Wim- sklxteibebriek mT « limi- Imckstkngei. J· No. 159. — Wie ich mit Bällenz von meine Kids aus den Zer kus komme sm do hen ich so uniesig gefühlt, ecksäcktlic, als wann noch emol ebbes hiippene sollt. Sie wisse doch- daß W zwei Buwe unnig die Siets gekraw welt ware un jetzt hot’s geherße for die Buwe zu honte; awwer ei tell juh, das is kein iesiger Schapp gewese. Wie mir die Dohr eraus komme sin, do hen ich osf Kohrs alle Deireckschen verlore gehabt. Die Buwe, wo doch: sonst alles ausfinne, die hen auch so getanne, wie die Ochse. Nach langem; Suche hot einer e Hohl in den Kön-; wäß gesunne un hot gesagt, Ma dui besser duhst emol do enei krahle uns hallerscht for die Kids; bikahs dui kannst besser hallern wie mir kenne.; Jch sin auch in meine Herzensangst inseit, was bei meine körperliche Kon- j statuzionalität gar nit so iesig wart un do is es so dunkle gewese, daß ichs die Hand nit in Front von meines Auge gesehn hen. Jch sin immer wei- ! ter getappt und dann sin ich an e; Dohr komme; ich hen ufsgemacht uns sin insett, awwer ei tell juh, ich henj puttinier die Fig kriegt un ich kann; heut noch nit den Riesen sehn, fort warum ich nit reit dehr un denn for Fiehr gestorwe sin. Denke Se nur emol an, ich sin in den Pahrt von den Zerkus komme, wo die Ellefants ge wohnt Wi Wie die genohtißt hen. daß en Strehnscher in ihren Stall war, do hätte Se awwer emol en haul etiewe könne. Wei es hot ge saunt als wann e Bräßbtind von siwwe Hunnert Pieses zu gleicher Zeit ihre Instruments gestimmt hätt! ch hen nit ausmache könne, ob se or Mädnesz gehallert hen odder ob sich die Ellefants gefreut hen, wie se mich gesehn hen, awwer das hot mich auch gar nicks ausgemacht. Jch hen mich ganz klohs die Wahl lang gedrickt un sin so schluckseziese an e annere Dohr komme, wo ich enei geschluth sin. Do is mich’s gewese, als ob ich den Phi lipp, was mein Hosband is seine Weus gehört hätt, awwer das war en Mißtehk: ich sin in den Bahrn ge wese wo die Kämmels ware! Denke Se nur emol an, was mich do hätt bassire könne. Die Viehcher hen so un verschämt lange Bein, daß se von so hoch erunner gar nit sehn könne, wo se hin steppe duhn. Un mit ihre lange höls könne se iwwerall hinrietsche. Jch kann Jhne sage, ich sm mehr bei die Kämmels geschiehrt gewese, als bei die Cllesants Die Ennemells sin so klohs zu mich komme, daß ich sor lauter Schrecke en serchterliche Haller von mich gewwe hen un do is en Fel ler komme, wo mich gefragt hot, was ich denn for Pittiesehks hier bei die Kömmels suche deht. Jch hen gesagt, ich deht meine zwei Buwe suche un do hot der traurige Seckel gesagt: es wiir immer gut, wann sich der Mensch gleich an de richtige Platz wende deht, wann er ebbes suche deht; ich sollt mich emol e wenig umgucke, mehbie ich deht meine Buwe hier sinne. Wisse Se, wann ich an en differente Platz gewese wiir un der Feller hätt mich so insoltet, dann hätt ich ihn e gehöriges Pies von mein Meind gewwe, awwer, wiss wen-, do war met ganzes Be-· strebe, so schnell wie möglich aus den schreckliche Platz zu komme. Jch hen den Feller gefragt, mich den Weg nach die Autseit zu zeige. Er hot gesagt, wann ich noch e wenig hier warte deht, dann wär ich von selbst autseit, bikahs der Zerkus deht jetzt erunner genomme wer'n un die Bahrnö mit die Enimels wär noch das einzige was stehn deht. Schuhe genug is jetzt die Dohr usfge macht worde un all die Biester sm erausgebracht worde bis schließlich bieseids mich kein einziges mehr da war. Do hen ich widder besser ge siihlt, awwer nur sür e Minntt Wo wer’n sor Hewwens Sehts meine Buwe sein? hen ich mich gesraat Jch hen den ganze