Wem-r Hchrkibkhrikk von Tini- Hunkstmgei. IIQIUI USE-sys No 161. Die Herrlichkeit mit den Philipp sein Bahsspiele is schon im wet. Er hot ausgefunne, daß die Frau nach alle menschliche Be rechnunge die Ienige Prson is, wo ole Pose anyen soll un wo also auch den Bahs in die Fämilli spiele soll. Jch muß sage, ich hen die Tschehnsch ganz gut gegliche un es is der Philipp, wo mein Hos band is, wo zuerscht eingesehn hoi, daß er als Bahs e Fehlier is. Die Kid3, —- osf Kohrs sin die wioder da Lor zu blehme gewese -— hen den Phil as Lewe sauer gemacht. Die sm so brav gewese, daß er e Schehm war, owwer blos, for baß se von ihren Pa alle Dag ihre Pennies kriegt hen. Er hoi se doch geprammißt, daß jeder je den Dag an den er sich behehfe deht, soviel Pennies kriege deht, wie er Jahre alt wär. Den Weg is der Phil jeden Dag so ebaut siwwwerzig Cents los geworde un das hot er off Kohrs auch ntt gegliche. er is auch eschehmt gewese, e Rieoorkschen zu mache un do hot er zu mich gesagt: »Seh, Lizzie, hot er gesagt, was duhn die Buwe en nihau mit den Geld mache, wo ich se gewwe duhnT Ei dont noh, hen ich ch gesagt un ich muß osfe gestehn, ge wunnert hen ich mich auch, was se mit den viele Geld anfange. Jch hen ja doch gewißt, daß se tein Saluhn frie twente duhn. Well, ich hen mein Meind ussgemacht, daß ich emol e wenig ihr watsche wollt. Wenn die Schul aus gekosse«hot, dann hen se immer gleich ihr Hohmwerk gemacht, bikahs daß is en Pakt von den Egriment gewese. Dann fm se awwer los geschowe un ich hen se nit mehr gesehn, bis es Zeit sor Sopper war. Die Buioe hen im mer so pehl geguckt un ich hen schon gedenkt, se deine sich an die Stritt zu viel erkseite. Well, wie se den Tag, wo ich mit den Philipp den That ge habt den. aus den Haus sort sin, do sin ich e Distenz hinner se drin. Do hen ich genohtiszt, daß se mit e ganze Latt annere Vuwe in den Rendiestohr sin. Aha, hen ich gedenkt, das is wo g ihr Geld spende un die nicksnutzige uwe duhn mich nie nit emol e Sti: ckelche Kendie heim bringe. Jch hen mich dann in en Dohrweh geheid un hen gewatscht dis se toidder autseit komme sin. Dann is die ganze Gang widder reduhr nach unser Haus gange un ich hen gesehn, wie se von die rier Seit in den Bahrn geschniett sin. Ich hen jetzt Den Phii gesagt was ich ausgesunne hen un der hot sich e Stevvliidder geholt un hot die an das Windoh von den Bahrn gestellt; dann is er enuss gekleimt un liot inseit ges lupcht un in e Sectend is er widder erunner komme un hot gesagt: Lizzie, tch.will, daß du auch emol gucke duhst. To hen ich awwer gesagt, wag fällt dich ein, denkst du ich tleime die Lad der enuff? O, well, hot er gesagt, es is teine Dednscher. Wann du " willst dann halt ich die Lädder vor dich. Rosser, hen ich gesagt, ich tleime nur unner die Kandischen enuss, wann du inseit das Haus gehn dudst. Wie du willst, hot er gesagt un is fort. sort. Dann sin ich die Lädder enuff gekleimt un wie ich in das Windoh gucke, do hen ich puttinier die Fitz kriegt un ich hen mich sesthalte misse, sonst wär ich erunner gefalle. Denke Se nur emol an, do hen so edaut suszehn Kids, unsere osf Kohrg da dei, gesosse un hen Sickeretts ge schmohtti Well, ich hen siwwe mol gucte müsse, bisohr daß ich ’s hen glau we könne« Dann fin ich awwer wie der Blitz die Lädder erunner gesaust, sin in das Haus un hen zu den Phrl gesagt: »Phil, hen ich gesagt, do muß ehbes geschehn. Das is so, hat er ge sagt, un ich weiß auch, was. Dann is er autseit gange, bot die Hohs an den Heidrandt angeschtuht un hot ge sagt, wann er wissele deht, dann sollt ch das Wasser antörne. Dann hot er die Rierdoht von den Baden ge lackt. mitaus das; die