postlagernde Briefe. Novellette von Julius Keller. Mit diisterer Miene stand Arthur in dem Dunkel des Hausthores und starrte hinüber nach dem Postarnt 66, aus dessen Thiir soeben eine schlante Mädchengestalt langsamen Schrittes auf die Straße trat langsam und zögernd, wie in tiefem Sinnen, und dabei ruhten die Blicke ihrer blauen Augen mit dem Ausdruck lebhaftesten Interesses aus dem Brief, den sie in den zierlichen Händen hielt. War es wirklich nur lebhastes Jn teresse, das aus ihren Augen sprach? Arthur strengte seine Sehnerven Fuss äußerste an, um es zu ergrün en . . . . Aber nein, nein! Trotz allen Flim merns, trotz aller fieberhaften Erre fung die sein inneres Gleichgewicht tötte und seine Beobachtungen beein lußte, er sah recht: das war nicht nur Interesse, das war« mehr, weit, weit mehr, das war Sehnsucht, Be gehrlichieit, Liebe, Leidenschaft. Heiß wallte es in dein eifersüchtigen Jüngling auf, und seine langen Fin ger lrarnpften sich zusammen . .. Wie langsam und gemachlich sie dahin schwebte — ohne jede Hast, ohne jede Eile, ganz in Gedanken versunken . .. in siisze Träumerei! Ha! Warum auch nicht?!! Hatte sie doch teine Ahnung von dem jungen Mann in der dunllen Ecke, von dein leidenschasterregten Be obachter, der in verzehrender Qual dort stand und sie mit heißen ver zweislungsvollen Blicken verschlang. Sie holte postlagernde Briefe. Schon vor acht Tagen hatteer diese bedenkliche Thatsache festgestellt, und heute sah er es mit eigenen Augen zum vierten Male... Jn acht Tagen vier Briese . . . Entseßlich . . . Sie war ihm als der unschuldvollste Engel un ter allen reichshauptstädtischen Tu gendrosen, als die duftigste Blüthe in dem reichen Kranze jungfräulicher Schönheiten erschienen. Und nun ent uppte sie sich als Stammgast des Zostamts 66l Als ständige Empfän erin postlagernder Briese . .. O! an weiß, was das zu bedeuten hatt Arthur war ein bescheidener, ja so gar ein schüchterner Jüngling. So be scheiden und schüchtern, daß er es noch immer nicht gewaat hatte, der im stil len Angebeteten seine Gefühle kund zuthun... Aber mußte sie sie nicht ahnen?... Hatte sich nicht ein gehei mes Band der Sympathie gewoben von ihm zu ihr, das sie ahnen lassen mußte wie es urn sein Here stand? .. Gewi , gesprochen hatt-e er noch nicht von seiner Liebe . .. Mit leinem Worte htatte er ihr verrathen, daß sie es ihm angethan fiir alle Zeiten, daß nhr nicht nur sein Herz. sondern auch seine Hand — diese nach dem Ableben seiner numehr achtzigjährigen Tante Amalie nicht unbe üterte Hand! — gehären sollte!... ächon lange hatte er ihr alles gestehen, hatte er ihr seine hoffnungen und Entwürse enthüllen wollen... Aber immer hatte ihm im entscheidenden Augenblick der Muth dazu gefehlt... Wenn sie ihn mit ihren großen, unschuldsvollen Kinder augen so unsäglich naiv, voll kindli chen Bertrauens angeschaut... Und nun war alles Lüge! . .. Die un schuldsvollen Augen lesen —— sie lesen postlaqernde Briesel . . . Diesem unwiirdigen Zustand mußte er ein Ende machen·.. Er fühlte, daß er in dieser Stunde den Muth dazu haben würde... Er wollte sie stellen... er wollte eine Frage an sie richten, eine entscheidende Frage... sie sollte Farbe betnnen. Jn wenigen Minuten hatte er sie eingeholt... Der usall schiert ihm günstig . .. Es war till und ganz ge eignet zu einer kurzen, bedeutsamen Aussprache aus dem weiten, partähn lichen Platz. Fräulein Erna!