Die Gran von Buchemm Roman Von R. Z. Erstes Kapitel. Ein schweres A n und Stöhnen M du das inekgechtlichem Dunkel liegende afzimmer der beiden jung-so M n von B nau. Dick der« ngete, fuhr chlaftrunten .M hast Du denn, Bodo?« fragte et nach dem Bett des Bruders hin Aber-. Aber keine Antwort erfolgte. »Warst Du es denn nicht« Bodo?« agje der Jüngere noch einmal, schon Wifeh ob et die bangen Töne Ä gehört, oder ob nur ein Tramn sie ihm vorgespiegelt habe. ,Unsinn!« entgegnete der andere fest mai-Etsch sich reckend und gähnend. »Das soll- ich denn gewesen sein? Laß einen doch s afen!« Und er ro chelte ostentativ Jnit sei settdecke, um anzudeuten, daßer fest einbülle und den unterbroche m Schle wieder aufnehme· Auch der Jüngere schlief bald wie dez ein. Das bezeugten feine tiefen, reglntäßigen theszigr. · Woc, Mk llllctc, set ulv ceuruuru bei einem usarenregiment stand und iM Wei achtsurlaub auf feinem dsterlicken ute verbrachte, stützte sich wng aus die Ellenbogen und knirschte eine Weile nach dem Bett des Bruders hinüber. Jetzt erhob er sich leise von seinem Lager und kleidete sich nothdtiksiig an, ab und zu ein haltend um nach dem Bett seines wders Dietrich hinüberzulauschen. der schien sich wieder mit der ganzen Inbrunst seiner zweiundzwan zig Jahre in den unterdrochenen Sglåls vertieft zu haben. arn tastete sich Bodo mit vor re n Händen nach der Thür, die n’i Redenzimmer führte. Vorsichtig Wie er aus und schlich sich in das in tieser Finsterniß lie ende Gemach, die Mr wieder hinter ich ins-Schloß M Er nahm aus seinen Bein eine Streichholzschachtel und. rieb ein Zündholz an. Ein paar WEBER Schritte brachten ihn In n aus dem eine Lampe Ist-. Die brennende Lampe trug er ich besorgt, jedes lautete Ge tk ch zu vermeiden, nach dem eibtisch din, der dicht an dem M k er stand. Er ließ sich in den Schr btischsessel fallen, stemmte beide Ellenbogen aus und stützte sein hcnpt in die Hände. So saß er eine ganze Weile dumpf vor sich hinbrü tmd, und wieder entrangen sich seiner schwer athrnenden Brust bange Sens . Plötzlich aber ließ er beide Arme ken, richtete sich halb von dem Ses sel auf und lugte erschrocken nach der Echsten Thitr hin, die wenigeSchritte von seinem Platz am Schreibtisch ge fügt war und in’s Arbeitszimmer sei nes Vaters führte. Neben diesem wieder lag das Schlaszimmer seiner Eltern. Es war nichts. Nur eine Täusch ung seiner erregten, bis zum Zersprin-. gen angespannten Nerven. Der Rude lnse strich sich mit der Hand über die Stirn und starrte sinnend in die Flamme der Lampe. Er trommelte dabei mit den Fingern seiner Rechten auf· vie Platte des Schreibtisches. schüttelte mit dem Kopf, zuckte mit Un Achseln und murmelte abgerissene Silbe vor sich din. - .Waö hilft es? Kein Ausweg — Muß es vollbringen — Mit vierund zwanzig Ja ren! —- Verdammt!« Er fuhr ich ein paarmal mit bei den "nden aufgeregt durchs Haar und ah dann nach der Stutzuhr, die hinter ihm auf dem Ofensims stand. Sei-m drei Uhr! Höchste eit! Papa pflegte um fiinf Uhr aufzu tehen. Am nächsten Tage lief der Urlaub ab. Mittags mußte er abreisen. — eriwürdtg, daß er gar nicht müde wart Nun hatte er von elf bis drei Uhr im Bett gelegen, sich von der einen Seite auf die andere gewälzt, ohne ein Auge zuzuthun und in einem fort ge grübelt und geariibelt, daß ihm schon bald der Schädel platzte. Er rückte sich