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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 9, 1905)
Jim, Jess und Joe. Von denry F. Urban (NewYort) Es war so gegen Nachmittag drei Uhr, iin Frühjahr, da erschien im, der Bauer, am Broadway. Er atte einen altväterischen langen Ge rock an, von lehingelber Färbun , der ihm viel zu eng war. Seine Ho en waren schwarz und weiß larirt und viel zu kurz, so dasz die baumwollenen rothen Strümpfe sichtbar waren. Seine Fuße steckten in groben plumpen Schuhen, dieRisse hatten und aussahem als waren sie seit lehtem Sommer nicht geputzt worden. Statt des Kragens hatte er ein grünes Tuch um den Hals. Aus dem strohlgelben ar sasz ein iacherliches brannes rby-Hutchen rollerBeulen, das oben grau und riin schimmerte vor lauter Alter. rothes jugendliches Gesicht war glatt rafirt und aus der Nase trug er eine silberne Brille aus der Zeit unserer Großvater. Jn der Linien hielt er einen Negenschirm aus hellblauer ver ichossener Baumwolle und in der Rech ten eine Reisetasche aus buntscheckigem » »in. Teppichstofs — beide so altmodisch wie s nur dentbar. lich den Broadioay hinauf. Hin und wieder schoß ein Strahl braunen Ta Latsastes aus seinem Munde aus die Straße. Ihr könnt Euch vorstellen, was fiir ein Aussehen dieser Bauer unter den hastigen Dollarjiigern und den eleganten Frauen des Broadway irxcchtr. Er roch förmlich nach dein Pserdestall und dem Kuhstall Man niktterte Landlust, wo er ging· Alle Augenblicke lief er gegen Jemanden an, ohne sich zu entschuldigen, zum Aerger der Angerannten und zum Ergötzen der Anderen. Ein langer Schwanz von Jungen und Mägdlein hing ihm an und war tei- der weiteren Verwiclelungen, die der junge Bauer veranlassen konnte. Wo tam er her? Aus New Jersey? oder ans Pennsylvanien? oder noch ireiter her, ans Ohio? So nahte er sie-, dem riesigen Wolleniratzer an der gli. Straße, dem sie wegen seiner drei religen Form den Namen »das Bügel eisen« gegeben haben. Osfenbar liaite Jim noch nie einenWollentratzer gesehen. Denn je näher er dem Ge So stapste er geinüth- » dar-de kam, desto grosser wurden seine i«;ugen, desto weiter öffnete sich sein Mund mit den gelben Zähnen darin. Er stolperte jetzt über Alles und e des, das ihm in den Weg lam. -S hagelte leisere und lautete Verwün schungem Und wie er nun an der spitzen Ecke des »Bii eleisens« ange langt war, blieb et ehen und gafste die zwanzig Stockwerle hinauf· Im mer mehr beugte er sich nach hinten über, um bis zum Dache hinaussehen zu können. Zuletzt bildete sein Kör per fast einen rechten Winkel nach rückwärts-. Und plötzlich verlor er das Gleichgewicht und schlug aus das Pilastet, daß es tnallte. Weibliche ctimmen schrieen erschrocken aus. Mönnliche Stimmen riefen »Hoh!« oder lachten. Einige sprangen herzu, d.ni Tölpel auszuhelsen Er ließ eg sich r·efallen. ohne eine Miene zu verziehen lsnd ohne ein Wort des Dante-D wie wenn er stumm wäre. Seine Reife tasche war ihm bei dem Falle aus der Hand geglitten und lag etwas abseits. Und jetzt entdeckten die Leute, daß auf der einen Seite, die nach oben lag, ein Stück weiße Leinwand mit plumpen Stichen angenäht war. Aus der Lein wand stand in ebenso plumpen schwar zen Buchstaben, wie von ungelenter Farmershand etwas geschrieben, ähn Sich einer Reise-Adresse Neugierig, tvie die Weltstädter sind, drängten sie sich herzu und lasen: .,Pkäsident Rrosevelt taust seine Hüte nur von Ben Shutnaler. Es sind die besten ttbis 5 Dollars das Stück.