Va- Kaninchen. Erzählung von Karl Basse. In einer kleinen Gesellschafts von f. Herren, die alle mehr oder minder ,z- zgxwaltige Nimrode waren, hatte man - s der jungen Rechtsanwalt Haase wie einrnal damii geneckt, daß er, dessen Augen bei jedem feinen Jäger sliicklein aufleuchstem nicht dazu ge bracht werden konnte, eine Jagd mit zumachem s . Der naheliegende sich an seinen Namen lnüpfende Witz, daß er nicht firiiflichen Berwandtcnmord begehenl wollte, war auch heute wieder zu Tode i geritten worden, und allmählich war das Gespräch auf allerlei Erlebnisse der Einzelnen überaesprungen, wobei der Zufall es wollte, daß gerade dies mal allerlei schaurige Gefchichten zum Vorschein kamen. »Die furchtbarsten Aiiaenblicke mei nes Lebens,« sagte ieni der Rechts anwalt, »hab ich im Traume durch gemacht Und sie sind aeheimnißvoll verknüpft mit einem Vorkommniß, das meiner Jazidleidenfchafi einen Rieael vorschob. Die Sache verhielt sich folgender maßent Klavpria und abaerackert von all den Büffeleien zum Assessor examen half ich mir selbe vier Wo chen Landaufentbialt zudilliri. Etwa eine Stunde von Berlin entfernt fand ich, was ich suchte: ein einsam liegen des villenartiges Häuschen, das auf zwei Seiten auf die Savelwiesen hin ausfah, während nordwärts mit etwa srchzigjährigem Kiefernbestand der königliche Forst auf wenige Meter an das Grundstück herantrat. Endlich fah man auf der Ostseite, von der! großen Veranda aus auf Privat schvnunaem die ein böuerlicher Be siser angelegt hatte,·und die etwa zu doppelter Manneshöhe gediehen wa ren. Jn dem Häuschen lebte nur die Besiserim eine alte Frau, mit ihrem Dienstmädchen Es war also Todten ruhe rings. Und meine Nerven ver truaen das. Jch lag im Walde, aß, schlief und erholte mich ausgezeichnet. Doch lange zu vegetiren, ist nicht jedermann-s Sache. Und bald lang weilte ich mich grenzenlos. Frau Weden, meine Wirtbin, grämte sich mit mir. Und neben alten Kalendern und verstaubten Journalen brachte sie mir eines Ta ges ein sicher ebenso altes Tesching und ein aus dem siebziger Kriege stammendes Chasfepotaensebr an. Dieses gab ich dankend zurück, das Tefching ließ ich mir im Dorf reini gen, kaufte die kleinen fpieleriaen Pa gonen dazu und tnallte lustig darauf s. Jch hatte schon als Junge solch ein Spielzeug gebabtund war ein guter Schütze gewesen. Bald war ich es wieder, und nachdem ich drei Scheiben durchlöchert, stand meine Sehnsucht nach Höher-em. Im Walde gab ·es viele Eichtatzen Fast zwei Dutzend holt’ ich nach und nach von den Kiefern herab. Jch fah wohl ein, daß ich mit meinem harmlosen Teschina nichts ausrichten konnte, doch späht’ ich schließlich nach einem andern Wild-A das ich auch mal in die Küche liefern I kannte. Die wilden Tauben ließens mich nie schußgerecht heran — so setzt’ ( ich meine ganze Hoffnung auf eint wildes Kaninchem Sie bevölkertens in Schaaren die kleine bäuerliche Schonung und kamen bei sinkendem Licht oder am ganz frühen Moran da heraus, um die Gräser am Wege zu verschmausen. Ein paar mal hatte ich schon vor beigeschossen, denn es war immer schon dämmrig und die Karnictel hoben sich von dem arauen Sandmea kaum ab, als ich eines Nachmittaa plötzlich vom Buche hochfali und in einer Entfernung von fünfzehn Me tern ein Kaninchen bemerkte. Das Teschig lehnte stets aeladen an der Verandabrüftung. Es gelang mir, es zu fassen, zu spannen und an die Backe zu bringen, ohne daß das Thier scheute. Als der Schuß fiel, hab ich auf nejubelt. Das- dumvfe Ausfchlagen der Kugel verrieth mir, daß ich ge troffen hatte. Das Kaninchen