Ver rasfische Fürst. Eine wahre Geschichte von Adolf Thiele. Der Inhaber eines der vornehmsten hotels von Nizsm Herr Durand, er hielt eines Tages ein Telegtamm fol » nden J:nhalts »Referviren Sie für den Fürsten Galitzin und für mich vier Zimmer im Parterre Ich kom me zuerst an. Fürst Savin.« « Fürsten sind in der Hauptstadt der schonen Riviera gangbare Artiiel, aber doch immerhin Artikel prima Qualität. und so konnte denn Herr Durand eine aewifse Befriedigung nicht verbergen, als er seinem Hom obertellner saate: »Die vier Parterrezimmer sind so fort in Stand zu setzen für die Für sten Galitzin und Savin. Gestern ind doch wohl alle vier frei gewor denW »Heute früh wurde eins wieder be setzt«, erwiderte der »Ober«. »Wer ist denn drinnen?« »Jrgend ein Bürgerlicher«, war die geringschätzende Antwort »Den auartiren wir natürlich so fort aus-'s entschied der Wirth und so geschah es, der »irgend ein Bürgerli cher" zog drei Treppen hoch. Gegen Abend langte der Fürst Sa- » vin an, in schlichter Weise von einem F einzigen Diener begleitet. Der Wirth , ließ es sich nicht nehmen, seinen hohen : Gast, einen jüngeren Herrn von ein- ! nehmendem Wesen, selbst in die für« ihn refervirten Zimmer zu geleiten. Der Fürst hatte allerlei auszusc tzen, er aab verschiedene Befehle, dies oder jenes müsse anders gestellt wer den, was dem Wirthe und der Kell nerschaft natürlich imponiren mußte. Als Herr Durand sich später bei sei nem Gaste ertundiate, ob alles nach seinem Wunsche sei. erwiderte der Fürst ziemlich kurz: ( »Gott, was wollen SICH Auf Rel sen muß man sich schicken. Jeder hat seine Eigenheitem ich wohne in mei nem Palais in Petersburg und auf meinen Schlössern auf dem Lande stets nur parterre. Eine Folge von Jugendgewohnheiten. Nun aber noch eins, herr —« ..Durand. Durchlaucht. Durand!« entgegnete der Wirth mit einer Ver beugung. »Also mein lieber Durand, ich muß Sie um etwas bitten. Sie wollen mir den Geldbetrag, den ich bei mir führe, in Jhtern Trefor aufbewah ren.« »Seht gern, Durchlauchtt Ich er halte ja oft von meinen Gästen der artige Aufträge.'« »Natürlich führe ich auf Reisen nicht viel mit mir, ich denke, es wer den über vierzigtausend Rubel sein. Lassen Sie sehen« Der Fürst zog ein Portefeuille aus seiner Brusttasche und entnahm ihm 42,000 Rahel, echte, gute Scheine, wie der beim Anblick von Papiergeld stets etwas mißtrauifche Wirth sofort erkannte. »So, die packen wir jetzt ein, hier habe ich ein Kuvert.« Damit schloß der Fürst, der am Tische saß, das Vortefeuille in den starlen Briefumschlag und schrieb mit » steilen, aristolratischen Zügen dar auf: Eigenthum des Fürsten Savin. »hier das Petschaft. Haben Sie Sigellack bei sich?« »Einen Augenblick, Durchlaucht!« Damit sprang der dienstbeflisfene Hotetier zur Tbür hinauf-, holte sich in der Portiersloge eine Stange Sie gellact und der Fürst siegelte dann das » Kuvert eigenhändig zu. I »Die Quittung stelle ich Ihnen so- . fort auf-". sagte der Wirth. ; »Bitte, das hat Zeits« sagte der : Fürst. s Der hohe Gast speiste meist im Zank Zwei Tage darauf, nach dem incr, redete er den Hotelier an: »Mein Freund Galiszin telegra phirt mit soeben, daß er erst in eini gen Tagen eintrifft. Sagen Sie, Herr ——« »Durand, Durchlaucht.« »Sagen Sie, mein lieber Herr Du rand, geben Sie mir doch ein paar Tausendfrantsbillitst Habe drüben in Monte Carlo Pech gehabt.