« Er hatte sich trampshast bemüht, seiner zttetstnden Stimme Festigleit zu verleihen. Freilich —- ohne rechten Er folg. Ein gut Theil der inneren Er regung bibberte doch in dem äußerlich schneidigen Ton. « Sie schrat leicht zusammen und wandte sich um·.. Dann blieb sie stehen, und er bemerlte, wie ihre zit ternde Hand den Brief in der müh am aufzusindenden Rocktasche ver chwinden ließ. »Ah!... Herr Arthur!... Sie?« »Ja, Fräulein Erna... Jchl Das hätten Sie nicht erwartet. Aber« — seine Blicke hafteten durchbochrend auf ihren Gesicht-»ich hatte auch auf dem Postamt zu thun." Teufel! Daß die großstädtische Be leuchtung hier gerade so kläglich ver sagte. Er tonnte taum erkennen. ob sie roth oder bleiß wurde· oder was sonst in ihren anmuthigen Zügen sich malte. Rasch suhr er fort: »Jamm, ich hatte aus dem Poltamt xu thun. Freilich». postlaaemde Briefe empfange ich nicht ich n i ch t!« Jn wahrhaft imponirendet Haltung stand der erregte junge Mann vor ihr, und aus seinem Ton sprach je t anz deutlich eine gewisse Dosis Ittltcher Entr"ültung. Aha!... Sie war betroffen -— fast peinickn Sie senkte das Haupt vor hin und flüstette: »Sie haben -«—- gesehen?«... »Ich habe, Fräulein Ema Und ich will ossen und ehrlich, nicht hinter haltlg und versteckt lein. Jch habe in det abgelaufenen Woche viermal ge lehen, viermal, Fräulein Ema, daß Sie —-— ich btin es taumiibet die Lippen --» da Sie poltlagernde Neiele in Empfang nahmen« Nun bob sie pldlslich den Kopf... Eine Iiizn Veränderung schien in ihr vor uge Das war keine Berle en eit, tein scheuesVchuldhewußk fein, das ihm jetzt aus ihren Blicken entgAgenblitztr. Herr Bern... Sie-—Sie haben mir nachspionirt?« »Es ist ein hattet Ausdruck, Fräu lein Erna.. Aber immerhin. . . nen nen wir es so... Doch nicht aus roher Neugier, nicht aus rassinirtem Interesse» . nein! Es war ein über mächtiger, innerer Zwang, der mich dazu veranlaßte» Und solcher ist es auch» Fräulein Erna, der mich er muthigt, Sie nun ohne Weiteres ent schlossen zu bitten: geben Sie mir volle Klarheit! —- Sagen Sie mir . .. wel cher Art sind diese postlagernden Briefe?« · Wie sie ihn nun wieder ansah! . .. War es Empörung, Zorn, Spott, huschte es nicht wie verhaltene Heiter ieit über ihre lieben Züge . .. Gott! Wenn’s doch hier nur ein tlein bißchen heller wäre! ! Ungcherey ileinlaut, aber von hei ßem leherr durchbebt klang seine Stimme, als er wiederholte: »Ich bitte, Fräulein Erna, ich be schwöre Sie... sagen Sie mir alles .. . Was ist’s mit dieser postlagernden Korrespondenz?« Ja, sie war zornig, emporr . . Denn mit einer Energie, die er dieser stillen, blonden Schönheit nimmermehr zuge traut, tlang es von ihren rosigen Lip ven: »Herer Wem-mit welchem Rechte wa en Sie das u fragen?« un gab es ein Zurück mehr für ign. Er trat tühn entschlossen dichtu r heran und sliisterte in leidenschaf,U - licher Erregung: »Mit dem Rechte eines Mannes, der Sie liebt, wahr und innig liebt, mit dem Rechte eines Mannes, der Sie zu feinem Weibe machen und aus Händen tragen will« . . . »Herr Arthur... ist das-— ist das wirklich —- Jhr Ernst?« »Glauben Sie, daß mir in dieser verhängnißvollen Stunde spaßhaft zu Muthe ist? Wer weiß, wie lange ich dieses Geständniß noch scheu in meiner Brust verschlossen hätte— jetzt mußte es heraus... Und nun ent scheiden Sie!