Seine Leidenschaft " humoresle von P e te r I III. Mein eFreund Eduatsd ; vcis ganz uetiek nett, sen w W « normaler Mens Q·W«W -k « - unterscheidet er A IF 1 an sieden Leute-; Witwe s » » « mit einem klei Schnurrbart » " M er nie länger als — ... der Maschine ak HVM II Ins seiner Rose sitzt ein r mit einer schönen schwarzen sassung. Seine Anzüge sind von Knaussiilligem Schnitt und zeigen die Unbestimmten Farben der Toga des sDurchschnittsluliurmenschrm Kurz, er ist vollkommen normal. Und doch hat dieser so harmlose junge Mensch eine Leidenschaft, eine wilde, furchtbare Leidenschaft, die ihn zuweilen widerstandles mit sich fort teißi, die ihn zu ihrem willenlosen Sklaven erniedrigt. Diese Leidenschaft ist weder das Nilotin, noch der Allo hol, weder der grün-e Tisch. noch der grüne Rasen, sondern — die Köchin nen. s Es ist dies etwas ganz Eigenthüms . liches. Die Damen der guten Gesell schaft nämlich, mögen sie noch so jun oder so reizend sein, machen au Eduard wenig Eindruck, hingegen braucht er nur eine hübsche Küchensee zu sehen und es ist zehn gegen eins zu wetten, daß er sich sosort sterblich in sie verliebt und ein Verhältniß mit ihr anbahnt. So ein berschwiegenes, iniimes Tete-a-Tete mit einem netten Küchenkäser in dessen ureigenstem Wirkungskreis geht ihm über Alles. Viel hat er dabei geduldet und ertra gen. Vor herannahenden Hausstauen ist er oft in Schranke und unter Tische gekrochen, Hunde haben ihn ge bissen, Katzen ihn gelratzt. Einmal wäre ihm fast der kleine Finger beim Speckschneiden abhanden gekommen, ein andermal gossen sie ihm lochendes Wasser über die Sonntagshosen. Aber es half Alles nichts-: er ließ sich nicht obschrecken und ging seinem unglückseli aen Hanae weiter nach. Man wird begreifen, daß es unter solchen Umständen keine Kleinigkeit · war, Eduard zu verloben. Aber schließlich hatten seine alten Herrschaf ten und besonders seine Schwieger mama in spe, die energische Frau Kommerzienrath Kern, das Kunststück doch sertia gebracht, und Eduard ke gann allen Ernstes, seine Rolle als glücklicher Bräutigam zu erfassen. Alle zwei Tage mindestens erschien er zu Besuch bei den Kern’schen Damen, und man bemerkte keine Ausbriiche der furchtbaren Leidenschaft mehr, die ihn früher in ihrem Banne hielt. So schien es, als ob binnen Kurzem es eine glückliche Ehe mehr geben sollte, als das entsetzliche Ereigniß eintrat, von dem meine gesträubteFeder Kunde geben soll. Als nämlich Eduard, mit einem radgroßen Rosenstrauß bewaffnet, eines Tages gegen zwölf Uhr bei sei ner Schwiegermama klingelte, fand er das Nest leer. Da ihm aber das mit leidige Stubenmädchen versicherte, daß die Damen sehr bald zurücktommen würden, trat er dennoch in den Saan ein, um dort zu warten. Das be sorgte er auch gründlich, aber die Da men kamen nicht. Endlich hörte er die Entreerhiire gehen. Voll Freude stürzte er auf den Korridor, aber es war Niemand da; anscheinend war das Stubenmädchen hinausgegangen So lies denn der brave Eduard, sich im höchsten Grade mopsend, aus dem langen Flur auf und ab, der sich noch weit in einen Seitensliigel hinein er streckte. Gott, war das langweilig! Ein paar Mal ertappte sich Eduard beim Gähnen. Aber plöhlich ging es wie ein elektrischer Schlag durch ihn. Durch, was war das? Hatte da nicht eben ein Topsdeckel getlirrt? Richtig, hinter dieser Thüre mit den matten Glasscheiben war ja die Küche· Ob man ida nicht . . . Hm, aber die Braut! Ach was, Braut! Wer weiß, in wel