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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 15, 1905)
Ver Verbre Eine heitere Geschichte Römer.JH Je nach Wetter und Jahreszeit än dert unser Stammtisch sein Gesicht. Manchmal haben die humoristischen Herren ihren guten Tag. Dann ist entweder AnetdotensAbend unter Be folgung der bewährten Schliemann’ schen Methode, immer noch eineSchicht tiefer zu gehen, um schließlich auch das Aelteste der staunenden Mitwelt zur Kenntniß zu bringen; oder unser bra ver Bantproturist hat seinen ——- Gott sei Dank nur periodischen —- Busch toller, der ihn zwingt, die Hühner der . Wittwe Bolte wie die schöne Pfeife des Herrn Lehrers Lämpel unter der ; Behandlung der Diosturen des neun zehnten Jahrhundertg, Max und Mo ritz, vor-zuführen Ein andermal ha ben die Don Juans das grosze Wort. Dann sättigt der alte Hauptmann a. D. die Phantasie der Jüngeren mit dem heimlichen Flüstern und Kichern ! schöner Frauen der ganzen Welt, und s zwischen den verschiedenen Wolken von Upmanntabat und Varinastanaster wittern die schnell entflammten An stinaer in der Kunst, zu lieben, plötz- ’ lich Heliotropi und Opoponax-Diiste.( Ich nenne das den Ruhms-Abend Mitunter auch werden wir elegisch. Dann tritt zu Tage, was dem ein zelnen hätte glücken können, wenn nicht der boshatte stufall sein anheim licheö Spiel getrieben Da erscheinen Nummern vorn großen Loose die lei der in einer anderen Lotterie gezogen wurden oder verdrurtt waren; reiche Erbinnen tauchen auf, die beinahe »Ja« gesagt hätten, und- die Titel nicht zu Ende gespielter Komödien klingen an unser Dhr,· die durch eine Feuersbrunst oder eine betrunkene Sousfleuse als Tragödien in der Ber lentung verschwanden An einen- sol chen elegiichen Abend erzählte der Amtsrichter Trautmann die Geschichte von der Entstehung des ,,Rettungs hauses für ehemalige Zuchthäusler« in Dröinelberg. »Dieses Rettungshaug fiir invalide Langfinger und arbeitgmiide Stra ßenräuber habe ich griirrden helfen,« erklärte er mit nachdenklicher Betrüb niß, »aber ohne die geringste Neigung dazu zu haben. Der es gestiftet hat, war nämlich mein alter Onkel Schla decte aus Drömelbera, ein gutmüthiger Mensch mit einer nnbändigen Sucht, recht viel und möglichst Gruleliges zu erleben, ein bischen geizig, trotz seiner halben Million, deren Zinsen er nicht zur Hälfte verbrauchte, aber riesig leicht zu täuschen und zu rühren. Ich hatte ihm ein bischen derb auf der Tasche gelegen während meiner Berliner Semester nnd trotzdem noch ein vaar akhäriae Bären angebunden i; bei jenen Menschenfreunden, die sich die Prozentrechnung zum Lebensberuf gemacht haben. Kein Wunder, daß mir etwas vor der Beichte bangte, die ich in allernächster Zeit abzulegen nöthig hatte. Da traf mich eines schönen Morgens die Nachricht wie ein Donnerschlag, daß Onkel Schladecke mich besuchen wolle, um einmal wie der frische Großftadttuft zu atbmen. Auch habe er bon einem gewissen Herrn Reppin eine Ansrage erhalten« wegen der er mich zu sprechen wünsche Dieser Herr Reppin war einer meiner Manichäer. Jch sann lange bin und her, wie ich den Ontel in eine recht nachgiebige und verföifnliche Stimmung bringen könne. Es fiel mir nichts ein, big mein Blick auf einein siostiim haften blieb, das ich in der verflossenen Nacht auf einem Bobeine-Fest, einer Art von Lumpenball, getragen hatte. Jn die sem Augenblicke blitzte mir ein Ge danke durchs Hirn. Schon ein paar Mal hatte Onkel" Schladecke seiner Sehnsucht