Die Graer von Muhman Roman von JA. Z. (6. Fortsetzung.) Dielrich hielt ihre Hand eine ganze Geile in der feinen und drückte fie in » Rig. Endlich fand er ein paar herz liche Worte. » «J(h bedanke aufs Tiefste Jhr und Ihrer Familie Mißgeschick. Jch neh me innigsten Antheil an dem, was Sie betroffen hat.« Er wandte unwill kürlich feinen Blick von dem ihren ab nnd gab ihre Hand frei, während er mit innerlichem Fröfteln fortfuhr: .Leider muß ich bekennen, daß ich wohl zum Theil mit schuld bin an dem, was Jhnen und den Ihren wi derfahren ifl.« · « Franziska Börner öffnete ihre Au gen weit. «Sie, here Referendar?« Er nickte, düster vor sich hinftarrend. »Aus Alfreds Mittheilungen,« er widerte er, »sehe ich, daß Baron Oct ting, oder vielmehr der, der sich unter diesem Namen bei Jhnen eingeführt hat, die Hauptursache der geschäftli chen Kalamität ist, von der Jhr Herr Papa heimgesucht worden« »Zum Theil. allerdings. Papa hat ihn in Verdacht, daß er ihn übervor theilt hat, daß er minderwerthiges Material für seinen Stall angetauft und ihm einen viel zu hohen Preis in Anrechnung gebracht hat. Und noch Schlimmeres sagt er ihm nach." Die Sprechende warf einen scheuen Blick auf den ihr noch immer Gegen überftehenden, dessen zuckende Miene und abwechselndes Erröthen und Er blafsen bewies, wie tief ihn ihre Worte trafen. »Papa,'« fügte sie ihrer Mittheilung rasch hinzu, »Seht in feinem Zorn und in feinem Kummer gewiß zu weit. Uebrigens sind Sie, Herr Referendar, doch nicht verantwortlich für das, was der Baron sich uns gegenüber vielleicht hat zu Schulden kommen lassen.« — Graf Dietrich hob feinen Blick. »Vorh, gnädiges Fräulein,« er widerte er, »Jhnen gegenüber we nigstens bin ich verantwortlich. Sie -erinnern sich, daß Sie mich einst über den Charakters des Barons be ifragten. Jch schwieg geflissentlich, obgleich es meine Pflicht gewesen wäre, Sie und die Ihrigen über feine Vergangenheit aufzuklären. die « mir ja aufs Genaueste bekannt war. Jch kannte ja seinen Leichtsinn, feine Berderbtheit, seine Gewissenlosig seit von srühefter Jugend an. Jch wußte ja, daß er ein Spieler ist, ein Mensch, von dem sich seine Familie losgesagt hat, weil er feine Ehre ver loren und ihr nur Kummer und Schmach zugefügt hat. Aber ich schwieg aus tleinlichen, feigen Be denken, in egoistifcher Rücksicht auf mich selbst, ich fchämte mich, einzu gestehen, daß dieser Mensch, der sich Its Baron Oetting bei Jhnen einge führt hat, in Wahrheit —- mein Bru der ist« Graf Dietrich ftand mit gesenktem hauvte wie ein überführter Schalm r, der den Richterspruch erwartet. Franziska Bürner schien durch das unerwartete Gestönoniß so überrascht. fdaßd sie nicht gleich eine Erwiderung an »Sie sehen,« fügte Graf Dietrich seitdem Betenntnisse in wirklicher Zer knirfchung hinzu, »daß Sie doch Ur sache haben, mir zu zürnen und mir Vorwürfe zu machen.« Endlich wich die Erstarrung von dem jungen Mädchen. Es war eine impulsive Bewegung in ihr, die sie antrieb, dem jungen Manne ihre Hand f- lich entgegenzustrecken nnd mit warmem Gefühl zu sa : »Nein, here Referendar, das Efeu-km mir. Jch denke nicht rau. Sie zu schmähen, weil Sie scheuten, den geheimen Kummer ilie remden preiszugeben. M re ie, ich fühle mit Ih m. M peinlich sub schmer Jhte Lage war. habe kein , Sie zu tadeln. trügt felbst die hauptde an feinem Unglück. Wa rum verschenkte er fein Vertrauen so W, warum ließ er sich ver leiten Die Sprechend-e fchrak zusammen nnd brach jäh ab. Von draußen tönte das Geräusch eines in die Kot tidpkihiit geneckten Schlüssels herein. «Papn!