HLÆP Sommer-tacht Durch die stille Sommerpracht Tiefe Brunnen hör’ ich rauschen; Sternenglanz und Erdennacht Seh’ ich stumme Grüße tauschen. Was in Tages Lärm verhallt, Was verblaßt im Sonnenreigen, Drängt mit brünstiger Gewalt, Sich zu beben, sich zu neigen. Tief aus meines Wesens Grund FUhP ich Lebens-quellen brechen, Sehnsucht-Eidam mit heißem Mund Nteakfproch’nes auszusprechen Und hinan zur Sternenprachi, Und herab zu ird’sck1en Schranken. Fluiben durch des Herzens Schacht, Ew’ger Geister Lichtaedanien. ,---, Rosen aus Seidenpapier. Stizze nach demLeben von M a r t ha S t r a ch w i y. - O —«—-—————· Sie saß bei der Lampe, an dem großen Tisch in der Ecke des Kinder zirnmers. Die Kinder waren zu Bett gebracht Und schliefen. die Kinder-« sachen nachgesehen und fortgeräumt. Die Tagesarbeit war gethan. —— Nun hab ihr eiaenes Leben die verichlasenen Lider und sah ihr in’s Auge. — Sie saß emsig über einen Streifen rosenrothes Seidenpapier aebiiett. Jhre abaeckrbeitetem harten Finaer wanden ihn geschickt um einen Draht, sie zupf ten hier und da. sie nahmen die Scheere zur Hand. Es entstand ein dustiaes, zierliches Ding, ——— eine künstliche Rose. —Sie betrachtete sie mit einem aerührten Lächeln, das die alternden. in ihren Grundlinien edlen Züge veriünate, dann legte sie das rosenrotbe Gebilde aus der Hand und beaann ein neues. So sasi sie über zwei Stunden lang. Ihr Abendbrod stand unbe rührt neben ihr auf dem Tisch. Unter ihren Händen blühten die Blumen ber bor, rinas um sie, an den Wänden, hinter den Bildekrahmen blühten sie, wie in einem Zauberaarten, rosen rothe, duftiae Gebilde, —- Rosen aus Seidenpapier. Und sie laß bei der Arbeit mit einem qlücllichen Lächeln um den ver träumten Mund, über dem die Haut in kleinen. winziaen Fälteben laa, wie ein fein aetälteltes Seidenpavier. Die grauen Augen unter den todtschan gen Wimpern leuchteten, die Nasen ·liiael bebten. —«--—--—— RosenausSeidenpaPier! —Es war lanae her, daß sie welche gemacht hattet —- Das letzte MalM Ein iirmliches, kleines Zimmer tauchte vor ihr auf. Es war mehr eine Kammer wie ein Rimmer. In der Ecke stand eine wurmstichiae Bettlade mit übereinander aethürmten Feder betten. wie man sie ans dem Lande bei Bauer-stellten noch findet, Zwischen den Fenstern eine altInOdische Kommt-de mit einer weißen Hätelde·e. -- die hatte sie in ihrer ersten Gielluna aes häkeli. Abends, heimlich. bei der Kü chenlamve, in ihrem kalten Zimmer, wenn die bausarbeit aetban war. Wie hatte sie sich auf den Aunenblict ac srent, wennn sie der Mutter die Decke mitbrinaen würde, bei ihrem ersten Vkiuch zu Hans-! --«--—-—«— — ——— Si- mar damals sechzehn Its-r k. It NMitte alt aewesen und diente als stiicksenniaad hei einem Neviersörster, nicht weit von der volnisckien Grenze. —-Aus der weihen Häteldeele stand ein Kruzifix-. An den Wänden hinaen ein Paar iusammenaehetteltr. oder aus dem Aal-»der aeschnittene Bild elsen. «’(n der Mitte des Rimmerz stand ein Tisch und in der Gele, hinter der Thür, ein kleiner. eiserner Ofen, des senVlatte ein Kasseetovs einnahm. Es roch nach dünnem, mit Ziehorie versentem Arme-Leute-Kassee. — Und durch das Zimmer. nach der Oseneele. humvelte ein altes. ein ur altes Mütterlein. das unaufhörlich