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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 14, 1905)
Wen-r schreib-titles von » sitz-Ue Matmgei. » ds--.--.--.-.--.-.-.-.--.--.-.-—-.--— No. 168. — Den Dag nach dem die We desweiletn Fonn mit die Feckehschen ge speult wotde is, sin ich mor gens gleich nach Breckfesi eniwtvet ge laufe, for auszufinne, ob se sich e we nig geiröstei hoi. Jch den an die Seit dohr ins haus gewollt, awwer es war zugelackt Bei Galle, hen ich gedenkt, die Wedesweilern werd am End doch nii for lautet Eckfeiiment krank ge worde sein! Jch muß sage, ich hen doch arig sarrie for se gefühlt un es hätt nii viel genomme, dann hätt ich gegreint. Jch sin dann gege mei Häh bitt zu die Fronidohk in den Saluhn un der Wedesweiler hot hinnig die Bahr gestanne un hot e Fehs gemacht wie versehn Däg Regeweiier. For Guttnes Seht-B Wedesiveiler, was is die Mäiter2 hen ich gesagt. O nai iings periickeler, hot er gesagt, mer bot immer sein Trabel.« Wo is denn deine Alte? hen ich gefragt, kann ich se emoi sehn?..Ja, hot er gesagt, do kimmsie zu spät, die is fori.« Ach, for Piitiefeks, hen ich gesagt, so plötzlich! Wer hätt das gedenkt! Wann denn? »O, so ebaut zehn Minnits zurück,« hot er gesagt. Do hen ich mich awwer doch nit mehr halte könne; ich hen ge gteini wie en Schloßhnndz die Tiers sin mich so dick wie Pienotis aus die Auge gelaufe: es is awwer auch zu traurig gewese; so e schöne junge Frau un wie gesund bot se immer aeaucki, un was is se immer e gute Freinds zu mich gewese! »Well, hot der We- ; desweiler gesagt, es is doch tein Juhs, daß mer so flenne dicht; du duhst ja s arad iictte, als wann se gestorwe wär. » Js- se dann nit gestatter hen ich ge fragt. Ach, das fällt ihr ja gar nit ein; hot der Wedesweiler gesagt, se is in die Kontrie for e paar Woche dort zu ihre Erholung zu stehn. Wie ich das gehört den, do hen mei Tiers gestappt, als wann ich tein Droppe mehr in mich hätt. Jn die Kontrie is se gan ge? hen ich gesagt, das duht awwer doch einiges bietet So e Schehmt Un ich stelle mich do hin un greine! Jch sin mitaus noch e anneres Wort zu spreche, fort un heim un do hen ich mich awwer noch emol diesent ausge greint! Ei tell jud. das Herz is mich partinier gebroche, so leid hot mich die Wedesweilern ihre Mienneß gedahn. Denke Se doch nur emol, was ich schon for die Frau gedahn hent Wo wäre fe denn alle beide, wann’s nit for mich gewefe wär? Das bische Rent wo mer von fe kriege, das duht doch zu nickg emaunte. Der Philipp, was mein Hosband is, duht zweimal soviel in sein Saluhn spende· Nicts is in die Fämillie gehiippend, wo se nit inweitet ware un alles was ich gedahn hen, do hen ich erscht mit sie driwwer gespro che; wann ich aus die Zittie fort sin, do den ich se mitgenomme un sie tann so ebbes duhnt wo se doch wußt, wie mich das Herz dran ge hängt hot, emol von heim fort zu kom me. O, geht mich weg mit fo Freinde, wo nor for sich un for ihren eigene Ettwentetsch ausgucte un for en an nere Mensche nicks gewwe. Well die Wedeöweilern die foll mich awwer emoPtenne lerne! Un ihr Alter is auch nit besser; den wer’n ich auch noch nase. Den Philipp hen ich gar nicis von gesagt. Der tann es ja doch nii siende, wann iner ebbes gege die Wedesweiiersch sage duhi. Es war so ebaut zehn Uhr, do is der Philipp sei Zeit gewese zum erfchie mol zu den Wedesweiier zu gehn. Wie er sori is hen ich auch nicks gesagi, awwer wie er autseii das haus war, do hen ich mich in die hurrie gedteszi, hen mich den Bennie mitgenomme