jetzt mitaus Daut ge wißt, daß der Philipp die gonzeZeit, wo ich nit heim war, nit e einziges mal ns Haus qeschlofe hot. Ojoijoi ioi, das sin mich awwer schöne Sache gewese. Un ich gutes dummes Dicht hen mich um den Philipp gebattert un aeikuwelt, bikahs er is so lohn somm. Well, wart nur, wann du mich heim lomme duhst. ich will dich schon ficlse. Well, der Philipp is aw wek nit heim komme. Ich sin zu die Wedesweilern un die hoi do aesosse un hot geateini. ,,Denl emol, Lizzie, hot se aesaat, mein Alter is ja gar nit do!« Meiner auch nit, hen ich aeiaat un dann hen met zu zweit e Dueti gemeint. Ei tell juh, mei berzche is mich putiienier gebroche. Wie met so sor e ganze Weil gegkeint hatte, do hot die Wedesweilek·n ge iiapvt un ot en Lumpe geholt, wo se den Flohr mit aemahpt hot. Von unser vieles Greine war nämlich der Flohr aanz naß aewotde un die We tesweilern hoi aesaat, se wollt ihren Mann nit die Sättigfäckschen gewwe, zu wisse daß sie for ihn aegreint hätt Linie, hot se dann nesaqt, es is lein Juhs daß mer greine duhn. in die erfchte Lein müsse mer emol driwwer nachdenke, wo die Feaer sein könne. Jch denke. se sin an e Sprie. No, no, hen ich gesagt, ich sin schuhr, der is e Wmnmen in den Kebs- Well, hot die Wedesweiletn gesagt, was das lonzerne duht, do kann doch nur von den Wedesweilee .die Red sein, bi kahs ich kann nit denle, das-. sich e Wummen in so en armselige hohmlie Fellek wie dein Philipp verschamme kiee duht. O. ein dont nob. hen ich gesagt: der Phil is in Nieaard zu aute Lucks aead so schön wie dein lterA un biseids hot er auch nit den Wißiie-strehtsSchmell wie dein Alter: was awwer das Ehtsch anbetrifft, so weißt du gut aenuq, daß er volle siwwe Woche iiinger is wie der We desweiler. Well hot die Wette-Einsei letn gesagt, du kannst doch mein Alte nit knitlden Phil lomvehte Un wann th Dck Pltll Vllll Uull Wulu »ung- wen von owwe bis unne un dann wotll ich ihn nit. Das alaub ich, ben ich ge saat das is die Stoeie vno die tauere Grelwsx awwer ich will dich ebbez iaae, wann in meine junae Jahre, wie ich einaelekm ben. das es nit aut is, wenn e iunaes Mehdche allein is, ich saae, wann ielle mol der Wedesweilet der einziae Mann an die ganze Welt aewele wär, dann hätt ich aefaat.ao triebböck un sitt dann, ich bleiwe iinkei. Met den noch for e aanze Weil aefeit, Clown-, mit meine bekannte Gutheit, hen ich metickit aestavvt un lien ge kaat: Nau Wedesweilekn linkebiee, was is die Ruhe-, daß mer ietzt seite, davon finne met nit aug, wo die Fel lerfch sin. Du host recht, Linie. bot te aesaat, mir ben widder emol Iubls aus uns aemacbt un ich denke mer mache widdet usi. Jetzt wolle mer emol in Fepnt aelin un en Kimmel nemme un dann komme uns ichubt bessere Gedanke. Mee sin dann in den Saluhn un den e Kimmelche ge habt un die Wedesweilekn hot den Bahetendee aefraat, wo dee Bahs wör. Wei, die zwei Schentelmönnet, bot dee Babrtendee gesaat die ben mit den Miiter Mehr un den Miltee Pressendent von den Vol-ed oss Ett iukebschen e kleine Eckökuklchen aes macht. Se ben zuetfcht eessjubtt, bi kahi se hen die Lebdies eekfvecktet, awwer der Millee Mehr bot so lang in se aetakikt, bis se ibeen Meind ge tlckvebnscht ben. Well, das bot uns oif Kot-es for die veessente Zeit e wenia besser fiible mache, awwek ich den noch mebe wisse wolle. Ich ben mich noch e Kimmelche einschenke losse un wie die Wdesweileen in die Kitlchen aanqe is, for e wenia Luncch usszuichneide, do hen ich den Bobttendese getäekelt. Jch hen gesagt, ich hätt mich aewun nett. daß in unser