Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 23, 1905, Sweiter Theil., Image 13
i -- Nile-tin nnd Beldenmuth. Von A. Oslar Klaußmann. Vorn Kriegsschauplan in Osiasiem too seit länger als einem Jahre einer der blutigsten Kriege iobi, welche die Weltgeschichte jemals zu verzeichnen hatte, kommt die Nachricht, daß Rus sen und« Japaner leidenschaftliche Raucher sind und daß sowohl die ge sunden und diensisähigen Soldaten, wie die Verwundeien in gewissen Au genblicken nichts so sehr vermissen, als den Tabak: die Cigarre oder die Ci gareiie. Die Kriegsberichterstatter schildern uns-, wie in den japanischen Lagern ein Dutzend Japaner um ein Wachtseuer herumsitzen und sich an einer einzigen Cigarette, die von Mund zu Mund gehi, deleltiren; wie in den russischen Stellungen bei Mul den die Mannschasien stundenlang ei nem Ossizier nachschlichen, aus den Augenblick wartend, wo er seinen Ci garrenslummel von sich wars, um dann nach diesem Rest zu greifen und sich den langentbchrten Genuß des Rauchens wenigstens siir kurze Zeit zu verschaffen. Die Aerzie berichten uns, wie die Japaner-, welche bekannt lich die schrecklichsten Verwundungen mit fast übermenschlichem Muth und heroischer Geduld ertragen, mit zer schmetterten Gliedern aus den Trag bahren liegen, aber fröhlich ihre Ci garette dampfen, wenn ihnen eine sol che gespendet wird. Empört verwies der russische Batteriechef in einem der Kämpfe am Schaho einem der Attil leristen, der bei jeder feindlichen Gra nate, die herantam, sich ängstlich hin ter das Gefchiitz duckte, seine Feigheit; aber der Mann antwortete ruhig: »Herr Kapitän, ich thue es nicht aus Furcht, ich will nur meine Tabak pseise retten und vor dem Zerschossen werden behiirtcn, es ist die letzte Pfeife in der Batterie.« Es ist aber nicht etwa erst der jetzige Krieg in Asien, durch den der Werth des Tabais siir den Soldaten im Felde festgestellt worden ist, sondern das Interesse des Soldaten siir das Nitatin geht zurück bis in die Zeit des Tit-jährigen Krieges. Dieser trug ja gerade durch die Soldategta, die aus Ha«1nd, aus- Spanien, Frantreic1;, Portugal, aus Schweden und Däm marl nach Deutschland lam, dazu bei, dar- Rauchen populär zu machen und zu verbreiten. In den Ländern ,in denen viel ge taucht wird, wie in Südamerila, ge hört der Tabal zum Solde des Sol daten. Er erhält ihn nebst den anderen Nahrungsmittelm weil er als unent behrlicbeg Lebensmittel betrachtet wird. Ebenso liefern fast sämmtliche Staaten, in denen das Tabalmonopol herrscht, wie zum Beispiel Italien, Frankreich, Oesterreich, den Soldaten eine gewisse Sorte Rauchtabal entwe der gratis oder fürs einen geringen Preis. Jn der österreichischen Armee wird ein besonders guter Tabat den Soldaten auf Kredit geliefert, und an jedem Zahltag rust der Fiorporal die Mannschasten zum »Tabatlegen«. das heißt zum Bezahlen des Tabaks Dieser Tabat ist so vorzüglich, daß die österreichischen Soldaten mit den ihnen gelieferten Paleten Handel trei ben, da es auch unter dem Civilpubli tum eine Menge Liebhaber dieser Ta batsorte giebt. Um aber zu verhin dern, daß die Soldaten ihn gewerbs mäßig vertausen, wird jedem Mann monatlich nur ein bestimmtes Quan tum geliefert. Auch als die deutschen Truppen in den Jahren 187()—71 im Feleug ge gen Frantreich waren, wurde ihnen