un sin sori. Jch hen den Bennie gesagt, er sollt in We deöweiiersch gehn un sein Pa sage, er solli reiieweg enioi komme. Wisse Se, ich hen gut genug geioißt, daß er noch nit sein erschies Giiis gedrunie hawwe sonni. Der Philipp is auch gleich ani seii komme un ich hen gesagt, er müßt mit mich gehn zu den Dackier, biiahs ich müßi den Viehsischen enwl wege den Bennie seine Auge sehn. Er hoi oss Kohrs e wenig geiickt, awwer er is doch mitgange un ich hen’s so genun neischt, daß mer erschi sor Dinner widder heim sin komme. Nach dag Eise hoi er sein Niipp genomme un is dann widder zu den Wedesweiler. Awwer er is noch ieine Minnit driw we gewese, do hot der Bennie widder sor ihn gehn miisse un hoi ihn geholt. Ich hen dann an e paar Freinde ge iahit un wenn er auch geiieii hot wie en Stier-, er hoi doch mit gehn müsse. An den Weg hoi er e Ecksplenehschen hen wolle, un ich hen ihn dann auch alles versähii un hen ihn die Wem weilern emoi geschildert was die sor en Böhrd is. Er hot ja auch e wenig sarrie gesiihli, awwer wie ich’g eck speciiei hatt, er hoi doch ihren Bari genomme. O, Tier o Dier, was hot mich das so mähd gemacht Jch hen ihn emol e Piei von mein Meind . gen-we un hen gesagt, daß ich nie nit mehr was von die Wedegweilern wisse wollt; for mich dehi se iwwerhaupt gar nit mehr ecksistire un wann er, das meint der Philipp, ebbes for sei hiippie Hohm lehre deht, dann deht er besser auch weg stehn. Bei diese schiersulle Kanwersehschen sin mer heim komme. Der Johnnie is mich entgege gelaufe un hot gesagt: ,,Ma hier is en Brief for dich komme. Jch hen schnell den Brief uffgemachi un der Brief is von die Wedesweilern gewese. Se hot ge schriwwet Mei Diehr Lizzie hier hen ich e Plädche gefunne, wo grad wie for uns gemacht is. Jch hen gleich e Ruhm for dich geordert un du kannst auch deine Kids mit hierher bringe. Jch sin alleins fort, biiahs ich hen erschi den Platz hier inweftigehte wolle. Wann ich’s nit gegliche hätt. dann wär ich reiteweg.widder heim komme; awwer alles is hier ahlreit un ich eckspeckie dich reiteweh mit die Kin ner. Mit beste Riegards deine Freind Wedestveiler.« Wie ich das geiefe hen, do hen ich widder greine müsse. Phil, hen ich gesagt, es kann mich einer sage, was er will, die Wedesweiiern is abl recht. Sie is mei Freind un ich siicke zu se dorch dick un dinn. Es is arig iesig, Jemand erunner zu reiße, ich awwer hen Menschekenntnisse un ich sin noch nie nit in en Mensche dis epeuntet worde. Mit einem Wort die Wedesweilern is ahlrecht. Mit beste Riegards Yours Lizzie HanfsiengeL P-- , .Der eigentliche Esel. Auf der Heerstraße von London nach Weymouth gab es in der letzten Dorfschaft fiir die Postwagen eine Haltestelle, die im Schild einen Esels lopf führte. Die Speisen waren so gut, der Gastwirth war so freundlich und die Preise waren so billig, daß das kleine Gasthaus gute Geschäfte machte und sich im ganzen Bezirk eines guten Rufs erfreute. Einmal als Kö nig Geotg der Dritte auf einer seiner zahlreichen Fahrten Ende des acht zehnten Jahrhunderts nach Weymouth fuhr, hielt er im Dorfe an und nahm Erfrischungen ein. Dies verursachte dein lönigstreuen Gastwirth solche Freude, daß er sein altes Schild mit dem Eselstops wegnahm und ein Bild niß des Königs in ganzer Länge aus hängen ließ. Von da an sollte das Wirthshaus als der ,,Kiinig George« bekannt sein. Der Eigenthümer des anderen Wirthshauses in dem tleinen Dorf in Dorset kaufte das alte Schild für einige Silbermünzen und hing es vor seine Thür. Es traf sich, daß