Vie Abschied-rose. humoresle von Be r t. K u h n e r t. Derr Matthias Kienapfel hatte sich gu feiner Erholung fjir einige Wochen in einem Bergftädtchen festgesetzt, ehe er sich wieder in die Aufregung-en und Strapazen feines Berliner Remun dafeins zu stürzen wagte. Er hatte Frau und Sohn nachtummen lassen und freute sich des netien Hotels, der guten Verpflegung, des frischen Bie res und fo mancher anderen Annehm lichkeit. Nie war er glücklicher-, als wenn er nach dem Essen im Garten am Flusse faß, feine Cigarre tauchte, zu den Bergen hinauffchaute und dem beruhigenden Gedanken nachhing, daß et nicht verpflichtet fei, auf folche fchwindelnde Höhe hinaufzutlettern. Ein Ausflug mit dern Dampfer, eine Fahrt mit der Elektrifchen genügten feinem Bewegungsbedürfniß vollkom men Was ihm den Aufenthalt besonders angenehm machte, das war die Lie denswürdigteit der Wirthin, die mit Efer und Umsicht den Betrieb des großen Gasthauses lenkte. Herr Kienavfel liebte nette und zuvorkom niende Menschen. Wenn die stattliche You, in sauberes Weiß gelleidet, orgens an Herrn Kienapfels Kas feetisch trat, sich nach dem Befinden des herrn erkundigte und je nach der erhaltenen Auskunft strahlend vor Glück sich mit ihm freute, oder tief traiirig ihn bejammerte und geschäftig dieses oder jenes Mittel -zur Linde rung seines Leidens vorschlug, da fühlte sich Herr Kienapfel von Herzen froh und befriedigt. Lächelnd klopfte er seiner getreuen Ehehälste auf das weiche Platschhändchenc »Mutter! Hier ist gut fein! Hier wollen wir blei ben!« Herr Kienapsel hatte Recht: es war wirklich erstaunlich, aus welche gewin nende Weise es Frau Wirtbin ver stand, in die kalten, geschäftlichen Be ziehungen zu ihren Gästen einen war men, herzigen Ton zu bringen. Herr Kienapfel beobachtete einmal den Ab schied eines jun en Paares, das offen bar die ersten Seiten seliger Liebe an diesem hübschen Fleckchen Erde durch schwelgt hatte. Wie« von einer Mutter nahmen sie Abschied. Des HändedriL ckens war tein Ende» Thränen stan den Allen in den Augen. Einer plötz lichen Eingebung folgend, eilte Frau Wirthin über die grüne Rafinfläche und brach vom Rosenstrauch eine Prächtige, volle. dunkelrothe Blume, die sie der jungen, fast eben so tief er rötbenden Frau· als Lebewohl bot. Rührung überwältigte alle. Auch gerrn KienadfeL der die hübsche i-cene mit Entzücken verfolgt hatte. Am nächsten Tage reisten Ober lchrers. Der Abschied war ein ähn licher· Nur aus dein schwärmerischen jugendlicher Seligkeit in das Herz hafte und Marlige der reiseren Le bensjahre übertragen. Wieder eilte Frau Wirthin über das Rasenbeet. Mit träftigein Ruck hatte sie wieder um eine Blüthe abgedslüclt: eine volle resasarbene La France. Freundlich lächelnd wohnte Herr Aienapsel auch dieser Begebenheit"bei. Doch machte sie nicht mehr den Ein druck auf ihn, wie die gestrige. Als aber gar am folgenden Tage das alte Predigerpaar mit der Sorgfalt einer liebenden Tochter die Stufen des Gartens hinabgeleitet wurde, und zum Abschied von demselben Busche eine müde Marschall Niel erhielt, da wurde herr Kienapfel doch stutzig. Er musteete das Gesicht der zum Hotel zurückkehrenden Wirthin: talte, und strenge Gesichtszüge einer tlugen, rechnenden Geschäftsfrau haiten sich um Mund und Augen gelegt. Was war sie sofort wieder eitel Liebenswürdigleit, als sie Herrn Kienapfel bemertte. »Liebe, gute Leute!