Kids eddes ge noihißt hen un is dann die Lädber widder enuff geileiint. Ich hen ihn die Hohg gerietfcht un er bot se dorch das Fenster in den Babrn gesteckt· Dann hoi er gewisselt un ich hen das Wasser angetörnL Do hätte se aw wer emol e Gehaller böte solle! Die Buwe hen geiriiche, als wann se bei lewendigem Leib gerohstei wern debie. Nach so ebaui zehn Minute, hot der Phil widdet gewissem ich hen das Wasser qeitappt un er bot die Buben dobr ussgemacht un bot eins nach das annere autieit aclosse. So wie eins eraug komme is, do bot ers getäckelt un botg verschmisse, daß die Lappe ge floge sin. Er hoi gar nickö drum gew we, ob es seine Kids ware, oder annere Leut ihre, er bot immer dtuss ge schmisse un wie er ferzebn Kids ge habt bot, do hoi er aeitappt un bot ge denkt das wäre se all. Er bot awwer doch ein gemißi gehabt. Der Bennie, wo wahrscheini so e Fiehiing gehabt bot, daß ihn ebbes unangenehmes hab pene deht, bot sich in den Bahrn ge heid un bot gewari bis der Sirum voeiwwer gezer war, dann bot er sich fortgeschnieki un wie et später ins hau- toenme is, do hot er geäclt, als wann er gar ntt in die Kraut gewese un gar nit wißt, was bassirt wär. Well, sei Schmiß hat er doch kriegt un dann hot der Phil sich hingelegt un hot geschlosse. Er war inteierlie aus ge leht un do hen ich ihn auch schlose lo e. Awwer wie er usfgeweckt ig, do hätte Se emol ebbes erliewe könne! Schie wiß, was hot er die Buwe dann tahlt! Wei die Feger hen do ge tanne un hen gebriillt wie die Stiere. Er hot sie den Reiot Aectt vorgelese un hot gesagt, daß se von jetzt an tein Pennie mehr kriege dehte un daß se jeden Obend die schrecklichste Licken triege dehte, wann ich nor das aller geringfte zu tomplehne hätt. »Ich will iwtverhaupt gar nicks mehr mit Euch zu duhn hen un von heut an habt Jhr eiere Ma widder zu meinde un zu ge horche, blos zu das Spänke duhn ich tende, hot er gesagt un Ihr müßt selbst sage, daß ich do drin en Suckzeß sin.« Dann hot et sich mit e seieklicheg Ge sicht an mich gewandt un sagt: »Lizzie, ich bitte dich, nemm du widder das Männetschment von die Fämmillie in die Hand du tannst«s doch am beste; awwer wann du Esistenz brauche duhst, dann kahl an mich.« Damit war die Sach gesettelt un ich sin jetzt widder der Bahs von die Färnniillie, wie’s auch sein soll. Mit beste Riegards Yours Lizzie Hansstengei. -————-· --.--—— Eine SegekyachtiWettfahrt. Die Wettfahrt über den Ozean utn den Kaiserpokal hat mit dem Siege der »Atlantic«, des besten amerikani schen Schiffes, geendet, die deutsche Yacht »Han1burg« ist als zweite, um einen Tag später, an’s Ziel gekommen, hat aber den Record des »Endymion« m einer früheren Wettsahrt um acht zehn Stunden überboten. Die elf theilnehmenden Fahrzeuge waren vor ihrer Abfahrt folgendermaßen charak terisirt worden: Fleur de th, das kleinste Schiff der Wettfahrt, hat kaum große Aussicht; Endhmion, als vorzügliche Yacht berühmt und sollte, bei jedem Wetter, unter den Ersten fein; Ailsa, bei starker Brise und nicht allzu hohem Seegang wird von dieser die beste Leistung erwartet; Hildegarde, verspricht ute Leistung; Hamburg, einzige deut che acht der Wettfahrt, wird bei leichter rise und müßigem Seegang als gesährlichster Concurrent erwartet; Atlantic, das neueste und modernste Schiff unter den Theilnehmern. Bei starkem Wind und Seegang besonders augsichtgvollz Sunbeam, bekannt durch seineWelt umsegelungen, hat als Rennyacht kaum irgend welche Aussichten; Thistle, ein vorzügliches-, starkes See schiff, aber nicht allzu schnell, daher nur bei sehr starkem Winde für den Sieg in Betracht kommend; Utowana, bat von den großen Yachten die mei