am selben Tage der Postwagen von Wen inouth nach London einen neuen Po stillon und Schassner erhielt; beide lannteu sich in der Umgegend nicht aus. Jhre Vorschriften lauteten, vor dem Wirthshaus zum Eselslops anzu halten. Sie machten daher nicht vor dein ,,Slönig Georg« Halt, sondern ge genüber, wo das Schild mit dem Graulopf hing. Das verdroß den Be sitzer des ,,König Georg«. Er sah ge schäftliche Verluste voraus und ließ flugs unter sein neues Schild mit dem Bildniß des Königs ein Brett nageln mit der Inschrift: »Das ist der eigent liche Esel.« KCMOVUUGI PICJULUIZIQ Ein merkwürdiges Erzeugnifz be reitet der Stamm der Bakwiri in Kamerun unter dem Namen Pembr. Es handelt sich um einen käseartig aussehenden Stoff, der aber aus dem Samen der Pflanze hergestellt wird, nämlich eines Urwaldbaumes aus der Familie der Maulbeerbäume. Die Samen werden gekocht, geschält und zerauetscht, dann wird aus dem Brei eine Art von Kuchen eformt, diese mit etwas Pfeffer versetzt und dann ohne weitere Veränderung gegessen. Dieser Pflanzenkäse kann nach der Beschreibung des Kenners nicht sehr appetitlich sein, denn er ist zunächst schmutzig weiß, wird rasch gelb und dann bräunlich. Der Geruch ist an. fangs der von Quark, nimmt aber später einen sauren Charakter an. Der Käse hat ganz frisch eigentlich gar keinen Geschmack bis auf die brennen de Wirkung des Pfeffer5; etwas äl rere Pembe schmeckt stark sauer. Man fand bei der mikroskopischen Unter suchung nur wenige Bakterien, Hefe oder andere Pilze überhaupt nicht. Bei der Aufbewahrung in einer feuch ten Kammer vermehrten sich die Bak terien allerdings ins Ungeheure, jedoch trat keine Fäulniss ein. Die saure Beschaffenheit entsteht vermuthlich durch eine gemischte Milchsäuregäh rang. In zweiter Linie wird dabei »auch etwas Essigsäure gebildet. Die se Säuren wirken auf die erstaunliche shaltbarteit des Stofer hin, indem ; sie den Eintritt einer Fäulniß verhin !dern. ) Ein engllischer Gelehrter namens Burge wi aus einer Verbindung i von Radium mit dem Saft des Rind fleifches Lebewesen hervorgebracht ha ben. Da diese aber so klein sind, daß man sie nicht mit bloßem Auge wahr nehmen kann, sollen sie bei der« näch sten Volkszähkung nicht mitgezählt werden. «- ie Die Premiere des ungarif es Pre miers im Reichstag zeichnete ch durch raschen Abgang nach stät-mischen Em pfang aus. Ein fatales Fangballfpiel Humoreske von Adolf Thiele. Jcn Gasthause zum »Grauen Kater" ging es heute recht fidel zu. Wei der Himmel, wie es kam, es war n gar nicht spät, und doch befanden sich die Stammgaste in einer merkwürdig wil den und rabiaten Stimmung, man trank viel, räsonnirte, schrie und spek takelte, sodafz sich Freunde stiller Be schaulichkeit überall wohler gefühlt hätten als im ,,Grauen Kat·er«. »Nun denken Sie sich nur,« erzählte ietzt der Kunstschlosser Henker, »was mir dieser Tage passisrt ift! Ich war zu Besuch bei meinem Vetter in Lud wigsheinn Wir sind gerade im Hofe und sehen die Karnielel an, die mein Vetter züchtet —- Staatsthiere, sage ich Ihnen —- du kommt ein Bote: ,(Fine schöne Empfehlung von Herrn - Münzer, und ob Sie vielleicht seinen Beldschrank aufmachen könnten. Die Schlüssel liegen drin, er ist zuge HchnapptN Jm ganzen Rest war kein «Mensch, der den Schrank aufkriegte, und Münzer — er ist Fabrikant — ; hatte zufällig gehört, daß ich bei mei Hem Vetter zu Besuch war. Na, ich inun hin! Geldschrankschliisfer sind ja( lso eine Spezialität von mir, und ich hatte das Ding auch gleich auf. »Was bin ich. schuldig?