« flüstetie sie dem ihr Ge gnäbetsitzenden zu und legte zugleich uns einer instinktiven Geste den Zeige singer ihrer Rechten auf den Mund, m Zeichen, daß er über das, was soeben besprochen, Schweigen be wahren möchte. Herr Hörner hatte sich aussallend verändert Sein Haar war stark er sten-L nnd die Leidenschaft des Spielz, die ihn über ein Jahr fast in beständi k feesschet Ettegung gehalten, hatte sittliche Spuren in das einst volle, W W gegraben. Seine Figur Sie das Dehäbigånvetlegenfund war Wge war n einer ein Wen halinng lag etwas esse-, Kleinmäthigeö, bei Wnahe Bescheidenes, während sonst im mer Großspurigieii und prahlerixche Ausgeblasenheit aus seinem- Austre en und seinem ganzen Wesen gesprochen hatte. Als er den Grasen erkannte, verzog er ein Gesicht zu einer trübseligen, weinerlichen Grimasse. Und nach der Ati schwacher Charaktere, die unfähig sind, ihr Unglück mit Würde zu tra gen, und die für ihre Leiden nie sich selbst, sondern lieber alle andern ver antwortlich machen, fing er sogleich ein lautes Lamentiren an. Aber Fran ziska fiel ihm bei den ersten Schimpf namen, mit denen er seines Verder bers gedachte, ins Wort. »Laß doch, bitte, Pape-L« sagte sie sanft. ihn liebevoll umschlingend. »Der herr Ideserendar wird seinen liebens würdigen Besuch nicht wiederholen. wenn Du ihn so wenig freundlich em piiinast.« Herr Börner stotterte ein paar Ent schuldigungen und berichtete dann auf eine Frage seiner Tochter, daß das Kontursverfahren seinem Ende entge gengehe. Es würden ungefähr fünf zig Prozent der Forderungen bezaht werden. Das Geschäft fortzusetzen, dazu fehle es ihm an Betriebskapital, auch habe sich die Kundschaft zum Theil schon verlaufen und so würde ihm nichts anderes übrig bleiben. als auf seine alten Tage sich um eine An stellung in einem anderen Geschäfte der Brauche zu bewerben. Graf Dietrich tröstete, fo gut er konnte und versprach, den Einfluß sei nes Schwagers, des Kammerherrm in Anspruch zu nehmen, um Herrn Börner bei Erlangung einer Stellung behülflich zu sein. Dann erzählte er von seinen eigenen Erlebnissen und Plänen. Daß er nun bald in das As sessorenexamen gehe und daß er noch nicht recht wisse, ob er sich dem Richter stande widmen werde oder ob er doch noch zur Regierung übergehen solle. Als schließlich Frau Börner von ihrem Ausgang zurückkam, war man in ein ganz gemiithliches Plaudern ge kommen. Auch an Frau Börner wa ren die Ereignisse nicht spurlos vor über-gegangen auch sie war grau ge worden und ihre Haltung, sowie ihre Kleidung ließ das ihr früher eigen ge wesene Bewußtsein vermissen, zu den vom Schicksal Bevorzugten zu gehö-« ren Graf Dietrich wurde wieder wie ehemals ein täglicher Besucher der Fa milie Börner. Wieder widmete er dem Gyrnnasiasten seine Hilfe. Al fred hatte zwar seine ursprüngliche Absicht, zu studiren, aufgegeben, aber er hatte sich doch zum Ziel gesehn we nigstens das Reifezeugniß für die Pri ma zu erlangen, und da seine Gaben nicht in so ausreichendem Maße vor handen waren, wie Fleiß und guter Wille, so wurde ihm die Bewältigu seines Pensums ohne jegliche hilfe M sehr schwer. Freilich, Graf Dietrich that diesmal das, was er ehemals aus Rücksicht auf s die zusammengefchmol zenen Mittel seines Vaters gethan, aus selbstlosern Interesse für feinen Schüler und in dem geheimen Gefühl, der arg get-rüsten Familie gewisserma