Um der Mitgift willen. Original-Roman von Acthuk Zum-. i .- - (- 0, Js- ... II. .I. .«I. .I. .I. .I- .f. .I«. .I. It .«I-. .I. «·k. .«I. ... .k. .·.. Of csbdcuiscsiukuiuis UWGOITIUIUIWIIT (14. Fortsetzungd i abe- sie detach-u ihre angst. Ein-i leichte Erkaltung, die nichts zu sagen hat« oder eine unbedeutende Magen derstiinmung, die ebenso rasch vor übergeht, wie sie kommt. Vielleicht ist das Unbehagen des Kindes schon vor- , silber, bevor der Arzt erscheinen kann.I Flora ist nicht fentimental und nicht kleinmiithi». Sie beschließt, abzuwar ten und weiter zu beobachten. Aber die Nacht ist schlimmer, als sie geahnt hat. Je weiter die Zeit vor rückt, desto unruhiger wird das Kind. Der Schlaf ift oft unterbrochen, der « Kleine stöhnt und wirft sich in seinem s Yettchen Umher. Gegen Mitternacht Z bricht das Fieber mit voller Hefiigteiti aus. Der ganze kleine Körper strahlt brennende Gluth aus. Nara schließt kein Ange, sie ist un ablässig bemüht, dem Knaben Linde rung zu verschaffen. Sie tröstet ihnl und spricht ihnx liebevoll zu und nimmt ihn. um«-ihn zu beruhigen, zeit weise auf ihren Schooß. Als das Fie ber fiörter geworden, legt sie ihm küh lende Umschläge auf die Stirn undi um Brust und Rücken. Sie bereut bit ter, daß sie nicht gleich bei den ersten Anzeichen der Krankheit den Arzt hat rufen lassen. Beim Morgengrauen holt sie das-i Versäumte nach. Zum Glück erscheints der Arzt sehr bald, noch vor seiner( Sprechftunde. Während Klara ihrer Besvrgniß Ausdruck giebt, untersucht er den kleinen Patienten. »Sie brauchen sich keine Vorwürfe g machen, gnädige Frau,« antworiet r Arzt. »Gestern hätte ich höchst wahrscheinlich selbst noch nichts Be stimmtes sagen können. Heute freilich erkenne ich, daß es Schuri-ach isi.« Die geängstigte Mutter erschrickt . »Ist die Krankheit sehr gefährlich?" »Das kommt ganz daran an,« er-» widert er. »Häusig verläuft sie sehr« rasch und leicht. Zuweilen freilich tritt sie sehr bedenklich auf.« s -Und der vorliegende Fall?« Der Arzt zögert einen Augenblick und erklärt dann ernst, mit einem’ sichtbaren Mitgesühl in seinem Blick:. »Es ist besser, ich sage Ihnen die Wahrheit: der Fall scheint keiner von den leichterenX Klara erbleicht und zittert Aber sie » gszt sich rasch und nimmt ihre ganze1 illenslrast zusammen Nur jetzt l nicht schwach werden! Angestrengt· lauscht sie den Verordnungen des Arztes, der sich mit dem Versprechen entfernt, am Nachmittag noch einmal nachzusehen. I l ! Klara weicht den ganzen Tag über nicht von dem Bett des Kindes Der Arzt macht ein bedenklichest Gesicht, als er am Nachmittag er-; scheint. ; Er verschreibt eine neue Medizini Und erläutert Klara, die ihre Unsre-i gung gewaltsam niederiämpsend auf merksam zuhört, wie sie den ganzenl Körper des kleinen Patienten, solltes das Fieber in der Nacht noch zuneh men, in einen nassen Umschslag zu le gen hat« Kein Schlaf kommt in Klaras Au gen. Unaushörlich ist sie um Reinhold beschäftigt, seinen Athem belanschend, seine Temperatur messend und ihm Linderung verschaffend nach der Vor schrift des Arztes. Ei ist furchtbar, mit dem kranken Kind, das irn Fieberdeliriutn zu Mniasiren beginnt, allein zu sein« Nie hat Klara ihr Alleinsein, ihre Verlassenheit so bitter empfunden, als ««in dieser Nacht an der Seite des schwer-kranken Kindes. Die Thriinen rinnen ihr über die Wangen, und ihr terlassenes herz sehnt sich nach-Bei stand, nach Theilnahme, nach Trost. Auch diese entsetliche Nacht geht endlich vorüber. Der Arzt kommt. Ingstvoll hängt Klara an seinen MMI »Ist Gefahr?