mit einer entschlosse nen Beide ung in feinem Stuhl zu recht, griff nach einein der in einem brenzenen Ständer steckenden Brief bogen und tauchte die Feder ein. Dann schrieb er, ab und zu einhaltend, um, eine band an die Stirn legend, zu qubeln Wiederholt auch machte er eine heftig auffahrende Bewegung, ließ den Federhalter eatniuthiat auf des Tisch fallen und griff sich mit beiden händen verzweifelt in die paart Ja, einmal sprang er sogar Is, trat an das Fenster, starrte in die dunkle Nacht hinaus und preßte seine , · e Stirn an die kalt angelau iben, während er nochmals luden lebten Tagen so oft durch Mlte rage bei sich erörterte, ob n Id« ni doch lieber seinem »alten Herrn« anvertrauen sollte. Mr an diesmal war das Resul M kein riedigendei, befreiendes. Oe kannte neu Vater nur zu gut; » seine erhi e Phantasie malte ihm die Kinn te, hoheit3 » Geile-liker das Ustreng listende Ge « Verlange graue Bollbart sehnt Wrdiga verlieh Erkannte Ue Men« nnbeugsarnen Grundsatz tze M allen fein unerhittliches » mäfll ; bl seine hohe Ausfal sung des E begriffs. seine etwas nltmodifden nschauungen von den Pflichten feines Standes. An feinem einmal gegebenen Worte ließ der alte r ni drehen nnd deuteln. Das nnd bei ig und fest wie das Amen in r MF Darum blieb ihm weiter ni s « is als — ff Bodo wieder zur Feder, do endete den Brief, an dem er ge schrieben, konvertitte ihn und chrieb die Adresse. Düsiere Entschlo enheii blitzte aus seinen dunklen Augen und sprach aus den finsteren Mienen, als er jetzt eines der beiden Seitenfächer aufschloß und einen Kasten aus hell braunern Eichenholz herausnehm. Mit einem kleinen Schlüsselchen öff nete er den Behälter. Ein Revolver lag darin. Er war nach dem Modell des Armee-Revolvers gearbeitet. Der Kolbenbefchlag war von Silber und das Wappen verGrafen von Buchenau darin eingradirt. Es war ein Pracht ftiick oon einer Waffe und ein Ge schenk sein-es Vaters gewesen, als er vor oier ahren zum Leutnant er xnannt wor n war. l Bedo betrachtete die Waffe mit selt isamen Blicken. Dann erhob er sich ifeufzend und trug die Lampe zu dem i großen Pfeile-spiegel zwischen den bei iden Fenstern. Er setzte e auf das sSpiegelbrett und sah prii end in das blanke Glas. Eine Unmuthsfalteer Hschien auf seiner Stirn. Rein, so ging les nicht« Das Licht war nicht hell ?genug. Er hob die Glocke herab; das HLicht strahlte nun heller nach oben.» Ja, so war es gut. : Bodo betrachtete die Waffe noch ein mal genau. Sie war geladen. Alles « in Ordnung. Er hob den Revoloer und athmete tief auf. Sein Gesicht wurde geisterbleich. Unwilltürlich Iwandte sich sein Haupt nach links, Hund er warf einen langen, langen Blick nach der Thiir neben dem .Schreibtisch, bis sich seine Augen trübten. - Der Alte würde es überwinden mit seinem ehernen Willen. 5tltzer die Martia die ohnedies träntelte, und deren Liebling er immer gewesen!. Widde sie je darüber hinwegtornmen? " Der junge Graf legte seine linte Hand über die Augen und verharrte « eine Minute unbeweglich Seine Brust hob sich schwer, und seine ganze Ge stalt erbebte ein paar Selunden wie unter einem inneren Kampf. Dann wurde ein tnirschender Laut hörbar, ials habe der Leutnant die Zähne zu lsammengebissem und jeßt enthüllteer das blei , verzerrte Gesicht und « kehrte es eder dem Spiegel zu. Und ,nun poeßte sich die Rechte fest um den Schaft des Revoloers und auch die Linie griff zu und erfaßte den Laus jund beide Hände näherten die Waffe der rechten Schläfe. Aber da störte ihn Plötzlich ein tnackendes Geräusch hinter ihm. Rasch fuhr die Rechte mit dem Revoloer herunter. und Bodo schnellte mit einem Ruck herum. Auf der Schwelle des Schlafzimmersstand Dietrich im Nachthemd und blickte ver wundert zu demBruder hin. »Was machst Du denn da, Bodo?