S a s eh a. ,Wstiye aus Russland oon IrisReutter. sss einer der elendesien Borstiidte Ist Rastatt, wo die Allerärrnsten Wen. stand ein zweistösckiges Holz M von abstogeendem Aeußern. Die setstieungenen k nsterscheiben waren dicht mit Staub bedeckt, eine Seite des Gebäudes hatte sich etwas gesenkt, so pas-es schien, als wolle es jeden Au nbliick einsallen. Jm Hofe stand ein leiser Knabe mit dem Wassereimer in der Hand neben einem bausiilligen Ziehhrunnen und wartete geduldig, des ein Weib im verschossenen, geri senen Kleide ihm Platz machen würde. Aus dem hageren Antlitz des blonden Kindes lag der Ausdruck stummen Leidens; sein zerrissenes Baumwoll hemd deckte kaum die mageren Schul tern und ließ am sonnoerbrannten Halse ein kleines, metallenes Kreuz erblicken, das an einem verblaßten Bande hing. «So, Sascha (Alexander),« sagte das- Weib zu dem zehnjährigen Kna ben, ihr Wassergefäß aufnehmend, »ist Deine Mutter zu Hause?« »Ja, sie ist eben zurückgekehrt," ant wortete das Kind und hängte sich an dru BrunnenschwengeL »Und hat sie Dir was Schönes mitgebracht?« «Nur Papa bringt mir schöne Sachen.« Mit Aufwendung aller seiner schwachen Kräfte siillte der Kleine seinen Eimer und trug ihn schleppend und wasserverschüttend in’s us· «Paß aus« Du Schlingel, aß Du nicht so viel Wasser dersehiittest,« rief ihm ein alter Mann zu. »Ja Deinem Alter sollte man Wasser tragen kön nen.« Jm Wohnzimmer fand er seine Mutter bewegungslos aus der am Bo den liegenden Strohmatratze ruhend, ihr Gesicht in einem Kissen verborgen. Wie in heftigem Schmerz schien sie den Kopf in ihre Hände zu drücken, das Tuch war heruntergefallen und die schwarzen Haare hatten sich gelöst. An der Thüröffnung blieb Sascha unbeweglich stehen. Jm benachbarten Schuppen trillerte unaufhörlich ein Kanarienvogel trotz des Gekreisches eines erzürnten Weibes. Ein selt samer Schauder rannte plötzlich durch seinen Körper. Ihm schien, als ob seine Mutter todt wäre. Wie oft hatte sie ihm gesagt: »Bald ist’s zu Ende mit mir!« Aber noch am gleichen Morgen war sie mit Tagesanbruch ausgestanden um durch Putzen und Scheuern etwas Geld zu verdienen. Milde und matt trat sie gegen Mittag zurückgekom men und hatte seitdem stumm und regungslos aus dem Bett gelegen. Beim Gedanken, seine Mutter zu verlieren, schral das Kind zusammen. Sie war streng, sogar manchmal grausam, und ach! schlug ihn ost; aber sie war auch alles, was er aufs dieser Welt besaß. Sein Vater war in den Krieg gezogen; wohin, das wußte der kleine s-- ascha selbst nicht. Seine gute, alte roßmutter war schon seit zwei Jahren todt. Ja, sei nen Vater liebte der kleine Sascha » über alles; denn dieser war gegen fein » Kind immer die Güte nnd Freundlich keit selbst. Der rauhe Soldat liebte seinen Sohn-mit der ganzen Tiefe« väterlicher Liebe, und kam nie von der Kaserne zurück, ohne ihm Leckerbissen oder Bonbons mitzubringen, ohne - mit ihm wie mit einem alten Kame- s sraden zu sprechen und ihm seine Lei den und Freuden anzuvertrauen. Be- . sonderö hatte er sich Sascha’s Herz durch die Räthsel, die er ihm Zum Er rathen aufgab, gewonnen. « Die groben, braunen