Graund abgesucht, aw wet ich hen se nit sinne könne. Jn meine größte Verzweiflung sin ich heim gelaufe, awwer do is tein Mensch gewese. Dann sen ich zu den Wer-es weiler un hen mei Unglück ver-zählt Der hot gesagt, o well, do sollt ich mich nit weiter truwele, die Vuwe die dehte widber komme; der Philipp wär in den Saluhn un ich sollt’5 den ernol sage. No, no, ben ich gesagt, der ders nicts davon wisse, der duht mich sonst sor alles blehme. Ich sin widder sort gelause nach den Zerkusgraund, ow wee do ig kein Mensch mehr gewese. Well, ich hen e schreckliche Nacht ver bracht; am Morgen do hot mich det Behtee verzehlt, die Kidg wäre zu den Mehwahk gonge un hätte in sein Haus -.eschkose, weil se die Nacht wie se von s otn Zerkut komme wäre, nit in unser Deus gelonnt hätte. Den Se schon emol so ebbet hört! Well, ich hen hardkie warte k«nne, bis zum Odem-, dass die Buwe teduhr komme sin; aw toer Sie ksnne tmatschtnne, tote ich ge flthkt pen, wie se heim sin komme un die zwei Kleine, wo ich sot gesucht ge-« habt hen, nit dabei waret Jetzt hen ich osf Kohts e lliete Brest for den« Philipp mache müsse. Der hot usi schlecht angestellt! Er hot gesagt ich sollt erscht noch emol die Buwe nach zziihlq mehbie se wäre doch all bei-— zsammr. Oss Kohsr hen ich do nit jdtan gedenkt. Er hot en Kimmel ge nomme un dann hot er gesagt: »Well, was könne mer da mache? Jch muß; Jhne sage, ich hen’s nit gewißt. Wie mer noch so sin in unser Unglick dai gesosse hen, is e Telegrämm gebracht! lwo7cde, das hot gesagt, daß die Zee-’ Itusleut ungefähr zwei Hunnert Meilöl von hier unsere zwei Buwe gesunne hätte. Se wäre bei Missier mit an die Trehn gelade wotde un es sollt Je-, mand reiteweg komme un sollt se hole." Well, do hen ich widder glücklich ge fühlt un ich hen den Philipp mache gleich mit die nächste Trehn fortzu-; fahre un die zwei Kids zu hole. Ei« tell fuh, un wann ich siwwe un zwan-« zig Butoe hätt dann möcht ich doch kein davon misse. Mit beste Riegards Yours Lizzie HansstengeL -——-·—. Ergrünende und errötende Ge wasser. Jn den Frühlings- und Sommer monaten wird schon mancher an stehenden Gewtissern eine starke Grün fiirbung beobachtet haben. Die Er scheinung bleibt oft wochenlang be stehen, verschwindet aber gewöhnlich binnen wenigen Tagen. Wie man festgestellt hat, rührt diese Ergrünung in allen Fällen von einer ungeheuren Vermehrung gewisser Lebewesen her, die einzeln mit dem bloßen Auge ar nicht wahrzunehmen sind. Meist feind es Pflanzen aus der niederstenGrtthe der Algen und vorzugsweise auch nur eine bestimmte Art, die vorübergehend in solcher Massenhaftigleit auftritt. Es handelt sich hier nicht um die so genannte Wasserbliithe, bei der sich die Algen in unmittelbarer Nähe der Oberfläche des Wassers zusammen drängen, so daß sie eine rasenartige Decke bilden. Die gleichförmige Er griinung des Wassers wird durch an dere Algenarten erzeugt, die sich durch alle Schichten des Wassers, soweit das Sonnenlicht hinabdringt, verbreiten. Eine solche Alge ist die Chorella out garis, die winzige Kügelchen darstellt und in manchen Jahren eine so fabel hafte Fortpflanzung entwickelt, daß weit hinaus alle Teiche, Tümpel und Lachen von ihr mit Beschlag belegt und grün gefärbt werden. Die gleiche Erscheinung wird zuweilen auch von der Carteria rardiformis verursacht, die durch schöne saftgriine Farbe und durch den Besitz einer Geißel ausge zeichnetisi. » Gelegentlich, aber weit seltener tritt aus gleichen Ursachen statt einer Ergrünung eine Röthung des Ge wässers durch winzige Lebewesen ein« Sie wurde beispielsweise an einent Fischleiche in Westsalen in solcher