Die wahre Ursache. Cumoreäle von I e r d. G r u n e r. General Lipsiyly war ein wunder licher Mann, das klagte nicht nur seine Frau, davon wußten auch die Offi ziere ein Liedlein zu singen. »Er spürt das Podagra,« sagte Oberleut nani Winniger," wenn derGeneral sehr » vorsichtig aus seinem Sattel saß, die; Beine hochzog und zu raisoniren an sing. Er weiß, daß sich leicht ein Junltim zwischen Podagra und blauem Boden bildet und hat durch-' aus keine Lust, die schöne Steieimarl. um eine Excellenz außer Dienst zu vermehren Sei es, wie immer es wolle, Gene- T ral Lipsitzlh saß den Offizieren aufs den Nacken, nie bestieg er seinenBrau nen, ohne recht respettable Nasen in; der Raserne oder aus dem Exerzicrq playe zu hinterlassen. Besonders denj jüngeren herren widmete er seine lie-s bevolle Aufmerksamkeit Sein grauerH Kopf gerieth dabei manchmal in solch auggiebigees Schütteln, daß die, denen « solches galt, änastlich vermeinten, er werde überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommen. »Die wahre Ursache, meine Ver ren,« schrie er dann mit einer Stim me, die jedes Geräusch im Umkreise von fünfzig Schritten übertönte, »die wahre Ursache, meine Herren, ist, daß man sich Fu wenig um den inneren. Dienst kümmert. Man muß die Leute an sich zu ziehen suchen. Dann geht» alles sehr gut. Das ist die wahre Ur sache, meine Herren. hören Sie das auch, Herr Oberleutnant Winniger?« fügte er in Fiftel hinzu, daß es wie ein hohnrus klang. »Ja Befehl, Exzellenz!« erwiderte Winniger, der eben iiber die Wirkung der neuen Bartbinde nachdachte, die er aus Berlin bestellt hatte. »Ich hoffe auch,« grollte der Gene ral und schob zweimal das rechte Bein so heftig« im Sattel zurück, daß der Braune unwillig einen tleinen Sei tensprung that Denn die Herren in der Kadettenschule verlieren ohnedies zu leicht den Zusammenhang mit der Waffe. Leider!« Er griff mit der Rechten empor und in schlankem Trabe wandte er sich vom Exerzierfelde ab, um in die Kaserne zu reiten. Lipsitzln stammte noch aus der Zeit, in der sich die Radettenabthei langen beim Regimente befanden; er war tein Gönner der Aadettenschulem Bei der Frühjahr-Es und Herbstvarade, wenn die Schule auch mit ihrerManns schaft erschien, war er ein unerbittlich strenger Nichter. Kam die Linie beim Ausmarsch auch nur um Haaresbreiie in«s Schwanken, so äußerte er: »Die Kadetten spielen wohl Ringel-Ningel reigen, wenn ich recht sehe. Oder soll das etwa ein Ausmarsch sein Ps« fragte er mit erschauernder Freundlichkeit »Die wahre Ursache ist, daß die Leute nicht tüchtig genug ausgebildet wer den. Leider!'« Und der finstere Blick schweifte iiber die Unglüalichen und die Ofsiziere, die hinter den Tschatos allerlei un vorschristsmäßige Gedanken hatten. Kommandirte er endlich: »Marsch!« dann athmeten die jungen Kadettem herzen tief, tief aus und sie bemühten sich, die Beine so weit herauszuwerfen, als es nur immer ohne den gänzlichen Verlust dieser so wichtigen Gliedma ßen zu ristiren möglich war Seit Oberleutnant Winniger an die Kadettenschule tommandirt war, hatte sich die Sorge des Generals um diese Anstalt noch vermehrt. Denn kr wandte allem, was Winniger that und nach der Anschauung Seiner Exzellenz hätte thun müssen, besondereAusmert samteit zu. Er glaubte nämlich ein mal bemerkt zu haben. als er von un gesähr in die Reitschule gelommen war, daß Winniger mit der Schnau bartbinde im Gesicht in einer Stel lung aus der Rosmante saß, die das Neiterauge Lipsitztys so arg beleidigte, daß er eben losdröhnen wollte: »Herr Oberleutnant, wo haben Sie die Equitation mitgemacht?