Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 07, 1905, Sweiter Theil., Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    M schreib-Wes non
Ilizzik knukstengei.
No. 162. —
Lizzie, hot die
Wedesweilern
den annere
Dag zu mich
gesagt- jetzt
hen met Som
mer un ich sin
sick Un teiekt
immer un
ewtg paus
tvetk zu duhn un zu den Lunschlaun
tet zu tende. Jch fm schuhr. du fühlst
auch nit, als o du dei ganzes Lerve
lang wasche un eirene un koche un die
Kids ihre Stackins mende solltf.«
Das is so, hen ich gesagt, awwet die
selwe Zeit is das doch unsere Duttie
un was könne mir helfe, daß mir nit
als Prinze uff die Welt komme sin.
Wann mir jetzt stappe dehte zu unsere
Haushaltung zu tende, dann deht die
ganze Mefchienetie ftappe, die Kin
ner dehte verwahklose un unsere Hos
bands die dehte ganz verlumpe. O,
well hot die Wedesweilern gesagt, das
is ja nit die Eidie; ich denke nur, mir
könnte ernol sor e paar Woche in die
Kontrie gehn un’s Lewe iesig nemme.
Dann könnte mer widder neue Kräfte
sammele un den nächste Winter dehte
rner viel besser iwwerstehn. Jn die
Zeit wo mir sort sm, do heiern mer e
alte Frau, wo das nöthigste duhn
Jana und wann mer widder reduhr
komme, well dann schaffe mer e thiig
mehr un dann is der Demmetsch bald
widder gut gemacht. Bei Galle, hen
ich gedenkt, do is die Wedesweilern
gar nit so viel aus den Weg. Jch hen
schon vor e paar Woche zurück so e
Leiert Fiehling gehabt un ich sin
schnhr so e paar Woche in die Kontrie
deht uns arig gut. Jch hen zu die We
desweilern gesagt, daß ich die Eidie
ganz gut gleiche deht, wann’s nit for
die Kids wär; awwer bei die Fetzen
do könnt ich ja noch leine Minnitt
aus den Haus fort gehn, do dehte se
alles uss den Kopp stelle. Ich-A wann
der Philipp e wenig händiger wär,
dann wär alles gut; awwer ich wär
schade-, wann ich aus den Haus un
aus die Zittie fort wär, dann deht er
auch noch bei den Wedegweiler schlose.
Un die Buwe die dehie sich auch von
e fremde Person nit mennetsche lasse.
Das einzige Ding was ich duhn
könnt, das wör, daß ich die Buwe
mitnemme deht. Natt an juhr Leis,
bot die Wedegloeilern gesagt; das
deht mich auch noch schle. Jch lann
nti sehn, wo do die Erholung un die
Nehlriejehschen ereilomrne deht. Nos
ser, entweder mir gehn alleins odder
mir stehn heim.« Daß die Wedesweis
lern so von meine Bunde gedenlt hot,
das hen ich auch nit gegliche. Jch weiß
gut genug, daß meine Buwe teine
von die Beste sm, awwer se sm auch
noch lang keine von die Schlimmste
Un espeschjielle gleicht mer als Ma un
Mutter, was mer ja doch gewisser
maße zu die Kids is, nit, wann die
arme Kinner iwwer die Kohle gezoge
wer’n. Wedesweiletm hen ich gesagt,
ich will nit, daß du meine Buwe hin
sielle duhst, als wann se verdiene
behie, daß mer se einspeere duht un
dann noch e anneres Ding, wann du
nit gleichst, daß ich die Buwe mit
nemme, dann brauchst du ja nit mit
zu gehn. Well mir hen noch e paar
Worte gehabt mit samme un ich sin
schuht, se hot genohtiszt, daß se mich
insoltet gehabt hot. Wie ich Mohschens
gemacht hcn, for heim zu gehn, do hot
fe mich noch zu e Kimmelche inweitet.
Ich hen osf Koka eins genomme aw
wer dann sin ich fort mitaus e Wort
zu sage. Am Obend wie der Philipp
heim is komme, do hot ek gesagt, die
Missus Wedesweilek wär so e arig
feine Lehdie un ich sollt se nit bös
fein. Se deht arig saktie fühle wann
fe mich insoltet hält, awwet es wär
mitaus Jntenschen gewese un se hätt
nit gedenkt, daß ich so scnnsities wär.