Ausdruck verlieben, einmal einen Berliner Ver brecherkeller zu besuchen, die ich ihm jedoch bei dem Mangel an nöthiger Bekanntschaft bis ietzt nicht hatte stil- « len können. Wie wär’s, sagte der verwerfliche Plänemacher unter mei nem Schädel, wenn du dem braven; Onkel aus der Provinz diesen Lieb-; lingstvunsch diesmal erfiilltest? Ins eine richtige, echte ,,Raschemme« frei lich tannft du ihn auch jetzt noch nicht führen. Aber sahet ihr nicht alles waschecht aus gestern Abend, der lange Asten, Fritz Meinders und Karlchen DirzeR Noch ein paar von den netten Kumpanen dieser Nacht, die sich im Ertrazimmer unseres lustigen Endi ters in der Oranienburger Straße bei beruntergeschraubter Beleuchtung ver- » sammeln. und der Salat ist fertig! ( Mit beiden Beinen sprang ich ausi dem Bette, sprudelte zum Entsetzem meiner Wirtbin mit dem Waschtoasser berum, als bätte ich mich in ein wä tbendes Flußpserd verwandelt, und machte mich alsbald aus den Weg. um den töftlichen Spaß zu arrangiren. Natürlich fand ich überall freudige Zustimmung Auch der Wirth ließ sich schnell gering breitfchlagen. Hans von Viert-eck, ein würdiges altes Se mester mit einem famosen Schnauz ««bart und ein paar kräftigen Schmar ren im Gesicht, übernahm die Rolle des stinkenden Kriminaltommissiirs in Civtlz der lange Aften sollte-»als »Lattenfrihe«, Meinders als der »kalte August«, ein paar andere unserer Runde ais «jSemmelkarline«, »Kneif zange« und ähnlich benannte Zunft genossen austreten: einer übernahm es sogar-. in Irauentleiderir zu kommen. um das Bild bunt zu machen. Kurz: der Abend versprach großartig zu werden, und ich war stolz auf meine . Meinem-Talents Als Onkel Schladecke am andern Tage eintraf, zeigte sein biederes Ant liß ·- einen höchst bedrohlichen Ernst. Jch ließ ihn zunächst seine Zorn-Re gister ziehen, deutete kleinlaut an, daß ich durch schlechte Rathschläge uner sahrener Kommilitonen auch noch ein paar andere Verpflichtungen einge gangen sei, schnitt dann aber plötzlich den Entriistunasausrus, den er los lassen wollte, mit der scheinbar zufäl ligen Bemerkung ab: ,,Verzeih’ einen Moment, Onkel. Da drüben sehe ich eben den Krimi naliommissar von Bierbeck kommen; Geheimpolizei, weißt du! Jch habe ihn unlängst kennen gelernt und so mal unter der Hand angesragt, ob er einen nicht mal bei Gelegenheit mitnehmen könne, wenn er aus die Spitzbuben Jagd geht« Onkel Schladecke hupfte sofort auf den Leim, und ich empfand ein schnö des Vergnügen über seine Arglosig seit. ,,Donnerwetter, Junge, das wäre eine Sache! So was hab’ ich mir ja schon lange gewünscht! Höre mal, wenn du das fertig brachtest, würde ich . . . na, du weißt ja, bezahlen kann ich’s ja noch, was du Leichtsuß zusammengeborgt hast! Und wenn du mir Versprichst . . .« . Natürlich versprach ich. Den dies-n. Situationen wird man für ein paar Augenblicke immer zum Mustertnaben. Unterdessen waren wir auch bei dem Herrn Kommissar angelangt, der sich nach kurzem Nachssinnen meiner erin nerte und auch »meinen Wunsch von damals« glücklicher Weise nicht ver gessen hatte. Es wurde ein Rendez vous siir den Abend im Case Viktoria verabredet, da gerade ein Antrag von hohem Interesse vorlag. Ein gewisser H»ialter August« sollte verhafiet tier den, ein ehemaliger Mediziner, der durch die Weiber heruntergelommen und zum Einbrecher geworden war. »3azu waren wir freundlichst eingela ! n. Onkel Schladecke schwamm inWonne und konnte den Abend kaum erwar ten. Endlich, endlich sank der Nebel »der Dämmerung über den Berliner Februartag Wir saßen eine volle Stunde vor der Zeit in dem Case. Endlich erschien auch Herr von Bier lecl, der kalt lächelnd einen Revolver aus der Hosentasche und einen zwei ten aus der inneren Rockseite hervor bolte, als Onkel Schladecke sich etwas iängstlich über seine Wassenlosigteit ?