ßen fiir das Konto seines Bruders eine ’ sEntschädigung zu schulden. Es war ymeistens ein trauliches Beisammensein zu Dreien. Herr Börner hatte eine» Stellung angetreten, die er durch die» gnädige Verwendung des Kammer sherrn von Gliimer - Rottenfeld erhal iten. Frau Börner war meistens mit Hden haushaltungsarbeiten beschäftigt. "Und so saßen die Drei; Alfred, Graf "Dietrich und Franziska in dem »gu ten« Zimmer der Familie beienander, » arbeitend und, sobald die Unterrichts-" stunden vorüber waren, gemiithlich zplaudernin . Franziska bereitete sich für einen neuen Beruf vor. Sie hatte einen Kursuö in Buchführung und Handels wissenschoft durchgemacht und übte »nun zu hause fleißig bie erworbenen Kenntnisse. Zugleich durchforschte fie eifrig die Annoncenspalten der Zei tungen und schrieb Meldebriefe, so oft sie eine ihren bescheidenen Ansprüchen entsprechende Stellung onnoncirt fand. Freilich. Monate waren schon darüber vergangen, und sie hatte sich schon häufig persönlich in Geschäften der sverschredensten Branchen vorgestellt, Hohne daß es ihr bisher gelungen war, Jvor den immer in großer Anzahl vor handenen Mitbewerberinnen den Bor zug zu erhalten« Auffallend war es, baß Fronziötcks Klagen über ihre hartnäckigen Mißer folg- bei Dietrich, der doch sonst dem jungen Mädchen eine ouffallende Theilnahme widmete, kein gleichtun gendes Echo fanden. Jrn Gegentheil« er schien jedesmal förmlich auf noth rnen, so oft sie mit betrübter iene von einer neuen Cnttäufchung berich tete. Jo, orn liebsten hätte er ihr über haupt abgerebetxssssskei fremden Leuten einen Erwerb Fischen, und er wurde immer von e" «.nlichen. wibri en Empfuduua bete-tw- wenn er ch das zarte, serwöhnte junge Mädchen Fin einem Geschsfiiientor zwischen llecken Kommis akbeitend und von ei »nem rücksiehtslofem harten Prinzipal 2Befehle empfangend, votstellie. Aber et—wagie nicht, feinen Empfindungen Ausdruck zu geben, denn et hatte ja nicht das Recht, dem jungen Mädchen einen Beruf zu verleihen. den sie ja doch nur aus edlen Motiven wählte, um ihren Eltern im Kampf um’s Da sein zu Hilfe zu kommeen. Diettich machte ein seht befiützies lGesichi, als et eines Nachmittags Fräulein Franzisla in hellem Jubel fand. Sie lam dem Eintretean itiumphirend entgegen. »Gratuliren Sie mir, Herr Rese rendar,« rief sie fast übermiithig, wie er sie noch nie gesehen. »Endlich, end lich habe ich’s erreicht! Wie Sie mich hier sehen, bin ich wohlbesiallte Buch halterin der Firma Karl Wilhelm Le germann. Aber was haben Sie denn« —- fiigte sie hinzu, als sie seine er schrockene Miene bemerkte —- »ich glaube gar, Sie gönnen mir mein Glück nicht einmal.« »Ich weiß wirklich nicht," erwiderte Dietrich ernst, »ob ich Jhnen dazu gratuliren soll. Jch befürchte, daß Jhre Stellung Jhnen manche Ver drießlichleit und manche Enttäuschung bringen wird' »Enttiiuschung? Wieso?« , Den Referendar machte diese Frage befangen. Er mochte das, was er be fürchtete, nicht offen aussprechen. »Sie sind,« entgegnete er, »in dem Frieden Jhres Hauses ausgewachsen· Jetzt sollen Sie hinaus auf den Markt des Lebens, sollen derafsmiiszig mit fremden Menschen oertehren, die Ih nen vielleicht unsympathisch und un an enehm sind.·« , Fräulein Franziska lachte. Ohne den wahren Grund seiner Besorgniß zu ahnen, entgegnete sie heiter: »Aber Sie denken doch nicht, daß ich mich stirchtei Bewahre! Wenn ich meine Pflicht erfülle, lann mir doch nichts geschehen. Meinen Sie nicht?