machte zwei merkwürdige Sätze, wie um sich selbst, schoß aber dann davon und verschwand hinter einem zwe?ten, dxs ich gar nicht gesehen hatte, in der Schonung. Als ich mich von der ersten Ver blüffung erholt hatte, fuhr ich wie der Sturm aus Haus und Garten heraus, um in der Schonung Nach fuche zu halten. Mein Tefching ließ ich dabei zurück, denn der Pächter der Dotfjagd konnte unversehens auf tauchen nnd mir ein schönes Süpp chen einbrockem Es war kein leichtes und angeneh mes Ding, in die Schonung einzu dringen. Kreuz und quer aber brach ich mir mit heiligent Eifer — schu, und schon wollt’ ich unskehren Quid die Suche als fruchtlos aufgeben, »al) ich Ætlich wie angewurzelt ste U Meh. Wenige Schritte von mir Wut lag — nein, saß mein Ka M blieb ich- einen Moment M sah auf das Thier-. - , auch als ich mich « Bewegung. Es blickte » an. Es zitterte nur und « —.meslträrdtqcn"Auge-r vor sich K i i i strecken, daß es da liegen mußte und mit all feiner angeborenen Schreck haftigkeit hören, wie sein Feind und Mörder immer näher kam. Und wie wir uns nun eine kurze Und doch so wunderlich lange Zeit ge genüberstanden, ich und das Thier, das nicht fterben konnte, gefchah etwas Unrrilörliches. Es war todtenftill in der Schonung und der ganzen Um aebuna, und plötzlich war es, als ginge die furchtbare Angst der Kreatur auf mich selber über, als hörte ich durch die Todtenstille das Herz des getroffe nen Kaninchens in Sterbenoth schla aen. Und es war doch nur mein eitle nes cNetz das immer schneller, in zit ternderBeklommenheit. klopfte, klopfte-« klopfte. Hätt’ ich nur die Waffe dagehabt, die ich aus Beforgniß vor dem Jagd piichter zurückgelassen hatte! CinSchuß in den Kopf —es wär Erlösung für das Kaninchen gewesen, aber ich glaube fast. eine noch größere Erlösung fiir mich. Doch es mußte irgend etwas ge fchehen Jch erinnerte mich, daß ein kräftiger Schlaa hinter die Löffel schnellen Tod herbeiführt Ader ein unfäaliches Grausen schüt telte mich, wenn ich nur daran dachte, die Kreatur zu berühren. Trotzdem zwang ich mich vorwärts, mit eisernem Willen, mit zufammenaebissenrn Zäh nen. Jch hob das Kaninchen an den Oben empor —- es zappelte —- ich schlug mit der Kante der Hand hinter die Löffel —- einmal. zweimal —- es niißte nichts. An eine junge Kiefer hing ich mich dann, verzweifelt habe ich sie zu bre chen versucht, um die Qual des Thieres und meine eigene damit zu enden. Ver geblich. Endlich fand ich einen abge rissenen Ast. Und damit schlug ich das Kaninchen todt. Ich sah noch, wie es zitternd sich streckte. Ich hieb blindlings weiter. Mit derdoppelter Wucht, schien mir, fiel jeder Schlag aus mich zurück. ·Dann stand ich da, völlig erschöpft. mit teuchender Brust, den Kopf scheu eingezogen, auf ein Geräusch horchend und durch die engen Räume spähend, ob niemand mich beobachtet hätte. Das todte Thier vermied ich anzu schauen. Und seit diesen Augenblicken weiß ich, daß ein Mörder, mag er sonst weder Tod noch Teufel fürchten, sich feige duckt vor feinem Opfer. Als ich schließlich doch hinblickte, bemertte ich, daß die Augen des Ka ninchens trüb und glasig geworden waren. Da bin ich etwas erleichtert zurückgelausen, ohne es zu achten, daß die trockenen Aeste der enggepslanzten Kiefern, die sich so selbst reinigten, mein Gesicht streiften, zerstachen und zerkratzten» Das Teschina hab« ich nicht mehr ungerührt. Aber als ich nach Berlin zurückzukehren im Begriff war, fragte ich Frau Weden. ob es vertäuftich sei. Da schenkte sie es mir. Darüber sind viele Jabre vergan gen. Und mit der Zeit verblafsen