« Aber da lam ihm diese Haltung belannt vor, immer bekannter sogar. Es war ihm. als ob ihn Winniger imitiren wolltei Leider trat in diesem Augenblick der Masor in die Reitschule und derQber leutnant sasz sosort ab. Seitdem war der Genera! am hän sigsten in jener Raserne zu sehen, in der Winniger lag Bei der ersten Parade. an welcher Winniger schon mit der Kadettentchnle theilnahm, hatte die Erzellenz beson ders den Jahrgang Winnigers aufs storn genommen. »Er tann sich nicht satt daran sehen,« lispelte der Ade tant dem hauptmtnn von Hillgen zu, der, talten Schweiß aus der Stirne, eben wahrnahm, daß in seiner Kom pagnie ein Mann einen Aetmel seines Wassenrortes um wenigstens einen halben Zentimeter länger hatte als den anderen. Der General trabte vor und bitter den Jahrgang Er ließ ihn in allen Gangarten geben« gab die vsrzwicktesten Koniiiiandos, um die Zbalanx —- so hieß sie der Adjutant, der aus dem Gymnasunn einmal durch-gefallen war, — rette Front, in’s Wanlen zu bringen. Doch schien sie wie aus Stahl oder Grimmi. Der Hauptmann von Hillgen war der Ue berzengnng daß es Gncmni sein müsse, so prächtig blieb die Linie. " So geschah es, daß General Lip sitzty zu seiner eigenen Verwunderung nicht darüber räsoniren konnte, weil es auch gar nichts gab, was ihn dazu berechtigt hätte. Das wunderte ihn erstens und dann ärgerte er sich ganz im Stillen, denn das strahlende Ge sicht Winnigers wich nicht aus seinen Gedanken, auch als er bereits weiter geritten war. Die Parade nahm wie alles ihr En de. Die Truppen und die Kadetten rückten in die Stadt zurück. Als Lip sitzty dann nach seiner Gewohnheit noch einmal iiber das Exerzierfeld ritt, sah er etwas-, was sein Blut in Wallung brachte. Just an jener Stelle, wo die Kadettenfchule aufgestellt ge wesen, und zwar, wie er sich genau er innerte, wo der zweite JahrgangWin niger gestanden, beim vierten Marti rungszricknn,lagen rine Inengelvriße Papiere, jedes etwa doppelt so groß alDein Handteller. Sonst war der ganze Exerzierplatz blank, wie es sein soll. Es war kein Zweifel, Winnigers Abtheilung hatte sich eine solche plan mäßige und beispiellose Verunreini gung des jedem Soldaten liebwerthen Raumes zu schulden kommen lassen. Der General ließ sein Gesicht steinern werden, dann setzte er sich vorsichtig in eine Lieüerpositur, die an seine besten Tage erinnerte, und zurück ging es in die Kadettenschule, daß unter den Hu sen des Wallachen die Pflastersteine Funken sprühten. Wie ein Sturzbach ging es im Hofe über Oberleuinant Winniger, der ernstlich betroffen, das Unwetter über sich ergehen ließ. »Es scheint, daß je der Fiadett in seines Papier eingevaelt gewesen sei, ein solcher Haufen ist ge rade dort, wo Jhre Abtheilung stand, angehäuft. Unglaublich! Jch hoffe, Herr Oberleutnant, Sie haben Kennt niß davon, wie die Leute in den Besitz solcher Papietvorräthe gelangten und wkshalb sie diese gerade aus dem Pa radeselde ablagerten. Leider!