sten Aussichten, bei auch nur halbem Winde und ntäßigem Seegang hat sie Beste-z geleistet; Apache braucht star ken Wind, hat bei dieser Jahreszeit daher wenig Aussicht; Walhalla, je schlechter das Wetter, desto besser die Aussichten, da sie durch ihre Größe selbst bei stärtftun Sturm mit mäßi ger Schnelligkeit fegelfühig ist. Größe und Takelung der roncurri renden Schiffe war sehr ungleich. Eine Yacht ist alg Vollschiff, eine als Bart getakelt, drei sind Animosi 3choner, vier zweimaftige Schoner und eine trägt YawlsBeseglung. Die älteste Yacht ist 1.874 erbaut, eine MAS, sechs sind in den neunziaer Jahren entstanden und zwei sind Kinder der neuesten (,eit· Sechs sind Stahlhachten, vier sind im Kompositi System erbaut und nur eine ist eine reine Holzhacht; fünf von ihnen sind tnit Hülfsmaschinen ausgerüstet, die aber selbstverständlich für diese Fahrt außer Dienst gestellt werden mußten. Die Wettfahrt hat besonders deß halb großes Interesse erregt, weil hier nicht die üblichen Rennmaschinen in"5 Spiel tanten, sondern für aktuelle Seefahrt berechnete Schiffe, deren Werth von der Bauart und Leitung abhängt. Es ist viel darüber gespro chen worden« fchrieb vor der Fahrt die deutsche Zeitschrift ,,Wasfersport«, daß eine vierzehn Tage andauernde Wett fahrt tein eigentliches Rennen sei, und daß ihre Ergebnisse in den seltensten Fällen sich völlig eintvandfreix lten könnten; dazu seien die Yachtex .. . einander zu ungleich und die Vetter lage spiele eine zu große Rolle. Es läßt sich natürlich nicht leugnen, daß diese Einwände ihre gewisse Berechti gung haben, aber darf man denn eine solche WeltnteersWettfahrt überhaupt in Vergleich stellen mit einem Rennen über 30 oder 50 Meilen? Hat eine solche Wettsahrt nicht ihren eigenen Maßstab, mit dent sie gemessen wer den muß, und ist sie nicht in aller -erster Reihe ein Prüfstein für seemän nische, navigatorische Fähigkeit des Führers und die Ausdauer und Tüch tigkeit der Mannschafti Kommt nicht die Seetiichti keit der Yacht, die Güte ihrer Ausriitung in weit höherem Maße zur Geltung als bei einem vier- oder fünfstündigen Schnellig keitsvetaleich? Aus deutscher Seite hatte man große Hosxnungen aus die »Hamburg« aesetzt, an dieser Seite setzte man den Sieg der ,,Atlantic« voraus, die ja auch in der oben angegebenen Liste von vornherein die beste Censur hatte. Natürlich sreut uns der Erfolg, das Be te aber ist der durch die Wettsahrt aeleserte Beweis, daß das Interesse an der Segelschissahrt noch unter den seesahrenden Nationen lebendig ist und die übern-te nde Maschine die seemännische Tit tigteit alter Tradi tion noch nicht verdrängt hat. Stromanfwärtz. Stizze von Herrnine Villinger. Jn einer schönen Sommernacht, Der Mond spiegelte fieh in dem-stille fließenden Wasser, trieben zwei schwer mit Frucht beladene Boote langsamJ ftromaufwärts. Am Steuer des einen! Schiffes stand ein Weib; drei Män-’ ner trieben den Kahn vorne mit dem Bootshaten weiter. Lange schont schaute die Frau dein schwer arbei tenden Mann drüben im anderenl Boote zu; der nur von einem zweiten Sch« · r unterftützt,sein Boot trotz dem m gleicher Linie mit dem ihrigen hielt. Beide, Mann und Frau, wa ren durch die hohe Fruchiladung von den übrigen Männern getrennt. Au fzer dem leisen Geplätscher des Waf ers war nichts zu hören, als das eitweilige Aufbellen der Hunde, die mit löblichem Eifer immer wieder die Länge ihrer Boote maßen, entweder Ien Mond oder sich gegenseitig an öellend Der auf dem Boote der Frau Var ein gut gehaltener weißer Spitz, Ier andere sah aus wie ein Hallunte tnter den Vierfiißlern. »Mutter," rief plötzlich eine helle Knabenstimmr. »ich mag