« fragt Münzer. )»Fiinf Mart!« sage ich. »Wie, soviel zfür die lleine Arbeit?« schreit der lnauferige Kerl, »davon ist keine Rede!« Schwapp, fchmeiß’ ich den Schrank wieder zu. Na, das Gesicht von dem Kerl die Schlüssel lagen ja noch drin! Ich wollte nun meiner Wege gehen, da bittet er: ,,Seien Sie doch so gut, machen Sie ihn noch ein i 1 mal ausl« »Jetzt kostet’s aber zehn Emmchen!« sage ich. Na, das lange Gesicht! Er hatt’ es aber eilig, und ein Kunstschloffer aus der Stadt ist auch nicht billig —— da hatte ich denn meine zehn Emmchen in der Tasche!« Alles lachte iiber den pfiffigen Schlosser. »Ganz recht!« rief der Schieferdecker Hornisch »Nur die Preise nicht ver derben!« Und andere stimmten zu. »Eine Unverschiimtheit ist’s!« lriihte da eine Stimme dazwischen. Die Blicke der Stammtischgesellschaft rich teten sich auf den Sprecher, denSchnei dermeister HolzapseL Einen so iiber’s Ohr zu hauen!« krähte der hagere Mann weiter, indem fein Gesicht einen boshaften Ausdruck annahm. ,,Eine Unverschämtheit ist es ---— nein, eine Ausberschiimtheit!« Dieser schroffe Widerspruch paßte nun den Stammgästen gar nicht, zu mal der Schlosser ein treuer Kontnei pant und allgemein beliebt war. Die Stimmung rvar heute überhaupt er regt, nnd so schrie man denn auf den Schneider ein, der als Filz und Neid hammel bekannt war. Der erboste Mann gab aber nicht nach, nnd so ging der Zank eine Weile fort. Da plötzlich erhoben sich wie auf Kommando drei Männer, einer stülpte dem Schneider dessen Hut auf und schob, und die beiden anderen packten ihn an en Armen und ehe er sichs versah, war er unter dem beifälligen Jubel der ganzen Gesellschaft an die Luft gesetzt. Die Thiir des Gastzimmers führte direlt auf die Straße, auf der um diese Stunde ein reges Treiben ; herrschte. Die drei Männer verrichte f ten ihre lobliche Thätigkeit mit groszer ’ Verde, und so flog denn der Schneider fmit bedentender Behemenz gerade in einen Trupp von Männern hinein, die von der Arbeit kamen. Den einen riß er dabei fast um, den Zweiten trat er empfindlich aus die Zehen, und am Dritten klammerte er sich an, wobei er ihm beinahe den Rock vom Leibe riß. Aus diese Weise hat sich noch Nie mand eingeschmeichelt, die Männer wandten sich daher sehr erzürnt gegen den Fangball und bedrohten ihn mit Wort und Geberde. Ein paar Herren, die gerade von der anderen Seite kamen, erkannten, daß der Hinausgeslogene unschuldig war, und sie nahmen sich daher seiner an. Wie aber ihn in Sicherheit bringen? Nun, da lag es wohl am nächsten, ihn in das Lokal hineinzurettenl Sie nahmen ihn daher in die Mitte und führten ihn schleunigst in’s Gastzims mer zurück. Hieraus klärten sie die Versolger über den Sachverhakt aus, und diese gingen lachend davon· Die Rückkehr des Schneiders blieb unbemerkt, denn die Aufmerksamkeit der Gäste hatte sich gerade aus eine in teressante Szene gerichtet. Der Wirth, der einer seiner besten Gäste war, hatte sich im Laufe des Nachmitags bezecht und sich dann in die Küche begeben, wo er seine Frau hin- und herschubste. Dieser riß endlich der Geduldssaden, sie ging mit einem Topse auf ihren Gatten los und schlug ihm das Geräth ein paar Mal an den Kopf, sodaß er Ruf-Hecken in’s Gesicht bekam. Einer der Gäste hatte dies gesehen und es nun sreudestrahlend den Stammtischlern mitgetheilt. Diese er hoben sich jubelnd und traten in die Küche, um den Wirth gebührend aus zulachen· « Just in diesem Moment wurde der Schneider in’s Lokal zurückbefördert. . Niemand bemerkte ihn, und ganz still setzte er sich in einen Winkel, wo n den Blicken verborgen blieb Nachdem die Gäste den Wirth genü gend »verlohlt«, kehrten sie zum Stammtische zurück Zufällig kam die Rede wieder auf den Schneider. »Ein hämischer Patron ist er, der Holzapsell« rief Einer. »Ein elender Filz!