äußerte, und los ging die Erpedition ;nach der Oranienburger Straße. T Der Zufall hatte ein paar Schutz «leute in die Nähe des Lotalg gebracht, die sich unterhielten. Bierbeck trat an ssie heran und stagte leise, ob sie nicht »wukzten, wann die Vorstellung jin Opernhaus beginne oder etwas Aehn jliches, griiszte nach erhaltener Aus kunft stramm militärifch was die Männer der Ordnung höflich erwider ten, trat dann wieder zu uns und flü sterte: »Unten ist er noch nicht: aber sein Freund, der Masseufenschröpfer, hat sich eingestellt. Das ist ein Zeichen, dasz er wahrscheinlich tommen wird. Steigen wir also hinab in den Or tu5!« ,,Giauben Sie denn, das; er sich runter traut, wenn er die Schutzleute da sieht?« fragte mitleidig erstaunt mein Ontel. »Die Schutzleute treten sofort ab!« belehrte ihn der Pseudo Kommissar. »Sie warten nur noch auf die Civil Ablösung!« »Aha!« inurmelte aufgeregt unser Opfer und folgte unH dann, vorsichtig die Stufen prüfend, in die Tiefe. Alles ging am Schnürchen hier uns ten. Die Verbrecher hockten im Halb duntel an ihren Tischen und muster ten uns mit niisztrauischen und heim tiictischen Blicken. Lattensritze ver suchte sogar, mit uns anzubandelm wurde aber durch eine ,,Lage Cognac« des Onlels Schladecte schnell versöhnt. Nach einer guten Stunde etwa wurde auch der »talte·August« sichtbar, der mit seiner Braut erschien. »Er ist est« flüsterte unser Führer. «Passen Sie aus. Jch werde ihn ietzt verhaften. Folgen Sie mir aus dem Fuße, wenn ich mit ihm das Lotal verlasse!« Und richtig, nach wenigen Minuten erhob sich Hans von Bierbect, reckte sich zu seiner vollen Höhe empor, trat an den Tisch, wo das Pärchen mit dem ,.Mafseusenschröpser« in Weiß bier und Lümmel schwelgte, und sagte laut und feierlich: . »Im Namen des Gesetzes, kalter August, Sie sind verhaftet!« Eine alte Bronze - Medaille mit dein Jupitertopf des Altmeisters Goethe darauf hatte er gleichzeitig als Polizei - Legitimation aus der We stentasche gezogen, und seine Rechte hielt augenscheinlich den Griff des noch verborgenen Revolvers umspannt. I Der überraschte Berbrecher sprang natürlich wild luchend aus und ver suchte zu entwi chen. Es entstand ein kleiner Ringtampf, wobei der »Wie August« in den engeren Lichtlreis der Lampe gerieth und sein intelligente-Z Gesicht mit einer eigenthiimlichen Sternnarbe, die durch drei sich schnei dende Quarthiebe entstanden war, das Bedauern Ontel Schladeetes itber sei nen tiefen Fall noch bedeutend erhöhte. ; Inzwischen machte die versammelte lBande einen wüsten Lärm zu der iSzene. Man pfiff, schrie und tobte. Einer versuchte, die Lampe herunter zuschraubenz ein anderer warf klirrend ein Bierseidel in Scherben. Es war eine wahre Höllenorgir. Endlich aber hatte der Kommissar sich mit einem sicheren Griff des ,,lalten Augui « be mächtigt und drängte ihn mit Herku leskräften der Thür zu. »Vorwärts, meine Herr-ent« leuchte er im Vorüberschreiten uns zu. Und wie ein Wiesel war mein ganz ver dreht gewordener Onkel hinter ihm her. Oben sahen wir noch, wie der ,,kalte August« sich stoisch in sein Schicksal ergab. Er kletterte ohne Widerstand in die schnell herbeigeru sene Droschke, als wäre er der beste Freund des sorschen Polizei-Offizierg ——— und gleich darauf fuhren sie in ra sendern Tempo dem Oranienburger Thor zu. . »Noch Moabitt« sagte Onkel Schla decte winkend. »Ja-, ja, das kommt davon! ...