Haus alles so schön ussgeitrehtend wär; ich hätt e gan disserente Kandischen eckspäckiet. Ja, hot der Bahrtender gesagt, wer soll denn das Haus ussmosse, Jvhne Ihren Mann is ja in die ganze Zeit noch seine dreimal in den Haus ge wese. Sell hot mich arig schlecht fühle mache. Also doch, hen ich zu mich gedenkt. Jehs, hot der Bahnen der dann widder gesagt, von den Dag an wo die Lehdies sori sin, do hen se alle beide bei den Mister Mehr ge bohrd un hen auch bei ihn geschlofe. Den Weg hen sie ihr gutes Futterche aehabt un hen auch niemand gebraucht for alle Dag das Haus usfzustrehtene. Der Mister Wdestveiler hot mich ge heiert sor daß er nit den ganze Dag hinner die Baht zu stehn braucht un dann noch e annereg Ding; der Mister Mehr will ihn immer mit sich hen, bi tahs er gleicht ihn so gut. Well, Mister Edithor, ich hen so happia ac fiihlt, daß ich puttinier den Mißtehl gemacht hätt, den Bartender et Kiß zu gewwe. Zum Glück is die Wedes weitern grad mit ihren Lunsch komme und da is nickg draus geworde. Wie ich die Wedeslveilern alles « verzahlt hen, do is se auch arig froh gewese un hoi gesagt, jetzt müßte mer aivwerf auch e kleine Rieseppschen sor die Mennsohis errehnsche. Se hot mich sor Dinner inweited un auch die Kids, sodaß mer all beisamme sein könnte. Die Wedesweilern is doch e gutes Dicht Mit beste Regards Yours Lizzie Hanssiengel. ——.- -..—«·.-- -.-— Japan und Chlle. Ein Spezialagent .der Bundesregie rung, der nach Brasilien entsandt I war, um an Ort und Stelle die Aus sichten, die sich dort der Erweiterung unseres Handels bieten, zu studiren, sbestätigt in seinem Bericht, was auch schon früher bekannt war, daß in den dortigen Häer unsere Handelsslagge - nur selten zu sehen ist, daß dem Jn teresse der dortigen Bevölkerung die ;Ver. Staaten so entfernt sind, als stäaen sie am Ende der Welt. Eng- 4 T land, Deutschland und Frankreich Ihaben den Handel in den Händen, - wenn wir davon Antheil haben wol- ’ le, müssen wir ganz andere Anstren gungen machen als gelegentlich dan anieritanische Congresse abhalten, zum mindesten müßten wir eine oder meh rere Dampferlinien modernster Ein richtung in Dienst stellen, um die Aus merlsamkeit des Volkes aus uns zu ziehen. Wie in Brasilien so ist es auch in den anderen Ländern der süd lichen Hälfte unseres Continents. Aber aus der Westtiiste, wo das aus aewaclite Chile frischen Unterneh mungsgeist zeigt. ist unser Handel nur mäßig vertreten, während unsere Laae doch aus die Gelegenheiten hin weist, die sich aus der zukünftigen Entwickluna des Verkehrs über den Stillen Ozean eraeben müssen. Ehe wir es uns versehen, wird uns selbst der Japaner dort voraus sein. Schon vor dem Ausbruch des Krie ges mit Russland hat das japanische bandelgministeriuin sich bemüht, neue Vlntnijosunagpunkte mit Siidamerita en sinden. Reaierunagtommissare waren in lshilr. unt die Marltlage zu studiren: schon wurde ernstlich der Plan einer dirrtten Dampserverbin dung zwischen Japan und den Isüd cimerikanisckien Freistaaten erw gen. Durch den Ausdrucks des- Krieges wurde die sofortige Verwirtlichung dieser Idee selbstredcnd unmöglich: doch ist die Ausführung nur noch eine Frage der Zeit. Vor einigen Wochen tiindiate der Telearavh den Besuch des früheren, in Merilo bealaubigten iadnischen Gesandten in Chile an; selbst in den ietziaen Krieagzeiten sindet die Divloinatie des Mitado also noch Zeit. an der lkrreichuna wei terer Ziele zu arbeiten. Sobald der sstamvi im ternen Otten einmal been det ist, wird die japanische Handelgi slaaae sich anch