Um der Mitgift willen. Original-Roman von Akthur Zapp. (6. Fortsetzung) « Der Ton war der andern jungen Frau nichts weniger als behaglich. Auch die Vertraulichteit, die in den Aeuherungen der Amtsrätbn lag, er schien Clara nicht angebracht zwi schen ihnen, die sich erst ein paar Mal im Leben gesehen hatten, sich ziemlich fremd gegenüberstanden und nur durch ihre Heirath in ein verwandt schastliches Verhältnisz zu einander ge iommen waren. Sie gab keine Ant wort, sondern sagte mit einer Bewe gung, sich zu erheben: »Willst Du mir nicht · Deine Wirthschast zeigen? Plantikow ist ja viel größer als Carlshagem Da hast Du gewiß Al les viel großartiger als ich.« Aber die Andere drückte ihren Be such wieder aus den Fauteuibzurua und sagte: »Jnteressirsi Du Dich da für? Ich nicht! das überlasse ich Al-l les der Wirthschaftsmamsell. Mir; ist die Landwirthschast ein Greuel.; Nein, lass’ uns lieber ein Bischen plaudern!« Und dicht an Klara her anrückend, ihre Schultern schmeichle risch mit einem Arm umschlingend, miit einer Miene, die etwas ungemein neugierig lüsternes hatte, fuhr sie fort: »Erziihl’ mir doch ’n Bischen von Euch, von Eurer Ehe! Du glaubst nicht« wie furchtbar mich das interes sirtt Wie macht sieg, denn Axel als Ehemann?« Sie hatte sich von ihrem Fauteuil er ben und stand nun halb, und halb sa sie auf der Lehne von Klarcks Sessel, so daß diese den gespannten, erwartungsvollen Ausdruck in dem Gesicht der Fragenden nicht sehen konnte. Jn Klaras Wangen stieg eine flam mende Röthe. »Ich weiß nicht,« stammelte sie un sicher, »wie Du das meinst.« Die Andere lächelte, ihr friooles, leichtes Lächeln. »Na, ich meine, ist er denn lieb? Zärtlich, wie? Als junger Mann hatte er immer so was Flottes, Che valereskes, Galantes. Jch denke ihn mir als Ehemann reizend, nicht?« Klara antwortete nicht. Sie rich tete sich straff in die Höhe und reckte sich aus ihrem Sitze, so daß Adas Arm heruntersiel. Jn ihrer Haltung und in ihren Mienen drückte sich eine peinliche Empfindung aus nnd zugleich lag etwas Abwehrendes darin. Aber endlich gab sie doch eine Antwort. »Ich kann nicht klagen,« sagte sie lithl und in schnellstem Tonfall, als wollte sie über das Thema rasch hin weghuschen. »Aer ist gut und auf merksam und der liebevollste Vater.'« Die Amtsräthin gab ihre unbe queme Stellung aus und setzte sich wieder neben Klara auf ihren Fau teuil zurück. »Ach ja,« sagte sie, »Ihr habt ein Kind — es ist ja wohl ein Knabe? Berursacht er Euch viel Trubel? Jch bin nur froh, daß ich keine Kinder as Rlnra hob erstaunt, befremdet ih ren Blick. hatte sie denn recht gehöri? Es ging wie ein Frösteln durch ihre Seele. «Also Jhr seid glücklich!" plauderte die Andere weiter, unbekümmert um den Eindruck, den ihr letzter. ossenher ztger Gefühlöausbruch auf ihren Be such hervorgebracht hatte. »Na ja! Und auch ich — ich müßte lügen, wollte ich sagen, daß ich mich unglück lich kühle, obgleich doch —- — Wirk lich. es ist doch ein recht dummes Vorurtheil wenn man immer sagt, daß Konvenienz - Ehen nicht glücklichl ausfallen. Wir Beide sind doch ein; pbaåd lebendige Beispiele vom Gegen-s i .