cher Konditorei die saß und schleekte. Mit zwei langen Schritten war er an der Thüre, die er ganz leise und be hutsam öffnete. Donnerwetter war das eine Küche, groß und hell wie ein Saalt Aber wer stand denn dort, ihm den Rücken zulehrend, an dem M«gescheuerten Küchentisch2 Das war ia der reizendste Schatz, der «e ein Kotelette pamrte oder ein Reh mu nickt-! Und während der Schein des Herd seuers auf dem Fußboden lustig hin und her tänzelte, während der Braten auf der Platte von Zeit zu Zeit on heimelnd zischte, ging Eduard auf den Zehenspibem mit beiden Armen ba lonzisrend, auf die süße Küchenfee zu. Und indem er seine großen Hände ganz sachte über ihre Augen legte, flö tete er in seinen höchsten und verlieb testrn Tönen: »Nathe, wer bin ich?!« »Ein altes, unverschämtes Nilpferd sind Stel« rief die Kleine entrüstet, indem sie sich energifch herumwandtr. Aber im nächsten Augenblick wollte sie nor Schreet in die Erde sinken· »Ach, set gnädige herr! ch dachte, es wäre —ei wäre s—der , riedrich!« »«So?« sagte Eduard, dem die ei en thitmliche Begriißung weiter nichts Ungewöhnliches war, »der Friedrich? hier« der Kutscher-? Ja, was erlaubt ch denn der unverschämte Mensch? — Iher er ist doch gar nicht hier!« «Cr putzt hinten die Thürschlösser,« sagte die Kleine, puterroth. Eduard streichelte ihr heruhi nd Adise Wange. -»Ra, na, werden gFSie dochnicht gleich so roth, Kindchem — Ja, sagen Sie ’mal,' fuhr er dann XI Midnightqu Tone fotHl ——— liebe ——— — III-Mk houchte sie i FOR-. meine liebe Markt-eh ja, 4 W denn nun die Damen zur-ich?« «Uch!« sagte sie unschuldi und ver ttcuensvoll, »die gnädige z rau und das gnädige Fräulein werden wohl so bald nicht zurücktommenf ,,«Aeh, heuchelte Eduard, »sehr be dauerlich Und die Lan wird wohl klingeln, wenn man herein will, was? Und der Friedrich, sagen Sie ’mal, das ist wohl sonst ein ganz tüchtiger Mensch, der Putzt, bis Alles blitzblank ist. was?« »Ja,« lachte sie, ,,er ist sonst eine ganz brave Seele!« »Nun,« meinte Eduard resignirt, »da wird wohl nichts Anderes übrig bleiben, als daßSie mir etwas Ge ellschaft leisten. Also, allons, meine lde Martha, auf diese Bank von holz werde ich mich setzen, wenn Sie gestatten.« Na, das kam der Kleinen allerdings etwas tomisch vor. Aber dem Bräuti gam ihres Fräuleins gegenüber ris kirte sie keine Remonstrationen. Und so machte sie denn gute, ja sogar sehr gute Miene zum bösen Spiel, was freilich zum Theil auch auf den fas zinirenden Einfluß zurückzuführen war, den Eduard seinerseits auf alle Köchinnenherzen ausübte. So vlauschten sie denn ein vaar Minuten miteirkander·· Aber plötzlich that Marthel einen kleinen Bestät zungsschrei: »Herr-gott, ich vergesse ja ganz, meine Knödel zu machen; ich( dtoseine ja gar nicht mehr fertig wer- i i n.« i I »Na, wenn’s weiter nichts ist,« ries! Eduard feurig, »da werde ich Jhnen eben helfen. Na ja, glauben Sie, ich tann’s nicht? Jch habe schon andere l Sachen gemacht, wie ein paar lumpige Knödel geknetet.« Marthel lachte ganze Trillerketten. »Sie können Knödel knetenlk Ich möchte fast wetten, Sie bringen keinen fertig.« »Gut!