« flüstert sie bebend. Der Arzt holt tief Atheni. »Wenn es uns nicht bald gelingt, das Fieber zu dämpfen, dann freilich ist ein schlimmer Ausgang wahr: - scheinlich.« Clara möchte auffchreien vor Schmerz und Angst und in ihren zit ternden Knieen zusammenbtechen. Aber sie hält sich aufrecht, sich an den Pfosten des Kinderbettes announ metnd, und nur ein dumpfe-r Weh laut entringt sich ihren Lippen. Nachdem der Arzt gegangen, klopft ei an der Thür. Es ist der alte Neu mon. Seine treuen, gutmüthigen Uns-en Augen spiegeln das innigste Mitleid Er drückt der verzweifelten Mutter die Hand und spricht ihr Ists zu, während ihm selbst die W nahe sind. EIan möchte sich III-guten Alten am liebsten an die M W, Um sich einmal so recht » W an einem mitfähleuden I Nr szwsitelpae nur nicht so aalles-in « Isko SW , . YII Wen vangnft vix G- M ffsksqsssssssssssssssssssssv Der Alte traut sich hinter dem Ohr und sieht seine Herrin mit einem un gewissen Blick an. »Ja, ich meine auch«, beginnt er endlich, ein wenig zögernd, »die Frau Baronin sollten an den Herrn tele graphirem « »An — an Herrn von Düringsho sent« »Jawohl gnädige Frau. Es ist doch immerhin sein Kind. Und wenn es wirklich so schlimm steht und das Aeußerste —- Gott oerhiite es —- tritt ein, dann wäre es doch eine große Verantwortung, und Sie müßten sich ewig Vorwürfe machen. Es wird ja nicht so schlimm werden, aber es könnte ja doch sein.« Clara hat die Empfindung, als komme eine plötzliche Erleichterung über sie, als würde dem, was sie be reits unklar empfunden, eine feste, klare Form gegeben. »Sie haben recht«, erwidert sie schnell. »Einen Augenblick —- bitte!« Hastig tritt sie ins Nebenzimmer, setzt sich an den Schreibtisch und wirft ein paar Worte, wie das Herz sie ihr gerade eingiedt, aus’s Papier. »Herr-n von Düringshosen. Plantitow. Reinhold schwer erkrankt. Arzt stellt Schlimmes in Aussicht. Viel leicht willst Du Reinhold segen. Clara.« Sie giebt dem Alten das Tele gramm zur sosortigen Besinnung Neumann stürzt schnell zur Thür, nach dem er mit einem sreudigenKopf nicken seiner Zufriedenheit Ausdruck gegeben hat. Ruhiger, gefaßter lehrt Clnra an das Krankenbett zurück. Es kommt wie ein Aufathmen über sie; es ist ihr, als dürfe sie nun mit mehr Zuversicht in die Zukunft blicken. Siebzehntes Kapitel. Das Schlaszirnmer liegt aus der Rückseite des Herrenhauses, nach dem Garten hinaus-. Es ist in später Nach mittags-stunde. Clara, die am Kran lenbett sitzt, hört nicht, wie ein Wa gen aus den Hof fährt und vor der Rampe des Herrenbauses anhält. Erst ein paar Minuten später, als es leise an der Thlir pocht, wird sie aufmerksam. Sie ahnt, wer da kommt. Es ist ihr, als ob ihr preis lich das herz still siebe, und es verge hen ein paar Selunden. bis sie ein schwaches »herein« hervorgebracht hat. Und nun tritt Aer ein· Sie fährt von ihrem Sitz in die Höhe, die Gluth schlägt in ihr bleiche-Es Gesicht. und es zuckt ihr in allen Gliedern, als miisse sie ibm entgegeneilen und ihn jubelnd begrüßen. Aber er verbeugt sich fast förmlich, und auch sie begnügt sich, ihn mit ei nem leichten Kovsnicken zu begrüßen. »Wie geht es Neinhold?'