in den Häer Siids anieritas seinen, nnd die Erzeugnisse des unerntesklirh reichen Asietig, die heute zuweist ans dem Umweae iiher tsnrova nach Siidatnerita aelanaen, wird der Japaner den Ein-amerika nern seilbieten. Und es ist wohl an zunehmen, daß er ans manchem Ge biete auch dort sich als ein gefährlicher Geaner erweisen wird. Die Machtverhiiltnisse im Stillen Ozean, heißt es in einer csorrespon den« ans Valvaraiso, haben sich ver schaben: die seine Kiistenländer be wohnenden Völter werden in viel nähere Beziehungen zu einander tre ten als ie Zuvor. Und in absehbarer Zeit tvird der japanische Großhandel anch ans dem siidameritanisrhen Markt Inst zu sassen suchenDie hie siaen Qeitunaen dränaen daher daraus, dasx sich die ehilenische Revnblit irn Reiche des Mitado divlornatisch ver-: treten lasse, nnd zwar durch einen ihrer hervorraaendsten Söhne, der mit weitem Blick nnd sicherer Hand die neuen bandelsbeeiehnnaen in die Weae zu leiten hätte. Man hosst ans einen reaen Gitteranstauseh und rechnetbes stimmt damit. in Korea und auch wohl in Javan selhst ein neues. äußerst ausnahmesiihiaeö Ahsatzaebiet stir Salveter In sinden. Andererseits werden mancheEreeuanitse iapaniscben Gewerbesleisees hier williae Käuser finden. Japan kann insolae seiner· niedriaen Arbeitslöhne billiae Waare liesern und wde wohl dem einen und« anderen amerikanischen und eurer-ai schen Fabkilat eine scharfe Conturrenz machen. Sachulin ile bslb tussisch« halb iapanisch werden. Hat man te den Wolf und das Lamm ruhig neben ein ander liegen sehen? - Die Qual der Wahl. Novelle von Guh de Teramond. Da sie nicht zusammen leben konn ten, so ließen sie sich scheiden. Die Geschichte ist mehr als alltäglich. Wie gewöhnlich gegenseitige Abneigung; das Urtheil gab in seinen Gründen keinem von beiden Recht; das Unrecht und die Schuld waren aus beiden Seiten. Und da Kinder vorhanden waren —— Zwillinge -—— so entschied das Gericht, die Mutter sollte sich das eine wählen, und der Vater sollte das andere behalten. Herr und Frau Girianne hatten sich aus Liebe geheirathet. Es war eine Liebe aus den ersten Blick, ein Blitzschlam ein Sturm der Leiden schast. Sie war eine zierliche und zarte Blondine, er ein kräftiger, statt licher Mann. Das ewige Gesetz der liontraste hatte diese Ehe zustande gebracht. Zwei Monate nach ihrer ersten Beaegnung fuhren sie als Nen vermählte nach Nizza, sich im Luxus zuae innig umschlungen haltend. Ein reizendeg Paar, sagte man in ihrer Umgebung. Und das war auch rich tig. Im fünften Jahr verkehrten sie nur noch durch ihren Anwalt mit ein-: ander. Kurz nach den Flitterwochen war ihnen das gemeinsame Leben zu einer Hölle geworden. Als die Leiden sckmst der ersten Mochi-n vorüber mar. hatte ihr Charakter die Oberhand ge- — wonnen. Er hatte sich als eisersüch tig, brutal und mürrisch gezeigt; sie war nervös. zantsiichtia und launen hast geworden. Jm Grunde waren sie beide nicht bösartig. aber die Liebe war schon entschwunden: sie konnten ihre beständiaen Zänlereien icht mehr durch aegenseitige Konzessionen mil dern. «Und von einem Tag zum an dern wurde der uniiberbriictbare Gra ben zwischen den beiden Gatten, die nach und nach Feinde geworden wa· ren. immer tiefer. Die Geburt zweier kleinen Jungen. Pierre und Paul, hatte die Eintracht in der Häuslichteit fiir einige Zeit wieder hergestellt und die Gatten in aeaenseitiaer Liebe - zu den kleinen Wesen einander näher gebracht. Dann hatten die Streitigkeiten von Neuem wieder beaonnen: die Hairghaltungs aeaenstände flogen von Neuem