Kellington’s Erzählung Erzählung don A. Duvantier. Lennox und ich besuchten WA; einmal Lord Kellington M einem schönen Schlosse Kenili Mih in Sussex. Der alte Diplomat hatte fast immer Besuch von Freun dnh denen er ein liebenswürdiger Itrth war. Es konnte aber auch vor kommen, daß Lennox und ich ihn ganz allein trafen, und dann handelte die Unterhaltung meist von den Erled nisfen unseres Wirthes während der Zeit, too er als Gesandter an fremden Höfen gewesen. »Warte es Jhnen unangenehm, Lord Kellington,« fraate Lennox wäh rend einer solchen Plauderstunde, «uns zu erzählen, wer das kleine, süße Babh ist, dessen Bild über Ihrem Schreibtisch hängt?« »O nein, meine Herren,« antwor tete der Lord, »ich weiß ja, daß ich auf Jshr Mitgefiihl rechnen kann. Uebrigens ist es durchaus tein Ge heimniß, daß das Bild meine kleine, vergdtterte Alice vorstellt, die ich als kleines Kind zu verlieren den Kum mer hqk ««-.'» Jch spreche nicht gern da von, den ist-r Verlust und des ban darauf plgen Tod ihrer Mutter bilden de: traut igsten Abschnitt mei nes Lehns. Mc ne kleine Alice tvar das Eberbild i rer Mutter, das süßeste kleine Ges "pf.'« — Lord Kel lington’s Stimme itterte. —- »Je t bin ich ja alt und s wird nicht nie lange währen, b) ich mit ihnen ver eint bin. Jch wi aber mit dem An fang beginnen. Sie erinnern sich wohl noch, daß 1 ich im Jahre 1886 in einer außer ordentlichen Mission nach Sosia ge sandt war. Als ich meine Ausgabe geldst hatte, nahm ich einen sechsmo natian Urlaub und reiste zu meinem lieben Freunde, dem Grafsen An- J drassy in Siebenbiirgen, um mich et was auszuruhen. Wir vertrieben uns die Zeit damit, zu jagen und in den Bergen herumzullettern, und wenn Andrasin verhindert war, mich Zu begleiten, ritt ich allein. Ich lernte « ie wilde Gebirasgeaend bald kennen und entfernte mich ost meilenweit vom . Schlosse. Auf einem solchen Aus-( trug-, dessen Ziel der Gipfel des-« Ber ges Ratcliesa war, entdeclte ich zu meiner Ueberraschung frische Huf spuken auf dem aufgeweichten Bera «pfade. Es mußte also eine Gesell chaft vormir sein und ich beeilte mich, zu erreichen. Der Pfad, den ich vor mir hatte, war sehr geiahrvoll· Manchmal führte er unmittelbar an einem tiefen Abgrund entlang und dann wieder ging es mit einer schar fen Wendung um hervorspringende Felsen. Es war kein Wunder, daß mein Pferd müde wurde. Ich stieg ab, um ihm einen Augenblick zum Her-schnaufen zu gönnen. Pishlich hörte ich hoch iiber mir ei nen Schrei. Er klang, als wäre ein Mensch in Noth, und ich war augen blicklich auf den Füßen. Mein Blut erstarrte vor Entsetzen bei dem An blick, der sich mir darbot. Von oben her kam in sausendem Galopp-, eine junge Dame den Felsenpfad herab auf einem Pferde, das anscheinend rot Angst wild geworden war. Das Tltier flog an Abgriinden vorbei und über Felsenstücke, während die Reiterin es vergebens zu zügeln suchte. Mir blieb keine Zeit, nachzudenken Das Pferd mußte angehalten werden« sonst war feine Reiterin·eine sichere Beute des Todes. Ich ftellte mich auf die Sxiie des Weges, wo der Abgrund war, jede Sehne meines Körpers auf das Am ßetfte gespannt. Als das Pferd ang» taft kam, warf ich mich ihm mit gan zer Kraft entgegen. Bei dem Zusam menprall wurde mir schwarz vor Au n, aber ich hatte gliicklirtierwise den ·gel gefaßt und hielt ihn mit gan zer Kraft. Aber erst ungefähr zwei hundert Fuß weiter gelang es mir, das Thier zum Stillstehen zu brin Es war noch rasend und es war mir kaum moglich, seiner Herr YI werden. Plötzlich entdeckte ichs die rfachr. In seinem rechten Ohr sah wein kleines Stück Zunder glühen. Ich zog es schnell heraus und sofort wurde das Thier ruhiger. Die junae Dame sprang herunter und reichte -mit, noch athemlos vor Schrecken. die Hand. »Wie soll ich Jhnen danken, mein Her«r! Sie haben mein Leben geret M«Jch that nur meine Pflicht, mein Fräuleins« antwortete ich und nannte meinen Namen. »Stanislaus wurde plötzlich scheu, ohne daß ich keqreife wovor. Er ist sonst das ruhiaste Thier von der Welt. » Aber wollenSie nicht mitkommen und » meinen Vater beariißens Ich bin die : Tochter des Grafen-Marit3ka. Es wird ihn freuen, Ihnen gleichfalls sei nen Dank aussprechen zu tönnen.