sowohl in Form von Liebeögaben wie auch osfiziell Tabak, namentlich Ci garren, geliefert. Wo die Truppen bei der Oitupation einauartiert waren, mußten ihnen die Städte nicht nur das Essen, sondern auch per Tag ge wöhnlich eine halbe Flasche Wein und vier bis sechs Cigarren pro Mann lie fern. Tobak und Heldenthum sind im Kriege häufig miteinander verbunden gewesen. Während des ganzen Feld zuges von 1870——71 gingen die deutschen Osfiziere mit der brennen den Cigarre im Munde, ihren Trup pen weit voran, in’s Feuer. Der deutsche Nationalheld Bliicher hatte ein Faktotum, einen Husaren Namens Hennemann, stets in seiner Nähe, der bei dem Feldmarschall das Amt eines Pseifenstopfers bekleidete. Mitten im Gefecht hielt Hennemann neben seinem Herrn und reichte ihm eine frisch gestopste·Pseife nach der anderen. Selbst die Engländek er kannten den Hekoisrnus des Feldmar schallö Bliicher und seines Hennemann in der Schlacht.vonWaterloo an. Eben warBlitcher mit den Preußen auf dem Schlachtfeld von Waterloo er schienen, um den schwer-bedrängten Engländern Hilfe zu bringen, alg er von Hennemann eine Pfeife begehrte Dieser reichte ihm die lange holländi sche Thvnpfeise Jm selben Almen blick aber explodirte eine Granate vor dem Pferde Blitcher3, nnd die Sprengstticte trafen auch die Gips pfeife und zerschmetterte sie vollstän dig. nStops mir eine neue Pfeife, « sagte « Blüthen und wenige Minuten darauf dampfte er gewaltige Rauchwolten während rings um ihn die Granalen einschlagen. »Halt mir eine neue Pfeife parat,'« befahl Bliichetz »ich muß den Satu mentern von Franzosen näher auf den Leib.« Dann setzte sich der Feldmar schall an die Spiye einer Angriffs Kolonne, mit der er die Franzosen aus ihren letzten Positionen hinaus warf. Erst spät am Abend kehrte Blücher zu der Stelle zurück, wo Hennemann stand. Er fand den treuen Pfeifenstopser aus mehreren Wunden blutend, aber mit einer frisch gestopften Pfeife in der Hand. Es war Wellington, der englische Feld herr, der diesen Heldenmuth des bra ven Hennemann höher stellte als den feiner Schotten, die sich mit wahrhaft bewundernswerther Todesverachtung auf die Franzosen gestürzt hatten. Feldmarfchall Bliicher, der ein sehr feiner Diplomat zu sein verstand, er llärte aber: »Die Sache war fiir Hennemann nicht so schwer; er hatte Tabak, und der fehlte Jhren Schotten.« Bis zum letzten Augenblick rauchte Seydlitz vor der Schlacht bei Roß bach seine kurze Thonpfeife. Als er sie in die Lust warf; war dies das Zei chen zum Angriff fitr die preußische Kavallerie, die sich wie ein Wetter sturm auf die überraschten Franzosen warf und sie binnen einer Stunde vollständig schlug. Bei Gravelotte stand, wie uns-Fürst Bismarck erzählt, die Schlacht eine Zeitlang recht ungünstig siir die Deutschen. Man wartete seit länger als einer Stunde auf das Eintreffen von Verstärkungen, die immer noch nicht erschienen. Unbeweglich saß Moltke auf seinem Pferde und über blickte das Schlachtfeld. Bismarck wußte, daß er auf eine direkte Frage keine Antwort erhalten würde; er ritt an Moltke heran und bot ihm seine Eigarrentasche. Jn dieser befanden sich noch eine sehr gute und eine min derwerihige Cigarre. Moltte warf ei nen Blick auf die Cigarrentasche und nahm die gute Cigarre. Das war für Bismarck ein Zeichen, daß der große Schlachtenlenter noch nicht verzweifelte, denn sonst hätte er nicht noch einen Blick fiir die Einschäis hung der beiden Cigarren gehabt. Als unmittelbar darauf Moltke die gute Cigarre tauchte, soll auch Kaiser Wil, heim gesagt haben: »Die Sache steht noch nicht schlimm, Moltke raucht noch.