Bringe Stunden -Mlnng den Wilh.Appelt. sur öd und traurig sah ej in dem W Stäbchen aus, in dem soeben · dirs-tät an dem Bette eines todttrani Its dchens von ungefähr fünf Jah ren stand. Prüsend und lange hatte er nngelegentlich mit dem Kinde be ··stigt, je weiter er aber unter achte, ftp diisterer wurde sein Gesi t. Brennenden Auges hingen die Blicke der armen Mutter an seinen Zügen, Und alDesr jeht milteidig nnt den III-in guckte, da fuhr es ihr wie ein slii ndes Schwert durch die Brust. »Den Doktor, ist denn keine Hilfe möin ? Ach, erbarmen Sie sich und retten ie das Kind!« flehte die Frau mit gerungenen Händen. »Was ich vermochte, habe ich gethan. Menschenhilfe ist hier unmöglich! Jn zwei Stunden muß es sich entscheiden, ob das Kind am Leben bleibt!« Es war dem Arzte recht schwer ge worden, der Mutter, aus deren Gesicht namenlose Angst und Verzweiflung sprachen, dieses mitzutheilen. »Kann es sich denn gar nicht mehr TM Guten wenden? Ach, nur einen unten von Hoffnung geben Sie mir, ie wissen ja nicht, wie mein ganzes Dasein an deni Kinde hängt!« bat sie weiter. »Hoffnung? Es ist meine traurige Pflicht, als Arzt hier wahr sein zu müssen, damit, wenn der schwere Schla Sie treffen sollte, dies nicht unvor ereitet geschieht. —- Hoffnung kann ich Jhnen leider keine geben! Doch vertrauen und bauen Sie aus Gottes ilse und ver essen Sie im tiefsten eide nicht, da Sie ja noch vier blühende Kinder besitzen!« Theilnahmsvoll reichte er ihr die Hand, dann gin er. Nachher saß te wieder am Bette des kennten Mädchens-. Vor wenigen Tagen spielte es noch lustig im Kreise der Geschwister, und sein silberhelles Lachen tlang der Mutter so glückselig in das Herz, während jest das Stöh nen und die Schmerzenslaute desselben es ihr fast brechen wollten. Die Frau, welche nun so lind den Schweiß von der siebetheißen Stirn des Kindes trocknete, war Schauspie leein; sie hatte taum das dreißigste ahr erreicht und erst seit einigen onaten war sie Wittwe. Ein gar schweres Ringen gab es nun um das Dasein, denn fünf Kinder hatte sie zu erhalten, von denen die meisten noch im zartesten Alter standen. Gar manches Mal wollte sie verzweifeln und der Gram warf tiefe Schatten über ihr noch immer schönes Gesicht und recht klagend blickten ihre großen dunklen Augen drein. Sie war eine ute Schauspielerin, die an jedem H theater ihren Platz ausgefüllt haben würde, die Ehe je doch, die sie einst geschlossen, hatte ihr Emporkommen gehindert, denn ihr verstorbener Mann, den sie aus Liebe irathet und dem sie auch treue iebe bis an sein Ende bewahrte, war nur unbedeutend auf der Bühne sen und so mußte sie, weil sie nicht von ihm trennen wollte, manch guten Engagementsantrag ab lehnen, da man ihren Gatten eben nicht mit in den Kauf nehmen wollte. Tiefe Begeisterung hatte sie einst zum Theater und noch est fuhlte sie schwärmerischeNeigung flür ihre Kunst insich. Edelgeformt waren ihre Züge und reiches Gefühl beseelte ihre Brust und trotz ihres vorzüglichen Spieles war sie nun endlich bei einem Theater fast leisten Ranaeö in einem teinen Provinzstädtchen angelangt. Oft wollte sie es Ielbst nicht sglauben und als der bitterste Hohn er schien es ihr. Doch toas nuhte es, hatte sie doch durch die Krankheit ihres Mannes den Beginn der Theaterzeit versäumt und als sie sich endlich um ein Engagernent be warb, da war ihr Rollensach län st iiberall besetzt und nur hier bei die er Wandertruppe fand sie ein Unterkom men. und wenn sie mit ihren Kindern nicht verhungern oder betteln gehen wollte, so blieb ihr nichts anderes übrig, als