die welken Livven beweate. während es mit den zittriaen Finaern einen ahne ariisenen Rosentranz sinaerte! ——— Jhr Mütterleini — Es toar alt und arm und vertrock net, aher sür sie war eg die Stelle, wo das Leben ewig juna und reich und quellend sprudelte! -— Wie es so das stand, ihrMiitterchen, in der ärmlichen Kammer und sich über di- rosenrothen Blumen freute, die unter den Händen der Tochter hervorbliihtenl » Freilich, es waren nur künstliche Roten, Rosen aus Seidenpapiert ———« . Aber site das Miitterlein waren sie schöner als die schönsten. frischen, aus dem Garten des Schloßvarteg, denn die Tochter schuf sie selbst, mit den harten, abaearheiteten Händen. -— JedesmaL wenn sie während ihrer lanaen Dienstjahre die Mutter be suchte, prachte sie ein vaar Boan Sei denvavier mit und zauderte die enge Kammer in einen Rosengarten um. Diese papiernen Rosen waren heilige Rosen der Liebe! —-——--— Und jedesmal sreute sich die Mutter ause neue, und staunte, und lonnte sieh nicht satt sehen, und kam sich vor wie in einem Palast Das gute, armes Mütterleint Nur Noth und Entbeh rung hatte es aelannt. und harte, schwere Arbeit. und Krankheit und Gebell Aus ihre alten Taae hatte die Noth noch zuaenomment Zehn Marl siir den Monat. das war ein Hungerdaseint Vier Mart kostete die Kammer, da blieben noch sechs Mart. d. h. ztvanzia Pfennig pro Taa sür Kleidung und Essen. Freilich, die Schwester-, die an einen Grubenarbeiter verheirathet war, aab den Kassee und den Zucker dazu, und sie selbst, nun, sie aab alles, Yeörasåa Staats- Anzeiger nnd Tät-rollt ; J. P. Windolph, Herausgeber ’ Grund Lksland Nebr» Z. September 190) ( 1zweiter Theil) Jahrgang 26 No 2. was sie entbehren konnte von ihrem Gehalt, der allmählich im Lan der Jahre aus achtzig Thaler siiea. Da von konnte sie sich auch nichts zurück leaen, die paar Groschen, die sie für sich selbst zurückbehielt, glitten ihr nur allzu schnell durch die Finger. Das Sparen laa nitch in ihrer Natur. Was sie hatte, aab sie aus. Ueberall leuch iete ihr das Leben rosenroth entgegen, und die Dinae waren so viel schöner und machten so viel mehr ans, als die paar ersparten Geldstücke im Por temonnaie. Ein paar Ansichtspost tarten, —- eine neue Schleife für das Sonntaasileio —-— ein paar Spiel sachen, siir die ihr anvertrauten Kin der, —— sie mußte immer schenken und Dutzen, darin bestand die Freude ihres . Lebens. s— Und so war es gekommen, daß sie nach dreißigjähriger Dienstzeit sich auch keinen einzigen Nothgrofchen zu ) rückaclegt hatte! — Aber daran dachte sie nicht. Das iAlter schien noch weit wea und die i Angst vor der Noth hatte sie verloren. Und die Freude war ihr geblieben,» J daß sie ihrem Mütterchen den Lebens abend hatte ein wenig lichter machen .können, dem guten Mütterchen, dasl zseit einem Jahre schlafen gegangen swar, «- siir immer! —- - « Die Hände, die das Seidenvavrer hielten, zitterten. Die angefangene Rose fiel auf die Erde. Der Kon mit den kohlschwarzen Haarwellem in de nen onch kein einziger weißer Faden zu sehen war, sank auf die Hände, ein » irampsartiges Schluchzen riittelte den » Körper. — Die Thstr zu dem Kinderzimmer öffnete sich behutsam. Die Herrin des Hauses, zu der ein dumpfer, stöhnen der Laut gedrungen