Se deht auch atig san-i fühle, daß
ich nit mit se gehn wollt un se miißt
jetzt off Kohrs unner die Ziehtin
ftenzeö allein gehn. Well, ich hen ja
auch teine Feindschaft un tein böses
Iiehling hen wolle un do sin ich am
nächste Dag toiddet emol zu se ges
gange. Hai, do hätte Se awwek eniol
sehn solle, wie die sich usfgefictst hot
for in die Kontkie zu gehu! Jhre beste
Dtesses hot se eingepactt un der We
desweilee hot se gleich bei Tellegräs e
Ruhm in das beste hotel gekent. Jch
denke et is froh gewese, dafz et se emol
for e Weil los geworde is. Un was
hot se gebloht un angetowe, daß se
jetzt emol e feine Zeit hawwe wollt
un daß se doch den beste Mann von
alle hätt, bilahs er wär gleich rettig
gewese, sie gehn zu losse un hätt ge
sagt er wüßt, daß sie e Erholung
brauche deht un das all. Jch lann
Jhne sage, es is mich piiktiniee itvtvel
geworde, wie ich das alles gehört hen.
Er hot se auch noch alle mögliche
Deints aus sein Saluhn eingepactt,
e Battel Kimmel un e Battel Wißtie
un e paar Batttle Wein un so fort.
Jch sin froh gewese, daß ich nit mit
Hin gangji bitahs ich gleiche die Blo
imt un un m Bis-e Diesem-«
Zeit den ich mich answer auch widderi
geiiegett toeil sie all den Form alleits
hen sollt un ich konnt heim bleiwe un
mich mit meine angezogene Kids bat
tere un mit mein Schoosstopp von
.hosband. Well, das is ja emol mei
sLoos, daß ich mich trutvele muß, bis
ich emol die Auge zumache un vergesse
sie widder usfzumachr. Dann kommt
meine Feckehschen un do lann mich
niemand mehr battere. Jch hen recht
bluh gefühlt un am liebste hätt ich ge
gliche e Stückelche zu greine, bikahs
es is alles so rong in die Welt eige
richt. Jwtver e Weil is der Bennie
heim komme un hot gesagt, in Wedes
weilersch müßt ebbes die Mätter sein,
bitahs wie er die Kitschen von die
IMissus Wedesweiler gepäßt wär, do·
Ihätt die Missus laut gegreint. So
fschnell wie der Blitz sin ich dort ge
wese Un do hen ich dann ausgesunne,
idasz der Wedesweiler en Brief kriegt s
hot tvo gesagt hot, er miißt gleicht
inach Neujort un konnt mehbie erscht
in drei Woche widder reduhr sein.
Die Wedesweilern hot also nit fort
getonnt! Jch hen gesagt, ich deht arig
sarrie siihle, daß ihr Fonn gespeult
wär, awtver in mei Jnseit hen ich mich
gefreut, daß ich Trulioe hätt singe un
en Tschick hätt danze könne. Das
sökst ihr ganz recht, hen ich gedenkt,
sie toeisz ja gar nit war se sor Stock
oppnesz noch ansange soll. Sehn Se
Here Edithot, so duht sich alles uss
iErde räche un die Tugend siegt im
T mer«
! Mit beste Riegards
Yours
Lizzie HansstengeL
Itsche in Strömung.
Fische, welche die Strömung von s
ihrem Standorte wegtreiben will, ;
wenden den Kopf gegen den Stroms
und schwimmen demselben entgegenJ
Man hat diese jederzeit leicht zu be-i
obachtende Thatsache als die Folge
seiner Druckreizung des strömenden
»Wassers auf den Fischkörper zu er- «
klären versucht, aber ein Fisch kann
inmitten des Wassers das Fließen
desselben ebenso wenig empfinden
wie ein freischwebender Vogel oder
Luftschiffer die Bewegung der Luft.