Stätte beobachtet, daß das Gewässer blutroth aussah. Die Ursache war in diesem Falle das Vorhandensein eines lleinen Geißelalge, die in ungez«iihlten Milliarden das Wasser durch schwärmtr. Jn schlecht gereinigten Fischteichem aus deren Boden sich Schwefelwasserstoff entwickelt, ver mehrt sich in ähnlichen Mengen oft ein balterienartiges Wesen, das gleichfalls eine grellrothe Farbe lie sert. Noch wundersame-r nimmt es sich aus, wenn diese Rothfiirbung so gar irn Winter unter dem Eis eintritt. Auch im Ziiricher See ist ähnliches beobachtet worden, und die Anwohner bezeichnen das Wasser dann als Bur gunderblut. Der See wird strecken weise ganz dunkelroth, als ob große Mengen Blut hineingeflossen wären. Auch dort ist eine Alge für das Phä nomen verantwortlich zu machen. Japanifche Landschaften Ein wie geniales Kundfchafteri flthem die Japaner lange vor der zeriege in Rußland eingerichtet hat ten, geht aus einem eigenartige Wiedersehen hervor, über welches des ruisifche Arzt Dr.EPftein in einein Warfchauer Blatt berichtet. SOLpr ftein war bis zum Ausbruch des Krie ges ein vielberühmter Arzt in Bialys stot. Er ging dann freiwillig als Arzt nach der Mandfchurei und ge rieth bei Liaohang in japanische Ge fangenschaft Er wurde dann mit anderen Kriegsgefangenen nach Ja pan geschickt und hatte sich am Lan oungsplahe des Gefangenentrang ports gerade ein wenig umgesehen, als ein japanischer Offizier auf ihn zu trat und thn mit den Worten: »Gu ten Tag, Doltorl« die Hand entgegen streckte. Dr. Epftein fchaute den Ja paner verwundert an, da er sich nicht entsinnen konnte, ihn jemals gesehen zu haben. »Sie erkennen mich alfa nicht?« fuhr der Japaner lächelnd fort. »Nun, dann will ich Ihren Gedächtniß etwas nachhelfen. ch war vor anderthalb Jahren als »«eiden lxändler« in Bialnftot und habe mich damals von Ihnen behandeln lassen!« Jetzt wußte der Arzt, woran er war, und die alte Freundfchaft wurde bei einem Glase Reiswein neu besiegelt. Augengläfer für lurzsichtigeSchaus fpieler hat in England ein unterneh mender Optiker erfunden. Die Gla fer haben so kleine Linsen undf sitzen fo dicht am Au apfel, daßs te im Theater laum fi tbar find höchstens wenn das Rampenlicht anz hell brennt. Das die beiden L gen ver bindende Nasensiiicl oder die rücke ift Idneätt einein fleifchfarbenen Stoff bi Die beiden packen-. tiovellette von J. H. R o s n y, Paris. Autorisirte Unbersetzung von Wilhelm Thal. »Lieben Sie alte Porträts?« fragte Clarence de Biorne »Ich liebe sie lei denschaftlich, besonders die, die man ’n den alten Häusern der Provinz indei! —- Wenn ich in irgend einem verfallenen Schloß oder einem Fami ienhause aus früheren Jahrhunder en ein recht ausdrucksvolles Porträt entdecke, so ist«-Yes mir, als beginne sine Welt berllungener Dinge vor sneinem Geiste aufzuleben. Diese Ma aie — wenn ich so sagen darf —- hat auch einmal Einfluß auf mein Schick sal gehabt ..... Die Geschichte liegt um zehn Jahre zurück. Jeh war damals Junggeselle, freute mich meiner Freiheit, und wenn Ich überhaupt an die Ehe dachte, fo geschah das ganz verschwommen und unklar, wie man etwa an das Alter oder an den Tod denkt. Ein Freund, den ich im Fechtsaal kennen gelernt und der sich infolge eines Duells, bei dem ich sein Zeuge gewesen war, an mich angeschlossen hatte, nahm mich im Sommer zu feinem Vater mit. Der Stammsitz der Familie war ein altes Schloß aus der Zeit Heinrichs des Zweiter-. Es war noch solide, sehr geräumig, ziemlich unbehaglich, etwas feucht und dunkel. Man be wohnte es übrigens nur im Sommer. Aber auch dann mußte man heizen, sobald der Himmel sich