nicht schla en — ich hör’ was singen —- ganz ein, wie Engel im Himmel singen — ausch’ einmal, Muttert« Der Bur sche kam aus der Kajiite gelaufen in Hemd und Höslein und schmiegte sich an die Mutter an, mit erhobenem Zeigefinger sie zum Ausmerken mah nend. Sie that ihm den Willen, in dem sie sich zu ihm niederiauerte, sei 1en blonden Fion gegen ihre Schulter drückend. Nun vernahm auch sie’s, sin leises, wunderfeines Singen. »Wie die Englein —« sliisterte der Knabe, und sie nickte. ,,Bede,« rief sie den Mann drüben rn, »habt Jht ein Kind bei Euch?" »Ja, ja," erwiderte er. den Boots halen abstoßend »Was Jhr sagt,« wunderte sich die; Frau, »nie hab’ ich wag davon ge-i sehen!« T ,,.5«i«ommt auch nur des Nachts her Ius,« sagte der Manu. »Ist s ein Junge?« : Er schüttelte den Kopf. »Die Mut ter hat ihm gefehlt, nun ist’s scheu vie eine Wildente.« ,,(Euch geht’g wohl besonders "chwer?« »Faulheit macht trank.« »Zu stramm taugt auch nicht« Nach ein paar Minuten, denn er zielt nicht einen Augenblick mit der Urbeit inne, meinte er: »Geht eben alles draus, seit die krau todt verstehn’s nicht mit der Drdnung der Bruder und ich.« »Ja, ja, ledige YJtänner sind übel )ran, erklärte die Frau .(Fuch ist auch der Mann gestor ern « tönte es herüber. Sie nictte: »Unsereian weiß sich besser zu helfen, zwar hat man seine Noth mit den Leuten, aber meinen Buben weiss ich doch lieber mit mir, als mit dem Maria« ,,«J.ltöchtet Ihr nicht wieder heira— vthen?" fragte er. »Nicht um die Welt,« erwiderte sie. ,,Mich—- -— zum Beispiel?« Sie schüttelte den stopi »Ich hab-J setzt gut, viel besser als früher, mein Mann hat mich schlecht behandelt. Zwei Mal fällt einer nicht in dieselbe Grube. Jch hattf schon vielmals wie der heirathen können, auch einen Rei then.« Der drüben fühlte sich geschlagen;» er warf noch einen kurzen betrübten Blick·in die offen stehende Kajiite, aus der ihm die trostloseste Unordnung entgegen starrte, dann stiefz er seinen Haken von Neuem ins Wasser. Jn diesem Augenblick ertönte daz feine Fiinderftirnmchen wieder hell in die Nacht hinein, und sich rasch vor beugend schaute de Frau eifrig aus-, i mdie kleine Sängerin zu entdecken. »Wollt ihr mir·5 nicht einsiial her holen!« rief sie nach vergeblichein Su E rhen dem Mann zu l Er zuckte die Achseln und meinte den Boote-baten hinlegend: ,,Wird schwer halten. « Alsdann ging er nach der andern Seite des Bootes längs der Frachtl hin· Als gedenke er eine Taube ein I »zufangen, mit ausgestreckter Hand und borgebeugtem Oberkörver näherte er sich dem Kind, das aus dem Randei des Kahne-H saß, die Fäßchen inss Wasser hing und mit ein paar Korn l ähren in die Luft schlug. Es hörtei den Vater nicht, da es sang, und deri i l l l griff fchnell zu und bielt’s nun hin ten am Röckchen hoch in die Luft. So brachte er den zappelnden Vogel her-« bei und reichte ihn der Frau, ohne ein s Wort zu sagen, hinüber. Sie fing das Kind auf und der Mann ging: wieder an die Arbeit s Das laute Geschrei der Kleinen weckte den Buben auf, der Sin kam wie von Sinnen den Fruchtberg her untergerast und bellte das ihm ims höchsten Grade verdächtig erfcheinende Geschöpf wüthend an; die Frau aber ergriff den erften Lappen, dessen sie habhaft werden konnte, tauchte ihn ins Wasser und fuhr damit dem Kinde einige Male kräftig über’s Gesicht. Sauber waren nur. dessen rosiae Füß chen, die offenbar allein des Vorzugs s genossen, mit dem Wasser in Berüh rung zu kommen. Drüben der Köter des anderen Kahnes befand sich unterdessen im Zustand vollkommener Rathlosigleit. Seiner Seele war die Verantwortung für das Schiff eingeprägt, nun ex aber seinen kleinen Gefährten ins