« LDberleutnant TBinniger ertlärtg daß er nicht im entferntesten eine Ah nung hätte, auf welche Weise die Fia detten derartig unerhört große tha piervorräthe in ihren Besitz gebracht. Erzellenz schüttelte den Kopf. LJberkutnant ULinniger toar tou thend, und als ihm sein Bursch eine Rechnung fiir hundert Knackwiirste dorlegte, warf er das Geld zornig auf den Tisch. Dann befahl er Jaroslad, sosprtsämnutickn wrißekBaMen,dn auf deu1 tsrerznrplatze und in der UmgVuW Mssrimn zu sian stnm zu sammeln und zu vernichten. Nach sechs Stunden tam der Bursche mit ; einem Pack wie ein Höckerweib beladen szuriicl und erklärte, sich drei Tage nicht rühren zu können. Bei der nächsten Parade ritt Gene ral Lipsißky der Kadettenschule drei Schritte entgegen. Er lonnte sie nicht schnell genug unter die Sonne bekom 1nen. Czeine Llugen tvurden großen als der JahraangWinnigers auftauch -te. Es durchsuhr seinen Körper ein beinahe freudiges Hintern, das nur zu einem Quentchen auch von Zorn ver ursacht war. Denn, es war tein Zwei fel, die Linie war diesmal nicht von stöhlerner oder gar aummiähnlicher Schmiegsamleit. Sie wurde an einer Stelle ein winziges bißchen durchbra chen. Der Blick des Generals bohrte sich in dieses Minimum und bohrte es weiter. Es schien, als ob sein Blick magisch wirlte. Denn die Linie wurde wirklich schlechter, das bemerkte auch der Oberleutnant, trotzdem er den be sten Willen hatte, nichts zu sehen. Auch die Beine wurden lässiger her-s ausgudorstn. LBuugstens um rinen Zentimeter blieb die Aufwärts-bewe gung gegen die letzte Parade zurück. lsrzellenz drohte vor ikntsetzen voni Pferde zu sinken. Ein Blick, der eine niederschmetternde Kritik enthielt. traf, Winniger, der innerlich wiithete. Und der Ckneral Lipsißty sing inu dun Kopst Nrschüttellian, daß sich der Adjutant nach dem Stabsarzt umfah, damit er rasch zur Hand sei, wenn Seiner Exzellenz ein Uebelsein zustoße. »Unglaublich,« hauchte Dipsitztn als die Parade den Abschluß gefunden und er die Ossizie e zu sich rufen ließ. »Herr Oberleu nant Winniger,« wandte er sich an diesen, während die anderen sich dislret ins Hintertresfen zurückzogen »Was ich heute gescheit shabe, ist mir unbegreiflich Jch neh me an, daß Sie bei der Bogenlinie, die die Kadetten siir eine Front anzu sehen scheinen, zwei Bezirte umgehen müssen, wenn Sie aus dem direkten Wege in die Kalerne gelangen wollen« Welches ist, Herr Oberleutnant, die wahre Ursache dieser Etscheinung?« »Die Knaclwiirste, zu Befehl, Ex zellenz!« General Lipsitztn prallte zurück. Er Inahm den Gaul hoch, als ob er den Oberleutnant überreiten wollte. Er riß die Augen weit aus. »Hörte ich recht, Knackwiirste, sagten Sie?«· Es war wie prasselnder Donnerschlag »Die wahre Ursache, jawohl,« wie »derholte, ohne mit einer Wimper zu zucken, Wenniger. »Erll·aren Sie mir diese Ungeheuer lichleit!« »Ja Befehl, Ereellenz!« Das letzte Mal hatte ich den Kadetten eineKnacl swurst versprochen, je eine Knackwurst, ’die sie auch erhielten, das heißt essen sdutstem nachdem Exzellenz die Kadet I ten belebt. Meinte, ivie Exzellenz sag ten, Ehrgeiz zu reizen!« General Lipsißlh sagte kein Wort als: »Weiter«. Er war sprachlos. Winniger hustete. »Da die Leute das Papier, in dem die Würste einge packt waren, trotr meines Verbots hier am Exerzierplatz wegwarfen ...« Ueber das Angesicht Seiner Erzä lenz ging ein Strahl des Verständnis ses: »Ah, die vielen weißen Papiere? Und?!« Winniger schloß: »Sie waren es. Daher habe ich diesmal die Leute be straft und ihnen keine Knackwurst be willigt. Zu Befehl, Exzellenz!« General Lipsitzty vergaß sogar das Kopfschiitteln. Er sagte nur: »Ah sol« Und nach einer Weile: »Die wahre Ursache sind also ganz richtig die Knactwiirstet Komisch!