« fragte er, näher tretereisk Sie berichtet kurz. Das Fieber ist noch immer ein hochgradiges . Sie schildert den ganzen Krantheitsver laus von Ansang an, während er sich über den tleinen Knaben beugt. Du wirst müde sein«, unterbricht sie sich endlich. »Bielleicht nimmst Du eine Erfrischung zu Dir-t« . Er verneint mit einer entschiedenen Geberde und nimmt neben dem Kran kenbktt aus einem Stuhl Plai. nach dem auch sie sich gesetzt hat. So sihen sie einander gegenüber, stumm, beide scheinbar den Blick ausschließlich aus den kleinen Patienten gerichtet. Aber verstohlen mustern sie sich gegenseitig. »Wie elend, wie angegriffen sie aussieht!« denkt Ixel bei sich. »Wie blaß er ist und wie schmal wangigl Er ist selbst noch nicht ganz gesund«, spricht Clara zu sich. Bald darauf kommt der Arzt. Nach der Untersuchung gebt Arel mit dem Arzt in das Nebenaimmee und hat hier eine längere Besprechung mit ihm. Nachdem er wieder in das Krankenzimmer«Turiiitgetehrt ist« saat er zu Clara: »Du kannst Dich nun niederleam Juki werde bei Reinhold wachen.« Sie sieht ihn Seit-sitzt an. . »Jed? Willst Du denn nicht schla fen aehen?« «Nein«, erwiderte er in bestimmiem Ton. »Ich habe in letzter Zeit genug geschlafen. Du aber hast sicherlich schon ein paar Nachwachsen hinter Dir und scheinst einmal einer unge störten Nachtruhe dringend zu bedür sen.« Jn dem Ton seiner Stimme liegt während der letzten Worte etwas Wei ches nnd der Blick seiner"Augen strahlt theilnehmend, mitleidig-. Ein wohl thuenbes, warmes Gefühl schmeichelt sich in Elarai herz. Aber sit-zögert nich isten-en Es scheint ihr erweislich dcß sie nicht am Bett ihre-i kegelten »Mi« wachen soll. Untnifchlosseh Mit-i sieht sie ihnen «semtws- Du mit nichts« fragte W er. »Ich habe mich vom Arzt einge hend instruiren lassen. Du kannst mir wirklich ganz ruhig die Pflege für diese Nacht überlassen.« Sie erhebt keine Einsprache mehr und erhebt sich sofort. »Gute Nachtt« sagt sie. Und wüh rend sie an ihm vorübergeht, seht sie im Flüsterton hinzu: »Ich danke Ditt« « «Schlase wohl!" erwidert er und keugt sich über das Bett des Kran en. Clara dehnt wohkig die Glieder aus der Chaiselongue, auf der sie sich in ihrem Zimmer hingestreckt hat« Sie ist wirklich über die Maßen müde und ermattet. Ein seit lange nicht em pfundenes, köstliches Gefühl der Be ruhigung und Sicherheit kommt über sie. Es ist ihr, als könne ihrem Lieb ling, da er nun unter seines Vaters Schutz ist, nichts mehr« widerfahren. Sonst hätte sie sich höchstens nur für ein halbes Stündchen Ruhe gegönnt und vor Unruhe und Herzensangst kaum einschlafen können. Heute schläft sie ein paar Stunden fest hin tereinander. Erschrocken fährt sie end lich aus dem Schlaf auf und sieht nach der Uhr. Es war zwei Uhr Morgens. Fünf lange Stunden hat sie geruht. Nachdem sie hastig ihren Anzug ge ordnet, eilt sie in das Krankenzim mer. Axel sieht neben Reinholds Bett. seine Hand liegt auf der Stirn des Kleinen. Er winkt ihr freund lich zu, während sie hereintritt. »Das Fieber hat nachgelassen. Jch habe ihn zweimal in einen kalten Um scltlag gepackt. Es geht ganz entschie den besser.« Clara beugt sich über den Kranken. Wahrhaftig! So ruhig hat er seit sei ner Erkrankung nicht mehr geschlafen. Sie richtet sich wieder in die Höhe, überglücklich Das Herz ist»ihr so voll. Sie möchte ihm danken und weiß nicht wie. Die Thränen schie ßen- ibr in die Augen, die sie rasch mit der Hand bedeckt. Da ertönte seine Stimme wieder, mahnend, vorwurfsvolL »Aber warum bift Du schon wieder auf? Warum schläfst Du nicht bis zum Morgen? Willst Du Dich nicht wieder niederlegen? Jch brauche Tich nicht, wirklich nicht« E Sie laßt ihre Hand sinken und» blickt zu ihm hinüber, bittend, fasti schüchtern »Ich wollte Dich ablösen. Du mußt doch auch ein bischen ruhen« Er schüttelte jedoch lebhaft mit dem Kon »Heute Nacht nicht«, erklärte ers sehr bestimmt. »Ich will ihm noch ei-? nen dritten Umschlaa geben, wenn esH nöthig sein sollte. Bis morgen bleibei ich bei ihm. Dann räume ich Dir meinen Platz ein. dann werde ich schon nachholen, was ich jetzt an Schlaf ver säume. Und nun geh’ —- geh’ ruhig.