fiir diese Saison auszuhu ten. Mit blutendern Herzen that sie es; die Mutterliebe aber gewährte ihr lindernden Balsam. Welche Todesqualen hatte sie die « letten Abende hindurch ae iihlt, mußte « Rdoch scherzen und lachen auf der hne, während sie hätte aufschreien wiegen vor unsagbarem Weh, wenn sie an ihr krantes Kind zu Hause dachte; aber es ging nicht anders, denn es galt ihre und ihrer Kinder Existenz, sie wußte eben spielen, da sie bei dem ge ringen Per ronale nicht zu entbehren var- sod der Direktor, ohne gerade hartherzig zu sein, darauf dringen mußte. Und heut' gab es eine Posse, in wel sp eher sie eine bedeutende Rolle hatte,. « « nnd in einer halben Stunde schon; - te die Vorstellung beginnen. — in, nein, das konnte man ja nicht MS Kind im Tode verlasse, daß es nichtden Festen Athemzug an i rein IF verhauche und da sie aufs-erst und mild die Augen immerdar; ach, das konnte Mja nMW vertan en! Sie meinte, und Alles , wenn rnan sie dazu Epiie sie doch ver iaunt einer den Direktor beten. er möge W einen beni- nicht spie MIM herze-r waret e sksieden von der eingefassten . WLTTLM der .· e Ists( Mitwi. den » « — stattfinden bellte, ein l K des-Wem daß eine Mutter ihr ge-« W thue· Beharre jedoch da- I raus, hatte et gesagt, so käme er nicht l hålxan da ge bät dem schl timng « sgange ’e inzige war, « ur Ihre S önheit volle hauser erzielte. Aus en Knieen hatte die arme Mutter dann vor diesem Mädchen e legen und hatte gebeten und gebe en und — eine abgeseimte Komödiantin wurde sie dafür «enannt, welche aus Neid ihr die gute innahrne nicht gön neund dieselbe auf solche Weise zu hintertreiben suche. Aus diese giftige Berleumdung ihrer Kollegin hin hätte sie ja gespielt; aber jetzt, wo ihr Kind mit dem Tode rang, wo ihr der Arzt jede Hoffnung benommen, nun konnte und durfte sie es nicht. So hatte sie denn ihre beiden älte sten Knaben nochmals zum Direktor geschickt, damit sie bitten und ihm sa gen sollten, daß das Kind im Sterben liege. Mit welch' banger Angst erwar tete sie die Ausgesandten Endlich erschienen sie und vor Weinen lonnten sie kaum berichten: die sofortige Ent lassung galt es, wenn sie nicht spielen würde, und es gehe nicht anders, meinte der Direktor, da die Lokal sängerin ihr Bleiben davon abhängig mache. Kaum fassen tonnte die Mutter das Gehörte: sie sollte spielen in einer Posse und zum Gelächter dersuschauer dienen, während ihr Kind fern von ihr den letzten Athemzug verhauchte! —»Nie und nimmermehr!« schrie es auf in ihr. »Heiland der Welt, ich kann’s ja nicht!« — Da aber fielen ihre Augen auf die vier anderen Kin der, die so ärmlich ekleidet stumm und verzagt vor ihr anden. »Und was geschieht mit ihnen, wenn ich entlassen werde?" klangl ernst die Frage wieder, war doch lles, was ie besessen, schon dahin und selbst das Nothwendige war bereits verkauft worden während der lan en Krankheit ihres Mannes. Welchen lick verzwei felter Liebe wars sie alif das leidende Mädchen und mit der Hand faßte sie trampfhaft nach dem Herzen; aber so mahnend schien es wiederum zu rufen: »Und was geschieht mit Deinen ande ren Kindern, wenn Du entlassen wirst?« War es doch inmitten des Winters, kein Geld gab es und auf kein Enaagement konnte sie zu Ende der Saison mehr hoffen. Was war der Schuß Teils, zu dem ihn gereizter Mannesstolz getrieben, gegen den Ent schluß dieser Mutter, als sie nun mit tonloser gebrochener Stimme hauchte: So will ich es denn mit todeswundern Herzen thun! Der Mutterpflicht wegen muß ich die namenlose Mutterliebe zu meinem tranken Kinde unterdrücken! Komödie muß ich spielen! Ob ich es aber überlebe, weiß ich nicht!