« Als wir uns nach Mitternacht alle, aber ohne ihn, wieder zufammenfans den, wollten wir uns augfchiittten vor Lachen. Und ich war der Tollsta Aber es war ein theureg Lachen. Es hat mich sünfmalhunderttausend Emrnchen gekostet!...« »Die Geschichte hat ein sehr jähes Ende,« sagt daraus der Erzähler mit einein Anslug Von Galaenhumor. »Als ich nämlich nicht5.ahnend und trutz sidel arn nächsten Mittag zu Onkel Schladecke ins Hotel lam, empfan er mich mit einein Gesicht, wie ich es bis dahin nicht an ihm kennen gelernt hatte. Eisig wäre nur ein sehr schwa cher Ausdruck dafür. »Na, gut bekommen, Onkelchen?« fragte ich möglichst harmlos. »Oder hast du schlecht geträumt? So ein Ver brecherteller tann einem nachaehen das erste Mal, nicht?« ,,Schweig,« herrschte er mich da an. »Du bist ein srivoler Charakter! Ein Mensch, in dem ich mich schmählich ge täuscht habe! Ein Schwindler! Ein Er suchte nach Steigerung-en: ich benutzte die Pause, einen Ausruf der Getränttheit anzubringen, der nichts verderben konnte. ,,Ontel, ich—frivol? Jch--——-ein..« Aber er ließ mich nicht zu Ende kommen »Ich bin heute srijh ndch einmal in deiner Kaschemme gewesen!« berichtete er unheimlich ernst. ,,Denn wie ich heute Morgen meinen Ring betrachte, sehe ich, daß der Stein daraus ver: schwunden ist! Nachdem wir hier alles abgesucht hatten, blieb als einzige Möglichteit, ihn ziiriietzuerhalten, noch die Durchforschung deine-J Vetbrechertellersl Jch hatte mir die Straße und Hausnummer aemertt, durch einen reinen Zufall nur! Ah . . ., der Schutzmann hat mich schön aus« aelacht, den ich bat, mich zu begleiten weil ich Angst hätte, mir tönne etwas dafür-ein wenn ich allein hinunter:" spazierte! »Das ist ein sehr solideg Lotal,« sagte er schließlich, »du thut Jhnen teene Fliege wagt« »Dann war es das nicht!« wagte ich einzuwenden. »Ich hatte denselben Gedanten,« be lehrte mich der entriistete Drömelber ger. »Aber als wir schließlich den Stein fanden, dicht neben dem Platz deines Freundes, den du mir als- ,,lal: ten August«, aufgebunden hattest, da wußte ich Bescheid! Der Wirth hat dann auch Farbe betannt und mir den ,,lalten Augus«, der eben zu einem sauren Hering karn, als das wag er in Wirtlichleit ist, vorgcftellt. An der Stirnnarbe hätte ich ihn übrigens auch auf der Straße wieder erkannt! Und nun ärgere mich nicht weiter mit Entschuldigungen und Versöhnunan versuchen. Der Spaß war »in neinein, als daß ich ihn dir vergeben könnte! Ich be ahle für dich weiter bis du in Amt und Würden bist, wenn es bei deinen mertwürdigen Charakteranlas gen je dazu lommt «—aber das Insel tuch ist zwischen uns zerschnitten!« Dabei ists geblieben trotz aller At taeten, die ich unternahm. Jn seinem Testament stiftete er sein ganzes Ver mögen für das famose Rettung-z hau5«, in dem allerlei entgleistes Volk bis zum schlimmsten Lumpengesindel herunter Beschäftigung und Pflege findet. Jch erhielt als einziges Erb theil das Recht aus ein Zimmer in die sem netten Athl, so lange ich leben würde. Ich bin da, wie Sie sehen, eine Art Ehrenmitglied, ohne indes bis jetzt Neigung verspürt zu haben, davon Gebrauch zu machen! . .. Bac ist also meine (k«leschiehte!«... »Ein bischen hart sinde ich die Strafe denn doch,« sagte der Bank prolurist nach einer Pause lächelnd, ,,ol)aleieh eg Ihnen nicht mehr sehr toeh thun wird!