auch schreckliche Bilder. Ich sollte aber einst auf entsetzliche Weise an das Er lebniß erinnert werden. Ich batte mich bereits als Rechts anwalt niedergelassen und war über aus glücklich verheirathet. Nicht lange oorber hatte ich mir die Prächtige blau araue Dogge getauft, die ich noch be sitze. Er· ward Lord gerufen und ver galt uns unsere Liebe durch eine An hänglichkeit und Treue, die keine Grenzen kannte. Besonders meine Frau verließ er nicht, auf Schritt und Tritt folgte er ihr, und es ist ver ständlich, daß man, wenn man sein Weib anbetet, den Hund unter diesen Umständen noch lieber bat. Wir erwarteten damals- unser erste-J Kind, und das machte den-Himmel noch blauer und die Sonne noch son niaer. Da geschah folaende5. Ich hatte Vielleicht am Taeie in alten Schranken aekramt und das soraiam mitge ichlepdte Teichina entdeckt Vielleicht auch hatte ich irgend welche Jagdge fchichten gelesen. Doch hat mich weder das eine noch das andere an das zu rückliegende unerquickliche Erlebniß erinnert. Und vernaiiat war ich zu gewohnter Stunde schlafen aeaangen. Mit einem Male fah ich Lord, meine blauaraue Toaae, auf twa fünf bis techs Meter vor mir stehen. Und ich selbst habe das qeladene Tefchina und schieße nach dem prächtigen Kopfe. Immer von neuem lad’ ich und schieß’ ich— und das riesiae Thier zittert und kann nicht sterben von den kleinen schwachen Kugeln —- und mit den hell aelben, treuen Augen sieht es mich wimmernd und winfelnd an, während ihm das Blut schon überall herunter säqu Immer derzweifelter schieß ich, da bebt der Hund, wie er’s immer thut, wenn er bittet, die Pfote, ibid pifch. liebkofend neaen mich, der ihn so maßlos quält, und ich kann es nicht ertragen, ich drück die Augen zu und iiöhn’ auf, aber ein stärkerer Wille gifnet mir die Auan —- und da — a — Es ist nicht mehr der Hund, der da vor mir steht! Es ist das Liebste. was ich auf der Welt habe, es ist mein Weib . . . Wenn das nicht nackte Wahrheit wär', wiitde es frech und neichmach los lein, dergleichen zu erzählen. Unvetgeßlich wird mir das Schreck-» lich- fein, wie meine Frau da sieht, bald sie-IT bald abwehrend die eine M e n. dasVestcht soc Anast, Trauer, Jodemtlh voll Frage und Mann Warum thust Du dass Und HI- dCI Tefching hebend nnd TM — Mit d. während das per-s ins Leibe fi mit umdrebt und« tW Hin-weise tu Qualen tret-Istl »so-« W während ich die Lider schließen will und sie mir von einer stärkeren Macht offengebalten werden, während ich deutlich sehen muß, wie die geliebten Augen sich senten und zitternd, wun derlich, aus den Tod wartend, zu Bo den schauen wie die Augen des getros fenen Kaninchens — Da schüttelte mich jemand und ruft angstvoll meinen Namen. Meine Frau erzählte mir, ich hätte«schwer geseufzt und dann in so bitterem Weh, ob auch nur leise, aufgestöhnt, daß sie Furcht bekommen und mich geweckt hätte. Aber noch lange darauf hab’ ich, halb blöde, in Schweiß gebadet, da gelegen, erschöpft wie nach langer I Marter. ! Noch weniger als sonst begehri’ ich seitdem, eine Jagd mitzumachen. Jch lwar kein solcher Narr, daß ich mir Lnicht gesagt hätte, mit der richtigen JWafse und der stärkeren Ladung Iwären schmerzliche Zufälle weit mehr )ausgeschlossen. Jch fürchtete auch. Tdaß zu leicht das edle Waidwert dei »mir Leidenschaft werden würde — Feine Leidenschaft, die mehr Zeit und Mittel erfordert, als ich aufzuwenden habe. Und selbst dem besten Jäger passirt wogt einmal etwas, was ihm durch Mart und Bein gebt. So sröhn’ )ich dem schönen Sport nur theoretisch —"«— ich lese gern darüber und lass’ mir erzählen. Das Kind, das wir damals er warteten, ist ein Junge geworden, und er äugt schon angelegenilich nach dem Tesching. Doch ich denle an mein Kaninchem und was alles sich damit Ibertniipft hat, und schüttele den Kopf. IDas Tesching bleibt in Gewahrsam. Der Bub kriegt es nicht, und ob er snoch so danach lungert.