Der amerikanische Naturforscher E. s
P. Lhon hat die hier vorliegende-Frage i
;durch einen originellen Versuch ent
schieden. Er brachte Fische in ein
:vollständig aus Glagivänden herge
J stelltes Aquarium und zog unter dem
sGlaHboden ein streifiges Tuch in
gleichmäßiger Bewegung fort. Als
bald stellten sich die Fische mit dem
Kopf in die Richtung des sich scheinbar
bewegenden Bodens und schwammen
mit demselben bis an das Ende des
Aquariums. Das Ergebniß dieses
Bersuches beweist, dafz das Orienti
rungsvermögen des Fisches nicht auf
einer Druckreizung seitens des strö
menden Wassers, sondern auf dem
Bestreben der Thiere beruht, ihr Ge
sichtgfeld festzuhalten, also optischer
Natur ist. An seiner Umgebung
merkt der Fisch, daß die Strömung
ihn forttreiben will, und er schwimmt
nun derselben entgegen, um sein Ge
sichtgfeld nicht zu verlieren. Ein an
derer, den natürlichen Verhältnissen
besser angepaßter Versuch bestätigte
in schönster Weise die gegebene Er
klärung. Die Fische wurden in einen
langen Holzlasten gebracht, dessen
Endflächen aus Drahtgitter hergestellt
waren. Wurde nun der Kasten in
einem großen Behälter befestigt, durch«
den Wasser hindutchströmte, so stelltenE
sich die Fische sofort mit dem Kopf
gegen den Strom. Wurde aber der
Kasten losgelassen, so daß er mit der
Strömung fortschwamm, so verließen
die Fische ihre Stellung, da ·a jetzt
ihre Lage zum Boden des astens
keine Veränderung erfuhr. Lyon ver
muthet, daß dieselbe Art der Orienti
rung auch bei anderen Thieren, na
mentlich bei Vögeln, vorhanden ist.
—
Im Erdtnuervm
Zur Erforschung der unterirdischen
Temperatur wird eine große wissen
schaftliche Unternehmun geplant.
Troß der vielfachen Erfa rungen, die
man über die Zunahme der ärme
nach dein oHnnern der Erde hin in
zahlreichen Dergwerten und Bohrlö
chern gemacht hat« sind die diesbezüg
lichen Kenntnisse noch sehr ungenü
gend. Selbst die tiefsten Schachte
und Bohrungen sind im Vergleich
zum Durchmesser der Erdtugel so ges
ring, daß sie selbst auf einem sehr
großen Globus nur dem feinsten Ein
druct einer Nadelspitze entsprechen
würden. Außerdem ist auch die Zahl
der Temperaturmessungen im Ver-—
hältniß zur Größe der Erdoberfläche
noch zu gering. Der Geologe Gilbert
hat nun dem von Carnegie gegründe
ten und mit reichen Mitteln ausgestat
teten Institut in Washington deu
Vorschlag gemacht, eine gründlichen
Erforschung der Temperaturzunahme
nach ,dem Erdinnern einzuleitern Die
ser Zweck soll durch Tiefbohrungen
inr altvultanischen Gestein erreicht
werden. Zunächst soll eine solche
Bohrung in dem Lithonia Bezirk in
Georoien bis zu 3600 Fuß Tiefe nie
dergebracht werden, innerhalb einer
sehr gleichförrnigen und festen Granit
masse.
s-— ———-.O--.-—·
»Bei mir sind die Boarders doch
länger wie bei ZhnenX triuinphirte
die eine der osthausbesißerinnen.
»Ich weiß nicht,« antwortete die
zweite, »Sie halten Jhre Boarders so
mager, daß sie länger aussehen, als
He wirklich sind.«
Ein Kuß.
Von J. H. Rosnh. Uebersetzung
aus dem Französischen.
Die Frau, die ich am meisten ge
liebt? Viele Lenze sind seitdem dahin
gegangen, viele Herbste haben den Fall
ihrer Blätter erlebt. Jch stand in dem
unvergleichlichen Alter, das die Tra
dition mit der Freiheit verknüva Jch
wanderte durch eine wilde, mit Hügeln
übersäete Gegend, in der zum Theil
noch die Sitten des Banditenthumg
herrschten. Die spärlichen Wohnungen
liegen zerstreut arn Rande zahlloser
Bächlein und bestehen meistens nur aus
großen Blöclen, die kaum durch rohen
Kalt oder ireisförnsig ansgepslanzte
junge Baumstämme zusammengehalten
werden. Aus den Anhöhen erheben sich
große Wälder, in denen ein tiefes
Schweigen herrscht, und die Natur
scheint hier in jedem der Bäume dem
Menschen ihr Uebergewicht zu zeigen.
Eines Abends suchte ich, hungrig
und vor Durst zufammenbrechend, eine
Herberge oder irgend einen Pachthof
zu erreichen. Die Dämmerung zog
itber das Firmament, im seltsamen
Kupferglanze leuchtete der-Himmel über
den Wäldern und Hügeln, die in vio
lettem Schimmer glitzerten. Die letzten
Vögel bewegten sich in dem Laubwerk,
und die Stimmen der Bäche schienen
geheimnißvoll, fast drohend zu klingen.