« »Mit dem größten Vergnügen, Durchlaucht. Wie viel darf ich —« »Fünf genügen. bis mein«Freund konxrnt Dann öffne ich das Ku ver .« Der Hotelier eilte nach feinem Kas senzimmer und brachte gleich darauf süns Tausendfrancsscheine nebst Quittun , unter die der Fürst seinen Namen etztr. »den Durand, eine Furqu Mit diesen Worten wandte sich am näch sten Tage ein dem Hoteiier wohlbe kannter Juwelier an diesen. »Da hat ein Fürst Savin bei mir eine Anzahl Werthgegestiinde gekauft, Gold- und Silberwaaren, Gebrauchsqegeitände siir die Tafel, einen Brillantring u. s. w. Jst der Mann anti« »Im Vertrauen kann ich Ihnen sa gen, der Fürst hat mir zweiundvier zigtausend Nabel in Aufbewahrung gegeben« »Ab!« »Er ist ein Freund des Fürsten Gaiidin.« »Ach das alte Geschlecht der Gali ins. « V »Sie wissen ja, es giebt Schwind ler« mit seinen Trics aber hier, wo ich die Scheine ictbit gesehen habe, echte, gute Scheine, ich verstehe mich da ronfi'« »Hier-naht Nun gut, ich treditire ihm die Sachen Man macht ja gern etn Ges "st bei den schlechten Zeiten.« Bald rauf tamen die Werthsachen an. Der Fürst ließ den Dotelier herein rufen. »Herr Durand«, sagte er mit ernster Miene, »sind die Schränle hier gut verschließbar?« »Wenn Durchlaucht wünschen neh me ich die Sachen in Verwahrung« »Nein, nein, das ist nicht nöthig. Jch sende sie bald fort und möchte sie bis dahin selbst unter den Augen behalten. Haben Sie ein gut verfchließbares Stück im Zimmer?« »Hier, Durchlaucht, ein Patent schloß; nur mit dem Originalschliissel zu öffnen!« »Schön!« entschied der Fürst und räumte, vom Hotelier und seinem Die ner unterstützt, die Werthsachen in den Schrank. Am nächsten Tage wiederholte sich derselbe Vorgang, ein zweiter Juwe lter lieferte ebenfalls Werthgegen stände, nachdem auch er beim Hotelier dieselbe Auskunft erhalten hatte. »Jn drei Tage trifft der Fürst Ga litzin ein, ich sah das Telegramm heute auf Sr. Durchlaucht Tisch liegen«, sagte Tags darauf der Zimmerlellner zum Oberlellner und dieser meldete es dem Hotelier. Am selben Tage fuhr ein Wagen vor, den ein vornehm aussehender Herr mit einer Krücke mühsam verließ. Als er im eFlur des Hotels angelangt war, verlangte er ein Parterrezimmer. »Thut mir sehr leid, mein Herr«, erwiderte der Obertellner. »Das Parterre ist völlig besetzt.« Der alte Herr wies auf seine Un sähigleit hin, Treppen zu steigen, und der Oberlellner bedauerte nochmals. Jn diesem Augenblick trat Fürst; Savin hinzu, der zufällig zu Hauses war. » s »Gestatten Sie eine Frage!« wandte er sich an den alten Herrn. »Falls Sie nicht lange bleiben, kann ich Jh- i nen ein Zimmer abtreten, mein Freund s kommt erst in einigen Tagen an. l »Ich werde zwei Tage m Nizza blei ben«', erwiderte der alte Herr. »Das trifft sich gut, Sie können eines meiner Zimmer bekommen« »Aber bitte, das ist zu viel Nebens würdigkeit«, wehrte der alte Herr ab, »das kann ich nicht annehmen." »Bitte, keine Umstände!« rief der Fürst. »Ich kann es nicht sehen, daß Sie noch anderswo, vielleicht mit glei chem Mißerfolge, antlopfen. Bitte, dieses Zimmer hier, steht zu Ihrer Verfügung« Unter Aeußerung des herzlichsten Dankes, zog der alte Herr, ein Oberst a. D» ein, und sein umfangreiches Ge päck wurde in das Zimmer gebracht, wo er sich dann während der zweiTage aufhielt; nur zu den Mahlzeiten be wegte er sich mit Hilfe seiner Krücke mühsam in den Speisesaal. Der Fürst hielt sich während dieser Zeit meist in Monte Carlo aus« l Als der alte Herr abgefahren war» wandte sich der Fürst an den Hotelier, j der diese Abschiedsszene mit angesehen hatte »Ich bin nur froh, daß morgen Ga- ; litzin tommt«, sagte er lächelnd. ,,Dies Monte Carlo! Es ist doch nicht so leicht, die Bank zu sprengen; ich bin schon wieder einmal blank, blank wiel das Thürschild!