Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 04, 1905, Sweiter Theil., Image 11

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    J Wam- Hclkreibkbtikf von s
Isizzik kankgtkngpL ·
No.166. De
anneve Dag
sitz ich« ganz
gemichvlkch an
die Frank
pohttfch un.
hen es wenig
Ktohfcheing
gedahn —- mer !
muß doch eb
bes duhn for
die Zeit zu iille —- un do hen ich
ganz in e Distenz gesehn, daß uff die
Rohd e Buggv mit e paar Felletsch
drin komme is. Sie hätte not emol
sehn solle, was die for en Dost uffge
tschehst ben! Jch hen zu mich gesagt
was wet’n denn das for Kameelet
fein. Wie Se e wenig näher sin
komme, do deni ich, was die Kränk,
das guckt ja beinah wie mein alt-«
Schoofsioops Wedesweiler’n, komm
emol autfeiU hen ich gehallekt un in
e Seckend is die Wedesweiletn an die
Pohttsch gewese. O, mei, was host du
mich geschiehrt, hot se geagt, ich hen
chuhk gedenkt, das Haus wär an
Feier. Was is denn die Mätter? Do
is auch schon das Buagy vorgefahte
un was wer’n Se denke, der Mel-es
weiler un der Philipp, was mein Hos
band is, sin erans getschumpti Jch
kann Jhne sage, ich hen mich gefreut,
wie alles. Wann mer den alte Mann
so lang nit gesehn hat« do duhis eim
doch gut, wann er so ganz uneckspeck
tet uffchohe dubt. Die Wedegweilern
hat auch geschmeilt wie alles-; awwer
ich muß sage, die zwei Felletfch hen
auch zu schön ausgeguctt; jeder hot en
neue helle Autingsuht gewohte un Seh
lerhätis, ei tell jub, se wate rehgeller
Sports. Well, wie mer iwwer die
etschie Begriißuna enaug ware, do
hot der Philipp gesagt: »Seh, Mauer,
ich hen awwer en Dorscht, daß ich’s
sascht nit mehr stenoe tann.'« Jch hen
ihn e Kimmelche gewwe wolle, awwer
er hot gesagt, das deht die Bill nit
fülle. Er wär froh, daß er dazu ge
tend hätt. Er is dann zu das Buggh
gange un hot e Backs erausgeholt un
deute Se emol, die Backs is voll von
Weinbattels gewese! Jsch hen gleich
genothißt, daß es en guter Brand war.
So schnell wie der Blitz, hen ich vier
Battels an Eis gehabt un wie der
Wein talt genug gewese is, do hen mer
uns awkver einol diesent gelabt un ich
hen so munterche gefühlt wie e junges
Eselche oder wie met uss deutsch sage
duht, wie e Springtchiclen. Die Kids
sin erhei tomme un Se lönne sich
denke, daß die sich auch gefreut hea
wie alles. Der Philipp hot en ganze
Peil Kandie sor hie Buwe mitgebracht
un das hen se arig gegliche. Es hot
noch keine halwe Stand genomme, do
ben se all e Bellereht gehabt, dasz leins
von se hot streht stehn tönne. Das
war e Picknict, ei tell juh! Jch hen
jedes e wenig Kimmel gewwe un das
hot’s for e Zeitlang gesettelt. Der
Wedesweiler bot sich bis jetzt nur mit
seine Alte beschäftigt un hot se dau
send Kwestchens gefragt, wie se fühle
deht, oh se gut schlose könnt un ob se
gute Eppeteit hätt un so sort. So
ebbes macht mich sich Die Wedeswei
lern hot ausgegurtt wie ’s Lewr. hot
Backe gehabt wie en Trumpeter un do
denk ich, is es suhlisch, wann mer do
auch noch so lrehsige Kwestschens frage
ruht. For Pittiesehls, hen ich gesagt,
Jhr duht ja grad äalte, als wann Jhr
Euch in vergehn Jahr nit mehr gesehn
hätt. Jch seue mich ja auch, dasz mein
Alter da is, awioer bieselwe Zeit tann
ich doch nit so sillie sein. Das hot se
keinder möhb gemacht un die Wehes
weilern hot e Riemal gemacht, die ver
geß ich sie nit un wann ich noch siwwe
hunnert Jahr lewe. Se hot gesagt:
»Newwer Meind. Lizzie, hot se ge
sagt, wann mir emol so alt sm wie du
un der Philipp, dann sin mer mehbie
auch nit mehr so sillie.« Sehn Se,
das hätt se nit zu sage brauche; wies
viel junger is ie oenn wie ra« nocy
keine drei Jahr! Jch denke, es guckt
nit schön, wann mer feine Freindin
ihr Alter einrobbe duht. Jch hen dann »
den Philipp mit unsere Ländlehdiei
elwehnted gemacht un die hot gedenkt,
es wär en arig feiner Mann, wo ich
praut fein könnt, awwer er hött auch
e arig feine Frau. Der Philipp hot
arig gefühlt un hot die Lehdie feines
Schnuffbacts hingehalte un fchuhr ge- !