« Da stand sie wieder verlegen und verwirrt vor ihm und suchte nach Worten... Und doch!... Ein uner tliirliches Etwas ließ ihn siihlen, daß sie glücklich war.-. Rasch ergriff er ihre Hand und sprach weiter: Fräulein Erna. . . Fassen Sie Muth, sagen Sie mir alles... Viel-: leicht ist es gar nitch so schlimm . .. eine harmlose Kinderei. Ein Bube der Sie irregeleitet, und den ich züch tigen werde!« Sie sah ihn glückselig lachend an »Herr Arthur.. Herr Arthur wie nett das von Jhnen ist« wie nett«. ,,«’friiulein Erna . .. geben Sie mir den Bries.'« Sie nickte entschlossen . . . dann ne stelte ihre Hand in der Tasche umher und zog endlich einige zertnitterte Briese hervor, die sie ihm reichte... Es waren alle vier . . . Er trat unter die nächste Laterne und unterzog die verdächtige Korre spondenz einer gründlichen Musterung. Lächelnd stand sie dabei-und sah ihm zu. .. Böllig rathlos starrte er sie an, als das bedeutsame Geschäft beendet war. ,,"friiulein Erna... was soll das nur heißen? Lauter leere Bogen .. ltein Wort darauf. .· und wenn mich nicht alles täuscht» .die Adressen Phre eigene handschrist.. . ich tenne doch ganz genau aus den Tanzj larten. .Sie haben. .mit sich selbst » torrespondirt?« ’ Sie neigte wieder das Haupt. i »Ja —- Arthur.« ! »Und warum — warum das, . Einsi« . . . »Denten Sie ein bißchen nach-— vielleicht stillt’s Jhnen ein... Glau ben Sie wirllich, daß ein Mädchen so dumm wäre, Sie selbst aus die Spur zu führen, wenn Sie postlagernd Briese von . .. von anderen empfängt? Habe ich’s denn wirklich nicht-— gar zu deutlich emachti« Noch einen l ugenblick starrte erste an... dann schlug er sich mit der Hand vor die Stirn. »Himmel! Jch Esel bin in die Falle gegangen! . .. Wie konnte ich nur? . .. Sie haben ja meinen Argwohn erst fürstlich geweckt-» Sie haben mich beim ersten Male förmlich nach dem Postamt gelockt.« »Arthur!... Sind Sie mir böse?. Es war nur eine kleine, unschuldige Mädchenlistt«. Sie waren aar zu schüchtern —- sträslich bescheiden· .. Jch glaube, wir wären alt und arau ; geworden, bevor Sie den Muth aesun den hätten, zu sprechen... Na, da vurste man doch schon ein tlein biß Hchen nachhelfen... Aber ich schwöre Ihnen: es soll gewiß nicht wieder vortommen... Einmal postlagernd Ilorrespondirt und —— nie wieder!« ; ,,Erna!!... Sie willigen ein?« » Ohne ihre Antwort abzuwarten, Tzog er sie an seine Brust und legte ihren Arm in den seinen. Gottlob. daß es hier draußen nicht gar so hell war».. Praktisch. Examtnator: »Was werden Sie machen, wenn eine Operation durch aus nothwendig ist, Sie aber start »daran zweifeln, ob der Patient die Operation wird aushalten können?« J »Ich werde ihn voraus bezahlen stassen.« Peter Klapp’5 Ende. (Eine Aneldote mit tragischem Schluh von Maximclian Fuhr m a n n. Ende der Achtziger Jahre war in den össentlichen Anlagen der Stadt M. ein ergranter, durch seine assenähn liche Häßlichleit aussallender Aufseher angestellt, der sein Amt sehr streng wahrnahm und sich in seinem grünen Reich wie ein kleiner Despot fühlte. Zwar mit den Invaliden und Grei sen, die an sonnigen Tagen aus den Bänken saßen, die Köpfe zusammen steckten und mit den Stöcken Figuren in den Sand zeichneten, stand er auf lameradchastlichem Fuße, und auch gegen die Kindermädchen mit ihrem krabbelnden, lrähenden Anhang zeigte er sich, weil er sie als ein unvermeid liches Uebel ansah, noch ziemlich gnä dig; ja manchmal ließ er sich sogar herbei, durch