« Im Busen des Hoteliers tämpsten verschiedene Gefühle: gern hätte er sich seinem hohen Gaste wieder gefällig er wiesen, indem er ihm noch ein paar Tausendsrancsscheine gegeben hätte, doch anderseits hatte er so etwas wie eine Anwandlung von Mißtrauen. »Seht fatal, Durchlaucht«, sagte er verlegen, ,,gern würde ich mir gestat ten ———- aber momentane Ausgaben — mein Haus steht ja Durchlaucht völlig zur Verfügung« »O bitte, mein lieber Heerurand«, lächelte der Fürst, »intommodiren Sie sich gar nicht! Morgen kommt Ga titzin, und bis dahin halt’ ich’s schon ohne Monte Carlo aus. « Der Hotelier verbeugte sich tief und sah, der Beruhigung halber, in seinen Geldschrank Da lag das Couvert mit seinem reichen Inhalt, und dann barg ja auch der Schrank im Zimmer des Fürsten die Werthsachen. Diese Betrachtungen stimmten ihn um. Er nahm einen Tausendsrancs schein und brachte ihn demFiirsiemder das Papier mit leuiseligem Lächeln in die Westentasche schob. »Viel Pech, Durchlaucht!« sagte, dem allen Spielerglauben entgegen-( kommend, am Nachmittag der Hotelier zum Fütsien,,als sich dieser in einer Equipage des Hoiels zum Bahnhos begab, um wieder einmal nach Monte Carlo hinüber zu fahren. Der Wunsch traf ein, aber umge kehrt: Herr Durand hatte »vie! Pech«. Der Fürst tehrte nicht zurück, und die Polizei sand tags daraus in seinen Kossern Holztlötze und im Schranke, in dein man die Gold- und Silber tvaaren und. Juwelen vermuthete, nichts als Lust Banger Ahnung voll, eilte der Hinte lier zu seinem Geldschranl, und die Polizei fand oh e Verwunderung in dem Couvert en Porteseuilie, das selbstverständlich alte Zeitungen-ent hielt. »Das hat er vertauscht, als ich den Siegellacl holte!« rief der völlig außer r. sich Gerathene dem Kriminaliommis sär zu. Dieser nickte. Dann rief der Hotelier: »Aber das mit dem Silberzeug ist drch ganz riitbselhast. Kein Mensch, weder die Kellner, noch der Portier, haben gesehen, dgß der Fürst oder sein Fiener etwas aus dem Hause entfernt at." ,,Wissen Sie«, erwiderte der Kom missar, der alle Nebenumstände er forscht hatte, mit Ruhe, »wissen Sie, die Werthsachen hat ganz derselbe aus dem Hause geschafft, der die Holzklötze hineingebracht hat. Wenn der aber alt und lahm und Oberst a. D. ist, dann will ich Jean Baptiste heißen!« Ww . Exekutionen in der französischen Frcmdenlegiou. Aus den Erinnerungen eines moder nen Landslnechts. Der Kommandant von Geryville, einer kleinen Garnisonsstadt der alge rischen Provinz Oran, ein Oberst, war ein gar gestreniger Herr, der dort das Recht über Leben und Tod der Einge borenen in gewissen Fällen hatte. Eine-J Tages, unser Bataillon exerzirte vor dem Kamp, und gerade als wir, von einem Hauch des Samum — ,,Gabli« nennen ihn die Araber—-ge streift, ermattet das Exercieren einstel len mußten, da verschiedene, wie wenn alle Glieder gelöst wären, zur Erde sanken, zog ein kleiner, berittener Ara bertrupp, dessen Anführer der grüne Turban als Ablömmling des Prophe ten lennzeichnete, in schneller Gnngart vorüber. Sie