« Er wintte dem Lberleutnant ohne ein weiteres Wort des Räsonirens ab, ebenso den anderen Herren, und ritt nach Hause. Er rechnete seufzend aus, wie viel Geld es erforder, haben wür de, wenn er damals beim Kaisermanö ber, da er die entscheidende Ecke vor sich hatte, nach der Haupts und Resi denzstadt zu kommen, sein Lords mit Knackwürsten versorgt hätte, um des sen Leistungsfähigkeit undv Williateit aus diesem Umwege zu erhöhen. Dann wäre ihm vielleicht jene Kritit erspart geblieben, die es bewirkt hatte, daß er noch immer in der Provinz saß und der Trupveninspeltor sich im letzten Herbst schon sehr angelegentlich nach seinem Rheuma erkundigt hatte, das ihn doch in zehn Jahren noch nicht im Dienste behindern würde. Die Knactwiirste des Oberleutnants Winniger vergaß der General sein Leb tag nicht. Doch seufzte er jedesmal, wenn er sich ihrer erinnerte. -.«--——— Das Modell. San Franciscoer Erzählung von« R u f u s. Keine hübschere skleine Frau gab es in San Francisco als die deg Tom Shaw, des Master Mechanic in den »United Worts« im Potrero. Eine große Schönheit war sie nicht, aber im mer sröhlich und resolut, und sie ver stand es, sich bei aller Einfachheit mit ihren Kattunkleidern so nett zu ma chen, das; sie jedem gefallen mußte. Ihre Wohnung hielt sie so rein und so hübsch, daß es eine wahre Freude war, dieses so einfache, fast ärmliche, aber doch so tosige Heim zu sehen. Das allerbeste war ihr kleiner Junge, Tom Junior. Er war der Abaott seiner beiden Eltern so sehr, daß die Nachba rin, Frau Fledgitt, eine ganz resolute Frau, die niemand leiden mochte, von Affenliebe sprach. Aber das war es nicht -—— sie liebten das Bübchen nur so, wie alle rechtschaffenen Eltern ihre Kinder lieben, dasselbe war ihr ein und alles-, ihr größter Schatz- Und wenn Tom senior am Abend müde und abgearbeitet oon der Wertstatt heim kam, dann hielt ihm die junge Frau dagSöhnchen entgegen. und er herzte und küßte es und ließ sich Von ihm an seinen Bart und Haar zausen, so lange es dem kleinen Burschen gefiel — dann erst kam die Mutter an rie Reihe und erhielt den treuherzigen Kuß, aus den sie geduldig so lange gewartet hatte· Viele Sprünge konnten die Leutchen nicht machen, denn groß war der Ver dienst Toms nicht. Aber sie hatten alles, was nothwendig war, es fehlte an nichts, und sogar ein junges Mö’ chen hatten sie engagirt. welches den Tag über der Frau hals. Sie hieß Marn Jane, und war ein guteH, fleißi ges Ding, welches stolz daraus war, bei so guten Leuten im Dienst zu sein. Am Abend ging sie nach Hause, wo es auch ordentlich aussah, aber nicht-so gemüthlich und behaglich wie bei Tom -und seinem Frauenchen Wenn sie ihr Abendessen zusammen verzehrt hatten, wobei Tom junior auf feinem hohen Stühlchen neben dem Vater saß und denselben in Arbeit hielt, bald dieses, bald jenes aufzuhe ben, was er mit seinen tleinen dicken Händchen gepackt und dann auf die Erde geworfen hatte, dann brachte die junge Frau das Kind zu Bette und Tom ging in das kleine Nebenzimmer, wo er seine Werkstatt hatte. Ja, er hatte eine Werkstatt auch zu Hause, und in dieser war sein »Mo dell«, an dem er nun schon so lanae, seit Jahren schon, arbeitete. Tag war der einzige Nummer, den die junge Frau hatte, wenn man es einen Kum mer nennen konnte oder mußte. Denn ein wirklicher Kummer war es ja nicht, tm Grunde genommen war sie ja stolz daraus, daß ihr Mann nicht ein ne wöhnlicher Arbeiter war, der seine acht oder neun oder