« Ein lustiges Gelächter erhob sich. Jemand sagte: »Da sind wir nicht schlecht reingefallen!« » Ein Anderer sagte: »So ein gerie tsenes Luder!« Der Bauer aber nahm seine Tasche, tel,rte die beschriebene Seite sorgfältig s nach innen und stapste mit feierlichem s Gesicht« in dem sich tein Muskel regte, s vnn dannen. s Einige Jungen sagten: »Laßt unss ihm sol en. Wir wollen sehen, was er jetzt.tre bt und wen er fest herein legt.« . Und Jim niarschirte weiter. An der ’ 24. Straße treuzte er den Broadtvay. J Ali- er Eber den Damm schritt, be-s merlte er die Spalte siir den eleltri scken Untergrnnd-Betrieb zwischen ! ten Schienen der Straßenbahngeleise. l Tief unter der Spalte hörte er etwas ! sau en und surren. Er blieb stehen,l mitten aus dein Geleisr. Dann lsiete er nieder, guckte in die Spalte und slocherte mit der Spitze seines blauen ! Regenschirmeö drin herum. Eine ! Menschenmenge ammelte sich und sah i belustigt oder ertannt dein Bauer zu. T Dicht bei dem Bauer brachte ein Wa gensiihrer seinen Straßenbahntvagen jäh zum Halten und ries: , »H«h «-—«-— Stoppelhopserl Bist Du s verrückt? Mach’, daß Du vom Geleisel lornmst!« Der stocherte ruhig toeiterJ Schon standen vier weitere Wagens hinter dem ersten. Der sette deutsche Polizist von der nächsten Straßenecke scls den Auslaus. kam herbeigelausen, trat dem Bauer aus die Rundung zwi schen Rücken und Beinen, packte ihn reirn Kro en und riß ihn in die Höhe. Dann er uchte er ihn laut und ber stöndlich, zur Hölle zu gehen mit sei nsm Unsug. 0eint betrachtete den Po lizisten mit ossenem Munde wie ein neues Broadway-Wunder. Dann trot ute er aus den uszsteig Hier bis Inte er seine Resetasche, nahm eine kchiibi e Aleidekbiirste heraus und bür rte ch sorgsaltrg ab, besonders die Rückseite Dabei fiel eine Men e alter Posttarten au die Erde. r schenkte ihnen keine eachtung, son dern that die Bürste wieder in die Reisetasche, llappte sie zu und ent fernte sich. Alles stiirzte sich auf die Prstkarten. Sie besagten: »An A. L. Baker Fe Co» New York, 30·0 e’k«iinfte Avenue, bitte senden Sie mir iosort noch lDutzend Schachteln Je rer unvergleichlichen Anti-Berstop - tin-is- PillenX Da lachten die Leute wieder und saqtenx »Der versteht st« l si- iis si Ein under Mal, auch wieder an» einem schönen Frühjahrs-Nachmittag, war wiederum ein großer Auflan am Broadway. Die Menschen standen vor einer Apotheke Aus der Apotheke lam plötzlich Jeff, der Landstreicher. Bo etwas Verwahrlostes hatte der Broadway lange nicht gesehen Jn fe: ner Berwahrlosung wirkte er wie eine boshafte Berhöhnung des Luxus um ihn her. Jeff war von Kopf his zu Fuß ein wandelndes Lumpen tiindeL Er trug einen ver chlissenen Frack, der vorn mit einem indfaden zuaebunden war. An dem Bindfaden hing an dem Bauch eine Kuhflocke Die Kopfhedeckung war ein Zy inder ohne Deckel Kinn und Backen deckten aritige blonde Bartstoppeln, die Nase trar fuselroth Aber er war trotz tcm ein moderner Landstreicher. Gehen- eFiel ihm nicht im Traum ein. Jkll fuhr. Da er sich tein ganzes ijeirad leisten konnte, fuhr er auf einem halben. Das heißt: es war das Vorderrad eines alten Zweirads, dem der Gummiring fehlte und die Lenk st.inge. Aber es hatte einen schmutzi aen, ledernen Sitz und zwei rostige Pedalr. War es möglich, daß Je mand auf diesem wider-sinnigen Jn strnment fuhr? Jawohl, es war mög lich. Jeff wird’s Euch sogleich zeigen. Jeff kratzt sich erst an verschiedenen Stellen seines Körpers, wegen