« Dietrich blickte diister zu Boden, die Antwort schuldig bleibend. Ohne in ihrer freudigen Stimmung darauf zu achten, fuhr Franziska hei j ter fort: ; »Nathen Sie einmal, iHerr Rese jrendar, wie hochtsich mein Gehalt be Iläuftt Auf fünfzig Mart nie-nat lich!« rief sie mit stolzer Genugthu ung, als er stumm mit den Schultern -zuckte. »Ist das für eine Anfänge rin, die noch gar keine Erfahrung und praktische Uebung hat« nicht glän ;zend?« · . Er nickte und setzte sich an den Tisch fzu seinem Schüler, der seine Bücher whereits aufgeschlagen hatte. Aber Graf Dietrich war heute nicht recht bei der Sache, seine Blicke richteten T sich immer wieder auf das junge Möb chen, zu deren ftrahlenden Mienen sein » diisteres, grübelndes Gesicht einen ei-’ genthiimlichen Montrast bildete. Da die Firma Karl Wilhelm Le-( germann englische Geschäftszeit hatte unv um sechs uhk schloß, so sah Graf? ;Dietrich, der in der Regel die Zeit szischen fiinf und sieben Uhr seinem» HSchiiler widmete, auch in der Folge-; s zeit die Buchhalterin fast täglich. Dietrichs Befürchtungen schienen sich» in teiner Weise bewahrheiten zu wol ;len, denn Franzistcks reude an dem neuen Beruf war stets ie gleiche, undj »der Eifer, mit dem sie sich ihrer neuen zThätigteit hingad und die frohe Ge-» inugthuung mit der sie die Ausübung Ider übernommenen Pflichten erfüllte, erhellten überzeugend aus ihren zSchilderungen nnd Mittheilungen. IUnannehmlichteiten und Strapazen, Jdie ihre Kräfte uberftiegen, schienen mit ihrer Stellung nicht verknüpft, im Gegentheii. sie konnte die Freund lichkeit und Rachsicht ihres Chess inicht genug rühmen. Die Firma Karl Wilhelm Legers »mann betrieb ein »Kommissionsge :schäft, die Vertretung einer Leinenii Fabrik, und außer dem Chef waren »nur noch zwei Reisende, ein Lagerist rund ein Lehrling in der Firma schika Nach und nach freilich hörten die lauten Freudenergiiffe auf, und die Jfrohe Begeifterung, mit der Fräulein Franziska von ihrem Berufe gespro chen, schien der Gleichgültigteit der träglichen Gewohnheit zu weichen Jer, dein heimlich beobachtenden jun gen Manne fiel es auf, daß die Buch halterin von Zeit zu Zeit ftiller wurde »und von dem Geschäft, das doch zu erft das Hauptthema ihrer Unterhal tung abgegeben, überhaupt nichts mehr erzählte. Und als er eines Ta »ges fragte, oh ihr das anhaltende Sitzen im Comptoir nicht bekomme. oder ob sie Aerger im Geschäft ge habt, da flog ein nervöfeö Zacken ;iiber ihr Gesicht, und sie verneinte xturz und hastig. l Eines Tages, als Dietrich nach fei sner Gewohnheit um fünf Uhr zum jUnterrieht erschien. bemerkte er zu feinem Erstaunen Franziztas hut und Mantel bereits am Gatderoben haten im Korridoy und unruhig fragte ersich Warum ist fiefo früh nach Haufe gekommen? th fie vielleicht er inmitt« Seine Unruhe wuchs noch, als er feinen Schüler allein riun immer fand. schon zu Aufei« graste er ftden nahen. lfrwlkgbf t di it fftee re use te m in et lMiene und in einem merkwürdig er bitterten Ton,’ ver dem Referendar auffiel. « ’ »Ist Fräulein Franziska etwas zu I Wägen-« erkundigte er sich theitneh s m Er«sah, wie der Jüngling mit der Antwort zögerte, nnd »wie ihm das zBlut ins Gesicht choß, währender J befangen auf die ifchplatte vor sich ; niederftarrtr. ’ »Nun« so antworte mir doch, Al fred,« forderte der Referendar jetzt zernstlich beunruhigt auf. z »Sie hat das Geschäft verlassen,« .stieß der Setundaner aufgeregt her tremdet arr. »Verlafsen? So plötzlich? Warum defini« Die Gluth aus Alsreds Wangen brannte noch duntler. Er sah auf seine hand, die er auf den Tisch gestemmt hatte, seine Mienen hatten etwas Ver legenes, Scheues. »Weil —- weil er sie beleidigt hat,« siotterte er. » Dietrich erbleichte unwillturlichz seine Augen öffneten sich weit. · »Beleidigt?