eskortirten einen schni aen, bochgewachsenen, dunkelbraunen Wüstenaraber, den Genossen einer Räuberbande, welche längeres-Kett schon die unter französischer Herrschaft stehenden Stämme empfindlich geschä digt hatte. Jetzt, nachdem das übrige »in flagranti« ertappte Gesindel theils getödtet, theils versprengt war, brach ten sie den Gefangenen zur Aburthei lung vor den Colonel. Jedenfalls hat te er sich seiner Gefangennahme heftig widersetzt, das bewies sein, mit einer Blutkruste bedeckter, des Tut-bang be raubter, zerschlagener Kopf. und daß er trotzdem noch fiir gefährlich angese hen wurde, der quer über sein Genick liegende, ftarke Stock, an den feine lang ausgestreckten Arme gefesselt wa ren. Auf bloßen Füßen und nur mit einem Schutz um die Lenden, ver muthlich schon längere Zeit ohne Nah rung, ohne Wasser gelassen, schritt er, trotz der mit ihm vorgenommenen un bequemen Prozedur, erhobenen Haup tes, elaftifchen Schrittes Vorüber, trotzig, herausfordernd auf uns, die «Rumi« (wohl eine dunkle Reminis zenz an die einstige Römerschaft in Nordafrika), blickend. Sie führten ihn zur Wohnung des Kommandanten und gleich darauf wieder hinaus, zum Tode durch Erschießen von diesem ver urtheilt. Man stellte ihn an nahme legenen Felsen auf, nahm ihm den Stock herunter, und bald entstand un ter seinen Henkern Streit, wer ihm den Todesschuß geben sollte, denn nie mand wollte sein »Barut« (Puloer), das die Araber nur auf einen obrig keitlichen Erlaubnißschein hin kaufen können, an ihn verschwenden. Endlich kommandirte derAnfiihrer einen alten, silberbärtigen Araber. Mißmuthig sprengte dieser auf den ihn starr fixi: renden Delinquenten zu, legte seine alte ,,Mukala« Clange Steinschloßs flinte) auf dessen Kopf an, zerschmet terte ihm aber nur die linke Schulter. Wuthentbrannt, fprühenden Auges sprang dieser gleich dem heimathlichen Panther, an demAlten empor und ver suchte ihn mit Arm und Zähnen vom Pferde zu reißen. Der Angegriffene nahm kaltbliitig feinen Gewehrkolben und ließ ihn auf den Kopf des Ver wundeten niedersausen. Zähneknir fchend ließ der Getroffene von ihm ab und versuchte, wahnsinnig vorSchmerz die Felsen zu erklimmen. Wenige Ga loppsprünge, sein Henker hatte ihn er reicht, und sein Kopf wurde durch mie derholte Koldenschliige buchstiiblich zu Brei zermalmt. —— Daran stiegen dies anderen, die unterdessen unbeweglich auf ihren Pferden der eklen Schlächte rei zugesehen, ab und gruben mittels ihrer Jatagans ein Loch, in das sie ihr ; Opfer, das Angesichtnatürlich nachj Osten, nach Melea, hineinlegten uno; mit Erde so wie mit senkrecht stehenden l Schien-senden sdamit die Hyäuen den; Leichnam nicht ausgraben können) be- I deckten. Eine andere Exelution, aber eine tragilomifche: Von Geryville war vor Jahren ein Turlo deferiirt, hatte sich wiihtend dieser Zeit unter feindlichen Stämmen aufgehalten, bis ihn endlich die Sehnsucht nach feiner jungenFrau, die bei feinen Eltern in Leryville leb te, nach Hause zog. Das war sein Verderben. Sein eigener Vater, der Biedermann, hatte nichts Eiligeres zu thun, als feinen Sohn gegen den übli chen Angeberlohn, 20Duros,20Franl in Gold—fiir Gold ist den falschen, gewinnsiichtigem habgierigen Arabern nichts heilig — an den Kommandaw l len zu verrathen. Er wurde nächtli-- - cherweile durch eine Patrouille aus den Armen feiner ver-zweifelten Gattin erissen und natürlich sofort