« sagte Eduard, ,,wetten wir. Drei gegen eins meinetwegen. Wenn ich gewinne, bekomme ich von Ihnen einen Kuß, und wenn ich verliere, gebe ich Ihnen dreie!" . Und damit streifte er auch schon, trotzdem Marthel diese Bedingungen gar nicht zu passen schienen. seine Rockärmel auf, stellte seine Manschet ten auf den Tisch und griff dann mit beiden Händen, nachdem er sich von ihrer peinlichen Sauberteit überzeugt hatte, nach dem schon hergerichteten Teig. Er knetete erst ein paarmal, drin herum und dann formte er drei so vollendete KnödeL wie sie selbst ein Oberbofleibkoch nicht besser fertig bringen konnte. Marthel war ganz basf. Aber als sich Eduard von ihretr erstarrten klei nen Munde seinen süßen Lohn holen wollte, knisf sie aus. Nein, das wollte sie nicht! Aber Eduard konnte sich na türlich nicht menagiren. Er lief ihr nach und jagte sie schließlich in der ganzen Küche herum. Zuletzt sah er schon gar nicht mehr, wo er hinlief, und so rannte er denn plötzlich an ein großes, an der Wand hängendes Blekkbecken an, das nun mit donner ähnlichem Krachen auf den Boden he runtertoste. Und im selben Augen blick klingelte es am Entree Einen Augenblick standen die beiden da, wie zu Salzsöulen erstarrt. Dann sprang Eduard auch schon lautlos aus der Küche in den Flur und von dort irr-»den Salon. Athemlos an allen Øllcbckn VOt CNULDLU zlllckll0, brachte er dort seine Aermel in Ord nung und versuchte die Teigspuren von seinen Fingern zu entfernen. Un terdessen läutete man am Entree Sturm. In gellender Raserei erklang die Glocke immer wieder, bis Marthel endlich öffnen ging Es waren die Damen vorn Hause. Die Frau Kommerzienrath nahm sich erst gar nicht Zeit, ihrer Köchin im Entree etwas zu sagen, sie stürzte so sort ni die Küche, ihre Tochter hinter her. Aber da brach es los, daß der zit ternde Eduard jedes Wort verstehen konnte; denn sie war eben sehr ener gisch und wußte ja nicht, daß Jemand im Solon wartete. »Was ist denn das Fett ein uner hörter Unfug in der Kii ? Wer hat denn die große Schüssel hier herunter geworfen? Das war ja ein schreckliches Getöse! Ach, die Beulent Nun, Ant wort! Warum können Sie nicht glei aufmachen, wenn ich tlingle, nun Wie sehen Sie denn überhaupt aus? Marthal Martha! Wer ist hier in der Küche gewesen? Denn hier ist doch Jemand bei Ihnen gewesen, eine MannspersoM Nun, nun! Wollen Sie es nicht bald sagen?« Aber das arme Möbel sagt nichts. »Nun, dann werde ich es hnen sagen,« schrie die Gnädige aufs eue. «Wo ist Friedrichs« »Er putzt hinten die Thürschlösser,« antwortete Marthel schluchzend »So! Die Thürschlösserl Jn der Küche ist er bei Ihnen gewesen. Zu sammen habt ihr wieder esteckt und Euch gegenseitig von der rbeit abge halten. Sie faule, nichtsnußi e Pet son, noch nicht ’mal Knödel ha n Sie gemacht. Aber ich will Euch helfen!« Mit dieser Drohung stürzte sie da von, um nun auch Friedrich den Kopf zu waschen. Von dem, was sich in den hinteren Zimmern abspielte, vernahm Ednard der weiten Entsetnun wegen nichts. Erst nach einigens inuten hörte er wieder, wie-sich eine erregte Menschenmasse der Küche zuwiilztr. «Nnn,« rief die Mithin höhnis , »der fragen Sie doch selbst, da kann ie es ja sagen. Aber hesehwindeln Sie mich doch nicht!« «Nu’ also, Martha«« tagte daraus eine erregte Kutscherstimme, kliin ich hier in der Küche gewesen oder nichts« Aber Martha sagte wieder nichts, nur in ein därbates Heulen brach sie auc. Jn diesem Augenblick öffnete Else Kern, die der peinlichen Szene ent gehen wollte, die Thüre zum Salon. »Ah, guten Abend, Eduardl — Mama, hier ist ja Eduard!