« stimmte ein An derer bei. »Der soll nur ruhig sein von über’s Ohr hauen, dessen Geschich ten kennen wir!« . Der Schneider-platzte fast vor Wuth über diese Kritik, er hielt sich nicht länger-. »Nicht wahr ist’s,« krähte er aus sftiner Ecke hervor, ,,elend gelogen i ’s.« Erstaunt blickte alles nach demWin gelb in dem sich die hagere Gestalt er o . »Was, ist der Kerl noch hier?« rief Einer. »Raus, raus!« schrieen die Andern, und ehe sich’s der erzürnte Mann ver sah, war sein Glück im Winkel beendet und er von Neuem an die frische Lust befördert. Jnfolge der Entriistung der band-: festen Männer sauste der Unglückliche in gewaltigem Bogen iiber den Bür gersteig auf den Fahrdamm Hier gingen gerade zwei Männer, die mit einem Umzuge beschäftigt wa ren und einen großen Korb mit Por zellan und Glaswaaren trugen. In diesen Korb flog der lebendige Fang ball. Ein lautes Klirren verkündete, daß der Korb innerliche Verletzungen er litten hatte. »Na warte,« schrie der eine der Männer, »das sollst Du berappen!« »Ich bin’s ja gar nicht geioesen!« jammerte der Schneider. »Wer denn sonst?« rief der Mann. »Wer muß denn der Fterl sein?« »Das werden wir gleich l)aben,« Fentschied der andere der erbitterten Männer. »Da drinnen werden sie schon wis sen, wer’s ist!« Und nun ergriffen sie mit eiserner Hand den vergeblich Protestirenden und schoben ihn in die Thür. Als er an der Schwelle Widerstand leistete, gaben sie ihm einen ordentlichen Ruck, und der Aemste sauste wie ein-e Gra » nate mitten in’s Lokal. Ein allgemeiner Ausruf grenzenlo fen Erstaunens empfing ihn. »Ist der Kerl schon wieder da?« er - tönte es. «Raus, raus!« Und ohne sieh um die Artilleristen zu kümmern, die das Geschoß abge feuert hatten, ergriff man den vor Aufregung halb Bewußtlosen, und zehn kräftige Hände sorgten fiir sein Fortkommen. Das paßte nun aber den beiden Umziiglern nicht, und sie machten Spektaiel, stießen aber natürlich auf Widerstand Während es drinnen im Gaitzim mer zu einer erregten Aug-einander setzung takti, ergriff der entsetzie Schneider das Hafenpanier. ,,Hilfe, Hilfe!« rief er, indem er auf der halbdunllen Straße vorwärts eilte. An der nächsten Ecke traf er einen Schutzmann Athemlos rief er: »Bitte, bitte, verhaften Sie mich um Gottes willen!« So etwas war dem Schutzmann nun doch noch nicht pafsirt. »Ja, Mann,« entgegnete er erstaunt, »Sie verhaften? Was haben Sie denn aeinacht?« l »Jch?- Garnichts,« Zähneklappte ; HolzabfeL »Aber ich werde immerzu s heraus- und hineingeworfen!« »Hm,« machte der Schutzmann, »na erzählen Sie einmal!« Jn aufgeregter Weise schilderte der Flüchtling sein dreimaliges Pech. Der Schutzmann schlug eine breite I Lache aus. »Na zu verhaften brauche ich Sie . da nicht!« sagte er. ) »Ja, ich bin aber doch lein Fang s ball!« rief der Schneider. »So was » ist mir doch in meinem ganzen Leben J noch nicht passirt!« ’ »Das wird Jhnen auch nicht wieder s passiken,« lachte der Schutzmann. s »Nun gehen Sie nur ruhig nach iHause!« « l »Freilich, freilich,« lamentirte Holz ? apsel, »aber ich bin doch keine Billord ; kugel!« Und dann schlich er davon, indem er unaufhörlich vor sich hinsagte: ,,Nee, so was-! Nee, so was!