zum . - ode verurtheilt. Ein Peleion unter · — sdem Besehl eines Leutnantö stand in ! der Nähe des Kamps zur Exetution bereit. Der Berurtbeilte ersuchte um ’ Abnahme der Augenbinde und bat zu i gleich, mit dem Gesicht nach der Hütte, in der seine Eltern und seine Frau weilten, aufgestellt zu werden. Der » Leutnant gewährte ihm beides, eben- » » so gestattete er seinem eiliaen Låirseö herbeigestiirzten Vater, seinen ohn noch einmal sprechen zu dürfen. Wo- - rin bestand aber die Unterredung?! Plötzlich finan Vater und Sohn an, sich zu prügeln Der alte Sünder; wollte nämlich vartout den neuen Turban und seinen Burnus seines Sohnes haben, damit diese nicht von den Kugeln durchlöchert und durch Blut beschmutzt würden — ein Anstu nen, gegen das der Sprößling hand greiflich protestirte. Dem Alten ge lang es nach kurzem Handgemenge, in den Besitz des Streitobjektes zu gelanan Der Beraubte wich nicht vom Platze und blickte traurig seinen : Sachen nach, seine Züae erhellten sich J aber wieder, als er sah, wie sein Va- J ter von dem Osfizier, den dieser noch anging, auf den Kopf seines Sohnes, nicht auf dessen andere Körpertheile schießen zu lassen, weil sonst die Un stertleider durchlöchert würden, statt ; aller Antwort ein paar flache Säbel s hiebe besah, denen a tempo hageldichte i Faustschläge nebst obliaaten Fußtrit ; ten der umstehenden Soldatesta folg Hen. Man hätte den alten Schuft todtgeschlagen, wenn derOfszier nicht intervenirt hätte. Heulend und schimpfend eilte er seiner nahen Be hausung sey-aus der zugleich mit der Detonatoin der Todesschiisse grau liches Zeter- und Jammergeschrei er scholl, während aus der Thür gleich darauf topsiiber, mit zerkrabtem Ge sicht, zerzaustem Bart, zerrissenem Burnus, ohne Turban, aber auch ohne die Kleider seines Sohnes, der zärt liche Papa geflogen kam. Versolgt von den wohlgezielten Steinwütsen seiner Frau und Schwiegertochter, de nen sich schleunigst ein Haufe zeternder Weiber erfolgreich anschloß, floh er zerkratzt, zerschunden, mit Beulen be deckt, unaufhaltsam querfeldein. — Jch glaube nicht, daß er bald wieder nach Hause gekommen ist. Mit eurobäischen Soldaten durfte der Kommandant nicht so kurzen Prozeß machen, wie nachstehende Vei spiele zeigen werden. Einen Vater mörder erreichte in Gerhville, fern von dem Schauulatz seines Verbre chens, die Neinesis. — Es scheint noch kein Detektibe auf den Gedanken ge kommen zu sein, einen flüchtigen Ver brecher auf den Werbeplätzen oder in der Legion selbst zu suchen, und doch barg sich wohl dort schon mancher mit Erfolg. Dieser Mensch flammte aus der Rheinprovinz und hatte sei nen Vater, der seiner Braut nach stellte, aus Eifersucht erschlagen. Ge sänglich eingezoaem wurde er, da man an seinem aesunden Geisteszu stand zweifeln zu müssen alaubte, ei ner Jrrenanstalt überwiesen. Es ge lang ihm, aus dieser zu entkommen und sich bei der Leaion anwerben zu lassen, in der er es bald zum Solda ten I. Klasse brachte —- ein Zeichen, daß man mit ihm zufrieden war. Nur fiel sein scheues Wesen und unruhi ger Schlaf auf. Es ist wohl kein Zu-: sall, wohl aber göttliche Sctiictuug daß ein früherer Wärter der betref senden Anstalt, welcher sich später ebenfalls hatte anwerben lassen, ge rade zu dieser Kompagnie nach dem entlegenen Geryville aeschickt wurde-, s und dort in dem Soldaten I· Klasse, der einen anderen Namen angenom men hatte, den