« » Eduard, der sich unterdessen völlig gefaßt hatte, kam nun aus den Flur und begrüßte Braut und Schwieger-l mama. »Ach, entschuldigen Sie, Herr Schmitt,« sagte die Rätbin, »Sie sind wohl eben gekommen. Entschuldigen Sie. Ich habe eine schreckliche Szene mit den Dienstboten Elfe, geb’ doch mit Herrn Schmitt in den Salon! — Nun,« herrschte sie dann wieder den Kutscher an, »was sagen Sie nun? Sie heult. Das beweist genug. Wer soll es denn überhaupt gewesen sein! Es isi ja Niemand da außer Jhnenf »Ich bin’s nicht gewesen. Und wenn . alle im Hause sagen, ich bin’ s gewesen ich bin s doch nicht gewesen. Und da mit basta!« Mir hochroihem Kopf ging er zu seinem Pußkappen zurück. i ·,,Nun,« rief ihm die Mithin erbost nach, »wenn Sie zu Jhrem unver schämten Gelüge noch frech sein wol len, können Sie ja gehen zum fünf zehnten. —- Ach,« seßte sie zu Eduard gewandt hinzu, »ist es nicht entseßlich. sich mit solch faulen, nichtsnußfi n und noch dazu verlogenen Men ign herumiirgern zu müssen!« Und Eduard tlappte zustimmend zusammen und sagte: »Ja der That, gnädige Frau!· Eine Stunde später saßen die Da men Kern beim Essen und mit ihnen Eduard. Denn die Frau Kommer zienräth. die sich nach ihrem Auftreten als Megäre in ihrer ganzen Siebens wiirdigteit zeigen wollte, hatte daraus bestanden, daß er mi ihnen speiste. -Eduard war die Sache einigermaßen peinlich, besonders seiner Manschetten wegen, die noch immer friedlich in der Küche lagen, da er bei seiner eiligen Flucht ganz vergessen hatte, sie mit zunehmen. Wenn es ihm nun auch bisher gelungen war, sein etiletten widriges Manto zu verbergen. so fürchtete er doch, daß man bei Tisch seine peinliche Blöde entdecken würde. Und so tam es auch. Else Kern, die neben ihm saß und ihn mit ihren großen Märchenaugen forschend be trachtete, sagte plötzlich: Dich weiß nicht. Ednard, Du siehst heute so eigenihiimlich mit Deinen Aermeln aus. Ah. jetzt sehe ich, Du hast ja keine Manschetten an!« »Ach, Verzeihung —- pardon — bitte um Entschuldigung!« stotterte . Eduard. »Ich glaubte, es würde nicht ! bemerkt werden. Jch muß sie zu ’Hause vergessen haben. —- Bitte tau sendmal um Entschuldigung Ah, jeßt weiß ich, ja, ich habe sie beim Fort gehen in meinem Zimmer liegen las sen. Aber siehst Du,'« setzte er mit einein glücklichen Gedanken und einer« leichten Verbeugung nach seiner Braut s hinzu, »das kommt davon, wenn man snichts anderes denkt, nichts anderes s im Kot-se hat als Dich, liebe Else!« Die Frau Rath lachte amiisirt auf, aber Elses Miene wurde eher ernster. Sie sah starr auf seine Hand. »Du an mich gedacht? Wie Du an mich denken magst, sehe ich eben «etzt sehr deutlich. Wo hast Du denn ei nen Verlobungsring? Auch vergessen, was?« — Das traf Eduard wie ein elettrischer Schlag. Bestiirzt sah er aus seine Finger. »Ach, thatsachlichl Ich weiß wirklich nicht. Jch werde ihn doch nicht ver loren haben. Er ist mir nämlich etwas zu groß.- Ich habe ihn doch aber heute früh noch gehabt. Vor dem Waschen habe ich ihn abgezogen und aus das Tischchen gelegt.'« Die Damen ließen Messer und Ga beln ruhen und sahen gespannt aus’ Eduard. »Ja, da müssen Sie sosort nach sehen, Herr Schmitt,'« sagte die Rä thin. »Und wenn er sich nicht sindet, sofort annonziren· Gold mit Brillan ten.« »Na,« sagte Eduard mit etwas er zwungener Lustigkeit, »so schlimm wird es ja nicht gleich sein. Hoffen wir das Beste. Aller Voraussicht nach liegt er sicher und ruhig zu hause bei meinen Manschetten.« Man begann wieder Zu essen, sprach aber zunächst tein War . Da mit einem Male lehnte sich die Mithin, ganz bleich im Gesicht, nach hinten zurück und sah sassungslos bald aus Eduard, bald aus ihren Teller. »Aber-J aber... herr Schmitt! Sehen Sie doch hier . · . aus meinem Teller! Das ist ja Jhr Ring, Jhr Verlobunasring!