« Der Gesragte stu te, aber nur einen kurzen Moment. ann tam jähe Entschlossenheit über ihn. Höchste Zeit war es. S on zu lange hatte er ge säumt. Jm u war er wieder herum, ein schneller, prüfender Blick in den Spie l. Jeat den Revoloer hoch mit der echten erhoben. «Bodo!« schrie der andere mit gel lender Stimme und stürzte zu dem Bruder hin. Dieser erschrak heftif und warf un wiiltiirlich einen ängft ichen Blick nach dem Zimmer seines Vaters hin. Jn deß war derJiingere herangekommen, packte den älteren am Arm und ver suchte, ihm den Neboloer zu entwin den. Aber Bodo wehrte dem Bruder zornig ab. — «Laß mich!« leuchte er· »Ich muß, sage ich Dir. Ich habe keinen ande ren Ausweg-« Sie rangen aus Leibes-trösten mit einander. Der jüngere war größer und kräftiger. Der ältere gewandter und schneller in seinen Bewegungen Er hätte sich doch wohl von dein ande ren freigemacht, wenn nicht jetzt plötz lich die Thiir des Nebenzimrners ge inarrt hätte und eine tiefe, scheltende Stimme ertönt wäre: »Was habt Jhr denn? Was soll denn das bedeuten?'« Seid Jhr denn nicht recht gescheidt?« Beide Brüder ließen von einander los und drehten sich nach dem Vater um. Der Revolver fiel polternd zu Boden. Rasch bückte sich Dietrich, legte ihn in den Kasten zurück, ver schlos- diesen in den Schreidtisch mcx reichte den Schlüssel dein Vater. Der alte Graf, der iider den rasch übergeworfenen Kleidern einen lan gen, fast bis zur Erde reichenden Schlaer trug, war eine ehrfurcht gedietende, imponirende Erscheinung seht ging ein Zusammenschreclen durch die hohe Gestalt. Seine Augen öffneten sich weit und starrten in tie fem Entsehen auf den ältesten seiner beiden Söhne. Die Muskeln in sei nem von Furche-r bereits dueclxzdgenen Gesicht wetten, die buschigen, grauen Augenbeanen rückten dicht zusammen. »Du. Boerm fragte er. M wollten« Er hatte seine Frage noch nicht dol lendet, als eine zitternde weibliche Stimme ans dem naheliegenden Schla itnnnen dessen Thür der alte Graf nter sich aufgelassen hatte, er tönte: »Was ist denn, Gerhatdf Jst etwas passirt?« Wieder lief ein Schaudern durch den Körper des alten Herrn und sitt einen Moment drückte er seine Augen zu mit einer Gebärde und einer Mie ne tiefsten Schmerzes. Jn der näch sten Setunde hatte er seine Bewe gung überwunden und, sich rasch um drehend, rief er, einen sorglosen, scherzenden Ton heuchelnd: »Nichts. liebe Dorn. nichts ist passirt. Dietrich geistert hier herum. Er hat wieder einmal seinen Krampf im linken Bein, und da hat er Bodo gerufen, der ihm die Wade reiben helfen soll. Jst es schon vorbei, Dietrich?« Er blinzelte dem Jüngeren zu, der, ! auf die List des Vaters eingehend, so fort laut erwiderte: »Dante, Papa, ja!« ! »Na, dann geht also zu Bett! Und Istört uns nicht wieder, hört Jhrl« ! Sich unterhrechend, zifchelte er »leise: »Daß Mr Mama nichts mer : ten laßt!