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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 1, 1905)
patientin Nummer zwanzig. Von Th. RaudahL Autoristrte Ueber seiung aus « dem Sehn-einsehen ! von Rhea Sternberp I Der Arzt hatte seine letzte Abend runde gemacht; ich drehte das Gas herab und ordnete die Patientinnen zur Nachtruhr. Da klangen durch den Korridor hastige Schritte, mit einem Ruck wurde die Tbiir nochmals ausge rissen, und Doktor Fuller brachte iiir das einzige noch leere Bett in letzter Stunde noch eine Patienrim von Schwester Zäzilie begleitet. »Mrs. Thomas,« stellte er sie vor. —- Jch verneigte mich, doch die ele gante junge Dame blickte mit ihren großen tohlschtvarzen Augen nur stumpf vor sich hin. »Ein tieiner Schlastrunt, Schwester Jri3, sonst zunächst nichts, ich komme morgen, erste Runde. Gute Nacht" Der Arzt ging, und Schwester Zli zilie und ich begannen, den neuen An kömmling zu entkleiden. Sie war von oben bis unten kostbar angezogen,t.·ug schwere Seide und seine Wäsche niit einem aroßen in weißer Seide gestick ten »Lillian«. Während des Ausziehens verhielt sie sich ruhig und still, aber als ich ihr ein Pompadour ans der Hand nehxrsen wollte, umtlarnmerte sie es irr-mos hast und sah mir herausserdernd in’s Gesicht. Da es galt, die Vatientin nicht aus euregem ließ ich es ihr, auch als sie MS Bett ging. Arme junge Frau,« saate Schwe ster Ziizilie, »sie soll oben im HoteL wo sie logirte, ganz plötzlich einen An sall bekommen haben, « sie hat da ge: schrieen und aetobt und Glas und Ge schirr zum Fenster hinausgeworfen Sollten Sie Isilse aebrancbem Schwe ster Iris, so bin ich hier nebenan.« — Leise näherte ich mich Mrs. Thomas Bett und reichte ibr den Schlastrunt. Sie hob den Kopf und nahm ihn ne borso:n, während ihre sctnoarien Arz aen W« aebeirnniszvoll nnd forschend in die meinen bohrten. Als ich mich aber abwandte, be merkte ich, daß sie sich iiber den Bett rand beuate und den Sckslastrunk in den Spuctnapi spie. Schnell eilte ich zu ihr. sand sie jedoch mit aeschlosse nen Augen ruht-s aus dem Rücken lie gen und ließ sie gewähren. Endlich setzte ich mich in meinem Stuhl zurecht, um ein wenia zu ru hen. Das Gas zischte einschläsernd über meinem Kopf. alles war still nm mich ber, ich nictte unwillkürlich ein. —- Vlötzlich hörte ich meinen Namen sliisiern, aanz leite, satt· zischend: «Schtres-—ster Jrisl« ——- Ich richtete mich empor und lauschte. Da noch einmal. »Schwe———ster Jrisk« . Die Stimme tam von Nummer zwanzia , Jch stand aus und eilte zu ihr. Da erhob sich Mrs. Thomas lanasam aus den Kissen und betrachtete mich wieder mit ihren durchdringend-en Blicken. aKommen Sie näher, Sirt-weiter Jris!« saate fie nun mit völlia be berrschter Stimme. »Ich habe Jhnen etwas zu faaen.« Ich glaubte, dietlthientin stehe wies der vor einem Ansall und faßte den Knopf der elettrilchen Leitung, deren Seil so lanq war, dats man läuten konnte, wo immer man sich im Zim mer besand. .Lassen Sie nur den Knovs los. Schwester,« sagte sie ruhig, »ich will nichts Böses thun.« — Doch ich behielt den Knopf in der Schürzentasche und wartete nun aus, das. was sie mir zu sagen hätte. »Ssl7welter Jris,« laate sie mit wei cher bittender Stimme, »Schweiter Kris, tann ich mich aus Sie verlas sen?