« -—s——-— Bevölkerung ver Erde. « Nach dem eben erschienen amerikani "schsen Missionsjahrbuche setzt sich die aus rund 1,5l53,44f5,0l)s1 Seelen berech nete Menschheit der Konfession nach wie folgt zusammen: 558,862,«0() Christen (1t;6,()66,50() Protestanten, 272,638,5()0 Römisch - statholische, 120,157,0()0 Griechisch - Katholiscl)e), l I1,222,00() Juden, 216,(3.'tl),0()09!toi hammedaner, 1:--,79:3,5l«) Buddhisten, L()9,659,000 Hindus, 231,81t;,()00 Konsuzianer und Taoisien, 2.«),00(),000 - Schintoisten. 157,069,500 Animisten, Fetischanbeter u. dgl. und 15,852,000 Sonstige. Da die Religionsstatistik für sehr weite Gebiete aus Schätzungen angewiesen ist, stimmen die Ergebnisse der sorgfältigsten Brechnungen nicht immer mit einander überein. ’ —---.---.--— i Wir werden doch immer populären Jetzt machen die Friedenslommissäre sogar eine Besuchszeiseknach Amerika. JmtEssen und im Trinken sehen viele Des Lebens allerwichtigste Mission, sund in der Zeit, wo sie nicht essen . können, lDa —- sprechen sie doch wenigstens davon. W l Weitem und seine Leute. Die swirthschastlichc Erschließun Abesstniens schreitet nach und na voran. Der amerikanischen Expe dition ist nunmehr auch eine deutsche gefolgt. Eines ihrer Mitglieder Professor Dr. Rosen, giebt in sol gendem Schreiben aus Gondar interessante Ausschlüsse über das eigenartige Land und seinen Beherr scher: L’eåtat c’cst moi, könnte auch der Beherrscher Aethiopiens von sich sa gen, denn das Geschick seines Landes hängt an seiner Person, im Guten wie im Schlechten. Uns, die wir in seinem Reich gastlich aufgenommen sind, ziemt es nicht, allzustrenge Kri tik an den abessinischen Zuständen zu üben, und es ist ja auch angenehmer, das Lobenswerthe zu loben, als das Tadelnswerthe hervorzuziehen. Aber wie man kein wahres Licht ohne Schatten darstellen kann, so ist es auch unmöglich, die wahren Verdienste des Kaisers um sein Land zu schildern, wenn man Personen und Verhältnisse hier in lauter goldenen Tinten malt. Daß der Kaiser Menelik sein Reich durch seine siegreichen Kriege gesetnt und groß gemacht hat, ist bekannt, hier sei geschildert, wie er seinem Volk in Friedenszeiten ein Lehrmeister ist und ein Förderer aus der Bahn des Fortschrittes Wirthschastlicher Fortschritt auf der Basis eines absolutistisch-seudalen Regimentes? wird man skeptisch fra gen. Ja, beide schließen sich nicht ganz aus. Freilich muß der Monarch ge nügende Macht mit dem Willen ver binden, sein Volk zu heben und mit dem Urtheil die richtigen Wege zu finden. Dann kann auch in einem Lande Gutes geschaffen werden, in welchem, wie in Abessinien, die Be griffe von Eigenthum und rechtmäßi gem Erwerb noch unsicher sind, in welchem die güterschasfende Klasse rücksichtslos von der herrschenden aus gedeutet wird, in welchem endlich jede lokale Selbstverwaltung jede wirth schastliche Selbsthilfe fehlt, da ja nur der Wille des Herrschers die Massen bewegt. Kaiser Menelik ist der einzige Mann in Abessinien, der diesem Lande und seinen eigenthiimlichen Zuständen Fortschritt zu bringen Ver mag. Jn seinem gegenwärtigen Umfange ist das äthiopische Reich erheblich grö ßer als Deutschland. Es hat bisher nur eine einzige Eisenbahn, die oben drein dicht hinter der Landeggrenze stecken geblieben ist; es hat nur eine Chaussee, die Adis-Ababa mit Adisp Atem verbindet —-- das Berlin nnd Potgdam Abessinien5; es hat keinen einzigen schisfbaren Fluß, aber man ches reißende Wasser in tiefer, fast nnzugänglicher Schlucht, hohe Ge birge ohne Quellen, glühende Wüsten streifen, in denen der Abessmier, an das herrliche