nug hot fe auch en Schnuff getäctelt.i
Mer hen e arig gutes Dinner gehath
un nach dem Effe do hen sich vie Menn- f
fohls in den Schehd ins Gras gelegt
un hen en Näpp genomme· Jch hen
auch e wenig dusselt, awwer die Kids
hen nit get-u elt. Die ware all die
Zeit bissig. Eins von vie Farrnersfchs -
tids hot den Philipp fene Schnuffbackd
efunne, wo ihn aus fei Packet ge-.
alle war un unsere Buwe hen dann
demanftrethtet, was mer mit den
Schnuff duhn duht. Off Kohts hen
fe all en Schnuff getäclelt un fe hen
sich gefreut wie alles, wie se fo hen
fehniefe müsse. Do hot eins von die
Farnierchbeus en Eidie kriegt. Se fin
mit die Schnuffbacts in den Kauftall
gange un hen jede vonv die Laus un
vie hohrfes un auch die Mai-, wo
gleich newe dran gewohnt hen, en
Schnuff in vie Nod gepuscht; dann sin
fe fort gelaufe. Uff emol wach ich von
: fchrestliches Neus aus mein Schlof
aff. Gase, was war dann des? hen
ich gedenkt, das Neus hct das ganze
Bilding schehie mache. Die Ländlelp
die is herbei gelaufe komme un die
Mennfo is sm usfgeweckt Mer hen
ganz ditinltlie ausmache könne, daß
das Neus aus den Bahrn komme. Die
Farmerschlehdie is reiteng hingelaufe
un bot die Babrndohr uisgemacht un
do hätte Se ebbes erlewe könne; Die
Kaus, die Hohrses un die Picks fin
eraus gesterzt komme, als wann e
Bomb eclsplohdet wär. Wie lrehsig
sin se an die Farm erum gelaufe un
hen in einem fort geschnießt. Awwer
sotscht e Schnieserch! So ebbes hen
ich inimei Lewe noch nit gehöri; das
war nicks menschliches mehr. Der
Phlipp hot gleich seine Schnusfbacks
gemißt un do war ofs Kohrs alles iesig
ecksplehnt. Es hot wenigstens e
Stund un e halb genomme, bis dis
uffgeregie Gemiether von die AnniJ
mels widder daungeluhlt ware. Der
Philipp hoi gesagt, wann er die Zeit
kriege deht, dann deht er e Buch
schreiwe iwwer den Influenz von
Schnuff an Ennimels. Er denkt, so e
Werk, deht e Resfeluhschen in die mo
derne Vieh-lassovieh hervorrufe. Well,
ich kann nit sehn, was das gut duhn
soll. Jn mein nächste Schreibebrief
will ich Jhne schreiwe, was der Phil
noch sonst gemacht bot un was for en
Prohgreß unser Entertehnmeni ge
nomme bot·
Mit beste Riegahrds Yours
Lizzie HanfstengeL
Unsedttche Gefahren.
Was daran ist, läßt sich zur Zeit-I
nicht sagen, aber man muß Notiz da
von nehmen, daß dem Rücktritt des
Chefingenieurs Wallace vom Parm
ma-Kanalunternehmen andere Gründe
zugefchrieben werden als die bloße
Aussicht eines qroßen Mehrverdienstes.
Während Kriegsselretär Taft in der
Abtanzelung des Jngenieurs neben
dem Hinweis auf den Vertrauens
bruch auch betont hatte, welche Gele
genheit sich einen Namen als Erbauer
einer Weltvertehrsstraße zu machen,
ein zweiter, größerer Lesfops zu wer
den, er von sich weise, wird nun be
hauptet, gerade mit Hinsicht auf diesen
Punkt habe Herr Wallace sich zum
Rücktritt veranlaßt gesehen, denn ab
gesehen, daß die Kosten des Baues den
Voranschlag um mehrere hundert
Millionen übersteigen würden, sei die
Möglichkeit, den Kanal auf der gegen
wärtig oorgezeichneten Route über
haupt zu bauen, sehr zweifelhaft. Es
stellten sich natürliche Hindernisse ein,
die einfach unüberwindlich seien.