« ) l Ost-— Die Bartwuchsspomadr. Humoresle von Thusnelda Wolff-Kettner. Die ganze Stadt wußte, daß Frau EAurelir. obwohl sie vor fünfzehn Jah » ren an ihrem Hochzeitstag ein Lämm "lein wurde, durchaus nichts von die sen sanften Thierchen an sich hatte. Der gute brave Christi-bald Lämm lein nannte seine schönere Hälfte so gar schlechtweg »alter Drachen« — freilich nur, wenn er allein mit sich selbst war! Zu allem Unglück war Christobald ein leidlich hübscher- sehr lebenslustiger Mann. Letzteres jedoch nur« wenn Frau Aurelie nicht in der Nähe war. Jhre Eifersucht kannte daher leine Grenzen. Sie öffnete alle iseine Briefe, durchstöberte feine Ta » schen, besaß einen Nachschliissel zu sei ånem Schreibtisch und holte ihn all Zabendlich zum stillen Gaudium seiner Kollegen am Direltionsgebäude ad. Als sie eines schönen Tages, während er ahnungslos fein Mittagsschläfchen hielt, in seiner Manieltasche die »Hundert Abenteuer Casanovas« ent deckte, die irgend ein alterSiinder zum :Schahetnart dahineingeschmuggelt hat te, verfiel sie fast in Tot-sucht Sie that dem guten Lämmletn aber ’entschieden Unrecht. Er war treu wie Gold, schon aus Angst vor dem Pan toffel seiner Gestrengen. Dafür hatte er eine andere Untugend: er war eitel. Und zwar so sehr, daß sein sich start lichtendes Haupthaar ihm schlaflose Nächte verursachte. Mitten in diesem Kammer schickte der Himmel denTroft juan Hilfe. Eine-«- Tageg fand er un zter seinen Postsachen ein Retlanie ischristchen »Haut- und Haarnfleae«, jzum Heile der Menschheii in die Welt jaesandt von irqend einer nroszen Var fiimerie mit Hostieseranientitei. . Heller Sonnenschein lag nach der JLettiire deg Kapitelg »Ha:rnslege« auf Läniinleing hoher Tenterstirn. JDaH war ja eine Antwort von den sSternen auf sein schmerzlicheg J »Waruin?« Nach Schluß der Bureausiunde rannte er spornstreichs zur Herzapo ithete und sauste ein Töpfchen einer irvunderwirlenden Mixtur, die allen, jwelche Zuflucht zu ihrer Heilkraft nahmen, versprach, aus der hoff nungslosesten Glatze eines Haarwild niß a la Jgnatz Paderewsti hervor s zuzaubern. i Aber o weht Als Christobald das hitnrnelsgeschent in Händen hielt, sah Her mit Schrecken, daß dessen porzella-» "nene hülle in erhabener Schrift die jAngabe des Jnhalts zeigte. Was nun? Wenn Frau Aurelie das las?! »Und wenn sie erfuhr, daß er baate Ifiins Mark verschwendet hatte. urn seiner Eitelkeit zu stöhnen?! Er kannte sie genau. Sie würde ihn zwingen, die köstliche Mixtur zu rückzutragen und sich das Geld her Eausgeben zu lassen. — Wie wenn er das ominöse Töpfchen vor ihren -Spiiherblicken versteckte? Aber wohin? Es aab keinen Winkel, den seine holde Anrelie nicht ergründet hättet . I Mitten in diesem Dilemma jauchzte er: «heureta!