« Einen hübschen Scherz, der den Vorzug hat, noch nicht veröffentlicht zu sein, erzählt man sich aus dem Feldzug von 1966 heute noch bei ei nein der oberschlesischen Regimenter, die meist polnischen Ersatz haben. Bei dem raschen Vormarsch der Preußen nach Böhmen war der Tabak zu Ende gegangen, und Ossiziere und Mann schaften litten gleichmäßig unter dein Mangel alles Rauchbaren. Eine Kompagnie lag in einem kleinen Orte in Quartier. Niemand hatte etwas zu rauchen; Nachmittags lzum Appell aber erschienen zwei Polen mit dam pfenden kurzen Tabakspfeifen. »Wo habt Jhr den Tabak her?-« fragte der Hauptmann. »Herr Hauptmann, wir haben so viel Tabak, daß wir darauf schlafen,« erklärten die Soldaten. Jn einem Quartier fanden die bei den Leute Matratzen mit Seegras ausgeftopft, und da die biederen Po laclen bisher nur gewohnt gewesen waren, aus Strohfäcken zu schlafen, gnnten sie überhaupt Seegras nicht. ie hatten es vielmehr fiir Tabak ge halten, und da ihr Geschmack nicht be sonders oerwöhnt war, tauchten sie das Seegras anstatt des Tabaks. Auch während des Burentrieges haben die englischen Soldaten nichts fo schwer empfunden wie den Mangel an Tabak. Während der Belagerung von Ladysmith wurde dieser so rar, daß ein Pfund mit 80 Doll. bezahlt wurde, und ein Packet von zehn Giga retten, welches man früher für 71.-«« Cents erhielt, lostete das Fünfund zwanzigfache. Die unglaublichsten Surrogate für Tabal wurden von den Soldaten in Ladhsmith und auch sonst während des Burenfeldzuges verwendet. Besonders benutzte man getrocknete Theeblätter zum Rauchen. Jn den Blechbüchsen für Cornedbeef wurden am Wachtseuer die nassen Theebliitter getrocknet und dann ge taucht. Sie sollen einen gräßlichen »Genufz« gewährt haben, und nur die Verzweiflung über den Mangel an Tabal lonnte die englischen Soldaten veranlassen, dieer Surrogat zu rau eben. Dem Feldzuge in der »Krim im Jahre 1855 verdankt England die Verbreitung des Rauchens. Dort galt besonders in der guten Gesellschaft das Nauchen früher für durchaus unanständig. Noch heute darf ja in England nur in besonderen Ziimnern getaucht werden, und die Herren der guten Gesellschaft tragen dabei beson dere Anzüge (Smotings), damit die Kleider-, mit denen sie sich in Gesell schaft zu den Damen begeben, nicht nach Tabat riechen. Vor 1885 war aber das Rauchen in England über haupt verpönt, und man betrieb es in London heimlich, ebenso wie may-. in —s Deutschland besondere Lokalitäten hatte, in denen man rauchte, die soge nannten »Tabagien«, die allerdings nicht nur Rauch-, sondern auch Trink stätten waren. Während des Mini trieges, den bekanntlich England, Frankreich, Sardinien und die Tür kei gegen Russland führten, wurden zeitweise die Nahrungsmittel knapp, und die englischen Ofsiziere und Mannschaften lernten von den Tür ken, daß der Genuß einer Cigarre oder einer Pfeife Tabak den vor Hun ger bellenden Magen wenigstens für einige Zeit beschwichtige. So ge wöhnten sich die englischen Offiziere das Rauchen an, und durch sie