Als Beispiel, wird einer New Yor
ter Mittheilung zufolge angeführt,
daß neulich ein nur zwanzig Minuten
dauernder allerdi«as sintfluthartiaer
Plaßregen arn Einfchnitt von Culebra
alle technischen Eraebnisse der letztern
sechs Monate in ein paar Augenbli-;
clen hinweggesegt habe. Solche ele-»
mentaren Ereignisse, zu denen auch die
häufiaen »lleineren Erdbeben« gehä
ren, an die sich der Eingeborene aller
dings schon gewöhnt hat, machten Al
leg zunichte, was Menschenhand und
-Hirn in Jahren dort geleistet und er
dichtet hat. Die sogenannten »kleinen
Erdbeben« seien z. B. aroß und start
genug, um die mächtian, bei einem
Kanalbau zur lleberwindung der Ni
veaudifserenzen absolut nothwendigen
Schleusen und Stau-Thore aus ihren
Angeln zu heben, wodurch die ganze
Anlage gefährdet we:den kann. Un
ter diesen Umständen habe Wallace sich
veranlaßt gesehen, sich bei der ersten
besten sich ihm darbietenden Gelegen
heit vor der muthmaßlich bevorstehen
den Blamage zu salviren, welche dem
obersten technischen Leiter des Riesen
unternehmens bevorstand, wenn der
Kanal nicht in gegebener Zeit fertig
wurde, oder wenn ,,fertia«, nicht ent
sprechend funttionirte oder gar als
ganz unbrauchbar sich erwies, das
werde man schließlich wohl begreiflich
finden.
Man muß aber auch fragen, ob der
Ingenieur, ehe er den Posten antrat,
sich nicht vorher ganz genau über die
Möglichkeit des Unternehmens infor
inirt habe, wie er dies vernünftiger
Weise thun mußte; denn wenn man
jetzt von den hindernissen weiß, muß
ten sie auch zuvor bekannt sein. Drei
Reaierunascommissionen haben, nebst
enropäischen Sachverständigen, das
Problem seit Jahren studirt und konn
ten iiber keinen einzigen Punkt im Un
lalren bleiben. Die Administration
wird darüber Auskunft geben können.
Sie wird im Stande fein, das Ge
rücht auf seinen Ursprung zurückzu
führen, denn es läßt sich nicht anneh
men, daß sie die Verantwortlichkeit für
ein Unternehmen fernerhin tragen
würde, wenn dessen Durchführbarkeit
ernstlich im Zweifel stände.
W
Auch.
»Ich schreibe jetzt einen Kriminab
Roman, in dem Mord, Todtfchlag un
die schwierigsten Gaunereien vorkom
men."
»So? ich habe einen Freund, der hat
auch kürzlich feine Lebensgeschichte als
Buch erscheinen lassen·«
Vor Gericht
Richter lzum Angeklagten): »Wa
rum haben Sie dem Schlächtermeifter
ein Kalbsherz gestohlen?«
Angeklagter lichluchzenwt »Ach,
Herr Richter, wenn man so einsam
dasteht wie ich. da sehnt man sich halt
nach irgend einem herzenl«
Vte beiden Mütter.
Siizze von Karl Schönherr.
Die Hauslatze hatte Junge . . . zwei
drei... vier... fünf. Vier
schwarz-weiße und ein Tigertätzlein.
ZU einem alten Filzhut unter dem
- ache lebte sie ihre Mutterfreuden.
Kein eifersiichtiger schwarzer Kata
vater störte den tiefen Frieden mit be
leidigenden Fragen, wie ,,man« etwa
da mitten unter den schwarz-weißen
sei zu dem Tigerlein gekommen. Ueber
so was spricht man nicht in Katzen
kreisen.
Die Alte leckte die Jungen und fegte
sie und schleckte ihnen .die Börstlein
und putzte ihnen die Aeuglein rein;
nahm bald das eine, bald das andere
zwischen die Zähne und trug sie ab
wechselnd herum, damit sie auch trocken
würden und nicht zu lange aus demsel
ben Flecke in der Nässe liegen mußten.
Denn da wird man wund.
Der Junge des Hauses liebte die
Kätzlein wie sein Leben. Nichts galt
ihm mehr das plumpe, hölzerne
Schautelpserd nichts waren ihm
mehr die talten Bleisoldaten. Nur
mit den warmen lebendigen »Man
tzerln" wollte er spielen. Vor dem
Essen, nach dem Essen... früh oder
spät... immer saß er im Unterdache
neben dem alten Filzhut und koste
und küßte und balgte sich mit der
Katzenbrut .