« sagte sie innig, indem fie dem alten Paar nachwies, das mit Tüchern vom Dampser herüberwintte. Herr Kienapfel aber wußte genau, daß sie schon längst wieder an Anderes ge dacht hatte und nur seinetwegen noch einen Augenblick die Komödie fort setzte. Theater! Nichts als Theater!« sagie er zornig zu seiner Gattin, die sum Abendessen in den Garten hin untergetommen war. Frau Aienapseh eine tluge nnd verständige Frau, beruhigte ihren Gatten: was er denn eigentlich ver lange? Man iei in dem Hotel außer ordentlich gut aufgehoben. Unterturist und Verpslegung und Bedienung seien tadellos. Die Form des Ver tehrs sei die liebend-würdigste der Welt. Wenn beim Abschied wirklich ein Biochen Hokuspokus unterlauie, so sähe er doch, wie angenehm dieser aus alle Betheiligten wirke. Daß ser ner die Wirthin nach dem Abschied nicht noch lange an die Abgereisten dense, sondern sich lieber schleunigst wieder der Sorge siir die Anwesenden zuwende, sei doch eigentlich nur an uertennen. Leiglich aus Herzens freundlichteit halte die Frau doch auch nicht ihr HoteL , Herr Kienapsel war Geschiislgmann genug, dies alles einzusehen. Den-— nach iir erie ihn diese Spielerei mii dem G "hlvollen. Es schien ihm eine Fälle« aus die der harmlose Reisende hineinsiel. here Kienapsel war aber nicht gerne harmlos. Er konnte es nicht leiden, wenn Jemand ihn dumm machen wollte. » Besonders aber die Geschichte mit den Rosen! Das war wirklich ver blüffend gut einituditii Wenn die Frau sich wie aus unwilliiirlichem Herzensdrange losriß, über den Ra 'sen stiitmie und die prächtigsie Rose ihres Gartens brach, das sah groß artig und rührend zugleich aus. aD artig und rührend zugleich aus. Da hat, weiß, daß diese Verrichtung ohne ; Schneidewetlzeug garnicht so einfach ist. Und ferner, daß aerade immer eine prächtige, voll erblühte Rose vor handen war! Manchmal eine rothe, manchmal eine weiße. manchmal eine gelhe —- alle von dem gleichen gleichen Siämmchen — wahrhaft er staunlichL » ·Es war für Herrn Kienapfel bei einiger Aufmerksamkeit nicht schwer, hinter die Lösung des Räthesels zu Etommenz und als er den kleinen freundlichen Betrug der liebenswür s digen Wirthin durchschaut hatte, war « sein Aerger verraucht. as einzig Komische bei der gan lfett Sache war, daß alle Gäste so : chlant aus das kleine Gaukelspiel lin »einsielen. Jedesmah wenn wie derum eine Partei abreiste, versam melte sich ganz unauffällig die Fa milie Kienapfel im Garten und beob achtete rnit der hochmüthigen Freude der klugen Ueberlegenen, wie die Harmlosigleit ahnungsloser Leicht glaubt er genarrt und gefoppt wurde. enapsel s gingen untereinander schon kleine Weiten ein, welche Art Rose den Abreisenden zugedacht und vorbereitet war. Denn darin wech selte Frau Wirthin bei ihren Gästen je nach Alter, Temperament und Fa milienstand, nach Rang, Würde und —- Höhe der Rechnung sinnreich ab. Durch diese Abschiedsszenen irae für Herrn Kienapsel ein neuer Reiz seines Aufenthalts geschaffen. Kluge durchschauen, heißt noch klüger sein als sie. Der harmlose Reisende, die schlaue Wirthin, der scharfsichtige Welt- und Menschenlenner —- das war die Stusenleiter ,auf deren ober ster Sprosse Herr Kienapfel thronte. Vergnügt rieb er sich die Hände. Mit leidig sah er zu der Wirthin hinüber, die unbeachtet ihr Spiel zu