« · »Ja, das können Sie,« antwortete ich bestimmt. Sie dachte einen Augen lsliek nach, dann sprach sie, meine Hand seit drückend: »Ich vertraue Ihnen und sage Ihnen Dant, inniaen Dant! s-— Also ja, wissen Sie, Schwester, ich bin keineswegs krank und habe hier ei gentlich nichts zusfuchen!« Ich lächelte niisztranisch Hundert Patienten hatten mir das-selbe schon vor ihr erzählt. »Das Ganze ilt nur eine List. Ich werde nämlich von Verwandten ver solgt, die einer Erbschaft wagen gern ineiner habhaft werden wollen. Als ich merkte, daß sie mir aus den Fer sen waren, fingirte ich diesen AnfalL um auf diese Weise von den Leuten im Hotel gefaßt und hierher aefiihrt zu werden —- so entschlüpste ich meinen Verf»ggern! Ja, ich sehe an Ihrem Gesicht Schwester, daf; Sie mir nicht glauben, aber ich sage die Wahrheit, so gemäß« tote es einen Gott iiber uns im Himmel aith - Ich begann ihr zu glauben. »Aber was denten Sie nun zu thun"?« fragte ich. »Wäbrend der ganzen Beobach tunagzeit spiele ich die Kranke, unt hier bleiben zu können, denn hier bin ich am sicheritem und dann —— sa, dann entfliehe ich mit Ihrer hilfe, Schwester Jris.« «Unmiiglich,« sagte ich lalt, »ich darf über die Sache unter leinen Um k Enden schweigen morgen berichte ist eh sie dem Direktor.« Z »Das thun Sie nichts-· sagte sie «s-" kurz und bestimmt, und ihre schwar sen Augen chofsen Blitze. »Ich mei -ne,« siiate te weicher hinzu, »Sie ba ;.,ben nicht das herz, das zu thun. Be sdenten Sie doch. Schwester, Sie stel da eine arme. ,Ioehrlose Frau blose d sehen mich tausend Gefahren und -. nnehmlichteiten ausf M Es gibt ja doch eine Polizei, Geseh get dRecht im Lande,'· sagte ich abwei n . »Seht richtig, aber ich hatte stets ein Grauen davor, mich in irgend einer Angelegenheit mit der Polizei in Ver bindung zu se en. Und übrigens — waö tann es J nen schaden, wenn Sie mir helfen? Jch fordere ja nur von .Jhnen, daß Sie schweigen, und ich werde ihr Schweigen fürstlich zu be :zahlen wissen!« ; Sie zog aus ihrem Pompadour ei Inen Hunderkronenfchein und drückte ihn in meine Hand. F Es ist natürlich verlockend für eine arme Schwester, soviel Geld auf ·ein mal zu besitzen--—besonders wenn man, ohne sein Gewissen zu belasten, damit einem Bruder, der am Nöthigsten Mangel leidet, dienen und obendrein noch eine arme unglückliche Frau aus Angst und Gefahr erretten kann Jch nahm den Schein und versprach zu schweigen, solange mein.Gewissen es erlauben würde. Sie dankte mit einem warmen Blick und legte sich wie der zur Ruhe. Während der nächsten Tage spielte sie ihre Rolle als avathische, stumpfe Patientin ganz meisterhaft. DieAerzte erklärten sie für unheilbar und sie isollte demnächst der Abtheilung für unheilbare Kranke übergeben werden. Eines Abends, kurz ehe ich meinen Nachtdienst anzutreten hatte, iam ich in’sBureau, um meinen Bericht zu er: statten. Da zeigte mir der Professor ein Telegramm, das soeben für Mrs. Thomas angekommen war· Es war Mittags aus London abgesandt und enthielt nur die Worte: »Es brennt«. Sofort vermuthete ich, daß es eine geheime Warnung für meinen Schütz ling enthielt. »Ich halte es für das beste«, sagte der Professor-, »der Patientin das Telegramm nicht zu geben, es könnte sie leicht aufregen.