« Schluchzend sank sie am Bette des kranken Kindes nieder und den ganzen Körper ers "tterte ihr Weinen. Dann aber barg re so lind den Kon des Mädchens an ihrer Brust, strich die goldenen Löckchen desselben und eine ganze Welt voll Schmerz und Liebe leuchtete als ihren großen schönen Au gen und eine uralte Weise zog durch ihre Snne: »Freudig will ich geben Tausendsach das Leben Für mein heißgeliebtes Kind!« Hell und klar drangen die Schläge der Uhr jetzt durchs Zimmer; angstvoll lauschte die Mutter und fast stand das Herz ihr still —noch ein Schlag nnd es mußte geschieden sein« Wen sollte sie als Hiiterin bestellen, war sie doch fo arm und unbelannt. Zu den vornehmen Leuten, die im untersten Stockwerte wohnten, traute sie sich - nicht. Gewiß aber gab es auch dort Frauenherzen, die ihr Leid verstanden und mitgefiihlt hätten; aber die Ar muth wird verschiichtert —- sie traute sich aber nicht. Doch nebenan als Stubennachbarin, da war eine Wä scherin; ihr Gesicht schien zwar rauh und hart zu sein wie ihre Hände und taurn zehn Worte noch hatte sie mit ihr gesprochen, denn stets mit kurzem Gruß war die alte Frau an ihr vor übergegangen. Aber die Mutter wußte lerne andere Person und diese that es gewiß, dasz sie für ein Paar Kreuzer gis bHiiterin bei dem tranken Kinde lie . Durch ihren ältesten Knaben ließ sie dieselbe herbeirufen und gleich da rauf erschien sie auch. Sie war eine hohe, kräftige Gestalt mit festen, männlichen Fugen: im Drange der Arbeit, die ie meist auswärts hielt, hatte sie noch gar nichts don der Krankheit des Mädchens erfahren. In bewegten Worten bat nun die Mutter die Wäschetin, nachdem sie ihr den Ausspruch des Arztes mitgetheilt, l sie möge die Güte haben, während der Theaterzeit das Kind zu pflegen. f »Und während das Kind im Ster- i ben lie t, da wollen Sie Komödie spie- ? len? rr des Himmels, haben Sie den«-. einen Stein in der Brusts« klang es entsetzt von den Lippen der alten Frau. Da erzählte die Frau unter Schlu zen, wie sie gebeten und daß sie um i er anderen Kinder willen es thun müsse, wenn sie nicht verhungern sollten. Wie sie so weiter sprach, oft gon Westensn Muttäocheåäsdå wurden : re rau ge r rcn gar kurild und so Hut blickten ihre Augen » drein, die jept in recht feuch emGlanze schimmerten. Als sie nun auf die arme« Mutter vor sich sah, da war es thr, als umkiehe das edle, schmerz bewe Ant it der Un liicklichen ern TM M Und war sie nur . ne- o Mantis-, die Alte bisher sit liederlich-i Voll gehalten und stets so tief ver thattez mit welcher F ges-z bli te sie nun aber zu der -a ". »Bernehmen Sie das Flehen einer Mutter und seien Sie recht lieb mit meinem tranken Kinde. In en Sie mich wenigstens diesen Tro mitneh men, daß ich es in guten Bänden weiß. Wenn ich Sie auch nicht gebüh rend belohnen kann, so muß derDoni einer armen Mutter gewiß in Segen bringen! Aus tiefster Seele bitte ich Sie, erbarmen Sie sich meiner und meines tranken Kindes und soraen Sie, daß es mir nicht stirbt, seien Sie ihm jeht eint gute Mutter!