war, trat ein. Ihr forgendes Auge streifte die Kinder-T betetn, dann die schluchzende Gestaltj unter der Lampe. « Theilnahmsvoll trat sie näher und berührte die magere Schulter der. .Magd. Sie war eine gütige Herrin, fvoll Liebe und Verständniß siir ihre Untergebenen. Manchmal laa etwas ;in ihrer Art wie die zarte Rücksicht ieines-Z ungerecht Bevoriuaten den die .ser Vorzug drückt. Sie hatte alles Hentwickeln und aus-leben diirsen, was» in ihr selbst an schönen Möalichkeiten J und natürlichen Gaben laa. Das ver gaf; sie nie im Verkehr mit anderen. —— Darum beugte sie sich ietzt mit fast schwesterlicher Herrlichkeit zu der Die nerin herab. und suchte ihr die Finger von dem thräneniiberströmten Gesicht zu lösen. »Mutter, ----- Mutter,« tam es in nniaqbarem Schmerz zwischen den ineinander verfchlunaenen Händen hervor, ,,sie ist todt, sie kommt nicht s « » no imehr wieder, nie mehr. I Und dann tlanaen die Troftworta der Herrin durch das stille Zimmer, in dem die rothen Rosen leuchteten. Sie tianaen banal und abaeariffen in ihren eiaenen Ohren. Was konnte sie zdiesem Schwer-i gegeiiber geben? — « Sie, die Reiche, s-— der Armen? »Die tiefsten Trostgriinde. die sie besaß, stonnte das arme Mädchen nicht fassen, . und die landläufigen tamen wie eine ; Vhrase von ihren Lippen. sp « »Und sie hat nichts vorn Leben ge habt, —- und ich tann ihr keine Rosen mehr machen-« —- — —. Noch ein vaar Worte mehr und die aanze armseliae lsriitenz enthiillie sich : vor den Auaen des junaen, vom Leben so reich beschenkten Weibes. Dann tam wieder der Nothschrei des alternden, einsamen Dienstmäd- . - ebens. . I »Ich kann ihr keine Rosen mehr : machen, und sie hat sich immer so sehr darüber aesreut. Keine —-«—- keine iRosen mehr!« —-— i Wie ein dünner, scharfer Stahl iichnitt es durch das Herz der junan i Frau. — ! Sie sah ihr eiaenes Leben· ——— fri iche. blühende Rosen leuchteten an je der Bieauna· bedeckten den Weg. den sie zu aehen hatte, —--—und das- jener Beiden, —---? Das Bild des alten, verrunzelien Weibleins trat vor sie hin. dann die Tochter, —-— sie kannte sie Jahre lana in ihrer treuen Arbeit und ihrer frohen. leichtlebiaen Art. Sie hatte sie schätzen aelernt als Dienerin und sie sreute sich an den Reiten frühe rerSchönheit. die sich in ihr offen barten. Dieses einfache, arme Ge schöpf hatte Rhythmus in ihrer Seele und in ihrem Körper, und sie hatte ein sarbensrohes- sonniaes Auae. — »Wenn ich als Schulmädel die Spinenaardinen vor den Fenstern sah wo die reichen Leute wohnten, habeich immer aedacht, dienen« muß autsein. Und ich habe mir aewünscht. Kinder nriidchen Fu sein, und ein rosenroth-T aeliebies Enacein in einem schönen Waaen mit Gardinen durch die Stra sien Du fahren. Ich bin Kindern aut. Ich könnte sie fressen vor Liebe!« — ,.Und warum hast Du nicht gehei entbet. wenn Du Kindern so gut bist?« — »beirathen? — Ein armes Mädel wie ich?-—Gott bewahre mich! So dumm« bin ich nicht. — Bei uns sind die Männer nicht so wie bei den Herr schafien. Da aiebt’s Senae, und oft mehr als Sudpe und Brod!