aus dem Jrrenhaus entsprungenen Mörder wiedererkaun te. Heiinlich machte er der zuständi gen Heimathbehdrde Anzeige von sei ner Entdeckung. —- Als eines Tages das Bataillon zur Sonntagsrevue angetreten war, erschien plötzlich der Kommandant nebst zwei Gendarknen und blieb, mit diesen vor derKompag nie, welcher der Mörder angehörte, stei ben. Er rief ihn bei seinem wirklichen Namen vor die Front. Schwankenden Schrittes geborchte dieser, um bei plüdlich voraehaltener Photographie, die ihn als Zivilperson darstellte, ohn mächtig zusammeruubrechen Au genblicklich wurde er nach Ablesung der üblichen Formel aus dem Solda tenstand gestoßen und, nachdem ihm die Epaulettes und Knöbse vom Was senroek gerissen, den Gendarmen über geben, die ihn gefesselt nach Marseille transportirten. wo ihn dann vreußi sche Beamte in Empfang nahmen. Jn Oran fand später die Degrada iion eines Osfiziers der Leqion statt. Dieser, aus altem spanischem Ge schlecht stammend. war als Sergeant major nach Frankreich gegangen, dort während des Krieges schnell um Leuinani gemacht aber schon ald daraus, weil er sich während des Rück zuges nach der Schweizerqrenze von seiner Truppe nbsentirt. um sich mit einem liederlichen Frauenzimmer zu amiisiren, vom Dienst suspendirt wor den. In Oran wurde er nun nach Rückkehr der nach Frankreich gesende ien Truppe der Leaion — Deutsche und deutsche Schweine blieben in Algier ——- ebenfalls öffentlich seines Ranges eniileidet und nach Berle sung seines schmachvollen Urtheils des Adels für verlusiia erklärt und zum Gemeinen dearadirl. In anderen Garnisonorten wird ebenfalls energisch aeaen Uebelihsiiter vorgegangen, auch wenn sie Nichimili tärs sind. Jn Maskara hatte ein nach malaiischer Sitte «amoilausen der« Araber bedeutendes Unaliick an aerichiei. Nachdem dieser bei einem an der Landstraße wohnenden w Schmied ein Beil .gerauht, hatte er ihn damit erschlagen und tödtete oder verwundete nun alle auf der Straße ihm Entgegenkommendem Jn der Stadt selbst hätte er ein entsetzliches Unglück anrichten können unter der zahlreichen — es war gerade Frei tag, der Sonntag der Araber und zu gleich Markttag —- Menschenmenge, ; wenn nicht einige Spahis. nachdeml sie ihm den Kon mit Steinen höl- ! lisch zerschlagen, die blutbesleckte ; Waffe entrissen und ihn dann ding- s fest gemacht hätten. Ich hatte ans diesem Tage die Lazarettwache, tun-H hin man den Verwundeten brachte. s Er wurde, den Kon nothdürftig ver bunden, auf eine im dortigen Arrest lotal befindliche Pritsche geworfen, eine Schlinge um seinen Hals gelegt, diese durch ein Loch in der Pritsche, das sich gerade unter seinem Halse be fand, unter derselben hindurchgezogen und das andere Ende einem in der nächsten Nähe stehenden Posten in die Hand gegebn. Der Araber war ein wüthender, zäher Bursche, der, als er mit sinem Wächter allein war, diesem zu Leibe gehen wollte. Ej ging aber nicht, weil diesr dann ganz einfach den Strick anzog so daß der Gefes selte mit dem Hinterkon auf die Prit sche aufschlug, daß das Blut aus sei nen mangelhaft verbundenen Wunden spritzte; daran ließ man ihn so lange in der Lage, bis er blauroth im Ge sicht wurde und die Augen ihm aus , dem Kopfe traten. Sobald der Posten den Strick nachließ, richtete sich der Halberwiirgte wieder auf, lockerte sei nerseits —- Hände und Füße waren ihm nicht gebunden —- die pressenbe Schlinge und versuchte