« Mit die sem Schmerzensausbruche hatte die Schauspielerin flehend die Hände des glitichten Weibes ergriffen, dem die hränen stromweise über die Wangen rannen, während es sich bemühte, der Armen Trost zuzusprechen. »Gehen Sie nur unbesorgt, ich will Jhr Kind hegen und pflegen, wie Sie es selbft nicht besser könnten: aber nicht fiir Lohn thue ich es, das wäre ja eine iodeswijrdige Sünde! Der Herr ber leihe Jhnen Kraft und Stärke: die Mutter, die um der anderen Kinder willen solch Schweres vollbringen kann, wird und darf Gott nicht ver lassen, er muß Jhnen ja das Kind wieder gesund machen· Gehen Sie getrost, ich verstehe mich gar gut auf Krankenpfleqe, nannte ich doch auch einmalmso ein tieines Mädchen mein krgcrh pro-schen hieß es uno so warmer hiibsch war es. Jch habe unermüdlich gesorgt und gemacht, als es krank wurde —- ich ionnt’s nicht reiten! Nun ruht es schon so viele Jahre unter. dem kleinen Nasenhiiaei. Damals, als ich es eingescharrt, da vermeinte ich nicht weiter leben zu lönnenl Wenn ich es wieder zum Leben erwecken könnte, mit blutigen Händen wollte ich es aus graben und wenn es bergties unter hartem Felsen läge.« Doch schnell ließ die Wäscherin ihr eigenes Leid ruhen und sprach weiter Worte des Trostes. Keine Minute war nun zu verlieren, denn gleich mußte die Vorstellung beginnen; einAdschied nehmen galt es jetzt-— vielleicht fiir immer! Wie weich faßte die Schau spielerin das siebernde Kind in ihre Arme und mit-küssen und Thriinen bedeckte sie sein Gesicht. Wie ost war sie schon an der Thiir gewesen und immer wieder zog sie die Mutterliebe zurück. Mit einem Verzweiflungs schrei riß sie sich endlich los —- noch einen Kuß, noch einen letzten Ab schiedsblick, dann stürzte sie hinaus, und leise weinend eilte sie dem Thea ter zu; lustig und fröhlich sein hieß es J jetzt und wenn das herz auch brechen . wollte, damit das Publilum recht la- « chen konnte. — Wo weilten ihre Gedanken, als sie dann in der Garderode vor dem Spie- E el saß, ihr Gesi t aussallend roth chmintend, hatte ie doch heut’ eine gar iomische Rolle, und wie paßte das bunte, lächerliche Kostiirn zu dem tiesen Schmerze dieser Frau. Als sie endlich fertig, hätte nicht viel gefehlt Und sie wäre wieder heimgeeilt. s Nun ertönte die Glocke —- ihr klang T sie wie die Sterbeglocke —- und der Vorhang rauschte empor. Als sie dann aus die S ene trat —- mit Lachen und händetlatichen wurde sie empfangen da schienen ih: die Lichter u hüpfen und die Sinne wollten ihr chwinden. l Welch' wundersame Kunst a r ist doch j die Schauspieltunst, diese Welt desl Scheins, in der auch wieder eine anze » Welt voll Wahrheit liegt! Diese ut- : ter mit all’ ihremJammer und Todes- z schmerz spielte, und bejubelt wurde noch ihr Spiel! Was ahnt und fragt s das Publikum, was das herz desi Schauspielers bewegt, der, wenn ers weinen und verzweifeln möchte, aqu der Bühne scherzen und lachen mußt Doch zu ihrem Kinde zurück zogen alle ihre Gedanken. Aber selbst wäh rend der Altschliisse konnte sie nicht zu ihm, war ihre Wohnung doch so end los weit entfernt. Die Qualen der Un gewißheit folterten und marterten sie, daß sie zu ver ehen meinte. Ach, es war der schwerste Abend ihres Lebens! Wie sie nur einen Augenblick frei hatte, eilte sie in den hintersten Winkel des sinsteren Bühnenraumes, dort stand ein qeinaltes Kreuz, das als De lorationsstiict diente und da lag sie in heißem Gebet und flehte um das Leben ihres Kindes, und vom Gebet ging es wieder vor die Lampen, um in bona len Späszen das Publikum zu ergötzen Da endlich erklang die Glocke zum letzten Male und wieder fiel der Vor hang· hinaus stiirmte sie, wie sie iaing und stand, ohne sich umzuile den Wild umtobte sie der lalte Winter sturm, wie sie dahin eilte in die finstre Nacht hinein. Keuchend flog ihre Brust auf und nieder und die Kniee wollten unter ihr fast brechen. Da plötzlich mußte sie innehalten, denn ihr war’s, als sähe sie blaß und stumm ihr Kind todt im lleinen Bett liegen. Umgesunlen wäre sie, wenn sie sich nicht fest an einen Laternen bfahl