Hände, das spnnenverbrannte Gesicht, das laute( Lachen alles war dem Knaben lieh und theuer — sein Vater war ihm an betnngswiirdig. Nie ermüdete Sascha, die muhen Wangen zu küssen; jedes mal wenn der Krieger nach der Ka serne zurückkehrte, begleitete der Klei gz seinen Vater noch eine weite Strecke s l l i we ep. » Furt hatte der Vater zum letztenj Male von feinem Kinde Abschied ge- ? Mmen und war in den Krieg gezo pen. Sascha hatte bitterlich geweint« und seinen Vater keine Stunde vernei sen. Auch die Mutter hatte· geweint, s aber mehr im geheimen. Man fürch- « tete sie in der Nachbarschaft ihresl häßlichen Charakters wegen. So hatte I Saschs fest nur noch zwei Freunde — « zwei halt-verhungerte herrenlose Hun- « de. die den Kummer des Kindes zu verstehen schienen. . Die Nacht hatte sich über Moskau ; herabgesenti. Die Himmel war schwarz ’ und wollenschwer, aus der Ferne groll- ? te dumpfer Donner-. Auch in der . engen Stube, wo das traute Weib lag. herrschte tiefste Finsterniß. Zweimal zuckie das Licht des Bliyes durch den « Raum —- und Saicha fürchtete sich vor dem Blitz —- er konnte es nicht länaer ertragen. Die Angst vor dem Blitz be die Furcht vor der Mutter den« Leise kroch er nach einer M nnd zitndete vorsichtig einen Ker srpf an. immer nach der Seite schauend, wo seine Mutter laq. L stöhnte und wendete sich auf die and-re seite. Der Wind heulte durch M Haus« zweimal rollte der Donner mit « furchtbarem Lärm durch die «MU—«d-hin. Das Kind drückte sich t- die Eise und verbarg das Gesicht cherr den Knien. Ein bitteres Ge -.der Berth hatte sich feiner » s Von nirgends her draus ; » - « lichte-r LIälällesßägr ftdiie ; « weis-I Mk ans. Aber der1 sie-kah- msikmd via-. war sie wollt-, iund drückte sich var Furcht zitternd noch mehr in den Winkel Zusammen »Warum tam denn sein ater ge Jnicht mehr? Und brachte keine - Ischenke mehri Warum durfte er die großen Taschen Leines Mantels nicht mehr durchsuchen Kein Räthsel mehr lösen? Je t wußte er nur das eine, daß wenn eine Mutter bemerkte. wie weit die Kerze abgedraUnt war, sie ihn ftrafen würde. Das Gewitter verzog sich allmähiich und auch Sascha wurde ruhiger, im mer aber dachte er an seinen Vater ·md an das, was er verloren hatte. Er preßte den Kon zwischen die Knie und brach in heftiges, Kampf haftes Weinen aus. »Was giebt's denn?« fragte seine Mutter plötzlich. · Jm Augenblick ftoelte der Thränen strom. Sascha erhob den Kopf und blickte sprachlos nach feiner Mutter, deren Augen jetzt weit offen in die» Leere starrten. ; »Mein Glück, mein Glei! Alles» alles ist verloren!« murmelte sie tla- s aend. Das Kind wagte kaum zu ath- i men. Wird sie die Kerze bemerken? Jn I ler That machte die Mutter eine Be- s mgung, als wollte sie wirklich vom( Bett aufstehen. »Verloren—-—alles ver loren!