Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 04, 1905, Sweiter Theil., Image 16

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    sp I BeiEdnakd dem Siebentm
—
, Zehn Nitsch, Esq., als Ethalter des
entopäischen Friedens. — Zu
Schiff nach Frankreich.
London, 1905.
Msier EditerL
Wie Sie owwe uff’m Telegräff
scänk sehe werde, sein Jch hier in
London. Pronaunzt werd es awwet
uii London, sonnern »Lonn’n«. Näm
lich, Mister Editet, die Edschukäschen
Ull Zlllcutokcheskz4
vun eine Mensche!
uu sei FaschiiuäU
blität vix-endet
hauptsächlich in;
der Pkonaunziäs
schen« Jch geb!
drum, wie viel e
Mann uff Juni-;
vörsities unHigh-.
fchools gestödicd
bot, wann er«
»Goff" (Golf) un
»Jatt«« (Yscht)
nit richtig pro
nauze kann, da
kann et nit als e
gebildeter Mensch
t in dem schwam
Set kvnsidert
wem. Dagege
kann e Mensch fvi
saudumm sei, daß en die Gäng heiße»
et seggt »Parieh« un ,.«'Lonnn —j
da is et egebildetet Mensch un kann
sich an einigem Plas in einiger Kom
penih un in der beste Sosseieti sehe
lossc, un er hoi sogar hier in Lotzn a
seen Trommel, »prisented ze wetnc i
Nämlich, Mistet Editet, die höchste
Ambischen von jedem stolze Börgerf
aus dem Land der Brave un Freie is,
wann er hierher kimmt, »in-United ze
wernc
Prisented wem, des meent nämlich;
beim königlichen Levieh zu dem Ring
introdjust ze wern. Des Levieh is
nämlich, wann der King aus’m Bett
Usssteht. (Lädies wern of course blos
bei der Queen (Gott soll sie spar’n!)
ihr'm Ledieh introdjust, —- wege deri
Schenierlichteit. s
Well, Mister Editer, ich muß sage«
die in der amöritän Embäsie, die passe-!
ass. Kaam war Jch in London ar-j
reimt, da kimmt schun Eener vun dek!
amöritän Emdässie ( ·e Attätschieh) un
frogt, ob Jch en Friepäß hawwe wollt1
zum königliche Levieh. Well. wann
mer'S umsunscht hawwe kann, woeum
soll mer dann nit?
Ich müßt awwee Wadestriimps un
Kniehose aziehe. hot Mir der Attät
schieh gesagt. Des den Jch nit ge
gliche. Awwer was will mer mache?
Wann mer unner die Welfe is, muß
mer mit die Welse heule.
Ich hen iiwwkigens sei ausgesehr.
wie Ich am nexte Tag zu dem Levieh
din: Wie e Salon-Tywlek!
Wie Ich in’s tönigliche Paläh timm
un zeig Mei Freibillet sor des könig
liche Levieh, da segt der königliche
Ober- Hos- un Leib-Kammerdiener un
Grändmäster vum tönigliche Levieh:
»Um uppt Jedz nix wie einei in’s
königliche Schlaf-Kabernett. Er hot
schtm dreimal gegähnt un sich zweimal
gestreckt; jede Aageblick werd er aff
. stehn. Kimme Sie nur mit, Jch wer
Sie glei eneisiihrn.« Un da dermit
dsot er Mich die Trepp enusf geführt
»,Mache Sie nor tee Mistäbk, daß
Sie Mich nit am End zu der Quien
- Misühtn«- sag Ich.
Do hot der Kammerdiener mit dem
· aunere Aug gewuntte, bot Mich in die
Rippe gepohkt un hot Mich en schlaue
s- Dog getallt, wodrufs Wir Beide herz
lich gelacht han«-we
Bei dieser Zeit warm Wir am könig
liche hof- un Leib-Schlaszimmer,ar
rein. der Kammer-dieser macht die
.; Thür uff, schnppst Mich enei un führt
. Mich an’s tönigliche Bett, wo aus so
« itdem Gold, mit Elsebei un Perlmutter
eigelegt, is. «
»Von Mädschesti«, segtder Kam
,.( smdieney »Nein Mädschesti. des is
der Mister Jvhn Nitsch Esq. aus -——«
«Beootlyn« bot der Kammetdiener
Zuge wolle, Jch hen awwek schnell ge
agt: »Aus Groß-New York«.