kam es nach England und fand dort solche Verbreitung, das-: es schließlich als eine berechtigte Gewohnheit auch in der guten Gesellschaft anerkannt wur de. Der König von England ist be kanntlich selbst ein sehr starker Rau cher. Auch von General Kuroki, dem Führer der Japaner in der Schlacht am Yalu, erzählt ein Kriegsberichter statter, wie er mit staunenswerther Seelenruhe von einein erhöhten Standpunkte aus die Schlacht leitete und dabei ununterbrochen Cigarre aus Cigarre tauchte. Für den Feldherrn, der in einer entscheidenden Schlacht eine ungeheurliche Verantwortung aus sich hat, von dessen Handeln nicht nur das Leben von Tausenden seiner Sw daten, sondern auch das Wohl nnd Wehe seines ganzen Vaterlandes ab hängt, mag in solchen Augenblicken der Spannung das Rauchen ein wah res Labsal und ein Berulsigungömittel sein. Gleichzeitig aber regt es auch die Nerven und damit die geistige Thä tigleit an. Das Rauchen der kurzen Thonpseise im Feldzuge hat bekanntlich der un vergeßliche Kaiser Friedrich als Kron prinz populär gemacht, und man kann sich aus den Bildern aus den Jahren 1870—71 die männlich schöne Gestalt Des damals in vollster Gesundheit und Mannestrast prangenden Kronprinzen von Preußen kaum denken, ohne daß der unvergeszliche Führer die charatte ristische kurze Tabakspfeife in der Hand oder im Mund-: hat· Ein 21ut0mobil-Unsall. Erzählung von PaulGerold. Paul Eberlein saß tief in Gedan ken versunken in seinem kleinen Land hau«5. Er hatte soeben ein sehr ein faches Mahl verzehrt, denn feine Kasse war ziemlich leer. Und sie hätte doch sehr, sehr voll sein können, wenn er den Wünschen seiner Tante nachge geben, oon der er abhängig war. Er besaß zwar eine kleine Rente, aber die war immer nur am ersten jedes Monat-J fällig —— und heute war erst der zehnte. Also noch zwanzig Tage! Ja, was sollte denn da eigentlich wer den? Sollte er nachgeben? Sollte er sich wirklich zu einer Heirath ohne Liebe zwingen, in eine solche Ehe hin eintreiben lassen? Und doch —- es war eigentlich das einzige Mittel, sich aus seiner pein lichen Lage zu befreien. »Sie will mich in ein vergoldetes Nest setzen, das statt mit weichen Fe dern mit Disteln und Dornen gesitt tert ist!« murmelte er. »Nein, liebe Tante, das machen wir nicht! So lange ich noch ein Dach über meinem Kopf habe und nicht zu verhungern brauche, so lange heirathe ich Deine Marianne Treutler nicht! Niet« Bei diesen Worten nahm er einen Brief, den er soeben geschrieben, und klebte eine Marte darauf. Jn diesem Augenblick wurde heftig an der Haustlingel gezogen· ,,Nanu? Wer tann denn das sein? So spät?« Er lief hinaus und öffnete die Hausthür. Auf der obersten der drei Stufen, stand ein bildhiibsches, jun ges-« Mädchen und hinter diesem ein vor Niisse triefender, junger Mann. »Ach, bitte, dürfen wir hier eintre ten?« fragte das Mädchen halb la chend, halb ängstlich. »Wir haben nämlich schauderhaftes Unglück ge habt!« »Aber, bitte, treten Sie nur näher.« Paul führte die beiden in sein Wohn zimmer. »Es riecht hier zwar nach Zigarren,« sagte er, doch es ist das einzige Zimmer,- in welchem geheizt ist. Und mein Diener ist leider augenblct lich nicht zu Hause.