der vielen Bluts-verwandten, die er hat. Und nun hohl-! sitzt er auf dem Rad, ganz frei, und fährt unter dem stau nenden Gelächter des Publikums da von. Ab und zu, wenn ihm eine Ciraßenbahn entgegenkommt, him melt er wie rasend an der Kuhglocle auf seinem Bauch und winkt dem Wagensiihrer. Es ist fabelhaft, wie er sich zwischen dem Wagengewimmel hindurchfchlängeli. Jetzt scheint er rettungslos in eine Droschle hinein zurennen. Frauen treischen. Aber mit einem jähen Ruck wendeter um, so jäh, daß es aussieht, als miisse er mit dem Rad umfallen. Die Leute nsachts nervös. So sauft er him melnd und sich tragend hin und her. Vor jedem Polizisten an einer Stra kcnecke nimmt er den deckellosen Cy linder ab und bimmelt einen Salut. Es ist zum Wälzen «- wahrhaftig! »Warum verhaften Sie den Kerl nicht, er ist ein Vertehrshindernißl« lsrüllt der Droschlenlutscher wiithend rom Bock herunter. »So dumm!« sagte der Polizist. ,Dag will er ja gerade!« Jesf hat das gehört nnd fahrt nun aus Niederträchtigkeit unausgesetzt :!m den giftigen Drofchlenlutscher l:c:«um. Der wird immer giftiger und flucht, daß dem Gaul die Haare zu Berge stehen. Die Zeitungsjungen teilten vor Entzücken Immer mehr Lilienfchen sammeln fich. Jesf läßt jetzt von dem geplagten Drofchlenlutselief ab. Ihm wird warm, sehr warm. Er niiirft im Fuhren die Strippe um den Rock ab, dann die Kuhglocke, zieht den Rock aus, bindet die Kuhglocke wieder vor, nimmt den Rock über den Arm. Hinten auf der Weste hängt ein Plalat mit der Aufschrift: »Das ist ein halbes Famaisweirad das so extoag aushält. Ein ganzes hält ewig. Preis 25 Dollars.« Da wieherten die Leute vor Lachen und meinten: »Nicht übel, wahrhaftig nicht übel!« .«. .- .-. Wieder ein Mal wars ein liihler Herbstabend am Broadway, schon so mich dem Winter zu. Jm Schauspi ster des Kleiderladens stand beim Schein eleltrischer Lampen eine Glie dcrpuppe. Ein Zettel besagte, es sei di schöne Joe, die volllotnmenste aller Gliederpuppen. Saperlipopette -—- er nsar auch wirllich schön! Er steckte in einem dunkelbraunen, funlelna el nenen Anzug, der ihm so prall ffasz wie das Kalbssell auf der Trommel Aus der Rocktasche linls sah der. Zipfel eines schneeweißen Taschen-’ incbes heraus und darüber im Knopf loch stal eine mächtige .elbe Chrysan- ! theme; sie war lünstli . Jm roth seldenen Schlips funlelte ein mächti aer Diamant aus Glas· Auch hatte er blitzende Lackstiefel an und trug» einen ebenso blitzenden Cnlinder nach der neuesten Mode. An den Händen T Monaten die feinsten Leder-Hand schuhe. Sein Schnurrbart war dun- ’ telbraun, aber man lonnte sehen« daß er nicht echt war. Und zwei lnalls rkthe Backen hatte er und zwei knall rothe Lippen, das; es eine Freude war. Kurzum — es war dasEbenbild eines schönen Mannes, wie er den jungen Mädchen im Traume zu erscheinen pflegt. Schade nur, daß es blos eine Gliederpuppe war. So stand er im Schanfenster und stierte nach Art der Gliederpuppen mit zwei glänzenden dummen Augen re gungslos geradeaus in die Ferne. Jn der rechten Hand, die ein wenig er hoben war, hielt er eine Tafel« die verkündete, daß drinnen im Laden die tadellosesten herbst-Anziige siir Her ren von 20 Dollars aufwärts an e fertigt würden. Dann plötzlich ob er mit einem Ruck die ltnle hand, die ebenfalls eine Tafel hielt —mit einer W-» —q,—» » » ähnlichen Jnschrift daraus· Zugleich fuhr die rechte Hand mit einem Nuck nach unten, nur der Kopf drehte sich ebenso ruckweise nach links. Einige Minuten späer beim nächsten Hände wechsel drehte er sich ebenso ruckweise nach rechts. So trieb er’s unausge setzt. Die Menge, die vor dem Schau fenster stand, beobachtete das mit gro ßer Andacht. Besonders die jungen Mädchen waren ganz entzückt und konnten sich nicht sattsehen an dem schönen Joe. »Ach, wenn ich so einen Mann be täme — wie glücklich wäre ichl« seufzte die kleine Mamie, die bei Linn stone cke Co. Ladenmamsell war. »Wie schade, daß es nur eine Glie derpuppe ist!