zehn Stunden in der Fabrik arbeitete und dann froh war, nichts mehr von Arbeit zu sehen und zu hören, sondern daß er nach der Ar beit noch zu Hause darüber nachdachte, wie er eine Erfindung, die ihm im Kopfe herumschwirrte, zur Ausfüh rung bringen könne. Wie viel Hun derte von Abenden hatte er schon da ran gearbeitet, gehämmert und gefeilt, wie viele schöne Dollars hatte er schon siir Zeichnungen und Bücher und für feine Instrumente ausgegeben, und doch war das Modell noch nicht fertig, es wollte noch immer nicht so ,,arbei ten«, wie Tom es wünschte und wie er dachte, daß es arbeiten sollte und könnte. Und die junge Frau war fast eisersijchtig aus dieses Modell, wenn es auch nicht von Fleisch und Blut war, wie die Modelle der Maler und Bildhauer, sondern von Stahl und Ei sen. Wie konnte nur ihr Tom, ihrs guter, lieber Tom, der beste Mann in der Welt, den sie noch mehr liebte als ihr Bubchen —— denn ein zweites Büb- » chen konnte es ja möglicherweise geben, ! aber nie einen zweiten Tom — wie konnte nur dieser liebe, brave Tom noch ein Modell außer ihr haben, und diesem Modell so viele Stunden wid men, die doch von Gottes- und Rechts- - wegen ihr allein gehörten? ! Aber Tom blieb dabei, an dem Mo- s dell zu arbeiten, und eines Tages war das Modell fertig, und er ließ es ar beiten, und es arbeitete, wie es sollte. i Da war Tom der glücklichste Mensch aus der Erde und er ging ins Zimmer i zu seinem Frauchen, und sagte zu ihr ganz ruhig, und doch mit vor Aufre-» gung tlopsendem Herzen: ,,Kitte, was; würdest du sagen, wenn wir plötzlichl reich würden?« i »Ja, wir sind ja reich«, sagte sie mit strahlenden Augen. »Habe ich nicht? das Bübchen, und habe ich nicht dich? Sind wir denn nicht reich?« ! Aber sie merkte, daß irgend etwas ’Besonderes mit Tom los war, und sie lwurde ernst und fragte ihn: »Was-s ; meinst du denn? Meinst du, wenn wir ; Geld hätten, so viel wir wollten ?« »Ja, das ist es, was ich meine«,! isagte der gute Tom Und dann zog ier sein Frauchen an sich, und sie saß; aus seinem Knie, und er fragte sie wie der: »Was würdest du dann thun?-« »L, dann würde ich nach der Mar-! let- Straße gehen und dir den seidenen Hut tausen, den du dir gewünscht hast« s —— hier wurde Tom roth, denn erj schämte sich ——- »und dann würde ichi dem Bübchen den hübschen gesütterten Mantel laufen, den du ihm schentew möchtest, und dann — ja dann müßte Marn Jane in die Schule gehen, was sie nicht kann, weil sie zu arm ist. Und dann ——--— dann würde ich mir ein seidenes Kleid tausen, nnd einen Hut, der dazu paßt.« Jetzt erst sagte ihr Tom, daß sein Modell sertig sei, und sie war zwar noch immer ein wenig ungläubig, aber sie schlug doch vor Freude in die Hände und sagte: »O ich bin so froh, so glücklich dariiber!« —--— Er holte die Zeichnungen, und wenn sie auch nichts davon verstand, so betrachtete sie doch alles mit Freude und Bewunderung, und als sie fertig waren, da holte sie das hübscheste seidene Band und schlang es um die Zeichnungen so daß sie eine hübsche tleine Rolle bildetest. Da wachte das Bübchen aus, und als es das hübsche Band sah, da wollte es dasselbe haben, und weil es gar nicht abließ, so gab Tom ihm die Rolle in die Wiege-sie gehörte ja dem Kinde so gut wie ihm. »Wenn jetzt doch dein Bruder hier wäre«, sagte die junge Frau —— »er bat sich schon so lange nicht mehr sehen lassen·« Dieser Bruder hieß Jack. skr war eins guter Junge, aber nicht so wie