« Er sah seine Besucher genauer an. Das Mädchen war hübsch —- ganz ver teufelt hübsch, groß und schlank mit goldblondem Haar und lachenden grauen Augen. Aber der junge Mann? Paul hätte am liebsten laut ausgelacht. Er hatte noch nie in sei nem Leben ein so armseliges Subjekt — wie er ihn innerlich nannte — ge sehen. Der junge Mann sal) aus, als wollte er jeden Augenblick ,,los heu len « len.« »Wir sind nämlich mit unserem Automobil direkt in den Teich gefah-l ren,« erzählte das junge Mädchen. »Mein Bruder stürzte topsüber ins Wasser.« , »Und Sie?« fragte Eberletn, der sich unchristlicherweise weit weniger fiir das verunglückte, als für das nicht verunglückte Menschenkind interes sirte. »Ich? O, ich habe mir nur den Rocksaum etwas naß emacht!« lachte sie. »Aber der arme ritz« — »Mich friert ganz schauderhast,« warf der arme Fritz kläglich« ein. »Ich werde Jhnen gleich einen an dern Anzug geben.« «,,Wenn es Ihnen nicht zu viel Um stände inachit, so wäre ich Jhnen recht dankbar, wenn ich ein Glas Rum oder Kognak oder noch lieber ein Glas Grog haben und mich ein wenig ins Bett legen tönnte,« versetzte der junge Mann, an dem das Wasser in kleinen Bächen heruntertrippte. »Kommen Sie mit,« sagte Eber lein und sührte den Gast in sein Schlaszimmer, wo er ihm rasch ein Glas Grog bereitete und es ihm be quem machte. Dann eilte er zu der» Dame zurück. »Ich habe es Ihrem Bruder ge müthlich gemacht,« berichtete er. »Er scheint sehr besorgt um sich zu sein.« »Ach ja,« bestätigte sie, »der arme. Fritz ist ein bischen außer Fassung ge- : kommen. Seine ganze Fassung liegt im sTeich — wenn er je welche gehath hat.« ’ Sie lachten beide bei der Erinne-» rung an die erbarmungswürdige Ge stalt und es schien Paul Eberlein, als läge s:swohl im Ton, wie iiberhaupt im Wesen des jungen Mädchens ein Theil Verachtung für den zimperlichen Bruder. Dann stand er plötzlich auf. »Jetzt werde ich aber ein kleines Abendbrot für Sie besorgen.« Kurze Zeit darauf kehrte er mit ei nem Brett zurück, auf welchem ein frugales Mahl stand; beide setzten sich nieder und aßen und schwatzten ver gnügt »Sie wohnen hier ganz allein-« fragte das Mädchen. »Ganz allein. Aber, bitte halten Sie mich nicht etwa für einen Geiz hals. Nach dem bescheidenen Mahl hier dürfen Sie nicht urtheilen. Es ist nur das Resultat meiner Thorheit — oder wie meine Verwandten sagen: meiner Boshastigkeit, daß ich mir Sklizghlleben und Reichthum verfcherzt ,a e.« »Und nun müssen Sie die Strafe dafür erdulden?« ,,Jawohl,« antwortete er lachend. »Es thut mir nur leid, daß auch Sie darunter leiden müssen.« Auch sie lachte. »Mir gefällt das außerordentlich!« »Trotz der bedauernswerthen Lage Jhres Bruders?« »Hm — ja. Es ist wenigstens Freiheit!« »Ach ja, Freiheit!« Sein Inter-v esse für das junge Mädchen stieg im mer höher. »Auch Sie haben fchon trübe Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht?« »Ja, leider. Das ist ja bei uns jun aen Mädchen nun einmal nicht anders. Es ist die alte Geschichte vom Heira then.« »Ach — man will Sie zu einer Hei rath zwingen?« Sie nickte. »Als ob wir armen Ge schöpfe zu weiter nichts auf der Welt da wären!« »Sie sind der Ehe abgeneigt?« »Mit einem Mann, den »Andere« fiir mich ausgesucht haben, unter allen Umständen!« »Ich kann da mit Jhnen fühlen,« sagte er warmherjig »Also darum sinr Sie wohl mit Jhrem Bruder da von gelaufen?« »Natürlich! Jch wäre mit dem er sten Besten davongelausen.« »Ah!