« meinte ihre Freundin, die kleine Cissy. Jm selben Augenblick stieß sie ein allerliebstes Schreichen ans. Die Glie ,derpuppe hatte plötzlich die Uhr aus der Tasche gezogen, einen Blick darauf geworfen und sie wieder in die Tasche gesteckt. Dann hatte sie den Leuten auf der Straße eine lange Nase ge dreht und war mit einem Satz in den Laden hineingesprungen und ver schwunden. Ein schallendes Gelächter erhob sich aus der Straße. »Nein —- so was!« sagte die kleine Mamie. »Nun ist er doch lebendig. Jetztwarten wir, bis er das noch ein mal macht.« Jm Ladensenster zogen sie einen Vorhang herunter und als er wieder hochging, stand abermals der schöne Joe da, als Gliederpuppe, und abermals sammelten sich Leute, um ihm zuzusehen — — åt II M Aber Jim, der Bauer, und Jefs, der Landstreicher, und Joe, die Glieder puppe, waren allesammt ein und die selbe Person, nämlich John Geiger, der Sohn eines braven deutschen Bar biers aus der Avenue A in New.York. Sein Vater hatte ihn vor zwei Jahren aus dem Hause geworfen, weil er ein arbeitscheuer Thunnichtgut war. »Für Drohnen,« hatte er ihm nach gerufen, ,,ist in diesem Lande der flei .ßigen Bienen kein Raum. Werde eine nützliche Biene. Lerne etwas Ver niinftiges und arbeite. Nur so wirst Du’s zu was bringen!« i Biene und arbeitete schwer im Dienste sder Retlame, bald als Jim, der Bauer, jbald als Jess, der Landstreicher, bald Hals Joe, die Gliederpuppe. Er reiste siiber die ganzen Vereinigten Staaten Hund verdiente ein Heidengeld Als er jPapa Geiger zum ersten Mal wieder aufsuchte, umarmte der ihn gerührt und pumpte ihn um 500 Dollars an fDann sagte er: »Dies- ist wirklich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten siir den, der arbeitet! Gott sei mit Dir!« ,,Amen!« sagte John. »Du mußt mir aber drei Prozent Zinsen auf die fünfhundert Dollars zahlen. « ! ---——.—. --—---—— Des Richters Uhr. Humoregle von J. Kn op f. Der ehrenwerthe Herr Cadbi), der in New Orleang das schwere Amt eines Richterg bekleidete, war nicht inur ein dorziiglidfer Jurist, sondern auch ein guter Gatte und Haue-baten Oelten ermangelte er aus seinem »Ganz-re nach dem Gericht, den aus dem l Wege liegenden Martthallen einen. "Besuch abzustatten, um von den dort; prandenden Leckerbissen der Saison einige zu taufen und sie seiner lieben «Gattin nach Hause zu senden. Maul wußte dies-» und manche Ehesrau hielt ! ihrem weniger ausmertsamen Mann den guten ZlJtisier Cadbh als Muster exemplar vor. Wieder wandelte Mister csadby i nach dem Gericht; an seiner Seitel hatte er einen guten Freund und Kol-: « legen. Heute ging er nicht zur Markt halle. Er war nicht ruhig genug da zu, denn ein doppelter Raubmörder sollte zum Tode und zu sieben Jahren Ehrverlust verdonnert werden. Vor dem Kriminalgericht hatte sich eine große Menschenmenge angesam melt, die die neueste Berühmtheit — eben diesen Doppelmörder — sehen wollte. Ehrfurchtsvoll machte man den beiden Mchtern Platz. Da — während sie durch den Menschenhau sen schritten, saßte Mister CaCdby nach seiner Uhr· Ein leichter Schreck — sie war nicht da. Doch er faßte sich schnell. Und John wurde eine nußche l »Diese entsetzliche Zerstreutheit« — bemerlte er mit feiner lauten Stimme gegen den Kollegen gewendt —-—— »dnl’ Dir nur, wieder ’mal habe ich meine goldene Uhr auf dem Nachttisch liegen lassen« Der Freund lachte. »Na, Du wirst Deinem Mörder auch ohne Uhr sagen lönnen, wann seine letzte Stunde ichliigt.