Jch lam an eine Art Zyllopenhaus,
einen mit Schießscharten versehenen,
übrigens recht geräumigen viereckigen
Thurm, der wohl aus früheren Jahr
hunderten stammen mochte· —— Ein
großer Hund empfing mich drohend,
mit heiserem Geheul, dann erschien
eine Art düsterer Kolofz, dessen Augen
wie Kohlen glänzten
»Was wollen Sie?« fragte er in
rauhem Tone
Jch war gut bewaffnet, behend, ge
wandt und wohl im Stande, zehn Ku
geln abzufeuern; auch hatte ich ein
gutes Jagdmesser in der Tasche; des
halb empfand ich wohl ein gewisses
Mißtrauen, aber nicht die geringste
Furcht.
»Ich bitte um Gastfreundschast«,
versetzte ich und fügte, da die Leute
fdiefer Gegend sehr habgierig sind,
hinzu: »Natürlich werde ich bezahlen
wie in jeder Herberge.«
,,Gut", versetzte er, ,,tomn-en Sie
herein.«
Eine Thiir öffnete sich, ich befand
mich in einem geräumigen, aber nie
drigen Zimmer, das von einem hellen
Tannenfeuer und einer Art unförmli
cher, roher Kerzen beleuchtet wurde, die
die Dicke eines Kirchenlichtes hatten.
Bei diesem Lichte bemerkte ich ein
ifunges Mädchen, das im Zimmer
,stand und mich betrachtete. Große,
schöne Augen, schwarzes Haar, eine
reine Haut und brennend rothe Lippen,
wies sie den furchtbaren Zauber der
schönen,braunen Mädchen auf, die im
Orient und in Afrita entzückten. Jch
blieb einen Augenblick verblüfft stehen.
»Als sie umherschritt und das Brot,
- den Lammbraten, die Butter und den
weißen Wein holte. vereinte sich die
Schönheit der reinen und stolzen Be
wegungen mit ihrer ursprünglichen
wilden Kraft. Ich speifte unter tie
fem Schweigen.
BeimZubettaehen derbarritadirte ich
mich tüchtig, denn das wilde Benehmen
meines Wirthes hatte mich mißtrauisch
gemacht, und schief schlecht und recht
bis zum Tagesanbruch Bei dem blas
fen, grauen Lichte, das durch eine
Schießscharte brach, überfluthete mich
eine innige Freude, dann überlam mich
ein eigenthiimliches Bedauern, daß Ich
das wilde Haus verlassen mußte, in
dem das schöne Mädchen athmete. Jch
erhob mich mit einem Saß und ent
deckte in einem irdenen Topf Wasser,
mit welchem ich mich wusch.
Dann ging ich hinunter und fand
das junge Mädchen allein.
Sie stand vor der Schwelle derThiir
undawandte sich, ganz von einem ro
then Schein bestrahlt, nach mir um — —
wie ein Bild, das in meine Seele
drang und sich darin einnisten sollte!
Am ganzen Leibe zitternd blieb ich ste
den. Und mein ganzes Leben lang
habe ich nie, nie wieder in meinem ar
men Jch eine so köstliche, Prächtige
Empfindung gehabt, als an jenem
Septembermorgen, als das wilde
Mädchen vor der in Sonnengluth ge
tauchten Thiir stand.
Ich weiß nicht mehr, was ich stam
wette, aber ich hörte, wie sie mir ant
. wartete:
Der Vater ist fortgegangen, um et
. was einzulausen.«
Es lag in ihrer Stimme eine Art
Erregnng, über die ich mich wunderte,
und ich veranlaßte sie, mir ins Gesicht
zu sehen. Sie wurde roth und dann
blaß und sagte plöylich:
»Sie sind wohl tein Feigling und
ein Lügner? Wenn Sie mir zu
schweigen verspäechem werden Sie dann
auch schweigen.
»Alles, was ich Jhnen verspreche,
werde ich auch halten,« sagte ich in de
kniitbigem Tone; »ich würde eher ster
en.«
Sie schwieg verlegen, denn sie hatte
km Ton meiner Worte begriffen, und
uhr nach einer Pause fort
f-W—-q——
»Sie werden nicht weiter gehen —
Sie werden dahin z::«-.icktehren, woher
Sie gelommen sind, und einen anderen
Weg einschlagen.«
,,Warum?« rief ich
Sie schlug die Augen zu Boden, und
ich errieth
Der andere, der Vater, mußte mich
wohl ai; einem zum Hinterhalt geeig
neten Orte erwarten, wo man dieSpu
ren eines Mordes leicht vertilgen kann-«
te. Sie las in meinem Herzen mit der
Schnelligkeit der einfachen Naturen,
hielt es für nutzlos, und wollte ihren
Vater entschuldigen.