Tom, nicht sehr fleißig, nnd ziemlich srrglos. Lange hielt er es nirgends aus, und was er jetzt arbeitete, wußten sie gar nicht er war seit Monaten nicht mehr gekommen. Daß er einen Posten bei der Feuerwehr betommen hatte, wußten sie nicht -—— das war der richtige Platz sür ihn, denn er war von jeher ein munterer Bursche gewesen, ein wenig von einem »Sport«. Bei der Feuerwehr konnte er das brauchen. Sie ahnten nicht, das-, tie ihn schon sehr bald sehen sollten. Spät waren sie zu Bett gegangen, und kaum waren sie eingeschlafen, da hörte die junge Frau die Feuergloclen, ziemlich weit von dem Platze, wo sie wohnten. Sie dachte nicht an Gefahr da hörten sie die Spriszen heranrasseln. Jetzt weckte sie Tom, er ging ans Fenster, und schon hielt eine Spritze vor dem Hause, Leute liefen herbei, das Haus, in wel chem sie wohnten, ein Miethshaus, in dem ein Dutzend Familien wohnten, stand in Flammen. Schon drang aus der Hinterwand der Wohnung der Rauch herein. Halb noch im Schlaf tonnte Tom den Schlüssel nicht finden, mit dem er die Wohnung geschlossen hatte, er schlug mit der Art die Thiir aus und zog Frau und Kind beraus. Als sie im Freien waren, dachte er an sein Modell ——— er eilte ins Haus zu riick, aber alles war voll Rauch und Flammen. Jm Rauch versehlie er den richtigen Weg die Sinne schwanden ihm. Als er wieder erwachte, war das Erste, was er sah, sein Frauchem und das Bitbchen hatte sie aus dem Arm. Er war aus dem Hause gerettet wor den, als schon die Ballen zusammen prasselten, schwere Brandwunden hatte er dabei erlitten. Sein Retter war sein Bruder gewesen, der sofort in das brennende Haus gestürzt war, als er hörte, daß sein Bruder noch darin sei. lDer Bruder hatte ihn mit eigener Le bensgesahr glii lich aus dem bren ) nenden Hause gebracht. . s Aber das Modell war verbrannt und Tom war wie gebrochen. Er war unfähig, zu arbeiten, und wenn auch keine direkte Noth vorlag, so war doch solche in Aussicht, denn’es konnte lange dauern, ehe er wieder ganz gesund würde. Und sein Muth und seine Freudigkeit waren dahin —- er fühlte sich zu schwach, von Neuem anzufan gen, er konnte die Arbeit, die er in Jahren fertig gebracht hatte, nicht mehr fertig bringen. Nur die Zeichnung waren gerettet, die hatte das Kind in seinen dicken Händchen gehabt, als Tom es hinaustrug Mit Kummer sah Jack, wie sein Bruder alle Lebensfreude verloren hatte, mit Thriinen sah es die junge Frau. Endlich fragte sie den Schwa ger, ob sie denn gar nichts in der Sache thun könne, und dieser rieth ihr, die Zeichnungen zu nehmen und zu dem Präsidenten der Werke zu gehen, ihm alles zu erzählen und ihm die Zeich nungen vorzulegen. Sie that es, und Herr Wort, oer Präsident, ein tüchtiger und freundli cher Mann, prüfte die Zeichnungen und erkannte schnell den Werth derselben. Er sagte der Frau, daß er arn Abend zu ihnen kommen werde. Er kam, und Stunden lang saß er am Bett des noch kranken Tom, und das Resultat war, daß Herr Stott die Sache in die Hand nahm und daß Tom in einigen Monaten, als er wieder gesund war, das Patent für seine Erfindung er hielt. Bald war er nicht mehr einfa cher Werkführer, bald war er ein Theilhaber an den Werten, nnd was er seiner Zeit kaum zu träumen ge wagt hatte, das erfüllte sich — er wurde ein reicher Mann. Marh Jane lernte alles, was sie nur lernen konnte, an Geld fehlte es nicht. Aus dem klei nen Buben wurde ein großer und gu ter Junge, und er ging in