« Womit die Sache abgethan war. Das Urtheilt war gesprochen. Miß muthig lehrte Mister Cadby in das eheliche Heim zurück. Mißmuthig — denn der Mörder war zwar zum Tode verurtheilt worden, aber die sieben Jahre Ehrverlust — die hatten die Gelchworenen gestrichen. ( Zärtlich empfing ihn die liebende Gattin. Ein leckeres Mittagsmahl stand bereit. Da, man war gerade bei der Suppe, fiel dern Richter feine Uhr ein. »Ach Frau,« tagte er, »thu rnir doch den Gefallen nnd hole mir meine Uhr vom Nachttisch. ich habe sie heute lie gen lafsen.« Die Frau lachte. »Aber Cadby, Du wirst immer ber geßlichert Wo soll das nur hinführen! Jch habe sie Dir doch schon vor drei Stunden nach dem Gerichtshof ge schickt!« « »Unmöglich!« fiel Mister Cadby ern. »Nicht unmöglich. Du hast sie ja selbst holen lassen." »J-—i—ch?« Entsetzt ließ er den Löffel fallen. Jhm ahnte Schreck liches. »Ja, Du! fuhr die Frau eilig fort. »Du warst kaum eine Stunde fort — ach, was sag’ ich, kaum eine halbe Stunde war’s —- da tlingelte ein hüb scher, junger Mann — ein Gerichts bote, wie er sagte. Der brachte mir eine prachtvolle Rehleule, die Du heute in der Martthalle getauft hast, mit einer hübschen Empfehlung von Dir. Ich möchte sie übermorgen auf die Ta fel bringen, so sagte er. Schon wollte er gehen, da besann er sich, Du hättest Deine goldene Uhr auf dem Nachttisch liegen lassen, und er solle sie Dir gleich mitbringen!« Mister Cadby flimmerte es vor den Augen. »Und Du —— gabst ihm die Uhr?« »Na gewiß! Oder« ——— nun wurde Mistreß sCadbh aber doch ängstlich — ,,hätte ich etwa nicht sollen?« »Nein, Du hättest nicht sollen, Du Juwel von einer klugen Frau!« brüllte Mister Cade wüthend. »Wie kann eine Richtersfrau nur so — so« — Mister Cadbh besann sich rechtzeitig auf seine gute Erziehung —- »so — leichtgläubig sein. Einem verständigen Menschen dürfte so etwas gar nicht passiren. Danke für den Tausch! Eine Rehieule für ’ne goldene Uhr! O sancta simplicita5! Die Rehkeule hat der Schuft selbst gekauft, um den Gimpel auf den Leim zu locken· Ahnst Du jetzt was?« An jenem Tage aßen Herr und Frau Cadby nicht weiter. Geschehenes läßt sich nicht ändern, und so war der uhrenlose Richter am nächsten Morgen milder gestimmt. Eine zärtliche Uniarmung -- ein sanfter Kuß, und Frau Cadby war wieder versöhnt und versprach, ihm die bösen Worte von gestern nicht mehr nachtragen zu wollen. Wohlwollend ermahnte Cadby seine kleine Frau, nicht mehr so leichtgläu big zu sein, und beruhigt ging er dann aufs Gericht. Die Sitzungen dauerten lange, und mit einer sehr großen Ver spätung kam er wieder zu Hause an. Dort erwartete ihn schon seine Frau ungeduldig. Freudig umarmte sie den Ueberraschten und srohlvckend rief sie. »wes-suchen — trat-by es ist doch! reizend, daß wir Deine Uhr wiederj haben!« ’ »Wie — was haben wir wieder?