« Zu Tode erschrocken sahen die bei den andern hin. »Ja. here Schmitt! Er ist es. Gold mit Brillanten. Und wissen Sie, wo er war? Hier . . . hier . . . in diesem Kniidel!« . Alles war sprachlos. Da klopfte es an die Thiire und bald daraus erschien Friedrich aus der Schwelle, mit einem Paar Manschetten i der hand. »Ich wollte bloß sacm F au Kommerzien rath, da ich «e Stulpen ier in der Küche ge unden habe. Vi eicht trie gen Sie nu’ ’raus, wer bei der Köchin gewesen is’.« Damit stellte er die Siulpen, die die wohlbekannten goldenen Knöpse Eduardi aufwiesen, impertinent grin send aus die Schwelle und verschwand wieder-. Man wurde noch sprachloser. Endlich stand clse gern von ifrern Stuhle aus. Die Lippen se zu ani menleslnissem drehte sie kang ani ihren Ver obnngirina vom Finger. Dann W W i legte sie ihn vor Eduard hin und sagte 1 freundlich: · »Da, Herr Schmitt, haben Sie Ihren Nina wieder. Stecken Sie ihn Ihrer Martha an den Finger. Oder lassen Sie sich ihn durch die Nase ziehen. Oder verschlucken Sie ihn — in einem KnödeU Den Mund können Sie ja weit genug aufmachen.« Dann lachte sie kurz auf, wandte sich um und verließ das Zimmer. —- — ·th das nicht schrecklich? Jst das nicht entsetzlich-? Ein so netter junger Mann und muß eine so unglückselige Leidenschaft haben. Oh Der Dieb« Novellette von Wendla R ofen. Jn tiefer Finsternis lag der Raum. Der Regen schlug sioßweife gegen das Fenster, der Sturm pfiff leise, dann lauter nnd immer lauter, bis er end lich von dem heraufrollenden Donner über-tönt wurde. Mit einem tiefen Seufzer richtete Helene sich in die Höhe — — —- je desmal, wenn sie im Begriff war, ein zufchlafen, wurde sie von dem Tosen des Wetters aufs Neue aufgeschrecki. Merkwürdig, wie neroös sie gewor den war, hier in diesem vornehmen Erholungsort, wo sie Unterhaltung und Zetftreuung zu finden gehofft hatte. Kam es daher, daß sie so al lein geblieben war unter dem elegan ten Publikum. Manchmal fchien es ihr, als hätten die Menfehen eine Schen, sich ihr zu nähern —- und den noch dürstete sie feit Jahren nach ei nem freundlichen« herzlichen Wort — und dennoch sehnte sie sich rnit jeder! Fiher nach dem, was die Menschen( Glück nennen. ; Sie stüßte den Kopf in die Handj und sah mit brennenden Augen hin- s ein in die Dunkelheit. War sie mit1 ihren 28 Jahren denn wirklich schons so alt, daß sie kein Anrecht mehr; hatte aus die Freuden des Lebensii Was nußte ihr ihr Vermögen ihre; Unabhängigkeit, wenn sie glücklos al- i lein durchs Leben gehen mußte. — »——Der Halbschlummer senite sich her- . nieder und schloß ihre Augen, die Gedanken begannen sich zu verwirren. Und da —- — war es Täuschung? «—— — Helene richtete sich mit einem jähen Ruck in die Höhe —- —— Ein anderes sremdartiges Geräusch — — es tönte aus, dem Nebenzimmer her ein — —- wie menschliches Regen — —- leise —- — dumpf — — jeßt ein ’Ton, als wäre ein Stuhl nur wenig, laber plötzlich von der Stelle gestoßen. Sie wollte aufschreien, doch der Ton erstarb ihr in die Kehle, ihr herz hömmerte, daß sie seine Schläge zu hören glaubte —- —- und in ihrem Körper siihlte sie eine Starrheit, daß sie keine Bewegung machen konnte. Mit weit geöffneten Augen starrte sie einige Augenblicke wie leblos in den leeren Raum —- ——-da kehrte ihre Be sinnung zurück, ihre Hand tastete nach den Streichhölzerm dann ließ sie sie stehen« erhob sich ohne jedes Ge räusch von