« machte Eberlein. ,,Schade, daß ich nicht zur Stelle war. Sie sind also mit der Wahl, die Jhre Familie für Sie traf, nicht einverstanden?« »Absolut nicht! Erstens ist er arm.« Eberlein machte große Augen. »Das wird ja stets als ein Hauptsehler be trachtet.« »Nicht, wenn das Mädchen unglück licherweise reich is .« »Ach, versetzte er, während er ihr eine Schüssel mit Kompott reichte, ,,eigentlich müßte uns Beide ein Band der Sympathie verbinden. Jch befinde mich nämlich in ganz ähnlicher Lage.« Sie ließ den Löffel sinken, den sie eben hatte zum Munde führen wollen, und sah ihn neugierig an. »Sie — wieso? Oh, ich verstehe! Sie sollen ein Mädchen um ihres Geldes willen heirathen? Und Sie wollen nicht«-! Das ist recht!« Er wies stumm aus oasI Laoiern »Mir schmeckt Butter, Brot und cchinken mit Liebe besser, als Austern und Champagner ohne Licbe.« »Es sreut mich daß Sie so spre chen « bemerkte sie. »Ich habe vorhin meiner allgewalti gen Tante geschrieben daß ich ihr den Willen nicht thue. Jch wollte den Brief gerade forttragen, als Sie ka men. Hier ist er!« Er schwenkte den Brief vor ihren Armen und unwillkürlich siel ihr Blick» auf die Adresse. »Frau Marie Klammenstein!« ries sie rasch ausstehend. »Und Frau Klarnmenstein, oh, Sie sind doch nicht etwa Paul Eberlein?« »Ja, der bin ich allerdings!« Dann siiate er hastig hinzu: Sie sind doch nicht etwa — Marianne Treutler?« »Und Sie — . es warE die mit Mama »Ja, die bin ich allerdings,« atnwor- l tete sie mit einem unbeschreiblichen Ge- « sicht. »Und vor mir sind Sie also davon gelaufen?« »Ja. Das Schicksal hat mich aber direkt zu Jhnen geführt, wie es scheint.« »Und ich wünschte, wir könnten die1 Reise zusammen fortsetzen« i »Das kann nicht sein,« gab sie mit» verlegenem Lachen zurück. ! »Oh, wie dumm, wie schrecklich dumm bin ich gewesen!" rief Paul be dauernd »Ich wollte meiner Tante nicht glauben, als sie mir versicherte,s Marianne sei —- sei —- nun, was Sie in Wirklichkeit sind, Marianne — Verzeihung — wollte sagen Fräulein Treutler. Doch nun —- dars ich die sen Brief ins Feuer werfen?« ,,Thun Sie es lieber nicht, Herr «Eberlein!« »Auch nicht, wenn ich mein Vorge hen tief bereue und um Verzeihung bitte.« »Sie kennen mich doch garnicht. Sie können den Brief Vielleicht später ver wenden.« »Oh, Marianne!« Er ergriff ihre Hand. Jn diesem Augenblick riß es draußen an der Hausklingei. Paul ging und öffnete. Vor ihm stand —- Frau Treutler und seine Taute. »Hier ist sie! Gerade hier! Das ist doch aber unglaublich!« rief Frau Klammenstein verwundert. »Ja, hier ist fie. Schade, daß Jhr mich gefunden habt!« entgegnete Ma rianne trotzig. »Ein Brief für mieh?« fragte Pauls Tante und nahm das auf den Tisch liegende Schreiben zur Hand. ,,Einen Augenblick, liebe Tante,« fiel ihr Neffe hastig ein. »Ich möchte erst etwas wissen, ehe Du den Brief liest. Fräulein Treutler, es kommt auf Sie an, ob meine Tante den Briefi lesen oder ungelesen verbrennen soll « Eine Pause trat ein. Dann lächelte das junge Mädchen schelmisch und sagte: »Werer Sie ihn lieber ins Feuer, Frau Klammensiein!