« lsr lannte das Buntber der Frau Amt-seichter nämlich . .. -—-—--· -.-——-—— Wann die Menschheit verhun gern with. Nach der Berechnung eines beson der-J sindigen Statistikers tann die gegenwärtig etwa 1468 Millionen ziih lende Bevölkerung der Erde sich bis zu 5994 Millionen Seelen vermeh ren, ohne daß Nahrungsmangel ein treten würde. Diese Maxinialzahl wird, bei der gegenwärtigen Verruch rung, in 182 Jahren erreicht. Jsm Jahre 2087 ist tein Platz mehr siir die nachfolgenden Geschlechter ans Er den, und ein Jahr später schon —--- im Jahre des »Unheils« 2088 —--- werden Millionen Menschen jeglicher Nahrung entbehren müssen, also verhungern. Hoffen wir, daß bis dahin neue Er iindungen die Nahrungsmittel-Pro outtion gesteigert haben. Wie wen-Es doch nur-? Slizze zum Ausstand in Südwesp Afrita von Carl Heerdegem Blendender Lichtschimmer durch dringt die Finsterniß und überstrahlt den weiten Salon mit der tiinstlerisch modernen Einrichtung; die hellen Strahlen bligen iiber die Politur der graugetönten Möbel, lassen siir Au genblicke die alten Muster in den stil echten Rahmen in ungetvissem Oel glanz aufleuchten, spiegeln sich im blitzblanten Metall des Sarnovars und gleiten dann, wie liebkosend, über die golden schimmernden Haarslechten einer jugendlich schlanken Frauensp stalt —in jener Fensternische sitzt sie zusannnengekauert aus einem Tabou ret, die Füße fast in dem weichen Thierfell vergraben. Ein schönes Weib! In Trauer versunken. Die weißen Arme aus die Kniee gestützt, die schmalen Finger das Antlitz be deckend. Die Blicke des zierlichen RöschenT das die elektrische Leitung ausgeknipst, richten sich vorwurssooll und doch nicht ohne geheime Schadensreude auf die Trauernde. ,,Madame sollten ihrem Schmerz nicht so nachhängenz Herr Sanitätsrath sagt doch . . .« ——- Keine Antwort. Die zarte, srauenhaste Gestalt scheint völlig ohne Leben. Ach selzuetend wendet die Zofe sich zur Thür. Lautlos verschwindet sie hin «ter« der japanischen Borsiere I Nun erst richtet sich die stumme Frau am Fenster auf, wie aus schwe rem Traum erwachend. Fast erstaunt irrt ihr Blick in dem luxuriös ausge ftatteten Solon umher. Thränen zit tern an den langen, seidenen Wim- » vern. Bleich sind ihre Züge, und fast s unnatiirlich groß starren die vermein- » ten Auaen ins Leere. Allein selbst der tiefe Schmerz, der sich in diesem Frauenantlitz malt, vermag nicht,' dessen hohe Schönheit zu beeinträchti gen. tlnd den vollen Lippen hat die innere Erreauna beinahe noch eine tiefere, purpurne Gluth verliehen. Lanasam richtet sich die Schöne auf. »Wie tvar’s doch nur?« Hat nicht der Schmerz ihr die Ursache desselben ver gessen lassen? Hat fie wachen Sinnes aeträumt"? Jn fernen heißen Zonen aerveilt, den letzten Seufzer eines ster benden Mannes vernommen. Eines Mannes. dem eine mordende stuael die Brust zerfetzt, daß sein rothes Herzhlut die Erde färbte· Geträurnt! Sie war allein, Sie, Maria von Eschern, stand verlassen in dem ele aanten Raum, dem man es ansah· daß Runitsinn und — - Liede zugleich ihn ausgestattet . .. Schweren Fußes schreitet Maria iiber die schweren Teppiche, die keinen Laut hörbar werden lassen. Jhre Hand greift nach der Glorie, deren heller Ton die Zofe herbeiruft ,,Hanna —- hat die Post ——--— ist lei ne Nachricht aelommen?« Auf silber ner Platte reicht Hanna der Herrin allerlei Briefschaften. Mit nervöfer Hast areift die Dame nach einem um fanareichen isourert, alles andere achtlos zur Seite schied-end. »Sie will stark sein!