»Der Miste-e John Nitsch E5q. is
e prominenter Dcttscher aus Groß
Uev York«, segt der Kammerdienw
In diesem Aageblick hot sich der Ring
ist seit ussgesest un dann hot er die
säh nss de Bade gesetzt.
»Sie hawwe Glück«, segt der Kam
Ieeediener Mir in'2 Ohr.
« Mo M« frag Jst-.
Mk er nit mit’m linke Bei zuerst
Ozeans ti«, segttderlfsaznmerdiener.
»Also, Sie sein der Mister John
Nitsch, Esq.?« fragte der K·ing. .,Freit
Mich sehr, Bekanntschaft ze mache.«
»Don’t mentschen it«, sag Jch.
Da gebt Mir der Ring en Wink, wo
R sofort verstanne heu. Er hot Ball
-» x mit mir talke wolle. Jch hen ern
-" nach en Wink qegewwe, daß Jch ready
Mit bersten Bei Mir selber hen Jch
h Mesem Aageblick in Meinem stille
·7 seist ge it: »Du werscht Dich noch
W ann Jch erst emol mit Dir
M pelititell Arguman
— Dann bot der Mag in seiner leist
- Weis zu dem Kammetdiener ge
. , : »Geh zvt Höll mai-g vun hier-"
Osten segt der vaard, wie Wir
M umn, während daß er sich e
Sigm-est agezunde bot: »Sie kimme
aus Bötlin, Mister Nitsch —derf Jch
Jhne trotvwle um den linke Sitt
Stacking mit Goldsticketei. wo dort
uff’n Stuhl liegt?—-Thanks! —- Jch
glaub, Mei Nessjuh werd trotz alledem
War mit Fräns hawwe gehn —- es thut
Mir förchtekltch leid-—of course, Jch
wünsch es nit — derf Jch Jhne its-ww
le um die Unnerhos dort am hinnere
BettpfosieF —- ThanksZ —- No, wert
lich -——- Jch hab’s gern Alles friedlich —
atvtvet Jch glaub, Mei Neffjuh verrech
net sich. Er denkt, der Roofevelt thät
sich dorch Prefents und Komplimenter
un Prinz-Henry-Wifsitts bämbuhsle
losse. Des issawwer, wo er die Mis
tähk macht. Mei amerikanische Kos
sens wern allemal zu Mir schticke.«
V P O
Mister Editer —- jetz war der große
World-historiiell Moment getimnie,
wo Jch als e zweiter Martis Posa dein
perside Albion in zeitgemäßer Maria
schen die Wort hen zurusc könne:
Umgiirte Dich mit dem ganze Stolz
vun Deinem setenhändige England,
Jch verachte Dich, e deitschet Promi
nenter!"
»Bist-r Msdscheiti«, sog Ich- »Nun
Sie sich nit suhle. Sein Sie nit zu
gewiß vun des. Der Choate hot Sie
entlang getschallied. Es is awwer nit
so. Denke Sie nor nit an e Alliänz
mit dir Vereinigte Juneited States!
Sie müsse nit Alles glaabe, was Sie
hisan Es gebt heint noch plenty Leit
driiwwe, for die ez der Fon vnn ihr’m
Lebe wär’, dem britische Leion de Tail
ze twiste. Un gege Deitschland thäte
Wir Jhne niemals helfe. Jm Gege
theilt Probir’n Sie es ernol, die Hand
ze riihse gege Germany un sehe Sie, ob
nit der nordameritanische Kriegerbund
unner’m Oberbesehl vum Ritschard
Müller un vum Schlenier in Chicago
de »Kaiser Wilhelm the Grocer«, die
»Deitschland« un e Paar annereSchifs
cher vun der Seis chartert un e Inva
sion mit die deutsch-amerikanischesirie
ger in der Picknick-Junisorm macht un
dann sein Sie verratzt, Mei lieber
Mann! erwerhaupt, Jch geh jetz
deirett nach Päris un iall mit dem
Rufjeh un stect dem e Licht uff un dann
solle Sie sehe, wo Sie bleibe. Jhr
Oberhos könne Sie sich jetz selwer hole.