Nachbarboot wandern sah, war sein Jnneres so getheilt, daß er laut aus beulend, bald die Vorderpfoten in’s Wasser hing, bald sie wieder zurück zog. Den Ausschlag gab das Betra gen des Spitz; das Kind hatte sich von den Armen der Frau frei gemacht, und eh’ sich’s diese versah, hockte es droben aus den Aehren. Spitz aber verfolgte den Flüchtling mit wüthen dem Gebell, und dieg vermochte der Köter drüben nicht anzusehen. Er sprang ins Wasser, schwamm hinüber und kam gerade recht, um gegen den Buben, der auch hinausgetlettert war, seine ganze Wuth zu Lehren; denn dies saubere, ordentlich gekleidete Kind erschien dem an Lumpen und Schmutz Gewohnten gerade so verdächtig, wie dem Spitz das schmutzige Geschöpflein. So war siir’5 Erste von da oben weiter nichts zu hören als wüthendes HundegebelL Die Frau stand mit dem Rücken gegen das Steuer und streckte sich ein wenig, um die kleinen Gestalten im Auge zu behalten. End lich brachte der Bube den aufgebrach ten Spisz zuin Schweigen, stieß dann das Mädchen, welches ihn mit großen dunklen Augen anstarrte, ein wenig mit dem Fuß und meinte: " »Du, sag’ auch deinem Hund, er soll still sein!« Die Kleine schlang mit einer ener gischen Geberde den Arm um das Thier, und dieses senkte sofort, sanft wie ein Lamm, die Schnauze. »Das sieht man Euerm Kind an, daß ihm die Mutter fehlt«, rief die Frau zu dem Mann hinüber; »du lieber Gott im Himmel!« — »Wollt ihr?« fragte er schnell auf blickend. Sie gab ihm keine Antwort, fon dern wandte wieder ihr Jnteresfe den Kindern zu. ,,Sind meine Sternlein, die da in mein Wasser fallen«, hörte sie das lleine Mädchen mit seinem Silber stimmchen behaupten. »Aber das Wasser gehört ja dem lieben Gott«, schrie der Bube. »Nein, mir«, lautete die Entgeg nung. »Bist du dumm, wenn du nicht einmal weißt, daß alles auf der Welt dem lieben Gott gehört«, ereiferte sich der Bursche, »tannft du denn nicht beten?« »Nein«, sagte es, »du?« »O ja, und wenn du mir sagst, wie man so singt, dann sag’ ich dir, wie man zum lieben Gott betet, hernach bist du nicht mehr dumm« Der Mann und die Frau wechsel ten einen kurzen Blick mit einander, dann schaute sie ernsthaft in’5 Wasser, wie jemand, der mit allerlei Gedan ken zu Rathe geht. Oben war es inzwischen ganz still geworden, ein leiser Luftzug erhob sich, vom Ufer verliindete eine Dorfglocke Mitternacht Die Frau holte ein Tuch aus der Kaiiite und stieg damit hinauf zu den Kindern, die Beide in süßer Ruhe lagen. Sie deckte siezu, traute dem Kisten der knurrte, hinter den Oh ren und strich dann das rothe wilde Gelock aus des Mägdleins Stirne, um es näher zu besehen. Seine unendliche Zartheit sprach ihr mit Gewalt zum Herzen, und iiber die Kinder gebeugt, winkte sie dem Mann hinunter, und die halblauten Worte trafen sein Ohr: »Ich will, Bede,« Er nickte, sein froh aufleuchtender Blick streifte eine Selunde lang den Sternenhimmel, dann schob er weiter, denn es durfte nicht nachgelassen wer den mit der Arbeit, wenn er Seite an Seite mit dein Boot bleiben wollte, das jetzt seine ganze Zukunft trug. Aus ver hear-leichtste. Jn der starlgfcbule durften die Schüler ani Sonntag die Weste nur mit drei Stnöpfen schließen, um das Jabot breit heraus-stehen zu lassen; in der Woche mufiten sie vier stuijpfe an der Weste schließen. Die pu such tigen unter den jungen Leuten nöpf ten aber auch an den Schultagen nur Drei zu und freuten sich iiber den coeitausgelegteu Busenstreif Einst wurde Schillng Nebenniann von dem Vorgesetzten Offizier darüber Zurecht gewiesen und entschuldigte sich mit dem Vorgehen der Knopf sei zufällig aufgesprungen An anderen Tage war Sonntag; Schiller hatte gedichtet nnd tarn unbekümmert um die inilis tarische Regel init geschlossener Weste II r Parade· Hauptmann Schweden becher machte ein finsteres Gesicht. «Schiller!