« Raschelnd fällt der graue Umschlaa mit den vie len Stempeln zu Boden. Glanzlos ir ren Marias Auaen iiker die llaren, militiirifch kräftian Sch-ift3üge. Der Brief, ein amtliches Schreiben, ent halt in lnapven Worten nur die Be ttatiauna dessen, wag die Empfiinaes rin längst geahnt, was sie sicher aes wußt hatte. Er war todt! Heitiz, ihr Heini war todt. Gefallen vor dem Feinde. Und nun sie bestimmte Nachricht in den Händen hielt, als kein Zweifel den Glauben an das Entsetztiche mehr usantend machen konnte, war Marias Schmerz tl)riinenlos. Als sie vor einian Wochen den Brin des Generals in Händen hielt, aus dem fernen trottifchen Land, wo auch Heinz von Schlieffen geaen die Vlnfftändifchen focht, als sie auf ihre Llnfraae die Nachricht erhielt, daß der Geliebte von einem Patrouillen ritt nicht zuriiclaetehrt sei da wuß t te sie, daß Heinz nimmer tviedertehren würde, daß es ans Erden tein Wie: dersehen für sie Beide gab. Die Liebe ist ein sicherer Bote für Schmerz und Trauer. Geheime Fä ! den spinnen sich von Herz zu Herz, ob tauch Meer trennend dazwischen lie Hen. Des eliebten Tod zu tiinden, t redarf es taum des Telearaphen. Seit ; langem. Allein» die nnerschiitterliche "Lnatfaeye tam iyr trotzdem liber ;rascl)end, daß sie unter der Wncltt ’der Trauerlsnde zusannnenzubrechen drohte. Er hatte doch so bestimmt, so ver trauengvoll von feiner glücklichen Heimtehlt gesprochen Damals, als sie in Hamburg Abschied nahmen, als ilnn die ,,Gertrud Wörmann« nach den afritanischen Lüften trun. Ma riag Glaube an Heinz war ein so tie fer; was er sagte, bedeutete fijr das liebende Weib ein Evangelium sein fester Wille möge selbst allen Fährnis sen zum Trotz, siegreich iiber ein wi driges Geschick zu trinknphiren. Er war todt... Hier stand es deutlich aeschrieben». Die Sinne schwanden der unglücklichen Frau. Mit leisem Aufschrei sank sie nieder auf die wei chen Teppiche und eine tiefe Ohnmacht ucnsaßte ihre Gedanlen. sit si« Ist Warum war er ins Ungewifse hin ausaezogem in Kampf und Gefahr-, der junge titterliche Offizier, dem be wundernde Blicke folgten, wenn er so stolz, so offenen Blickes feine Straße ging. Dem manch ein Herz lebhafter entgegenpochte... Warum setzte er sein Leben dem Schicksal zum unge forderten Pfand; ließ er selbst die Liebe in der Heimath? Die Liebe und das herrliche Weib, dem sie galt. It· Il· III Der junge Heinz vonSchliesfen war als Zwanzigjähriger in das Garben giment ein-getreten. Jm Vertrauen auf seines Vaters Besitz und Reich thum und, weil es nun einmal die Famlientradition mit sich brachte, daß ein Mitglied jeder Geschlechtsgenera tion jenem Regimente seine Dienst-e weihte. Mit Leib und Seele war er Soldat geworden. Jm Kreise fröh licher Kameraden der Fröhlichsten ei net; im Dienst korrekt bis ins Klein ste, in der Einsamkeit seines vorneh men stillen Heims den Künsten erge ben. Das war der Heinz von Schlieffen, und es gab nicht einen im Regiment, der ihm nicht eine glan zende Laufbahn im Dienste seines Königs in Aussicht gestellt hätte. Nur »die Weiber« ließen ihn völlig kühl. Die älteren Herren im stiziertorpg schüttelten die kahlen Schädel über solche »Jugend von heute«; die jün geren neckten den ,,Nietzschianer« und nannten ihn den «Philosophen in Unisorm«. Er blieb der Gleiche, bis —- das Weib seine Pfade kreuztr. Die schöne Maria von Eschern. Jn heißer, sinnberauschender Liebe fan den sich die beiden. Maria, ebenfalls einem alten