« flüsterie sie gan schwach. Mit einem tiefen Seufzer fiel te wie der auf die Matratze zurück. m en gen Raum herrschte von Neuem tiefe Ruhe — eine Ruhe, die nur vom be fchwerlichen Athmen der mit dem To de ringenden Mutter unterbrochenj wurde. Endlich senkte sich sanft der Schlaf aus das traurige Kind und ließ es Schmerz und Kummer für dieseNacht wenigstens vergessen. Das Kind schlief lange in denTag hinein. Endlich erwachte Sascha. Aber welch fürchterliches Erwachen. Seine Mutter lag noch immer re gungslos aus dein Bett. War das seine Mutter? Das war ein fremdes Weil-, das er nicht kannte. LFeder Gesichtszug war entstellt, ihre ugen starr und gläsern, die ganze Gestalt unbeweglich, stets und talt. Vor Schrecken sank er neben der Matrafe nieder aus den Boden, wo das Wa - ser vom Regen herauströpfeltr. Er lonnte sich nicht mehr erinnern, wie er die Stube verlassen hatte; wie im Schlaf wanderte er weit fort bis ihn plöhlich eine Herde Schafe auf L·Eelt. Jetzt erst wußte er, was gesche hen war. Seine Mutter war todt! Er war jetzt ganz allein ——-" ganz al lein in der weiten Welt. Drei Tage später wurde die Frau begraben. Sie hatte endlich Ruhe ge sunden. Das Soldatentind war verschwun den. Aber am Tage des Be riibnisses erblickte man Sascha bis au die Haut gurfchnäßt und zitternd vor Kälte im o . »Was willst Du hier?' fragte ihn der alte Mann unfreundlich, der sich bereits Saichas Kieidungsstücke an geeignet hatte. - »Ich will nichts," antwortete Sa scha schüchtern· . »Und was heikt nichts? Du bist hier, also willst Du was? Warum bist Du nicht früher gekommenA Du.hät test Deiner Mutter noch Lebewohl sa gsn tönnen. Jetzt ist sie begraben. und in Deinem Zimmer sind schon andere H Leute« « Beim Gedanken, die armselige 1 Stube nie mehr betreten zu dürfen, brach Sascha in Thränen aus. f sl »Ich wollte nur meine Jacke ho- E en ——". »Jacke? Was siir eine Jacke2« »Die mir mein Vater gegeben hat —- meine Jacke,« seufzte das Kind· »Sie war in der Stube und sie gehört mir·« l Eine Nöhterin, selbst Mutter von fünf Kindern, hatte Mitleid mit dem Knaben und war empört darüber, daß man ihm seine Kleider genommen hat- : te. Eine allgemeine Nachforschung wurde veranstaltet« und der Alte( mußte das abgetragene Weit-rings stiick zurückgeben· l Eben, als das Kind im Begriffe war fortzugehen, brachte ihm eines der Mädchen der Nähterin eine Tasse Thee und ein Stück Brod. Dann! drückte ihm das Mädchen noch etwas Mundes, etwas wie ein Ei, in die dank-. Der Knabe war wie vom Donner gerührt und ver aß sogar s sich zu hedanten. Krampf aft preßte er den kleinen Schuß in die Hand und ’ wollte davongehen. Vor dem hauseT hatten sich einige Bewohner zusam-! niengesunden, und beriethen, was mitx dem Waisentinde zu thun wäre. Ein! unbestimmtes Pflichtgefühl drängte sie für den Kleinen zu sorgen. e mand schlug vor, ihn auf die Polizei i u führen. Das Kind horchte auf. Beim Wort l Polizei erschrak es. Die Polizei, das j wußte er von seinem Vater, war siir Diebe und Mörder, die man ins Ge fängniß sperrt Aber er hatte ja nichts erstohlen. Mit bestimmtem Tone er- « lliirte er, er wolle auf die Polizei mit gehen, müsse aber zuerst noch einen Mann aufsuchen, welcher ihm ein Paar alte Schuhe versprochen hatte Die Leute blickten sich gegenseitig an und teirachteien seine nassen, wunden Füße. Also ließ man ihn gehen Erst als er eine gute Strecke von dem Hause entfernt war, wagte er sich umzuschauen und auch das Geschenk sdes