« ( - »Herr Haitpttnaiin?' -« »Was ist heut fiir ein Tag?« s- Sonntag« »Mit wieviel åenöpf ist das Gilet am Sonntag ge schlossen?« »Hm -—— mit drei « — ,Wieviel hat Er zu? —- »Jch?- — Eins -—— zwei —- drei -— vier« — ,Wie kommt dar-TM -,,Ah —- 's ischt mir einer zugesprunge!« — Die Fleischpteise hätten sich die Rassen als Muster nehmen sollen, denn die rücken immer vor und be haupten das Feld Die sausen des Semeles-. Die europäische Säule des Herku les ist vielen modernen Menschenkin dern bekannt. Hier halten die aller meisten Postdampfer, die durch die Straße von Gibraltar gehen, und so haben die von New York nach Genua oder von irgend einem englischen oder deutschen Hasen nach Indien, China oder Australien fahrenden Rei senden Gelegenheit, den englischen s IFels zu betrachten und sich in dem " kleinen Park an seinem Fuße zu er gehen. Weniger bekannt aber ist der afrikanische Bruder des europäischen Boraebirges, und von meinen Lesern «werden wohl keine drei jemals in Ceuta gewesen sein. Dabei ist es, wenn man einmal in Gibraltar ist, Hur nicht schwer, nach der anderen Sejle biniiber zu kommen; denn jede Stunde geht derDampser von Gibral tar nach Algeciras, und jeden Tag geht er von Algeciras nach Ceuta. Die Fahrt von Europa nach Afrika dauert etwa zwei Stunden, und man kann ganz gut am nämlichen Abend wieder nach Europa zurückkehren Ich selbst bin auf einem Umwege nach Ceuta gekommen, nämlich von der Landseite her, nachdem ich beinahe vierzehn Tage lang in Tetuan spa zieren gegangen war und mit der Ein richtung einer unverfälscht waurischen Stadt gründliche Bekanntschaft ge macht hatte. Von Tetuan kann man bequem in einem Tage nach Ceuta reiten; aber die Sache ist doch nicht so einfach: Erstens muß man einen Führer haben, weil es nichts gibt, das einem Wege ähnlich sähe; zwei tens muß man einen Soldaten mit nehmen —nicht damit er uns durch Waffengewalt gegen die Straßenräu ber schütze, sondern weil nur die Ge genwart eines Soldaten den Sultan von Marotto zur Entschädigung ver pflichtet, falls man angefallen und ausgeraubt wird. Und eben weil die Regierung andernfalls keine Verant wortung hat, wird man beim Reisen ohne militärische Bedeckung sicherlich überfallen. Dieses Mal war mein-· Beschützer ein noch nicht fünfzig Jahre alter, munterer Bursche, der wahr haft kriegerisch und furchterregend aussah. Der Umstand, daß er nur ein einziges Auge besaß, erhöhte noch diesen Eindruck. Außerdem aber hatte er eine über die Maßen lange maurische Flinte, welche beim Reiten durch die engen Gassen die Häuser aus beiden Seiten streifte, quer vor sich auf den Knieen liegen, und diese ent« setzliche Waffe schien sehr geeignet, etwaigen bösen Gelüste-n von Wegela gerern ein schnelleg Ende zu machet-« Zwar stat sie in einem tausendfach ireuz und quer mit Bindfaden um wundenen Futteral, so daß ihr schuß fertigeg Heraus-wickeln sicherlkh eine gute Viertelstunde gedauert hätte, aber dag schadete um so weniger-, als sie, wie ich mich überzeugte, eingela den war. Der Kriegsmann ritt an derspitze, ich und die Rausmannsgüter nahmen die Mitte ein, und mein Führer Mo hammed bewachte die Nachhut. So kamen wir nach einem ziemlich schar fen Ritt von etwa sechs Stunden an einen tleinen Bach, der an der Stelle, wo er sich ins Meer ergießt und eine tiefe Schlucht in die hohen Berge ge wühlt hat, die Grenze zwischen dem Kaiserreich und dem spanischen Besitz bildet. Den Spaniern gehört nämlich nicht nur ein einziger, streng vom übrigen Lande