« ——— Das war es. —- Sie liebte die Schönheit und die Farben, und sie haßte vie Gemeinheit, —- und da es ihr nicht vergönnt war, in ihrer eige nen Sphäre ihre Sehnsucht auszu leben, so diente sie willia in einer Sphäre, die das an innerer Bildung und äußerem Glanze besaß, was sie ersehnte. Sie nahm es unbewußt als Symbol und freute sich an den Gütern der Anderen, wie an den künstlichen Rosen aus Seidenpapier. Eine heiße Thräne siel aus den Auaen der Herrin und vermischte sich mit den Thränen aus den harten ab aearbeiieten Finaern ihrer Magd. — Dann verließ sie aeräuschtog das Zimmer und zoq mit weicher, behut samer Hand die Klinke ins Schloß. »Rosen! —— rothe Rosen, J«—-au·g Sei denpapie«r!« — —-——--— Ver Regenfchim Humoreske von J. M e r k l. Professor·Dr. Ziegenhals, der be rühmte Chirurg, war ein Schießteufel allererster Güte. Jede freie Stunde benützte er, um zu knallen, und wenn es gerade nichts zu jägern gab, dann stand er zuverlässig vorm Scheiben standund verfeuerte soviel Pulver und Blei, als eben in einer bestimmten Zeit ein strebsamer Schütze aus dem Lan zu bringen vermag. Da er aber außerdem ein witziger und geistreicher Mensch war, der, wie nicht leicht ein Jäger, das Blaue vom Himmel herunterzuliigen verstand, im mer voll Schnurren und Schnaken steckte, auch niemals seine Schlagfer tigkeit verlor oder gar aus der Fas sung zu bringen war, so genoß er häu fig die Ehre, Jagdgaft der hohen und höchsten Herrschaften zu sein, und manches freie Wort, das einem ande ren die sofortige Ungnade zugezogen hätte, verzieh man dem lustigenManne der Wissenschaft, der so vorzüglich zu unterhalten wußte. Einmal aber gerieth er doch in eine Lage, aus der es fiir ihn anscheinend teine anständige Rettung gab. Und das ging so zu. Der Herzog Friedrich hatte ihn ei neg Tages verständigt, daß er über morgen eine Treibjagd auf Hirsche in seinem Revier angesetzt habe. Wenn es dem Herrn Professor Spaß bereite, so könne er sich daran betheiligen. Ziegenhalg nahm die Einladung mit Vergnügen an, die-weilen es sich gerade so günstig traf, daß Nieman den es gelüsteke, sich von ihm den Bauch aufschneiden zu lassen, auch keiner den Wunsch äußerte, die stören den Rosinen in feinem stofer durch eine tühne Operation zn entfernen oder sonst den so beliebten interessan ten Fall darzustellen. l Also fuhr er schon einen Tag früher nach Hohentannen in der bestimmten Absicht, vielleicht vorher eine kleine Privatsckiießerei sich verschaffen zu tönnen, und wirklich gelang es ihm mit vieler Mühe, den Förster zu iiber reden, ihn Abends aus einein aller dings entlegenen Grenzgebiet piirschen zu lassen. Der Förster knüpfte aber die aus drückliche Bedingung daran, daß der Professor selbstverständlich den star ten Zwölfer, den der Herzog sich vor behalten habe, unter allen Umständen . schonen miisse, wenn er,« was freilich recht unwahrfcheinlich schien, ihn zu Gesicht bekommen sollte. Der alte birsch steckte in einem Bezirk, der gut zwei Stunden weit entfernt war, und « es ist bekannt, daf; eher ein Junggeselle seinen Stammtisch wechselt, als so ein bejahrter König der Wälder seinen Stand, wofern ihn nicht die Liebe zu solcher Abschweifung verlockt. Dazu war es indessen nicht an der Zeit. Dem Professor gliielte es jedoch unter den schwierigsten Umständen, de ren Erzählung als von ihm selbst stammend aus ihre Wahrheit nicht ge prüft werden kann, dieses lang ge- - hegte