« fragte er überrascht »Nun ja, Deine Uhr; sie haben doch den Hckllunten von Dieb erwischt Und ihn des Diebstahl-Z über-führt« Dem Richter wurde schwül zu Muth; er zog das Taschentuch hervor und wischte sich die feuchte Stirn. »Frau, Du sprichst in Räthseln. tirtliire Dich deutlicher, denn ich weiß weder von dem Dieb noch von der Uhr. Was ist das nun wieder?« »Aber, lieber Gott,« stief; die Frau betroffen hervor, »heute gegen Mittag tlingelte wieder ein sehr sein gekleide ter Herr, stellte sich alS Gerichts sctxreiber vor und erzählte, der Dieb Deiner Uhr wäre glücklich erwischt. Zu seiner vollständigen Uebersiihrung beviirfe es nur noch des Corpug de-« liiti. der Rehteule. Aus Deinem Be fehl sei er deshalb zu mir geeilt, und er bitte um die besagte Keule« »Und — Du ——s hast sie ihm ge geben?« »Na natürlich! Einem richterlichen Beschlusse darf man sich doch nicht wi versetzen « Zerschmettert sant Mister Cadby in einen Stuhl· Doppelt betrogen! Denn der Spitz bube hatte sich natürlich gehütet, der Polizei in die Arme zu tausen. O, diese schlaue Frau! Sich auch die tröstende Rehteule abschwindeln zu lassen! Und diesmal besann sich Mister Cadbv nicht rechtzeitig aus seine gute Erziehung —- — —,-A Vom Leben. Nun breche ich wieder die Zelte ab, Eine Spanne Zeit sinkt wieder ins Grab; Und was ich hoffte und was ich litt, Tag Gute und Schlimme, das stirbt mit, Und alles umweht ein liebes Licht Als wie ein theures Todtengesicht . . · . Was bringt mir die nächste Spanne Zeit? ich denke viel Hoffen und viel Leid; Dann öffnet sich wieder das breite Grab, Und wieder sinkt ein Stück Leben hinab. So gehe ich weiter, das Ziel kommt heran, Hoser und Leid sind noch immer dran, Und dazwischen zur Stärkung und Herzensstillung Ein bißchen Sonne,lein wenig Erfül ung, Und doch, wenn die Stunde zum Schlage hebt-— Jch habe mein Leben gern gekebtt Wie man ausbricht Die Romane der älteren Zeit sind reich an Fluchtversuchen berüchtigter Verbrecher, die oft ihr Leben auf’s Spiel setzten, um ihren unfreiwilligen Aufenthalt verlassen zu können. Daß derartige Fluchtbersuche auch heute noch vorkommen, kann man fast täglich in den eZitungen lesen und wenn wir hier einige solcher Versuche aufführen so handelt es sich um Borsälle, welche die Kühnheit und Ausdauer des ge wöhnlichen Verbrechers bedeutend übersteigen und wohl der Beachtung werth sind. Vor einigen Wochen entfloh ein französischer Einbrecher aus seiner eZlle im Gefängniß zu Lille in wahr haft wunderbarer Weise. Er stellte sich vermittels des Brotes, das er er hielt, einen Abdruck des Zellenthür schlosses her, und machte sich dann, ebenfalls aus Brot, eine Form, in die er einen Schlüssel aus dem Metall ei nes Zinntruges preßte, den er auf ei nem Kohlentopf geschmolzen hatte. Mit unsäglicher Mühe öffnete er die Zellenthür, wiederholte dann das Ber fahren, indem er sich einen Schlüssel für die massive Thür des Kjorridors anfertigte, in welchem seine Zelle lag, und schließlich kam er ungehindert in den Gefängnißhof, nachdem er fast zwei Jahre auf diese Vorbereitungen verwendet hatte. Er ertlomm die mit zerbrochenem Glas bestreute Mauer, fegte das Glas mit einem Besen, den e’r sich ebenfalls hergestellt, zur Seite, brach in das nächste Haus ein, stahl dort einen Anzug, verschwand und ward bis heute nicht wieder gesehen. Vor einigen Jahren machte ein englischer Verbrecher ebenfalls einen äußerst sinnreichen und fast unglaub lich erscheinenden Flrichitversuch Er hatte sich in den Besitz eines Schrau benschlüssels gesetzt, den er, wenn er ihn nicht benutzte, außerhalb seines Zellensensters an einer Schnur auf hing, und vermittels