« Ein interessant-n Grabfrmdx An der Lelkendorfer Chaussee bei der mecklenburgisehen Landstadt·Tete row erhebt sich eine sanft ansteigende Anhöhe, die im Volksmunde die Be zeichnung »Pudelberg« führt. Hier wurden an mehreren Tagen Ende April unter Aufsicht des Professorsz Belt3-Schwerin Auggrabungen vorge nommen, bei denen man etwa Nil Meter unter der Ackertrnme ein Don velgrab aus dem 2.bi-J Z. Jahrhun dert nach Christo freilegte. Jn jeder der beiden, aus Steinkr aebildeten Grabkammern lag in der Richtung von Nord nach Siid eine Leiche. Während die Leid-en selbst völlig vergangen sind, und an ihrer Stelle nur eine schwarzbraune, mit inochentheilen vermischte Erdschirht .2,nrijeigeblieben ist, zeigten sich die Gegenstände, die man einst vor etwa 1700 Jahren den Todten mit in’L« Grab gegeben hat, theilweise noch " trohlerhalten. Neben der einen Leiclis ) lag ein großes, breites eiserne-: ISchmert mit bronzenem Brand in einer mit Knochen vertleideten Holz scheide, ferner ein schwarzer, thöner ner Trintbecher, eine Schale mit bronzenem Fußring bronzenem Hals beschlag und hölzernen Wandungen sowie die Reste von zwei römischen Schalen aus geblasenem griinlieien lsezto blauen diinnwandigen Glas-. Die Funde bei der anderen Leiche set: ten sich zusammen aus einem römi sstchen Würfel, der quadratsiirmia wie die jetzt gebräuchlichen, nur etwas flacher ist (die Augen auf dem Wiirfek sind nicht gelocht, sondern mit Tod nelringen eingravirt), weiterhin aus einem römischen Spielstein in Kegel form, einigen abergläubischen Zweck-Hi dienenden sog. Zirähensteinem einem init Henlel versehenen Bronzetessel und einem aus Holz nnd Eisen be . tehenden Geräth, das auf dem Ge - rippe lag und dessen Ztriect nicht ersicht t lich ist. Zwischen den beiden Leichen stvurden noch die Knochen eines Thie s res gefunden. i Man kann dieses Gsrabdenkmal wohl als das eines Germanenfiirsten i aus der Periode der Markommannen triege ansprechen, da es zweifellos einer Zeit entstammt, in der römische Gebrauchs- und Luxusgegenstände in größerer Menge als Handelswaare und als Beutestücke oder auch als Ge schenke römischer Kaiser in den Besitz germanischer Häuptlinge und Krieger gelangten. Gedankensplitter. Mit hohen Ab- und Vorsätzen kippt man leicht um. Auf der Jagd nach dem Glück kennt man keinen ,,Anstand«. Es giebt unpraktische Leute, die durchaus jeden Fisch mit den Gräten essen müssen. Es giebt Leute, die nur dort eine Theilnahme zeigen, wo es etwas zu theilen und zu nehmen giebt. Vor Gericht. Amtsrichten »Huberbauer, wann sind Sie geboren?« Huberbauer: »Herr Amtsgerichts rath, i wan selbst nit genau, so vor 62 Joahren, moane selige Mutter lebte a noch!« Ein Schlimmsten Neffe: »Lieder Onkel, ich möchte Dir endlich ’mal das Geld wiedergeben, das ich Dir nach und nach abgepumpt habe. Es müssen mindestens 25 bis 30 Mart sein.« Onkel: »Ja, genau weiß ich das auch nicht, ich hab’ mir’s nicht aufgeschrie ben.« Neffe (schmunzelnd): »Na, da wol len wir’s Getvisse für’g Ungewisse nehmen — 15 Mark waren es sichert« Das Recken-few - A.: »Jhreö Herrn Vaters, des alten biederen Seifensieders, kann ich mich « noch recht gut erinnern!« Parvenü (verlegen): »Ja, es«hat eben jeder sein Steckenpferd.« Das Seifensieden war halt so eine Passion von meinem Alten!« Ein Schlatter-ist Gast: »Aber Herr Wirth, Sie haben ja hier eine Pauke ftehen!« Wirth: »Ja, sehen Sie, früher stand hier ein Klavier, da haben nun manche Gäste wie verrückt darauf herumge pcukt, nun habe ich eine Paule hinge stellt, vielleicht spielt jetzt Jemand da ran Klavier.