Mädchens näher zu betrachten. Es war ein tieinei höhern-, roth heinattei Ei, das mit Zeichens ge stillt war. Wenn er des Ei tschtitteii te, kenn-te er die Bonboni let-fern ren; dieses Geriiu ch erfreute ihn so ht, Ieise-sitt nige Zeit eine instit-te Leo- ven-in und II - « s ««· meet mn die Zukunft-sein Ei schüt telnd weiterschritt ach die Ge schichte mit dein Mann, welcher ihm Schuhe versprochen. hatte er längst vergessen Aber nun wanderte er nicht mehr ziellos umher; er wußte und hatte einen bestimmten Plan, in er gehen wollte. Ei war ihm der - Dante getommen, seinen Vater aufsu fuchen. Der Entfchlu , zu ihm zu gehen,- stand feft. r wu te zwar nur; daß fein Vater in den rieg ge zogen, wo er aber war, wußte er nicht. Jedoch hatte et von seiner Groåmub ter gehört, daß die menschliche unge ihren Weg von Moskau bis na Ir tnist und noch weiter finden könnte fEr wollte nicht länger ohne feinen ’ Vater leben. Er lönnte Ich sei rcm Vater nützlich machen, Was ser für ihn holen, Holz zum Feuern für ihn sammeln. »Und dann«, dachte er, »wenn ich gearbeitet habe, wird Ba ter mir Räthsel aufgebenund mir Ge fchichten erzählen.« Als es anfing zu dunkeln, über mannte ihn feine Aengstlichleit, und er näherte sich einem wassertragenden Mädchen und fragte mit leiser Stim me: »Welches ist der nächste Weg ans Thor?« »Welches Thor? Es giebt viele Thore in Moslan.« »Das Doronomilovia-Thor«, ant wortete Sascha nach einigem Zögern; er konnte fich nur dieses einen erin nern. »O, das ist noch weit weg,« antwor tete das Mädchen. »Du kannst es nicht mehr erreichen.« Traurig ging Sascha weiter. Er hatte gehofft die Nacht außerhalb der Stadt zuzubringem Hier siirchtete er sich vor der Polizei, die ihn vielleicht finden könnte. So wanderte er immer um den gleichen Punkt herum, mehrere Male durch die gleichen Straßen, bis et wieder auf den gleichen Fleck zurück kehrte. Endlich lam er an das Ufer der Jausa, wo riesige Fabriten stan den. Todmiige entdeckte das arme Kind einen einsamen Pfad am Ufer entlang. hier setzte es sich auf den mit Staub bedeckten Stumpf einer al ten Weide. Ein wohlgetleideter her-r in Begleitung einer Dame ging bor iiber in lebhaster Unterhaltung· Das Kind schaute die beiden sonderbar bittend an sagte aber nicht —- und sie i gingen vorüber. Erst eine Weile spä ter hörten sie hinter sich das Geräusch rascher Schritte. Bitte, ein Stück Brot! teuchte das Kind auf sie zustiirzend ( Die Dame machte eine Bewegt-n als wolle sie nach dem Geldbeutel grei fen, der Herr aber wandte sich rasch! um und sagte: Mach, daß Du fort-s kommst, Du fauler Schlingel!« ; Mit Thriinen in den Augen hinlie: er langsam weiter. Er wußte nicht» wohin. Moskau schien unendlich. Et was abseits vom Wege. nicht weit von einem großen Neubau, erblickte er ein Weib mit einem Kinde im Arm unter der Thüre eines Hauses stehen. Jhr Gesicht schien ihm weniger hart als· das der andern, die er angeredet hatte. Und doch zögerte er noch Aber ihn hungerte und was macht B, dachte er bei sich selbst, nun, da ich doch ein Bettter bin — ein Bettler, wie ihm seine Mutter gesagt hatte. Das Kind nä rte sich dem Weib, nahm höflich die Muse ab und bat ängstlich um ein Stück Brot. »Gin Dir Deine Mutter nicht-:- zu essen?