« Sie wagte keinen Widerspruch. Seine Stimme hatte etwas so Be stimmtes. Während sie sich wieder niederlegt. athmet sie aus tiefster Brust. O, es liegt doch etwas Löst liebes-, unendlich Beruhigendes und Tröstliches in dem Bewußtsein, einen stärkeren Willen über sich zu wissen. eine stärkere Kraft neben sich zu haben, an die sich der Schwächere anlehnen, der er getrost alle Sorgen überlassen kann! Clara schläft wieder ein und ruht bis sechs Uhr. Frisch und gestärkt erhebt sie sich. Seit lange hat sie kei nen so langen, ruhigen Schlaf gehabt. Arel begrüßt die Eintretende wieder mit dem freundlichen, tröstendenBtick. »Es geht sehr gut«, sagt er. »Nein hold schläft. Die Arznei scheint mir sitr unseren kleinen-tranken nicht mehr so nothwendig wie der Schlaf.« Clara’g her-z ist von Dank erfüllt, und wenn auch ihrMund nicht spricht, ihre Augen sagen es ihm. Zugleich bemerkt sie, daß Axeki Bewegungen matt sind. daß Ueberrniidung und Hinfälligkeit in seiner ganzen haktung und in seinem Aussehen sich ausprä gen. .Willft Du Dir nicht auch ein bis chen Ruhe gönnentk fragt sie voll Mitleid und sieht ihn bittend an. Er nickt. »Im geye nun schlafen — ins Mit tag. Dann komme ich wieder. Sollte wieder ein Wendung zum Schlechten eintreten, ohast Du wohl die Güte, smich weiteno zu lassen-« i (7r gebt. Clara nimmt am Kran Eienbett Platz. Wie ihr doch jetzt so anders zu Muihe ist! Sckon die bloße Anwesenheit Arel s beliebt ihren· ! Muth, ihre Kraft und ihreHof inungs- l i ireudiqleit. l Auch der Arzt spricht sich sehr be Ifriediqi aus Der Zustand des klei nen Patienten hat sich erheblich gebes- J fert. Am dritten Morgen nach Axelgx Ankunft ift endlich das Fiel-er ganz! geschwunden und der Arzt erklärt jede Gefahr fiir beseitigt Der kleine Pa tient wird schon in tiirzefter Frist wie der ganz hergestellt sein. Axel nnd Clara sehen einander freudesirahlend an. Ein »Gott sei Dank!« ringt sich der glüslichen jungen Mutter aus tiefsteri Brust heraus. Und darauf heftet sie als wenn sie fasen wollte: Habe Dank Du Guten fiikDeine treue, nn ekmiidliche hilfei« - , » « . -J-. «.- » W I . J Aber aus Axeki Antlis sentt sich plstzlich ein Schatten. Er wendet sich ab tritt an das Fenster nnd späht an gelegentlich nach dem Garten hinaus. . Als der Arzt das Zimmer verlassen ;hat, dreht sich Uxel wieder herum. "Seine Mienen zeigen einen ruhigen. freundlichen Ausdruck s «Wenn Du estattest«, redet er JClara an, »lasfe ich um zwölf Uhr ;anspannen. Dann komme ich recht izeitig zum Zwei-Uhr-Zug.« I Sie sieht ihn bestürzt betreten au. s »WillsiDu denn schon wieder sorttk Ientfährt es ihr unwillkürlich. T Er deutet auf den lleinen Patien ten der in seinem Bettchen, aufrecht isitzend wieder mit klaren, hellen Au lgen um sich schaut. i »Da Reinhold wieder munter ist, ist meine Anwesenheit ja nicht mehr : nöthigA « Sie zuckt leite zusammen, ein ichwaches Roth steigt in ihre Wangen; äihre Lippen bewegen sich, ohne jedoch einen wahrnehmbaren Laut hervorzu » bringen« Schweigend senit sie ihr Haupt. Achtzehntes Kapitel. Es ist eine Stunde später. Die fMorgenpost