ein dohendes Zusammen ziehen der buschigen Brauen oder plötz liches Erbeben des Stockes bei unarti gen Kleinen den so gesiirchteten Bock zu heilen. Ganz anders aber verhielt er sich gegen die Schuljugend, die in Nomadenschwärmen nach Schulschluß die Anlagen auszusuchen liebte. Täg lich konnte man das Schauspiel erle ben, daß der irummbeinige Alte unter ingrimmigen Verwjinschungen Knaben und-Mädchen über den Rasen verfolgte, und wenn er ihrer habhaft werden konnte, schlug und zauste er Schuldige und Unschuldige so kräftig, daß Be schwerden entrüsteter Eltern nicht aus blieben. Leider war es schwer, dem Peter Klapp, so hiefz der Aufseher, begreif lich zu machen, daß er Personen, die trotz der Warnungstafeln den Rafen betraten, Blumen abpflüclten oder an deren Frevel verübten, zwar anhalten und unter Umständen sogar arretiren dürfe, daß aber das Recht der Abstu fung in allen Fällen einer höheren Jn stanz vorbehalten bleiben müsse. Dazu lam, daß die Jugend ej häufig dirett darauf anlegte, den Aufseher zu ärgern und zu tränken· Er wurde dadurch verbittert und ließ sich immer wieder zu Gewaltthätigteiten hinreißen. Einst, als er hinter einem Busch aufpaßte, bemerkte er einen besser ge lleideten großen Knaben, der, um sich den Weg abzulürzen, über den Rasen bummelte und dabei noch die ungeheure Frechheit besaß, mit seinem Spazier stöckchen den überall wuchernden Gän seblumen die Köpfe abzuschlagen. Klavp wartete aus guten Gründen, bis der Ahnungglose an seinem Versteck vorbei wollte, packte dann an und zwängte den Knaben zwischen seine Beine, um ihm ohne voraufgegange neö Verhör auf die fchmerzhaftefte Weise mit seinem harten Eichenftocl die Hosen nachzumesfem Die junge Frau des Gehleimen Kommerzienrathg Wagenfchniidt war Zeugin des Vorsalles. Sie hatte sich den neuesten Roman der Eschstruth aus der Leihbibliothel geholt und aus Begierde, sich in den Inhalt zu ver len, verleiten lassen, einige Minuten auf einer öffentlichen Bank Platz zu nehmen. Jn dem Angenblict, als sie sich wieder erheben und weiter gehen wollte, fah sie einen verwilderten Haarmenschen aus einem Busch sprin gen und über ein um Gnade betteln des jüngeres Individuum herfallen. Jn der festen Meinung, daß es auf Mord und Todtchlag abgesehen sei, flüchtete sie davon und erreichte eben noch, wo ihre Kräfte schon zu versagen drohten, todtenbleich und zitternd, die nahe Villa einer befreundeten Fami lie. Fieberische Erscheinungen und große Mattigkeit in den Beinen waren in den nächsten Tagen die bellagens werthen Folgen des Schweif-. Der Kommerzienrath gerieth in Wuth und beschwertesich persönlich in heftigen Worten bei dem Bürgermeister über das Monstrum von Aufseher, den man doch lieber heute als morgen zu allen Teufeln jagen sollte. Nun handelte es sich bei Klan um einen Angestellten, der über ein Men schenalter im Dienste der Stadt gestan den hatte, der einunddreißig Jahre hindurch als städtischer Gärtner mit gleicher Nüchternheit und Treue ge pflanzt, gejätet und Mist getarrt hat te, und dem man, als er hierzu zu steif und alt wurde, die leichtere Aufseher stelle gab, die er nun im fünften Jahre inne hatte. Dem mit der Erledigung des Fnl les beauftragten Senator wider strebte ies den abgearbeiteten Mann siir feine iVersehlung die doch wieder einensiern lPslichttreue sehen ließ, einfach aus die sStraße zu setzen. Er schickte ihn des halb mit