« Er niclte noch einmal, heftete einen ernsten, strengen Blick auf den älte ren nnd- ging. Als sich die Thüre hinter dem al ten Grafen geschlossen hatte, schlug Bodo die Hände vor sein Gesicht, und die leidenschaftliche Erregung, in die ihn der vorangegangene, stürmiiche Auftritt verfeht hatte, machte sich in einem lrampfhaften Schluchzen Luft. Da fühlte er feine Schultern von ei nem Arme umschlungen. ·Es war Dietrich, der ihn leise mahnte .Komml Mama könnte es hä ren!" Zugleich nahm der jüngere die Lampe und Beide begaben sich in ihr Schlafzimrner zurück. »Was ift denn nur geschehenf fragte Dietrich, die Lampe au den Tisch stellend und seinen Bruder in än ftlicher Stellung betrachtend. er ältere antwortete nicht. Er stand mitten im Zimmer und hatte wieder sein zuckendes Gesicht mit bei-; den händen verhüllt. Ein qualvolsi les Stöhnen drang aus seiner tin-E genden Brust herauf. Zweites Kapitel. Gegen Morgen hatte sich Bodo doch . noch einmal auf Zureden feines Bru- H ders niedergelegt. Der ermüdete Kör- ; per hatte fein Recht verlangt und Bo- ? do hatte ein paar Stunden lang ins festem Schlaf gelegen, als ein Diener das Schlafzirnnier der Brüder betrat.1 »Der gnädige here lassen den Herrn ; Grafen Bvdo zu sich bitten.« I Den Angekedeten fröstelte es, wäh- T rend Dietrich nach der Uhr sah. »Schon neun Uhr!" Beide Brüder tleideten sich rasch an. Der ältere fuhr wiederholt ichaudernd zusammen, während er Toilette machte und Zivillleidung anlegte. Der jün gere drang noch einmal in seinen Bruder. »Willst Du es mir denn nicht sagen, Bodoi —- Wie konntest Du nur etwas v —- so Wahnsinniges ——« H Aber der ältere wehrte mit einer nett-its heftigen Gebärde ab· J «Lasz mich!« rief er verzweifelt aus. E»Jch brauche meine ganze Kraft zu zder Unterredung mit -—-« Er unter ;brach sich und fuhr sich mit beiden ! händen verzweiflun jvvll in die jhaarr. Die ganze Be ängniß seiner gepeinigten Seele brach in den Aus ruf nutz: »Dann-in Herrgott, wie soll ich es ihm nur fagent« Idend brauste er mit wirklicher-i Arr Hier aus: »hiittest Du mich doch nicht aestört heute Nacht! Nun wäre das Schlimmste vorüber-. Mir wäre wkhl Zund ich brauchte dem Alten nicht den furchtbaren —« Er schwie , als sträubte sich seine Zunge, das Entsetz sliche auszusprechen und er fuchtelte mit beiden Armen in der Lust herum. Und abermals stieß er einen Verzweif lungsrus aus. »Er wird mich-zerrnalmen wird er mich!« »Aber so sei doch ein Manns« I mahnte der andere mit einem mißbil- ’ ligenden Achselzuckem j »Ein Mann? Du hast gut predigen. Du weißt ja nicht — lieber einer seindlichen Batterie entgegenreiten« als dem alten Grasen sagen —'· - Der jüngere zeigte ein etwas ge ringschiisiges Lächeln und guckte mit den Schultern »Wai wird ei Großes sein?« sagte er. Du wirst wieder einmal Schul den Habe-e Date-a ist doch Papa ge wöhnt.« - »Wenn ei nur dai wäret« gab Bedo zurück. Er reckte sich straff ern por, ballte die Fäuste und rasste alle seine Energie aus. Und zur Thür schreitend sagte er mit Galgenhumpr, während ein leid-sinnigen srivoler Ausdruck tiber seine hübschen, krauen ha weichen Züge huschte: »Allons en unt-! Einmal muß ich ja doch in die höhle des Löwent« Uns der Schwelle dej Zimmer deehte er sich noch einmal um und schnitt eine Grimasse. Drei Wenn er mich nur nicht ver-speist mit harrt und Haaren« - Freilich, der Gal humek hielt nicht lange an. Jede » Mir eind- Lis chelns war aus