treilen glaubte. So war alles schön und gut, bis Herr Kienapsel selbst zur Heimreise rüstete. Ob Frau Wirthin etwa den Versuch wagen würde, auch ihn am Narrenseil zu führen? Die Möglich leit dieses Gedanlens cmpörte sit-on Herrn Kienapfei. Vergeblich mahnte die Gattin zur Ruhe:»,,Mathias, sei gross! Du hast das Spiel so lange mitgemacht -—— sühre Deine Rolle jetzt auch bis zu Ende sthlgerecht durch! Laß der Frau ihre Freude! Spiele Du jetzt mit il,r! Die Hauptsache bleibtdoch daß Du vor Dir selbst nicht der Damme bist!« »Ganz falsch!« unterbrach sie der Gatte. »Was nutzt mir alle Schlau heit, wenn die andern sie nicht mer ken? Wenn ich mir denke, ich sollte von hier abreisen und die Wirthin sollte auch mich sür nichts anderes halten als einen ganz gewöhnlichen Dutzendtrops — keine ruhige Nacht hätte ich mehr in Berlin!« Frau Kienapsel zuate mit den Ach seln und überließ es ihrem Gatten. get Frau Wirthin eine Grube zu gra en. Der Tag der Abreise war da. Wäh rend Frau Kienapsel die Koffer packte. beobachtete das Familienoberhauvt hinter der Gardine seines Fensters verborgen, scharf den Garten. Rich tig! Da tam die lange, weiße FE «ur angeschlichen, sich scheu nach allen Seiten umblickend. Schnell Mathilde, schnell!« raunte Herr Kienapsel seiner Gattin zu, und Beide lugten athemlos hi nunter. Die Gestalt unten sah noch einmal rechts und links den Weg hinunter, dann holte sie schnell unter ihrer Schürze eine schöne, volle Rose hervor und barg sie gewandt in der Hirt-ne des Strauches. Hieran glitt sie uns hörbar über den Kies zum Hause zu rück. »Sie wagt es also doch!« stieß Herr Kienapsel hervor«und ging, die Fäuste in die Hüften gestemmt, aufgeregt im Zimmer umher. »Und noch dazu eine aelbe!« brach es ietzt erregt auch aus Frau Kiens apfelö ergrimmter Seele. Das ist ja geradezu eine Beleidigung! Hält uns die Frau etwa siir .Methula lems?« ,,Nur Ruhe! Vor allem Nuhel Jetzt heißt es handeln!« mahnte Herr Kien apsel mit erhobener Rechten. ,,Si gurd!'« wandte er lich toie ein lom mandirender General an seinen Sohn, der mit leuchtenden Auqu den Geschehnissen folgte. »Siaurd! Jetzt zeige, daß Du Deinen Lederstrumps nicht vergeblich gelesen hast! Jetzt hole die Rose unbetnertt aus dern feindli chen Lagert« Das war ein Austrag, gerade ge schassen sür ein vierzehnjiihriaes Knabenherzl Das Gelände war durchaus nicht aiinstia. Sonnen beleuchtete Rasenslächen trennten die schüttenden Gebiiscke Alle Künste. die der treisende oder das qesliiaelte Roß zu den Zeiten des letzten Mobi taners jemals an den Usern des arc szen Salzsees benutzt. mußten auch hier zur Anwendung tommen. Wie aus Mvtasstns, einer Schlange gleich, glitt Stgurd von einem Versteck zum andern. Zum Schluß ein tiihner Sprung —- ein letter Grifss, der sast den ganzen Rosenbusch seur Strecke brachte —- lautlos verschwand der kühne Krieger mit feiner Beute im Dunkel des nahen Gestrüva Wenige fMinuten später stand er vor feinen beglückten Eltern, die Brust von Männerftolz gefchivellt. Blinlte doch an dem Zeigefinger fei ner Rechten sogar ein Tropfen Bluts! Die erste ehrenvolle Wunde, vom Stachel des Gegners gerissen. Zunächst zerpflückte Frau Neuem-l fel voll Wuth die schöne gelbe Rose und schleuderte mit kräftigem Wurf die Trümmer in die fernfte Ecke. Herr Kienapfel aber blies zum Aufbruch: »Sind die Koffer gepackt? Wohlan denn! Auf —- in den Kampf!