durch die Stuben: die Schwiegereltern hat ten sich hineingewischt und das Feuer arsehiirt, das nur eines bauches be durfte. Um hell auszubrasselnx dem Schmollen waren die heftigsten Sze nen aesolat: dann war jeder wiithend, empört auszer sich, seine eigenen Wege gewandelt. , Indessen mußte man nun vollstän dig ein Ende machen: die Kinder wa ren während der Scheidung ihrer Großmutter anvertraut gewesen; diese Situation lonnte nicht ewig so weiter gehen; der Anwalt des Herrn Giri-« anne theilte dem der Madame Gitt anne mit, sein Klient wünsche, daß das Urtheil zur Bollstrectuna gelange, seine Frau solle also Vierte oder Paul mitnehmen, damit der andere in die väterliche Wohnung zurückkeh ren könnte. Mehrmals war Madame wrrranne zu ihrer Schwieaermutter gegangen, um sich eines der Kinder zu holen; doch sie war verwirrt, perpler sortge ·l aanaen, ohne sich entschließen zu kön» » nen. Sie liebte sie nämlich beide aleich Wenn sie sich noch ähnlich ge ; sehen hätten, vielleicht hätte sie dann. den Muth aehabt, sich entschließen und ’ einen, gleichviel welchen, mitnehmen zu können; aber es war nicht möglich : zwei so verschiedenartige Naturen ,iu’ finden, wie es diese beiden Kinder waren: der eine war das Ebenbild seiner Mutter, der andere das seines Vaters; Vierte war ein feiner. zarter Blondtodsx Paul, der ihn weit über raate, war brünett, untersetzt und träftia und versprach später ebenso start wie Herr Girianne zu werden. . Welchen sollte sie wählen? Ihr le bendes Abbild oder das des Mannes, den sie trotz allem anaebetet und an den sie nicht denken konnte, ohne das-, ’ sich ihr das Herz heftig zusammen schniirte. Eine entsetzliche Wahl, und z willenlos stand sie vor der drinqender ! Nothwendiateit, zu der sie sich selbst verurtheilt hatte. Denn sie durfte sich nicht täuschen: das Kind, das man ihr nahm« kannte sie nicht mehr: trotz des Rechtes-, das ihr das Gericht zu aestand, es in der Woche einmal zu sehen -— als Austausch sollte sein Bruder an diesem Taae Fu seinem Vater aehen — würde sie siir ihn nur noch eine Fremde fein, wenn Herr Gi rianne seinen Sohn nicht gar sie» hassen lehrte. Es ist doch etwas Trauraes um solche Scheiduna. denn sie traf sie ja aerade in den tiefsten und aeheiliaten Gefühlen ihrer Mutterliebet War es etwa ihr Schicksal, von ietzt ab ohne Runeiauna und ohne Schutz durch das Leben zu aehen? Sollte sie die schönsten Jahre ihres Lebens verstreii Zcben sehen. bis ihre Haare grau wa lren. und die Runzeln sich in ihre Stirn gruben, ohne jemals den un ’ endlichen Genuß der erwiderten Liebe kennen aelernt zu haben . Und sie, sie hatte das alles so ge « wollt und das Uebel war nicht aut zu machen einsam und allein. so lautete das traurige Loos, das entsehliche Schicksal, das ihr hier auf Erden noch vorbehalten war Und doch . . . war das nicht doch besser, als die furchtbaren Szenen, die ihr Leben in diesen ganzen Jahren gebildet bat ten, und die ihre grausamen Narben .Jsiir immer in ihr zurückgelassen? i Vielleicht war es sogar das Beste! I Und dieses Wort ,,Vielleicht'«, in dem gleichzeitig Hoffnung und Be dauern lag, das neben der Dämme rung der Vergangenheit auch die Morgenröthe der Zukunft bedeutete, quälte sie mit unsagbarer Angst. Jndessen wurde Herr Girianne un geduldiger; er wiederholte fortwäh rend seine Aufforderung, und zwar in immer gebieterischerer Weise. So mußte sie denn dieletzten Stu fen des Kalvarienberges hinausstei gen, und ohne zu wissen, wie sie den festgesetzten Termin wieder einmal hinaus-schieben sollte, begab sie