Filima seines Hochmu deg gewöhnt, nicht leben kann. Solch ein Land ist nicht leicht von einem Punkte aus regiert. Der Negus braucht Leute« die in den Provinzen seine Jdeen verwirklichen; er zieht sie sich selbst heran: seine Schule, sein Seminar ist seine Hauptstadt Abtes Ababa. Aus vier langgestredten Hiigeln, die sich wie breite Zungen vom Randge birge Schoas gegen die Ebene der Gallas hinabziehen, hat Menelil II. seine Residenz gebaut, nachdem er mehrere frühere Gründungen, darun ter das hochgelegene Antotto, wieder aufgegeben hatte. Die Bevölkerung der Hauptstadt wird auf 80,000 Köpfe geschätzt, ist aber vermuthlich größer. Von diesen Menschen wohnen freilich nicht viel mehr als Tausend in Häusern, alle übrigen in Hütten oder Zelten, die hier und da, in Gruppen, rasch und vergänglich ausgebaut wer den. Da obendrein weite Wiesenflä chen Höfe und Quartiere umgeben, und drei tiefe, felsige Schluchten die Stadttheile trennen, so macht das Ganze vielmehr den Eindruck eines improvisirten«Heerlagers, als einer modernen Stadt· Unthätige Männer sitzen zu Tausenden vor ihren schmu tzigen Hütten und schauen träge den grasenden Mauleseln zu; 0krauen in unsauberen Umschlagetiirhern tragen mühselig das trübe Bachwasser in schweren Krügen die steilen Pfade empor. Aber hin und wieder zieht ein Großer Vorbei; sein Gewand aus buntgestreister Seide oder selbst Gold broiat, die Waffen in zierlicher, ge schmackvoller Goldfchmiedearbeit, der pittoregte Aufputz der Pferde nnd Manlthiere, dieser ganze Glanz ton trastirt merkwürdig gegen den nnebes nen Weg, auf welchem die zahlreichen Gelvehrträger in eine Staubwolte ge hiillt ihrem Herrn barfuß boraneilen. Auf dein Markt herrfcbt reger-· Le ben. Jn dichten Reihen gedrängt sitzen mit ihrer Waare die schwarzbraunen Gallabauern, die Männer halbnackt, die Frauen im Schmuck ihres schwar zen Tressenhaares. ihrer schwerer Armspangen Und bunten Halstettm Lebensmittel für Mensch und Thier, Brennholz, Schlachtvieh und Maul thiere, Leder und gewebte Stoffe, al les bringen diese Gallas« nur Waffen, Sättel nnd Schmuck lie ern die Abes sinier. Es gibt zwar auch einen abes sinischen Kaufmanns-stand die Naga dis, ds-. unter einer eigenen Obrigkeit, W dem Nagadras Gaupt der hansleuty stehen, aber sie sind längst nicht mehr Händler, sondern haben nur noch den Waarentransport in Händen, im Dienst arabischer und indischer Kauz herren, welche in Adis-Ababa gro e Lager besitzen. Läden gibt es in der äthiopischen Hauptstadt kaum ein Dutzend, wenn man von den nur während der Marttstunden geöffneten Buben absieht; ein einziges kleines Hotel genügt dem Verkehr, da der Fremde in der Stadt einfach irgend wo seine Zelte aufschlägt, wenn et nicht bei Freunden zu Gast wohnen kann. Doch das nach unseren Begrif fen Wunderlichste und Unbequemste ist das Fehlen jeglicher Scheidemünzex man zahlt kleine Beträge mit Patro nen oder pfundschweren Steinsalz stangen. Das ist das Adis-Ababa der abes smischen Bevölkerung. Ueber die wei ten Grasplätze streichen Nachts heu lende Hyänen, denn überall liegen Reste von Schlachtvieh und Maul thiere, selbst in den Bächen, aus wel chen Trinkwasser geschöpft wird. Schmutz stört den Abessinier nicht und nur die Thiere, Hyänen, halb wilde Hunde, Raben und Geier er füllen, von Niemand belästigt, die Funktionen der hhgienischen Polizei. Aber durch das Gewirre derStroh hiitten und der weißen Zelte führen einige gerade Straßen. Mit Brücken aus Stein und Eisen überschreiten sie die Bachschluchten. Hier läuft