und sorglich bewachte Kapital stück, den Ruhm der dortigen Forfte, mit einem herrlichen Blattschuß aus reinem Versehen in die besseren jen seitlgen Jagdgriinde zu befördern. Nothgedrungen mußte er die Un glücksbotschaftinoch in der felbigen Nacht dem Förster mittheilen, der na türlich halb verzweifelte und. nachdem er sich ein wenig erholt hatte, namen . los grob wurde. Der Professor saß «wie ein begossener Pudel da, es war ihm selber miserabel zumuthe, denn er wußte, daß ihm der Herzog einen » solchen Frevel nicht verzeihen werde« i noch mehr aber ging ihm der Jammer desv Försters zu Herzen, der nicht mit Unrecht befürchtete, der Herzog werde im ersten Zorn ihm den Laufpaß ge ben. Und der arme Mann hatte Fa milie. Der Professor beruhigte ihn zuvör derst mit dem Versprechen, er werde fiir ihn sorgen; dann setzte er sich hin ter eine Flasche Bordeaux und begann, scharf zu überlegen. Er zerbrach sich indessen vergeblich den Kopf, es schien auch in der That schwer, sehr schwer, etwas augzudenkem was die voraus sichtliche Wuth des Fürsten zu mildern imstande sein konnte. Es war auch wirklich zu einfältig, daß dieses Biest, das im starken Dämmerlicht gerade noch als Hirsch angesprochen werden konnte, das er sonst zuverläsfig infolge des schlechten Lichtes neunundneunzig mal unter hundert Schüssen gefehlt hätte, eben der einzige Geweihte war, der nicht getroffen werden durfte. Nun, es war einmal geschehen und nicht mehr zu andern; also mußte man, Gewehr bei Fuß, abwarten, was da kommen würde. Der Profes sor legte sich mit dieser wenig tröstli chen Einsicht schließlich zu Bett und schlief, so gut es eben gehen wollte, em. . Er erwachte jedoch sehr früh wie der. Der Herr hatte es ihm im Traum gegeben, wie er sich vielleicht aus dieser elenden Zwickmühle befreien konnte. »Ich gehe jetzt sort,« sagte er zu dem Fürsten »und werde dafür for gen, daß Seine Durchlaucht den Zwölfer zu erlegen in der Lage ist. Sollte inzwischen der Herzog kommen, so hüten Sie sich nur ja, ein Wort von der Geschichte zu schnaufen, sonst kann ich Ihnen für gar nichts gutfte heuti »Wie machen S’ denn dag? Wol len S’ ihn wieder lebendig machen?« fragte der Förfter neugierig. ,,l.5inen Schwindel merkt der hohe Herr un fehlbar.« »Mmmern Sie fich weiter um gar nichts. Jch kurire ganz nach meiner «Art,«' erwiderte der Professor-. Er schob noch Verschiedene-s in feinen Ruckfaek und ging in den Wald, indem er nur seinen Regenfchirm mit sich nahm. Dem Förfter imponirte zwar die Ruhe und Gelassenheit des Gelehrten, er traute aber der Geschichte gar nicht recht, und nur die Erwägung, daß eS zur Beichte und zu einem reuniüthigrn Fußfall immer noch genügend Zeit fei, bewog ihn, dem Herzog gegenüber nichts zu erwähnen. ,,Durchlaucht,« sagte der Professor, nachdem er, vom Forst zurückkehrend, den eben angekounnenen Fürsten be grüßte, »in der hinterenRoßleiten zieht jeden Abend gegen neun Uhr ein Zwölfer über den Schlag, das ist ein Kapitaler, wie man ihn nicht leicht fieht.« ,,So,« lachte der Kätzog »der hat Ihnen wohl in die ugen gestochen! Wie? Sie haben mir ihn doch nicht etwa angepletzt?« »J wo,« antwortete der Professor treuherzig, »mit was denn?