O, wie schön...die warmen, glat
ten Pelzchen...die seidenen Pfötchen
...die rundlichen Köpflein und blin
zelnden Aeuglein und rosigen Mäul
chen... und winzig kleine Schnur
bärtchen hatten sie auch schon . ..
Die alte Mautz sah vergnüglich
schnurrend dem Spiel der Jungen zu.
Wenn es die kleinen Plagegeister —
der Knabe nicht ausgenommen —- ge
rade durchaus haben wollten, spielte
sie ihnen zum Gaudium auch noch den
Hanswurst vor. Warf sich auf den
Rücken, purzelte, strampelte, wälzte
sich nach rechts und lints, ja streckte
sogar — bar jeglicher Mutterwiirde
—- die Beine ierzensgerade in die
Kobe
Wollte aber eines der Jungen
diese Situation der Mutter aus
niitzend, eiligst durchbrennen, da hatte
der Spaß ein Ende. Frau Maus
war mit einem Satz auf den Füßen,
haschte den Ausreißer mit den Zäh
nen und trug ihn ins Nest zurück.
Wenn sie auch den Hans-warst spielte,
die Augen ließ sie darum leinen
Augenblick von den Jungen· Mochte
sie sich wälzen oder strecken oder zu
einer Kugel zusammenrollen ——— ihre
Augen zählten in den drolligsten Kör
perlagen:... drei... vier... fünf»
Da kam einmal des Jungen Mut
ter den Boden hinaufgestiegen Ge
biickt schlich sie unter den Dachsparren
zum Neste hin.
»Mutter..nun setz’ dich zu uns!
Darfst mitspielen!«
Die Mutter sah aber gar nicht aus,
als ob sie rnitspielen wollte.
»Die Alte mag bleiben«, murmelte
sie vor sich hin, »Ist eine gute Mau
serin immer gewesen! Aber die junge
Brut muß nun fort...in das Was
fer!«
Das Büblein wollte es für einen
Spaß nehmen. Aber die Mutter
machte so ernste Augen und sah gar
nicht drein, als ob sie spassen wollte.
Sie lockte vorerst die Alte von den
Jungen weg und sperrte sie in die
Dachtammer nebenan. Dann nahm
sie einen alten, braunen Salzsact her
vor, den sie bisher unter der Schürze
versteckt gehalten hatte und stopfte die
junge Brut hinein. Zwei . .· drei . ..
vier... fünf...
Da begann der Junge zu heulen:
,,Nein... Mutter mein... und die
Mautzerln... die lass’ ich nicht fort
die lass’ ich nicht sort...«
Aber die Mutter wollte es.
»Dummes Kind... hast noch nie
-gehört... junge Katzen ersäuft
man!"
Sie band den Sack fest zusammen
und ging damit fort zum reißenden
Wasser.
Neben ihr her trippelte weinend der
Junge: -
»Mutter mein... und ich lass' sie
nicht fort-» die Mautzerln... die
jungen, mit den rosigen Mäulchen . ..
und womit soll ich dann spielen?«
»Womit du früher hast gespielt...
spielst du mit deinen Bleisoldaten . .«
. »Nein und nein...mit den Man
Mein will ich spielen... und die
annean haben Schnurrbärtchen mit
irtlichen Haaren... nicht wie die
leisoldaten . . .«
»So spiel du mit deinem Schaufel
pfetd!«
»Und ich mag nicht, Mutter . .. nie
mehr will ich Schautelpserd spielen!
Das hat den Schweif so borstig und
rührt ihn gar nicht. Aber den Man-s
herln ihre Schweislein schlagen rechts
und lintS... und tönnen gar Räd
lein und Ringlein machen!«
Die Mutter ging immer zu, weiter
zum reißenden Wasser. Neben ihr her
trippelte der Junge und betastete im
mer und immer wieder mit den klei
nen Fingern den Sack. Und wenn er
dann durch das grobe Gewebe hin
durch gar so deutlich die vielen wei
en Pfötchen, Schweifletn und rund
ichen Köpslein fühlte, schluchzte er
laut aus.
»Dummer Bub! Hast nie gehört
. . . junge Katzen ersäuft munt« —- —
Die Katzenmutter saß daheim aus
der Dachlute und schrie geradeso, als
hätte man Ehr die Jungen genommen.
Lunge maß sie mit entsetzten Augen
die iefe, dann wagte sie den Sprung
vom Dache War sie auch nur eine
Katzenmutter, eine Mutter war sie
doch, und lief in langen Sätzen ihren!