»Er hätte nie daran gedacht,« sagte
sie mit leiser Stimme, »er ist stets ehr
lich gewesen, doch der Gedanke, daß er
dieses Stück Land verlieren sollte, das
wir stets besessen haben, hat ihm den
Kopf verdreht.«
»Wie,« rief ich, »hat er Schulden?«
»Ja, dreißig Pistolen.« .
Die Summe war unbedeutend für.
mich, obwohl ich in diesem Augenblick
nicht mehr als daH Doppelte in der
Tasche hatte, doch eine große Anweis!
sung erwartete mich in der nächsten»
Stadt. f
»Er ist sie nicht mehr schuldig«, ver
setzte ich, »dieses Stück Land soll Euch»
bleiben.«
Mit diesen Worten nahm ich zwan
zig Louis und legte sie auf den Tisch.
Das schöne Mädchen sah mich mit
seltsamer Miene an.
,,Wollen Sie mich fiir meinen Rath
belohnen?« fragte ste.
»Nein«, mumelte ich, ,,nicht-siir Ih
ren Rath will ich Sie belohnen.«
»Warum denn?«
Mein Herz schlug zum Zerspringen,
und ich sagte mit kaum vernehmbarer
Stimme: f
»Wei1es mich glücklich macht, Jynen
Jhr Stück Land zu erhalten«
Sie lächelte; eine reizende Milde, ei
ne zärtliche Sanftmuth strahlte aus-f
ihren wunderbaren Augen.
»Ich tann Jhnen nichts dafür ge
ben«, sagte sie; »ich bin verlobt, und
in unseren Bergen sterben die verlobten (
Mädchen eher, als daß sie ihren Bräu- !
tigam verrathen.« »
»Ich verlange nichts ---- nichts, als
das Vergnügen, Jhnen einen Schmerz
zu ersparen.«
,,O«, versehte sie bewegt
Sie blieb nachdenklich, mit gesenkten
Augen, stehen Jch sah, wie ein
Kampf sich in ihk avspielte. Pkstziich
trat sie mit bewegter, zärtlicher, un
sagbar demüthiger und dabei doch ent
schlossener Miene aus mich zu. «
»Soll ich Jhnen einen Kuß geben?«
,,Einen Dantestuß?"
,,Nein«, versetzte sie, sehr blaß wer
den, »einen Liebestußx —- abrr einen
einzigen -— dann werden Sie gehen.«
Jch brauchte nicht zu antworten.
Meine Augen sprachen siir mich.
Nun nahm sie meinen Kopf in ihre
kleinen Hände, und ihr frischer Mund
preßte sich in einein Kasse, in dem eine
Art Verzweiflung lag, einen Augen-«
blick auf meine Lippen.
,,Leben Sie wohl,« rief sie und trat
zurück.
Jch ging, und alS ich mich am Weg-.
rande umblickte, sah ich. wie das schöne
Geschöpf Thriinen in den Augen hatte.
Seitdem habe ich stets an sie denken
zmiissenz ihre Erinnerung ist mir so
s lieb und werth geworden, daß ich mir
kein Liebesshmbol unter einer anderen
s Gestalt, wie der ihren, wahrhaftig
E nicht vorzustellen vermag
—-.—--. - —— «
Der fahrt-are Zuschauer-.
Einen kühnen Gedanken hat ein
Mann namens Maufzhardt in Billig
heitn (Psalz) geäußert, um die Thea
ter vollkommen fiir die Zuschauer zu
machen. Die Idee besteht darin, die
gesammten Zuschauer-— und Rheinau
me beweglich zu machen, so das-, also
im Falle der Gefahr das Parterre
sammt Stehparteit, Orchester, Rasse,
Garderobe und Erfrischungsranm ein«
sach in’s Freie gefahren wird, die Be
sucher der Raume dagegen - und zwar
gleichzeitig——beiderseitg aus der Stras
ße hinabgelassen werden. Der Erfin
der hat dies in einem dem Karlsruher
Hostheater nachgebildeten ModellFach
leuten vorgesiihrt. Die unteren Raume
sind aus Rollen gesetzt, die auf Schie
nen nach außen auf einen freien Platz
laufen. Schwieriger loar das Beweg
lichmachen der Range. Von ilxnen hat
jeder nach der Siraszenseite zu acht
Fensterthiirem im Noihfalle sind diese
Thüren sowohl automatisch mit einem
Schlage, sowie auch einzeln zu öffnen.