Sie sein dorchschauL Jch werd Jhr
Tricks in Paris ufsdecke un dann sreßt
iee französischer Hund mehr e Stückche
Brot vun Jhne, Sie perfider All-inn
King, Sie!«
Da dermit sein Jch enaus un hen die
Thür otnlich sest zugeschlage, daß es
dorch’s ganze Paläh geknallt un ge
schählt hat. -
Well, Mister Editer, so bin Ich:
Jch kann nit heuchles Hätt Jch dem
Ring schön gethan un in sei Horn ge
blose, da hätt Jch jetz schur de
Strumpfbandelche - Orde am Knie
barnple.
Awwer was geb Jch drum? Des
Bewußtsei, daß Jch de Welt-Friede er
halt, bei nach Paris ze gehn un dort
die Franzose reine Wei einzeschenle, is
Mir lieber wie der Sirumpsbandel
Orde.
Setze Sie nor enei, die Leit drüwwe
sollte ruhig sei —- es gebt kei War!
Jch werd derzu tende, daß der Friede
erhalte bleibt. Jch werd selber mit
dem Presideni Loudei talie.
Jhne aach so was Aehnliches wün
schend, mit Rigards
Yours
bei Weier
JohnRitsch, Esa.
Jch denk, Jch werd zum Meister
vurn Stuhl vun die Knighiå vun der
Legion os honor in Fräns gemacht
wern. D. O. Esa. »
Jetz: Nix wie fort vun hier! Wann?
des Edwakv sei Schckge nach Mikl
schickt, werd ihm gesagt werdet »Der!
John Nitsch Esquire laßt sich exkuse,
er is bei Stirrner nach Fräns«, da
werd er’ö schun mit det Angst kriege.
Un des sörst ihm recht!
" D. O. Esa.
Eben feel-old.
Anläßlich des Todes des Baron A.
v. Roihschild in Paris erinnert man
sich einer Anekdote, die sich beim Tode
eines seiner Verwandten zugetragen
haben soll. Bei dem Begräbnis eines
Rothschild in Paris stand ein Bettler
vor der Thüre und schluchzte bitterlich.
Als seine Trauer sich gar nicht mäßi
gen wollte, trat ein Diener zu ihm
und sagte:
»Es ist ja sehr schön, daß Sie so
unseren Herrn betrat-ern Wir hatten
ihn doch auch gern, aber so weinen wir
doch nicht." Sie sind sicherlich«doch kein I
Verwandter von dem Verstorbenen?«
»Es-halb weine ich doch gerade ist-!
sprach da noch einmal tief ausschluch-!
zend der Bettler. 1
Der Unterschied
hausfram »Ich glaube gar, Sie
haben sich das gleiche Kostiim machen
lassen, wie ich?«
Köchin: «Fawohl, gnädige Frau,
und bezahlt it es auch fchou.«
Mercei.
Junge Frau Cwelche selbst tocht):
»Nein, dieser Manns Mich möchte ee
aufejsen und des Braten rührt er nicht
am «
Ein geniales Frauenzimmer-.
Vumoresle von T,h. Müller·
Professor Dixi, ein Mann in den
besten Jahren, hatte sich als Lediger
eine Haushälterin zugelegt-— d. h. er
hatte in dem Zeitpunkte, von dem hier
berichtet wird, die einundvierzigfte.
Der starke Wechsel war aber ganz
erklärlich, wenn man bedenkt, was
diese Frauenzimmer alles anstellten,
um dem armen Professor das Leben so
sauer als nur immer möglich zu ma
chen. Und wie einfach wäre es gewesen,
mit ihm auf das beste auszukomment
Er wollte nichts weiter, als Ruhe für
fein Studium, und doch verstand ihn
all das Weibszeug nicht!