sich selbst noch unschlijsia, vorläufig einmal dem tädtischen Ver strauensarzt Dr Gabriel zu, damit jdieser ihn aus seinen Geisteszustand untersuche H Der Doktor, ein ehr tüchtiger Ana tom, interessirte sich weit mehr siir die ’törperlichen Abnormitäten des Klapp als siir die ihm gestellte Ausgabe Er sah den Aufseher um Messungen an ihm vorzunehmen, verschiedentlich in seinen Sprechstunden, schickte die At ten aber chon nach vierundzwanzig Stunden zurück. Er erklärte in seinem Gutachten, daß Klapp aus ihn den Eindruck eines geistig Völlig gesunden Mannes ge macht habe. Wenn trotzdem Exesse von ihm begangen seien, so läge es nur da iran das Leute seiner Stellung theils »durch den Unverstand des Publikums, theils durch den Muthwillen der Ju gend verärgert würden und mit den Jahren alle Untugenden alter Ketten hunde annähmen. Der Senatoy der nun entcheiden sollte, fand das Gutachten zu allge mein gehalten und recht flüchtig hin geworfen. Da er den Alten aber eben falls nicht in’s Unglück stürzen mochte, verfügte er, nachdem er eingesehen hatte, daß Klapp für ein anderes Amt von »gleichem Range und Gehalt« nicht in Betracht kommen konnte, feine Pensionirung wegen »Bifsigkeit« unter Anrechnung aller seiner Dienstjahre. Wenn Peter Klapp sich nun auch über inhumane Behandlung durch die Stadtbehörde nicht beklagen konnte, so fühlte er sich doch zur Unthätigleit ver urtheilt und in feiner räucherigen Gasse mit einmal von jedem frischen Lufthauch abgefchnitten, höchft unzu frieden und unglücklich. Was er sonst nie gethan hatte, wie derholte er jetzt Tag fiir Tag; er ging in die Schenken und kam meist mit ei nem tüchtigen Schießer spät in der Nacht heim. Seine Ehehälfte hatte nun ebenfalls fchwere Tage, und häu fig klagte sie vor den Thüren der Nach barinnen iiber das veränderte Wesen ihres früher so nüchternen und foliden Mannes. Eine Frage machte ihr die größte Pein. Woher nahm Klapp das Geld zum Vertrinlen? Die Pension ging bis zum letzten Pfennig durch ihre sparsame Hand, und zur Unredlichteit hielt sie ihn nicht fähig. Das Räthfel war einfach nicht zu lösen, sie mochte grübeln, so viel sie wollte. Da kam ihr eines Abends, als sie allein saß, der Gedanke, daf-, Klapp auf seine alten Tage noch in das Netz eines gewissen losen Frauenzimmers gerathen sein konnte und aus dieser Quelle Geld er halte. Dieser Einfall wirkte auf ihr Ge hirn wie ein Dorn, der unter der Haut Eiterungen erzeugt. Die Eifersucht machte sie wahnsinnig, und eines Nachts, als Klapp wieder üoer Mitter nacht ausblieb, erhängte sie sich an ei nem Pfosten des gemeinschaftlichen Bettes-. Als der Lluffeher bald darauf nach Hause tam und seine vernachlässigte Frau todt fand, fiihlte er fo bittere Reue, daß er einen zweitenStrick nahm und sich an anderen Ende des Bettes ebenfalls auftuiipfte. Die fchauderhafte Tragödie lief gleich nach ihrer Entdeckung durch die ganze Stadt und brachte die Menschen« in große Bewegung. Ein halbes Dutzend reitender Polizisten hatte Mühe,. vor dein Klapp’schen Hause Luft zu schaffen und das gaffende Voll in die benachbarten Gassen abzu drängen. Während Frau Klapp ein bürgerli ches Begräbniß erhielt, wurde die Lei che des pensionirten Aufseherg nach der Anordnung des herbeigeeilten Dr. Ga briel in eine Holzkifte gepackt und spät in der Nacht abgeholt. Peter Klapp hatte feinen Leichnam der Anatomie verschrieben. Aus die sem