gellarnmert hätte. Jetzt wußte sie, dafz sie recht gesehen, und wie ein Flor legte es sich über ihre Augen; aber mit erneuter Fast stürmte sie wieder dahin. Da stie sie an einen Eckstein. daß ihr die Sinne ssast vergingen; sie fühlte jedoch keinen jSchmerz Endlich war sie an dem Hause angelangt, in dern sie wohnte. Nun hielt sie erschöpft inne. Jn dein kleinen Fenster ihres Zimmers war ein matter Lichtschein zu sehen. Fast wie Grauen «"««·asite sie es an, als sie den Fuß itber die Schwelle sente. Als Leiche sollte sie nun ihr Kind wieder finden! Sie wußte. daß dem fo war. Nur langsam und wankend tasiete sie die Tretme aufwärts, laa doch ihr Lebensglück fett hinter i . Nun blieb sie lauschend an der hiir des Zimmer-s stehen —- gar tiefe Stille iherrschte rings umher. Ja, ta, still und ruhig var nun ihr lieiner Lieb ling au mig! Sie hatte weder Mut noch Kraft, die T r Zu iifsnen. R immer regte sich ts —- man wagte nicht, die Ruhe des Todes zu stören, wie sie meinte. Endlich ermannte sie sich; ein Druck auf den Griff und os fen war die Thür. Da schrie sie auf und die Beine versagten ihr denDienft. Die Hände hatte sie gesaltet und leuch tend wie der Sternenhimmei stra lten ihre Augen; von der Wärterin ge iin und gehalten, saß das todtgeglauhte Kind im Bette munter wach und der Mutter lächelte es matt entgegen. »Mein geliebtes Kindl« war Alles, was sie rufen konnte, dann eilte sie zu ihm hin, schloß es in die Arme und barg es fest an die Brust, als könne es der Tod ihr noch immer entreißen. Alle süßen Schmeicheinamen gab sie Ägl und nicht satt lüssen lonnte sie I . »Sehen Sie, Gott hat doch gehol fen!« sprach tief gerührt die Wörterin des Kindes. »Es war eine böse Stun- ; - de, nun aber ist dieKranlheit ganz ge- E E brochen und behoben.!« s Nur deren Hand konnte die Mutter Jergreifen und sie zum Dante an die jLippen führen, dann aber wieder ; herzte sie ihr Kind, während Thriinen kder Freude unaufhaltsam über ihre ? Wangen flossen. I Diesmal spielte dieseSchauspielerin die schönste Rolle ihres Lebens, die Rolle einer liebevollen, glückerfiillten . Mutter. K rlchens Glücks-tag. ; l humoreste von h. F. · Karlchen Schnabsius —- von seinen Freunden gehässigerweise »Schnaps tarle« genannt —- rückte die weiße Krabatte zurecht, strich eine wider spenstige Locke aus seiner Stirn — und klin. lte. Er ös nete selbst, der alte Engel mann, und fuhr unwillkürlich er schreckt zurück, als er den feingetleide ten herrn im Frack erblickte und an seine ausgetretenen Filzpantosfeln dachte. Doch als Karlchen Schnab sius, seinen Jungen Mann« erkannte, fühlte er sich wieder ganz seiner selbst, und im Zorn über seine momentane Verlegenheit suhr er diesen an: »Na, was manchen’s für Geschichten? Was ioollen’s von mir? Was soll der Aus zug? Haben’s nicht jeyt Comptoir stunde?« »Herr Engelmann«, begann Karl Schnabsius feierlich, »ich habe eine Privatangelegenheit mit Jhnen zu besprechen!« »Eine Prioaiangele enheitx Was heißt Privatangelegenäeiw Jch habe teine Privatangelegenheiten mit Ih nen!« knurrte der Alte, und immer noch leise murrend trat er zur Seite, um den unerwünschtenBesucher einzu lassen. Er öffnete die Thür zu feinem »Arbeitszimmer« und schritt dort un ruhig aus und nieder, während er sei nen oerlegenen Comptoristen an der Thür stehen ließ. »Na, aus was warten’s denn?« brüllte er ihn jetzt an· «Sprechen’s doch!« Karlchen Schnabsius suhr einen Au nblick entse t zurück, dann aber raste er sich zu ammen und begann «Herr En elmann, ich hätte eine — eine —- itte ——, ich möchte um die Hand ihrer Tochter bitten!