« . « t kam uns ein Reiter in schar- s fern tabe entgegen. Es war Leut usant Graf Mariglm der Bruder der « jungen Dame. Er dankte mir mit - ähertriebener Herzlichteit nnd wieder- i holte die Einladung seiner Schwester. : : « Sie hätten einen Ritst in die Ver-se ; - Mai-n agte er, und plötzlich wäre seiner Schwester scheu ge- : who-these Wklme daß es ihm möglich ge- - :- wäm es Fu ziialetn Welches - Fee-heben Unglück heim qeschehm W- wenn ich nicht zur rechten Zeit Fall es aged o«:Ihrnkilijxikte W ne en no a WW jnnee Mann -- W Laien Eindruck auf · W IM me flatternd wie W ich ihn oft bei Spielern, Morphiniften und politischen Spinnen gesehen hat te. Jch empfand jedoch lebhafte Neu ger zu erfahren, wie es möglich war. ß ein Bruder mit taltem Blute feine junge Schwester tn den Tod f ren konnte und nahm schließlich Einladung an. Marisla war ein uraltes Schloß, das auf dem Gipfel eines Felsens lag. von dem man eine wunderschöne Aus sicht iiber die ganze Gegend hatte. Die Mauern und das Dach waren sehr verfallen und selbst die Tapeten im Eßsaal hingen an mehreren Stellen in Fetzen von den Wänden. Der alte Grafsf kam mir indessen mit einer so herzgetvinnenden Liebenswiirdigleit entgegen, daß ich mich in seiner und Fräulein Elisabeths Gesellschaft bald iehr wohl fühlte. Die junge Dame, die mir in dieser Umgebung doppelt hübsch und liebenswürdig erschien, gefiel mir mit jedem Augenblick bes ser, und als ich mich verabschiedete, stand sie auf der Terrasse und winkte mir ein »Lebewohl und aus Wieder sehen« zu. Jch beschloß, mein Abenteuer nor läusig zu verschweigen Aber dann fragte ich wieder, ob das richtig war· Welche schreckliche Familientraaödie bereitete sich auf dem alten Berg schlosse vor. Nun, ich wollte mir Mühe geben, darüber ins Klare zu kommen. Am nä49en Tage beim Frühstück fragte ich Andrassnr »Wer sind ei gentlich diese Maritztas?« «»NC- hast Du schon von ihnen ge- s hart? Ja, das ist leicht gesagt. Die Familie gehört zum ältesten Adel des » Landes, aber sie steht vor dem Ruin. » Der alte Graf ist die Anspruchslosig lett und Ebrenhaftigteit selbst und die Tochter verläßt das ganse Jahr bin dutch das Schloß nicht. Ter junge Gras Georg dagegen ist ein aus schweifender Charakter. Sein Vater hat ein über das andere Mal seine Schulden bezahlt, aber das geht jetzt nicht länger, denn lein Mensch leiht noch einen Gulden aus Mariteta Die Lebensweise des Sohnes ist dem Va ter sehr zu Herzen gegangen und er ift vor der Zeit alt geworden. Das hatte ich mir auch gedacht, aber es ertliirte nicht. warum Geora Ma rttzta seiner Schwester nach dem Le ben trachtete. »,,Jch habe ebenso viel Mitgefühl für die junge Dame, deren Erbtheil ver schwendet ift,« bemerkte ich. I »O, sie leidet reine Rom sum-ok- « tete Andrassy. »Ein tinderloser Onkel hat sie zu feiner Universalerbin einge setit. Sie hat fünfmalhunderttausend T Gulden und ist also eine reiche Partie. JDu solltest Dein Glück bei ihr versu- . ’chen,« fügte er lächelnd hinzu. » » Jetzt begriff ich. Die junge Gräfin l J sollte aus dem Wege geräumt werden« ! damit Graf Georg in den Besitz ihres