wird in’s Zimmer ge bracht. Clara fährt wirr aus ihren Gedanten auf. Es sind ein paar Zei tungen, einige Gefchiifts-Rellamen und ein Brief. Zerstreut nimmt sie den letzteren in die Hand. Aber als jetzt ihr Blick auf die Adresse fälli, macht sie eine Bewegung lebhaften Staunens. Sie streicht mechanisch mit der Rechten über ihre Stirn. Träumt sie denn nicht? Das ist ja Arel s Handschrift Sollte Arel schon obqereist sein und ihr schriftlich Adieu sahen? (Schluß solgi.) Auf dem Gut der Kaiser-tm Wie in jedem der letzten Jahre, so bringt auch in diesem die Kaiserin einen Theil der Sommerzeit in Kadinen zu. Jm vorigen Jahre weilte sie volle sieben Wochen dort, Keine andere der auswärti gen laiferlichen Besitzungen erfreut sich in dem Maße ihrer Vorliebe wie ge rade das idnllische Ruheplätzchen im deutschen Nordosten am Frischen Hoff. Msm erreicht naornen von Siomg aus mit der neu gebauten Haffuser bahn in etwa einer Stunde. Die Fahrt geht an prachtvollem Laubwald, an fetten, von schwarz-weißem Hol ländervieh begrasten Weiden vorbei, und dicht zur Linien dehnt sich die grauschöumende, hier und da von ei nem weißen Segel belebte Fläche des Hasz, die am Horizont von einem b.auen ctrich begrenzt wird der Fri schen Mehrung, jenem schmalen Land streiiem der das westvreußische Vor land mit dem Samland verbindet. Hat man die Station Kadinen erreicht, so verfällt man zunächst darüber in einige Verwunderung Das ganze Stationsgebäude besteht nämlich nur aus einer kleinen, zierlichen Watte-i halle, die von keinem menschlichen Wesen behaust wird, ja, wo nicht ein mal ein Billetvertauf stattfinden Der Ersparniß halber wird dieser nämlich auf ambulantem Wege durch die Schaffner im Bahnzuge selbst besorgt. Von der Station auf- tommt man an Kartoffel- und Getreideseldern und den siir den ganzen preußischen Nord osten bezeichnenden Weidetovveln vor bei durch eine schöne. alte Allee, die an dem Tage meines Besuches infolge» eines heftigen Gewitterregens nurl völlig unter Wasser stand, in einerz Viertelstunde ins Dorf. Man erblickt!l aus diesem Wege ein in Rohziegel er richtetes neues, schmuckes Postgebäude, eine ebensolche Schule und ein paar neue Jnsthiiuser, die der kaiserliche Gutsherr hat erstehen lassen. Man kommt an dem Gasthof vorüber, steht f vor sich einen Ententeich und gleich darauf, unmittelbar an die Landstraße stoßend, hinter einem sienplen Gitter ein unscheinbares, kleines Haus mit einem hochparterees und einem Dach geschoß. Ertundigt man sich nun, wo das Schloß denn eigentlich steht, so ersiihrt man, daß man sich gerade vor ihnz befindet· Es jsttdieses häus chen. Bevor es vorn prauer erworoen; wurde, hat es noch bescheidener ausge- ! sehen, da es durch ihn erst einige Erweiterungen ersahren hat. Jeden-l falls würden sich die Bewohner der Villentolonie Grunewald sür ein Ges bäude, wie es hier von der deutschen Kaiserin bewohnt wird, bestens bedan- ; ken. « Die Enge des Häuschens ist auch - der Gruno, warum das kaiserliche. Paar niemals gleichzeitig hier ieinenj Wohnsitz- nimmt; ej bietet keinen; Raum dazu. Der Kaiser begniigt sich«l deshalb immer nur mit einem Aus-« enthalt von wenden Stunden, ders von ihm regeiinii ig dazu benuhts wird, um die Felder, die Zie elei und 1 vie qupiirafapkii in Augen chein zu1 nehmen. Damit das Gänschen aber nicht ganz ohne Schmuck dasteht, so ist an seiner Vorderseite über der Thür, zu ders eine Rampe ansteigt, ein verroktetei Hufeisen an enageli; da rum e n die Worte: « fanden von Jhrer agtst der Kaiser nnd Mi nigin am . September 1900.