« Er winkte mit der Hand, und ich ging. Während des ganzen Weges nach oem uranrensaal zerbratytch mir den Kopf darüber ob ich Mrs Tho mas den Inhalt dieses Telegrammes mittheilen sollte oder nicht. Jch löste die Frage, indem ich die magischen Worte murmelte: »Es brennt«, wäh rend ich an ihrem Bett vorüberging. Da erhob sie sich zur Hälfte aus den Kissen. ihre Augen blitzten und »sie ballte die Hände, daß es in den ;Gelenken knackte. Jch that, als ob ich ies ..icht sehe und traf meine Vorberei itungen zur Nacht. Als ich mich in meinem Stuhl zur Ruhe setzte, rief sie meinen Namen. Mit einem eraltirten Ausdruck im Ge gcht saß die Patientin aufgerichtet im :tt. »Schwefter Iris«, sagte sie ganz er regt, »das Wasser hier schmeckt so merkwürdig, ich bin sicher, man bat Gift hineingetban, um mich zu töd ten.'« s »Unsinn«, sagte ich lächelnd. »Sie Jsollen sehen, daß ich es trinke," und so lnahm ich einen Schluck. s »Sie kosten nur«, llagte sie, »ich möchte schwören, daß Sie nicht wagen würden, das Glas auszutrinken.« Um sie zu beruhigen, leerte ich das Glas in einem Zuge. »So, da sehen Sie’s,« sagte ich lä chelnd. »Nun werde ich Ihnen das Glas wieder aus Ihrer Aaraffe fül len.« »Nein, danke«, sagte sie verdrieß lich und drehte sich auf die andere Seite, ,,nun habe ich mal den Gedan ien gefaßt ——« . , Jch sehte mich wieder in meinen Stuhl glaubte nun aber auch. einen merkwürdig süßlichen Geschmack auf der Zunge zu haben. Doch ich mußte über mich selbst lächeln, denn ich hatte ja gesehen, daß die Wärterin frisches Wasser in den Krankensaal gebracht hatte. Kaum hatte ich mich gesetzt, als lmich ein dkiictmdes Gefühl von Mii digkeit überfiel. Vergebens kämpfte ich dagegen an —— —- — ich schlief ein. Jch erwachte erst, als Doktor Fuller neben mir stand und mich am Arm rüttelte. —- »So wachen Sie, Schwe ster Jris'«, rief er barsch, »Sie schlafen ja wie ein Steint« Verwirrt schlug ich die Augen auf, und mein erster Blick traf das Bett Nummer zwanzig, das leer war. »Wir müssen eine Aufklärung von Ihnen betommen,Schwester", fuhr der Doktor sort. »Heute Nacht ist in der Hospitalstasse ein grosser Diebstahl verübt worden, und gleichzeitig finden wir Sie schlafend und die Patientin von Nummer zwanzig verschwunden.« Es Begann zu dämmern in meinem Hirn, und ich rief aus: »Das Wasser!" »Was siir Wasser?" sragte verArzt. Nun erklärte ich die Geschichte mit dem Glase Wasser-, so gut ich es in meiner Verwirrung vermochte. »Aha!« sagte er da. »Mrs. Tho mas hat mit Spitzbuben in Verbin dung gestanden,die gleichzeitig auch vie Kasse plünderten und ihre eingesperrte Gefährtin besteiten. Bald las ich von dem Einbruch in einer Zeitung. Da stand unter ande rem: ,,Leider ist eine von Europas best organisirten Diebe-banden den hän den der Poliyei entschlüpft Es hing an einem haar, daß einer der besten Detettivs der Stadt die berühmte Mrs. Thomas gefangen hätte. Lange schon hatte er die elegante Dame beob - M achtet und gesehen, wie sie in einem Juwelierladendie Hand in die Ta sche einer Dame gleiten ließ. Doch in dem Moment, da er sie ergreifen woll te, wurde er von einigen eleganten Herren umdriingt und daran verhin dert. Als er dem Gedränge entkarn, war die Dame verschwunden. — Dann glaubte er sie im Viktoria-. o-. tel aufgespürt zu haben, aber als er sich an den Wirth wandte, erfuhr er, daß keine Dame mit dem seiner Be schreibung entsprechenden Aeuszernirn Hotel wohne. Mrs. Thomas hatte ebensoviele Perücken wie Trachten, gnd verstand sich unkenntlich zu ma en. Als sie iedoch erfuhr, daß sie be wacht werde, arrangirte sie diese kleine Wahnsinnsszene, um dem Hotel zu entschlüpfen. ———— Den Rest kannte ich. Jch hatte ihr ja selbst die Botschaft von ihren Mit schuldigen gebracht. Jn der Dämmerung, als ich meine Freistunde hatte, nahm ich den Hun dertkronenschein mit mir, ließ ihn in der nächsten Kirche in die Armen büchse gleiten und that einen Seufzer der Erleichterung ———-...