Jungen nach.
Aber die Mutter stand schon aus
der Brücke und wars soeben den Sackä
in das reißende Wasser.
Der Junge heulte zum Erbarmen,
denn die »Mautzerln« hatte er lieber
als sein Leben.
,,Dummer Bub! Junge Katzen er
säujl man!«
Die Alte lief am user aus und ab
und miaute so kläglich, als hätte man
ihr die Jungen ins Wasser geworfen.
Jhr jämmerliches Geraunze schnitt
dem Knaben noch mehr ins Herz. Sie
war ja immer so gut mit ihm gewe
sen, als wäre er ihr Sechstes. Sie
hatte ihm vorgeschnurrt und mit ihm
gespielt, so gut wie mit den anderen
Fünsen.
Dort trieb der Sack ganz nahe dem
Ufer. Der Junge wollte ihn haschen,
denn er liebte die Kätzlein mehr als
sein Leben. Den Sack erhaschte er
nicht, aber ihn hatte das Wasser-·
Gell aus schrie da die Mutter.
»Mein Junge!«
Aber das reißende Wasser hatte ihn
schon und spiilte ihn neben dem Sack
mitten in die Strömung hinein.
»Hilse... mein Junge... helft...
reitet mein Kind... Gott im Him
mel, hilf du . . .«
Aber es war weit nnd breit nie
mand zur Stelle, und Gott wollte
heute nicht.
Er riß und kreiselte sie pfeilschnell
im Wirbel herum . » alle Sechse. Die
Fünf im Sack konnten sich nicht rüh
ren; aber das Sechste trieb frei. Das
reckte die Aermchen hoch aus dem
Wasser und ries:
»Mutter, hilf uns... wir ertrin
ken... oh, Mutter mein...«
Die anderen Fünse konnten nicht
schreien. Nur der Salzsack bauchte
sich zeitweilig aus nnd sank wieder
ein, je nachdem sich die fünf kleinen
Körperchen in Todesangsten streckten
oder zusammentrijmmten.
Die beiden Mütter liefen am Ufer
aus und nieder und wehtlagten herz
zerreißend.
Die eine wimmerte:
«.«»Mein Junge... mein süßer...
mein einziger .. «
Die andere machte immer nur:
,,Miau... miau... miau...«
Wahrscheinlich meinte sie damit
auch ihre siiszen, weichen, einzigen
Jungen.
Von den Sechsen sah man weit nnd!
breit nichts mehr. «
Die Mutter war todesmatt ins
Gras gesunken nnd stierte verzweif
lungsdnmps vor sich hin. Unweit von
ihr aus einem Stein hockte die
schwarze Haus-take .Sie machte ei
nen richtigen Katzenhuclel mit aufge
sträubten Haaren und sah dem rau
fchenden Wasser nach. Dann unds
wann einmal, wie von ungefähr,
machte sie:
»Miau!«
Da sagte die schmerzaebeuate Mut-4
ter: .
»Du armes Thier... hast anchi
deine Jungen verloren!« ;
Schnelligkettstrunkenheit.
Ein neues Wort auf dem großen
Programm moderner Verderbtheiten
Ein sonderbareg Wort, doch der Be
griff ist gut erfaßt. Da jede Trun-«
tenheit die Folge eines maßlosen Gesl
nusses ist, muß auch der Schnellig
leitstruntenbeit ein Genuß zugrunde
liegen: der Genuß des- Schnellfah:"
ren5, ein Lustgesiihl, welches die
Schnelligkeit hervorruft.
Seit eg Menschen giebt, giebt es
eine Sehnsucht nach Loslösnng von
Zeit und Raum, nach einein Dahin--t
fliegen, wie loggelöst von der Erbat
Der Weg ins Unbegrenzte fiihrt zum
Untergang, und, wo wir diesen Weg
betreten, wartet die Gefahr. Wir»
wandeln aus diesem Weg, wenn wir!
uns dem Genuß dahingehen, fast los-— H
gelöst von Zeit und Raum dahinzu- ;
fliegen. Sogleich erfaßt uns eine;
räthselhaste Gewalt. Sie übertommt i
den Radahrer, welcher den Bergab
hang herunterfliegt. Er richtet sich im I
Sattel auf, der Blick geht in die Ter- .
ne, Erinnerung, Bewußtsein ind
stumm und nur die eine Empfindung
frei, spielend weiter getrieben zu wer: «
den. Eben diese räthselhaftc Gei»
walt übertommt auch den Automobil «
fahrer, wenn er dahingetragen wird«
durch die weite Ebene; sie ist eg, wel- «
che oft die Hebel spielend, unbewußt;
verstellt, bis in die letzte Kerbe ——z
zur größten Geschwindigkeit —— Esi
sind Augenblicke völliger Sorglosigss
leit und Daseinvergessenheit, und da- i
bei doch die freudige Steigerung der(
Dafeinsempfindung welche jeders
Rausch mit sich bringt. Aber amt
Wegrand lauert die Gefahr. Mans
steht Kräften gegenüber-, an tvel en
man jeden Augenblick zugrunde ge en
kann, welchen man entgehen kann,
oder an welchen man verderben muß.