ihrem Lager, wars ein Kleid über und blieb aus dem Bett rand sitzen. Jhre Zähne schlugen an einander, doch rnit aller Willen-straft beherrschte sie sich. — —- — — Mit vorsichtigen Schritten, fast schleichend bewegte sie sich etwas vor wärts, hielt eine Seiunde lang inne, dann tam es näher —- —— näher — — und nun —- —— helene faßte mit einer jähen Bewegung nach dem Her gen, ihre Augen weiteten sich —— — preszte die Hand auf den Mund — —- — im Rahmen der Thiir stand ein "Mann. Sie öffnete angstvoll den Mund« brachte keinen Ton hervor. Regung-Z als müßte endlich ein Schrei ihre grausigste Angst auslösem doch sie los saß sie da. ihre Augen« die sich an das Dunkel gewöhnt hatten, beobach teten scharf die Umrisse seiner hohen Gestalt, und ihr Hirn arbeitete fieber haft. —- -— Wer war der Fremde, was wollte er von ihr, wollte er sie be rauben — —- ermorden? —- —Jn ihrem namenlosen Entsetzen glaubte sie, einen Revolver in seiner hand blihen zu sehen. —- — Für einen Mo ment verließ sie wieder die Besinnung, das Zimmer schien sich mit ihr irn Kreise zu drehen, rathe Funken tanz ten dor ihren Augen, die sich allmäh lich in gelbe, schwingende Kreise auf löften —- — Jest tarn er näher, trat an den kleinen Tisch, aus dem die Ju welen lagen —- und rührte sich nicht mehr. Und nun zuckte ein Blitz herein, flammend roth, selundenlang anhal tend, als öffnete sich der himmel. Mit einem Blick hatte sie seine Gestalt um faßt, hatte sie gesehen, daß seine Klei dung nicht die eines Einbrechers war, daß fein Gesicht einen intelligenten. aber ängstlichen, diisteren Ausdruck hatte. Da tam eine plötzliche, ganz unmotivirte Ruhe über sie; sie tastete nach dem Tisch —- — ein Streichholz flammte auf, bald darauf brannte die Kerze. —- — Der Mann an dem Tische machte eine Bewegung, als ob er vorüber hinstürzen wollte, dann hielt er sich mlihfam fest und nur die Augen leuchteten seltsam starr aus dem leichenhaft bleichen Gesicht, als helene seht hochaufgerichtet vor ihn M" hintratt »Was —- — —- was —?« brachte sie rniihsarn hervor, und es war ihr, als sei es gar nicht ste, die das Wort sprach, so dumpf und fern tlang ihr ihre eigene Stimme. Wort los sahen sie sich eine Weile an, er mit scheuern Blick, sie prüfend und fragend. » Plötzlich tönte es von der Wand her, - murmelnd, wie ein erstickter Tour »Bei-seiden Sie mir —· — —« Sie antwortete nicht, sondern blickte ihn noch immer schweigend an. Jede Furcht, jede Bangigkeit war von ihr gewichen. Sie fühlte nur das Son derbare, das Ungewöhnliche des Au genblicks, und in ihrer Seele regte sich etwas wie Neugierde, wie ein Inter-; esse fiir das Problem. das da leben-I dig, bleich und voll tiefster Verlegensj heit dor ihr stand. : »Sie haben sich in der Thiir ge-. irrt?« fragte sie endlich, scheinbar gleichgültig. ff»Nein,'· antwortete er leise, aber« e t. Ueberrascht hob sie den Kopf. Ei nige Selunden herrschte wieder tiefe Stille. Dann sagte er langsam, in seinem bisherigen dumpfen Ton: »Ich wollte Sie beftehlen.« »Mich —- bestehlen?« wiederholte sie mechanisch. »Nicht gerade Sie, wer se eben war, der hier wohnte. Jch wußte es nicht. Jch sehte voraus, daß ich etwas fin den würde. Und einige Augenblicke, nachdem ich gekommen war, öffneten Sie schon die Thür. Jch flüchtete mich ins Nebenzimmer, versteckte mich und wartete, bis ich glaubte, daß Sie schliefen.u »Warum sagen Sie mir das?