-— — ——— Frau Luddick als Köchin. Wie in alten Zeiten für die Gold-trä her gekocht wurde. Von R u f u s. Vom Leben und Treiben der Gold gräber in den alten Zeiten Califor niens ist genug und übergenug berich tet worden, alle Phasen desselben sind nach allen Seiten hin beleuchtet wor den, nur davon, wie die Leute damals aßen und tranken und wie für sie ge kocht wurde, habe ich im Allgemeinen nicht viel gehört —s— vielleicht daraum, weil davon nur wenig Gutes zu sagen war. Frauen waren in diesen Zeiten etwas Seltenes in den Goldgräber Las-zern, und die Männer, wenn sie teine vrofessionelle Köche sind, ver-« stehen von solchen Dingen nur wenig. Professionelle französische Köche aber pflegten nicht nach den Miningi Camps zu gehen. Jnteressant dürfte es daher sein, zu hören, was mir die gute Frau Luddick von ihren Erfahrungen als Köchin in einem solchen Mining-Camp erzählt hat« Sie war im Frühjahr 1852 auf dem Unglücksschiff ,,Jndependence« nach Californien getominen, eine hüb fche, starke, energische junge Frau von etwa zweiundzwanzig Jahren. Mit ihrem Manne hatte sie sich einer Ge sellschaft von jungen Leuten von Jn diana angeschlossen, die von dort nach; Californien auswanderten —- mehr. des Abenteuerlichen wegen, als um» des Gefchiifts willen. Nur wenige derselben blieben in Californien, die meisten kehrten bald zurück, als sie nicht gleich Erfolg hier hatten, von denen aber, welche hier geblieben sind, haben einige es zu Reichthum gebracht. Die Gesellschaft ging nach Georgr.s town —- zunächst ohne weitere be stimmte Pläne fiir die Zukunft. Wa rum sie gerade Georgetown gewählt hatten, vermag ich nicht zu sagen. Unterwegs schon hatte Frau Luddiet ihre Pläne gemacht. Wie sie so auf der »Jndependence« zusaminengehud7! delt hausten und mit dem Vieh, das» auf dem Schiffe war, um die Wette; hungerten, da ging es ihr wie eines Offenbarung auf, daß siir diese Leute s eine Köchin die Hauptsache sei, die ih-: i nen irgend etwas wirklich Eßbares zubereitete, denn so wag gab es auf dem Schiffe thatsächlich nicht Und darin hatte sie sich nicht geirrt -- eine gute Köchin, oder auch eine schlechte, wenn es nicht anders ging. war da inalg für die Goldgräber-Lager eine Person, die mit Gold nicht ausgewo gen werden konnte. Nun ——— eine gute Köchin war Frau Luddick gerade nicht, das hatten ihr ihre besten Freunde und ihre schlimm sten Feinde nicht nachsagen können — aber sie war eine Köchin. Sobald sie nach Georgetown kamen, wurden ihr sofort von den Kosthausmiethern die verlockendsten Anträge gemacht. Einer derselben war ein Mann aus Jndinana, und natiirlich wurde dek selbe mit ihrer Zusage beglückt —(— er beabsichtigte, ein Kosthcius in dem weiter ob en im Gebirge gelegenen Mamaluie Hill einzurichten. Das dauerte aber noch mindestens vier Wo. chen, und Frau Luddick war eine viel zu thäiige Frau, um so lange Ferien haben zu wollen. Sie nahm also für einstweilen die Stellung einer Köchin im zweiten Hotel in Georaetown an, welches ein junger NeusEngliinder mit seiner ebenso jungen Frau hielt. Der Mann ist später ein hervorragender Mann im Staate geworden. Damals aebr war er nur Hotelwirth und zwar in einem Miningtowmhoteh das im Ganzen nur siinf Zimmer hatte, wo bei