dieses einfachen Instrumentes gelang es ihm, ein Loch in die dicke Mauer seiner Zelle zu bohren. Er brach die Ziegel aus, so daß er sie nur herauszunehme nbrauchs te, und füllte die Löcher, die entstan den, mit den Blättern seiner Bibel aus, während er die Kanten mit Seife beschmirte. Das wiederholte er drei Jahre lang täglich. Er ging mit ungeheurer Geduld zu Werte, bis er schließlich ein so großes Loch durchgebohrt hatte, dasz er hin durchkriechen konnte. Vermittels einer Strickleiter, die er sich aus gestohlenem Material —er wurde mit dem Flech ten von Matten beschäftigt —.her stellte, stieg er in den Gefängnrßhof hinunter. Hier indessen sah er· sich einer hohen Mauer gegenüber, die er tsfcht erklimmen konnte; man bemerkte ihn und brachte ihn in das Gefängniß zurück. Ein englischer Kriminalist erzählte rrn der Flucht eines Verbrechers aus dem Gefängniß zu Nottingham. Der Gefangene war aus seinem Zellenge sängnifz gellettert und hatte sich ver mittels des Blitzableiterg auf das Dach des Gefängnisse-Z geschwungen. Hier trennte ihn ein breiter Abgrund ron dem Dach des nächsten Gebäudes. «·«.·it verzweifeltem Sprung gelang es ihn, den Raum zu iiberspringen, dann kletterte er wie eine Katze am Wasserrohr des Hauses hinunter, in welchem merkwürdigerweise ein Poli zeibureau lag. Eine sehr gefährliche Flucht wird auch aus dem englischen Gefängniß zu Dartmoor berichtet· Dort war ein Gefangen-er beschäftigt, mit mehreren Genossen einen Schornstein ·zu bauen. Im Einverständnis-, mit diesen ver steckte er sich in einer Nische, während seine Mitarbeiter weiterfchafften und Ilin sozusagen in den Ziegeln ein mauerten Als die Nacht hereinge lrrrchen war, gelang es ihm mit über menschlicher Anstrengung, die Mauer dssrchiubrechem er gelangte auf die Straße und ward nie wieder gesehen, ooivohl sich die englische Polizei alle Fitiilse gab, um sich seiner wieder zu ermächtigen ——--—R. Onkel Sam alø Wasser-Ratsp gehet-. Die Abtheilung unseres geologi schen Bundesdiensieg, welche der Hy dxologie oder Wasser-Nachsorscl)ungg lunke gewidmet ist, hat schon Viele-; Werthvolle hinsichtlich der Untersuch ung sowohl von Oberfläche: wie von Untergrnnd - Quellwässern geleistet und steht irn Vergleich zu ähnlichen Institutionen in einer Reihe anderer Liinder auf einer hohen Stufe. Sie erfreut sich denn auch großen Ansehens im Auslande, nnd schon öfter wurde ihr Rath von denchie rungen anderer Länder in Anspruch genommen. So hat sich im verfloss senen Jahre Peru einen Hydrologen von uns geborgt, um vielleicht an der beinahe regenlosen Kiiste jenes Landes Wasser aus dein Boden zu gewinnen, nnd auch das Colonialanit von Ber niuda wandte sich in gleicher Sache an Onkel Sain um Rath. Und neuer dings sucht Antonio Olhntho, welcher der Eommissär Brasiliens auf der St. LouiserWeltausstellung war, im Auf trag seiner Regierung bei unserer lsydrologischen Abtheilung Auskunft, welche es den Brasilianern ermögli chen soll, ihre, unter dem Boden lie genden Wasserhilfsquellen zu ent wickeln. Für Brasilien ist dies von besonderer Wichtigkeit; denn aner lannterrnaßen sind diese Oilfsquellen sehr bedeutend, aber noch so gut wie garnicht ausgebeutet, so förderlich dies auch für die culturelle Entwick lung des Landes wäre! Ballgespråch. Junger Mann: »Waren Sie schoß einmal in China, mein Fräulein?« ·Fr·ciulein: »Nein! Und Sie?« cgtijnger Mann: »Ich auch noch 1,’ t « Fräulein: »Merlwürdig, da waren wir ja Beide nicht dort. « Fortschritt. »Du, Deine Tochter lernt Klavier spielenL Macht sie denn Fortschritte?