abgeschnittener Felsen, wie es mit der englischen Festung aus der anderen Seite der Meerenge der Fall ist, sondern außerhalb der Fest ung Ceuta gehört noch ein nicht unbe nächtliches-, obschon natürlich durch aug werthloseg Stück Land zu ihrem sogenannten Presidio Dieser spani sche Besitz wird durch eine ganze Kette fester Blockhäuser gekennzeichnet, die sich überall aus den Hiihen zeigen und denen die Mauren in löblichem Nach ahmungstrieb ebensoviel Wachtthürtne auf ihrer Seite gegenübergestellt ha ben. Wie Gibraltar ist Ceuta ein durchaus nur militärischer Besitz ohne jede Bedeutung für den Handel seiner Eigenthümer. Wenn man von der Landseite in die Festung Genta einriictt, sieht die Sache weit gefährlicher ang, als wenn man vom Bahnhof in die Stadt Metz gebt. Da tommt man iiver drei oder vier Gräben und Briielen, unter drei oder vier dicken Wällen durch, und der Weg geht immer zickzack nnd trunnn in erstaunlichen Windungen zwischen himmelbohen Mauern hin. Es wird einem gani angst bei diesem (5-«nzuge, und damit die Sache noch lefssp wirke, wird man gleich bei dem Thore des äußersten Walles von einer Schaar bis an die Zähne bewaffnetcr spanischer Soldaten angehalten und um den Paß befragt. Dem mauris schen Kriegsmann, den ich von Te jtuan mitgebracht hatte, war schon an idem Grenzbache sein gefährlicheg lSchießgewehr abgenommen worden, » damit er nicht am Ende in der Nacht mit Hilfe dieses Wertzeugeg die Gar-« nison von Ceuta überrumpele. Davon abgesehen aber, verlangte man nichts von ihm, und er sowohl alg auch ! mein Führer durften ungehindert ein .ziehen, während man vvn mir einen vom spanischen Konsul in Tanger vi slrten Paß verlangte. Bislang war ich der irrigen Ansicht gewesen, Jnschriften auf öffentlichen Gebäuden seien dazu da, Inn gelesen zu werden. Das scheint aber ein rech ter Ziviliftenirrthum zu sein, dessen Thorheit tn einer militärischen Nie derlassung wie Ceuta fchnell darge than wird. Die Stadt Ceuta zieht sich in einigen Häuserreihen am Hafen hin, und etwa in der Mitte der Ha fenprornenade hat man einen freien Man mit einem Garten anaelegh Mitten in diesem öffentlichen Garten steht ein Denkmal für die im feldzug von 1895X60 in Marokto e allenen spanischen Soldaten, währen sich auf der einen Seite des Platzes eine wohl zweihundert Jahre-alte Kirche und ihr gegenüber ein um hundert Jahre älterer Thurm erhebt. Solche Alter thiimer zu beschauen, hielt ich, nach dem ich meinen Paß abgeliefert und mich als ungefährlich ausgewiesen hatte, für mein gutes Touristenrecht: also trat ich an diesen Thurm heran und entdeckte da eine lateinische Jn schrift, welche besagte, daß irgend ein spanischer Hidalgo aus irgend einem Grunde hier in Ceuta irgend etwas im Jahre 1574 gethan hat. Mehr als diese Jahreszahl konnte ich mir nicht merken, denn ehe ich mit dem Entzi - fern der Jnschrift sehr weit gekommen war, hörte ich ein lautes Schreien hinter mir und bemerkte beim Um schauen mit beträchtlichem Herzklo pfen, daß zwei mit Schieß- und Stich waffen vollständig ausgerüstete spani sche Landsknechte eilenden Schrittes auf mich loslanien Das Herz fiel mir in die Hosen, meine Kniee schwi terten. Aber nach einer halben Se tunde gewann der mir eingeborene Heldenmuth die Oberhand. Jch be schloß, wie ein-Mann zu sterben, dem Tode muthig ins Auge zu schauen, und schritt den Kriegsleuten entgegen wie ein Held. Als die beiden meine Coura c be merkten, mäßigten sie ihre S ritte, und dadurch kühn gemacht, schleuderte ich ihnen die vertoogene Frage ent gegen: »Que hah?« zu deutsch: »Was gibt’5?