das Schantzimmer und die Küche mitzählten. Was Frau Luddick hier zu sehen bekam, ging ihr, wie man zu sagen pflegt, über die Hutschnur. Sie war eine Südländerin, wenn auch in Jn diana ausgewachsen, und hatte alle die Jdeen und Gewohnheiten des reichen und gemächlichen Lebens der Südlän-« der mit nach Calisornien gebracht. Jhk Vater war ein reicher Former im südlichen Theile des hoosier-Staaies gewesen, da standen schöne Gebäude, wenn auch von innerem Comfort nur wenig darin zu sehen war, denn von — dem Comsort der Wohnungen in den« Neu-England-Staaten hatte man da unten keine Jdee. Aber richtig zu essen und zu trinken hatte man dort, und das Vieh war rund und fett, denn· die Weiden waren üppig, von der Oelonomie und Sparsamkeit des Nor dens wußte man da unten nichts-. Und die Mädchen lebten so, wie es die Verhältnisse gerade mit sich brachten. Viel gelernt wurde nicht, weder in den Schulen, noch in der Wirthschast. Wenn sie heiratheten, dann verstan den sie von Hauswirthschast nicht viel mehr als die Kunst, ein Stück Fleisch in Schweineschmalz zu braten. Erst nach und nach und unter vielen Thrä nen hatte die junge Frau Luddick un ter der Leitung ihres praktischen Man nes ein wenig mehr gelernt und bildete sich ein, eine recht gute Hauswirthin zu sein — sie hatte gelernt, Kraut zu kochen, was sie in ihrem Vaterhause nie gethan hatte, und verstand auch sonst noch, einige Speisen zuzuberei ten. Kein Wunder, daß sie sich für konivetent hielt, der Küche des zweiten Hotels in Georgetown mit Würde vorzustehen. Am ersten Abend lam ihr neuer Dienstherr an ihre Kammerthiir, mit zwei Pistolen in den Händen. ,,Erschrecken Sie nicht«, sagte er zu ihr, ,,es geht nicht an’s Leben. Aber ich wollte Jhnen nur sagen, daß Sie sich nicht ängstigen sollen, wenn Sie in der Nacht hier ein wenig Schie ßerei hören; es hat nichts zu bedeu ten. Die Ratten sind hier so dicht ges säet, daß ich Abends-, wenn sie aus ihren Löchern kommen, unter ihnen et was aufräumen muß —- das geht hier nicht anders. Und richtig — die Schießerei dauerte ein paar Stunden lang, und am Morgen wurde die Jagd-heute hinausgekehrt und ver scharrt. Der Vorgänger der Frau Luddict war ein Kanate gewesen, der hatte die liigenthijmlichkeit gehabt, daß er a lldie Kiichenilltensilien jeden Abend in langer Reihe aus dem Fußboden der Kiiche aufgestellt hatte, die Seiten bretter schienen ihm-aus irgend wel cher Ursache, dazu nicht geeignet zu sein. lfr zeigte der jungen Frau. was da war viel wars allerdings nicht. Jn zwei Reihen, die in rech tem Winkel zu einander standen, war es aranctiri. Am nächften Morgen sollte die Ko cherei losgehen — die Hausfrau kam in die Küche und fragte die neue Kö chin, ob sie irgend welche neue Jdeen mitgebracht habe, dann sollte sie da mit herausriicken Aber Frau Luddick hatte sicher leine solche Jdeen — voll Verzweiflung hatte sie schon vorher nach eßbaren Dingen ausgeschaut, aber sie hatte davon so gut wie nichts entdecken können, außer ein Faß mit Bohnen in der einen Ecke und ein Faß mit chinesischem Zucker in der anderen Ecke der Küche. Das sah ziemlich trostlos aus. Na, schließlich fand sich noch Eini ges, und die Hausherrin sagte, sie solle Rindfleisch kochen, und Kartof seln —— und dann fand si chauch noch eine Quantität schrecklicherButter, und tshili-Pfirsiche, die aber erst abge scheuert werden mußten, so schmutzig waren sie, und auch eine Quantität Zwiebeln