Eines hatten sie bisher alle gemein
sam gehabt: keine, auch nicht eine, war
bisher im Stande gewesen, sein Stu
dirzimmer richtig zu pflegen! Er ließ
sie ja ohnehin nur im alleräußerften
Rothfalle hinein, wenn ihm der Staub
aber wieder einmal an der Kehle stand,
dann mußte es eben doch sein« So oft
aber rein gemacht wurde-der Profes
sor pflegte während dieser Zeit zu ver
reisen — dann war auch wieder eine
Kündigung fertig! Die Frauenzimmer
hatten ihm, der sich eben das Material
für irgend eine wissenschaftliche Arbeit
zusammengetragen und um sich aufge
stapelt hatte, jedesmal alles so gründ
lich durcheinander gebracht, daß er eine:
Unmasse Zeit dazu verschwenden
mußte, um Alles aufs Neue wieder
nachzuschlagen und um sich her hand-i
gerecht zu legen. (
Soeben war er wiederum von einer
»Reinigungsreise« zurückgekommen und
stand hängeringend in seinem Arbeits
zimmer. Diesmal war alles Vorher
gehende weitaus übertrumpft. Blitz
blant war Alles, das war ja richtig,
aber diese »Ordnung!«
War diese unglückselige Frau nicht
auf die entsetzliche Jdee gekommen, die
ganze Bibliotbet umzuräumen und
zwar so, daß nun die kleinsten Bände,
ohne jegliche Rücksicht auf ihren geisti
gen Inhalt, in den obersten Reihen der
Schranke standen, und in peinlichster
Abmessung ihrer Größe waren die
übrigen Bände derart eingetheilt, dasz
die größten in den untersten Reihen
den Schluß machten. -
Sogeschwind wie diese Haushalte
rin war noch keine geflogen —- aber
der arme Professor war erst nach lan
gen vier Wochen angestrengtester Ar
beit wieder auf dem Status quo. «
·Der gequälte Gelehrte beschloß, von
jetzt ab noch viel vorsichtiger bei der
Auswahl eines neuen dienstbaren Gei
stes zu sein, und daher dauerte es eine
geraume Weile, bis er seine Wahl ge
trofen hatte.
Nun, an Und fiir sich konnte sich die
TNeuengagirte wohl sehen lassen: Eini
ge zwanzig, ein tluges Gesichtchen,
große graue Augen mit überlegtem
Blick —- in Summa, wie der here
Professor sich selbst sagte, ein sehr sym
. vathisches Geschöpf. — Würde sie aber
auch?
Um sofort die Probe zu machen, der
Staub lag durch die Retonftrultion
der Bibliothet ohnehin wieder fingen
dick auf Allem, befahl er eine gründli
che Reinigung, dabei der «Neuen« be-l
deutend, sie möge besonders seinen Ar-;
beitstisch mit den aufgeschlagenenl
Folianten und den Pröparaten u. s. w.
möglichst schonen und, dann dampfte
er nach Salzburg ab —- schweten Her
zerris.
So zerstreut, wie er bei dem dies
maligen Aufenthalt in dem schönen
Salztummergut war, war er noch nie
mals gewesen, und das wollte schon et
was heißen. Und dazu dieser Regen!
Vier Schirme, auf je ungefähr drei
Tage seines Aufenthalts einen, hatte
er in der alten herzogsstadt stehen las
sen; da hielt er es nicht mehr aus und
fuhr mit dem letzten Schirrne heim.
Diesen vergaß er allerdings abermals
in der Wagenabtheilung; aber das
hatte nichts zu bedeuten, denn daheim
war hellster Sonnenschein Eiligst
strebte er nach hause
Der Empfang, der ihm seitens der
»Neuen« ward, war sehr nett, aber so
hatten sie es ja alle gemacht. Sosort
wollte er sein Studirzimener sehen —
—— dessen Zustand sollte-er hatte die
ewigen Plackereien satt—densuischlag
geben« ob er sich in Zukunft in Ruhe
seinen Studien widmen konnte oder ob
er die ganze Gelehrsamkeit an den Na
ael hängen wiiedr.
Mit großer Beklemmung betrat er
fein Sanltuarium und-empfand bei
dem ersten prüfenden Rundblick eine
ungeheure Entrüstung: Diese Person
hatte ja in den vierzehn Tagen, welche
er ihr dazu Zeit gelassen hatte, nichts,
rein gar nichts gethan!
Hier fah es ja aus, als ob er eben
erst hinausgegangen und gleich darauf
wieder hereingekotnmen sei.
Er schleuderte der »Neuen" einen
zornesvollen Fragebliel zu. Diese
»Person« jedoch hatte als Antwort da
rauf nur ein überlegenes Lächeln und
ein von einer einladenden Handbewes
gung begleiteies »Bitte«.