Geldes kam. Welches furchtbare Ver .brechen hatte ich verhindert. Aber fie ikonnte jeden Tag das Opfer eines neuen Schurlenftreiches werden. Sie mußte beschützt werden. Aber wie? "Dieser Gedanke bereitete mir viele I qualvolle Stunden. Ich wurde im Laufe der Zeit eins häufiger Gast auf Maritgta undFräu- ( lein Elifabeth und ich schlossen war-f me Freundschaft Sie zeigte im Ver- ! lehr mit niir ihre ganze natürliche Anmuth und die abenteuerlichen Ver hältnisse unter denen ich ihre Bekannt- I schoft gemacht in Verbindung mit dere Gefahr, gegen welche ich sie be schützen wollte, weaten Gefühle bei; mir, wie ich sie einer Frau gegenüber noch nie empfunden hatte. Mit einem Worte, nach dreiwöchiger Bekannt schaft bat ich den Grafen uin die Hand feiner Tochter und einen Monat s ä ter fand in aller Stille unsere Te u ung in der kleinen Kapelle in Ma «ritzka statt. Jch danke Gott für die drei glückli chen Jahre, die dann folgten. J ver ließ Ungarn mit meiner jungen rau, » wohnte eine feitlang in England und iwurde darau als britifcher Bevoll ;miichti ter nach Buento in Eluador qufand. Hier erblickte unfere süße kÄlire das Licht der Welt und fest er schien unser Glück vollkommen. Jch fühlte mich hier in dem sretndenWelt theil, wo wir schnell Freunde gefun den hatten, vollkommen sicher vor al- l len Nachstellungen von Georgs Seite. s Jch selbst hatte Nichts zu siirchtenJ denn das Testament von Elisalpethsl Onkel bestimmte, daß ihr Vermögen nicht aus ihren Mann, sondern aus ihre Kinder übergehen sollte. Aber auch für meine Frau und meine kleine Tochter glaubte ich an keine Gefahr. Wir hörten nie etwas aus Maritzta. denn der Vater meiner Frau war gleich nach der Hochzeit ge torben und u ihrem Bruder hatten wir immer en einem sehr kühlen Verhältniß ge standen. Jch war überzeugt, daß er seine ruchlosen Pläne ausgegeben hatte. Meiner Frau hatte ich nie er zählt, aus welchem Grunde ihr Pserd aus jener Bergtour durchgegangen war und das Geschehniß begann auch schon aus meiner Erinnerung zu schwinden. Aber da kam das Unglück. l O, welche schreckliche Zeit war est; Unsere kleine Alice sing schon an zns ae n und sie und ihre Amme hielten j st viel in dem kleinen Wäldchen auf, ; welches an unseren Garten grenztr.i Eines Tages ging die Amme in’s! Haus, um einen Gegenstand zu holen » und ließ die Kleine allein. Gott ver ebe es ihr —- seit diesem Augenblick t Niemand unsere Alice wiederge ehenl" : ; Lord Keltingion fuhr mit— erstickter SUZYZ W- Si he vi a i - eae tren, e gre enne ne Geist-Je »F setzen-en daß mai-I W iäderwiiltigt werde. Der Schlag war sur that. Jch that Alles, was in merk chlicher Macht stand, um mein Kind zu finden. Mii hundert Mann durchsuchte ich den Wald und die ganze Umgegend. Erst gegen Mor en fanden wir eine S r. Der chein meiner Leuchte iel aus ein langes, krummes Dolchmesser, dessen Form mich an diejenige erinnerte, welche die Bauern in Siebenbiirgen tragen. Das Messer mußte aus einem Gürtel verloren sein als ich es sah, hatte ich sofort den Ge danken, das Kind könnte vom Grafen Georg oder einem seiner Helfershelser geraubt sein. Jch telearaphirte sofort an Andrafsh: »Ist Graf Georg auf Matthias« Die Antwort lautete: »Nein, in Budapes.