bewöllte. Prachtvolle Wälder, wahre Urwälder mit allerhand Quellen, Wasserfällen, Bächen machten die Unannehmlichteit der alten Behausung wieder wett. i Namentlich aber waren es zwei junge Feen, die hier ihren Zauber walten ließen. Es waren die Schwe stern meines Freundes, zwei brünette, junge Mädchen, die trotz der gleichen Jäußeren Erscheinung doch ganz ver " schieden von einander waren. Jn die ser Einsamkeit wirkte ihr Zauber lwahrhaft verführerisch. Jch weiß nicht, welche die reizendere war. Jch 3 empfand in ihrer Nähe ein Gefühl des Nausches, das nicht Liebe war, aber doch eine große Aehnlichkeit damit hatte. Und damals dachte ich zum er sten Mal an die Ehe. Und welche sollte ich wählen? Die eine, die ältere, gefiel mir mehr in den Stunden der Dämmerung, des Re gens, des Sturmes. Sie hiesz Clo tilde und war die dunklere von bei den. Sie trug eine noch schwerere Haarfiille, als die andere, ihre Augen sleuchteten noch tiefer. Der Teint der sanderen Jrene mit Namen, war zart ’und licht, wie die Oberfläche einer Perle, und auf ihrem Gesicht spiegel ten sich alle Eindrücke so rasch und leicht wechselnd, daß sie beständig ein neues Wesen zu werden schien. Die Wochen vergingen. Man lief; mich nicht fort. Jch war widerstands los gegen den Zauber, der der Stim: me, dem Lachen, dem Gange dieser schönen jungen Mädchen entströmte Der Gedanke an eine Heirath nahm festere Gestalt an, doch die Schwie rigkeit der Wahl erschien mir von Tag zu Tag größer. An einem regnerischen Vormittag hatte ich mich in die Bibliothet bege ben, wo ich die Bücher aus dem 1(«5. und 17. Jahrhundert zu durchblättern liebte. Auf dem Wege von dort ver irrte ich mich in den weiten Korrido ren des Schlosses und gerieth an eine halb vermoderte Thür. Jch öffnete fie» und sah in dem recht geräumigen Ge: I mach zwei Porträts an der Wand, die s meine Neugier reizten. Jch trat nä s her, um sie zu betrachten und ....l war wie vom Blitz getroffen Es wo ren in Rahmen, die wenigstens zwei Jahrhunderte alt waren, die Bild-r meiner beiden Feen, zum Sprechen ähnlich! Nur —- sie waren mindestens jede fünfzig Jahre alt; die Haare irr ren weiß, die Schläfen von ganz f«i nen Runzeln durchzogen die Augen« verschleiert nnd schmerniiitlsia. llxkll doch, wie Verschieden war der tiiss druck, den sie aus mich niacbteni Trotz Alter und Runzeln besas; Elottlde ich meine die auf dem Bilde » noli immer eine Harmonie, eine Armuth einen Zauber, dnsz sie mein Herz auch so noch hätte hoher schlagen lass-w wenn sie mir an einem jener Som merabende begegnet wäre, die so nu« zu ihrer jungen Schönheit paßten Jrene dagegen erschien well, inbl farblos, kläglich, verfallen, ein way res menschliches Wract Jch blieb wohl eine gute bei-e Stunde in dem entlegenenMausske und betrachtete das Bildniß jener es sten Clotilde, die laut Ausschrist im Jahre 1697 Enguerrande d’«Orciereg hieß. Dann suchte ich den Weg in die Bibliothek zurück und vertieste mich in die alte Ausgabe Pascals.« »Als ich die beiden Schwestern wie der sah," fuhr Clarence fort, »erlann te ich, wie sehr die beiden alten Bilder zu meinem Herzen gesprochen hatten. gerne, die mir am vorigen Tone no ebenso verführerisch wie Clo tilde erschienen war, war jetzt nur noch ein hübsches und seines Geschöpf, während mir ihre Schwester ' als die Schsnheit und. der Seelenadel in Person erschien. Schon nach einigen Tagen ersitllte mich der Gedanke, ich isnnte verurtheilt sein, fern von ihr zu leben, mit Entsesen Doch gleich zeitig drückte mich das Gefühl meiner Unwiirdigteit zu Boden; es schien mir fast als ein Verbrechen, daß ich es wagte, ein so reizbegabtes