dem Lesiiyt des Cra Und sich zu Dietrich berumwen i fen Bedo verschwunden während eri vor der Thtlr zum Arbeits seine-set let-l net Vaters halt machte, d Dand auf das wild de Herz legte und noch einma ti Athem holte bevor er aufllintte u eintrat. Der alte Graf saß vor feinem Schreibtiscly Jn dem hellen Licht, das durch das hohe Fenster neben dem Schreibtisch hereinfluthete, sah man deutlich die vielen Linien, welche das Alter und dielSorgen in das Gesicht des alten hetrn gezogen hatten. Die Schatten unter den Augen waren dunkler als gewöhnlich, und auch der umflorte Blick zeugte von der gestör ten Nachtruhe. Der Eintretende blieb dicht neben der Schwelle sieben. Seine Blicke irr ten unsiät im Zimmer umher und sahen überall hin, nur nicht nach dem alten Herrn, der aufrecht, straff in seinem massiven, eichenen Sessel saß und die beiden Unteratme auf die ge schnitzten Seitenlehnen gelegt hatte. Graf Gethard nahm zuerst das Wort. »Willst Du mir nicht gefälligst er klären, was die —- dramatischr Szene heute Nacht zu bedeuten hatte?« Der Leutenant guckte leise zusam men, erwiderte jedoch nichts. «Nun?« Die Stimme klang scharf und gebieterisch, die Augen unter den buschigen Brauen blickten streng, ein wenig verächtlich. Aber der Sohn verhielt sich noch immer schweigend und senkte zer inirschi sein Gesicht. » Der rechte Arm des alten Grasen Tlöste sich von der Sessellehne und mit ider flachen Hand auf das holz auf lschlagend rief Graf Gerbard: »Willst Du endlich sprechen! Wozu das Ver Hiecksoieleni Fürchtest Du Dich etwas Ich dachte Du bist Offizier!« Der beißende Sarlasrnuö in den legten Worten trieb dem jungen Gra fen das Blut ins Gesicht, und er hob mit einem Ruck seinen Kon und sah zu seinem Vater hinüber. Aber die Augen des Alten blickten so drohend, daß dem jungen Osfizier rasch wieder der Muth sank. Der alte Herr machte eine Bewe gung der Ungeduld. »hast Du Schulden?« fragte er kurz. Und nun endlich lam die Antwort leise und gepreßten Anzean »Ja. Pape-K «Aha!« Ein grimmiges Lächeln flog über die bleichen Züge des alten Grasen. «Also wieder Schulden. Das tonnte ich mir denken. Wievie!?« Das war kurz, in Befeblsform, fast wie ein Kommando herausgesioszen. Aber Graf Bodo verlegte sich wieder aufs Schweigen. »Wieviel, frage ich — fünftau sendi« Ein leiser Seufzer war die ganze Antwort. Gras Gerhard schnellte in seinem Stuhl nach vorn und ließ auch den linlen Arm berabfallen. »Wie?« rief er, und die Falten auf seiner Stirn vermehrten und ver tieften sich zusehends. »Noch mehr? Jch begreise nicht. Bei sechstausend Mark Zulage —'« ein sondirender Blick zuate zwischen den Augenlidern hervor, und jedes Wort klang scharf, accentuint —- »und da Du doch nicht mehr spielst!" Der junge Offizier schral so heftig zusammen, daß er förmlich taumelte. Sein ohnehin von der Gemüt-Wem gung blasses Gesicht wurde aschfabl und schien jeden Tropfen Blut zu ver lieren. Der alte Graf beugte sich aus sei-« nein Sessel weit vornüber, seine Hände hielten die beiden Seitenlehnen des Sessels fest umspannt. Hastig drängte es sich über seine Lippen! »Du —- Du hast doch nicht etwa —?« Er hielt erschrocken inne; seine Au gen öffneten sich weit und starrten ent sehensvoll nach dem Sohn hinüber. Der stand noch immer dicht an der Schwelle des Nebenzimrners; in jedem uge seines zu Boden gelehrten Ge chts, in seiner gebrochenen haltung drückte sieh nur zu deutlich dat Schuldhewufztsein aus. Mit einem Ruck fchnellte der alte Graf auf feine Füße. Seine Stimme klang wie der Donner. »Du hast gespielt?