« Einen Augenblick war’s still im Zimmer· Dann drehte sich Engel mann langsam zu seinem ajungen Mann« um und betrachtete ihn sor fchend, als zweisle er an der harmonie seiner Sinne, von oben bis unten ,,Meine Lotte — mein einziges Kind —- Stei« »den Engelmann, wir lieben uns, und —- —« »Was-« suhr Engelmann aus. Winter meinem Rücken haben's —« KarlchenSchnabsius wehrte mit ver Hand ab. »Nicht hinter Jhrem Rü »cken. Aber ich weiß, Fräulein Lotte liebt mich. Mein Herz sagt mir’s. — Und ein tüchtiger Mensch bin ich doch auch, herr Engelmann. Das miifsen Sie doch selbst sagen. Jch verstehe smein Geschäft — oder können Sie mich tadeln?« Engelmann schnappte nach Luft: »Freilich verstehen Sie Jhr Geschäft — alles» was wahr ist —, aber meine Tochter —- mein einziges Kind —- an meinen »jungen Mann-« Schlagen Sie sich den Gedanken aus dem Kopf, Schnabsius! Werden Sie vernünftig, das eht nicht! Ja, wenn Sie selber ein schäst hätten keinem Menschen gäb ich sie lieber —— aber so, Sie se hen, lieber Schnabsius, so geht’s eben s nicht.« s »Als-I gegen meine Person haben; Sie nichts?« fragte Schnabfms nie-; lancholisch. »Was das Geschäft fehlt ! mir? Nun, was würden Sie sagen« wenn ich der Socius von Jhrern Con- ; currenten, dem Tiefenbach, wäre?« « »Der Socius von dem Tiefenbach. dem Lumpen? Diesem niederträchti gen Preisschinderi Mit Freuden äb’ ich Ihnen mein Kind. Mit Freu en, lieber Selmabsin5. Aber wie follten Eiefder Soeius von Tiefenbach wer n « »Das ist meine Sache«« wehrte Schnabsius ab. »Ich werde Sie noch heute an Ihr Versprechen erinnern.« Damit verließ der abgewiesene Freier das Engelmann’sche »Arbeitszirnmer«. Ludwig Tiefenbach, der alte Chef des Hauses Tiefenbach und So , saß vor seinem Schreibnulte nnd chante, den Federbalter zwischen den Fin ern drehend, durch das schmale Com ir senfter ans die Straße hinan-. Da klopfte es, und nach einein tur s das immer. »Na, chnabfins. was bringen Stet« wandte sich der alte here an den ibm bekannten Jungen Mann« seiner Eoneu renz. ,, r Tie enbnch, ich möchte Jbr See us werdeni« »Mein —- Mein"Socius?«-— —- — ,Der alte Tiefenbach schaute n dem Fenster, ob nicht ein kräftiger aus ) tnecht zur Stelle wäre, der ihn en Iden vermeintlichenWabnsinni en s ü ltsen könnte. Doch tein Mensch war ? a dem engen Lagerbose zu erblicken. L so mußte er durch ütliche Uebertr dung versuchen, den ngliicklichen von seiner sixen Jdee abzubringen »Mein lieber Schnabsius«, redete er sanft auf ihn ein. »Seien Sie doch verständig und lassen Sie den verrück ten Gedanken fallen. Sie werden mit der Zeit schon noch zu etwas kommen, wenn auch nicht auf diesem vereinfach ten Wege. Bedenken Sie doch, Jatob hatte nichts als einen Stab, als er über den Jordan ging, und einige Jahre später zog er mit zwei Weibern, einem Rudel Kinder und großen Vieh herden über den gleichen Fluß. Wa rum soll's Ihnen nicht auch ’mal so glücken, lieber Schnabsius? Sie sind ja ein tiichtiger junger Mann. Aber vorläufig sind Sie eben nur ein »inn ger Mann« — —- —« »Wenn ich aber der Schwiegersohn von Herrn Engelmann wäre?« fragte jetzt merkwürdig verständig der in so schlimmen Verdacht Stehende. Tiefenbach u.Sohn schaute ihn über rascht an. Sollte er sich getäuscht ha ben? »Der Schwiegersohn von Engel mann?" brachte er langsam hervor. »Hm, das wäre allerdings was ande res. Hm, hm,« überlegte er. Als der alte Engelmann am Abend des ereignißschweren Tages mit Tie fenbach’s Hilfe eine famose Verlo bungsbowle braute, meinte er scher zend zu seinem zukünftigen Schwieger sohn: »Aber Ordnung muß sein, mein lieber Schnabsius, und Ihre Entlas sung als ,,jnnger Mann« haben Sie weg. Das wäre eine neue Mode in meinem Geschäft, den ganzen Vormit tag die Comptoirstunden zu versäu men.