« Jch setzte nun Himmel und Erde in Bewegung. Jn allen Hasenstädten in Südamerika be obachtete die Polizei alle nach Europa sahrenden Passagiere, ich setzte eine Belohnung von zehntausend Pesetas aus, ich suchte das Kind durch alleZei tungen —- aber alles war vergebens. Vielleicht that ich meinem Schwager Unrecht durch meinen Verdacht, viel leicht gehörte das Messer einem n dianer oder einem Mestizem ie konnte er an die Lilugsiihrung eines solchen Rinderraubes denken. wenn ein Weltmeer zwischen ihm und uns lag. Damals aber zweifelte ich nicht daran Jch verließ meine Frau, die vor Kum mer erkrankt war, fuhr über Bene zuela nach Lissabon und iam nach 40iägiger Reise in Wien an. Dort erreichte mich eine neue Un liicksbot schast. Die Zeitungsderliiufer riJeJxen die Nachricht aus« Graf Georg a rigia in Budapesi wäre wegen Wech selfälschung verhaftet. Jcki fuhr nach Budapest, ging zum Gefängnibinspeb tor und bat um eine Unterredung mit » dem Gefangenen·« J »Sie kommen zu spät, Lord Kell ?ington,« antwortete mir der Beamte. I»Leutnani Matitzia hat in dieser INacht Selbsimord begangen, indem er jseine linke Pulsadet au schnitt.« T Mir wurde schwarz vor den Augen. ! »Ist er todi?« stammelte ich. ! »Noch nicht, aber es wird wohl nichi Imehr lange währen. Wenn Sie ihn izu sehen wünschen, werde ich Sie zu ihm führen.« Mein Leben bat oft an einem Ser denfaden gebanaen, aber nie bat mein Herz so angstvoll gellopft wie auf die sem Gange. Würde ich noch zur rech ten Zeit kommen, um zu hören, ob mein Kind lebte, oder würden dieUm stände füra immer ein Geheimniß bleiben? Wir traten in die Zelle. Der Pa tent lag leichenblasz auf seinem Bett und stöhnte leise. Jch ergriff seine Hand und fragte mit zitternder Stimme: »Kennst Du mich? Er ant wortete nicht, seine Augen begannen zu brechen. · »Hast Du mein Kind gerauth« rief ich. Ein Zucken durchlief feinen Körper, er stieß einen leiten Seufzer aus und verschied. Jch fiel obnmächtia um. Mit blutendem Herzen tehrte ich zu meinem Weibe zurück. Der Kummer hatte ihren Verstand verdüstert und bald daran verlor ich auch sie. Kurz vor ihrem Tode brachte man mir ein kleines Kinderflelett, welches von Ein geborenen im Dickicht des Waldes ge funden war. Waren es die irdischen Ueberreste meiner tleinen Alirei Die Aerzte konnten es nicht sagen. Es war möglich, aber nicht -sicher. Jetzt ruhen mein Weib und mein Kind drit ben in fremder Erde und mir blieb nBurddie Erinnerung und dieses kleine il .« Der neue Trick. Humoreste von Adolf Thielr. Wie alltäglich läutete auch heute Punkt 1 Uhr die Mittagsglocte im Kurhause des kleinen Badeortes — nennen wir ihn Birkenthal — und rief die Gäste zur gemeinsamen Tafel, die wir Deutsche die «Table d’hote'« nen nen. Die Blätter begannen bereits von den Bäumen zu fallen, und die ahl der Gäste war daher nicht me a zu groß. An der Spitze saß sch icht und würdig ein pensionirter Oberstleut nant, rechts und Iints vertheilten sich dann die übrigen Gäste, meist Damen. Wie immer gaben sich die Töchter als wahre Ausbunde von Sittsamteit und Zart eit, und wie immer verwandten die itttet in unauffäll« er Weise ihren ganzen Scharssinn au die Be obachtung der einzelnen Fee-ern die an der Tafel erschiene-n bee, ach, die herren haben ja schon lä den hol den Glauben verloren, da die Eben im himmel geschlossen werden, wie das mitRe t so beliebte Schwertdei Damotles ngt über ihnen die bange Frage: Was bat ef und so mancher trägt in seinem otizbuch die Adresse eines « superliissigeu Unstunstibuk kcllUSI Der Herr, der sich da eben nach der Suppe am unteren Ende der Tafel niederließ, war sicher lein Heirath-Is tandidat. Die zeigen sich ja immer nobel vor den Leuten, sie huldi en dem Spruch: Der Spanier zahlt die Rech nungen, aber er liesi sie nicht. Rein, der dorsihaarige here mit dein dünnen Bollbarte, der wie arme »Leute Korn stand, war entschieden nicht darauf erpicht, holde Mägdelein durch iinsiige inanzlage und durch Generosität u lenden -—- diese Mag neten iiir edes weibliche herz, das fiir ichsne Kleider und neue Hüte sehn-Ermi; und richtig, eine der scharf sichtigen Schwiegermütter fah auch schon an seinem Goldfinger den bin denden Reif Der bngte neue Gast. anscheinend ein Touri , las die Speixelarth innr melte: Zwei Mart sün zig das Di nerf Ein bißchen viell« und rief dann dein Obertellnee, der erade mit de tender Miene an dni vorüber schwebte, zu: »Herr Oder, geben Sie mir das Mena, aber lassen Sie den Fisch und den Pudding tve !