« Er war mit ein paar schnellen Schritten an den Sohn heran und packte mit rauhem Angriff den Arm des Zitternden. »Sprieh!« donnerte er ihn an. Hast Du gespielt?« Die Brust des jungen Grafen hob und senkte sich stürmisch wie in Fie zhergluth Seine Blicke bohrte-i sich« ; heharrlich in den Fußboden. ; Der Alte schüttelte ihn zornig am !Irm. I »Antworte, sage ich Dir.« Endlich itffnete Bedo feine Lippen kund leise, tn gestammelten Lauten, cfast weinerlichen Tanei tam das Ge ständnis-: »Es war nach einem Lie bezmahL Wir hatten start gezecht. « Da schlug Daugtvty ein Jeu vor. Als ; Ich ahsthl , neckten sie mich und nann I en micks ppttend Tau-. Und — wie igesaqt ich war berauscht und wußte nicht« trag icks that, und da —« ! »D» Mes- Dki Dich wiede- sen-i tm tote ein Kru-tie und sprachst Dein »Es-»Mit Pfui, Du esenher Schrift-P Des Alten Augen schossen Bitte, er behte ain nzen Leibe; seine Stimme tlang wie as Grollen des Löwen. »Papa!« riefGraf Bedo und machte eine heftige Bewegung, um sich dein Griff des Vaters, der ihn abermals heftig schüttelte, zu entwinden. . Aber der Zorn des Alten brauste noch immer ungestümer auf. »Willst Du etwa protestiren2 Habe ich Dir nicht vor einem halben Jahre, ais ich Deine letzten Spielschulden be zahlte s-— sechszigtausend Mart — das Ehrenwort abgenommen, daß Du teine Karte mehr anrühren würdest? Jst« der, der sein Ehrenwort gebro chen hat, nicht etwa ein ehrloser Mensch?« Diesmal wagte der Schuldige tei nen Widerspruch. Der Gras zog seine band zurück, machte ein paar heftige Gänge durch das Zimmer und blieb endlich am Schreibtische stehen« gegen den er sich leicht an lehnte. Sein Gesicht kehrte er wie der dem Sohne zu. Seine zornige Aufregung schien sich mit einem Male gelegt zu haben. Aus seinen Mienen und dem Ton seiner Stim me fprach allein talte Verachtung. Er verschränkte seine Arme über der Brust, während er sagte: »Du wirst, sobald Du nach Deiner Garnifon zu rückgekehrt bist, unverzüglich Deinen Abschied einreichen. Ein Mensch, der seine Ehre verloren, hat kein Recht mehr, den Ofsiziersrock zu tragen. »Deine Schulden werde ich bezah len, nicht Deinettoegen, der Familie wegen, um Deines Bruders und Dei-; nes Schwagets willen, denen ich dasj Errüthen vor ihrem Bruder und; Schwager ersparen will. Die Welti soll nicht wissen, daß wir das Un-( glück haben, einen ehrlosen Lumpen« zu unserer Familie rechnen zu müssen. Jm Uebrigen natürlich scheiden sich unsere Wege in Zukunft. Jch werde Dir noch ein paar tausend Mart über weisen. Damit lannst·Du nach Ame rika gehen.« Die Stimme des alten herrn diimpfte sich zum Flüsterlaut, und er sah sich ängstlich um, als wollte er sich noch einmal überzeugen, daß auch Niemand sonst im Zimmer war »Eine Kugel vor den Kopf wäre das Richtigste, wenn Du noch so viel mo ralische Kraft in Dir fühlst. Ich wür de dich nicht zum zweitenmale daran hindern. Aber das bitte ich mir aus: nicht im Hause Deiner Eltern!« Wieder zuate der Leutnant empfindlich zusammen. Er- war eine unwillkürliche Handlung, daf; er einen Schritt nach seinem Vater hin that und die Augen flehend zu ihm auf schlug. »Pups!