« Klar-a wandte sich ganz zu der ne-; ben ihr Sitzenden herum und sah sie! groß an. Sie entgegnete aber nichts, . .nicht ein Wort. ? Sie schüttelte nur still den Kopf mit einer Miene des Widerwillens und des Befrenidens, als begriffe sie nicht recht, i was Ada gesagt hatte. s Diese aber schien in mittheilsamer Stimmung Sie rückte ihren Sessel noch näher an den ihres Besuches und lächelnd, vertraulich plaudette sie wei ter: »Als junges Mädchen ist man doch wirklich zu albern! Wenn ich noch denke, welche Kämpfe es mir ge kostet hat, ehe ich mich entschloß, Kat tienbusch’s Antrag anzunehmen! Und doch mass eine glänzen-de Partie für mich. Was glaubst Du wohl, wie mich die Andern beneiden! Mein Gott, die Liebe! Darüber kommt man hinweg. Ja den Romanen freilich, da -- spielt sie ja eine große Rolle, aber im « Leben — bah! Eigentlich ist die Liebe doch nur ein Luxus. Die Hauptsache B doch die gute Versorgung Die eisten heirathen ja-doch heutzutage nach Geld oder Titel —- nicht?« Maea zweite mit den Schultern »Ich meine doch-« Mk si« schlicht ; Paß das nur Ausnahmen sind. Die le find doch die Oeirathen aus - . Ue Andere lachte und iiber ibt Ge ; It suche file einen kurzen Moment eine häßliche Grimasse, in der sich Spott, Schadenfteude und Haß bet einten. »Aber Klata, wir brauchen uns doch gegenseitig nichts vorzumachen,« tief sie. »Es wäre ja lächerlich, woll te ich behaupten, daß ich Kaitenbusch aus Liebe geheitathet habe. Als at mej Mädchen war ich eben auf eine reiche Heirath angewiesen. Durch Kattenbusch bin ich materiell in glän zende Verhältnisse gekommen. Na, und bei Euch — bei Euch war’s eben umaekebrt.« Klara richtete sich mit einem jähen Ruck in die Höhe. Jhre Augenbrauen rückten ganz nahe an einander und über der Nasenwurzel bildeten sich ein paar senkrechte Falten. »Umgetehrt? Jch verstehe Dich nicht.« Jetzt hielt es die Andere fiir ange bracht, eine erstaunte, bestemdete Miene zu zeigen. Aber gleich danach lächelte sie wieder listig und heuchle risch, während sie fortfuhr: »Aber Klara, ich bin doch Arel’s Kousine und kenne die Verhältnisse. Er konnte doch nicht dafür, daß er arm war und bei der Wahl seiner Zukiinstigen vor Allem den Verstand zu Rathe ziehen mußte. Was ihm fehlte, hattest Du. Na, und Du —- Du wolltest eben durch ihn in Ofsizierskreise« in den ;Adel. Das findet man ja heutzutage ioft bei den Töchtern reicher Kaus ;leute.« s Ein Zittern durchlief Klara’s hohe, ischlanle Gestalt, die die der Anderen Isaft um eines Hauptes Länge über stagtr. Jhr Gesicht wechselte die Far kbe und ihre Finger Preßten sich fest ;um die Seidenquaste, die an der Sei »tenlehne des Fauteulls herabhing. LAber sie hatte sich zu gut in der Ge jwalt um sich die heftige Gemüthsbe ;-Ua ag atra-W Avaxz axa uz dunbiai isetzt hatten, anmerten zu lassen. T »Du irrst,'« sagte sie äußerlich ru hig, »ich habe daran gar nicht gedacht und wenn ich Axel’s Bewerbung um meine Hand nicht zurückwies, geschah es, weil er mir sympatisch war und weil ich überzeugt war, daß er mich aufrichtig liebe. Und ich lann auch nicht glauben« — nun nahm ihre Stimme doch einen lauteren, erhöhten Klang an und eine Blutwelle schoß ihr in die blassen Wangen —- ,,ich kann nicht glauben, daß Axel aus niedri gem Egoismus, aus talter Berechnung handelte.« Jn den Augen der Anderen blitzte es auf —- es war nur ein momenta nes, triumphirendes Leuchten. Als sie nun den Blick zu ihrem Gast erhob, spiegelte sich Ueberraschung und Be dauern darin, das auch aus dem Ton ihrer Stimme klang, während sie be schtvichtigend erwiderte: »Aber Klara, so —- so meinte ich es ja auch nicht. Pardon! Jch ahnte wirklich nicht , daß Du’s so tragisch nehmen würdest. Jch wollte Dich tdoch gewiß nicht tränken. Mein Gott, man schwatzt ja manchmal etwas, ohne sich viel dabei zu denken und — Du hast recht, man sollte eigentlich von diesen Dingen gar nicht reden.« Sie stand auf und faßte die Andere mit einer heuchlerisch - sanften, freund lichen Gebärde am Arm. »Komrn’, ich will Dir ’mal meine Küche und die Wirthschastsräue zeigen! Wenn es Dich doch interessirt». . . .