sich ge brochenen Herzens zu ihrer Schwie germutter, fest entschlossen, diesmal nicht allein nach Hause zurückzukeh ren. Jnfolae eineg unerllärlichen ZU fallg befand sich ihr Mann im Salon, alLs sie eintrat. Er erhob sich und begrüßte sie still schweigend. Seit mehr alg einem Jahre hatten sie sich nicht gesehen;" sie betrachteten sich verstohlen; er schien ihr schöner als je mit seinen Athleten schultern, seinem Siegerschnnrrbart, seinen lustigen, schwarzen Augen; sie kam ihm noch eiitziietender vor als friiher mit ihrem Teint einer blassen Rose, die unter reisen Aehren erblüht zu sein schien, ihrem schmachtenden Blick nnd ihrer zarten Taille, die so schlant wie ein Schilfrohr war. Doch wozu noch daran denken? Dasslag ia schon so fern! ,,Madame,« sagte er endlich init möglichst fester« Stimme, »ich freue mich, Sie hier zu sehen. Wir wollen endlich einmal einer Situation ein Ende machen, die sich nicht so endlos hinziehen kann. Wollen Sie mir mittheilen, welchem unserer Söhne Sie den Vorzug gegeben haben?« Sie konnte nicht gleich antworten; Thränen stiegen ihr in die Kehle und erstickten sie; die Mutter empörte sich in ihr; endlich gewann ihr Schmerz die Oberhand, und sie rief: »Mein Gott, haben Sie denn kein Herz, daß Sie mich zwingen wollen, einen solchen Entschluß zu fassen Kann ich denn meine Kinder anders als gleich lieben?« Etwas bewegt stammelte er: »Aber das Urtheil, ich habe doch das Recht.« »Ja, Sie haben dag Recht, aber trotzdem wundert es mich, daß Sie den Muth· haben, mir einen solchen Vorschlag zu machen. Nehmen Sie einen Jhrer Söhne, mein Herr welchen Sie wollen ich beuge mich vor dem Gesetz Aber verlangen Sie nie von einer Mutter, sie solle eines ihrer Kinder freiwillig ihrer; Liebe und ihrer Zärtlichkeit berau ben Er fühlte, wie Thriinen an seinen Wiiiipern«perlten. »»Jeanne,« murmelte er, ,,Jeanne, Sie sind besser als ich! behalten J Sie Jhre Söhne ich werde mich I opfern ich lasse sie Ihnen alle beide ..... vielleicht werden Sie mich dann nicht mehr hassen ....« »Ich hasse Sie nicht Sie hielt ihm frei und offen die Hand hin: »Und der Beweis dafür ist, daß ich Jhren Vorschlag nnr un ter der Bedingung annehme, daß Sie sie täglich bei mir besuchen ·...« Er neigte seine Lippen auf ihre kleinen Finger, die in den seinen zit terten, und murmelte: »Ja, ich werde kommen-« — —- — Eine traaikomische Szene. spielte sich am Fahrtartenschalter auf dem Göttinger Bahnhose ab. Ein äl tere-s Ehepaar, das mit dem Abend zuge nach Hannover fahren wollte, hatte sich erzürnt Laut schimpfend lcetraten die beiden Ehelente das Bahnhofsgebäude. Da plötzlich will Der Herr Gemahl das Fahraeld für seine »bessere Hälfte« nicht zahlen. Zie versucht es mit Thränen, «Bitten, Zchimpsen, den Mann zu erweichen., Llls aber alles nichts nutzt, verahsolgt sie ihm eine schallende Ohrfeige. Es entspinnt sich nun im Beifein kahlreicher Neugieriaer folgenderWort-« wechsel. Er: »Ich lasse Dich arte tiren, Du böses Weib.« Sie: »Willst Du jetzt das Fahraeld siir mich lsezahlen?« Er: »Nein!« Jn diesem Augenblick sagt »sie« nichts, »er« aber fiihlt zweimal rasch hintereinander ihre Hand aus seiner Wange. Klatsch, klatsch, so hörten die Zuschauer. Sie saßen und —- halsen, denn hastig sagte er: »Ja, ja, hier ist das Geld!« Sie: »Was, nur vierter Klasse?« Er: «Ja.« Sie: »So, warte nur!« Und nun folaten die Ohrfeigen ohne Pausen. Sein Widerstand war ge brochen. Mit den Worten: »Hier ist das Geld!