« sragte er, und seine Stirn legte sich ganz in Falten. »Nun—nun ja! Er—er hat ihr schon ’ne anzeZeit immer so—so’n dummes . ug gesagt. und heute — heute hat er sie uin — umfaßt und that sie tü— en wollen« Da hat ·sie sihn zurückge oßen und ist-ist ein : sach dadongelaufen.« Der Jünglinåwarf sich mit Behe Imenz in seinen sptuhL neben dem er bis ietzt »esianden, stiißte beide Ellen bogen auß den Tisch und verbarg das glühende Antlitz in feinen händem Dietrich stand wievom Donner ge- . rührt und griff so heftig nach dem ; Kopf, daß es ihm ein paar Setunden ; lang förmlich schwindelte. Seine s Hände ballten sich unwilltiirlich, und seine Zähne preßten sich fest auseinan der. Seine Augen flammten. Und dann ging ein Ruck durch seine Lohe, kräftige Gestalt. Jn der nii sten Minute war die pldßliche Zornesauf wallung wenigstens äußerlich über wunden. Er zog einen Stuhl heran, seßte sich und sagte, zu seinem Schü ler gewandt: »Wir wollen beginnen.« Merkwürdig war, wie Tietrich heute eilte, und doch tamen hie und da Pausen vor, in denen der Lehrer zer streut, stumm vor sich dinblictte, wäh rend seine Finger nervös zuckten und seine Mienen einen finsteren, drohen den Ausdruck annahmen. Schon turz nach sechs Uhr schloß Tietrich heute. Aber er machte noch teine Miene, zu gehen, sondern.gab seinem Schüler einen Auftrag. »Sage Deinem Papa, bitte, daß ich ihn einen Augenblick sprechen möchte.« Herr Börner ließ nicht lange auf sich warten. Mit vorn-übergeneigten Schultern und seinem bedrücktem tieinmiithigen Aussehen trat er ein. Der Referendar schritt solgeich led hast aus Herrn Börner hinzu. »Jhre Tochter ist infam deschimpft worden,« stieß er erregt hervor. Herr Böner nirttr. »Seit Jhnen Alfed erzählt? Wenn man arm ist.« fügte er tritt-selig hinzu, »dars man sich nicht wundern, wenn Einem so etwas passirt.« Dietrich stand mit derschriintten Armen vor Iranzista’s Vater. »Was werden Sie thun, herr Bäueri« »Ich? —Na, mein Kind aus dem Geschäft nehmen. —- Natiirlich ohne Kündigung, sofort! Er wird sich hüten und wird tlagen.« »Und sonst« —ein Ausdruck von Ungeduld zitterte in den zuckenden Mienen des .jungen Mannes, — »sonst, rr Börner?« »Son t? Ja, was denn noch?« Der Sprechende Zuckte resignirt mit den Schultern. »Was tann man denn sonst noch thun? Nichtst« Auf den Wangen des jungen Man nes flammte es wieder lehhafter, und seine Augen blißten unwillig. »Sie werden doch jedenfalls Meer Tochter eine Genugthuung ver af schasfeni« , »Ehe Genugthuunsi Sie meinen Magens Aeh, das i tso viel Aerger ; und Aufsehen. und raus tommt da Ibei doch nichts. Der Versuch eines jKussest Was wird er dafiir trie en? isten « n Falle ein paar art i ld vor. Dietrich blickte den Jüngling be ase.« »Das meine ich nicht, Herr Bör ner.« »Nichts Ja, was kann ich denn sonst inoch thun, Herr Neserendar?« i »Sie sollten den Frechen zur Rede ; stellen und ihn anhalten, Ihrem i Fräulein Tochter Adbitte zu lersten.« ) Herr Börner riß feine Augen weit! au . ( ! «Abditte? Ja, das wird er nicht I thun. Er wird mich einfach aus-s lachen« « Jn dem Mienenspiel des Grafen! drückte sich eine flammende Energie; zugleich mit loderndem Grimm aus-! »Dann müssen Sie ihn zwingen.