« Ei war anfangs Juli, als ich nach Kadinen kam —- ioeniae Tage vor dein Eintressen der Kaiserin. Der Zu ang u dem das Kuchen umrin ae en « rten und act war dei jedermann gestattet. Nur in Wdasegchloß elbst wird man ni t ein gelassen. eine innere Aus a tung en dBoth dem bescheidenen eu itbel bestehen ans Acht und Eiche und haben Cretonnebezilgr. Auch in der Ge alt des Garteng driickt sich dies e Un pruchilosiPteit und manglosigtert aus s inso ern, als ihm jede pur von Stil ehlt. Baumgrupdem Nasensliichen, Blumenbeete, Kiesrvege, Hecken, din n ten eine unter Bäumen zu einem tunstlosen Germania-Denlmal aus-H steigende Terrasse, ein Wasserbassin,;. in dern die Unken tuten, deren Fang mit der Angel kür die kleine Prin ef- » sin einen gro en Spaß zu bil pflegt; das alles mischt sich wahllos und kaum besonders gut gepsle ti durcheinander. Ein Gärtnergehile ist eben damit beschäftigt, aus den Rabatten die noch vom Frühjahr her! stehenden Stiesmütterchen zu entsee nen und dafür biedere Belargonien einzusetzen. s Die Potsdamer Gärtner werden,i alljährlich immer einer vom Kaiserj nach England und Frankreich geschickt. ! um dort die Neuheiten zu studieren So große Wichtigkeit widersiihrt aber dem Kadiner Obergartner nicht Die . Kaiserin ist mit ihrem Garten in Ka dinen eben zufrieden so wie er ist, und ! die Blumen sind ihr alle aleichmäßigi angenehm, höchstens daßsie eine kleine ! Vorliebe siir Rosen, Neseda und He liotrop hat. Zur Tafeldetoration be-, ! stimmt sie die Blumen, wie auch inj Berlin bei den Hosfestem meist selbst. ; Obst wird in Kadinen nicht besonders 4 viel aezogem das Tafelobst tommt re- « aelmäßig aus den Pvtsdamer Gärten. Jn seiner weiteren Ausdehnung nimmt der Garten um das Schloß den Charakter eines Wildparls an. l Eigenarti sind darin aus den We gen, die au? dem hügeligen Terrain! aufwärts führen die Ausblicke auf das Hass, die dahinter liegende schma le Nehrung und darüber hinaus inl die Danziger Bucht mit den reizbolls wechselnden Farbenwirlungen des Wassers und den tostlich Vwaldeten Usern. Die große botanische Erdens tviirdigteit aber, die Kadinen besiJL liegt außerhalb des laiferlichen Var S, wennn auch dicht nebenbei. Sie be steht in einer weit und breit berühm « ten tausendjährigen Eiche, deren Stamm so dick ist, daß man iein Jn neres zu einem kleinen, mit Fenstern versehenen Zimmer- hergerichtet bat yin dem früher die Gutsbeamten gern ihren Stat spielten. i Das Leben der Kaiserin und ihrer Kinder verläuft aus diesem »Es-munter sitz in der denkbar einsachsten Form « Niemals verfehlt sie, die einzelnen Jnsthäuser zu besuchen und sich bei Hden Frauen und Stindern darin nach ihrem Wohlergehen zu erlundigen. "Kleine Abwechselungen in die delle bringen die täglichen Dampferfahrten iibet das Dass nach dem auf der Neh rung gelegenen reizenden, bei den El bingern als Aueflugsziel sehr belieb ten Badeorte Aahlberg Um die kai serliche Familie den Beliistigungen der Neugier zu entziehen, ist für den Oampfer rn stahlberg eine besondere Landungsstelle eingerichtet worden. Natürlich ist auch die Badestelle eine gesonderte —« nur die kaiserlichen Kin der baden im See, die Kaiserin nicht —- nnd wird streng von Gendarrnen bewacht. Eine andere Abwechslung bringt der im August stattfindende Geburtstag der Prinzessin, wenn die Kaiserin mit ihr um diese Zeit noch in Kadinen weilt. Dann werden alle Dorftinder in den