Aber es ist ein unbeschreiblicher Reiz,
solchen Kräften einmal gegenüber ge
standen zu haben.
.Die Maßlosigkeit im Genuß muß
die Selbstbeherrschung verhindern.
Nun sind aber die Menschen jetzt fast
plotzltch m den Besitz der Fähigkeit
des Schnellfahrens gekommen. Mit
dem Automobil kam mit einem Male
die reiche Möglichkeit für den Men
schen, ungeheureMaschinenkriifte spie
lend zu regieren. Und dief Kräfte
syielen mit ihm, wenn er te noch
nicht ganz beherrschen lann. Das
kann aber ein Neugenießender selten
Die Neuheit des Genusses ist die
arößte Gefahr für Maßlosigkeit. Und
eine neue» so großartige Fähigkeit
wie die Ausübung großer Geschwin
digkeiten, kann, wenn man die vielen
Neuausübenden betrachtet, unter de
nen es Starke und Schwache giebt,
kaum von allen ganz restlos beherrscht
werden.
So ist vieles-, was wir von Ueber
treibungen und Ausschweifungen mit
ihren unvermeidlichen Katastrophen
hören, die Folge dieser Umstände.
Wir müssen sie als Kennzeichen einer
Anfangs- und Uebergangszeit auf
fassen, nicht aber, wie es manchmal
verlautet, als Zeichen einer kommen
den PVeriode von Uebertreibungen und
Maßlosigteiten.
Die Welt, die uns umgiebt, gestal
tet sich fortwährend um, fortwährend
muß sie sich allem Wechsel anpassen«
Und wenn ein so rascher Fortschritt,
wie das Erdlühen der Automobilinss
dustrie eintritt, muß sie zurückblei
ben. Ein solches Zurückbleiben der
umgebenden Welt einerseits, ein
Ueber-das-Ziel-schie13en im Dran e
neugeborener Kraft andirerseits schaf
fcn Kontraste und Konflikte.
Und langsam, recht langsam kom
men Welt und Leben dem Fortschritt
wieder nach.
Als das Fahrrad seinen Siegeszug
durch die Welt begann, war auch dem
einzelnen Menschen eine neue Fähig
keit gegeben. Maßlose Uebertrei
bungen — Kilometerfresserei. Und
nun ist es so stille geworden. Man
hat sich beherrschen gelernt, Leben
und Fahrer sind miteinander vertrau
ter geworden. Zuerst nur eine neue
Fähigkeit, jetzt volle Beherrschung,
anfangs Eindringen in eine fremde
Welt, Eroberung, — jetzt vollkom
mene Einpassnng Heute ist das
Automobil noch Eindringling und
Eroberer. Der Kontrast ist noch
deutlich fühlbar. Aber die Welt hat
es schon in sich aufgenommen. Die
große Kraft muß sich durchringen,
das Bestehende muß sie erfassen und
der Ausgleich ist geschaffen. Das
große Jneinanderfinden im Leben.
Wenn es geschaffen ist, begreift man
nicht, daß es jemals anders war, daß
der Ertenntniß, dem Verständniß
ein Kampf voranging.
Während man zeitgenössische künst
lerische Erzeugnisse oft zu viel im
Lichte der Ewigkeit betrachtet, sieht
man technische Errungenschaften meist
noch zu wenig im Schein von Ver
gangenheit und Zukunft. Vielleicht
tommt es daher, weil man in der
Technik noch teine — wenn der Aus- ;
drnck erlaubt ist —— tlassischen Maß
größen namhaft gemacht hat, vielleicht
auch daher, weil jeder technische Fort
schritt direkt fiihlbar in das Leben
eingreist und oft mit Härte an den
einielnen herantritt.