» Unwillkiirlich trat er ihr näher,
ischolsdie stille dichter an die Augen
und probirie mit gespiiien Fingern
am Schreibtifche, den Geriithen, Prä
«paraten und Büchern herum. Merk
imärdigl Keine Spur von Stirqu
» les hlihhlanl und doch alles gerade so.
um fosort w:iterarhetten zu tönnent
Er war ganz hass, und nun trafen
hilflos sragende Blicke die daneben
stehende Zauberin.
»Ach, Herr Peosessor«, sagte diese
endlich, nachdem sie sieh genug an sei
nem Erstaunen geweidet hatte, mit an
genehmer Stimme, »das war eine sehr
einfache Sache: ich habe den ganzen
Schreibtisch und die sonstigen Möbel
u. s. w., aus denen Jhr Arbeitsmate
rial vertheilt war, von allen Seiten,
ehe ich und die Putzerin etwas anrühr
ien, vhotographirt, wo es nöthig war,
mir Notizen gemacht u. s. w. und nach
stattgehabter Reinigung alles wieder
so ausgebaut, wie es vorher mer«-kein
Kun tstiici, nicht wahr?«
hol« wehrte der Professor ab,
»das ist sogar mehr als ein solches —
das ist eine geniale Thatl«
Dann sanl er, während das Fräu
lein geräuschlos das Zimmer verließ,
in seinen Arbeitsstuhl und verfiel in
tiefes Nachsinnen.
Nach einer guten Stunde war er mit
sich im Reinen: »Heureta!" sagte er
vor sich hin und dazu nickte er energisch
mit dem haupte, »das ist die werth
vollste Perle ihres Geschlechts, ich-wer
de sie heirathen!"
Das Fräulein sagte nicht nein.
Det seid-Ue Chancen
Ein dicker Herr stürzt noch im letzten
Augenblick in den Eisenbahnzugund
läßt sich tiefathmend aus den einzigen
unbesetzten Platz nieder. Da er be
merkt, daß sich zwischen ihm und dem
Sidpolster ein fremder Gegenstand be
findet, bebt er sich etwas in die Höhe
und zieht einen vollständig zertnitter
ten und verbeulten Seidenhut unter sich
hervor. Das Gesicht des gegenüber
sitzenden Herrn nahm einen Ausdruck
des höchsten Entsetzenö an.
»Zum Donnertoetter«, rief er zor
nig, »Sie könnten doch wohl etwas
vorsichtiger sein. Man sieht sich doch
wenigstens den Platz vorher an, wo
man sich hinsetzt. Sie haben meinen
Chlinder vollständig ruinirt."
»Ach, das thut mir sehr leid und ich
bitte tausendma! um Entschuldigung«,
antwortete der dicke Herr. »Aber die
Sache hätte viel schlimmer werden tön
nen.·«
»Ich möchte da wohl wissen, wie sie
noch schlimmer hätte werden tönnen'«,
gab der Besitzer des Hutes zurück, in
dem er wüthend die Ruinen seiner
Kopfbedeckung anftirte.
»Ich hätte mich ebensogut auf mei
nen eigenen Hut fetzen tönnen'«, er
tliirte der Dicke.
——-.-0.-—-—
Illei mösltcht
Ein russifcher Rettut zieht in St.
Petersburg zum erstenmal auf Wache.
Vorher prüft ihn nochmal der wachtba- «
bende Offizier über seine Obliegenhei
ten« wann er zu präsentiren und wann
er »heraus" zu rufen dabe.
Der Retrut beantwortet alle diese
Fragen richtig.
Endlich fragt der Eraminator.
»Wenn aber ein großer hause letå
tumultuarisirend die Straße entlang
käme und ein wildes, rohes Geschrei
verführte, was würdest Du dann
thun?"