« ! Das lecke Torerolied fiegesfros vor ; sich hinpfeifend, fchritt er als erter die Stiegen hinab. Unten erwartete ihn die wie immer überaus freundliche Wirthin. Mit herzlichen Worten dankte sie ihm für die Ehre, die er und feine Familie ihrem Hause durch seinen Besuch an gethan, bedauerte nur, daß es ihr nicht länger vergönnt sei, die Familie Kienapfel unter ihrem Dach beherber gen zu dürfen, und schloß damit, daß sie untröstlich wäre, wenn Kienapfels jemals die schöne Gegend durchfüh »ren, ohne bei ihr einzutehren. - »Warte nur, du Schlange!« dachte Herr Kienapfel bei sich. Die Gattin ;kam mit eisigem Blick herangerauscht. Auch für sie fanden sich freundliche Fund liebenswürdige Worte des Ab l schieds. Der weitere Verlauf war durchaus vorschriftsmäßig. Als Frau Wir thin zum Schluß ihrer wohlgesetzten wandte, um dem fruchtbaren Zauber busch zuzueilen, da flog ein siegesge wisses, schadenfrohes Leuchten über die Gesichter der Kienapfel’schen Sippr. Wer beschreibt aber ihr Er staunen, als Frau Wirthin, statt mit beflügeltem Fuß über die Rasenfläche zu stürmen, aus der Hand des wenige Schritte hinter ihr stehenden Piccalo einen prächtigen Strauß dunkelrother Rosen entgegennahin, den sie mit freundlichem Knix Frau Kienapfel als Abschiedsgruß überreichte. Frau Kienapsel war von dem Un erwarteten überwältigt und gerührt. Ein ganzer Strauß von wenigstens zwölf der prachtvollsten Rosen! Und noch dazu dunkelrothet Ein solcher Abschied war noch keiner Dame berei tet worden! Frau Kienadfel war so gerührt, daß sie in ihrer überwallen den Herzensfreude nicht umhin konnte, der Frau Wirthin reumiithig den kleinen Schabernack einzugestehen, den sie ihr hatten spielen wollen: »Ich muß Sie noch um Verzeihung bitten. Unser Sigurd, der böse Junge, hat vorhin.« —- Schon aber unterbrach sie Frau Wirthin freundlich abweh rend: »Sie meinen die gelbe Rose für die alte Frau Postmeifters Beruhi gen Sie sich, gnädige Frau! Das thut gar nichts, die habe ich Jhrem Gatten schon auf die Rechnung ge setzt!« Lächelnd, den Blick verschämt zu Boden gesenkt, strich Frau Wirthin mit der einen Vand zärtlich iiber Si gurds Scheitel, während sie init der anderen ihm als Abschiedggabe ein tleines Büchlein mit buntfarbigem Titelblatt reichte: »Chingachgoot, odr der schleichende Panther.« Herr Kienapfel aber stand wie ver steinert da. Sprachlos nahm er vom Obertellner den langen weißen Zet tel entgegen, sprachlos zahlte er, was er schuldig war, ohne zu priifen oder zu mäteln, sprachlos schiffte er sich mit Kind und Frau und Gebäct auf den bereitstehenden Damvser ein. Erst in Dresden wachte er wie aus einer Betäubung auf: »Weißt du, Mathilde, wir wollen ohne Aufent halt nach Hause durchsahren. Jch hätte nie gedacht, daß die Leute in hiesiger Gegend so schlau sind.« Lächelnd vergrub Frau Fiienapfel ihre Nase iin duftenden Rosenstrauß. Mit hochrothen Wangen verschlang Sigurd die Thaten des kühnen Chin gachgoot. Langsam zerriß Matthias Kienavfel die zahlrenreiche Rechnung und streute die Fetzen zum Fenster hinaus. W l Rede sich nach alter Gewohnheit um-» Der Tritt mir ver »Gew armes-. Mit einem neuen Schwindel orie rirt in Paris ein gewisser Georges Giraud. Er hatte es sich in den Kopf aesetzi, die «Eini)«de« zu ersorschen und sich zu diesem Behuse nach der Rue du Temple