Geschäft, von dem feine Frau nichts wußte, staminte das Geld, das ihm und einer fchuldlofen Frau den Untergang brachte. Die Psettspitze von can Ber nardtno. Zu den merkwürdigsten Wahrzei chen von Gegenden in unserem großen Lande gehört jedenfalls dasjenige, welches das schöne San Bernardino Thal in Südcalifornien aufzuweisen hat; ja dasselbe ist wahrscheinlich das einzige seiner Art, das irgendwo exi stirt. Es ist hoch oben am Abhang des Sierra Madre - Gebirges zu sehen, etwa zehn Meilen nördlich- von Sau Bernardino, und besteht eigentlich nur aus einem leeren Raum inmitten hoch ragender Wälder; aber dieser leere Raum hat die genaue Gestalt einer riesigen Pfeilspitze und bedeclt über 20 Arres. Man tann dieses wunrerbare Naturspiel in der klaren Luft schon aus einer Entfernung von 40 engli schen Meilen wahrnehmen, wenn man sich an einer günstigen Beobachtungs stätte befindet. Die Pseilspitze steht wie eine Schildwache über dein Thal, in das sie hinabdeutet. Natürlich ist, wenn man eine solche Erscheinung gewahrt, die erste Frage die nach ihrer Entstehung Schon oft gestellt, hat diese Frage niemals be antwortet werden tönnen· Soweit die Berichte, einschließlich der mündlichen, gehen, niusz dieses Wahrzeichen min destens anderthalb Jahrhunderte alt sein. Es wurde eben ein Naturspiel genannt; indeß halten es die Jndianer und viele Mexitaner siir ein Gebilde von Menschenhand, wenigstens unter der Mitwirkung von Menschenhänden entstanden, und es find zwei Legenden darüber verbreitet. - Die eine dieser UeberlieserungenE steht mit heißen Quellen in Verbind dung, welche am äußersten spiyenj Ende jenes Raumes sprudelten und schon seit Generationen wegen deri Heilkraft des Wassers einen Ruf ha ben. Früher pilgerten Jndianer selbst Hunderte von Meilen weit hierher, um in diesen Quelle zu baden. Die Mexitane nun erzählen, vor vielen Jahrhunderten habe ein india-. nischer Krieger diese Quellen und ihre’ Heilkraft zuerst entdeckt, und damit Alle, auch die von weiter Entfernung i Kommenden, leicht den Weg zu den »Wassern des Lebens« fänden, sei in einem Rath der verschiedenen Stämme beschlossen worden, die Stätte auf irgend eine auffallende Art zu bezeich nen. Auf den Vorschlag einer schönen Häuptlingstochterhabe man fich dafiir entschieden, die Gestalt einer gewalti gen Pfeilspitze hierfür zu wählen; man habe dieselbe dadurch hervorgerufen, daß man auf den betreffenden Raum gewisse giftige Sträucher angepflanzt habe, die man von weither zusammen fuchte, und die, nachdem sie einmal Wurzel gefaßt, schließlich alles andere pflanzliche Leben auf diesem Land ftiick zum Aussterben gebracht hätten; dann seien sie selbst ausgerottet wor den, und nur der öde Raum sei ge blieben. Das erklärt allerdings nicht, weshalb er nie wieder den Charakter der Umgebung erhielt. Dagegen spricht eine romantifche Jndianersage von zweiKriegern des Coahuila-Stammes, welche um die Gunst der Häuptlingstochter, die nicht anders zwischen ihnen wählen konnte, einen Zweikampf auf Leben und Tod ausgefochten hätten, und zwar mit Pfeil und Bogen. Der Sieger habe den Pfeil aus der Brust des getödteten Widerparts gezogen und in die Luft abgefeuert; der Pfeil sei gerade am oberen Ende der Heilquellen niederge fallen, habe hier in wunderbarereWeise Wurzel geschlagen, und der Große Geist habe eine ausgedehnte Fläche die Gestalt des Pfeillopfes annehmen