»Ich werde ebenfalls präsentiren.«
»Kerl, bift Du toll?! —- Weshalb
oenn?«
»J kann janicht wissen, ob nicht
auch ein Stabsoffizier darunter ift.«
Die Wunder ver TeteneqphM
Die Telegraphie ohne Draht leistet
den Japaner-n alle Tage ungeheure
Dienste. Die Telegraphie mit Draht
ist aber auch nicht ganz zu verachten;
obwohl sie recht unmodern ist, hat sie
doch vor Kurzem einen jüdifchen
händler auf Dscherba (Jnsel an der
Küste von Tunis) in origineller Weise
aus der Patsche gezogen. Der Hünd
ler pilgerte in Gesellschaft eines Ese
leins von Ben-Gardan nach Zarziö,
als er auf der Landstraße von zwei
Arabern überfallen wurde. »Das
Geld oder das Leben!« brüllten sie ihn
nach guter alter Räuberwetse an. Der
Ueberfall fuhr dem Dändler so in die
Glieder-, daß er das Grauthier stehen
ließ, im Nu auf die nächste Telagras
vhenftange kletterte und aus Leibes
triiften zu schreien begann. Er jam
merke, rrer oen yrrnrnet zum Zeugen
feines Unglückö an, schrie um Hilfe
und zitirte, als wenn der Osfizier ihn
hören könnte, den Kommandanten der
Station Ben-Gardan herbei. Bei die
sem Gebahren des armen Juden wur
den die Araber, die zwar siir das We
sen des Telegravhen nicht das richtige
Vetstiindniß hatten, aber doch wußten
daß die Clettrizität Wunder thut, von
einem paniichen Schrecken befallen.
Sie sahen im Geiste schon die ganze
Garnison von Ben-Gardan heranrü
cken. Darum banden sie den Esel mit
seiner Frucht an die Telegraphenstange,
warsen sich zu Boden, baten den Juden
um Gnade und beruhigten sich ch,erit ais
der Händler aus ihre Bitten dem Offi
zier aus demselben teiegraphischen
Wege Gegenbesehl gegeben hatte.
-.---—--s
Ehelichet Stift
Erx »Ich wünschte, ich wäre todt!«
Sie: »Das wünschte ich auch, daß
ich todt wäref
Er: »So? Dann wiinickse ich es mir
MAX
Q-.
seit-sieden- elieirthsnruche
treten aus Tiner ist« ingen
beschreibt ein Reisender in, der neue
sten Nummer von »Chambers Jour
nal«. Eine derselben ist besonders in
Persien bekannt und beliebt. Die
selbe wird in der folgenden Weise aus
geführt. Man stellt zunächst einen
großen Käfig, der aus Bambusstam
gen angefertigt ist, in der Nähe der
Stelle auf, wo man den Tiger beob
achtet hat. Der Käfig muß haltbar
an den Boden befestigt werden. Jn
diesem Käfig, dessen Stäbe einige Zoll
von einander entfernt sein müssen,
nimmt während der Nacht ein Mann
Platz, der mit einer Anzabt kleiner
lurzer Speere oder mit einigen guten
Schwertern ausgerüstet ist. Außer
dem wird gewöhnlich noch ein Hund
oder eine Ziege mit in den Käfig bin
ein genomnien. Der Mann wickelt
sich dann in sein Tuch ein und legt
sich ruhig zum Schlafe nieder. So
bald der Tiger naht, wird der Schlit
fer natürlich von seinem Begleiter
geweckt. Jn den meisten Fällen ver
sucht die Bestie zunächst einen Ein
gang in den Käfig zu finden und rich
tet sich dabei meist von außen an dem
selben auf. Diesen Augenblick muß
der Jäger benutzen, um dem Tiger
kräftige Stiche in den Leib zu verse
hen, die ihn dann gewöhnlich gleich
zur Strecke bringen. Eine andere selt
same Art, Tiger zu jagen, ist in ge
wissen Theilen Indiens bekannt, so
zum Beispiel in Oude. Sobald die
Eingeborenen dort entdeckt haben, wo
sich ein Tiger befindet, sammeln sie
die Beeren eines bestimmten Busches,
der dort in dem· Urwald sehr häufig
vorkommt. Aus demselben bereiten sie
einen klebrigen Stoff, der unserem
Vogelleim nicht unähnlich ist. Mit
sder Masse werden eine Menge großer
sBlätter beschmiert, die dann mit der
iLeimseite nach oben aus dem Wechsel
jdes Tigers herumgestreut werden oder
auch an der Stelle, wo er am Tage
nggen die Hise der Sonne Schutz zu
suchen pflegt. Sobald der Tiger nun
auf eines der Blätter tritt, bleibt das
selbe natiirlich an seiner Tatze lleben,
die er dann wiithend schüttelt, ähnlich
wie die Katzen es zu thun pflegen. Das
Blatt sitzt aber fest, und je mehr der
Tiger umherspringt desto mehr Blät
ter bleiben an ibm hängen. Tiger ba
ben, wie man leicht beobachten kann,
ganz ähnliche Bewegungen wie Katzen,
und wenn ihnen so etwas an der Tatze
kleben bleibt, pflegen sie dieselben auch
am Kon abzuwischen, wie die Katzen
es thun, mit dem Resultat natürlich,
daß auch dort Blätter kleben bleiben.