begeben, wo große Abbruchsarbeiien vorgenommen wer den. Dabei kam ihm ein guter Ge danke· Er nahm einige Spatenstiche voll Erde aus dieser ,,Einöde« mit, reinigte sie von MörieL Schutt und Staub, bestreute sie sein säuberlich mit Goldpuder und machte sich nun aus die Jagd nach Dummen. Jn der Mehrzahl waren es kleine Leute, bei denen Giraud vorsprach, ihnen die goldbepuderte Erde zeigte, ihnen vor redete, daß der Boden reiche Goldmi nen berge und zum Anlauf von Par zellen aussorderte. Jn der That san-— den sich denn auch eine ganze Anzahl von Personen, die ein bis viertausend Franken aus die von dem Schwindler ausgegebenen »Obligationen« zeichne ten. Aber nach mehreren Wochen er reichie ihn sein Schicksal. Als- er in einem Resiaurani wieder für seine Goldminen Propaganda machte, wur de er verhasiet. » Eis. Von CaelE.Simonson. Was ich hier erzähle, isi Wahrheit Jch habe es selbst von einem Arzt, der die Geschichte von der Mandschurei nach Hause gebracht hat. -——- —— Der Tag und die Schlacht war zu Ende.—— Gras Jwan Wladtmir, Leutnant vom Stab des General Stockelberg, lag sterbend im Lazarett in Liao-jang-tsu, s wo die Bahn zwischen Mukden und» Haft-Hing vorbeigeht. Bei dem Kampf gegen die Japaner unter dem General Olu war er schwer verwundet worden, an einem Bein und an der Brust. Der Graf szan war ein großer, hellblon der Jängling der verhätschelte Lieb ling seiner Mutter und dazu der: Freund aller Damen. Er war stark; und fonnenverbrannt uno harre graue, gute Augen« Es lag etwas so Treu herziges und Stolzes um diese Lippen, daß man in gute Laune lam, wenn man ihn nur sah. — Jhn hatten die Japaner mit harter Hand verwundet. Graf Jwan Wladimir lag in einer Art Feldbett und über sein Kopftissen hatte die Krankenschwester Sonja das Bild des heiligen Nitola gehängt. Jedesmal, wenn sie nach ihrem gräflichen Patienten sah, oder an ihn dachte, betete sie für seine junge Seele, denn sie wußte, daß er sterben würde. ,,Schwester Sonja«, sagte Graf Jwan, wie ein verhätscheltes Kind, »reiben Sie mir das Bein, es ist so lalt.« »Graf Jwan«, sagte Schwester« Svnja lächelnd, »liegen Sie doch ru-t hig, bald tommt der Arzt, doch da noch so viele Schwerverwundete da sind, so dauert es ein Weilchen.« »Schwester Sonja«, fuhr der Kran ke fort, »das eilt bei mir nicht.« Und der tapfere, junge Graf Jwan biß im Schmerz die Zähne zufammen, und das Wasser trat ihm in die Au gen, doch kein Laut tam über seine bleichen, zitternden Lippen. Schwester Sonja schüttelte sein Kopflissen hoch, legte die Decke über das Bett und gab ihm Wasser zu trinken. . . . Darauf sah sie nach dein verletzten Bein und rieb es mit weichen, wolle nen Lappen. Es war ja nur, uin tie Schmerzen zu lindern, sie wußte, er war so schwer verwundet, daß er eine Amputation nicht überstehen würde. Graf Jwan fiel in einen leichten Schlummer, und Schwester Sonja deckte ihn vorsichtig mit einer leichten wollenen Decke zu, die zehn Rubel ge kostet hatte, aber nicht einen Rubel werth war. Schwester Sonja sah nach den an dern Verwundeten, gab dem einen et was zu trinken, warf dem zweiten ein Lächeln zu und versprach dein dritten, einen Brief zu schreiben, sobald sie Zeit hätte. Graf Jwan erwachte· Seine Augen suchten Svnja. »Geh-en Sie mir etwas Eis«, sagte er, »meine Zunge ist trocken und brennt.