« Er brauchte die Mix tnr ja nur in irgend ein hatmloses Gefäß umznsällent Borsiehtig Hichelte er den kostbaren zSehah in sein Taschentuch und Eschmuggeite ihn so ins Haus. Wäh zrend Frau Unrelie in der Küche mit F den Bratpsannen easselte, begab er sich zsehleuni st ans Wett. Im Mittei ;s Ist n entdeckte er drei teere Va lseitnschqchteln, die er im Nu mit der W weißen, unschuldig aussehenden Po-( made füllte. Am Nachmittage inspizirte Frau Aurelie seinen Schreibiisch und fand das Reklameschrifichen, das er mii beim genommen hatte, urn die Ge brausantveisung zu studiren. Als sie an das Kapitel »Gesichtsrnassage« lam, wurde sie sehr nachdenklich. Ob sie das nicht mal versuchen sollte? Zumal es doch fast nichts kostete! Nur ein bischen Vaseline war noth wendig Jm Banne dieses Gedankens ging sie zum Spiegel und unietzog jeden Zug ihres Gesichts einer gründlichen Prüfung. Mit ihrem tiefschwarzen welligen Haar, ihrem gesunden brü netten Teint und ihren großen dunk llen Augen war sie trotz der 35 Jahre Iuoch recht hübsch. Aber ——— aber! Zwischen den dunklen Brauen ni steten ein paar nichtswürdige Fälichen —-— und rechts und links von der Nase izogen sich scharfe Linien bis zu den iMundwinleln binabi Sie würde »mindestens« zehn Jahre jünger au sehen wenn diese sFältchen nicht wären! Und die Gesichtstnassage versprach gründliche Abhilset —- War es ihr zu oerdenten, daß in ihrer Seele erst der qunsch und dann der Entschluß er wachte, ihr holdes Antlitz einer Mas isagetur zu unterziehen? Z Wo der Wille ist, da ist auch die That Sosort ging sie zum Amici schränkehen, um zu schauen, ob noch IVaseline vorräthig sei T Drei Schachteln standen da! — "Das traf sich ja gut. —- Unverzüglieh ging sie ans Werk. E Ein paar Wochen gingen langsam hin. Weil alles in diesem Jammer thale einmal ein Ende hat, wurde auch der Inhalt der Baselinefchachteln allmählich alle; und zwar, ohne daß der eine von des andern stiller Theil haberschast etwas gemerkt hätte. Mit Spannung, Hoffnung und Bangen beobachteten beide die Wir kung ihrer Kur. Und sda machte Frau Aurelie eine höchst merkwürdige Entdeckung. Allerdings, die unange nehmen Föltchen begannen sich zu glatten. aber —-« o Graus! —— über ihrer Oberlippe zeigte sich ein dunkler Schatten, der von Tag zu Tag dunk ler wurde und Anstalt machte, zu einem slotten Schnurrbärtchen auszu wachsen! Es war traurig! —- Die einst so hübsche Frau Aurelie erinnerte nun in ihrem Aeußeren stark an einen här beißigen KorporaL ChristobaldLämmlein merkte nichts davon,. so sehr war er mit feinem lie ben Jch beschäftigt Denn —— o Wonne! —— die Mirtur begann zu wirken! Hier und da an lichten Stel len sproßten bereits ein paar junge Härlein. Eines Tages-«- schmuggelte das eitle Liimrnlein aus dem bereits bekannten Wege das zweite Töpschen der löst lichen Mirtur ins Haus und füllte sie in die bewußten Schachteln. Als- dann Frau Aurelie Nachmit tags den letzten Rest der »Vaseline" zusammentratzen wollte, um die ge wohnte Massaae vorzunehmen, war sie starr vor Staunen, die Schachteln gefüllt zu finden. Wie, wenn Christobald etwas von ihrer Massagetur gemerkt hätte und sie aus diesem Wege verhöhnen woll te?! Schlecht genug war er dazu! — Ein Mann, der Casanovag Abenteuer in der Tasche herunischleppi, ist zu al lem fähig! --— Ahnungslos tam Christobald Lämmlein Abends nach Hause; doch seine schuldbeladene Seele begann zu zittern, als er seine Gestrenge mit un heilvertiindender Miene terzengerade aus dem Sosa sitzen sah. »Komm mal her, tommandirte sie dumpf ,,Christobald, gestehe die Wahrheit! Was ist das mit den Vaselinschach teln?" Ihre· Stimme klang wie ser nes, anschwellendes Gewittergrollen. Er sah ein« daß es am besten sei, sofort mit der ganzen Wahrheit her auszuriickem Und so bekannte er ihr stockend und stammel d das Geheim nisz der drei Vaselins achteln. » Frau Amelie stierte ihn mit ver zglasten Augen an, stieß einen Walten Hschrei aus und sant ohnmächtig in seine Sosaeckr. — J Christobald Lämmlein, i dem der TAngsischroeiß aus der ·Stirn perlte, lgab