« fragte sie nach einer lleinen Pause· » ch weisz es nicht« antwortete er mit mattem Ton. »Ich glaubte, ich muß es sagen. Ja —- — ich wollte ftehlen ——— — aber ——- — ich bin lein Dieb —- —— ich habe es nie gethan — —- Verzeihen Sie daß ich Sie er fchreclt habe —- —. Wenn Sie ietzt Leute rufen wollen und mich der Po lizei übergeben — —- — »Nein, « sagte sie ruhig gehen Sie.« Er löste sich langsam von der Wand los und machte eine Bewegung, als wollte er in das anstoßende Zimmer schreiten, dem Ausgange zu. Da regte sich plötzlich etwas in ihr, etwas ihr Unverstandliche5, etwas wie Mitgefiihl, und ohne daß sie es hem men lonnte, fragte sie rasch: »Wenn Sie es noch nie gethan haben ---- wa rum — —— warum? — —— —-—?« Er blieb stehen und wandte den Kopf ab. »Die Noth,« sagte er leise, »Dies ——— —-— oter Selbftmord!« s--—!« »Aber —« wandte sie ein Er lehnte wieder miide an ter Wand· »Ja, ich weiß, wenn ich auch nicht genommen habe, bin ich trotzdem ein —- — ——« er unterbrach sich, fuhr aber langsam fort: »Ich wohne hier in diesem Hotel seit drei Tagen. Ich wollte hier mit einem Freunde zusam mentreffen, der mir geholfen hätte. Da telegraphirte er, daß er nicht tom men tönne. Und jett bin ich ohne Geld —- -—— —- ohne Ausweg —- — -—— ich tann mein hotel nicht bezah len — —nicht weiterreisen —- —— — « :verloren, so oder so —- — J Sie betrachtete ihn jetzt noch schär sfer Seine Kleidung verrieth den Mann der besseren Stände, sein blei ches Gesicht trug den Ausdruck eines gebildeten Menschen. Jn ihrem her zen trampfte sich etwas zusammen. »Was sind Sie? Welchen Be ruf —?« fragte sie plöhlich Tanenieurf antwortete er. hne Stelle —- —"— ohne Beschäf tigung —?« fuhr sie fort. »ch habe mich in der lesiten Zeit mit einer Erfindung beschäftigt, alles, was ich hatte, ging drauf —- — ich hoffte — —- mein Freund —- —« »Und sieben Sie denn allein da — — ohne andere hilse —- —- Eltern — l--— Verwandte2« »Allein —-— —— ganz allein!·' Sie erhob sich von ihrem Sitz und schritt an ihm vorbei zum Fenster. Eine Weile blickte sie hinaus in die dunlle Nacht. Aus der Ferne tönte das Rauschen des erregten Meeres und der Regen schlug an die Scheiben, Tropfen unt Tropfen. Und dorthin zum wildschiiumenden Meere mußte der Mensch hinaus, der jetzt hinter ihr stand, hinaus, urn nie mehr zu den Lebenden zurückzulehren —- — — oder zum Verbrecher werden —« — «Nein, es dars nicht sein,« sagte sie sich. »Ein ich nicht auch einsam und verlassen, wie er» —- — —— nur, daß ich nicht Noth leide. Und wenn mein Reichthuni nicht wäre?« »- —— Sie dachte den Gedanlen nicht zu Ende. »Sie werden jetzt gehen?« fragte sie, ohne den Kopf nach ihm zu wenden. Er antwortete nicht; sie hörte nur, wie sein Körper sich regte. »Wohin?« fragte sie wieder rasch und sast schroff. Er blieb stehen und blickte zu Bo den. »Es ist doch alles vorbei, es ist doch alles gleichgültkgf murmelte er. »Und Jhre irsindung2 Jhre Zu lunst?« Er machte eine Geberde verzweifel ter Restgnation. »Zukunfts« wie ein Echo hörte es sich an. so leise sprach er. »Wenn ich nicht ein Ende mache —- — morgen läßt mich der Hotelier oerhasten — —- ich tann ja nicht zahlen —- -—- also lieber das Ende.« Sie blickte ihn an, als wollte ki feine Gedanken hinter feiner Stirn e sen. Der-tin agte sie langam, mit ei ner gewissen rockenheit, als wollte sie zeigen, dafz ihr Gefühl nicht dabei be theiligt ei: »Ja — —- vielleicht wäre es etwas —- ——. Jch habe ein gewis ses Interesse an Erfindungen s- — gerade an den Erfindungen, die auf diesem Gebiete gemacht werden —- — ich möchte Jhnen helfen —- ——— ich meine natürlich —- — ich will Sie aus Jhrer Lage befreien, um Jhnen die Vollendung Jhrer Aufgabe zu er möglichen ——« —-.