Unser heutiger Fsortschritt hat zwei
Haupttennzeichew Er wirkt konstrui
rend oder ausbauend - verseinernd
und inultiplitatorisch oder vergrö
ßernd - vervielfältigend Für unsere
steit sind fast alle großen hauptsäch
lich-en Grundlagen geschaffen. Nun
gilt es das Bestehende immer weiter
auszubauen und zu verfeinern, alle
Theile in Riictsicht auf den großen
Hauptzweck umzuwandeln und durch
die fortschreitende Vollkommenheit
der Theile das Ganze zu vervoll
lommnen.
Jn zweiter Linie oervielfältigend
Während wir in der letzten Vergan
genheit Maschinen von X-Pferdie
stärken gebaut haben, bauen wir heute
solche von zwei X-- oder vier X
errdestärken. Dieses Vergrößern
ist tein mechanische5; es ist vielmehr.
um diese Thätigteit nicht unterschätzt
zu wissen, eine Vergrößerung der
Aufgabe, des Zielg und eine Neulö
sung fiir das erweiterte Ziel. Die
Möglichkeit einer solchen Neulösung
gewährt die vorangegangene umfas
sende Verfeinerung der Hilfsmittel,
Werkzeuge, Materialien etc. zu einer
gesammten zusammengehörigen Voll
kommenheit. Das Bewußtsein dieses
Könnens verleitet aber auch zu Ver
größerungen, welche keine innere Be
rechtigung mehr haben, die Welt und
Leben nicht weiterbringen: Retordet
Alle unsere modernen technischen
Erzeugnisse, Schöpfungen unserer
Zeit, zeigen diese typischen Entsteh
ungsursachen. Unsere tausendpferdi
gen Kraftmaschinen, die kleinsten IX
bis 33 pferdigen Fahrradmotore, die
Automobile. Die wirkliche Lösung
deg alten Nsroblems der automobilen
Fortbewegung gehört unserer Zeit an,
weil erst jetzt die gesammten Vervoll
kommnungen und Verfeinerungen die
praktisch-e Ausführung ermöglichten
(Jhre Existenz folgt aus der Verfei
nerung, ihre Schnelligkeit aus der
Vervielfältigung.) Es entstanden
sprunghaft Motorwagen mit 40, 80,
100 Pferdestärken und dementspre
chende Geschwindigkeiten.
Solche überrasche Entwicklung,
welche eine weitgehende Ausübung,
aber nicht damit schritthaltende Be
herrschung der neuen Fähigkeit schuf,
die Ausübung im Beginne der An
passung, das sind die Grundlagen für
eine Schnelligkeitstruntenheit. Sie
scheint, aus diesen Gesichtspunkten
beurtheilt, nicht bedrohlich, weil die
Entwicklung selber im Sinne der
Mäßiaung vor sich geht, indem sie die
Fähigkeiten beherrschen lehrt und die
Einpassung vollendet. Sie wird als
Ausschweifung einzelner bestehen
bleiben, welchen das Schicksal größe
ren Besitz gab, als sie beherrschen kön
nen. Solange es Alkohol giebt, wird
es auch Trunkenbolde geben. Jn der
vollkommenensBeherrschung ist aber
auch dieser Genuß wahrhaft und of
fenbart sich jedem. der einmal mit
-:-.- -.-.LL;;·-----—-—-«---- —
einem besonnenen Führer Ariel-into
mobilsahrt gemacht hat.
» Fähigkeiten wollen sich immer mes
isen, wollen in Wettbewerb treten.
Dieser Wille ist Um so lebhaften je
neuer die Fähigkeit ist. Wie heiß war
der Wettkampf der Fahrrader und
heiß istder Wettkampf der Motor
fahrzeuge. Es ist eine natürliche Er-.
scheinung, welche eine starke Agita
tionskrast birgt und auf weite Kreise
interessirend einwirlt.
Die fast anstand-Blase Abwicklung
des Verkehrs in diesen Tagen lehrte
uns, wie groß die Anpassungs- und
Einpassungsmiiglichkeit der Motor
fahrzeuge in unserem Verkehrsleben
sein kann. Wir brauchen nur diese
außergewöhnliche Erscheinung in be
stimmtemMafzstab zu verkleiiiern und
wir kommen aus denkbare alltägliche
Verhältnisse einer möglichen Ver
tehrsabwicklung, Entwicklung und
Steigerung.
Jn Zukunftsbildern, die von Petiti
gen Kontrajten ausgehen, über chätzt
man leicht olrhe Steigerungen und
auch die hierzu nothwendige Schnel
ligkeit ist wahrscheinlich kleiner, als
wir glauben. Jch habe einmal einen
Privatgelehrten gefragt, warum er
eigentlich nicht Rad fah-re. »Hm,«
meinte er in seiner nachdenklicheii
Art, in der er immer den Zweck aller
Dinge betrachtete »ich habe doch gar
keine solch-e Eile!« Und so ist es.