sogar eine Wasserleitung. Folgen wir einer dieser Straßen, so kommen wir zum Gebi, dem Hof des Kaisers. Er baut die Wege und Brücken, nicht für sein Volk, sondern für sich. Der Abessinier ist ja bedürfnißlos. Er braucht keine Straße, denn er hat keinen Wagen, nicht den kleinsten Handkarren, und gebahnte Wege benutzt er auch nicht, wo er sie findet. Gewiß nimmt auch Yciemano Anstoß daran, daß ver Kaiser die Brücken, selbst im Centrum der Stadt, mit Stacheldraht gegen den Verkehr absperrt, da man ja doch durch den Bach reitet oder —- wenn das Wasser in der Regenzeit ange schwollen ist —einsach zu Haus bleibt. Und doch lernt das Volk etwas von seinem Kaiser, und zwar das Beste: arbeiten. Es mag den Leuten uner hört vorgekommen sein, als ihr Herr scher die Neuerung einführte, daß die Soldatenkaste in Friedenszeiten ar beiten sollte. Aber er besaß die Auto rität, seine Soldaten zur Arbeit zu zwingen, ohne daß sie revoltirten. Er richtete einen regelmäßigen Arbeits dienst ein, uud die Mannschaften kom men an ihren bestimmten Tagen, um Steine zu brechen und zu tragen, Lehmmörtel zu kneten, Mauern auf zufiihren oder Balken zu schleppen. Denn der Kaiser baut fortwährend. Nicht nur neue Kasernen für die Schloßroache und die Arbeitsweiber, auch Magazine und Speicher, eine Mühle (die erste in Abessinien), ein Telephonhaus. Menelik ll. liebt das Telephon und macht den ausgedehntesten Gebrauch von den wenigen Linien, welche bis her bestehen. Er liebt überhaupt Ma schinen, und als die kaiserlich deutsche Mission ihm eine ganz elektrische Jn stallation, Petrolmotor, Dynamo, Bogen- und Glühlichtlampen, Schein loerfer und elektrische Heizung, ja so gar einen Röntgen - Apparat über brachte, saß er Kaiser stundenlang im Maschinenharls, um selbst die «Mon tirung zu beobachten, und seine Fra gen bekundeten nicht nur lebhaftes Interesse, sondern entschieden auch Urtheil. Bei diesen Besuchen im Ma schinenhaus begleiteten den Kaiser meist zwei Vicetönige, Ras Wolda Giorgis und Ras Tassamma, sowie großes Gefolge. Natürlich bemühte sich jeder, das Interesse des Kaisers zu theilen, und wiederholt gab dieser auch den Herren kurze Erklärungen dessen, was sie sahen. Woher hat der Negus solche Nei gungen? Er ist ein kluger Mann, der das Wehen seiner Zeit fühlt. Er möchte sein Volk, das eine alte eigene Kultur besitzt, auf die Stufe der Eu ropäer heben, und an diesen sällt ihm auf, daß sie arbeiten und Maschinen gebrauchen. Darum wählte er sich ei nen Ingenieur, den Schweizer Alfred Jlg, zum Berather, Helfer, ja selbst zum Freund. Jlg ist vielleicht nicht ganz das, was die Zeitungen bei uns ihn nennen: Premierminister von Ylhessinien Einen solchen gibt es nicht. Aber der staiser läßt sich von Jlg in allen wirthschastlichen Dingen und in den Fragen der auswärtigen Poli tik beratben, und er hat einen klugen und treuen Kanzler an ihm. Daß uns der ernste, gerade Mann mit seiner guten, deutsch-schweizeri schen Art wie ein Glied unseres Vol-« les im fremden Land erschien, wollen wir uni so lieber betonen, als einige unserer Zeitungen gehiissige Artikel gegen ihn gebracht, die ihn als Deut-« schenseind und Söldling der Franzo sen darstellen sollten. Jn Wahrheit ist seine Partei die seines Sonderans, und seine Feinde sind d i e Europäer, welche in Abessinien unreelte Gewinne erzielen wollen. Und solcher gibt es, leider. Sie erwerben sich sogenannte Konzessionem die meist nur zur Aus-« nahme eines Attientapitals und zur Erlangung einer runde-n Proviston brauchbar find.