Adelggeschlecht entspros sen, war nicht reich. Die Burgen, auf denen ihre Vorfahren in stolzem Rit tertrutz gehaust, waren verfallen, der Grundbesitz länast in andere Hände übergegangen Nur ein Mast-rat ge hörte noch den Escherns. Allein die Familie war weitverzweigt und die Einkünfte geringe. Maria mußte dulden, daß Heinz ihr die Sorge ums Dasein von den zarten Schultern nahm. Würde sie doch binnen kurzem sein Weib·sein, träumten doch die Liebenden schon von einem nahen, aroßen Glück. Er um gab die Geliebte mit wahrhaft künst lerischem Luxus-, las ihr selbst den ge heimsten Wunsch aus der Seele, und Maria vergalt ihm reichlich alle Liebe. Sie ahnten nicht, dafz düstere Wolken bereits ihr junges Glück umschatteten. Urnso unerwarteter, umso nieder schmetternder traf sie der Blitz, der daraus auf sie herniederzuckte. Der Vater Heinzeng, der alte Schliefsen, starb. Ein Schlagsluß hatte sein Leben geendet. Er starb — und ließ die Seinen in traurigen Ver hältnissen zurück. Erst nach seinem Hinscheiden zeigte sich die Zerriittung seines Besitzes Selbst das alte Stammgut der Familie war mit Hypotheken überlastet. Wie das al les gekommen, wurde nie genau er gründet. Die schweren BankzusanI menbriiche hatten auch dem Freiherrn empfindliche Verluste verursacht. Ge wagte Spekulationen, dis Verlorene wieder einzubringen Ausbeutung durch strupellose Geldleute —- lurz, er verlor naher sein gesammtes Ver mögen. Die Vereinigung derLiebenden war in endlos weite Ferne gerückt. Ein Gardeoffizier ohne Vermögen, ein armes Mädchen! Eber wiirden Berge sich treffen. »Freiwillige vorl« er scholl da plötzlich der Ruf. Der Auf stand in Siidwestasrika war ausge brochen. ,,Freiwillisge vorl« Und Heinz von Schliesfen war einer der ersten, die sich meldeten. Wenn er in den Kampf zog, vielleicht gar Gele genheit zu ruhmvoller Auszeichnung sand, dann durfte er auf rascheres Avanrement hoffen. vielleicht aus die besondere Giite seines König-T Nach seiner Rückkehr wiirdc er in ein Li nienregimeut eintreten, und war er erst Hauptmann dann —— —--- — Das Schicksal schien ihnen selbst die HVsade vorzuzeichnen, die zum Glück siihrten . .. Der Glaube trog. Jrrlichter hatten Heinz im Nebel versiihrt. Der Weg, den er beschritt, siihrte ins Ver derben, in den Tod. sk si- st Maria erwachte aus ihrer Betäu bung. «Mählich nur fand sie sich zu riick in die trostlose leere Wirklichkeit. Was nun? Jn ihrer Seele lreuzten sich wirre Gedanken, Gedanken an ein iurzes, jäh geendetes Glück. »Wie war’g doch nur’?«..· Wenn sie nun ein Ende machte all' der unerträgli: chen Herzensqu wenn sie freiwillig dem theueren Mann in den Tod solgte... Sie dachte nicht zu linde. liin leises Beben ließ ihren Leib er zittern· Jhre Blicke trafen aus ein liteniälde in reichem Brolatrahtuen Sein Bild. Aus ihren Wunsch hatte er es einst von einem wahrhaften Kiinstler malen lassen. Seine Auaen schienen in liebevolletu Ernst »Hu leuch ten, seine Lippen schienen zärtliche Koseworte zu sliistern, und eine Mah nung zugieich Sterben, seige sich aus dem Leben sortschleichen, sie, die Braut eines iapferen Ossiziers2 Und wenn sie dennoch den unheilvollen Schritt that — wie schlecht wiirde sie ihm die Treue wahren. Ihr Leben galt dem Gedanken an ihn, ihm mußte es geweiht bleiben, der Trauer und der Liebe. Wenn sie es nicht« that, wer sonst? Des armen Weibes Auge wurde klar, von ihrem Herzen schien ein schwerer Druck gewichen zu sein. Sie war wieder stark. Leben wollte sie, «seinem Andenken leben und der holdes Erinnerung an einst,... Wie ruft doch nur? Zakter Wink. ! Dame: »Das Mädchen, welches jetzt ! bei Jhnen dient, soll bei mir eintreten. Wollen Sie mir nicht einige Auskunft über sie geben? Jst sie ehrlich?