« fragte das Weib. »Ich habe keine Mutter mehr," ant wartete er leise· »Dann, wo ist Dein Vater?« »Mein Vater ist im Krieg« »Höre, Kleiner,' sagte endlich die Frau, nachdem sie ihn gründlich aug gefragt hatte, »wenn Du die Wahrheit sprichst, so beweise mir auch, dasz Du nicht faul bist. Geh, und hole mir et was Holz! Sieh dort baut man ein großes, neues Haus. Dort dürfen wir armen Leute Spähne auflesen. Da gehst Du hin, und wenn Du mir ein recht hübsches Bündel holz zurück bringst, so will ich Dir Brot und Sub- - »Soll ich jetzt gleich gehen?« fragte der Knabebereitwillia »Natürlich, sofort! Bringe viel Holz und ich gebe Dir viel zu essen.« Er fing an zu laufen. Jhm war so leicht, so glücklich zu Muthe! Blos das dunkle, halbvollendete Haus wollte ihm etwas Furcht einflößen, es waren so viele Leute daran beschäftigt Doch in den Lüften hörte er den Gesang der Zimmerleute, und das flößte ihm neu en Muth ein. Entschlossen tletterte Sascha über große haufen nassen Sandes, über Bretter und Bal ten dahin, Niemand schien ihm irgendwelche Beachtung zu schenken· Beherzt schlürfte er in das Haus und blickte staunend in dem weiten, lee ren Raum, mit den vielen Geriiften empor. Im ersten Stock schienen die Bretter der Gerüfte abgeräumt und arfiiubert zu werden; Sand, Schutt, Mörteh Bretterabsiille fielen herab. Auf schwanten Geriiften trugen Dank-langer große Tragrnulden mit »Backfteinen oder Mörtel in die höhe. jEiner derA heiter bemerkte den Kna ltsen und rief ihm herzlos zu: Was I machft Du da. Schlingei. Schickt Di »Deine Mutter, um holz aufzulesen und damit ginger seines Weges. Der. Knabe suchte sich irn düsteren Raume zurecht - und überlegte, wie er das größte Bündel Holz am leichtesten forttragen tönntr. Er zog seine Jase aus« breitete sie auf den Boden und sing an, die tlemen holgeftiirte darein nu sammeln. Vor Freu schlug sein »Hm höher, als er bemertte, daß er schon zehn Spahne bei ammen tie· Ja, Ue Frau sollte sen solibxdet bewundern und ihn dafiir belohnen. Es war schon lange her, daß er·tein Lob mehr empfangen hatte. Seit dein Tode seiner Oroßmuttert Das Häuschen wu s und wurde grö r—— Sascha gab ch noch nicht uf eden. Nein, se grii er der Holzsto wurde, um so eifriger suchte er weiter. auf allen Vieren siiber die Schutthaufen hin- und herlletternd. - .Haft Du bald enug, Du kleiner Nimmerfatt?« rief ihm ein schiibi getleideter Mann, vielleicht ein Au - seher, zu. »Diese Leute kriegen nie genug.'« fuhr er’ zu einem Arbeiter gewendet fort. »Liisit man sie in einen Bauplatz herein, so t man nur dafiir zu sorgen. daß is einem nicht das ganze haus forttragen. he. Du Kleiner! — bist Du bald——« Der Sah wurde nicht vollendet. Etwas — er wußte nicht was — .