Wohl eilt heut das Leben mehr als
früher, aber eine solche Eile, wie wir
sie uns manches Mal vorspiegeln,
haben wir doch nicht!
N. Stern.
Ein glücklicher Fang.
»,,A·lso den Tiger haben Sie eigen
handig gefangen, Herr Professor?« —
»Ja, das kam so! Ich stehe bei heißer
Sonnengluth unter einer Palme und
putze«meine Brille. Auf einmal sehe
ich einen Tiger auf mich loskommen.
Er schien selber halb blind zu sein.
Vor Schrecken lasse ich die Brille sal
len und klettere schleunigst aus den
Baum. Da sehe ich denn, wie der Ti
ger über meine Brille stolpert, diese
beschnuppert und vergnügt aufsetzt.«
—- ,,Um Gottes Willen, da sah er Sie
und . . ..!« —- ,,J wo, es war ja eine
schwarze Brille! Dem Tiger wurde
natürlich alles schwarz vor Augen, und
infolge dessen fiel er in Ohnm.2-.l-t.
Sosort glitt ich vom Baum herum-.
und band ihm mit meinem Drahtseil
die Füße zusammen, ehe er erwachte.
Nachher ließ ich ihn holen und nahm
ihn mit nach Europa.«
—.---—«
Papst Pius hat, wie aus Rom ge
meldet wird, das seit der Einnahme
Rom’s durch die italienischen Trup
pen bestehende Verbot der Theilnah
me an den politischen Wahllämpfen
Seiten-H der Katoliken in seiner neue
sten Enchklika wesentlich gemildert.
Der Papst ermuntert darin zur Be
gründung von Volksvereinigungem
um die sich alle anderen katholis m
Verbände vollswirthschafilichen C -
ralterH schaaren müßten, und fordert
die Katholiken auf, sich an dein ös
fentlichen politischen Leben zu bethei
ligen, und zwar in einer der christ
lichen Civilisation und dem materiel
len Wohl des Volkes dienenden Weise.
Der Papst fährt fort, die Kirche werde
immer zeigen, daß sie die JLLillizleit
habe, sich zeitentsprechenden Bedürf
nissen der bürgerlichen Gesellschat
anzupassen Die Katholiken, wel
wirthschastlichen Vereinigungen ange
hörten und an öffentlichen Verwal
tungen Theil nahmen müßten immer
von der Oberhoheit der Kirche abhän
gig sein, sie sollten hing-men, soweit
rein weltliche Interessen in Franc lä
men, die weileste Freiheit gesiisxizetk
Der Papst tadelt sodann Dieieikiaem
welche diesen Grundsätzen nickt soll-i
ten, und ermahnt die Geistlichlei5, sich
von Parteikämpsen fern zu halten. —
Diese entgegenlomniende Halm-»in des
Papste-, ist nach römischen Blättern
der italienischen Regierung sehr er
wünscht, da die Katholilen, welclxe sich
am politischen Leben betheiligen,
schwerlich die radikalen Parteien, son
dern weit eher die gemäßigten und »
conservativen unterstützen werden. W.
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Etwas Neues-.
Pumwitz: »Kellner! Zu morgen
Mittag ein Diner für zwölf Perso
nen!« Wie viele Gänge und wie hoch
besehlen der Herr Baron das Kon
vert?«
Pumin: »So viel wie möglich,
Preis ganz gleich! Aber was Vorzüg
licheg muß es sein. Verstehen Sie,
was ganz Neues, so —- wag noch gar
nicht dagewesen ist!«
. Kellner: »Ich verstehe, Herr Baron!
-Jch werde Jhnen ein Diner gegen
gleich haare Bezahlung bestellen —
das ist etwas ganz Neues.«
In der Sommertrische.
Wirthin: »Der hagere Herr dort hat
lin den vierzehn Tagen, die er bei uns
weilt, 8 Pfund zugenommen!«
Wirth: »Gut! Schreiben wir ihm
auf die Rechnung »Abrundung fünf
Marki« ,
Wirthichastlich.
Frau: «Jhre Tochter, die junge
Braut, ist wohl sehr wirthschastlich?«
Mutter (stolz): »Das will ich mei- .
nen! Die hat nicht einmal beim Ber
llobungskuß das Kartoffelschiilen un
terbrochen !«
Abgcwtnln
»Wie finden Sie diesen Schluck·
Herr Dismmlinskh«.
«Unbezahlbar schön!«