« Ein dumpfer Schrei, ein unartitu lirter Ton, daß sie zusammenfchrat. Jm nächsten.Moment lag ein Körper neben ihr, in sich zusammengebrochen, wei stände hielen ihre Hand und sie fühlte, wie Thräne um Thriine da rauf fiel. « »Stehen Sie auf.« sagte sie er schüttert und ganz leise. Sie machte ihre Hand frei und entfernte sich et was von ihm. Sie fühlte, wie ihr et was vom Herzen in die Kehle stieg, wie sich etwas Feuchtes in ihr Auge drängte, was sie nicht zeigen wollte. Nun huchte sie zur Thür, öffnete sie leise, blickte hinaus und schloß sie rasch wieder-. »Sie miissen jetzt gehen,« sagte sie fast befehlend. »Und tommen Sie morgen Vormittag wieder —- ——- — morgen Vormittag —- — ——." » Die Thiir fiel hinter ihm zu. He lene horchte auf seine sich entfernenden Schritte. z Plötzlich griff sie mit einer unwill Htiirlichen Bewegung an ihr Herz — sEs klopfte in seltsam raschen Schlä iaen —- — schneller — —- als es seit langem gellopft hatte. Die beiden Alten. Jni trauten Stäbchen beiin Lampen fchein Sitzen zwei Alte ganz allein; Still ist es iniZininier,und immer nur Hört man das Ticken der alten Uhr. Die haben die beiden als hausrath bekommen, Als sie sich einander zu Gatten genom men; Nun ist sie auch alt geworden init ihnen, Muß aber noch immer wie früher dienen, Und inan ihnen rille Stunden sagen, Wieviel die Glocke liat geschlagen. Die beiden Alten wollen eben Nach ilirein Lager sich begeben, Da sprach die Frau halb fiir sich hin: Mir ist«-I tieut wunderlich zu Sinn; Mir ist«-» als sollten wir alte Leute Noch etwas Schöne-·- erfntiren deute. So plauderten tie beiden noch ein Stück Und dachten an frühere Zeiten zurück. Wohl früher war-J nicht so still um sie her, Da spielten auch Kinder und lärinten gar sehr, Und freudig schauten die Eltern zu, Geboten nur selten den Kleinen Ruh! Diesinder wuchsen und wurden groß, Dann rissen sie von der Heiinath sich .. los Und zogen in alle Winde hinaus Doch später lehrten sie wieder wohl ein Zur Freude von Vater und Mütter lein, Und brachten ihr eigenes Ehegeinahl Und endlich der Enkel stattliche Zahl; Und judelnden Herzens die Alten be dachten Welch Glück doch die lieben Kleinen brachten. Doch auch die Enkel wuchsen heran, Aue jedem Knaben ward wieder ein Mann, Und aus derMiidchen lieblichenSchoiit Da wählte sich einer vor einem Jahr Die« älteste zu seinem Bräutcheii sich aus Und fiilirte fie heim in das eigene Haus. — So ließen die Alten die früheren Zeiten An ihrer Seele vorübergleitem — Auf einmal erllang die Glocke hell, Und als sie die Thüre geöffnet schnell, Sollt’ eine Dedefche sie belehren, Daß sie nun Urgroßelterii wären. Da reinsten die zitternden blinde sie falten, Und Dasteöthränen weinten die Al ten. Guido Franke. speiset-Zeus des sorgen-. landes. Uebertetzt von Roda Roda. So viel ein Menfch fich fett-et täuscht« tann ihn ein anderer nicht taufchen. Zuerst vergessen die Vergeßlichen ihre Sönden. Du magst noch fd oft ,,Hani " fa fekås davon wird dir das Man nicht u . « Jininek hätt man die Gleichgefinm tne fiik die Atiigften Du magst mit deinen guten Thaten die Welt erfüllen — ein böses Maul tannft du damit nicht ftopfcn. · Der Kluge forat mit dem Herzen « und tacht tnit dem Mund. Das Gefchent öffnet die Thüre, und die Liebe tritt ein. Setz die Zunge gefangen, ehe fie dich gefangen sein« «