lassen. Capt. Jefferson Hunt, der vom Mormonenapostel Brigham Young als einer seiner Späher aus-gesandt wurde, um die Pacifickiiste im Hinblick auf Besiedelung durch die Mormonen auszuforschen, war muthmaßlich der erste Weiße, der dieses eigenthümliche Wahrzeichen erblickte (1847). Das herrliche Thal unterhalb desselben machte einen tiefen Eindruck auf ihn, und er erzählte seinem Auftraggeber am Salzsee von diesem fruchtbaren Lande und von dem Kennzeichen, wel ches in dieses Thal Eden hernieder deutete. Young war schon von der Erzählung ganz entzückt und sandte eine Partie feiner Leute dorthin, um Vorkehrungen fiir die Gründung einer Colonie zu treffen: sie sollten unaus gesetzt suchen, bis sie die Pfeilspitze er blickten, und dann wüßten fie, daß fie am gelobten Land feien. Aber dazu mal war das keine leichte Sache! Mo natelang suchten sie vergebens über Wüsten und Berge; Menschen und Thiere ftarben dahin; schließlich brach Meuterei unter den Ueberlebenden aus und sie trennten sieh in zwei Gruppen. Die eine derselben kam im »Todes that« um —- daher stammt der Name dieser Tiefwüste —- die andere aber er s reichte endlich die Stätte, nach furcht s baten Leiden. Doch ist hier kein Mor monenreich erstanden. W Untern-umpr an einer Stadt im fernen Westen von Amerika erscheinen zwei Zeitun gen. Die Chefredalteure der beiden Konturrenzblätter führten in den Spalten der ihnen anvertrauten Or gane einen erbitterten persönlichen Fe derlrieg. Der eine spielte eines Tages lan die frühere Laufbahn feines Kol I legen vom Kleistertopf und Scheere an und schrieb in seinem Blatte: »Was unsern Kollegen von der ,,Abendpost« betrifft, so fragen wir, was ist von einem Menschen zu erwar ten, der fünf Jahre lang von Thiir zu Thür zog mit einem Affen auf der Schulter und noch dazu mit was für einem scheußlichen Affen!« Der Chefredalteur der »Abendpoft« leugnete die Thatsache nicht, sondern schrieb in der nächsten Nummer: »Unser Kollege vom »Abendtele graph« behauptet, wir wären fünf Jahre lang von Thiir zu Thür gero gen mit einem Affen, und zwar mit ei nein ganz scheiißlichen Affen, auf der Schulter. Die Sache ist vollständig richtig. Wir haben früher diesen Be ruf ausgeübt. Aber es setzt uns in hohes Erstaunen, daß der Affe ein so vorzügliches Gedächtnis; hat.« --.--—— Aus den Wolken gefalle-u Herr Plumboom, der als Provinz ler nicht weiß, hei seinem Aufenthalt in Berlin geselligen Anschluß zu fin den, steht, wie er’g zu Hause gewohnt ist, zum großen Aerger des Gasthosszs personalg schon vor Tage ans und durchstreift die menschenleeren Stra. ßen in der Hoffnung, mal jemanden seiner Bekannten, deren Adressen er vergessen hat, zu heaeanen; und nun sagt plötzlich hinter ihm ein kleiner Bäckerjunae seinen Namen und fragt mit Pfissiaem Gesicht nach seinem Be sinden. Plumboom ist außer sieh vor Freude und fragt, woher ihn denn der Junge kenne. s— »Wenn Se mir wat schenken, sag’ ichs Jhnen«, erklärt die ser. —- »Hier, mein Junge«, sagte er und schenkt ihm eine Mart. —-— »Wie ick in’n jrienen Boom de Schrippen brachte, sagte der Hausknecht, ick soll Jhn’n mal nachjehn un Jhn’n sag’n, daß Sie morgen frieh nich widder det Trinkjeld verjessen sollen.« —- »Min rabler Bengel!« Erst das Geschäft, dann das Vergnügt-. »Gehst mit auf ein Glas Pieris« ,,Thut mir leid, will gerade um ein reiches Mäd en anhalten.«' »Da hast u Recht, das Geschäft geht oor.