sich die größte Mühe sie ins Be lwusztsein zurückzurusen, was ihm ischließlich zu seinem eignen Schaden ;gelang. J Es ist besser, wenn über die nun lsolgende Szene der Mantel der Näch ssientiebe hast-sinke — ! Frau Aurelie hat sich inzwischen Zenit wahrer Seelengrissze in ihr Ge ;fchia ergeben, seit sie einmal in irgend Feinem Roman gelesen, daß der dunkle lSchatten aus der Oberlippe einer schö .nen Frau ein ganz besonderer Reiz sei. ! - Wenn sie aber träumt, sie habe da srnali die Gesichtsmassage auch aus ihr lKinn erstreckt, fährt sie allemal mit » ellendern Schrei aus diesem grauen feinsten Traum empor. ; Der besa te« dunkle Schatten ist das TNridobiekt sämmtliche-e Bei-name der kleinen Stadt, -«die das Schicksal stumm besessen, warum es M XQtirretie so viel aab und ihnen u . Christobald!« W Pder Professer in den Bergen. humoreste von C. A. H e n n i g. Professor Rumpelberger ist ein ebenso gro r Gelehrter wie Stuben hocter. der ich ebensowenig von seinen Büchern wie von seiner langen Pfeife trennen kann und im Verein mit bei den die reale Welt um sich herum total vergißt. Kann ihn seine brave Haus hälterin wenigstens, wenn auch mit Mühe, bewegen, die täglichen Mahl zeiten einzunehmen, so ist es seinen Freunden bis her noch niemals gelun gen, ihn einmal aus einige Wochen seiner einsiedleriichen Lebensweise zu entreißen und ihn in Gottes freie Na tur zu entführen. Aber was den Freunden und dem Zureden des Hausarztes nicht gelang, das brachte schließlich die so mißachtete Natur fer tig. Der Apparatstockte, der Orga nismus stritte und Professor Rum perberger sah endlich ein: aller weisen Logik Schluß ist doch stets: was muß, das mußt Er packte also sein Ränz lein, theilte seinen Freunden seinen Entschluß mit und dann ging es da hin, wo allein die Freiheit wohnt, nämlich auf die Berge. Und man hätte es dem Bücher wurm gar nicht azugetraut. wie der laufen und tlettern konnte. Meist war er den andern um ein gut Stiick vor aus, doch zeigten mächtige blaue Rauchwolten den Nachfolgenden im mer an, wo sich der vorwärtssttir mende Genosse jeweils befand. Denn seine geliebte Pfeife war natürlich seine getreue Begleiterin auch auf der Tour und sie tam fast niemals aus seinem Munde, außer die übervolle Brust drängte ihn, mit dünner, trä bender Stimme ein paar Brocken von alter Burschenderrlichteit zu singen. kPlößlich aber sah man weder den ge wohnten Rauch, noch hörte man die bekannte Stimme. Seine Begleiter Hbeichleuniaten ihre Schritte, um den sProsessor einzuholen, denn eine unhe Htimmte Sorae teimte in ihnen aus; laber so sehr man auch spähte, man Hab weit und breit nichts von ihm. »Man fing an zu rufen und zu pfei Tsen, man zerstreute sich nach. allen «Seiten, man suchte jeden Busch und Lieden SeitenvaD ab, aber man fand den Professor nicht. Es war klat, entweder war ihm in der verhältniß maßia unaefährlichen Geaend ein Un fall zuaestoßem oder er war nach einer aanz anderen Richtuna abaetommen. Die bereinbrechende Dämmerung setzte endlich allen Nachforschunaen ein Ziel. und die Freunde richteten sich so aut ais möalich für die Nacht ein, denn durch den Zeitverlust war es nicht mehr möalich gewesen, die nächstlie nende Untertnnstshiitte zu erreichen. Vielleicht war dies aber doch dem Bro seisor aelunaen und mit diesem Trost schlief man ein. Mit dem Friihesten am nächsten Tag machte man sich wieder aus die Füße, und wer beschreibt die syreude der Ge sellschast, al- sie nach mehrstiindigem Marsche die Hütte erreichte und ihren bermifiten Freund wirtlich dort sand. Aus dem Tische standen Speiseeste und eine halb aeleerte Weinflasche und aus dem Primitiven Herde prasselte ein möchtiaes Feuer -— der Professor hatte also weder Schaden genommen, noch Noth aelitten. Aber dennoch saß er mit allen Zeichen tiefster Niederge schlagenheit neben dem Feuer, zwi schen den Knieen die erlaltete Pfeife. Als er indesz seiner Freunde ansichtig wurde, aina es plötzlich wie neues Leben durch seinen non-ten störderx er sprana aus und rief: »Gott sei Dant, daß Ihr da seid, ich habe Schreck liches ausgestanden inzwischen!