Geschöpf zu lieben. Jch wagte nicht, von meiner Liebe zu ihr zu sprechen; ich hatte thatsächlich die Empfindung, ich wür de in ihrer Gegenwart häßlich, genau wie ich mir dumm und kindisch vor kam. Und ich fühlte mich erst dann ein wenig ruhig und glücklich, wenn ich mich zu dem alten Porträt im Seitenflügel flüchtete —- was minde stens täglich drei- bis viermal der Fall war. Diese Besuche in dem ver fallenen Zimmer führten übrigens schließlich die Lösung meines Aben teuers herbei. Herr von Orcieres, dessen Arbeits zimmet auf dem Wege lag, den ich zurückzulegen hatte, bemerkte schließ lich meine Wanderungen; eines Abends, als wir, Clotilde und ich, gerade frische Luft auf der Terrasse schöpften, während mein Freund und Jrene im Salon ein Musikstück spiel ten, sagte der alte Herr plötzlich mit liebenswürdige-m Lächeln: »Ich glaube, unser verehrter Gast hat unseren Schatz entdeckt Jch sehe Sie Morgens und Abends in den Sand ziehen, durch die Korridore irren ..... « Wir saßen im Dunkeln. Nur die ferne Lampe im Salon und die Sterne des Sommerabends verbreite ten ein schwaches, milchweißes Licht. »Es ift wahr,« sagte ich mit einiger Anstrengung, »ich habe einen Schatz entdeckt . . . . oder doch wenigstens das Abbild eines Schatzes und ich werde nicht müde, es zu betrachten.« Jch zögerte, ob ich fortfahren sollte; Clotildes Gesicht hatte sich mir zuge wendet; mein Herz klopfte so heftig, daß ich glaubte, man müsse es hören. ,,Nämlich?« fragte mein Wirth. »Ein Porträt!« versetzte ich und nahm meinen ganzen Muth zufam men, um einen möglichst harmlosen Ton anzuschlagen. »Das Porträt einer Jhrer Ahnen, Madame Enguer rande d’Orcieres Hätte ich zu ihrer Zeit gelebt, ich bin überzeugt, ich hätte sie wahnsinnig geliebt, und» nichts hätte mich darüber trösten tön-J nen, wäre es mir nicht vergönnt," meine Tage mit ihr zusammen ver bringen zu dürfen?« »So, wirklich?« fragte mein Wirth mit freundlichem Erstaunen, während Clotilde den Kopf fenlte. Es herrschte ein ziemlich langes Schweigen. Herr von Orcieres hatte sich erho ben. Er wandelte auf und ab. Man fah ihn abwechselnd im Schatten der hundertjährigen Ulmen verschwinden oder unter dem freien Himmel auf tauchen· . Jn dem Augenblicke, wo er sich am » anderen Ende der Terrasse eine Ci sgarre anziindete, fragte mich Clotilde: »Ist das wahr, was Sie eben mei nem Vater gesagt haben?« »So wahr ich Sie vor mir sehe!« versetzte ich, während ich vor Erwar tung zitterte. Ueber ihre Lippen huschte ein Lä cheln, in dem sich Güte und Schel merei vereinte; dann fuhr sie fort: »Es thut Ihnen also fehr leid, daß Sie nicht iin siebzehnten Jahrhundert gelebt haben?« ,,Nein,« versetzte ich ganz leise, »ich bedaure nichts denn ich glaube, Enguerrande d’Orcieres hätte mich nicht geliebt und mein Leben wäre dann nur ein langes Elend gewor den . .« »Und ich,« entgegnete sie mit ihrer frischen Stimme, die mich immer an das Klingen eines Springbrunnens erinnerte, »ich glaube gerade das Ge gentheil!« Unsere Blicke begegneten sich. Ein klares nnd fanftes Licht stand in Clo tildens schönen, dunklen Augen, und ich las in ihnen, daß die silberfchini niernde Landschaft, die weiten dunkel blauen Wälder, die Teiche, das alte Schloß die erste Stunde eines großen Glückes meines Schicksals verkünde .,.1.