« So geschah es, der Gat verzehrte mit erfreulichem Appetit die Sappe, den Braten und ein halbes Rebhukyn und gönnte den anderen gern den Fi ch und den Pudding. Als der letztere erschien, fühlte der eniigsaine Fremdling fiir sich jenen onient getoinmen, in dem, nach ei nem bekannten Bonmot, sich derMensch vom Thier unterscheidet, er ließ das jedem Gläubiger angenehm ins Ohr träufelnde Wort »Zal)len!" verneh men. Armutbig und unoliörbar wie ein Genius schwebte der»Ober« herbei und slötete »mezza voce": »Bitte. mein Herr! Sie hatten Suppe — 80 — Braten mit Kompott — 1,20 — Rebhuhn —- 1,50 —, macht 3 Marki« Der Gast meinte nicht recht gehdrt zu haben. Endlich fragte er erstaunt: »Ja, wie kommt denn das-? Das Menn tostet zirei fünfzig, und ich ha be Fisch und Pndding nicht bekom men und soll 3 Mart bezahlen?« »Bitte,« sagte der »Ober« mit der Sanftmuth eines Heiligen, »die ein zelnen Gänge rechnen wir a la carte!« Der Fremdling, der tein benach tandidai irar, protestiste, de: Ober Ganymed bestand auf seinem Schein, und so ging der Streit weiter; der Hotelier, der mit am Tische faß. mischte sich aus Gründen der Pelika tesse nicht ein« «Vielleicht,« rief der Gast, »enischei det einer der Herren hier die »Frage? Darf ich Sie vielleicht miten, das Ri«teramt zu übernehmen"s« wandte er sich an den Qberstleutnant, indem re auf ihn zuging und sich vor iyin verbeugte. Der alte herr erwiderte die Ver beugung und wollte erst abwehren, da der Fremde jedoch seine Bitte wieder holte, sann er nach und sällte dann einen salomonischen Urtheilsspruch: »Herr Ober, Sie liefern dem Herrn erstens den Fisch und zweitens den Pudding nach, und der Herr zahlt dann —zwei Mart fünfiia.« Der Herr war. damit zufrieden und —wir erzählen leine Märchen-der »Ober" auch-. Der Fisch erschien und der Herr auittirte mit einem »Danle'·, worauf der Fisch wieder verschwand. Dem Pudding wurde das gleiche Loos zu theil, und unter dem Amiise ment der Gäste zahlte der Herr zwei Mart fünfzig, sowie eine halbe lasche Wein. Jndem er fünfzig P ennige Trinkgeld beifügte, sagte er: »Ich wollte nur mein Recht haben," und wandte sich an den Oberstleutnant mit den Worten: »Herzlichsten Dant, mein herr, siir die Uebernahme des Richter amtes!« Dann ging er nach böslichenr Gruße davon. « Auch die anderen Gäste hatten sich entfernt, und so blieb denn fiir einige Zeit, da auch der jüngereKellner bin aus gegangen war, der Obertellner Fran mit detn Piccolo allein im Speisesaale Franz hatte etwas auf dem Herzen, und zwar etwas-, das er gern in der Nachbarschaft des Herzens im Magen. ehabt hätte, ein saftiges, braunes——— ebhuhn, das auf dem Servirtische stand, einsam wie deines Tannen baum. Die Rebbiihnerjagd war eben auf gegan en, der lectere Bratvogel war einer er Neulin e der Saison——tein Wunder daher, aß ranz, der gern etwas Gutes aß, le haft mit ihm iotettirtr. Das Rebhuhn blieb übrig, aber — so lallulirte Franz mit Molttebliel — der Hotelier, der mit an der Tafel ge sessen, hatte es sicherlich ebenfalls e seben, und so war es denn sehr wa r s inlich, daß der Vogel in die Küche sl egen und dann aus der Abendspeife tarte wieder erscheinen würde. Fatale Situation, dort lockte das appetitreizende Flügelthier, und der Hotelier stand, wie