Das sollte die Mahlzeit fiir dierstgiinger sein —— mehr gab’s aber nicht. Und dazu sollte Frau Luddick noch einen Brod-Pudding machen — so lautete die Ordre fiir den ersten Täg Alles dies war recht gut —--- nur mit dem Brod-Pudding hatte es seinen Oackein von solch einem Pudding hatte Frau Luddick in Indiana nie etwas gehört Puddings hatte es bei ihnen in Hause überhaupt nie gegeben, das war als eine Neu-England Mode betrachtet worden, und mit denen wollte man da unten in Jndiana nichts zu thun haben. Die Hausfrau larn später in die stiiche und fragte nach dem Pudding Frau Luddick mußte gestehen, daß sie ihn noch nicht angefangen bade. »Na, dann will ich ihn machen«, sagte die Hausfrau, und nun nahm sie ein paar Laibe alten Brote-Z und ein bis chen Mehl und weichte das in warmem Ulilllck Glis UND llscll clll Pllllk åJlllec voll getraetnete Korinthen daran und ein wenig Gewürz, that das Ganze in einen Mehlsacl und warf es in einen großen Ton mit lochendem Wasser — jetzt hatte Frau Luddicl gelernt. wie man neuenglischen Brod-Pudding machte. Das Zeug schmeckte den Kost gängerm verwöhnt waren sie nicht, und Frau Luddicl war froh, daß sie ohne Blamage diese Geschichte über standen hatte. Nun tam die Zeit, wo sie ihre Stelle im Mamalule Hotel antreten sollte. Sie hatte in der einen Woche in Georgetown mehr gelernt, als vorher in ihrem ganzen Leben, wenigstens was das Kochen für einMiningsCarnp anbelangt; ganz besonders hatte sie zu ihrem Entsetzen begreifen miissen, daß man unter Umständen sozusagen aus Nichts Etwas machen muß und auch machen kann « das war eine Armse ligkeit, wie sie eine solche vorher für unmöglich gehalten hatte, und von der sparsamen Art der Neu-Gualanden die sogar die alten Kartoffeln wieder aufwärmten und allerlei ganz schmack hafte Speisen daraus zu machen ver standen, von dem Brod-Pudding aus vertrocknete-I Brod und noch vertrock neteren Korinthen gar nicht zu reden, empfand sie ein heimliches Grauen. Aber wie gesagt, sie hatte dabei et was gelernt, und das verwerthete sie mit Verstand und Geschick in dem ,,Hotel« von Mamalute Hill — ihre Kostgänger waren ganz zufrieden mit dem, was sie ihnen vorseßte, Und das war sdoch schließlich die Hauptsache Nur einmal kam sie ins Gedränge — da war einer von den Leuten krank ge worden nnd konnte die gewöhnliche Kost nicht mehr essen, und seine Freunde und »Partner« verlangten von ihr, daß sie dem Kranken eine Suppe machen sollte. Ja, das war nun auch wieder so eine Neu-England Erfindung; eine Suvpe hatte sie noch nicht gekocht. Sie, sott einen Kohl iopf mit Wasser ab und gab denMän nern das Wasser siir den Kranken, aber der behauptete, das wäre keine Suppe —- —-- schließlich wurde eine Suppe zusaminengebraut, sie war aber auch danach. Aber der Kranke ist doch schließlich wieder gesund ge worden, trotz der Suppe. Und trotz alledem und alledem wur de Frau Luddick als gute Köchin Ver ehrt, denn sie war eine junge hübsche Frau und stets freundlich und gut ge gen Alle, und ihr Mann arbeitete mit Erfolg in den Minen. Und da sie je den Monat ein Salär von hundert Dollars erhielt, und auch ihr Mann gut verdiente, so brachte sie es bald zu einigem Vermögen. Da kam ein Zug mit Einwanderern über die Berge, da bei waren vier Frauen. Die ganze Gesellschaft bileb in Mamaluke und die Frauen halfen Frau Luddirl in der Küche, denn jetzt gab es viel Arbeit. Die Frauen lehrten unsere Köchin al les-, wag sie noch nicht wußte, von den Küchengeheimnissen Jetzt fin gen goldene Tage fiir die Kostgiinger an. Frau Luddick aber und ihr Mann hatten bald genug verdient und zogen von dort nach San Franrisco Sie waren wohlhabende Leute geworden und hatten hier bald ein gutes Ge schäft — später aber sind sie in behö bigem Wohlstand nach der alten Hei: math in Indiana zurückgekehrt --.