« löste er zwei Fahrscheine dritter Klasse. So geschehen Ende Juli 1905. Die Sparks, Oklahoma, Review schreibt: »Ein Mädchen in·Otlahoma setzte eine Heirathsanzeige in’s Blatt und war erfolgreich. Die gesammten Unkosten waren 811. Er starb inner halb eines Jahres und hinterließ eine Versicherungspolice über 810,000. Und doch giebt’s noch Leute, die sa gen, es zahle sich nicht anznzeigen.« is· ·- si Jn China scheint man nach den Berichten aus Shanghai damit be chästigt zu sein, die kaum geöffnete hür mit einem automatischen Schließapparate zu versehen. Der Entdecker Camian P a r i s, im August. Seitdem die Franzosen sich ein neue-C Kolonialreich gegründet haben, erinnern sie sich gern des alten, das ihnen gleichsam unter den Händen zer rann. Es ist ein Gedanke voll Stolz und Verdruß. Die unermeßlichen Gebiete, aus denen heute England seine Reichthümer zieht, hätten sie behaupten und bewirthschiaften kön nen, wenn ihre Könige und Mini ster in unglaublicher Verblendung den kostbaren Besitz nicht gleichgültig preis gegeben härten, den seine heldenhaften Seefahrer dem Mutterland als ein Geschenk ohnegleichen zubrachten. Aber in dieses Gefühl des Aergers mischt sich die Genugthuung, dennoch die Ersten gewesen zu fein, und der Stolz auf die tapferen Pioniere, die, die Seele von abenteuerlichen Träu men, geschwellt, in’g Weite hinaus steuerten, um als Sieger und Mehrer heimzukehren, nachdem sie, ohne nach dem Lohne zu fragen, allen Gefahren der Ungewißheit Trotz geboten hatten. Einem dieser Männer: Jacgues Cartier, dem Entdecker und Erobeier Canada5, hat seine Vaterstadt Saint Malo vor ein paar Tagen ein Prächti geg Denkmal aufgerichtet. Ein Ent decker im eigentlichsten Sinne war er zwar insofern nicht, als ihm zwei Vor läufer bereits den Wea gewiesen hat ten. Schon ganz zu Anfang des 1(3. Jahrhunderts hatte der in englischen Diensten segelnde Venetianer Eabot -- das Wort Cabotage schreibt sich von Ihm her —- oen wou von warnt Laurent in seine Karten eingezeichnei, und nach ihm hatte Denyg aus Haus leur diese Küste gesichtet, vielleicht so gar schon in Begleitung Cartiers, der damals, 1523, achtundzwanzig Jahre alt und einer der besten Piloten des bretonischsen Strandes war. Das ist die bloße Vermuthung einer Möglich keit, denn wir wissen von Cartiers Vorleben fast gar nichts. Aber auf alle Fälle muß die Geschichte ihm die Initiative der Entdeckung zuerkennen. In jenen Tagen, vierzig Jahre nach der ersten Aue-reife des Columbus, kannte man von der neuen Welt nur den Golf von Mexikso, die Antillen und jenen kleinen Europa zunächst gelege nen Theil des amerikanischen Festlan des, den der Genuese selber noch 1..n terworfen hatte. Allein dieses Ge biet war groß genug, um der arm-grei fendsten Einbildungskrast Spielraum zu bieten, und selbst die tühnsten Geister dachten höchstens an eine Aus dehnung des Beutezuges in’g Hinter land deg bereits gewonnenen Küsten stricbg und etwa noch an ein weiteres Vordrinaen in südlicher Richtung. Das Verdienst, den Gedanken erfaßt zu haben, daß weiter droben im Nor den noch eine neue Welt läge, die zu erschließen sich wohl verlohnen könn te, gebührt jedenfalls Jacqueg Car tier, der den Admiral Philipp de Chabot für seinen Plan zu gewinnen verstand. Der Admiral befürwortete das Unternehmen bei Franz dem Ers sten« und kurz darauf, am 2(). April 155;4, lichtete Cartier als Führer der ersten königlichen Expedition nach den Terres Neuveg in Saint Malo die Anker. Wir bestaunen die schwimmenden Paläste und gepanzerten Festungen, de heute die Meere durchkreuzem und vergessen über diesen Sieg der Kul tur häufig, welcher