« Schwester Sonja niclte und lächelte. Sie wußte, Graf Jwan war daran gewöhnt, daß ihm alle, selbst die un niöglichen Wünsche erfiillt wurden, aber wo sollte sich hier in Linn-jung tsu Eis betoinnien2 Schwester Sonja ging zum Ober arzt. ,,Graf Jwan Wladiinir wünscht (fis,'« sagte sie zu dem alten Arzt, der nie Schlaf und selten Essen bekam, da die Japaner ihm so unmenschlich viel zu thun gaben. »Der General hat Eis,« sagte cr mit etwas höhnischeiii Lächeln, »Hm feinen Champagner abzuliihlen, — »aber wir hat«-en nicht« Sonja eilte nach der Wohnung des liseneralsy wo zwseiZoldaten mit scharf geladenen Gewehren Wache hielten ,,Wo willst Dii hin?« fragte der eine Soldat und setzte ihr das Ba ji«-nett auf die Brust. »Zum General, ich will ihn um et trag Eis für den Grafen Jwaii Wla dimir bitten, der schwer verwundet isi,« erwiderte Sonja. »Der General darf nicht gestört Mrden,« versetzte die Wache lächelnd, »er hat sich hingesetzt, um aus«-zurech nen, wie er die Japaner schlagen kann, bevor sie Mulden erreichen.« »Ich bitte uiii Eis für den sterben den Grafen Jwanl Führt mich zum Geiieral.« ,,Und wärst Du die Mutter Gottes selbst, so dürften tvir Dich nicht pas siren lassen,« setzte jetzt der andere Soldat hinzu und betrachtete Sonjas schmucke Gestalt mit wohlgefälligen ;Blicten. l »Kann ich dann den Adjutanten sprechen?« fuhr sie fort. - »Nein, Schwester, denn der hilft ja »dem General. « l Da fiel ein Schuß.... und dann Inoch einer. i »Jetzt beginnt der Krieg loieder.« ; »Jetzt gehen die Japaner auf Liao sjangtsu vor«, sagte ein Soldat zu dem andern. »Heute brauchen wir nicht mitzuma chen«, sagte der andere Soldat und igrinstr. « l »Laßt mich mit der Ordonnanz des iGenerals sprechen«, fuhr Sonja fort, die noch immer vor der Thiir stand, »ich muß fiir die Sterbenden auf dem iLazareti Eis haben.« Die Soldaten antworteten nicht mehr Sie gingen auf dem Posten hin und her un lauschten auf den Don l net der Kanonen, der von Osten in den s mandschnrischen Bergen dröhnte, wo: jeden Morgen die warme, goldene! Sonne ausging —- — —- von dort’ kamen auch immer die Japaner . · . Und Sonja ging zurück nach dem Lazarett, in das jetzt neue Verwun dete gebracht wurden, die mit dems Eisenbahnzug von Hait-söng gekom-J men waren. Mehrere waren unter wegs gestorben die Aerzte bekamen wieder Arbeit.... Sonja ging in’s Lazarett und aus ihre Stube. Graf Jwan aber lag noch immer mit zusammengepreßten Zähnen und sah bittend auf Sonja. »Das Eis kommt gleich«, sagte sie, ,,es wird Jhnen gut thun, Gras Jwan Wladimir, und wenn der Oberarzt mit den Schwerderwundeten fertig ist, dann kommt er hierher . . . ,,Jch habe mit ihm gesprochen.·· Graf Jwan nickte Sonja zu und lächelte kindlich. »Da schlagen sie sich wieder«, sagte er kurz darauf. »Ich kann hören, wie wir schießen. Die Japaner greifen wie der an. Jst das die Artillerie, die hier vorüberfährt, Schwester Sonja?