« Darauf erhielt ich die itz sinnige und militärisch unverständli e Antwort: »Na se puede mirar aquil" »Hier darf nicht geguckt werden. « Jch wiederholte diesen Befehl staunend und fragend, und etwas barscher wurde mir nochmals gesagt: »Aqui no se mira!« Also ging ich sinnend meines Weges und grübelte darüber nach, was in diesem alten Thurme vom dfahre 1574, der mitten in der Stadt Nicht und mit den Befestigung-en nichts zu thun hat, wohl für Heim lichteiten getrieben werden, und was in den Stein, den man nicht betra - ten darf, wohl fiir hochberrätheris e Worte eingemeißelt sein mögen, die niemand lesen darf. Von da an wandle ich in Ceuta herum, ohne die Augen aufzuschlagen, und selbst wenn ich ein preußischer Generalstabsoffi zier wäre, könnte ich über die Befesti gungen von Ceuta weiter-keine An deutung-en machen, als daß die schmale Land-Junge welche den hohen und steilen Felsenberg mit dem Festlande verbindet, durch einen tiefen Graben durchschnitten ist, so daß die Festung zu einer künstlichen Insel geworden ist. Von den Thoren, Brücken und Wällen, die den Zugang auf der Landseiie verwehren, habe ich oben schon gesprochen. Sie sind so ver wickelte-r Natur, daß der gute Onkel Tobn Shandy und sein braver Kor Poral Trim an ihnen ihre helle Freude haben müßten. Abgesehen von den Befestigungen, ist Centa ein gewöhnliches südspani icher Städtchen, das aber bei der An kunft aus Marotto einen ganz be sonders reinlichen und ordentlichen Eindruck macht. Wean man aus dem mittleren Europa nach Spanien kommt, so meint Inan, engere, schmutzigere und schlechter gepflasterte Gassen, elendere Landstraßen und mangelhaftere Bestellung des Landes könne es überhaupt nicht geben. Jn Marotto aber wird man eines ande ren belehrt, und nach Maroito sieht Spanien, das in Ceuta anfängt, seh-c zivilisirt und tultivirt aus Halt es schon schwer, nach Ceuta zu kommen, so wird der Abschied aus der Festung durchaus nicht leichter gemacht Den Paß hat der Unter ofsizier am Thore zurückbehalten. Will man die Stadt verlassen, so muß man auf die Fionnnandantur gehen, seinenPasz fordern und um die Er laubniß zur Abreise bitten. Man er hält dann einen Zettel mit der ge wünschten Erlaubniß, und diesen Zet tel nebst Paß muß man wiederum vorzeigen, wenn man das Billett zu dem naehttllgeciras gehenden Dampfe-: nimmt. Jm Geschäftgzimmer der Dampsergesellschaft behält der Ange stellte den Pasz neuerdings zurück, nnd erst an Bord gibt der Kapitän das Dotument endgültig heraus. Lau ter Geschichten, die man in Frankreich Shinoiserieg nennt, und deren Da seingberechtigung mir völlig unklar ist. Um so untlarer, als man in Gi braltar nicht dag- geringste von all diesen Scherereien spürt. Hier darf man ohne Paß aus- und eingehen, man darf alte Thiirme betrachten, so viel man will; die Jnschiisten sind angebracht, nm gelesen zu werden, nnd wer die Besestigungen selbst be sichtigen will, erhält ohne weiteres die Erlaubniß dazu. Als- ich das letzte mal in Gibraltar war, kam ich eben von Ceuta, und der Unterscheid war so gewaltig und wohlthuend, daß er mich fast zum begeisterten Freunde der Engländer gemacht hätte. Wie es in Gibraltar aussieht, ist schon so oft geschildert worden, daß ielk meine Leser damit nicht erniiiden trill· Nur sei noch als erfreulicher Gegensatz zu der spanischen Geheim nißträmerei in Ceuta erwähnt, daß die Engländer ein ordentliches Ver gnügen daran zu haben scheinen, die Fremdlinge in ihren in den x ls e hauenen Gallerien herumzufii ren, it Batterien zu zeigen und die Riesen lanonen bewundern zu lassen. Sie sind mit Recht so von der Uneinnehrns barkeit ihrer Felsenseste über eu t, daß sie von dem Bekanntwerden Tiefes Dinge nichts fürchten. Karl Eugen Schmidt.