« Als Aer und Klara eine halbe Stunde später auf der Heimfahrt wa ren, war Klara so wortlarg und in sich gelehrt, daß es Axel auffiel. »Was hast Tu, Schah?" erkun digte er sich zärtlich. »Bist Du nicht wohl?« Bei seinen Worten glitt ein Schat-» ten über ihr Gesicht. »Ich bin abgespannt. müde,« gab sie kurz zurück. »Du entschuldigst·«« Sie drückte sich in die Wagenecke und schloß die Augen. Es war ihr unmöglich« seinem erstaunt und be-: sorgt forschenden Blick zu begegnen-» Jn ihrer Brust wogten schmerzliche; Gefühle und in ihrem Kon treuztens sich die Gedanken. Ada’s Worte be schäftigten sie unablässig. Zum er sten Male seit ihrer Verheirathung regte sich der Zweifel in ihr und schreckte sie aus dem Glück ihrer jun gen Ehe auf. War's möglich, daß ihr Geld für Aer die Veranlassung gewe- » sen, sich ihr zu nähern? Während sie that, als ob sie schlief, ging sie in ihrem Geiste alle Phasen ihrer Bekanntschaft mit Aer durch. Sein erstes Erscheinen »in der Ban »Sorgensrei«, ihre täglichen Spazier ritte, ihre Unterhaltung, wie sie nach und nach einander näher getreten, wie sich anscheinend ganz von selbst nnd ganz natürlich die gegenseitige Liebe in ihnen entwickelt M wie dann ein nnvorhergesehe " Zufall Axeks lei denschaftliche « lörung herbei e siihrt tte: Wes das lebte deut· in ihre Erinnerung wieder aus. War es denkbar, daß sein zartes, einschmei chelnbes Wesen, sein liebeersiillter Stich seine zärtlich-n Worte nur Liige wd Verstellung sk- der ungestüme, , letdenfchaftliche Ausbruch nur ein wohlherechneier Coup gewefeni War es möglich, dafz alle feine Bemühungen um fie nicht ihrer Persönlichkeit, fon dern ihrem Reichthuni gegolten? Es war eine Falter für die Gril belnde, in der ruhigen Stellung ver harren und die fanft Schlummernde spielen zu müssen, während ihr das Blut siedete und ein wilder Aufruhr der Gefühle in ihr todte. Da fühlte fie plötzlich, wie ein Arm sich zärtlich um ihre Taille legte. Arel war es, der die Decke, die herabge rutfcht war, liebevoll besorgt fester um sie schlang. Und nun hob er vor sichtig. ganz leife und sanft ihren Kopf, der nicht gerade weich auf dem ,-harten Wagenpolfter ruhte, und schob seinen Paletot, dessen er sich rasch ent ledigt und den er zusammengefaltet hatte, darunter· Der Impuls durchzuckte sie, ihren Arm urn seinen Hals zu schlinan und ihn an sich zu pressen und ihm den häßlichen Verdacht, der in ihr leimen wollte, mit heißen Küssen abzubitien. Aber die natürliche Zurückhaltung ihres weiblichen Empfindens hielt sie ab, diesem jähen Antrieb zu folgen. Ein unendlich süßes-, wohlthuendes, beruhigendes Gefin breitete sich über sie, während sie sich feine zarte Sorge anscheinend unempfindlich, schlafend gefallen ließ. Achtessiavitel » Es war für Klara’s Geschmack ein Iviel zu geräuschvollcs, abwechselungs reiches Leben, das sie in der Gar-ni fonsstadt führten. Bald gab der HOberft eine Gesellschaft. bald eiFer fder anderen verheiratheten Her en sim Regiment, bald fand im Kasino irgend eine gefellschaftliche Veranstal tung statt. Daneben Dameniaffee’ö Konzerte und Theater. Dagegen schien sich Arel in seinem Element zu füh len. Er war ewig heiter. ewig frisch und von einer beneidenswerthen Laune. Seine Ausdauer, seine Fä higkeit zu genießen, schien keine Gren zen zu kennen, und Klara unterdrückte oft ihre Müdigkeit und Abgesvannt lheit, um ihm das Vergnügen nicht zu Tstören. f Seit ihrem Besuch in Plantikow Jentwickelte sich eine leise Abneigung in Hihr gegen Arels Konsine, und