« Aber der alte Herr machte eine ver ächtlich abwehrende Hand-bewegung. «Laß das! Keine Sentimentalitiit! Damit würdest Du bei mir nicht das Mindeste erreichen! Gefühl habe ich für Dich nicht mehr so viel übrig. Hier« —- er tastete nach seiner linten Brufttasche — ,,hier bist Du heraus gestrichen für im,mer!« Unerbittlich streng und hart blick ten die blauen Au en unter den bu schigen Brauen, und kurz und kalt klang die lakonische Frage: »Wieviel?« Der Gefragte biß sich aus die Lip pen und an dem unwillkürlichen Zu sammenballen seiner Hände, an dem Recken seiner schlankem kaum mittel großen Gestalt sah man, daß er sich immerhin aufrasftr. Etwas wie Trotz tlang aus seiner Stimme, während er ebenfalls turz, jäh hervorftiesz: »hundertfiinfzigtausend Marki« Der alte here wäre gewiß getau melt. wenn ihn nicht der Schreibtisch gesiüht hätte. Er sank wie zerschmet tert in den Sessel, sein Gesicht verlor alle Farbe und er schlug erschütternd seine hünde vor die Stirn, als müsse er zunächst seine Gedanten sammeln, um das Unsaszbare, Unglaubliche zu begreifen «hundertsünizigtausend Markt« stöhnte er. »Ja einer Nacht oerjubelt, verspielt.« Aber plötzlich richtete er sich wieder straff in die Höhe, als schäme er sich der Gemüthöbewegung eines solchen Sohnes wegen, und seine Stimme klang wieder sest und talt, während er sagte: «Wann muß das Geld bezahlt werden7« «Jn acht Tagen.« Der alte Gras athmete schwer. Aber er besann sich nicht eine Minute. »Gut, ich werde zahlen«, sagte er. Und bald daraus mit der band nach der Thiir deutend, siigte er mit tief ster Verachtung und im Ton uner bittlicher Strenge hinzu: »Und nun hesreie mein haus von Deiner Gegen wart! Und laß Dich nicht wieder hier sehen! ch würde Dich mit Hunden vorn Ho e heben. Das laß Dir ge sagt sein. —- — Du wirst schon mit dem Zwölf-Uhr-Zug abreisen, hörst Du! Unter keinen Umständen möchte ich noch einmal mit Deinem Anblick geHeftrast sein.« Gras Bodo zögerte. Er sah noch einmal halb scheu, balb stehend zu seinem Vater hinüber. Der aber guckte mit keiner Wimper. Ehern, un bewegt blickte sein Gesicht, seine band wies noch immer gebieterisch nach der Thiir. Mit gesenktem baut-te, wie ein Ber beecher, schlich der junge Gras hinaus i Dritteltkapitet . Inst M Mittag ins id Karnrnerhetr Baron Tasitlo m Sliimerssiottenfeld, der Schwieger sohn des Grafen Gerhard, auf Schloß Buchenau ein. Der alte Graf hatte ihn telegraphiich in einer wichtigen Iczamtlienangelegenheik zu sich erbo ; en. i Als der Wagen vor-fuhr, der des IKanunerherrn zur Bahn-siation entge jgengefandt worden war, eilte der Schloßherr seinem Schwiegersohn ent gegen. Baron von Gliimer-Rottenfeld war eine vornehme Erscheinung, die sich in dem eleganten Nerszehpelz sehr statt lich ausnahm. i »Was giebt es denn, Papa?« fragte Her bei der Begriißung. E Der alte Graf runzelte seine Stirn, und er fah sich ängstlich um, ob ihn seine Gattin auch nicht höre. »Bodo hat mir großen Kummer be reitet", antwortete er mit Flüster stiminet »Marna darf es nicht erfah ren, wenigstens jeht noch nicht. Ich muß sie erst allmählich vorbereiten. Vor ihr handelt es sich lediglich um Geschäfte, hörst Dut« Der Kammerherr nickte diploma tisch. Seine regelmäßigen. aber nichts sagenden Gesichtsziige nahmen einen Ausdruck von Wichtigkeit an. Jetzt erschien auch Graf Dietrich, der seinen Schwager herzlich begrüßte und die