« Schwester Sonja nickte. Sie ant wortete weder ja noch nein, denn sie konnte es nicht über’s Herz bringen, ihm zu erzählen, daß dass Wagengeras sel, das man vernahm, von einem Zuge mit Verwundeten herrührte, die mit der Bahn von Hait-söng gekommen waren, und nun nach dem übersiillten Lazareit gebracht wurden. Aber Graf Jwan Wladimir sah im Fieber, wie General Kennart für die Niederlage am Jalusluß und bei Ki-tju Revanche nahm Er sah, wie die Kameraden vorrückten und die Japaner nieder mähtm Er sah, wie die Kosaken aus ihren halbwilden Pferden die Japaner verfolgten, wie die Kanonen, die Ken nart auf einen hochfliegenden Hügel hatte aufführen lassen, den japanischen Schützen den Mund schlossen, er sah, wie eine russische Fahne mit dem heili gen Andreastreuz auftauchte, —- — — das bedeutete, daß die Russen nun end lich einmal gesiegt hatten. Schwester Sonja sah, daß Graf Jwan die Farbe wechselte, daß der Mund sich öffnete, und das Blut lang sam heraussloß Sie eilte zu ihm, lauschte auf seinen Herzschlag, öffnete die Augenlider und ssah, daß die Augen gebrochen waren. s Der Tod war eingetreten. Schwester Sonja sah zu dem Heili genbildniß über dem Bett auf, das sich ron der weißgetijnchten Wand abhob. Und sie betete inständig für den Grasen Jwan Wladimir, Leutnant im Stab des Generals Stackellserg der nun heimgegangen war mit seinen Ka: meraden, in das ewige, verschlossene Land. »Schwester Sonja!« rief eine Stim: me. Schwester Sonja drehte sich um und sah, daß eine der anderen Kranken pflegerinnen an ihrer Seite stand. Sie hielt einen großen Steintrug mit Eis gefüllt in ihren Händen. »So, Sonja«, sagte das junge Mäd: chen, daß das Abzeichen des rothen Kreuzes auf dem einen Arm trug, ,,da habe ich Eis von dem General für den Grafen Jwan Wladimir.« »Ich danke«, sagte Sonja, »Jetzt tönnen wir es den anderen Berwun deten geben, — Graf Jwan Wladimir yist todt.« Tie junge Krankenpflegerin, die mit dem Eic- getommen war, wunderte sich darüber, daß Sonia weinte. ! »Bist Du traut?« fragte sie Sonja. l Sonja schüttelte den Kopf. ) Heute tonnte sie nur weinen. Sonia ging aus ihr Zimmer, und sdas andere Mädchen verrichtete ihre lArbeiL Aber als Sonjas Kolleginuen auf ! dem Lazarett ein Paar Stunden später durch das Zimmer gingen, in welchem »der Sarg des Grasen Jwan stand, sahen sie, daß außer dem Bilde des »l-,eiligen Nitolai gleichzeitig frischeBlus .men auf dem Leichentuche lagen. Tas- war selten im Lazarett zu se jhen, denn es starben ja so viel Solda ;ten, daß man nicht genug Särge, ge ;schweige denn Blumen herbeischaffen I konnte. » Aber auf dem Sage des Grafen "Jwan lagen Rosen und Lilien in ei Fnem schönen Buiett. Ein ,,Kilometersresser« wider Willen. j Ein traaitomisches Stücklein ist jüngst in St. Avold bei Metz einem "biederen Handwertgniann paisirt, der dort mit einem aus Dinglingen in IBaden im Automobil zugereisten »Heru! in’5 Gespräch kam und dabei versucht wurde, sich auch einmal aus das Auto zu setzen, »nm zu sehen, wie es aeht«. Unser Meister dampste lu ’ stig los und die Sache schien ihm auch jqroßen Spaß zu bereiten. Als er je sdoch an’s Umtehren dachte, und den sMotor abstellen wollte, fand er den sAbstcllhebel nicht mehr. Nun war Ider Jammer groß. Das Auto raste Hveiter, und unser Meister floa mit Winde-Beile durch die Ortschaften Machern, Psarrebersweiler, Farsch weiter, Pijttlinaen bis Saaralken. lwo er endlich Erlösung sand, indem i das Automobil von selbst stehen blieb, Iweil das Benzin alle war. Jn den zOrtschastem die et aus seiner unfrei ; willigen Fahrtpassirtr. schrie er jäm lmerlich um Hilfe. Es konnte ihm aber Niemand helfen. . UifwkständuiL Karl sathemlos nach Hause korn mend): »Vater, dent’ Dirsch nor, wti schrecklich drüben bei unserm Nachbar haben sich die Frau und seine beiden Kinder erhängt!