sie ver ’mied, so sehr sie es unauffällig ver mochte, ihre Gesellschaft, was ihr um »so leichter gelang, alg die schöne junge Frau Amtsräthin fast immer der Stern der Gesellschaften war. Im mer war eine Anzahl von Herren um sie herum, die sich ihr gegenüber ein ander an Zuvortommenheiten und Artigkeiten über-boten Zu alledem zeigte der Amtsrath die beste Miene. Eifersucht schien dem gemüthlichen, jovialen Herrn ein un bekannter Begriff. Jm Gegentheil, seine Eitelkeit fühlte sich offenbar ge schmeichelt, je mehr man seiner Frau den Hof machte. »Sehen Sie doch nur,« sagte er ein mal zu Klara, »wir sie meine Frau wieder umschwärmen. Sie brechen sich fast die Hälse, um ein Wörtchen. ein Lächeln von ihr zu erhaschen.« Und während sein breites, behöbiges Gesicht voll eitler Genugthuung, eine fo viel umfchmeichelte Frau zu be sitzen, über und über strahlte, fügte er gutmüthig hinzu: »Na, meinetwegen, toenn’s ihr nur Spaß machtl« Klara hatte inzwischen den häßli chen Argwohn, den Adcks intime Aeußerungen in ihr gegen Arel hatten erzeugen wollen, tapfer als ihrer und seiner unwiirdig niedergekiimpft. Be wies ihr nicht täglich Axel’s Fürsor e, sein herzliches Wesen, seine sich stets gleichbleibende Aufmerksamkeit und Artigkeit, daß er sie liebte? Es lag etwas so Liebenswüdiges und Ritterliches in seiner ganzen Art, daß eine Mißftimmung gegen ihn gar nicht in ihr aufkommen und daß sie ihm etwas Häszliches, Undelikates gar nicht zutrauen konnte· Nur manch mal schlich sich ein leifeg Unbehagen in ihre Seele, wenn sie mit ansah, wie auch Axel sich regelmäßig zu denen gesellte, die der loketten Amtsriithin huldigten. Und gerade mit ihm plan derte sie am lebhaftesten, lachte sie am übermüthigsten. Und wie ihre Augen ihn kokett anblinzelten und wie sie ihn vor den Uebrigen bevorzuate und ihn mit Vorliebe zu ihrem Begleiter und Kavalier erkor! Zuweilen erschien Ada plötzlich in Van «Sorgenfrei«, nur um im Bor iiberkommen guten Tag zu sagen. Wenn Axel nicht da war, vfle en diese Stegretf-Besuche nur einige i nuten zu dauern. Fast immer kam sie zu Pferde, und das Ende war re gelmaßia, daß sie Axel aufsotderte, ebenfalls satteln zu lassen und sie auf dem Heimweg nach Plantilow ein Stückchen zu begleiten. Natürlich fragte sie bei solchen Gelegenheiten je desmal böslich, ob Klara ihr nicht ebenfalls das Geleit geben wolle, aber das geschah jedesmal so lau, daß eine Absage sichtlich erwartet wurde, an der es Klara denn auch niemals seh len ließ. , Mit innerer Zufriedenheit sah Kla ra die Wochen schwinden. Ein Voller Monat war schon vorüber und damit die Hälfte der Zeit, sür die Aer Zur Uebung einberufen worden. Jn«Villa »Sorgensrei« wurden aroße Vorkeh rungen getroffen, denn das junge lEhepaar konnte sich nicht länger der jgesellchastlichen Pflicht, alle ihre al ten un neuen Freunde und Bekann ten zu sich zu laden, entziehen. Es war Klatcks einundzwanzigster Ge burtstag, den die Festlichiett am Abend — ein Souper mit darauffol gendem Tänzchen —- lrdnen sollt-. Arn Vormittag stellten sich die Gra tulanten eint ein paar Ossizlere, Axeks intimere Kameraden, der Amts rath und Ada und zuletzt Herr Gun termann· Der nunmebrige Mitinha ber der Firma J. C. Rehseld ckc Co. war hageftolz geblieben. Er war womöglich noch wortlarger und steifer in seinem ganzen .Wesen als sriiher. Er brachte ein vrachtvolles Bouquet, das er mit lutiem lonventionellen Glückwunsch überreichte Der Besuch » dauerte nur wenige Minuten. Das j Gespräch schleppte sich mühsam bin. : Zwischen Arel und Herrn GunierH mann schien immer noch von der