Das Thier verliert dann bald ganz
die Geduld und beginnt wie wild um- »
berzusvringen und sich unter Mühen-?
dem Gebrüll zu wälzen, bis es vollkom- J
men mit Blumen bedeckt ist, meist so
gar so, daß es nicht mehr um sich sehen ;
kann. Sobald die Eingeborenen dann !
das Brüllen hören, eilen sie herbei unds
tödten den Tiger ganz leicht. (
—.-—-—s
»Ja stetem Sinne
Ein töstlich derber Scherz spielte
sich bei Gelegenheit des dolsteinischen
Stödtetages während des Festmabls
in Elmsborn ab. Dem Bürgermeister
Anz aus Elmshorn war kürzlich von
dem dortigen Stadtlollegium wegen
angeblicher Vernachlässigung stiidti
scher Interessen beim Bau einer Klein
bahn arg zugesetzt worden« Diese Bes
gebenheit, die aber nicht die einzige
Durchlöcherung der stadtbebördlichen
Eintracht von Elmborns sein soll,
diente nebst anderen ähnlichen Bor
tornmnissen dem Bürgermeister als
Würze seiner Festmablrede. Er wolle,
io meinte er, seinen Gästen etwas mit
geben, was sie stets brauchen tönnten.
Sprach’s und zog einen lleinen Bären
toder works ein Schweinchen Z) mit der
Inschrift: »Mensch ärgere dich nicht«
aus der Westentasche das Symbol da
hin erläuternd, daß er es immer her
vorziehe und anschaue, wenn die
Stadtväter ihn —- natiirlich unabsicht
lich —- ärgertenx dann prallte der Acr
ger von der harrt des Bären ab. Man
reckte die Hälse, um den zaubermiichti
gen lleinenBiiren zu sehen, aber mochte
auch mancher Bürgermeister mit noch
so «weitem Blick« an der Tasel schen,
alle konnten den Anblick des Wunder
thterchens doch nicht erhaschen. Das
hatte das Elmsborner Stadtober
haupt wohl voraus-gesehen und des
halb fiir entsprechende Abbiille ge
sorgt. Denn plötzlich erschien«an der
Wand des Saales in elettrischer Be
leuchtung ein großes Konterfei seines
Amuletts gegen Aerger. Alles lachte
Tbränen, an der Spitze Seine Erz-l
lenz v. Wilmowsli. Schleswig - Hol
steins Oberpriisident. Vielleicht aoer
schoß doch Oberbürgermeister Fuß in
Kiel den Vogel ab, der in seiner
Rede auf den Bären zurücktam und
unter dem Beisall aller Bürger-· nnd
Oberbürgermeister ertliirte, eigentlich
müsse die Inschrift lauten: »Mensch,
ärger-e mich nicht!« Der Redner trant
»in dielem Sinne« auf die — Stadt
verordnetenl
» , —--—» —
Widersinns-.
Sängerin (sehr erfolgreich): »Lie
ber Herr Direktor-, mir geht von einer
Hofbiihne ein äußerst günstiges Aner
bieten zuz würden Sie meinen Kon
trast nicht aus Liebenswiirdigteii und
Freundschaft für mich lösen?«
Direktor: »Das geht wirklich nicht,
meine Liebe. Sie »ziehen«, und da
rum ziehe-n Sie nichts«
standhaft
»Ja, was is denn, here Masier,
Sie ham ja, wian Bier ·ihen’rer
iviirn is, verschwor’n, daß Sie m ta
Wirthshaus mehr «geh’n un lan Tro
pfen mehr trinken «
»Den ise auch so, lonirullir’n aber
muß ich nur manchmal, ob seini
Freund und Kullegen meinige sie
siandhansi wie ia.« «
Frei-. .
Herr: »Alnwsen kann ich Ihnen
nicht geben, aber Arbeit können Sie
haben.«
Bettler: »Haha — die Mani« ich
Jhnen auch verschaffen«
Ein Praktiker
v. A.: »Ich weiß nicht, meine Frau
ist seit einigen Tagen so nervös und
gereizi.«
B·: »Wie ali ist denn ihr leytes
IKleid?« ’
Maliiils.