Durch jede der Thüren gelangt man
auf eine Gallerie; diese Gallerien hän
gen aber in jedem Rang an schweren
Auslegun, die ihren Drehpuntt haben
und als mächtige einarmige Hebel
wirken. Fällen sich nun diese Gallerien
mit den Theaterbesuchern, so senten
sie sich infolge der auftreienden Bela
stung. Beim Senten der Ausleger aber
wird das auf Schienen laufende Par
terre ins Rollen gebracht. Die Berech
nung ist so getroffen, daß im selben
Moment, in dem die Auslegegallerieu
den Siraszentörper berühren, auch das
gesammte Parterre aus dem Theater
bau hinaus befdrdert ist Zweifellos
ist der Gedanke, das Gewicht derMen
schen in den oberen Rängen als Trieb
trast für die Bewegung des Parterresz
lzu benutzen, sehr sinnreich.
«
Frauen-echte m Japan
Der Antrag zweier japanischer
Frauenrechtlerinnen, FrL Utaio Pinai
und Fri. Harotu Kawamura an us
lassung der Frauen zu politischen t er
sannnlungen, zum Wahlrecht und zur
Wählbarkeit in das Parlament lenkt
den Blick aus die Entwicklung der
Frauenfrage in Japan. Während
die Frauen Japans früher im
Innern des Hauses zurückgezogen
lebten und als Gattinnen und Mütter
eine bescheidene Rolle spielten und ihre
ganze Ausbildun« nur auf dasAesthe
tische gerichtet w r, auf Musik und
Gesang, Literatur und Dichtkunst,
Blumenwinden und zierlich seines
Benehmen, begegnen wir ihnen jetzt
häufig im öffentlichen Leben und im
Konkurrenz-stumpfe mit den Herren
der. Schöpfung Zu Beginn und
Schluß der Schulzeit sieht man, genau
wie bei uns, die Straße mit hellen.
Schaaren von Schülerinnen gefüllt,i
die in sröhlichem Geplauder, meist in
Gruppen von mehreren Freundinnen,
ihrem Biicherpäckchen in einem Tuche
auf dem Arm, der Schule oder dem
Elternhause zupilgern. Die Schule-«
rinnen sind leicht erkenntlich an dem
dunkelbraunen Rock, der mit Band-ern
über dem eigentlichen Kimono festge
bunden wird. Die Sitte, diesen Rock,
den Chrchahatama, zu tragen, ist schon
alt. Moderner wirken Halbschuhe
oder Stiefeletten aus Leder, Halb
handschuhe und der hinten wie bei un
seren Backsischen in den Nacken hän
gende dicke, schwarze Zopf. Hüte sieht
man fast nie; dafiir fehlt aber selten
der Regenschirm europäischen Stils
billigster Güte. Was wird aus dieser
heranwachsenden Jugend? Welche Be
rufe stehen der Frau hier offen?
Bevor wir an die Beantwortung
dieser Frage gehen, wollen wir einmal
die Lage der Frau in Japan über
haupt betrachten. ’
Das alte Japan kannte keine
Frauensrage in unserem Sinne. Der
einzige Beruf des weiblichen Geschlech
tes bestand darin, sich zu verheirathen,
oder besser, verheirathet zu werden.
Die Frauen galten als Wesen von
minderer Güte und waren dazu da,
urn den Männern zu dienen. Kaibara,
der Moralist Japans, sagt u.a.:
,,Eine Frau hat keine besonderen
Herrn. Sie muß auf ihren Ehegemahl
als ihren Herrn sehen und ihm in
aller Ehrfurcht und Demuth dienen,
sie darf ihn nicht verachten oder leicht
über ihn denken... Nicht einmal im
Traume soll sie an Eifersucht denken.
Jst ihr Mann liederlich, so soll sie
ihm Vorhaltungen machen, nie aber
ihren Zorn größer werden oder ihrem
Aerger freien Lauf lassen . ·. Jst ihr
Mann böse und unvernünftig, so soll
sie sich beherrschen und in weichem
Tone mit ihm sprechen. Will er nicht I
auf sie hören, so lasse sie einige Zeit
verstreichen und mache ihm dann spä
Fter wieder in milder Weise Vorstel
lungen. Niemals aber mache sie ein
mürrisches Gesicht oder spreche mit
Ungestüm. Dreifach ist die Pflicht des
Gehorsams fiir eine Frau. Als Kind
gehorcht sie dem Vater, als Frau dem
Manne und als Wittwe dem ältesten
Sohne.«
f Kaibara war ein confuzianischer
Weiser des siebzehnten Jahrhunderts
Als er seinen «guten Ton« für die
Japanerin schrieb, war fein Vater
sland ein Feudalstaai. Das untere
sVolt, der Heimin, besaß leine Rechte
Hund an die Frauen der unteren Volks
Ttlassen waren alle die vielen Erzieh
ungsregeln auch nicht gerichtet. Sehen
wir doch auch bei uns zu Hause einer
Dienstmagd manches nach, was wir
» bei Damen der Gesellschaft fiir äußerst
unfein halten würden. Allerdings
entsprachen die Regeln Kaibaras den
Grundanschauungen der breitesten
Volkskreise, aber bei der alles nivel
flirenden Armuth wird die Stellung
»der Frau in niederen Kreisen ganz
Jvon selbst eine andere. So war es
schon in alten Zeiten, und heute noch
fsehen wir, umgekehrt wie bei uns, die
mitarbeitende Frau des Bauern, Ar
beiters und Handwerkers in ihren
Kreisen von den Männern höher ges
achtet als die Dame der oberen
Stände von ihrer Sippe.