« Die Säuletliite. Eine allerliebste Aneldote macht zur Zeit die Runde durch die reichgländi las-en Blätter. Graf chwnski. der neue streigdirettor des lothringischen Kreises Bolchen, machte eine Wagen fahrt durch den Ranton Faltenberg in Begleitung seines Setretärs. Ein kleiner Zwischenfall zwang den Kut scher, die Fahrt siir kurze Zeit zu un terbrechen. Diese benutzte der Kreis dir-stor, um in einer nahegele enen Wirthschaft einen «.»'"4rlungs chluck zu sich zu nehmen. Er .":stellt zwei Glas Kirfch ,,vom guten«. Aber die edle Wirthin bringt nur ein Glas, stellt es vor den Begleiter des Herrn Kreigdirettors, den Sekretär, und bringt die Flasche wortlos an ihren Platz zurück. »Warum werde ich nicht bedient?« fragt Herr v. Rzewnski. »Sie kennen mich wahrscheinlich nicht« —- ,,-O ja,« ent egnete die Brave, »ich weiß sehr wo l, wer Sie sind, aber ich werde mich schwer hüten, inir eine Strafe zuzuziehen.« Wäh renddessen öffnete sie eine Schublade und zog die beriichtiqte Liste der Säu ser hervor, denen die Wirthe nichts verabreichen dürfen. Unterfchrieben war sie vom Kreiödireltor. »Sehen Sie wohl, daß Sie daran stehen."— Es kostete einige Mühe, die Frau von ihrem Jrrthum zu überzeugen. Pruukschkssc. So geräumig und elegant auch viele unserer jetzigen Dampf- und Segelschiffe sind, so stehen sie ; doch vielleicht an Reichthum und Größe l den Riesenfchiffen des Alterthnms Inoch nach. So ließ Ptolemäus Phi lipatsor, König vonsEgyptem ein Schiff ngauem das 420 Fuß Länge, 56 Fuß E reite und 80 Fuß Höhe hatte. Hm :ten und vorne befanden fich als Zier srath Figuren von Thieren, die nicht f weniger als 18 Fuß hoch waren. Die sMannfchaft bestand aus 40W Rude rern, 400 Sklaven und 2820 Maiw fen, war also bedeutend zahlreicher als auf einem unserer größten Schiffe. Ein anderes Schiff von minder rie sigen Dimensionen, Thalamegos ge nannt und ebenfalls von Ptolemäus erbaut, war 820 Fuß lang und 45 F. breit; fein-e Höhe betrug mit Inbe griff des auf dem Berdeck erbauten Zeltes 90 Fuß. Es war ein flaches Schiff für das seichte Gewäffer des Nils bestimmt und hatte eine majeftä tifches Ansehen. Das Hinterthseiljvar mit Zierrathen von außerordentlicher Schönheit geschmückt; In der Mitte des Schiffes befanden sich Spersesale und Zimmer, die mit allem versehen waren, was der Reichthum nur ersin nen kann, um die Launen eines uppr gen Hofes zu befriedigen. « Langs der Seiten und des Hintertherls lief eine Gallerie mit zwei Stockwerlem die untere Gallerie war eine Saulenhalle, das obere Stockwerk glich einer indi schen Veranda. In die erste trat man 1durch einen mit Elfenbein und köstli chem Holze ausgelegten Borsaal, der mit Säulen umgebene große Saal war mit Purpursofas versehen und mit Cedern- Und Cypressenholz geta felt. Seine 20 Thüren waren mit Elfenbein eingelegt; die Querbalken waren vergoldet und der Architrav war mit den herrlichsten Basreliefs bedeckt; die Decke von Cedernholz war mit Gold verziert. Aus den Frauenge mächern, zu denen ein ebenso prächti ger Speisesaal gehörte, führte eine Wendeltreppe zu einer Kapelle der Ve nus, in welcher eine schöne Marmor statue dieser Göttin stand. Der Ban lettsaal wurde von Pseilern von fein stem indischen Marmor getragen. Se gel und Tauweri waren purpurrvth gefärbt. König Hiero der Zweite von Sym kus, der viele prächtige Tempel und andere Gebäude erbauen ließ, besaß auch großen Geschmack für die Schiffs bautunst, verband aber das Nützliche mit dem Greßariigen, denn die mei sten seiner ungeheuren Schiffe dienten dem Getreide - Transport. Eines dieser Schisse wurde unter Leitung des Archimedes von dem Baumeister Ura chias von Corinth erbaut. Der Bau ohne die innere Einrichtung dauerte ein Jahr. Das Holz, welches dazu aus den Wäldern des Aetna genom men wurde, hätte hingereicht, um 80 Galeeren der damals üblichenGröfze zu bauen. Das Schiff hatte drei Stock werle; alle Zimmer im mittleren Stock werke hatten Fußboden, die mit Mo