alten ! Gegnerschaft her ein stilles, unüber- ; windliches Vorurtbeil zu bestehen.. Kurz bevor sich Herr GuntermannH verabschiedete, sagte er zu Klara: » »Verzeihen Sie, gnädige Frau, wenns ich noch eine geschäftliche Angelegen-; heii zur Sprache bringe. Sie sinds mit dem heutigen Tage majorenn ge- ; worden. Nach dem Willen Jbres se- ’ ligen Herrn Onlels habe ich Jhr Ver- ( mögen bisher in Verwaltung gehabH Ich würde « ie bitten, sich an einem der nächsten Xage in das Comptair unserer Firma zu bemühen, damit ich Ihnen Rechnung ableae.« Klara sah den Sprechenden ganz erschrocken an. »Aber davon verstehe ich ja nichts. Herr Guntermann," erwiderte sie. Herr Guntermann verlor nicht ei nen Augenblick seine steife, gemessene, geschäftliche Haltung. »Dann haben Sie vielleicht die Freundlichkeit,« antwortete er, ohne sich an Aer zu wenden, »Jhren Herrn Gemahl zu veranlassen, an Jhrer Stelle die Belege zu prüfen und die Wertbstücke in Empfang zu nehmen« Auch Arel protestirte. I »Wäre es nicht das Einsachste.« er widerte er, »es btiebe vorläufig, wie es gewesen? Es genügt ja. wenn Sie uns die Zinsen nistellen und alle Jah re einen kurzen Bericht über die Ber mögenslage geben« Herr Guntermann nahm seine» kühlste Miene an und entgegnete: i »Wenn-us Ich muß doch bitten. michs svon der Verantwortung zu entlasten. Nach dem Gesetz steht dem Ehemann ider Besitzenden die Verwaltung des LVermögens seiner Gattin zu. Ich Jbabe keinerlei Befugniß und Veran lassung, in Jbre Rechte einzugreifen« Herr Guntermann erhob sich, steif und förmlich. Jn Areless Gesicht stieg eine Röthe auf. Soviel er davon verstand, lehnte Herr Guntermann es ab, sich für ihn einer Miihewaltung zu unterziehen. » ,,Gut.« gab er kurz zurück, »ich werde mir also gestatten, mich näch stens aus Ihrem Bureau einzusin - den.« ; Damit war die Angelegenheit vor » läufig erledigt. f Arn Abnd strahlte heller Lichter glanz in der oberren tftage der Villa «Sorgenfrei«. Jm großen Saal, der fast die Hälfte der Etage einnahm, war gedeckt worden. Der Amtsrath hatte die Frau des Hauses zu Tisch geführt. während Arel seine Kousim Ada zur Tischnachbarin hatte. Aber der Amtsrath der ein Gourmand war und als Landwirth, der sich viel im Freien aufhielt, über einen her vorragenden Appetit verfügte, wid mete sich während der ersten Gänge hauptsächlich den tulinarischen Ge nüssen der Tafel und machte nur hin und wieder, sich ait Klara wendend, eine lobende Bemertuna über eine Speise, die gerade sein besonderes Wohlgefallen erregte. An dem anderen Ende der Tafel Unterhaltung im Gange. Dasv war enin unablässiges Plaudern und La chen zwischen Arel und Ada, ein Hin und Herrüber der Blicke, ein häufiges Antlingen der Gläser an einander. Endlich, als gegen den Schluß des Soupers die Pausen zwischen den Gängen größer wurden, gönnte sich der Amtsrath Muße, den Vorgängen an der Tafel sein Interesse zu wid men. Sein behäbiges Gesicht verz sich schrnunzelnd in die Breite un strahlte wohlgefällig, während seine Augen beobachtend nach Ada hinüber schtveiften. Wie hübsch sie wieder aussah in der rosa - seidenen Gesell schaftörobe, die ihr entzückend stand. Und« wie ihr dieser Tausendsassa, der Düringshofen, die Kur schnitt! Er erhob seine Hand und drohte lächelnd, als Axels Blick zufällig dem seinen begegnete, und. sich an feine Nachbarin wendend. sagte er mit einem sGemisch von Schalthaftigleit und ischmunzelnder Genugthuung: ,,Seheni Sie nur, wie er ihr noch immer den s Hof macht! Ja, ja, alte Liebe rotest » nicht« . « j I ; Und als er den tragenden Blick sKlaras bemerkte, fügte er lächelnd )hinzu: »Sie wissen doch, daß Axel tei ne Kousine einst höllisch beturte, als sie noch ein junges Mädchen war?