« »Aber wieso denn. warum denn?« lautete die verdutzte Frage aus aller Munde. »Na, dentt tsuch nur, Kinder.« aab der Professor zur Antwort, ,da sitze ich hier sehn aesclslaaene Stunden und tann nicht rauchen! Denn mit meinem letzten Zündhölzchen habe ich Feuer angemacht.« —« Sangeesrohe Rothhäutr. Obwohl das Studium unserer süd ;westtichen Kultur-Alterthiimer in den Elehten Jahren bedeutende Fortschritte "aemacht hat« ist es noch gar manchen Ameritanerm welche nach Europa pil gern und dort die sorgsam verwahrsn Alterthiirner in Augenschein nehmen, nicht bekannt, daß sie daheim im Süd westen Rutnen oder auch lebendige Ueberreste einer mindestens ebenso al ten Kultur finden können, wie sie nur jemals in Europa geschaut haben. Es wird seeilich bis jetzt viel weniger We sen von ihnen aetnacht. Besonders trisst dies ans die hohen Taselliinder New Meritog und Ari ;3onaö zu. Unzweiselhast gehören zu »den interessantesten lebendigen Ueber Ilileibseln der Vorzeit die Verließe der ’Hovi-Jndianr und ihre Bewohner. Vor unaezählten Jahrhunderten flo hen die Herein ein sriedliebendes Land bauervolt. vor ihren Feinden, nament lich den Navasos. aus die Spitzen sehr schwer zuaönalicher Felötlippem wo sie sozusagen ihre Nester bauten; drun ten in der Ebene aber pflegten sie in richteten Zeiten den Landbau, und mit tels eines Berieselunaisdstems rangen sie dem witsten Boden gar nicht weni ab. So leben sie noch heute nur da die Männer keine Schlachten drunten mehr In schlaan brauchen und die zusehen-enden Frauen. Kinder und Greise da oben nicht mehr site ihre Uetsorger zittern. wer n a hont- ist Oratbi auf einer schroff . ! e M aufsteigenden, 600 Fuß hoben Klippe, die sich scharf gegen das lebhafte Blau des Arizoncker Himmels abhebt. Von dem Orte selbst aber kann der Fremde, von unten-emporblickend, kaum etwas bemerken, und er würde von selbst me auf die Vermutbung kommen, daß bier ein Gemeinwesen von etwa 1000 Be wohnern eingenistet seit Trotzdem sind die Häuser zwei bis drei Stockwerte hoch, welche zwischen dem Felsgestein terrassenartig über einander geschichtet sind. Früber konnte jedes Haus nur durch eine Lute im obersten Stock be treten werden mittels einer Leiter, und wenn der Einsteigende diese nach sich gezogen hatte, war ersso sicher,.wie ein Adler in seinem Felsborsi. Zwischen den Häusern winden sich unregel mäßige Straßen dahin, mit freien Plätzen, wo Tänze veranstaltet wer den, und in deren Boden die Kiwas oder unterirdischen Ratbstammern der Männer gegraben sind. Was die Hopis dem Interesse un serer lieben Deutschen aber besonders nahe bringen sollte —- und ein noch wenig hervorgehobener Charakterzug —das ist ihre außerordentliche Bor liebe fitr Gesa n g und Poesie. Da rin machen sie unter den heute leben den Jndianern, soweit sie in ihrem Naturzustand geblieben sind, als Stamm eine große Ausnahme. Das dumpfe oder gar mürrische Schweigen ihrer meisten Rassegenoffen ist den Hodis durchaus nicht eigen: Männer, Weiber und Kinder begleiten alle ibre Vorrichtungen den