« .Zwingen9 Ja, dazu habe ich jas at keine Mittel, Fett Referendar.« r wird mich einfa hinauiwerfen lassen, wenn ich ihn aussuche und viele Worte mache-" Graf Dietrich athmete tief. Aus I feinen Augen biitzte ein Entschluß. »Wenn Sie mir gestatten,« so ie er, -,.tvill ich an Jhrer Stelle hinge n ; und den Herrn» zur Yede stellen. ch « meine, irgendeine Suhne fiir die er- » littene Kränkung sind Sie Jhrer Tochter schuldig. · Wenn Sie meinen.«« . TO knm etwas dedächiig und zHi : gernd raus. Desto entschiedener und be mmter klang die Stimme del s Ersten I »Ganz gewiß! Jch meine, eine so s che Handlungsweise, ein so schont lo er. gemeiner Mißbrauch des MIC len Uebergrwichts verdient in jedem Falle eine exemplarische Strafe. Ja ich bin dk Ansicht, das ist geradezu die Pflicht gegen die anderen jungen Damen, welche die Verhältnisse nöthi gen, in ähnlichen abhängigen Stellun gen zu arbeiten und die denselben Beschimpfungen ausgesetzt sind. Jede Züchtigung eines solchen Burschen schreckt Andere zurück.« An der Energie und dem Zorn des Grasen schien sich auch der Grimm des getränkten Vaters anzufachen. »Ja, gehen Sie, Herr Referendar.« stimmte er jetzt zu, ,,gehen Sie in Gottes Namen!«Und sagen Sie dem Kerl, ein frecher, ein ganz gemeiner, frecher Patron wäre er.« · Zwölftes Kapitel. Herr Legermansm der Inhaber der Firma Karl Wilhelm Legermann, war sehr erstaunt, als am anderen Vor mittag ein eleganter Herr in« seinem HKontor erschien, der gar nichts Kaus : männifches an sich hatte und sich als IReferendar Graf Buchenau vorstellte. T Es war ein einfaches, ziemlich gro ßes Kontor, und außer dem Chef war Niemand anwesend. Der Lehrling mochte sich auf einem Geschäftsgang befinden. s n dem Gesicht des Eintretenden zu te es ganz eigenthümlich, während er dem sich mit neugierigen, tragenden Mienen Erhebenden entgegen ing. »Habe ich die zweifelhafte Lhre, mit Herrn Legermann zu sprechen?« fragte der Referendar. Der Kaufmann ftuhtr. Er neigte unwillkürlich fein rechtes Ohr dem Fremden entgegen. ,, ch verstehe Sie nicht,« sagte er. » ind Sie Herr Legermann?« wie derholte Dietrich feine Frage lürzer und bestimmter. » Der Reserendar richtete sich unwill lurlrch etwas ftrammer in die Höhe. »Ich bin ein 7 reund der Familie Börner,« fuhrer ori, »und komme im Aufträge des Vaters Jhrer früheren Buchhalterim des Fräulein Börner.« Der Kaufmann trat instinktiv ein paar Schritte zurück und stellte sich hinter feinen Schreibtifch. Die Worte und nach mehr der fin ftere, drohende Gesichtsausdruck feines Besuchers schienen ihn mit einer unbe stimmten Furcht zu erfüllen. Er suchte dieselbe hinter einer ärgerlichen, un tvilligen Miene zu verbergen. »Ja, wo steckt denn das Fräulein heute?«' fragte er. »Ich liebe Unpünlt lichleit im Geschäft nicht. —- Oder sollte sie erkrankt feins« Graf Dietrich antwortete nicht. Er musterte den hinter seinem Schreib tisch ihm Gegenüberstehenden. Es war ein Mann Anfang der Vierzig, von ziemlich vierfchrätiger Gestalt. Eine unverkennbare Schlauheit prägte sich in seinen unschänen Zügen aus. Seine Stirn erhob sich dreist, seine tleinen« funkelnden Augen sahen den Referen dar mit rhnischer Frechheit an. Graf Dietrich nahm wieder das Wort. »Das Fräulein wird Jhr Geschäfts lokal nicht mehr mit feiner Gegenwart beehren,'« erklärte er. »Sie aber wer den sich noch heute zu der Dame bege ben und sie in Gegenwart ihrer Eltern um Verzeihung bitten!