—«.ifchte plötzlich mit rafender Schnel ligkeit durch die Luft und fiel aus das tnieende Rind. Der Aufseher erbleichte und mur melte, sich betteuzigend: »Gott steh’ uns beis« und eilte auf das Kind zu. Auf seinen Ruf tamen mehrere Arbeiter herbei. Der Knabe war noch bei Bewußtsein; er schlug die Augen aus und richtete einen trauri en, unterwürfigen Blick auf den alten Mann. Zwei Minuten nachher hörte er aus zu athmen. . . . Der kleine Geselle lag noch auf den Knieem den Kopf vorniiber gebeugt, als od er bete. Jn der einen Hand hielt er noch den letzten Holzspahn fest, fden et aufgelesen; an seiner Seite jlag ein Ziegelstein, die Ursache des )Todes. ? Sie legten ihn auf einen Rock, die ;Jacke, die ihm fein Vater geschenkt hat Yte. Jn der einen Tasche fanden sie das »kleine ruhe-Ei »Wer-: gehört das Kinde Wes ist es?« fragte man auf allen Seiten im Tone der Bestiirzung Niemand wußte eine Antwort. So lag Sascha vor ihnen auf seiner abgetragenen Jacke und hielt in der ge ballten Faust noch das letzte Holzstüci, das ihm Niemand weggenommen hat te. Seine müden, wunden Füße hat ten nun Ruhe gefunden. Nie mehr würden sie Ermattung und Müdigkeit tennent Wohin er gegangen, sollte ihm weder Hunger noch Elend folgen. Der Tod war für ihn barmherzigen als das Leben, als die Menschen. Ar mer, kleiner Sascha! Vas Komteßchen. Humoristische Siizze von E. Fahrow. Die tleine Komtesse Edelgard, Garda genannt, wurde von aller Welt angebetet; von ihren Eltern natürlich in erster Reihe. » Des-halb wuchs sie auch zu einem leigenwilligen Geschöpfchen heran, das Hteinen anderen Willen kannte, als sei nen eigenen. Uebrigens gelang es ihr auch im mer. » Einsach deßhalb, weil sie so un lwiderstehlirh war. Um ihr ent zückendes Lächeln auftauchen zu sehen, hätten ihrer Verehrer Drachen erschla geni sagten sie. « ; Die einzigen Drachen, die es in l Gardas Kreis gab, waren aber öltliche sDamenssstrengh höfliche, unnahbare sTanten, an die sich niemand gern T heranwagte. i Eine dieser Tanten war sehr geizig. yNatiirlich war sie zugleich die reichste. x—-— Garda haßte diese Taute ! Diese Tante Christine v. Polhalden swollte nicht immer so wie Garda lwollta Deßhalb reiste es die traus Itöpfige Kleine nun gerade, all ihren jWillen auch hier durchzusehen Zum äBeispiel in Bezug aus die alte Weg snernl Das war doch nun mal ihr Schützlingl 'Die alte Wegnern flammte aus Polhalden, dem Stamnigut ver Tante. — Seit vielen Jahren saß sie schon an der Ecke der Paris und der Bismarcksirasze und hielt Obst seil. Lamtesse Garda sauste alle« Tage eigenhändig Obst bei der Alten und lieh sich bei der Gelegenheit erzählen, wie ei ihr ging, der alten Wegnerm Na» schlecht ging? ihr natürlich! Immer schlecht. · Jrn Rücken hatte sie's und in den Füßen, die Augen waren so schwach. und die Ohren auch. — Mit der Zunge schien es aber wenigstens noch ganz leidlich zu gehen. Tante Christine teiste aber: »die Wegnern sei eine saule Seine, sie sei noch lange nicht sechzig und habe keine «Ursache. Rennen spielen zu wol IUL »Ach, Tantchen,« hatte Gar-da mii ihrem reizendiien Lächeln gesagt, »wenn Du der Wegnern nichts geben willst, werde ich schon andere Leute zur Mildthätigteit bewegen! Jcb habe rnir nun einmal vorgenommen, mich bei ihr zu revanchiren. Sie bat mir immer die Aepiel lo reichlich zugewo en.