ganzen lieben Tag mit Gesang und baben für Alles ihre besonderen Lieder! Schon in aller Herrgottsfriibe er schallt aus irgend einem oberen Stock werk die süße Stimme eines Weibes, welche das Mahlen des Maises beglei tet: der Schäfer treibt singend seine Heerde die Abbänge bei-ab und singt den ..iunafriiulichen Pieris-« und die »iungsräulichen Schmetterlinge« an; am meisten wird aber des Abends ge sungen, wenn die Männer von den Feldern beimiehren, und der herrliche Sonnenuntergana der Wüste den gan zen westlichen Himmel in Flammen badet, oder bereits der Silbermond im Osten aussteigi. Da wird gesungen und aejodelt ohne Ende. bis die tiefe Nacht sich aus die Szenerie senkt. Während die Männer ihre Ceremonien in den Kiwas haben. möchte man von Weitem glauben. das-. bier lauter Ge sangvereine Avollo huldiaten. Natür lich singt die Mutter. währen sie das Kleine auf den Knieen schauten, erst recht. Kinan Der Hovi ist wahr baft die Stimme der schweigsamen Wüste! Ein Geifer-seh Kein Land siir Seifensabritanten ist entschieden Nicaragua. Hier liegt ein See Reserven dessen Wasser natur liche Seife enthält. Jn dem Wasser befinden sich nämlich contentrirte Svda und Potiasche. aeinischt mit Schwefel und Maanesunn Es genügt. die Hände in die Flüssigkeit zu tauchen und die Handflächen aeaeneinander zu reiben, um jenen Schaum zu erzeugen, wie ihn die künstliche Seise hervor brinat Natiirlich machen die Bewoh ner rund um den See tüchtig von die ser natürlichen Seife Gebrauch. Sie waschen damit nicht nur ihre Wäsche. sondern föubern damit auch sichielbit und ihre Häuser. Seifenfabritanten und -hiindler würden also bei dieser Sachlage aensifz nicht auf ihre Rech nung kommen. « Das Wasser des Sees Neiapa wird aber von den Enaeboreuen auch noch zu einem anderen Zwecke ersolgreich verwendet: da es Schwefel und Mag nesium enthält, iibt es auch eine abfüh rende Wirtuna aus« und die benach barten Bewohner von Guatemala tau sen fleißia dieses erprobie Pudaatid. Wenn dem Neiavasee infolae aller der aiifaetiihlten lsiaenschasten auch der Reiz der Poesie fehlt. to wotnt ihm auf der anderen Seite eine tostbare praktische Eiaenschaft inne. -— Der Lampe-tut emv die dä niiche Bäuerin Bei dem jetziaen Aufenthalt des deutschen Krondrinzenoaares in den dänischen Gewiilsern hatte der Kron Print in der Nähe von Aarhug eine-u von seinem Sei-wagen dem Prinzen Christian von Dänemart. befehligten Exerzieren beigewvhnt. Nach Beendi auna der Uebung trat der Kronprinz im Automobil die Rückfahrt nach Marselisbura an. Auf der Landstraße tam dem langsam fahrenden Autonio bil ein Bauernwaaen entaeaen, dessen Pferd vor dem großen rothen Krust waaen scheute. Vergebens suchte die alte Bäuerin auf dem Kutscherfitz das Pferd zu zügeln. Es riß sich los, während der Waan mit einem Schwunae in einen Graben aes ieudert wurde. Der Kronprinz lie sogleich halten und der klagen den Alten, die leichte Beschädiaungen an den Händen und am Kopfe erhal ten hatte, von einem ieiner Chor-f seure 20 Kronen reichen. Nachdem ein anderer Chaufieur aliicklich das Pferd einaesangen hatte, setzte der Kronvrinz die Fahrt fort mit der an die Frau gerichteten AufiptderuntL Schadenerlattanspriiche fiir den Wagen fu.s.w. beim deutschen Konful in Aarbuö geltend zu machen. M l Kutsche-flieht » Professor tvon feiner Afrit reife kkztihlend): »Meine Herren! ines Jst-get wurde ich von den Grases-are ;mu, die Kanntbalen waren, gefangen genommen. Doch gelang es mir, zu ,iiiehen. CI war aber auch höchste , denn ich stand bereits mit dem i se auf der Speifetartet«