Franz zufällig hörte, draußen hinter der Flügelthiiri Einen anderen Ausgang hatte der Saal nicht; wie sollte er, der lüsterne Feinschmecken nun den Vogel an den Cerberusaugen des Wirthes vorüber bugsiren? Franz dachte an seine Fracktasche, aber er erinnerte sich noch zu rechter Zeit, daß einer seiner Vorgänger auch nmal ein Stück Kapaun in dieser Weise »retten« wollte und daß dann der Hotelier, der ihn beoebachtet hatte, mit den Worten: »Zum Braten gehört auch Sauert« eine Sauciere verbind lich lächelnd in des Kellners Rocktasche entleert hatte. Indessen, die Noth macht erfinde risch, in Franzens Seele leuchtete ein großer Gedanke aus. Der Pietolo, er noch im Saale war, und gerade ein paar Früchte naschte, wurde beim Ohre gepackt und mit unsansten, der Zoolo ie angehörenden Worten, hin ausge andt. Franz war allein mit seinem Opfer, doch ganz kurze Zeit nur, dann trat der botelier ein. vom jüngeren Kellner gefolgt. Während dieser die Tasel abräumte, musterte der Wirth den mit Speisen beseßten Servirtisch. »War denn nicht,« wandte ergich an Franz, «war denn nicht ein edhuhn übrig gebliebeni« , harmlos, wie ein neugeborenet Lan-ni, erwiderte ane: »Ich glaube nicht, ich kann tn ch ncht erinnern!« Mit einem Blick, der Der und Me ten peüste, betrachtete der otelter die Elanle Gestalt seines »Obers«, aber tvar nirgends eine Unebenbeit zu entdecken, tadellos hingen die Fran schieipe Etat-. It ranz sich dann entfernt hatte, unter og sich der hotetier, den der Fall lebhat interessirt hatte, der Mühe. das i ebhuhn zu suchen. Scharf über wachte er den abräumenden jüngeren Kellner, dann blickte er in jeden Win kel, aber vergeblich, der Bratvogrl war und blieb verschwunden »Es geschehen doch noch Wunderk« murmelte der Wirth. »Da want-, das kann ich beschwören, hinausgetragen hat’s auch keiner, das lann ich eben falls beeiden, und da ists nicht!« Gegen Abend saß Franz in seiner stillen Stube und verzehrte mit großem Appetit das tatte Nebhubn;so hatte ihm lange nichts eschmectt. Ja, das Leben bietet auch tieine Freuden! Die Saison war zu Ende, die Kell net wurden abgelohnt. Zuletzt er schien Franz, der für den nachsten Sommer wieder engagirt und für ten Winter in der Großstadt beschäftigt war. Der Potelier legte ihm oen Oe ir ag hin und fragte dann ebenso plötzlich wie freundlich: »Franz, wo ist damali das Rebhuhn hingekommen?« »Welches Rebhuhn?" fragte der Ex Zbär mit himmlischem Unschulds r e »Na, Sie wissen doch, das vom Servirtische verschwand ?« »Entschuldigen Sie,« sagte sfranz höflich, »aber ich bin nicht allwi end " Lächelnd reichte der otelier seinem Getreuen ein Zehnrnar stück. »ca en Sie« s mir!« flusterte er Es interesfirt mich!« »Besten Dank, Herr —,'« quittirte Franz mit einer Verbeugung »Es iebt eben mancherlei Dinge zwischen Zimmel und Erde. ———Als ich so al lein war mit dem Rebhuhn, als es mich so freundlich anliichelte, da stieß ich eine Gabel durch seinen kxliigel und —- spießte es unten an die Tischplattei Später holte ich mir s dann!« »Ah! Ahi« machte der Wirth mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung und drückte Franz zum Abschied die Hand. »Ein neuer Tritt!« sagte er dann, als er allein war Seitdem hat der Herr hotelier die Neigung, in Fällen, wo er sich teinen Rath weiß, unter die Tifchplatte zu sehen. Aber er hat da nichts wieder aufgespießt gefunden. — l Beneidet. » Von M. H e d e l. i Jm Morgenlande lebte einst ein( alter Einsiedler, der im Rufe großer; Klugheit stand; die Großen des Rei ches frugen ihn nicht selten um sfiatlHl und selbst der Herrscher liebte es, insi g wierigen Fällen dessen Meinung zu ren. ; Als ein Verbrechen der einen Mord mit besonderer Grausamkeit verübt hatte, zum Tode verurtheilt war, liesz der Beherrscher des Reiches den weisen Mann kommen und trug ihm auf, außergewöhnliche Qualen zu ersinnen, womit der Mörder zur Verschärfung der Strafe noch vor feinem Tode ge ; peinigt werden sollte » »uasset ihn leben," entschied der ;Alte, »und beiiehl ihm, jeden Tag ;eine gebratene Taube, gefüllt mit löst jlichem Gebäci und anderen Delilates ! sen, zu ver«zehren.