grenzenlosen Be-· wunderung die Seesahrer der Ver aanaenheit würdig sind, die ohne Konservenbüchsen, ohne ausreichendes Trintwasser in diirstigst ausgerüste ten Nußschalen den Kampf mit den Elementen aufnahmen. Columbus war mit drei armseligen Karavellen von Valos in See gestochen; Cartier, der allerdings wußte, wohin er ging, und des Zieles sicher war, versügte nicht einmal über eine solche Macht« Zecne »Mutte« bestand aug zwei Böten von je sechzig Tonnen .und hat te eine Beinannung von 120 Köpfen. Damit macht man heutzutage nicht einmal eine Eiinaersahsrt auf den Rhein; Cartier hat damit Flanada er obert. Auf den ersten Anhieb gelang ihm dies freilich nicht. Nach dreiwöchiger Fahrt erreichte er die Neufundland5: Insel, die man bisher als einen Be standtheil deg Continentes angesehen hatte. setzte den Fuß auf die Küste von Labrador, besuhr die Meerenge zwischen dem Rap Roh und dem Kap Breton, legte in der Mündung deS Saint Laurentstronies an und pslanzi I te überall das Kreuz neben der Fah: ne seines Königs auf. Sich weiter« vorzuwaaen aestatteten ihm seine gest ringen Hülssmittel nicht. So lenkte er denn, mit der sesten Absicht, wie-s derzntehrem seine zwei wackligen Kähne heimwärts und traf, just vier« und einen halben Monat nach seineri Ausreise, in Saint Malo wieder ein. ; Ein Jahr darauf, am 19. Mai, l trat er, wie er sich es vorgesetzt hatte, l von diesem Hasen seine zweite Expe- i dition an, die an Fährlichkeitem ; Abenteuern und Ueberraschungen, ; aber auch an Ergebnisse-n so reich war, daß sie ihm einen Plcs neben den aliicllichsten spanischen Conquista doren sichertr. Diesmal war er bes ser, obschon immer noch sehr beschei den ausgerüstet Außer seinen bei den 60 Tonnen - Booten besehligte er noch ein doppelt so großes Admi- « ralsschiss, die Grunde Herininie. Mit diesem Geschwader fuhr er den Saint Laurent hinaus bis zu der Stelle, wo heute Quebec liegt, setzte seinen Ver such in tleinen Ruderbooten strom auswärts fort und gelangte schließlich nach einem Nebenslusse, der heute sei nen Namen trägt, nach einer Ansied lang, aus der das blühende Mon W treal geworden ist, dessen Bewohner unter allen Canadiern stanzösisehe Art und Sprache am treuesten be wahrt haben· Und überall, wohin Cartier kam, rief er durch sein Auf treten die freundlichfte Aufnahme seitens der Einaeborenen hervor, die ihm aern Verträge zugestanden und ihm in jeder Weise förderlich waren. Er hat das Vertrauen dieser Natur linder nie getäuscht und sein Schild durch teine der Verruchtheiten be fleckt, deren die Cortez und Pizarro sich schuldia machten. Und als er, mit Preisgabe eines seiner Schiffe, dessen Bemannung vom Skorbut hin aerafft worden war, Canada ver liess, herrschte Wehklagen in allen Wiglvams. Es fehlte wenig, und die Rothhiinte hätten Gewalt gebraucht, um ihren aros3e11, weißen Freund in ihrer Mitte zurückzubehalten Kein anderer als Cartier wäre mithin besser geeignet gewesen, die Nouvelle France, wie er Canada ge tauft hatte, zu verwalten und zu re aieren. Allein als er 1541 zum dritten Male nach deren Gestaden steuerte, stand er unter dem Oberbe fehl eines pitardischen Edelmannes, Francois de la Roque de Roberval, eines müßigem unfähig-en Gecken, der lediglich der Hofgunst die Ernennung zum Gouverueur der neuen Colonie verdantte. Den gnädigen Herren in Paris schien esZ eben undenkbar, einen einfachen Piloten schlichtester Her tunft mit direköniglichen Ehren zu bekleiden, mochte er sich auch einen tausendfachen Ausdruck darauf . er worden haben. Jene sFotgen dreier