Gastho! eingeladen; unter Betheiligung des Geburtstag-s tindes findet dort auf der Veranda eine feierliche Schotoladen- und Ku chentafel statt, und daran schließt sich ein großes Fesz. Die Frage, die bei der Ankunft der Kaiserin in Kabinen die gesammte Dorfjugend jedesmal in atbemloser Spannung hält, ist also die, ob sie auch bis zum Geburtstage der Prinzesfin dableiben wird. Das harte Wort Gendarm fiel so eben, und besonders, wenn der Kaiser in Kadinen weilt, ist der Grünrock eine bierorts unvermeidliche Erschei nun . Fünf ebn Gendarmen und vier .Ge inte« sorgen dann fiir den Si cherheiisdienfi. Kein Fremder darf dann den Gast f betreten — er be siiße denn eine e itimation durch den Landratb, die i n als underdirchtig bezeichnet. Wandert man durch das Dorf,«so wird man vorn Gendarmen ersucht, dies in möglichst beschleunig tem Tempo zu thun und nicht sieben u bleiben. Etwas milder ist diese raxis, wenn nur die Kaiserin da ist; aber auch dann ist der err Gendarm eine wichtige Persönli Leit. Vielleicht werden bei dieser Gele genheit au einige Angaben über Ka dinen als ittergut von Jnterfse sein. Es umfaßt, die beiden zu ihm noch ghöri en Vorwerte Krickelhof und charfenbeeg eingeschlossen, 2800 Mor en Wald, 1680 Morgen Feld, 300 « or en Wiese und 1200 Mornen Stauwie en, No r nnd Binsen. Die ganze Wittbschat ist in Schiiiae ein getheilt. Mit Ausnahme des Vor tvetts Schakfenberg liegt das Areal in ununterbrochenem Zusammenhang und hat gute witihfchaftiiche Verbin dung. Die Lage ist zum Theil un eben, sodaß lder Boden ungleich und Abs und Zufahrten mituniee schwie rig sind. Der Boden wechselt zwischen strengem Tons und Lehmboden und leichtem Sand· Betrieben wird auf Fee-il Gäthefchesktrennerei. Köcnökbaih . i , ’ ungvie sucht, Sehn haltung und Pfeerezucht Die Butter findet Ab as nach Berlin. llebeigens soll Rad nen nach der sap Wt seines kaiserlichen her-n nicht als afteewitthlchasi gelten, sondern die Wirthschaft .,soll unter Vermeidung rößerer Aus aben allmählich uus sich selbst geh n und derbessert wer den. Als eine Goldgrube gilt Oa dinen bei dem vorn Kaiser dafür an aele ten Kaufpreii unter den- Sach ver ändigen aber auch heute noch nr t. statiirlich unterließ ich auch nicht ei nen Besuch in der so bekannt gewor denen laiserlichen Ziegelei, die etwa eine halbe Stunde weit svom Schloß liegt. Ziegelsteine werden aus Kadi-h nen schon seit Jahrhunderten herge stellt. Vor einigen Jahren wurde Ma schinenbetrieb eingerichtet und neben dem schon vom Kaiser übernommenen Ringofen ein zweiter solcher mit künst licher Trocknerei angelegt. Verfertigt werden Hinter- und Vormauerungss steine, Verbiender und Glasursteine, DachziegeL Drainrohre u. s. w. —- im Ganzen fünf Millionen Stück im Jahr. Reiche Tonlager sind auch noch für fernere Jahrhunderte vorhanden· Angestellte Versuche ergaben, daß sich gewisse Thonsorten auch für feinere Waaren eigneten, und so entstand aus Befehl des Kaisers die vielberufene Masolilafabrit, die jetzt 22 Arbeiter beschäftigt. Man sieht hier zunächst das Rohmaterial, eine schöne, hoch rothe Erde, die sich im Urzustande ta dellos formen läßt, die aber den gro ßen Nachtheil hat« daß sie schlecht brennt und die Form sich zu leicht »zieht«. Wenn man in anderen Ma jolilabetrieben den Ausschuß aus zwei bis drei Prozent berechnet, so beträgt dieser bei der taiserlichen Fabrik viel mehr. Große Schwierigkeiten bereitet auch das Arbeitertnaterial, da das ein heimische nur für die elementarsten