Allmählich läßt sich aber auch hier
eine Veränderung erkennen. Westliche
Sitten, die der Frau eine Vorzugs
stellung einräumen, werden angenom
men. Je nach der Gesellschaft, in
welcher er sich befindet, besonders aber
je nach dein Kleide, das er trägt, be
nimmt sich der besser situirte Japaner
verschieden gegen die Damen seines
Hauses-. Hat er europiiische Tracht
an, so läßt er den Frauen den Vor
tritt; ist er Init dein japanischen Ki
ncono bekleidet, so tritt er als Herr
dre Schöpfung ans. Jn den fast stets
überfüllten, von den mittleren und
unteren Klassen benutzten Wagen der
elektrischen Straßenbahn in Totio
kann man oft die Beobachtung mai
chen, daß ein Mann aufsteht, um einer
unbekannten Frau Platz zu machen.
Sicher ist das der Fall, wenn eine
Frau ein Kind bei sich trägt, und man
weiß dann nicht recht, ist es mehr
Mitgesiihl fiir die Frau oder Liebens
loiirdigteit gegen das in Japan sehr
gehegte Rind. Eins habe ich aller
dings bis jetzt noch keinen Japaner
thun sehen, daß er nämlich feiner
Frau ein Partei nachträgt. So wenig
toie sich der feinste Japaner etwas da
raus macht, ein mit einein farbigen
Tuche uinhiillteg Päckchen zn tragen,
ebensowenig findet er es befremdlich,
wenn auch eine Dame ihr Packet bei
sich hat.
Wo auch immer Frauen in der Oes
fentlichteit austreten, sind sie von
einer für Europäer äußerst ungewohn
ten Bescheidenheit und Zurückhaltung
Man merkt, da Je sich an das Us
ptäfentiren nochßnscht gewöhnt habt-,
und dieser-Eindruck wird ethh ,
WMU sie uns in europiiis r Tracht
Sngsgentommem Man lett ihnen
an den Augen und an ihren unbehol
fenen Bewegungen ab, wie genir·t sie
sich in der ungewohntem stets maßig
sitzenden und fast nie mit Grazie ei
kmgenen fremden Robe fühlet «
auch die an das Parkett gis-vi- ·
»durch Rang oder Reichthnin aus«
zeichnete Japanerin macht Niemals
die P-rätensionen, wie wir sie seit-N
seren Salondamen finden. «
Gelegenheiten, bei denen die-it
situirten Japanerinnen in Jert"·» kzx
sentkichkeit erscheinen sind Essai-zit
ten der mit Fremden verkehressen
oberen Zehntausend, Damen-Konnte
Sitzungem Schulfeste und Konzerte.
Das Theater zu besuchen gilt Immer
noch nicht für fein. Von bedeutende
ren Frauenvereinen gibt es heute
drei: den Vaterlandischen Frauen
verein, der allgemeine Wohlthätigkeit
im patriotischen Sinne treibt, den
Flottenverein und den Verein vom
Rothen Kreuz. Alle drei Vereine
haben eine große Mitgliederzahl und
werden von hohen und höchsten Damen
protegirt. Es ist nichts Seltenes,
wenn die Kaiserin selbst an einer
Vereinssitzung theilnimmt. Auch den
Schulen und der Musikakademie wen
det sie ihre Fürsorge zu. Der Schul
zwang ist für beide Geschlechter m
Japan eingeführt. Außer den Volks
schulen für Mädchen besitzt Japan zur
Zeit 79 höhere Töchterschulen. Auch
die Frauenhochschule, fälschlich wohl
mit Frauenuniversität übersetzt, ge
hört dazu. Sie ist eine Kombination
von höherer Töchter-, Handarbeit
und Haushaltungsschule, es liegt da
gegen nicht in ihren Zielen, die hohe
Wissenschaft zu lehren, wie man aus
dem Namen wohl entnehmen könnte.