« Neun »Der-ein« betrat Karlchen Schnab Die geheimnißvolle Dame. « Zur Zeit als Napoleon sich zum Ersten Konsul aufgeschwungen hatte« wurden bekanntlich mehrere Attentate gegen ihn versucht. Bei einem dieser Attentate, dem Mordveriuch in der Rue Saint Nicaise, der am 24. De zember 1800 ftattfand, entging er nur mit Mühe und Noth dem Tode. Es war deshalb tein Wunder, daß in den Schlössern Saint - Cloud und Mal maison, wo er und seine Gemahlin sich im Sommer aufhielten, strenge Wache gehalten wurde, und ebenfo wa ren auch in den Tuilieren strenge Au- ; ordnungen getroffen. ; Eines Tages fand fich nun in denj Tuilieren eine verschleierte Dame ein, die die Wache sofort anhielt. Der wachthabende Offizier fragte höflich: »haben Sie einen Pafsierfchein, Madame?« »Nein,« versetzte die verichleierte Dame, »ich wußte nicht, daß man ei nen solchen haben muß.« »Und zu wem wollen Sie?« «3u der Gemahlin des Ersten Kon suls.« »Ihr Name?« »Den kann ich Ihnen nicht nennen.« »Wollen Sie die Güte haben, Jhren Schleier zu lüften?« »Ich muß unbekannt bleiben und tann deshalb Jhren Wunsch nicht er füllen.« Jn diesem Augenblick lam Napoleon vorüber. »Was geht hier vori« fragte er in barfchem Tone. »Wir haben eine Dame angehalten, die uns verdächtig vorkommt. Sie will weder ihren Schleier liiften noch ihren Namen noch ihr A liegen nennen.« »Nun, ich hoffe, e wird dieer Sh stem mir gegenüber aufgeben. Mada me, ich bin der Erste Konsuh Sie ten nen mich vielleicht-P »Jch habe die Ehre!« »Dann werden Sie mir doch je denfalls sagen wollen, wie Sie heißen und was Sie hierher geführt hat.« Die Dame verneigte sich tief, ver sehte aber in bedauerndem Tone: »Das thut mir leid, aber es ist mir verboten worden.« »Verboten? Und von wem?« »Von Jhrer Gemahlin.« »Sie werden mir zugeben, Mada me, daß das sehr verdächtig klingt-" «Wenn die erste Kammerjungser Ihrer Frau Gemahlin hier wäre, so würde sie bezeugen tönnen, daß ich die Wahrheit spreche.« · »Aber sie ist nicht hier, und dieses Zeugnisz würde mir ath nicht genü igen. Jch gehe selbst zu meiner Frau und werde mir von ihr die nöthigen Auftliirungen ausbittem Diese Dame bleibt inzwischen hier, nnd Sie haften mir mit Ihrem Kops,« siigte er, sich zu dem Ossizier wendend, hinzu. Er verließ die Vorhalle zur Diana galerie, wo diese Szene stattgefunden, und eiite zu seiner Gattin «Josephine,« sagte er zu ihr, «unten steht eine verschleierte Dame, die sich aus Dich berqu Sie ist von der Schloßwarhe angehalten worden und hat sich verdächtig gemacht, da sie be Kuper V- orn-n ihr verboten ihm anven zu nennen; auch sollte.sie nie mand, sel mir nicht mittheilen, M sie hierher ri.« »Is- M ist Wink verteilt Isid phine verlegen, »ich kenne die Dache und habe sie ersucht, hierherzutonis men.« »So geheimnisvollW »Ja, geheimnisvoll,'« ertliirte Jose phine nickend. " »Diese Geheimnisse gelten also auch siir mich?« »Gerade siir Dich, Du solltest es am allerwenigsten wissen.« »Aber ich will es wissen.« »Nun, dann muß ich es eben sagen; dochDu mußt mir versprechen, es nicht weiter zu erzählen.« »Wenn Du es wünschest, werde ich natiirlich mit niemand darüber spre chen.« »Nun denn, die verschleierte Dame ist Madame Letellier, eine sehr tüch tige Depileuse.« «Eine Depileuse?« »Ja, Du verstehst doch?« »Ich verstehe? Nein, im Gegentheil, ich habe keine Ahnung, was Du meins »Du weißt nicht, was eine Depii leufe ist?