——— Von einer interessanten Partien-tand die er in SüdwestiAsrika mitmachte, erzählt ein gelegentlich-er Korrespon dent einer englischen Zeitung. »Ich jagte mit mehreren holländischen Far mern zusammen. Wir befanden uns am Fuß eines mit Unterholz dicht be wachsenen Kopfes, in welchem eine Menae Paviane waren. Wir hatten uns weit vertheilt, und zwischen uns ainaen die Kasserm die wir alg Trei her benutzten·. In der Nacht hatten wir begonnen, vor-zugehen, und als das Taaeslicht anbrach, singen wir an, uns nach der Spitze zu näher zu sammen zu ziehen. Plötzlich begann die wilde Jagd. Eine Menge Paviane spranaen von allen Seiten heran und suchten durch unsere Reihen durchzu brechen, denn wir waren nur sieben Schützen nnd noch ziemlich weit von der Spitze der Anhöhe entfernt. Dass erste Thier, welches ich zur Strecke brachte, flößte mir ein eiaenthiimliches Gesiihl ein. Als ich den verendeten Affen aufhob, war es mir, als hätte ich einen Menschen geschossen Es waren riesiae Paviane und sie sahen den Menschen aar zu ähnlich. Dar Schlimmste aber waren die Schreie. die sie augftiefzem und die wirklich Jan-i an Klaaeruse von Menschen erinnerten. Auch ihre Beweaiinqe:i, wenn sie aetrosfen wurden, und die Arme hoch in die Höhe hoben, waren fürchterlich Ali- wir nach dem Trei ben wieder zusammenkamen stellten wir fest. das-, wir ist-er dreißia Vanianc Zur Strecke nebracht hatten, sieben da ron kamen ans mein Konto. Die Bu ren fchossen insofern aut. als sie die lsntfernitna famos taxtrten, aber sie sei-ersten wild drauf los, ohne ordent lich zu zielen: und dann war die Jaad außerordentlich aefiihrlich, weil sie nach allen Nichtunnen hin schroffen, ohne en fraaen, oh nicht jemand sich in ihrer Schußlinie hesand Besonders auf die armen Kassern nahmen sie kei nerlei Niicksicht.« —-—-.- — Bestrafte »Pose«. »Herr Doktor, darf ich Ihnen zwei Worte sagen Z« «,,Jm Augenblick, mein Herr, wol len Sie ein Wenig warten . . .«« »Als-!- eg dauert nur . . .« »Ich werde Sie sofort empfangen, mein Herr, bitte nehmen Sie einst weilen Platz . . .«« Der Doktor geht majestiitischen Schrittes ins Sprechzimmer und läßt den Besucher im Warteraum allein· Dieser studirt in aller Ruhe die Bilder an den Wänden, liest zwei der auflie genden Journale vom Anfang bis zum Ende, spielt mit dem Hunde des Doktors, zählte alle Rosen aus der Tapete und macht schließlich ein Schliischen von einer guten halben Stunde. Plötzlich wird die Thiir zum Sprechzimmer hastig ausgerissen: ,,,,Bitte, mein Herr, Ihre Num mer: was kann ich sijr Sie thun?«« »O, nichts. mein Herr: ich wollte Jhnen nur sagen. daß die drei Kühe des Nachbars in Ihren Garten einge drungen sind und unter dem jungen Salat eine zügellose Schwelgerei hal ten.« Schar-Mich Feldwebel: ,,Rese·rvist Huber, nur nicht so ängstlich sein« Sie sind wohl· in Civil Ehemann?« Onli. Tochter Cttn st verlobt): »Sieh nur« Papa, wie viee Gans ans der Wiese dort gerade an den Oratelblumen hea nmzupftt Kann denn eine Gans auch verliebt seini« Vater: »Das wirst Du doch am be sten wissen!