« ; Klara hatte das Gefuhi. als griff ihr eine Hand rauh ani- Herz, aber sie hatte sich doch so in der Gewalt, daß sie sich ein Lächeln abzwana und sich zu der anscheinend in voller Gewächs ruhe abgegebenen Antwort aufraffte: »Ja — gewiß! Axel hat mir einmal davon erzählt.« - »Aus dem Stadium des Platoni schen konnten ja freilich ihre Beziehun en nie heraustreten«. vlauderte der" mtsrath, voll stiller Genugthuung weiter. »Als ich dann als Bewerbee auftrat, war Ada vernünftig genug, meinen Antrag anzunehmen. Sie sah wohl selbst ein, daß aus ihr und Aer ja doch nie ein Paar werden lonnte·«s» I ·«Freiltch nicht,« stimmte Klara bei, todbread sie Pn in ihr tot-enden derz vJuni-g ne zum hats- hinuuf yet-s « l piirt . Der Amtsrath machte ein verbindli ches Gesicht und verstteg sich zu einer höflichen Galanterie, zu der ihm Fovkl der reichlich genossene Wein den nöth - gen seelischen Schwung verlieh. » - »Und dann erschienen Sie plötzlich wie die Sonne an unserem Horizont! Kein Wunder, daß Axel sogleich in Flammen ausging und sich über I Ada’s Verlust schnell genug von Ih nen trösten ließ.« Klara lächelte dankbar und ließ ihr Glas heiter an das des Amts raths antlingen, als dieser den arti gen Trinlspruch ausbrachte: »Die Schönheit soll lebean« Jm Stillen aber mußte sie alle ihre Selbstbeherrschung ausbieten, um sich ihre Aufregung nicht anmerlen zu lassen. Die Bemerkung des Amts taths, die dieser in der Weinlauneä gethan, bedeutete für sie eine nieder-l fchmetternde Enthülluna. Und nun ; war sie sich auch über die Bedeutung! der rückhaltlosen Qfsenherzigteit klir, l zu der Ada bei ihrem ersten Besuchl in Plantilow sich in einer anscheinend i vertraulichen Laune hatte hinreißens lassen. 'Jhre Mittheilsamteit war in ; Wahrheit nur ein Ausfluß ihrer ! Mißgunst und eines eisersüchtiaen Gefühls gewesen. Ada haßte sie nnd. sie hatte ihr nur einsach zurufen wol len: »Bilde Dir nicht ein, daß Axels Dich aus Liebe gebeirathet hat! Miit ! bat seine Liebe aehört, mir! Und Dich i hat er nur Deines Geldes wegen ge nomrnen.« » Das Schlimmste war, das-. Ada; recht hatte. Ja, Aer hatte sie nie ge- ( liebt und er liebte sie auch noch heute i nicht. Alle seine liebevollen Worte, sei- j ne Besorgniß um sie, waren Heuchelei, s elende Verstellung. Er liebte Ada und wenn Ada nicht zufällig arm gewesen wäre, hätte er nie daran gedacht, sich ! ihr —- Klara —— zu nähern. Entsetzung folgt.) -.---—— Die äthiapltche Gesahr. Unter den Veränderungen, welche der englisch-holländische Krieg in Südasrika hervorgeruer hat, erscheint mir am bentertengwerthesten die ver schiedenartige Haltung der Eingew renen. Jn Südasrika giebt es heute die »äthiopische Bewegung«, welche dem holländischen ,,Asrita siir die Asritanders« entgegensetzt: »Der schwarze Erdtheil siir die Schwarzen«. Es ist tennzeichnend, daß diese Be wegung sosort ins Leben trat, nach dem der Union Jark die Viercleur ab gelöst hatte. Die Buren hatten ihr Land beherrscht nach dem in ganz Afrika anerkannten Recht des Stär irren, und sie hatten dar- lEine wenig stens vorzüglich verstanden, nämlich den Eingeborenen in Zucht und Ord nung zu halten. Sobald Pretoria britisch geworden war, regten sich die Regen lkin Telegranim ward nach London entsendet, mit dem Verlan gen nach Gleichberechtigung insbe sondere nach Ertheilung des Wahl rechts. Diesem Ansmnen hat das britische Kolonialamt bislang nicht entsprochen. »Aber«, so erklärte ein öthiopischer Redner vor Kurzem in Johannesburg »wenn wir solche Be handlung hätten voraussehen können, so würden wir Schwarzen die Ge schichte des lebten Krieges um einige Kapitel bereichert haben.