« Kleines Mißverstättditiß. Schuldner (dem eine Rechnung vor gezeigt wird): »Heut kann ich die Rech nung nicht bezahlen; Sie werden noch jein bischen auf das Geld warten müs en.« Kommis: »Schön, das hat mein Chef auch gesagt.« Schuldner: »Was hat er gesagt?« Kommis: »Ich sollte auf das- Geld jvarten.« VII-haft »Hast Du meinen Vierlobungsring schon gesehen?« fragte die junge Braut in der kleinen Stadt ihre Freundin. »Ja, ich hab’ ihn schon bemerkt.« »Und weißt Du auch, woher ich ihn habe?« fragte sie stolz, das Kleinod in der Sonne schimmernd lassend. »Well,« meinte die Freundin, das Nägchen rümpfend, Jedenfalls aus der Großstadt, denn hier in unserem Neste ««.1iebi’g keine Abzahlungs - Juwelieri Geschäfte.« Ein guter Kerl. " Präsident (zumAngeklagten): »Also, Mandelkern, das Gericht hat Sie zu vier Monaten Gefängniß verurtheilt. Da Sie aber fünf Monate in Unter suchungshaft gesessen sind, wird die rkiber Sie verhängte Strafe hierdurch ils verbüßt erachtet, und können Sie somit jetzt dieses Haus verlassen!« Vertheidiger (gereizt): ,,Also war nein Klient um einen Monat länger in Untersuchungshaft, als die über ihn Jerhängte Strafe ausmacht!« Angeklagier: »Aber meine Herren, Ttreiten Se nir wegen dem! Hab ich alt fürs nächste Mal ’n Monat gut!« Merkwürdiger- Zusammenhang Gefrieiter Kleppke: ,,Wo warst Du Ja lange, Müller, fast drei Wochen «iab’ ich Dich nicht gesehen.«. Gesteiter Müller: »Ich lag im Gar iisonlazareth, denn ich vor« drei Wo izen meiner ersten Flamme begegnet.« Mangellpafte Einrichtung. Freudim »Wie, Du kannst Deinem zjjitann nicht einmal einen Knopf an säl)en?« Junge Frau: »Ach, ich könnte schon; tlser wir haben ja gar keine Näbmas «-.«Iiine!!«!! Vorschlag. Bauer: »Sie wollen a Arbeit? Isa, sckiie soll i denn an Thierstimmenimi Iior l«esc(7iiftiaen.« Artistt «Vielleicht im HühnerstalL Ia glauben die Sommergäste, sie krie Jtsn allelveil frische Eier.« Idol-cit. Herr: »Trauer kleidet Sie sehr gut, snein Fräulein.« Fräulein: »Ja, das miiß ich selbst sagen; wenn bei uns einer gestorben Est, dann habe ich immer die meisten ·?3-erel)rer!« Grund. Erster Einbrecher: »Du willst ’ne Wittwe mit zehn Kindern heirathen, Leide?« Zweiter Einbrecher: ,,JuWo-hl, Ede! . · Dei erleichtert meinem Verthei diger das Vertheidigen ganz erheb lich.« Schrecklichet Traum. »Ach, in dieser Nacht hatte ich einen schrecklichen Traum! Mir träumte, »ich unternähtne in einer funkelnagel neuen Toilettn eine Reise im Luftbal lon und stüre dabei aus schwindelns der Höhe aus eine frisch gestrichene Bank!« Vorbereitung. »Sie wissen ganz genau, daß Ihn Zimmerherr, der Schauspieler, dem nächst Benefiz hat?« »Gewiß, er läßt ja bereits seines silbernen Lorbeerkranz blank putzenX Sie kocht. Dame: »A, Marie, die dummen Konsetvenbiichscn. Jetzt habe ich nun das schärfste Messer, das Rasirmesset von meinem Mann genommen und ich kriege sie doch nicht auf!« Aug sialarh A.: »Was, der privatisirende Schnei dermeister Zwirn baut sich jetzt eine Villa?« B.: »Ja, der will seiner Frau ge genüber nicht länger ,,villenlos« seini« Unter Gauner-in »Heute ist in meiner Stammlneipe eine prachtvoller Ueberzieher gestohlen worden; den Dieb hätte ich erwürgen können!« »Man-Z denn der Deinige?« »Nein, aber ich hatte es auch auf ihn abgesehen!«