« Und er wies dem Herzog seinen mit Silber beschlagenen Regenschirmgriff vor. ,,Na,« meinte der Herzog, »Jhnen trau’ ich Alles zu. Auf jeden Fall werd· ich mir heut’ Abend den Bur schen holen, sonst krieg« ich ihn nicht mehr.« Gegen acht Uhr saf; der Herzog auf seinem Pürschstuhl und lauerte auf die tostbare Beute genau an der Stelle, die ihm der Professor als die giinstigs ste bezeichnet hatte. Und richtig gegen halb neun Uhr, es war gerade noch ein gutes Biichsenlicht, hörte er im Di ckicht brechen und gleich darauf streckte der Zwölfer, wie wenn er sichern wollte, den Grind zwischen den Tan nen heraus. Weiter trat er nicht her aus, er schien vergränit zu sein. Wahr scheinlich hatte dass der Professor nor wiszigerweife gestern verschuldet. Der Herzog wartete noch ein wenig und dann schoß er. Der Hirsch war weg. Der Jäger lauschte auf ein Geräusch, es war nichts zu hören, offenbar schien der Edle im Feuer zusammergebrochen zu sein. Nach fünf Minuten wollte der Schütze vom Sitz sich erheben, als Plötzlich am selben Fleck wiederum der Hirsch seinen Grind aus dem Tannen dickicht herausstreckte, just, als wäre ihm gar nichts passirt! Der Herzog war völlig baff. Was war denn das? Alle Wetter . . . war der Bursche taub geschossen oder täuschte ihn das Auge! So ’was war ihm, der doch eine große Erfahrung besaß, in seinem ganzen Leb-en noch nicht begegnet. Er überlegte einen Augenblick, dann zog er nochmals auf und schoß zum zweitenmal. Und wiederum verschwand der Hirsch, als hätte ihn der Blitz getroffen. Nun ließ der Herzog wieder zehn Minuten verstreichen, dann Pijrschte er leise und vorsichtig auf die Schußstelle zu. Aber nun stieg sein Erstaunen und verwandelte sich auf einen Moment in ein leises Grausen. Vor ihm lag der Kopf des Zwölfers vom Leibe abge trennt, der fünf Schritte weiter hin ten im Dickicht zu sehen war. Na, da hörte aber doch die Weltge ; schichte aus! Wie sich das zusammen H reimte? Dort leuchtete im Moos eine große, frische Lache bon dunklem Schweiß. Dem Hirsch war der Kon abgeschnitten worden, wie es schien und dorten? O heiliger Hubertust Dorten funkelte an einem Stamm der silberne Regenschirmgrisf des Profes sorg, den der Herzog heute früh erst gesehen hatte. » Und nun wurde dem Herzog Alles blitzschnell klar. Der Professor hatte, so nahm er an, um sich für die Neckerei zu rächen, in der Nähe gelauert, und als der Hirsch auf den ersten Schuß gefallen war, ihm den Hals abgeschnit ten, der verwünschte Aasjäger, den E Kopf auf eine Stange gesteckt und ihn, Jden Herzog, damit ins Vockshorn ja ; gen wollen. Das war Alles ganz Haut inszenirt, und wer weiß, ob man ssich die Geschichte je hätte erklären Jtönnen, aber daß er seinen Regen H schirm stehen ließ- den weltberühmten tRegenschirm des zerstreuten Profes "sors . . . das war doch über alle Maßen schlau, das war der besie, wenn Hauch unfreiwillige Witz, den sich der IZiegenhals jemals geleistet hattet i Der Herzog schüttelte sich vor La chen und lachte noch immer, als er zum Försterhaus zurückkehrte und konnte der Gesellschaft die drollige Geschichte tauin erzählen vom witzigen Professor, der auf’s Leimen ging und fdabei so glorreich ins Rutschen ge . rieth! Der Professor selber machte eine gute Miene lzum bösen Spiel nnd ließ sich den