drei Herren heiraten die Vorhalle. Hier legte der Kammerherr ab. Un ter seinem Pelz trug er einen elegan ten, nach der Mode sehr lang geschnit t en, bis über die Knie reichenden Dicht-ich in dessen Knopiloch eine Or densrosette brangte. Lactftiefeletten, Wäsche — alles tadellos. Der Odenw iragen reichte bis zum Kinn. Jn der breiten Krawatte funkelte eine goldene, niit einem Onhr geschmückte Busen nadel, die das Wappen des Barons darstelltr. Bevor der Angelomrnem den Solon betrat, wo ihn die Gräfin erwartete, trat er an den Spiegel, zog zwei Bittften aus der Tasche und glitt tete die während der Reise etwas in Unordnung gerathene Haarfrisnr. Auch der Schnurrbart, der nach d Mode an beiden Enden trampihast nach oben aerectt war, wurde mit ei paar liebevollen Strichen bedacht· lFortsetzung folgtJ —— C—O — Die braucht keinen schritt Schauplatz einer der Wiener Bahn höse. Jn der Ankunstshalle erwarte zwei einsach gekleidete Damen die an kommenden Neisenden. Die Damen stehen irn Dienste jener noch nicht allzu lange wirksamen Bahnhossmisston, die sich die Ausgabe stellt, jungen und unersabrenen Mädchen vorn Lande« die mutterseelenallein die Riesenstadt betreten, um dort Unterkommen und Arbeit au suchen, schützend zur Seite zu stehen, sie vor den Gefahren der Großstadt zu warnen und zu schildert. Der Strom der Reisenden ergießt sich nach der Halle, dern Ausgang zu. Mitten drin schreitet ein Mädchen mit ziemlich jugendlichen, hübschen Zügen, halb ländlich, halb stödtisch getleidei. Den Kopf bis in die Stirn hinein be deckt ein wollener Shawl, der das Antlitz vor allzu neugieriger Muste rung schützt. Jn der Hand einen gro ßen Pavvkasten tragend, schreitet sie müde, sast schläfrig dahin, so daß man in ihr leicht eine vorn Lande ver muthen kann. Eine der Damen hat sich an das Mädchen herangewacht: - »Sie erlauben, Fräulein, Sie sind wohl srenid hier? Nehmen Sie die Frage nicht iibel » .. Sie suchen wohl einen Postens« »Nein, Posten hab’ ich ja » .. aber Unterkunft, nun, die muß ich mir erst suchen. Uebrigens . . .. warum inter essiren Sie sich für mithi« »Ja, wissen Sie, liebes Kind, Wien hat doch seine Gefahren siir ein Mäd chen, das aus der Fremde kommt und ganz allein dasteht. Es giebt böse Menschen, schlechte Männer Sie werden verstehen. Wenn Sie siir die ersten Tage Schutz brauchen oder wünschten . . . .« »Ach so, ich verstehe . . . . Jch danke sehr, brauche keinen Schuh.« Die Dame ist etwas verblüfft, so kurz angebunden hatte sie wohl noch keine Schuhbediirstige gesunden. Zu einer Frage noch drängte es sie: »Seht selbstbewußt, liebes Kind, aber sagen Sie mal was sind Sie denn eigentlich-W «Thierbiindigerin,« war die Ant wort, und damit war die Zwiesprache auch beendet. Die Welt mag jedem Menschen so viel delchulden, als zu seinem Lebens unterhalt nöthig ill, doch sind viele derselben zu faul, sich auf die Beine zu machen und di: Schuld einzutreiben· Die Dummen sind dek Düngek auf dem Felde des-Geistser »Warum magst Du nicht, daß wie in das Haus dieses Teuftmagnaleu einbrechen?« fragte dee Spttzbube seinen Kollegen. Niemals-. Der Kerl würde es wiede: eineLngem indem et Noch gar nichtks lau-se MS het, da man oft die ehauptung Mr « i alebe keine Aulis-« Bald W man mit viel mein Recht sagen st am- Ec giebt keinen noch nicht muss vplisitten Geschäfts- oder.JndusiOs zwelg mehr.