saittafeln ansgelegt waren, welche aus kleinen farbigen Steinen bestanden und Scenen aus der Jliade Homers darstellten. Jn demselben Stockwerk befand sich ein Uebungsplatz und Gär ten mit Pflanzungen, und Lauben aus Epheu und Weinreben. Zu diesem Zweck war der Fußboden mit Blei und irdenen Platten belegt und dann mit Erde iiberschiittet worden. Sehr schön war das der Venus geweihte Ge mach: hier bestand der Fußboden aus Achat und anderen schönen Steinen; die Wände und die Decken aus Erwies senholz, die Thüren aus Elsenbein und einer wohlriechenden Holzari. Das ganze Gemach war mit Gemälden, Bildsäulen u. s. w. kostbar geschmückt Jn der Bibliothet waren Wände und Thüren von Buchsbaum; an der Decke war ein astronomisches Instrument angebracht, auch an einem Bade fehlte es nicht; es enthielt u. a. drei Dampf bäder. Auf jeder Seite der Wände befan den sich zehn Pserdestiille. Am Vor dertheil war ein Wasserbehälter, der 2000 Metreten Trinkwafser enthielt. Daneben befand sich ein Fischbehälter mit Sseewasser, um Seesische darin le: bendig aufzubewahren Auf beiden Seiten ragten aus den Wänden des Schiffes Balken hervor, auf welchen das Holz, das Küchengeriith, die Miihlen u. s. w. ruhten. Das Schiff umgaben 8 befestiate Thiirme, 2 auf dem intertheil und 2 auf jeder Seite. Jn je em derselben waren zwei Wurf maschinen und daneben Schieleöcher angebracht, um auf die feindlichen Schiffe Steine werfen zu können. Die Thürme waren mit Steinen und Wurfaeschossen angefüllt. Auf dem Verdeck stand eine nach Angabe des Archimedes versertigte Katapulte, d. h. ein-e Art ungeheure Armbrust, welche anderthalb Centner schwere Steine und 8 Meter lange Ballen in die Entfernung eines Studiums schoß. Außerdem gingen, um das Entern zu erschweren, eiserne Palisaden rings um das Schiff. Dieser kolossale Bau hieß anfangs Shratusa; da aber nur wenig sizilianische Häfen geräumig genug waren, das Schiff auszuneh men, so schenkte es Hiero dem König Ptolemäus Philadelphus von Aegyp ten und legte ihm den Namen Alexan dria bei. Ein anderes Prunkkschiff- von dem uns Giustina Marchial, die sogenann te letzte Venetianerin, eine vortreffliche Beschreibung hinterlassen hat, war der Bucentoro, das Staatsschiff der Re publik Venedig und stammte ans den ersten Zeiten derselben. Dieses reich veegoldete Schiff diente nicht nur, wie man oft glaubte, zur Fahrt bei der be rühmten Ceremonie der Vermählung mit dem Meere, sondern auch zu ande ren großen Festlichleiten. Sollte die Gemahlin eines Dogen feierlich als Dogaressa getrönt werden, so fuhr sie aus dem Bucentoro bis zur Vrezza di S. Marco. Kam ein fremder Gast nach Venedig und nahm die Gast freundfchaft derRepublil in Anspruch, so wurde er mit dem Bucentoro einge holt, und wenn der Doge jährlich das Marienfest durch seine Gegenwart ver herrlichte, so geschah es anfangs mit dem Bucentoro Die Gestalt des Schiffes mag- mit der Zeit gewechselt haben. Urspriing lich, als noch jeder neue Doge sein Ga laschiff aus eigenen Mitteln bauen ließ, dürfte es sich wohl kaum von den vergoldeten Barten oder Kactoni un terschieden haben, die später den Do gen und sein Gefolge bei weniger fei erlichen Gelegenheiten trugen. Seit 1298 aber, wo die Republik zum er sten Male verfügte, der Vucentoro sol le auf Staatskoften gebaut werden, wurde das Pruntschiff des obersten Leiters der Republit von S. Marco mit dem größten Glanz ausgestattet, und besonders der letzte Bucentoro, der 1722 aus dem Arsenal hervorging, galt nach einstimmiger Aussage aller Augenzeugen als das prachtvollfte Schiff, das je irgendwo gebaut wur de. Ueber sechs Jahre hatte der Bau