Abend über nach Kräften ver: ulten, was ihm auch redlich besorgt wurde. Am anderen Morgen aber, als er mit dem Förster wieder allein zusam mentraf, drückte er ihm fröhlich la chend die Hand. »Hab’ ich das nicht fein gesponnen,« rief er. »Was? Hätte ich nicht die Zaubergeschichte erfunden und obendrein noch das mit dem Re genschirrn, so hätten sich der Herzog den Hirsch näher angeschaut und wäre sofort hinter den Schwindel gekom men. Aber so hat er sich darum gar nicht gekiimmert und es gar nicht er warten tönnen, mich dummen Kerl auszulachen, und das war gut.« Der Förster schüttelte in stummer Bewunderung den stopf. »Wenn er Sie aber nun hinaufge schossen hätte?« »Pah, wie denn? Jch lag in der schönsten Deckung — platt aus dem Bauch« Und nun zog er einen dlauenkzehein heraus nnd drückte ihn dem Förster in die Hand. »Für die Angst,« meinte er. Der Förster dankte freudiast, dann aber kratzte er sich bedenklich sein araueg Haupt. »So,« sagte er, »so: weit wären wir glücklich, aber ob wir zwei jetzt den Mund halten können. .. ich fiircht’ alleweil, das ist noch das Allersch.toierigste.« »Von meiner Seite droht nicht5,« Terwiderte der Professor, »und Jhnen ; glaubt man’5 ohnehin nicht« f ,,Oho!« lachte der Waidmann und ! schaute den Professor so Verzwirtt an, daß dieser hellan lachend Verschwand i i i —————«——-.—O—.-—-« ——— i i Richard Wagner und vie Zahl Dreizehn. Man pflegt ja zu behaupten, das-, alle arofien und berühmten Männer aberalbiubisch sind. Auch Richard Wagner war von dem Wahne befan gen, daß die Zahl 153 eine Unglücks zahl für ihn sei. Er war zu dieser Ansicht gekommen, weil er im Jahre 1813 geboren war, und weil sein Name zusammen mit dem Vornamen 18 Buchstaben zählte. Der berühmte Dichterkomponist litt start unter die ser Einbilduna, und wenn er zanafel geladen war und sich 18 Personen am Tische eingefunden hatten, konnte er ausstehen und das feftliche Mahl ver lassen. Wie unrecht aber Wagner da rin gehabt hat, sich vor der Zahl13 zu fürchten. geht am besten aus verschie den-en Daten aus seinem Leben her vor. Am 18. Januar 1879 wurde »Die Waltüre« zum ersten Male in Braunscbweig anfaefiihrt. Am 13. April 1845 vollendete Wagner die Partitur des ,,-Tannhkiuser«. Aller dings fand am 18.März 1861 die W»’ erste Vorstellung des «Tannhiiufer« in Paris statt, die infolge von Initi guen einen unglücklichen Ausgang nahm. Am 18. Mai 1881 wurde »Die Walkiire« zum zweiten Male in Berlin aufgeführt. Am 13. Juni 1859 ging der ,,Tannhäufer« zum ersten Male in Stuttgart in Scene.» Am 13. August 1876 fand die erstes-«Votstrl lung des ,,Rheingold« in Bahreuth statt. Am 13. November 1852 war die erste Vorstellung des ,,Tannhäu ser« in Wiesbadem Am 13. Dezem ber«1875 wurde die Partitur des ,,Siegfried« veröffentlicht. Mißglücktc Reich-. Ein Metzger hat einen Bäcker zum Nachbar, der wegen feiner kleinen Brödchen in der ganzen Stadt be kannt ist. Eines Tage begegnet er vor seinem Hause dem Bäcker und dieser frlagxt »He, Nachbar, woher kommt J ku« »J« ban mer bei Euch e halbes Dutzend Brötle kauft.« »Ja wo habt Ihr sie denn?« »Unter der Kapi) —-— do hent fePlatz genug!« · Der Bäcker steckt den Spott ein, nimmt sich aber vor, bei passender Ge legenheit Rache zu üben. Kurze Zeit darauf fragt der Metz ger den Bäcker auf der Straße: »No, Moischter Bäck, wo kommt Ihr her?