Handgriffe verwendbar ist und für die feinere Arbeit Kräfte aus dem Westen mit entsprechendem Lohnaufschlag ge holt werden mußten. Als ich die Fa brit besichtigte, wurden gerade Ka cheln für eine Decke des neuen Don-zi ger Reichsbantgebäudes fertig, sehr geschmaclvoll anzusehen, dei Quadrat meter zum Preise von 75 Mart. Auch die Preisstellung Verursacht der Fa brit Widenoärtigleiten. Stellt sie die Preise niedrig, so schreit die übrige MajolilaiJndnitrie über unlanteren Wettbewerb Stellt sie die Preise hoch, so sind die Klaqu noch schlimmer-, und der Kaiser muß sich sagen lassen, daß er als Kaufmann zu viel Geld verdienen will. Der Grund, der den Kaiser zur Anlage der Fabrit be stimmte, entsprang bekanntlich nur sei ner landegoäterlichen Fürsorge. Er wünschte. zu der Jndustrialisirung des Ostens auch als Privatmann sein Scherflein beizutragen, und b«oftte, namentlich seinen unmittelbaren Gutsnachbarn damit ein anspornendes Beispiel zu geben, da sich dieser rothe Thon nicht nur in Kadinem sondern auch meilenweit in der Umgegend noch findet und sie zu ähnlichen Fabrikan lagen zu veranlassen. Aber die bisher wenig lohnenden Erträgnisse der Fas brit dienen den Herren Nachbarn vor erst weniger als ermunterndes denn als abschreclendes Beispiel, und fo ist es bisher ohne Nachfolge geblieben. Mein Besuch in der laiserlichen Fa brik sollte mit einer nicht uniiblen Pointe abschließen. Der Direttor der Fabril war nicht anwesend, und so führte mich ein junger Beamter darin herum, nachdem ich ihm vorher meine Visitenlarte überreicht hatte, aus der ich mich offen und ehrlich als Zei tungsberichterstatter bezeichnet hatte. Aus meine Frage beim Abschied, ob denn fiir Jedermann die Besichtigung der Fabrik von der Direktion gestat tet wäre. erividerter er treuherzig: »Jaw·ohl! Nur nicht für Journalis sten...« Heinrich Lee An die farbenreichsten Phantasien, die der üppiae Geist orientalischer Märchenerzähler sich ersann, gemahnt der Königöpalaft, den seine Hoheit der Maharadscha von Kavurthala sich im Nordwesten des Pandschab hat aufbauen lassen. Das Wunderroerk, dessen Kosten sich auf eine Million Dollars belaufen, wirlt wie ein zau berhaftes Traumgebild aus blauem und weißem Marmor. Aber wenn auch überladene und arelle Wirkungen an altindtsckte Pranlsucht erinnern mögen, so hat doch der Fürst die gis qantifchen und machtvollen Formen der wundervollen alten indischen Ar chitettnr verschmäht und sich ganz nach europciischen Stil einrichten lassen. Der ganze weite Palast wird von ei ner weiträumigen Galerie aus wei szem Marmor umgeben, die auf Säu len aus blaue-n lanadifcben Marmor ruht. Auch die riesiae Eintrittshalle ist mit Täfelungen aus blau-Im und weißem Marmor bedeelt nnd strahlt so in der Lieblinasfarbe des Maha radscha. Der Palaft enthält 14 Staats-title, von denen aus man in weite Hofe und schöne Gärten blickt, in denen Sprinabrunnen vlätfdkem Der Saal sitt den Dutbak allein wird im indischen Stil ausgeschmückt sein. An ihn aber schließt sich sogleich ein Raum im Stile Ludwigs xlxs an und an diesen ein EßsaaL der in den Formen der Zeit Karls ll. von Eva and ehalten ist. Da auch die ande ren äume ein Kompendium der ver schiedensten Stilsokmen darbieten werden, so has der Malmmdscha das schönste aus der ganzen Welt zu einen etwai wirren und mehr betäubenden, als erster-enden Ganzen verein s. Alle Einrichtuon die Möbel, Tit Tapeten, die Beleuchtuna usw. nd nach den modernsien Ansprüchen ret gestellt.