die besten Schulen, und Frau Kitty hatte das seidene Kleid und den Hut- der dazu paßte. Jacl war ein stets gern gesehe ner Gast im Hause, bis er selber eine hübsche Frau hatte, und Alles war Freude und Milch Das Feuer im Potrero war der Wendepunkt im Le ben Torn’s und seiner Frau gewesen, von da an war es schnell mit ihnen vorwärts gegangen. Zu schlau. Humoreske von K a r l F r a n l e. An der Familie des Buchhalters Ftnobler rauschte jahraus jahrein die Glücksgättin vorüber. Zwar derMann hatte sein regelmäßiges Eintommen s Kinder hatten sie auch nur zwei, aber trotzdem, das monatliche Gehal treichte immer nur bis zu dem Moment, an dem es neues Geld gab. Manchmal reichte es nicht einmal bis dahin. Heute z.B. war der Letzte des Mo nats, gerade ein Sonntag, und im Gesammtbesitz der Familie befanden sich nur noch baare fünfundzwanzig Pfennige Ueber den saurnseligen Chef aber auch! Obgleich Herr Kan ler aestern Abend eine ganze Viertel-— ftunde länger im Geschäft geblieben war, obgleich er zwei-, dreimal die Aufmerksamkeit des Prinzipals durch Fragen, die eigentlich nur sehr lose mit Knoblers Dienst zufammenhin:« gen, auf sich zu ziehen gewußt hatte, trotz alledem! Der Chef hatte es scheinbar nicht gefühlt, worauf die Manipulationen Knoblers abzielten. Und direkt um das Geld bitten, nein, dazu war Knobler einestheils zu schüchtern, anderntheils besaß er noch einen von seiner Junggesellenzeit her riihrenden Stolz, der dies nicht zu ließ. So war er also an diesem Abend mit leeren Händen zu seiner Gattin gekommen, und Tags darauf war ein großes Sonimerfest, auf dem Frau Knobler mit ihrem neuen Hute die lieben Bekannten nach Möglichkeit ärgern wollte. Hin und her rieth man am Sonn taa, tvie der Misere abzuhelfen sei. Die Frau, als die am meisten davon Betroffene-, hatte den einzigen brauch baren Gedanken: das Dienstmädchen anpumpen! Man hatte es noch nie aethan, man hatte aus die Reputation deg Hauses stets ein ivaehsaineg Auge gehabt, aber diesmal aav es keinen anderen Ausweg. And es toiirde ja auch gehen, ohne das-, Mina iraend welchen Verdacht schöpfte. So gegen zwei Uhr zog sich Finobler an und aina fort. Als unaesähr zehn Minuten verflossen waren, saate Frau Knobler zu dem Mädchen: »Ach, Mino, laufen Sie doch ’mal rasch dein Herrn nach, vielleicht ermischeu Sie ihn noeh, er hat tein Geld initaenoin men, hat aber den Schlüssel zum Se tretär, in dem es liegt, mit; hier-, die Straße hinunter, nach der Kirche zu, ist er gegangen. Rasch! Laufen Sie!« Die beiden Plänesehmiede hatten ausgemacht, daß er die Straße hinaus und zwar mit Sturmschritten gehen sollte. Das mit dem Iltädchennach schielen war noch ein späterer tsinsall von Frau Knobler, der die Sache als aanz natürlich hinzustellen sehr aeeia net war. Wenn das Mädchen dann zu«riicktäme, wollte die ersinderische Frau Buchhalter mit ihrem Anliegen herausriiclem und auch der argwöh nischste Mensch hätte wohl da nicht einen Funken von Verdacht schöpfen können. Das Mädchen sauste die Treppe hinunter und kam nach zwei Minuten J euriick — mit Herrn Knobler. Als dieser mit seiner schier versteinerten Gattin a in war, löste sieh das Räth sel: »Jch. .ich lonnte,« stotterte der — : saanz verdutzte Eheherr heraus, Wicht saus die Straße gehen, mußte intet , der Hausthür warten, weil ein läu ibiger von uns, und noch da u der l ungestümste, der Schneider ippeh arad’ vor’1n Haus mit einem Hem sprach.