« Heute giebt es in Südasrika eine schwarze Platsorm, eine schwarze Zei tung und eine einsetzende schwarze Organisation Die Eingeborenen haben angefangen, sich etwa nach dem Vorbild des europiiischen Proleta riats zu vereinigen! und schon begin nen schwarze Ethnographen zu ber tiinden: »Die Erde gehört den farbi gen Rassen.« Es ist interessant, wie der japanische Krieg aus die Stim mungen hier zurückwirkt. Jn der russischen Niederlage erkennen die schwarzen Propheten das erste Meut tetel sür die weiße Welt. Die stärkere Vropagation allein schon, so meinen sie, werde den farbigen Völkern letz ten Endes die Ueberlegenheit sichern: nicht nur iiber See, sondern schließlich auch in Europa. Japan habe den Krieg begonnen; Asrika werde nach folgen. Eine wirkliche Gefahr siir die weiße Herrschaft im dunklen Erdtheil besteht so lange nicht, als die farbi gen Völker unter sich getrennt ind, wie heute Aber es ist eine der ro nien der Geschichte, da die Weißen selbst Alles thun, was re können, um diese Trennung aufzuheben. Der Rand und Kimberlen bilden den gro ßen Rendezvonspla , aus dem die Vertreter der vers iedensten Stämme zusammenströmen und ihre Empfin dungen miteinander austauschen. Die Schulen siir Eingeborene, welche ing besondere Briten und Deutsche emsig anlegen, aber sind die eigentlichen Werkstätten, in denen die allgemeine große Erhebung Afrikas gegen Eu ropa vorbereitet wird. Dort wird das Dynamit präparirt, welches die Explosion bewerkstelligen wird; dort werden die Führer siir die äthiopische Bewegung geschult. Jn Südwestasrita haben die Deut schen zur Zeit einen ersten kleinen Vorgeschmack siir das. was dem ge sammten dunklen Welttheil bevorsteht Nur so weiter in der systematischen Verhätschelung der afrikanischen Schwarzen, und die Welt wird etwas erleben, woraus sie nicht vorbereitet war. »We shall skaggek humanity«, sagte Kritgern Es wird der Eingehe renenbewegtmg vorbehalten bleiben, dieses Wort zu verwirklichen. Dieeini jsichti en Buren in Transvaal und In nekolonie erkennen den Ernst ’der Gesagt mit vollster Deutlichkeit. Es ist im hinblick auf die schwor e Ge abr, daß Botha alle Wei en ani for ert, sich zutammenznschlie en ohne Unterschied der Nationen. —,.Wenn der Tanz anhebt,«·so sagte mir ein anderer Burenführer, »dann werden auf einen Weißen durchschnittlich etwa 40 Schwarze kommen, und ni viele Weiße werden entkommen, de SchlöchtereioZu berichten.« Hier in hodesia mertt man von der äthiopiichen Bewegung noch nicht viel. Die brutale Niederwerfung des Eingeborenenaufstandes von 1896 steckt den Leuten noch in den Gliedern, und Matabele wie Maihonas sind auch zu weit entfernt von den anre genden Verhältnissen der Kaptolonir. Jn der Kaplolonie haben die Schwar zen, die lesen und schreiben können, bereits das Wahlrecht, und —Pro greisive wie der Bond buhlen um ihre Stimmen.