bald darauf eine neue Attacke, natürlich mit demsel ben Mißerfolge. Nach verschiedenen vergeblichen Versuchen und als er schließlich Von dem ärgerlich geworde nen Posten einige flache Säbelhiebe erhalten hatte, schien ihm die Sache denn doch wohl zu faul, und er be gnügte sich damit, wüthend nach seinem Bändiger zu spucken und die Franzo sen im Allgemeinen, ihn speziell zu verwünschen und zu verfluchen. Tags darauf wurde er erschossen. Kein Araber war Zuschauer der Exekution. Ein Menschenleben gilt bei diesem, wenn nicht seine Leidenschaften, seine bösen Jnstintte erregt werden« o ava ihischen Volke nichts. Gleichgiltigieit, Faulheit sind hervortretende Eigen schaften seines Charakters. »Es ist besser zu liegen als zu sitzen, besser ge storben zu sein als zu sitzen«, lautet ein charakteristische-Z arabischesSprich wori. Anders hatte sich die Sache gestal tet, wenn jene zum Tode durch die Guillotine verurtheilt wurden wäre. Als man einst diese landesübliche fran zösische Hinrichtungsweise auch in Algier in Anwendung bringen wollte, ist die betreffende arabische Bevölke rung geradezu rebellisch geworden. Einfach deshalb, weil durch tiefe To desart der Kopf vom Rumpf getrennt wird. Die Araber, als Mobamineda. ner, glauben an eine Seelenwande rung, die aebr nach ihrer Ansicht nicht eintreten kann, sobald der Kopf nicht am Körper bleibt, denn dann sind Leib und Seele wirklich todt. Anders fährt die Seele eines Gerichteten, in der Schlacht Gefallenen, kurz eines ie den Todten schleunigst in den Körper des ersten besten neugeborenen Fiinbes eines Rechtgliiubigen. Deilyalb ihre Gleichgiltigleit gegen den Tod, der sie so gefährlich macht im Kampfe, eben so wie der bei ihnen fest eingewurzelte Glaube an die Borherbestimmung Aus einem Anrciseuliausiia·t. Sehr verbreitet ist im tropischen Amerika eine Gattung Ameisen, drei che als »Blätter-Abschneidcr« bekannt und gefürchtet ist. Sie schneidet Tag fiir Tag die Blätter von Bäumen und anderen Pflanzen ab und hat auf dieseWeise schon aansie Haine Einem und Kaffeebäume ihres Laubwertgs entblößt und auch an Orangen: und Mangobäuinen furchtbare Verheerun gen angerichtet. Neuerliche Forschuna hat indess festgestellt, daß dies leine inuthwilliae Zerstörung ist. sondern das Einsam mrln der Blätter eine ebenso große Bedeutung fiir den Unterhalt dieser Ameisengattuna hat, wie das Ein sammeln von Obst und Getreide für den Menschen, obwohl die Blätter nicht verzehrt werden. Dieselben nier den in den unterirdischen Behauptu gen der Thiere in sehr kleine Stärk chen gebissen, welche dann in dichtge packier Masse aufgefchichtet werden nnd in den dunklen, feuchten Räumen in Gährung übergehen. Diese Gäh rung führt zum massenhaften Wachs thum eines merkwürdigen kleinen Pilze, —- und der ist die Hauptlieb lingsspeise dieser Ameisen und wird abgeschnitten und theils sofort ver zehrt, theils in großen Mengen auf gespeichert. Dieselben Ameisen find auch große Wege-«- und Tunnelbaner. Seine Auffassung Der Chef: ,,Hören Sie mal, Sie Siebenschläfer, gestern habe ich Sie erst engagirt und ich glaube, Sie ha ben seitdem die ganze Zeit mit Schla fen zugebracht!« Der Lehrling: »Ich dachte, daß Sie das verlangten, weil Ihre Annonce lautete: »Gesucht ein Lehrling, nicht iiber fechszehnz muß im Geschäft schla fen.« . seiest-ist Gattin (zn ihrem Mann, dem » ge Zeit das Bier verboten war): H rum trintst Du denn heute kein ier -—— der Doktor hat«s Dir doch et laubt!