Ungerechtigkeit sollten auch bald fühl bar toerden. Cartier, der das von Roberoal beliebte System der Schnei diakeit mißbilliate, überwarf sich mit dem Gouverneur und kehrte nach Frankreich zurück, wo ihm das glei che Schicksal erwartete, wie vor ihm Columbus und nach ihm Montcolm und Dupleir. Er wurde mit Schmä hunaen und Verdächtigungen empfan aen, der Unterschleife nnd anderer Verbrechen angeklaat, und wenn man ihn auch nicht in Ketten legte, so machte man ilnn das Leben doch so sauer, daß er die größte Mühe hatte, sich aeaen die Anschuldiaunaen seiner Gegner zu vertheidigen. Es aelana ihm nichtsdestoweniqer, ficb so aktiv iend zu rechtfertigen. daß der König, um ihn für die erlittene Unbill zu entschädigen, ihm den Adelsbrief ver lieh: allein felbft die Gunst des Kö niag war ohnmäcbtia acan das- Ue beltoollen seiner Köilinae und Bera tber, die Cartier’g Beseitigung be schlossen hatten. Vergebens bemühte sich der tapfere Capitiin um ein neues Amt, eine Bestalluna. Er begegnete « iilserall Hindernissen und wurde so- « fort in’s Dunkel Zuriirkaestoßem wie er ein Vlätzchen in der Sonne fiir sich Verlanate. Im Winkel, verbittert nnd verarmt, hat er aucb nach langem, erfolalofem Katan aeendet. Im letz ten Jahrsehnt seines Lebens- verlie ren wir ihn nämlich aus den Augen. Wir wissen nur. daf-. er 60 Jahre alt nnd anf dem Kirchhofe von Saint Malo sang-: und klanglos beigesetzt wurde. In Saint Malo erhebt sich nun sein Standbild, zu dessen Enthüllung eine starke Abordnuna aus Canada herübergeiommen war. Es erinnerte die Canadier daran, daß sie einmal Franzosen, und die Franzosen, daß sie Schwächlinge waren, im Verfailler Vertrag von 1768, ohne auch nur den aerinasten Widerstand zu leisten und selbst ohne einen Geaemverth zu for dern, die Nonoelle France und oben drein Oftindien von den Engländern sich entwinden ließe. Immerhin hat Frankreich aus der Eroberuna Ge winn gezogen. Im Taaebuche Car tier’5 lesen wir an einer Stelle: »Sie (die Jndianer) besitzen ein ge wisses 3traut, von dem sie Vorräthe anleaen; sie traaen eine gewisse Men ae davon in einein Säctchen urn den Hals: sie nehmen ein Stiick hohlen Hohes-, eine Art Röhrchen, und stopfen in dessen oberes Ende das ge trocknete Kraut, während sie das un tere in den Mund stecken; sie legen aus das Firaut eine Kohle, ziehen den Rauch ein und aeben ihn durch die Kehle wieder: ihr Nasenloch erfiillt dabei die Ausgabe des Schornsteins unserer Häuser. Wir thun es ihnen nach, aber der Ranrh derbrennt uns den Mund wie Vseffer.« Diese naive Schilderuna berichtet über nichts Gerinaereg alLs iiber die Entdeckung der- Tabatg, der, wie irr thiitnlich anaenonnnen wird, nicht von den Leuten des Colrirnbrig, sons dern von denen Cartier’g lZuerst nach Europa aebrarht wurde. Heute wirft das Tabatmonopol 450 Millionen jährlich in den Staatssaiatz der Re vublil. Unter diesem Gesichtswinkel werden siStalisch begabte Gemüther selbst das verlorene Canada vielleicht noch als die werthvollste Colonie Frankreichs preisen. Wer verurtheilt ist, französische Eiaarren zu rauchen, wird allerdings andererI)"tei11una dar iiber sein. ———s-.-—s— Professor (im sogenannten Kultur examen): »Für welches Geschlecht ist die Pädaaogik?« Kandidat lverlegen): »Für-s männliche!« Professor: »Nein!«« Kandidat (im Brusitone der Ueber zeugung): ,,Fiirs weibliche!« Professor (erzürnt): »Unsinn! Fürs heranwach sende Geschlecht!« is- 8 « Man erzähle von den Nebenmem ’ schen nichts böses-. Solches ist über Hsliissig, da es schon die andern besor « gen. -