« Modiftim »Das weiß ich nicht ganz genau. Jch habe sie neulich mit einer Rechnung zu Jhnen geschickt, und sie hat mir bis heute noch kein Geld ab geliefert!« Gefährtin-er Auftrag. Fremder: »Wie sieht denn Ihr Hausknecht heute aus-V « Wirth (mitleidig): »Na, der arme »Kerl ist von den Weibern so zugerich tet worden; gestern Abend um 11 Uhr hatte ich ihn nämlich im Dorfe her umgeschictt, einen dritten Mann zum Skat zu suchen!« Auch eine Aufklärung. »Was ist denn das eigentlich — ein Spezialist für Nierenleiden?! »Das ist halt ein Doktor, dem dio meisten Patienten an Nierenleidm sterbm1« Proyig Herr: »Für sünftausend Mark ha ben Gnädisge das Bild ersicmdens Das ist sehr billig! Dame: »Nun, es soll ja auch nur für’3 Bedientenzimmer sein!« Vetbliimt. . Weinhändler: »O, mit dem Ober lehrer stehe ich vorzüglich; vor einem halben Jahre habe ich ihm hundert Flaschen Wein verkauft...und jetzt sind wir schon wieder die besten Freunde!« Dtastisch. Bauer (zu einem andern): »Ge stern war i in Blunzendorf aus der Kirchweih; Sakra, war diis sidel, und Knödel hab’n wir ’gesfen, daß om Hemdkragen dö Knöpf’ wegg’sprun gen san!« Im Zweifel. Kommis (den Brief seiner Gelieb ten lesend): »Jetzt weiß ich nicht, sind wir so eine Seele und ein Gedanke, oder hat sie genau denselben Brief steller.« Auskunft Gast: ,,Piccolo, ist kein Rom-ersa tionslexiion da?« » Kellnerlehrling (erst drei Tage im Restaurant): »Wenn keins auf der Speisekarte steht, ist keins da!« Der Prorefzhanst »Warum hat sich denn der Linden bauer von seiner Frau scheiden las sen?« »Weil er gar nichts anders gewußt hat, mit wem er sonst noch einen Pro ceß anfangen soll!« Einfach. Strafrichter: ,,Verstehen Sie nun die Bedeutung des Eidei3?« Bauer: »Ja doch, Herr Gerichts hof, wenn ich schwöre, so gewinne ich, wenn aber der Thomas, der mich ver klagt hat, schwört, so gewinnt er « Vor-gesorgt »Mir scheint, das erleben wir alle zwei nicht« Herr Doktor, bis mein Proeeß aus sein wird!« Das macht ja iIictxi5, Diesel. Sie haben einen Sohn und ich ljalV auch einen, der ,,juLs"« studirt!« Deshalb. Arzt: »Sie schielen mir einen Brief, Sie hätten die Masern, und dabei lei den Sie an Bronchialkatarer Patient: »Ja, Herr Dotior, ich wußte nicht, wie Bronchialkaiarrn ge schrieben wird!« Ein Prnltit«ii-"J. Müller (l)eim Betrachten eines »Töff Töfs«, das- streiti): »Hm, is doch dumm, sich so’n Ding anzuschaf fe.n .Det stintt un rührt sich nich. Da koof’ ick mir lieber ’n olleu Käse, der loost doch wenigstens-V Anc- deni literiaitgsiaat Richter: ,,.Oak-en Sie denn nie das Vediirsniß empfunden, zu arbeiten nnd eine nützliche Rolle in der mensch lichen Gesellschaft zu spielenk« Strolct): »Na, wie kann ich eine niitzliche Rolle spielen, wenn Sie mich immer einfperren!« Ein resolutcci Mädchen. Hausfrau lzum neu einziehenden Mädchen«): »Ich faae Jlmen alter aug driicllich: auf keinen Fall dulde ich, daß Sie einen Schatz beim Militär haben!« Karoliner »Dann bitte ich craebenst um ’ne anständige Lsiviloersoraimg!« tiiewissenhaft Richter: »Wie sich jetzt heraiigstellt, waren Sie bei der Rauferei gar nicht dabei. Wie kommen Sie dazu, die ganze Geschichte ausführlich zu er zählen?« Zeuge: »Herr Richter, ich hab’ halt die Zeugengebiihr nicht umsonst ein stecken wollen!«