« Er: »Jetzt mag Jch net!« Die Patventisgattim »Du, Jsidor, gehen wir dieses Jahr wieder an die Ostsee«. ,,Nein!« ,,Oder an die Nordsee?« »Nein!« »Nu, wohin denn sonst?« ,,Giebt’s keine Südsee?-« d Glück. Studiosus A. (trifft einen seiner Freunde im Kasseehause): »Wie, Du hier, Stossinger? Jch glaubte Dich schwerkrank, hoffnungslos . . .« Studioisus B.: »Ach, ich. habe kolos sales Schwein gehabt — mein Dok tor ist gestorben.« Der strenge FeldwcbeL »Ich bitte gehorsamst Um drei Tage Urlaub!« Meine Großmutter liegt im Ster ben!« ,,Meinetwegen! . . .. Wenn aber die Großmutter nicht in drei Tagen todt ist, gehen Sie vierzehn Tage in Ar rest!« Kategorisch. « Frau (zum Mann): »Wenn Du früher immer behauptet hast, es sei Dir zu Hause zu einsam, Du müßtest unter Leute hie und da gehen, so habe ich das gelten lassen, aber jetzt bleibe Du schön zu Hause, wir haben nun drei Kinder, da bist Du unter Leuten genug.« ProzentuaL Herr (nach der Untersuchung eines Bergwerks zum Besitzer): »Meinen Berechnungen nach ist die Ausbeute in fünfhundert Jahren erschöpft.« Bergwerksbesitzer: »Ein fünfhundert Jahren schon? Da müßte man eigent lich jetzt schon langsam anfangen, mit den Preisen in die Höhe zu gehen!« Gewitgigt » Frau A.: »Gehen Sie dieses Jahr wieder ins Bad, Frau Mehlhuber?« Frau Mehlhuber: »F·cillt mir gar nicht ein; während der sechs Wochen, die ich voriges Jahr fort war, ist mein Mann so verwildert, daß ich ein hal bes Jahr lang an ihm zu ziehen hattet« Gemütlilich, Köchin (zur Frau): »Daß Sie sich« aber über den angebrannten Braten aar so alterirencck . . . . Das ist doch für mich viel schlimmer!.... Jhr Mann kann si chdeswegen nicht scheiden las sen, aber mein ScborschL wenn er so was schmeckt, der kann mir jede Stun de davonlaufeu.« Geschiiftspriuzip Friedensrichter: »Nehn1en Sie die Beleidiauna zurück. die Sie geaen den Herrn Schutze aus-Iestoßen baten?« Kaufmanns »Ich nehme prinzipiell nichts Zurück — aber umtauschen will ich sie!« — « L wen! Kariciietn »So, nun haben mir Al les aese’n —- ist ja wunderschön bei Dir Onkel -- aber nun mufst Du Uns auch noch Deine tolossik en T ----- o theken zeigen, Von denen Papa ins :: et der Mama erzählt!« Pein Wo ist denn Ihr leutbareI Lust schiff?« »Ach. das- ist bei der letzten Auffahrt statt Vor dem Hause mei1.e-«aniels vor dein des ci) riekiizvollxi unsers nie ierae anaen — und der hat es sofort k.("saudet!« Vi«letsrutm. Wirth szum Piccolo): »Na elieins, nach elf Ubr Abends werden im Stu denten-Kneipzimmer Filzfchuhe ange zogen... Die Herren beschweren sich sonst, wenn man sie ’mal auf die Fin ger tritt.« Biespielwcise. Lehrer: »Was bedeutet das Wort ,,Parvenu?« Müller: »Einer, der rasch empor kommt.« Lehrer: »Also Müller, wer z. B. ist ein Parvenu?« · Müller: »Einer, der sich auf eine Stecknadel gesetzt hat.« Auch ein Fremdtörvet. Arzt (der einen Schreiber unter sucht): »Den ganzen Erscheinungen nach ist Ihnen ein Freindtörper in den Magen gekommen!« Schreiben »Ach ja!.... Jsch et innere mich erst . .. ich hab’ ja vorige Woche Fleisch gegessen!« Sie tsat Anmut-L »Ich versicherte Sie«, sagte der Mann, der das Zimmer Jeniiethet hatte, »daß ich nocb nie ausgezogen bin, ohne daß meine Wirthin Thtänen veraossen hat.« »Jn dem Falle mein Herr«. sagte Die praktische Wirthin, »muß ich auf Vorausbezahlung bestehen.«