« Der Kaufmann fuhr aus« »Was —- was fällt Ihnen denn eint Ich — hahaha —- wofrir soll ich denn meine Buchhalterin um Verzeihung bitten?« Die Stimme des Grafen klang scharf und drohend. »Das Fräulein ift nicht mehr Ihre Buchhalterin. Jch frage Sie jetzt, ob Sie Ihre gegen Fräulein Börner ver übte- Unverschämtheit in der von mir angegebenen Weise sühnen wollen oder nicht " Wieder reckte Herr Legermann sein Gesicht vor; der« Ausdruck fchamloser Dreistigkeit prägte sich noch ftärter darin aus als vorhin. «Unverschämtheit?« erwiderte er rob. «Wiefo? Weil-was räulein Zoll sich nur nicht so haben! s hade ich denn Großes gethan-is Lächerlicht Ueberhaupt, wie kommen Sie denn dazu, mich hier förmlich ur Rechen schaft ziehen zu wollen? Freund der äumiliet Das tann . eder agen.« Ein s und frivoles ächeln zuckte um die den« wulfti en Lippen des Spre chenden. Ge n ie ist wohl Fräulein Bäzrrer nich so zimperlichij - . Das, was nun geschah, erfolgte im Verlauf von höchstens wei Setunden. Mit einem Sa war raf Dietrich an der Seite des aufmanns. Dann hörte man zwei laute, tlatfchende Töne, de ·nen wie ein Echo ein lauter Auffchrei aus dem Munde des rrn Lega mann folgte. Darauf prudelte der Gezüchtigte die Worte hervor: »Das«iollen Sie mir büßen. ch zeige Sie an. Ueberhaupt, verla en Sie foxort mein Lotal!« Gra Dietrich lächelte verächtlich, fetzte feinen But auf, drehte sich um und entfernte sich langsam aus dem Kontor. Zwei Tage später brachten verschie dene Blätter unter der Spitzmarte »Brutaler Ueberfall eines Kauf manns« die Schilderung des Au - trittz, der sich imKontvr derFirma Karl Wil lm Le ermann eben o turz wie drafti ch abgefpielt hatte. Der Be richt schien von dem geohefei ten Kaufmann felbft infpirrrt zu ein« denn fein Name war distret nur mit den Anfangibuchftaben angedeutet, während der Name des Rä rs und der Buchhalterin in ganzer vollstän digteit angeTeren waren. Des xun en Bequ rs r «angeblich beledia en Dame war mit ein paar vorsichtiger-, faber ironifchen Redewendungen ge dacht, und seiner »übertumpelnden, brutalen Handlung« das Motiv »un berechtigtet Eifersucht-« untergeschoben worden. Während Gras Diettich den Zei tungsbettcht durchlas, drängte sich 17111 das Blut zum Kopfe. Er schlug se ne Rechte erschüttert vor die Stirn und seufzte aus tiefer Brust. Scham und Schmerz ttampften sein Herz zusam men. - Daran hatte er nickt gedacht, diese Folgen nicht vorausberechiiet. Hatte er nicht thöricht, iinüberlegt gehandelt? Nun war Franziska Börrier auch noch vor der Oeffentlichteit unheilbar korn promittirt, ihr Ruf für immer dahin. - Der Grübelnde trat zoriii mit dem Fuße auf. Und dennoch. Wie hätte er anders handeln sollen? Sein Blut empörte sich noch ebenso heftig, wenn er des Schimpseg gedachte, dem das junge-Mädchen den Seiten des Kaufmanns ausgesetzt gewesen. Würde er nicht ein zweite Mal ebenso handeln? Gewiß! Unertriiglich erschien es ihm einfach, Fräulein- Franziska beleidigt zu wissen und nicht die Hand zu erheben zu ihrem Schu e, zur Sühnung der ihr angethanen behniaeh. Und dann, nachdent er ein paar auf geregte- Gänge durch sein Zimmer ge macht, wars sich der junge Mann auf einen Stuhl und begann einst dein Grunde der Emriörung, die i in irr allen Adern siedete, nachzu orschen. Zum ersten Male bemühte er ich,»seine Empfindungen für Franziska Borner in ihren Motiven uiid geheimsten An trieben zu zerlegen. Er ließ die Vergangenheit Revue vor