»A.: »Wissen Sie schon, ich habe
- mich Weihnachten verlobi."
! B. lJunggeselle : »Wie kann man
f sich das schöne Fei so verderben.«
Kindern-nd
»Ach bitte, Papa, erzähle mir doch
ein Marchen.« i
«Jchi Wie komm Du daraan«
»Mama sagt do , wenn Du nach
Hause kommst, erzählst Du immer
neue Märchen.«
Deshalb
Herr (zu einer Dame, die schlecht
Klavier spieli): »Sie spielen wohl sehr
gern Klavier?"
Dame: »Leidenschafilich.«
Herr: »Warum lernen Sie es denn
da nicht«-«
Lebendiges There-content
Madame lzum Dienstmädchen, wel
ches das Kind badei): »Anna, nimm
das Thermometer und sieh’, ob das
Wasser die nöthige Temperatur hai.«
Annna: »Ist nichi nöthig, Madam;
witd’s Kind roth, it es zu heiß, wird’s
blau, ist es z iali."
Ein Its-ihnen
Herr: »Kann Sie ’mal, Marie, der
Kaifee isi ja heute viel stärker als ge
wöhnlich.«
Köchin: »Ach, entschuldigen Sie.
gnädiger Herr, da habe ich Ihnen
wahrscheinlich meinen Kaffee ’reinge
bracht.«
; Erleichterung.
Prinzipal: »Wo bleibt denn der
Aassirer?«
Buchhalter: »Ach, Herr Prinzipal,
der ist gestern Ahend...«
Prinzipal: »Durchgehrannt?«
Puck-halten »Nein, er ist lebensgei
sährlich ertrantt.«
Prinzipal: »Gott sei Dant!«
Wie die Alten sangen. . .
Der zwölsjähriae Karl (zu seinem
fünfjährigen nousmcheu): »Wie alt
bist Du eigentlich, Lottchen?«
Lottchen: »Füns Jahre.«
Karl: »Ach geh« doch —- Jhr Fraue
macht Euch immer jünger!"
Geht weiblich.
«Stuhenmädchen: »Gnädi e Frau,
eine Dame ist draußen, die ie spre
chen möchte."
Frau: »Wie sieht sie aus?«
Stubenmädchem »Sie trägt einen
vorjährigen Hut.«
Frau: »Dann sagen Sie nur, ich
hätte heute keine Zeit.«
Hausherrn-Legt
»Die Wohnung gefällt mir —- aber
die Küche ist mir zu duntel! Da
müssen Sie schon noch mit der Miethe
etwas heruntergehen!«
»Was Jhnen einfällt! Glauben
denn Sie« daß die Küch’ heller wird,
wenn Sie weniger zahl’n?«
criainelle Erklärung
Hausfrau: »Warum haben Sie
denn Jhren Schatz abgeschasst, Lina?«
Köchin: »Ach, Madame, der wollt
sich ja nur immer satt essen bei mir;
sobald er sich dicke gegessen hatte,
machte er sich dünne.«
Treuer-zip
Tochter des Hauses (zur Köchin):
»So, so, Lene, also Jhnen hat mein
Bräutigam aus den ersten Blick ge
sallent
Köchin: »Jawohl, gnii räulein, t
hah’ mir denkt, wie ich hn g'feh'n
hat-X diis muß a rechts aufs Ludki
el.'«
Falsch unstet-It
Richter: »Sie haben dem Daher
miiller rechts und lints Ohrseigen e
aeben, das gestehen Sie ein« Hasen
Sie noch etwas hinzuzufügen?«
Angellagtm »Nein; ich denke, sit
werden ihm genügen!«
Der gelehrte Die-nec
Herk Czum neuen Diener): »Dein
gen Sie mir mal aus der Bibliothec
die Gedichte von Schiller und deine.
Sie wissen doch, was ich meine?«
Diener: »Gewiß, gnädiger here-,
Sie meinen die rothen und die schwar
zen Bände: ich kenne alle Klassiker
auswenbig.«
un f· besse«
Regisseur «Jhr Lustspiel ist ganz
gut,»nur müssen Sie einen Akt strei
check
Dichten »Aber bete Regisseur. es
ifi ia nur ein Eingtiek.«
Regisseur: »Auf nichts, um so
dessen«