« Bosheit Gattin (aus der Zeitung vorle lend): ,,Mäuse sind große Freunde von Musik und folgen ihr, soweit sie nur tönnen.« Gatte: »Du, das schneide aus,das werde ich der Dame schicken, die über uns wohnt.« Getroffen. Gast: »Für was halten Sie mich denn, daß Sie mir dieses Hundefutiet vorsehen?« Wirth: ,, iir einen großen Geist, der sich über lles hinwegsetzt.« Gast: »Das ist etwas Anderes.'« Schlau. »Warum gehst Du so spät aus dem Wirthshaus?« »Meine Frau hält ihre Gardinen predigten immer bis in die Früh, je später ich also nach Hause komme, desto kürzer sind sie.« f Nener Kredit. Baron: ,,Apropos, Jeans, haben Sie noch Schulden bei Jhrem Schustertz« Diener: ,,Jawohl . . . zwanzig Mark.« Baron (sireng): »Die müssen Sie sofort bezahlen! Jch will mir nämlich bei dem Kerl auch ein Paar Stiefe; machen lassen!« Schöne Aussicht »Sie kommen von der Versamm lung der FrauenrechtlerinnnenZ Jst sie denn schon aus-W »Ach, gar keine Spur, aber nun ist Beginn der Debatte, und von den 89 anwesenden Damen haben sich 88 zum Worte gemeldet!« Summarisch. »Wohin denn so eilig, lieber Freund?« »Zum Juwelier und zum Klavier stimmer . .. meine Frau und ihr Kla vier find verstimmt.« Unnöihige Frage· »Ich bin wirklich neugierig, wann Du Deine Schulden bezahlft?« »Und das fragst Du mich, Onkel?!« « Im Auskunfts:Bitrcan. »Ich möchte mir gerne über meinen künftigen Schwiegervater einige Aus künfte einholen.« »Das heißt wohl, mich über fein Einiünfte ausholen?« Vor-sorglich. A.: »Du hast nun so lange gespart, um Dir ein Automobil kaufen zu tön nen, und nun bestellst Du Dir doch teins.« «« B.: »Ja, jetzt spare ich vorerst noch für die Leute, die ich überfahrew 1Verde.« - Gute Aussicht Sommerfrischler (der im Alpen hotel eine Beschwerde einirägt): »Ja, werden denn die Beschwerden vom Chef auch gelesen?« Lberlellner: »O freilich!... Der bat ja den ganzen Winter nichts zv thun!« i i Gutmütllig. »Herr Kommerzienrath haben also nicht dem Baron Gleichlvitx. sondern dem Herrn von Trollheim Jhre Toch ter egeben?« »Za, ich hatte mich iiber Beide er kundigt, und der Trollheini branri)1’s nothwendiger!« Rndfalprersprachr. A.: »Man sieht Dich ja jetzt immer mit Deinem Freunde Müller per Rad aussahren.« B.: »Ja, wir haben enge Kamerad lerschaft geschlossen« Radler (1nit einem jungen Fräulein riet Tandem fahrend): »Wie mär’ es ; denn, Fräulein Paula, wenn wir uns Tbeide heiradeln thaten?« Bei der Jnspiziknaip Offizier: »Wie beißen Sie denn?« Gemeinen ,,..«Hnber Ossizien »Und wag treiben Sie zu - Hause Z« Gemeinen »Schweine.« Anstielitiq. Tochter: »Aber ich toill noch nicht heirathen —« ich möchte lieber noch viel lernen!"« Mutter: »Das ist nicht nöthig, die Mast-riet möan so gesckeite Frauen aar nicht-« Tochter: »Ja, Du glaubst immer, es sind alle Männer wie der Papa!« StichlisckL Sachse lin einen Liqueurladen im Riesenaebirge eintretiend): ,,Geben Se mir enne Flasche Stoncsdorfer Bit teil« Verläuferim »Ein-e ganze-« Sachse: »J« nu, ganz mechte se schon sein, ich will se nämlich mit hohen nach Dräsen nehm’. « Ein Etzgauuer. Kellner (einen Gast an der Thiik einholend): »Sie haben vergessen das Essen zu bezahlen, mein Herr. « Gast: ,,Parvon, ich bin oft so zer streut; hier ist das Geld!« lNachdem der Kellner sich entfernt hat, siir sich): ,,Bin ich froh! Ich dachte, er wäre mit nachgelaufen, weil ich den silbernen Löffel einge- « steckt babe!« -