fich passiren, von seiner ersten Be gegnuiig mit Franzista Börner bis zu ihrem letzten Zusammenseiii. Er sann lange über die Gründe des zor nigen Mißbehagens nach, das ihn ge quält und geinartert, als Bodo ihm in seiner leichtsinnigen, srivolen Art dort seinen Absichten aus die Tochter des ehemaligen reichen Fabrikanten e sprochen, und stellte eingehende e trachtun en an über die Unruhe und Unzufrie enheit, mit der ihn Fran ziskas Entschluß, Buchhalterin zu werden, vom ersten Augenblick an er füllt hatte. Und schließlich kam er zu dem Resultat, daßes nicht alleinMit gefühl und sreundschafttiech Sympa thie fei, die sein Herz bei dem Gedan ten an Franziska schneller pocheir mache, sondern das-, die Anmiith, das schlichte. keusche und sittlich reine Wesen des jungen IIIarichens eine tiefe, leidenschaftliche Liete in seinem Herz entzündet habe. Entsetzung totgt.) Die saht Tret. Jm Gegensatz zu ter berüchtigien Ungiüaszahl 13 siebt die Z. Wer kennt nicht das alte Lied: »Drei Li lien, drei Lilien, die dslanzt’ ich aus ihr Grab«, und die ebenso alte Weise: »Seht ihr drei Nosie vor dein Wa gens« Diesem schließen sich die sloti ten Lieder: »Es zoaen drei Burschen wohl über den Rhein« und »Wen! weih’ ich wohl das erste Glas« (bis zum dritten endigendi, endlich bei Toastem »Hoch solt er leben, dreimal hoch!«, ist die drei dabei doininirend. Jn der Natur erscheint in der Z das zarte Kteebtiittchen, im Gegensaf zu der Passe »Das liederliche Kleo blatt«. »Die drei- Grazien", sowb »Drei Paar Schuhe« beherrschen wie der das bessere Luftsvietgenre. Aus der alttestainentarischen Geschich find die »heiligen drei Könige« sowb die drei Weisen aus dein Morgen lande« betannt, und auch der Zur-f Christi an Petrus: »Ehe der hab zweimal trübt, wirst Du mich dreimal verleugnen." Wenn man im Volks leben sagt: »Drei Schritt vom Leibe«, und das bedeutungsoolle »Aller uteI Dinge sind drei!«, sowie das Jidele »Dreinial drei ist neune, Du weißt s wie ich's meine«, so ist das allgem te verständlich. Wenn Jemand» in het terer Laune singt: »Mein hut der at drei Ecken«, so bestätigt das nur I Povularitiit der 8 schon aus früherer Zeit her. Ein bekannter Filassiter giebt der 3 ebenfalls die Ehre unter den ahleii, wenn er sagt: »Ich sei« gen-it rt mir die Bitte, in Eurem Bunde der Drit te!»« Wie» der Würfetbecher stets drei Würfel zahlt, so le t auch der Aut tionator auf diese «ahl sein haupt augenmert, denn beim dritten Hain iiierschlag eschieht die Zuerterinun des Gegen andes an den Bieter. Be rat-taten Menschen, die die Ruhe dts Nachste stören wollen, genügt die dreimal ge Aufssoiderung das Zim iiier wegen Ge ahr des Hausfriedens bruchs zu veranlassen. Auch der Spl dat, in Yusübung seiner Pflt t. ruft in nachtticher Stunde einein sich ihm nähernden Unbeiannteii ein »Mit werda« bis zum dritten Male zu. Schtiniin ist es auch, wenn bei spiel tuftigen Leuten zuin Stat der dritt Mann sehst Die Wilhelmshavener Zeitung (Nk. 122) meidet unter dem Neuesiem »Die Eisenbahnvetbindung zwischen Toiio und qudiwvstot ist unterbrochen.." Die armen Rassen! Ihre Flotte ist hin, und nun können Sie auch nicht zu Lande an die Hauptstadt ihres Gegner-s kommen. s I O » ch glanbe,· unsere Feeundin Liz zie at «wirklich einen Vetehtet.« »Ach, kein Gedanke. wie kommst du nur darans.« »Nim, ich hab’ be merkt. daß te sich then Gürtel je t inäkäier isnii sietzeitthetttinaheln iestste t, w ten - on nur w· at SEOCnavelftsiebenuiteX » O sch