aedauert. Nach der vortrefflichen Schilderung, die uns Giuftina Marchial hinterlas sen hat, war er 100 Fuß lang, 21 Fuß breit und hatte zwei Verdecke. Das untere in Form einer Gallerie mit 26 Rudern an jeder Seite war zur Aufnahme der Ruderer bestimmt, die je vier und vier an einem Ruder saßen und an den beiden Enden des Schifer zwei Stuben hatten, in denen sie Be kleidungsstücke ablegen konnten. Au ßer den Ruderern befanden sich noch 60 andere zur Aushiilfe und 40 Ma trosen in dem unteren Raum. Das obere Verdeck bildete einen großen Saal, der durch eine doppelte Reihe von Sesseln der Länge nach getheilt war, sich nach dem Hintertheil des Schiffes zu, wo das Kabinett des Dogen mit dem Throne war, noch er höhte und ein Dach von larmoisinro them Sammet mit goldenen Fransen, Tressen und Quasten hatte, das von einem Ende des Schiffes bis zum an deren reichte. Achtunddreißig Fenster gestatteten zu beiden Seiten des Schiffes freien Ausblick, und von den fünf Fenstern, die im Vordertheil des Schiffes ange bracht waren, diente das mittelste dem Dogen dazu, den Ring ins Meer zu werfen. Sämmtliche Fenster waren mit Vorhängen von karmoisinrother Seide verziert und hatten anstatt der Pfosten Karyatiden. Ein langer Vorhang von tarmoisinrother Seide mit dem aoldenen gestickten Wappen der Republit hing auch am Hintertheil des Schiffes vom Dach des Kabinetts herab und ließ sein Ende in den Wel len des Meeres schleppen. Der Doge selbst saß auf einem sehr reich verzier ten Stuhl, der im Kabinett am Vor dertheil des Siffes auf einer Estrade stand. Ueber ihm schwebte eine von zwei Liebesaöttern gehaltene hohe Muschel als Baldachin, und zu beiden Seiten befanden sich die Statuen der Stärke und Vorsicht. Nach dem Stuh le standen die gleichfalls reich verzier ten Sessel für den Patriarchen, die Gesandten, die Signvris und die ein aeladenen vornehmen Fremden, und zwar so, daß diese die Aussicht auf den Saal bis zum Vordertheil des Schif fes hatten, wo sich der Ammiragliv dell’ Arsenale, der Admiral des Arse nals, welcher die Fahrt leitete, nebst den übrigen Admiralen und den Schildträgern. Trompetern und Kom niandatoren des Dogen aufhielten. Die Wände des Kabinetts wie des Saales waren mit Trophäen, halber habenen Figuren ans allerlei Schnitz werk aescbmiiett, welche die Lieblings beschäftigungen der Venetianer frühe rer Zeit darstellten. Auf dem Vorder theil des Schiffes zog die Kolos salstatue der Gerechtigkeit aller Blicke auf sich und unter ihr ragten zwei Schiffsfelmabel hervor, wovon der obere etwa 14 Fuß lang in einen ge flügelten Löwen auslief, der untere kürzere aber das Land sinnbildlich darstellte und zu beiden Seiten zwei Grotten zeigte, in denen man die Fi guren des Po und der Etsch, den bei den Hauptströmen des venetianischen Gebietes, erblickte. An den Seiten des Schiffes stiegen- geflügelte Sirenen gleichfalls aus dem Meere empor, als ob sie die wunderbar schön geschni ten Ruder halten wollten, Und am in tertheile erblickte man eine nautische Siegesgöttin und ihre Trophäen. So onhl von innen wie von außen wa «ren alle Figuren und Skulpturen bis aus die 30 Fuß langen Ruder reich vergoldet, sodaß das ganze Schiff funkelte, als wäre es aus reinem Golde. Kein Wunder, daß der Anblick die ses Bucentoro die beutegierigen Sol daten der französischen Republik ver lockte, sich des Goldes zu bemächti en. Sie brachten das Schiff aus demälv fenal an die Jnsel San Giorgio, zo gen es an’s Land und steckten es, da sie die Bergoldungen nicht so leicht ablösen konnten, in Brand. Dr. A. Setbtn. » Wenn uns dte Geduld ausgeht, Wicht uns die Vernunft aus. "