« Vater: »Schrecklich! Woher weist Du denn das?« Karl: »Ich tam gerade dazu, wie der Nachbar zum Gärtner gesagt hat, die beiden Bäume vor dem Hause könn te er nicht wegschneidenz denn an dem einen hinge seine Frau und an dem anderen seine beiden Kinder.« BoshasQ »Wer ist denn die Dame dort, dir-v immer von Herrn umringt ist?« ,,Soviel ich weiß — eine alleinstehende Wittwe!« Zeitnemiiii. Einbrechet: »Na, Emil, Du machst jetzt gar nicht mehr mitl« »Nee, bin überarbeitet, muß Kurori aussuchen.« - Recht angenehm. s Sirolch (zum vorbeigehenden Tou risten): »Gut, daß Sie endlich kom men . .. Jhre Stiefel haben wir schon ausgewürselt!« Aus dem Kasernenhos. Feldwebel: ,,Schmunzeln Sie nicht so, Müller! Sie stehen jetzt in Reih« und Glied Und nicht im Küchen schrinkl« HeitcL Hausfrau: »Sie können sich ein Mittagessen verdienen, wenn Sie mir das Holz da klein machen!« Bettler: ,,Hm...was giebt’s denn heut’?« Malitiös. ,,Fräulein Anna hat wirklich präch tige Locken!« »Herrlich! Ganz das Haar ihres « Vater!« » »Wieso«, —- ,,Nun — der ist doch ’Friseur!« 0 Ein not-let Prinzipal. ». . . Also Dein Buchhalter will un sere Else heirathen?! Was wirst Du sihm denn am Hochzeitstage geben?« J Vormittags frei werd’ ich ihm ge l ben!« Verunnlückte Entschuldigung. Besucher (aus eine Photographie zei i gend): »Was ist denn das für eine alte Schraube?« Fräulein (beleidigt): »Die alte Schraube . . . das bin ich selbst!« Besucher (verlegen): »Ach unmög lich! Da muß es aber schon sehr lange her sein, daß das Bild gemacht wor den ist!« Auch ein Versnchslnninchen. Ada: »Ja, Dara, ich habe gehört, Du willst Dich von Deinem Manne scheiden lassen wegen Mißhandlrtng?« Dora lGemahlin eines hochmoders nen Dichters): »Natürlich! Es isi ja gar nicht mehr auszuhalten!.... Denk« Dir nur, mein Mann bat vor vierzehn Tagen ein sünsakiigesTrauer spiel beendigt, und das liest er mir nun jeden Abend von A bis Z vor, um zu erproben, ob sein Werk bei öfterern Anhören gewinnt oder verliert!« Schnell entschlossen. Hausherr: Augenblicklich kann ich wirklich keinen Wein gebrauchen; wenn meine Tochter einmal heirathet . . . Weinreisender1 Was triegt sie mit? Durchschnitt A. lauf dem Heimweg in eine Kon ditorei treiend·): ,,(7inen Augenblick; ieb muß meiner Frau noch etwas- mit bringen!«« B.: »Jst’5 denn schon so spiit?« Wenig Geld, wenig Musik. Chef: »Sie, Herr Meyer, viel Ge halt haben Ihre Briese nicht« Meyer (anzijglich): »Ich ja auchl nicht!« Seine Sache. Untersuchunggrichter: »Ich frage Sie nun, haben Sie den Diebstahl verübt oder nicht?« Angeklagten »Gar nit dabens so sra·a’n — ’raustrieaen müssen's.« Naiv. Patient: »Ich hätte gern, weil ich aerade hier in der Gegend bin, dem Doktor meinen Kehllopf gezeigt; da er aber nicht zu Hause ist...« Diener: »Hier lassen können Sie ihv wohl nicht?« i s Drastiseher Vergleich. ; Ein Bauer hat einen Process ver sloren und beim Bezahlen seines Vet theidigers macht er diesem Vorwürfe, daß er nicht gewonnen, wie er eg ihm versprochen: »Sie verstehen eben nichts, sie haben nichts gelernt.« »Was«, sagt der Advokat, »ich habe in zwei Universitäten studirt!« Bauer: »Was will das sagen. J · l)ab’ ein Kalb gehabt, das hat an zwe Kühen gesoffen und ist doch weiter nichts geworden als ein Ochs!« Ptoycntlnnm »Wie viel wiegen Sie denn, Frau Komnierzienratlfs« «Meinen Sie mit oder ohne Bril lanten?«