Auch ,,Musitakademie« ist ein gewag
tes Wort. Man sagt besser Musik
schul-e. Jn ihr werden meist Lehrer
und Lehrerinnen in Theorie, Musik
undGesang weiter ausgebildet. Künst
ler in unserem Sinne gibt es in Isa
pan noch fast gar nicht. Die bei en
bedeutenderen, die Geschwister Kada,
von denen die jüngere unter Meister
Joachim lernte und vielleicht das
größte musikalische Talent Japans ist,
sind an der Musilschule als Lehrerin
nen thätig
Während die Mitgliedschaft im
Baterländischen Frauenverein und
Flottenverein mehr für reifere Frauen
berechnet ist, steht der Verein vom
Rothen Kreuze auch jungen Mädchen
offen. Es gilt heute als das Feinste,
hier Mitglied zu sein. Viele junge
Damen, auch der besseren Stände,
widmen sich jetzt selbst der Kranken
pflege die anderen, an der Spitze die
jugendlichen Töchter des Kaisers, be
reiten Verbandzeug und helfen in an
derer Weise.
Gehen wir nun zu den eigentlichen
Frauenberusen über, so liegt es nahe,
mit den Krankenpslegerinnen zu be
ginnen. Die japanischen Kranken
pflegerinnen tragen durchweg weiße
Kleidung und eine weiße baubenariige
Mütze mit dem rothen Kreuz davor.
Als ein sehr ehrenvoller Beruf gilt
der der Lehrerinnen, zumal an den
höheren Schulen. Es gibt wissen
schastliche, Musik-, Turn-, Haushalt
und Handarbeit-Lehrerinnen. Jhnen
anzugliedern sind die Lehrerinnen für
Blumensteclen, Anstand und altjapa
nische Musik. Die Eisenbahnen und
die Postverwaltung haben vor einiger
Zeit angefangen, weibliche Kräfte ern
zustellen, die ersteren als Fahrtarten
oerkäuferinnen, die Post als Tele
phonistinnen und vor allen Dingen in
der Matten- und Postkartendruckerei.
Da die genannten Berufe, beson
ders die höheren, eine gewisse Selbst
ständigkeit in sich schließen, ist es nur
natürlich, wenn etwas bon dieser
Selbständigkeit des Berufs auch auf
sdie Persönlichkeiten der Frauen und
«Mädchen selbst übergeht. Allzuviel
ist es aber nicht: wenigstens scheint
das uns so, die wir an ein freies
Auftreten unserer Mitschwcstern ge
wöhnt sind. Manche-J Bild, das wir
in unseren Stadien täglich beobach
ten lönnen, kommt uni- in Japan nie
mals zu Gesicht. Weder folgt ein
liebedrennender Ghmnasiast schüchter
nen Schrittes seiner angebeteten Töch
terschiilerin, noch sehen wir einen
lecken Studenten mit sein-Im Liebchen
tiindeln. Ostein Verhältnis: eristirt
hier zwischen den schmuclen Mars
jiingern und den aurh hier drallen
Köchinnen und nie werden wir unter
dem Scheine einer flackernden Laterne
einen »jungen Mann« auf seine Liebste
aus« dem gegeniiberliegenden Fionseb
tiongldeschäst warten sehen. Die
Liebe gehört in Japan Eiss- Haus-.
Der Umstand, der es ermöglicht,
das; trotz des Fortschritts Japans die
Frauen noch zum größten Theil im
alten Gleise gehen, ist der, dass fast
alle darauf rechnen können, einmal
unter die Haube zu kommen Jung
gesellen und späte Jungfrauen sind in
diesem glücklichen Lande noch unbe
kannte Wesen. Und wenn auch ein
mal eine Japanerin, vielleicht als Leh
rerin, an die Dreiskig kommt nnd für
Frauenrechte schwiirmt, so ist doch
sicher, das-: sie sich, wenn der Auser
wählte endlich lommt, willig in ihre
althergebraehte Stellung alrs Frau
fügt.
setzt kommt für Japan die weiße
Gefahr! Die Einmischung der Dipte
maten bei Abschluß der Friedens
bedingungcn.
sts It- It
Jn stentucty sollen die Wasser
schlangen harmloz fein. Wasser
schlange-I sind aber auch nicht die rich
tige Sorte. «