« i Des Herrschers Umgebung, die den »Nati) mit angehört hatte, glaubte, der Mann habe plötzlich seinen Verstand verloren, und ein mißbilliaendes Ge murmel lief durch die Versammlung Der Herrscher aber, gewohnt, sich den Anschauungen des Alten zu fiigen, selbst wenn sie ihm unverständlich wa r ren, gebot den Leuten Schweigen und ; ordnete an, daf; der Verbrecher in seine » Zelle geführt werde, der Koch aber die j nöthige Weisung erhalte. s Höhnisch lächelnd überblickte der jMörder die ganze Versammlung als f er abgeführt wurde· i Jn der ersten Woche tonnte der Ver Jbrechee die Stunde taum erwarten, I die ihm den ungewohnten Genuß dringen sollte und gierig verschlang er stets den Leckerbissen bis auf das letzte Stückchen. Fa den ersten Tagen der zweiten Wo e asz er fchon langsamer und am legten Tage derselben wollte er, zum Erstaunen seiner Wächter, sogar etwas übrig lassen, was diese aber unter teinen Umständen gestatten durften Anfangs der dritten Woche bat der IMiirder flehentlich, man möge ihm Idoch heute nur ein Stücken Brod ge ’ ben, wenn es auch schon alt und hart sei; allein sein Flehen war umsonst. Am nächsten Tage hatte sich die Ab sneigung gegen die anfänglich so ge fchahte Speise derart gesteigert, dasz chon der Geruch der Taube ihm fürch terlichen Elel verursachte, lalter S weiss ihm beim Anblick derselben au die Stirne trat und seine Augen wird rollten, als man ihm das Mahl mit Gewalt beibrachte. Jn der darauffolgenden Nacht floh ihn der laf. und wenn sich die Au n hie un da zu lurzem, unruhigem »Schla» schlossen, dann sah er im ) Traume hunderte von gebratenen Tauben auf iichzufli en, und der Gedanle, sie alle noch e en zu miiisen, kverurfachte ihm ein Gefühl namen l loer Un it und Pein. Immer und sirnmer tv eder sprang er von feinem kharten La er auf. rannte wie ein wildes Th er in feiner Zelle umher, jund das fehauri . in der Stille der zRacht met här are-Mitten feiner scetten steigerte die leelflrhe Orte ng Ides Ungltietlichen bit sum Wathirm W Oel To esanbench wued et wieder ruhig, un inlt Worten, so eilheend und schmeichelnd, tote man sie dein harten, versteckten Sünder nicht zu e traut hätte, bat ee darinn, nnnrne e doch dem Henker ausgeliefert u wet den. Als auch diese Bitte es Ge quälten unberiicksicht t blieb, bemiiek Rte sich seiner eine nechtdare Wut it knapper Noth entgin en die Wör ter seinem plötzlichen ngeis ; wie von Furien gehetzt, todte der ördee in dem engen Raume, der S aum stand ihm vor dem Mund, die ugen traten aus den Höhlen, und als die Erregung aufs Höchste gestiegen war, rannte er mit aller Wucht gegen die harte Wand seiner Zelle und zer schmetterte sich daran den Schädel. Der ursprüngliche Neid seiner Wär ter hatte sich zuerst in Staunen nnd dann in Mitleid verwandelt, und als durch ihren Mund das Volk von den Leiden und dem scheu-eigen Ende des auf so eigenthiimliche Strafe Bestraf ten Kenntniß erhielt, da nsar von Stunde an das Vertrauen zu der Weisheit des alten Einsiedler-S ein unbegrenztes. » Eier Gedenktag war der 30. Juni. Vor 40 Jahren, am SO. Juni 1865, wurde in dein jetzigen berlmisazen Rathhause, das damals noch im Bau war, die erste Magistratsiitzung abgehalten und am 80. Juni dieses Jahres fand die Zuwire Sitzung des- Magiiiratö an derselben Stelle statt. Eine große Gedenttasel am Rathhause hat folgen den Wortlaut: »Die erste Sitzung des Magistrats ward in diesem Nathhause abgehalten am SO. Juni 1865. Bis dahin hatte der Magistrat seine Sis ung im Köllnischen Rathhause am Fischrnartt abgehalten.