« Gegenden-eis. »Meine Mutter hat doch unrecht ge habt, als sie immer meinte, bei meinem Jähzorn kriegt’ ich einmal keine Frau; jetzt bin ich noch nicht einmal dreißig Jahre alt und habe schon die dritte!« s Uns der Schule. » »Was? Jhr kleinen Kerls wißt nicht« i was aus dem Korn gemacht wird? Na, swae trägst Du denn Deinem Vater Falle Tage zum Vesper hin?« I »Kornschnaps!« ; Dem Wäscher - Toni sein Glück. ; »J heirath’.« H »No, machst D’ a Glück?« T »O ja, sie hat vier Hänser.« s »Was, vier Häuser hat s’?« l »Ja, vier Häuser — wo sie waschen I hingeht.« Einfach. A. (entsetzt): »Mensch, in Deinen JPapieren und Rechnungen herrscht ja seine heillose Unordnung; Du mußt doch gar nicht wissen, was Du.bezahlt hast Und was nicht!« B. (junger Geschäftsmann): »O doch; bezahlt habe ich noch nichts» That nichts-. Serenissimus: »Was macht Jshr Herr Gemahl, liebe Gräfin?« Adjutant (ihm zuflüsternd): »Ist ja schon todt, Durchlaucht!« Serenissimus (fortfahrend): »Par doni Wollte natürlich fragen: Was macht Jhr seliger Herr Gemahl?« Ein Vorschlag zur Güte-. Gerichtsvollzieher: »Sie haben wirk ; lich gar nichts Pfändbares?« I Zahnarzt: »Nein; aber ich will Ih inen ganz gern einen Zahn ziehen, die xdrei Mark können Sie dann Ihrem Vlustraageher abliefern!« Erklärt. »Ich finde, der Rath und die Rä « thin haben sehr gute Erziehungsgrund sätze "—— zum Beispiel streiten sie nie vor den Kindern, sondern schicken sie immer zuerst sort.« »Jetzt weiß ich, weshalb ihre Kin Eder den ganzen Tag auf der Straße sind.« Unzufriedrn. Gatte: »Ich habe Dir nun ein neues Kleid, einen neuen Hut und ei nen Brillantfchmucl gekauft, jetzt bist Du hoffentlich zufrieden?« ’ Gattin: »Ach, liebes Männchen, tnun wird es Dir auf die reizende )Villa, die uns gestern zum Kaufe an geboten wurde, auch nicht mehr autom men!« Viel verlangt. Strolch (zum Professor, der, aus dem Spaziergang sein Portemonnat vergessen hat): »Ich kann Jhnen ja das Portemonnai holen. Vielleicht ge ben Sie mir zu meiner Legitimation Ihre goldene Uhr niit?!« f Eine Ahnung-Stufe - Student Uum Kommilitonen): F»Nun, Spund, hat Dir denn die Frau rhne Mißtrauen zu hegen, das Zim ? mer geg-el)en?« Spund: »Ohne Zaudern! Aber, of : fen »icfagt, die hat noch an keinen Stu denten vermietltctz sie sagte: »Der »Mieth5prei«g beträgt dreißig Mark .monatlirh mit Kassee früh Morgenst« Seine Aiiffassntm. »Ich mache feine Sache zur meinen,» »sagte der Gauner ----- da zwickte er im »Gedränge einem Zuschauer die goldene Uhrtette ab. Ein guter Kerl. »Den Hausschliissel wollen Sie Ih -rer Alten einmal mit in’s Grab ge » ben?« ’ »Ja, sonst hätte sie keine Ruhe.« nuslch Vcllflildlllllg. f »Wie ist es dem Jsörg mit seinem LIlzieittprozeß ergangen ?« »Seinen Weinen besser als ihm!« ,,Wieso denn?« ,,Jhn hat man sestgenonnnen und « seine Weine laufen lassen!« Geschmeid-etc »Warum ist denn der Huber Tons so stolz worden, seit er in der Stadt war?« »Weil in der Schwurgerichtsveri handlung ver Staatsanwalt »Herr Angellagtet« zu ihm gesagt hat!« Ländliche Anschauung. Girgl: »Es ist aber auch wirkli’ kein Wunder, wenn mit dem Aut’ln so viel Unglück g’schieht; an’ jed’n Kutscher, den i’ seh’, sehlt’s in die Aug’n, a’ jeder tragt scho’ a’ Brill’nl« Bot-hast ». . . Euer Lenchen scheint mir nicht mehr so ähnlich zu sehen wie frühet?« »Du hast recht, Tantchenl Mein Mann meinte auch gestern. es würde »sich mit den Jahren verlierenl«