« Ietzt glaubt der Bäcker den günsti gen Augenblick zur Rache gekommen und sagt: »Ich komm aus Eurer Metz aerei -—— ich hab mir an Kalbskopf kauft!« »Ia, wo hent Ihrn no?« fragt der Metzger. ,,1lnter der Kapp,« sagt lä chelnd der Bäcker und schreitet ver anüat ob seiner gelungenen Rache von dannen.« Der gestörte Pretschor. Vom Rhein wird uns geschrieben: Der Männergesangverein eines klei nen rheinischen Ortes hatte zum Ge sangsvettstreit geladen. Unter ande ren kam auch ein Verein, dessen Mit glieder sich in wochenlangen Proben auf das große Ereigniß vorbereitet hatten. Jm Bewußtsein des sicheren Sieges betraten die wackeren Sän gersmannen die Bühne. Tiefe Stille tritt ein. ,,Schäfers Morgenlied« soll erklingen. Dreißig Lippenpaare öff nen sich und — ein brausendes Ge lächter durchdröhnt den Zuschauer raum. Die Sängerschaar steht ganz verdutzt und will aufs neue begin nen. Das gleiche Gelächter-. Da wird dem Dirigenten die Ursache klar. Je der der Sänger hatte sich kurz vor demAuftreten an — Bla ubeeren gütlich gethan und natürlich die Spu ren davon auf dein »Sängermund« zurückbehalten, was einen unbeschreib lich komischen Eindruck machte. Mit der Stimmung war es natürlich vor bei und mit dem ersten Preis auch. W Der einzige Ausweg. Herr Alois Purzelberger liest beim Morgenkaffee seine Zeitung und entdeckt im lokalen Theil eine Notiz, welche nicht mehr und nicht minder be sagt, ali- daß er selbst, Herr Alois, vorgestern Nacht das Zeitliche gesegnet habe. Wuthentbrannt siärzt er nach demZeitunganreau und läßt sich beim Redakteur melden: »Sie bringen in der heutigen Num mer die Nachricht, daß der hochber diente Mitbürger Alois Purzelberger »gestorben sei; diese Nachricht ist un i wahr.« ,,Ziigeln Sie Jhre Worte«, erwidert der Redakteur, »in meiner Zeitung hat seit ihrem Bestehen noch nichts Un wahres gestanden.« »Ich bin selbst Alois Purzelber ger!« ,,Können Sie mi: Jhr Ehrenwort darauf geben?« »Jawohl.« »Das thut mir leid, oder vielmehr, es sreut mich um Jhretwillen; Seien Sie doch froh, daß Sie leben!« »Ich verlange aber ein Dementi in Jhrer Zeitung.« »Mein Blatt dementirt sieh nie malg:: es widerspricht dies den Grundsätzen unserer Geschäftsleitung, und ich werde auch in diesem Falle nicht davon abweichen.« »Dann werde ich Sie auf Grund des Preßgesetzes dazu zwingen.« »Sie werden nichts durchsehen Widerruf giebt es nicht. Aber ich will in anderer Weise zur Klarstellung Ih rer Angelegenheit beitragen. Jch werde Sie in der nächsten Nummer unter den Neugeborenen mit aufführen!« —..——· - —-——· Ein kleiner Schwertes-L Jn Ermatzhofen (Mittelsranten) hatte der Lehrer angeordnet, daß die kleinen Schüler am Montag friih in der Schule frische Taschentiicher vor zeigen müssen; er hatte seine leicht be greiflichen Gründe dazu. Da bringt nun ein Junge ein altes und ein fri sches Sacktiicherl zum Vorschein. Auf die Frage des Herrn Lehrers, was eö denn mit dem alten Taschentuche für eine Bewandtniß habe, antwortete der kleine Knirps dem der Unterschied von »Sie« und »Du« bisher nicht beizu bringen war, schlagfertig: ,,Dös weiße is Dir, un da nei schneuz i mi, va tstegstV