« Drei andere Tafeln verkünden, daß 1) im Beisein König Wilhelm des Ersten derGrund stein zum BerlinischenRathhause nahe dem Thurmbau am Il. Juni 1861 gelegt ward, 2) daß die erite Sitzung »der Stadtberordauern-Versammlung Tin diesem Nathhause am S. Januar 1870 abgehalten wurde, und s) daß »im Beisein Kaiser Wilhelmg des Er sten der Zusammentriit des ersten Deutschen Reichstages in diesem Rath hause am 17·April 1871 gefeiert wurde« Die erste Sitzung des Magi strats leitete der damalige Oberbim gerineister SeydeL der am 9. Januar 1873 im 61.Lekänsjahre starb, und nach dem die Seydel-Straße ihren Namen erhalten hat. Das Berlinische Rathhaus wurde vom Stadtbaurath Wäsemann in zwei Hälften innerhalb 10 ahren vollendet· 24 Pskivckthäuser rnu ten niedergelegt und eine unkünd bare hypothet übernommen werden. Mit der Niederlegung der Häuser ver schwand auch der letzte Rest des alten Berlinischen Rathhaiises, der unter dem Namen ,,Gerichtslaube« bekannte alte SchösfenstuhL der durch ein Ge miilde im Rathhause verewi t worden ist. Kaiser Wilhelm der Er te ließ die «Gerichtslaube« betanntlich im Part u Babelsberg wieder aufbauen. Auch ie frühere Naaelaasse versehn-and Sie mußte der Rathhausstraße Plah machen. - —-.—-— Ein ventiches Soldatenleven. Jrn 80· Lebensjahre ist der Pre rnierleutnant Christian Johannsen auf feinem Hofe Jürgenslut unweit For-erstehen nach einem vielbewe ten eben gestorben. Er studirte zunächst Jurisvrudenz, doch vertauschte er 1848 die Pandetten mit dem Schwert und kämpfte als Ofsizier drei Bahre fiir fein Vaterland. Nach der een digung des dreijährigen Krieges wurde er zunächst Landmann, trat aber während des Krimlrieges in die deutsch-englische Legion und trnrde Adjutant des Generals von Stutter heim. Als der Pariser Friede dem Krirnlriege ein Ende machte, schloß er sich der afritanifchen Legion an, welche unter dem General von Stutterheim den Kaisernausltand in Kafsraria un terdriicten und stolonien errichten sollte. Hier wirtte Johannlen sieben Jahre, bis. im Winter Meist-M die Nachricht vomTode des König-J Fried rich des Siebenten und der betannten. Protlamation des Herzogs Friedrich ihn erreichte. Er tonnte aber erst Ende April 1864 in Kiel eintreffen, als die Bildung einer schlesivig-hol steinischen Armee ausgegeben war. Mit dem ihm eigenen Freirnuth machte er dein Gouverneur von Schüsin General von Manteuffel, tein bebt daraus, daß er ein Anhänger des Her ogs Friedrich sei, worauf er mit hartegeld entlassen wurde. Bei Be ginn des deutsch-französischen Krieges stellte er sich sofort dem tornniandireni den General von Manftein in Schlec wig zur Verfügung« der ihm die Füh runa der Munitionstolonne filr die 18.Division übertrua. Jn der Schlacht von Gravelotte erhielt er fiir persön liche Tapferteit das eiserne Kreuz. Nach dein Franlsurter Frieden nahm er feinen Abschied und lehrte in kein-er landtvirtlsschafilichen Befchäftianng aus feinem hos Jürgenslust zurück. Das solt per Erde. Wieviel Gold wird jährlich in dek Welt ewonnensl Jm Jahre 1904 soll der rth der Goldgewinnung rund 1400 Millionen Mart betra en haben. Australien steht an erster telle und liefert rund-Ists Millionen, die Ver einigten Staaten 338, Vaniqu ZU« und nur Europa erweist sich m arm, indem Russland mit blosz so Millionen Mart vertreten ist.