« Es war besonders m Hinblick auf die schwarzen Wähler, daß Dr.Jameion sich gegen die Ein führung von chinesischer Arbeit aus sprach. Das Alles wirtt aufmuns ternd auf Zulu und Betschuana, wäh rend die Kunde nach Rhodesia kaum gedrungen ist. Wenn man dieser Bewegung gegen über llare Stellung nehmen will, muß man sich stets vor Augen hal ten, zu welchem Zweck die Weißen nach Afriia getommen sind: die mei sten sieben um sich durch ihre ei ne Arbeit eine neue Lebensbasis zus af fen, nachdem die alte Heimath zu eng geworden ist. Hierzu haben sie die Roharbeit des Negerg nöthig. Die aber wird verdorben, wenn man dem Schwarzen eine europäische Schulbils dung beibringt. Damit macht man dieien unzufrieden mit einem Ge schick, welches ihm durch Jahrtausen de genügt hat. Weshalb man ihm daneben noch ein Mitbesiimmungss recht im Staatswesen verleihen soll, welches er nicht mitgeschassen hat und dem er innerlich so sremd gegenüber steht wie die Hhäne den Ordnungen unserer Hausthiere, ist völlig uner sichtlich. Dasiir spricht keinerlei Bil ligleitserwäguug Man gebe den Schwarzen gleiches Recht mit den Weißen zwischen Taselberg und sam besi, und man hat den direltesten Weg zur Vernichtung der weißen Kultur in Südasrita beschritten. Jch sagte vor Kurzem einem Re porter in Kapstadi: »Hier, wo wir sitzen, werden dereinst Schwarze die Abreise des letzten Weißen aus der TablesBan mit ansehen·« Diese Am szerung hat die Südasrilaner über rascht. Aber sie entspricht meiner wirllichen Meiuuna, wenn die Dinge in der eingeschlagenen Richtung fort gehen. Die Weißen in diesen Län dern werden vornehmlich angezogen durch deren Metallschätze und werden fortbleiben, wenn diese einmal er schöpft sind. Inzwischen aber erzie hen, oder vielmehr verziehen re die Schwarzen systematisch zur assercs auslehnung: durch Schulen und Zu lassuna lzur Politil. Welches andere Ende als der Massalrirung und Ver treibuua der weißen Fremdlinge ist da möglich? Deutsche Sentimentalisten werden einwenden: Aber wenn der Neger die Segnungen unserer Kultur genießt, wird er selbst gut; er wird den wei ßen Bruder gern bei sich behalten, selbst wenn er in der Ueberzahl ist. Jch hosse, es werden nicht viele dieser Sentimentalisten in Südasrita sein« wenn der schwarze Bruder Gelegen heit haben wird, seine eigene rzensi giite zu beweisen. Jch persön ich wer de es vor-ziehen, mir die Sache mö - lichst von irgend einem anderen Er « theil anzusehen. Die KassandraMolle ist stets un dankbar und niemals von praktischem Nuyem Aber vielleicht werden meine Landsleute nach den letzten Erfahrun gen in Südwestasrila mehr geneigt sein, mich anzuhören, als wie 1890 und 1896. Schwarzen egeniibee giebt es zweierlei Wege. sntweder man stellt sich in ihren Dienst, dann lasse man ihr Land unberührt und suche leine weißen Colonien in Afri la zu gründen. Oder aber man su t siir sich selbst im schwarzen Erdtheil eine Heimath Dann erziehe man die Eingeborenen zur Zucht und Arbeit und stelle sich prinzipiell aus den Standpuntt des Eroberers. So ha ben die antilen Herrscher in Asrita gehandelt, so in unseren Ta en zu leht die Buren — Eines o er das Anderes Verhängnißvoll unter allen Umständen aber ist eine untlare und halbe Verauiclung der beiden Stand punlte, welche letzten Endes mit Si cherheit zu Massenmord und Unter-« gang führen muß. Dr. C. Peters. ——-—-—-—— f —O—s— Drüben in Chicacgo lehrt eine Dame, wie Frauen Jahrhunderte alt werden können. Hm! Welches Alter wird dann wohl eine Dame angeben, wenn sie ein paar Jahrhunderte ge lebt hat«-! I s I »Was würde geschehen, wenn 24 Stunden lang jedermann die Wa r heit sagte?«, war die originelle n frage des New Yorler Herold. Die originellfte Antwort brachte die Wash ington Post: »Die Leser des New York Herald würden gewaltig ver blüfft tein.« O I O ,,Papa. bitte gieb mir einen Quar tet; ich möchte ihn einem armen Krüppel aeden.« »Hier, mein Junge, —- Du bist ein gutes Kind; aber wo ttt denn der arnie Krüppel?« »Der steht draußen und verkauft Billeti zum Cirtuö.« . . . Man gewinnt leichter ein sitt sich, als einen Kripr · DR