« Tanie Christine »iiapfte mit dein Ewpr wie Gnrda ihr eigensinniges Riesen nannte, und lachte. Aber einige Tage darauf lachte sie nicht mehr. Da vernahm sie nämlich fol gendes: Kamtesse Garda hatte ihren sämmt lichen Bekannten — nnd das waren etwa zweihundert —- gesagt, arn Frei taq werde sie von 12 bisst Uhr Obst verlaufen —- sie, die Komtesse, an der vEile der Parl- nnd der sit-starrt stkabee « « « Und.w sti , da stand sie in der tkkichen Wnterlnt und trog Aepsel ad—das Pfund drei Mark. Sie hatte einen groben Rock an, ein riesiges Wolltuch um die Schultern gemickelt, um den Kokf ein seuer rothes« gestriektes Kopf i1ch, das fihr zum Küssen stand, und an den Han den weiße Wollhandschuhe. · Da kamen sie, alle die Gardeoffi ziere, die Dipiotnaten, die Juristen, die Künstler, kurz alle, die te sonst im Bacsaal sah. Und jeder kaufte ihr ein Pfund Aepfel und manchmalauch ein paar Kilo ab, und alle bezahlten sie noch mehr als gefordert war. » Um vier Uhr waren die zwei Gent ner Aevsel verkauft, aber da tarnen gerade noch einige Bekannte, die auch noch wohlthiitig sein wollten. Da verkaufte Garda ihr Kopftuch um 20 Mark. Und dann ihre Hand schuhe nm denselben Preis. Und auch das Umschlageiuch ward verhandelt. Da aber zupfte sie die Wegnern’am Aetmel: « »Na, jnädiges Komteßchen, den— Rofck behalten Sie aber wenigstens an.'« Garda setzte sich auf eine leere Kiste und brach in ein unaufhaltsames Ge taihter aus. »Was gibt’s denn?« fragte Baron i.disz, der seit zwölf Uhr nicht von dem Verkaussstand gewichen war. »Ich möchte gern mitlachen.« Aber Gardå wischte sich die Augen aus und schüttelte den braunlockigen Kopf. Dann zählte sie ihr Geld-— kte hatte achthundertMart eingenom men. »,.We nern!'« rief ste. »· t sind Sie reich! un können Sie sie im Sankt Georgs Stist einkausen und brauchen Jhr Lebtag nichts mehr zu arbeiten.« Tante Christine von Polhalden be tam schier einen Schlaganfall, als sie von Gardas Streich hörte. Sie·eilte zu deren-Eltern und zeterte: »Garda ist toll geworden! Das Mädchen ruinirt mit Gewalt die Fa milienehre . . . .« »Und soviel kann ich Euch nur sa gen, einen Mann, der sich sehen lassen kann ——— den triegt die nie!« Die letzten Worte hatte die Tante in den höchsten Tönen hinausge auietscht, und jetzt schoß sie zum Zim mer hinaus DieEltern sahen sich an und liichel-’ ten. Gerade an diesem Nachmittags hatte Baron Udih um Garda angehal- ! ten. Und dieser ein Prachtmensch und überdies einer der reichsten Mag-i naten, gehörte zu denen, die »sich sehenj lassen lönnen.« i Garda war sehr llug, aber ihre El tern waren doch noch tliiger s Da sie herzlich wünschten daß Herrt von Udih ihr Schwiegersohn werdens möchte mußten sie ja nicht zu bereit willig thun! Garda mußte annehmen, es gälte auch hier ihren Willen durch zusetzen, wenn sie ihn nahm Man machte ihr also von der schrisH lichen Werbung des Barons Mitthei- ! lang, indem man zugleich der Freier sei noch sehr jung und auch ziemlich leichtsinnig, und überhaupt sei es nicht so eilig mit der Verlobung. i Da suhr Garda aus wie ein tleinerj Feuerteusel: »Und ich werde gar nicht gefragt, nicht wahr? Wenn ich Euch nun sage, daß ich gerade diesen Leo Uditz haben will und sonst leinen?