« »Nein, ich habe nicht die geringste Ahnuna.« ' Josephine zeigte aus ihre Augen braåien und Schläsen und sagte seuf zen : »Ja meinem großen Schreck habe ich hier und da ein vaar graue fHaare entdeckt, die sie ausziehen oder arben oder sonst verschwinden lassen soll. Darum habe ich sie hierher bestellt.« Navoleon brach in lautes Lachen aus. »Deshalb also ging die Sache so ge heimniszvoll vor sich-i« f »Es sollte es niemand wissen, nickst seinmal Du. Wir Frauen wollen ja s so lange wie möglich jung und schon f bleiben.« ! »Nun, gewissenhast und zuverlässig : ist Deine Depileuse,« sagte Napoleon - lachend. s »Ich werde sie auch dafür beloh ; nen,« erllärte Josephine dankbar. Aus Napoleons Befehl wurde die - verschleierteDame sofort zu seiner Ge mahlin gesiihrt. Sie erhielt einen Passirschein nnd durfte frei und un gehindert im Schlosse aus-,- Und ein gehen. - —-«-— Eine japanische Soldatentram Der nachstehende Auszua aus ei nem Brief, den ein japanischer Unter ossizier seiner Frau gesandt hat, legt beredtes Zeugniß ab von den spartai nischen Sitten der japanischen Solda ten, gleichzeitig bestätigt er aber auch, daß siir den Japaner der Tod auf dem Felde der Ehre und Pflicht nichts Schreckendes bat. »Meine Tbeuerste," heißt es in dem Brief, »ich bitte Dich innigst. die sol genden Natbschliige immer zu besol gen: 1. Nimm nie von Jemand Ge schente an, wer es auch sei, denn da durch beschämst Du Deinen Ehemann. 2. Bewahre alle mein Briese, die ich Dir vom Schlachtfelde sende, sorgfäl tig auf und laß sie nicht Jedermann lesen. Isi. Denke, daß unser Abschied in Shimbasbi das letzte Lebewohl war, genau so, als wenn Du meinen Körper in den Tempel begleitet hät test, und dasz die neuesten Nachrichten vom Kriegsschauplatz Dir möglicher -Weise mittheilen, daß ich inzwischen - in’s Paradies eingezogen bin. 4. Er : warte mich nicht zurück, sondern dente, daß ich eines ebrenvolten Todes ge . itorben bin. 5. Wenn Du Nachricht » von meinem Tode erhältst, so gebiete Deiner Trauer. 6. Nach meinem Tode lebe von der Pension, die die » Re. ierung Dir aussetzt, und ehre das An enten meiner Vorfahren. 7. Er t innere Dich stets bei Deinen Handlun !gen, daß Du ein Soldatenweib bist. i 8. Vergiß nicht, die Familien Derer zu besuchen und ihnen Dein Beileid auszudrücken, die aus dem Schlacht selde geblieben sind. s. Sei Deinen Eltern und dem Alter gegenüber stets uvortommend. 10. Beschmutze nicht n ehrenvollen Namen. den ich Dir durch unsere Verbeiratbung gab;« Der Schreiber dieses Briefes, der Unterossizier Yamasaki Unosute, war srüber ithogravb in Totio. Er zeichnete sich in Korea aus nnd rei tete, trotzdem er selbst verwundet war einem Kameraden das Leben. Bei der Besesung von Maieeran er litt er eine schwere Koviwunde und starb schon aus dem Wege zum Ver bandplay. Künstleritolh Der berühmte Tontijnitler Biotti, im Jahre 1792 Mitglied der franzö sischen Nationalversammlung, wohnte irn vierten Stockwerle eines hauses in der Riooliitrasze· Einst gab er in feiner Wohnung ein Konzert, zu dein er Fürsten und zahlreiche Personen vom Adel eingeladen hatte. »Aber,« tagte einer feiner Freunde später zu Viotti, »wie konntest du die ersten Kreise von Paris zu dir her aussteigen lassen?« » »Wir sind lange genug zu i nen hinabgestiegen«, entgegnete der IT nsts ler, Jetzt müssen sie auch einmal zu uns heraufsteigen.« s. Interetfirt «. . . Werden Jhnen denn dieMahns besuche Ihrer zahlreichen Gläubiger nicht« lästig?« - »Nein! Wissen Sie, mein Diener läßt keinen vor ——-— dem bin ich selbst ielsr viel schuldig!«