«·' Auf dem Sommerfeste blieben die Bekannten von dem ihnen von Frau . Knobler zugedachten Aerger verschont Gast (nimmt im Restaurant allein . am Tische Platz und bestellt): »Kra ner, eine«Flasche echten Cl)ampagnert· Kellner: »Seht wohl (geht ab, mn dag Verlangte zu holen). Gast (ruft ihm nach): ,,Extra Dth!« Mach zwei Minnten·) Gast: »Herrgott, was bringen Sie denn da, das- sind ja vier Flaschen!« Kellner: »Na ja, Sie hatten doch noch extra drei bestellt.« , . Etwas reichlich. i Unvcrsrvrcn. Richter: »Wenn Jhr Gewissen auch so schwarz ist wie Jhr Bart, dann gratulire ich.« Angeklagter: »Aber, Herr Richter, nach dem Barte zu schließen, hätten Sie ja überhaupt lein Gewissen!« Ablcntnng. Bürgermeister (zum versammelte-n Augschußx »Der Gockl-Bauer vo’ Wis ing hat mich den größt’n Ochsen von der ganzen G’meind’ g’heiß’n . .. Könnt Jhr Euch bös g’sall’n lass’n?!« Ein tüchtige-r Geschäftsmann. Richter: »Wenn Sie sahen, dasz er große starke Angeklagte den Zeugen schlug. warum hinderten Sie ihn nicht daran?« »Weil ich mir’s Geschäft nicht ver derben lassen wollt — ich bin nämlich Der — Dorsbader.« Furchtbare-r Traum. . »Aber, Männchen, Du hast heut’ Nacht wieder gestöhnt!« »Mir träumte, Du hättest Dich in den Cerberus nerwanoelt und ich hätte für jeden Deiner neun Köpfe ei nen . . . neuen Hut taufen sollen!« Macht der Gewohnheit Photograph (zu einem Kellner): »Bitte jetzt um ein recht freundliches Gsesicht.« Kellnert »Da miissen Sie mir schos zuerst ein Trinkgeld geben« Ein Schmeichler-. Dame tim Hotel): »Die Schuhe sind aber schlecht geputzt!« Hausknecht: »Was kann ich- dafür; oie sind so klein, da tann ja kein Mensch hineinsassen!« Erklärung. A.: »Ich möchte nur wissen, wa rum ich heute einen so ungeheuren Durst habe.« . B.: »Wahrscheinlich von der gesal zenen Rechnung, welche Du im Hut-XI bekommen hast.« Gut gezogen. »Ist es wahr, daß Jhre Frau eium Höllenspettakel macht, wenn Sie ein mal Abends spät nach Hause kom men?« »Das ist eine unverschämte Lüge, ich dars Abendj überhaupt nicht aus gehen.« Kunstvcrstiitidig. »Diese Violine hier ist 200 Jahre alt,« sagte der Händler. »Hm, sie ist ja sehr nett,« sagte der Läusen »aber ich tann mir ja Gott sei Dank noch eine neue leisten.« Gras-c Sorge-. ,,Jessag, wenn nur unser Zug nik mit ’nem andern zusantmenstößt!« »Warum haben Sie solche AngsitP »Damit meine gestärkte weisze Weste nit zertnittert wird!« Aus Abschan Lientenant: »Ich komme heute, Sie nrn die Hand Ihrer Tochter zu bitten, Herr Ftoiiimer,3ienrath.« Bankier tim Hanptbuch ein Konto nachsel)end): »Zum grössten Theil ha ben Sie sie aber schon, Herr Baron.« Unter (cn:t;craden. Finmerao L"i.: »Aer» KameraT muß heute Wedsset Von fiinfzii Malt ein losen, konnten Si-: mir ni it daI Feh lenoe leihen?« Rainer-ad V.: »Wieviet fehlt Ihnen denn nocl « Zinmetad ’.)l.: »L« Mart 73 Bim niae!« Anc- dkm (I!«c:1ii;t:itittt. »A) Jahre ,,««,:nnti,.1n2 bete-unten Zie! Haben Er nut- chsaixs ski- be irrer-lenk« »Ja, ich bitte insinet Lilie-J nisten zu lassen, das-, sie niitxt mit Leu Mit tagessen ans mitt) :r--.::.tct!" Stuf-seufzen Herr tdao Programm eint-:- Wohl thätigkeitgtonzertsss leimt-« . . Dek Reinertrag ist sitr die Armen be stimmt! . . . Giiicktiche cuienscheyi Kriegern ’S Gelo und brauchen nie-II hineinzugehen!« Amstme Provinztheater - Direktor Un des im Theater zufällig anwesenden It riihmten Direktor): »Was meinen CI zu der Vorstellung?!« Kritikett »Wie geschriiietti«