« »Und ob! Den ersten Monat, als sie lernte, zogen alle Parteien im ersten Stockwerk aus, und jetzt haben alle Parteien im zweiten Stockwerk gekündigt!« Prattisch. »Das Klavier, den alten Klimm tasten meiner Frau, habe ich gegen inne Violine eingetauscht.« »Ach, was hast Du da geil-aus« »Nu: Verniinftigesl Jetzt wenn meine Frau schlecht spielt, kann ich die Violine zum Fenster hinauswersem mit dem Klavier ging das nicht « Die junge Frau. »Ich habe neulich einen Schinken bei Ihnen gekauft; haben Sie noch welche?« »Gewiß, hier hängen sie.« »Sind sie aber gewiß von demsel ben Schwein?« »Jawohl!« »Dann geben Sie mir noch vier Stückl« ZuvieL Räthim »Ich habe so viel Ber irauen zu Ihnen, Herr Schnäbler, daß ich Ihnen mit ruhigem Gewissen meine älteste Tochter anvertrauen tdnnte!« Schnäbler: »Es ist zu viel, Frau Räthin, so ein großes Vertrauen kann ich nicht annehmen!« Borsichtig. Hauswirthin (zu dem neu ein itza aenen Studenten): ,,Wann wünschen Sie morgens geweckt zu werden . . . um sieben?« »Meinetwegen; ich kann Jhnen aber nicht versprechen, daß ich dann schon zu Hause bin!« Wahre Liebc. » »Der sicherste Beweis, daß ein Mann seine Frau liebt, ist, wenn er .hr alles kauft, was sie wünscht.« . »Ganz und gar noch nicht« Der ! sicherste Beweis ist« wenns er ihr alles :tqut, was sie sich wünscht, —- und :n.cht darüber raisonnirt.« Vom Stnudcsamt. Taxameter: »Ic! will msci Neige borenet anmelden!« Standesbeainter sden Fall registri rend): ,,Also heute haben wir den i 25.« Taxameter: »Nu nee, Herr Stan degbeamter, erlooben Se mal, et is man erst der Elfte.« quernenhofbliithe. Unterossizier (zum Rekruien, der in der Reitschule vom Pferd gestürzt ist): »Na, Sie glauben wohl, wir sind hier an der Ostsee, tvo man Sand biider nimmt?!« Vorschlag. Bankier: »Herr Graf wollen inei’ Eiingste Tochter? Wissen Se wag — machen Se noch eine Viertelmillion Schulden und kommen Sie dar-m um mei Aelteste!" Daher-! »Mensch, Du schtoiizesi ia, als wenn Du Steine getragen hätte-ist« ,,Hab’ ich auch!« ,.Wieso denn?« . »Die meiner Frau in·k— Leihl«san-3.« Macht der Gnaden-rein Junger Vertheidiger lel;en;aiiger Keuleurstudent. seine erste Verthiidi aungsrede schließend): »Und nun ap iellire ich an die Güte der Gesetnoos reiten, indem ich Sie bitte, mit 100 Mart zu pumpen!« Richtig. Lehrer: ,.!-’5rii3chen, sage mir ein mal, was Du vom Fiameel meißii Wo ist es zu Hause?« FritzchenJ »Das Kameel isi nie zn Hause s— das liiust immer in der Ekliiiste umher.« « Unctwartete Wes-dann Fran: »Sage ’mal, Mann, warum nennst Du mich eigentlich Deine Sonne?« Manns »Weil Du mir an so vielen meiner Lebenktage so - « hübsch warn eemacht hast« Musikalisch ! »Ich höre« der Kassirer Ihrer Bank soll so außerordentlich musikalisch trin« »Sie können sieh davon überzeugen tliersuehen Sie nur einmal eine falsche ,.?)?ote« bei ihm anzubringen« Im Großen Garten. Braut: ,,.Horch nur, Edgar, toie herrli—ecq die Nachtigall schlägt! Komm, laß uns aus dieser Bank Platz nehmen und warten, bis sie mit ihrem Lied zu Ende ist.« lNach 5 Minuten, als die Nachti gall schweiat): »Das war ein Genuß« siir den ist jedes Concert hingebet« Bummler (aus dem Gebüsch tre tend): »Diirst’ ich die Herrschaften vielleicht um ein kleines Douceur bit ten?« Bräutigam: »Ein Doueeur — wo für denn?« Bummler (Bogelstimmenimitator): »Na, ich bin doch die Nachtigall, die Sie eben so entzückt hat!«