« »Aber liebes Kind, das eilt doch nicht! Du hast doch noch Zeit, hist erst neunzehnk Neunzehn ist schrecklich alt! Du,; Mama, warst mit siebzehn schon ver-; heirathet, wie Du mir erzählt hast," und Tante Christine, ntiirlich, war: ehensalls mit achtzehn Jahren schons unter der Daube, obwohl ich, beim Irr-i piter, nicht begreife, wie aus die jemals » ein Mann hereinsallen könntes« WGarda Du sollst nicht so durschi tos« reden." «Ach wac, Jhr habt bloß ewig et was an mir auszusehen und Baron Udii nie, —- der liebt mich, so wie ich din, und alle meine sogenannten Extradasankns findet er entziiEend und seht so ich ntich nicht mal verlo den können, mit wein ich will, alter das lasse ich rnir nicht allen, und sollt schon sehen, da ich meinen l len durchseseA Sie tief-ausgedacht aus dem Zim nier. Die Eltern sahen sieh an nnd lach ten. »Einaegangen!« sagte der Gras und rieb sich die höndr. »Du darf sie aber nie ersahren!« An diesem Abend sand ein großes Cissest im Pakt des Kasinos statt. Garda war mit beiden Eltern er schienen und sah bezaubernd aus. Jhre Wangen glühten, und sie spähte mit ihren Luchsaugen nach Udis aus«-Endlich erblickte sie ihn mitten aus dem Eise, hell bestrahlt von einer eleltrlschen Lampe. Da eilte sie aus ihn zu; mit lachen dem Munde ries sie ihm zu, doch so, dass nur er es hören tonnte: «Schnetl, geben Stein« einen Ausst« Und da bei stredte sie thnr beide Hände ent gegen« sei. Das ließ er sieh nicht zweimal sa gen, und vor versammeltem Kriegs voll ließ sich Gar-da küssen. Die Ber lpbung war somit verössentlicht, noch ehe sie geset worden war. Es lässt senten, daß der Besten sitt dieser nett-gen Este-IRS : orateäihen n me e IT an Mr a nett den seitheren..« » s sie man ,,eeeeservttch« wies Durchs-einen guten Ko ! So be hauptet wenigstens die Var ser »Re vue bebdomadaire«, un sie beweist dies durch eine, wenn nicht drrbiirgte, so doch amiisante Anetdotr. Wieviel Lärm verursacht doch ein leerer Sessel in der »Arademie ran rnise«! Wie viele Besuche und son detö wie viele Dinersi . . Bekanntlich kommt man in die Academie nur, wenn man einen guten Koch bat. Bo naparte wußte das seer gut." Als erster Konsul war er wegen der Ex vedition nach Cgvvten urch Zur sum Mitglied des Instituts ewahl worden« und er war aus die e, E re sebr stolz· »Ich werde anen ein i nrr in Malmaison geben,« sagte er, und er hielt Wort. Nur Jean Fran rois Ducis, der erste sranzofijstge Sipalespearkllebetse er, weigerte i , an dem Festmahl t ilzunebmenx er war ein strenger Republilaner, und wenn er von dem Kaiser sprach, sagte er immer nur: »Mein Kollege vom Jnstitutt« Navoleon gab sich nun die größte Mühe, um in die Academie ausschließlich seine Freunde hineinzu bringen Eines Tages wurde der Sessel Nr. 5 leer. Man sah die Liste der Kandidaten durch, und der Kaiser ries: »Ich sehe Esmenard nicht aus der Liste, Esmenard muß ernannt werden!« Die Kandidatur Esmenard fand aber ieinen Beifall bei den Un sterblichen. Als Napoleon das-erfuhr. schrieb er an den Herzog von Rovigo: »Es-eben Sie Diners, Esmenard muß gewählt werden!" Durch den Eifer und den Weinieller Ravigos waren denn auch nach 14 Tagen 15 der Un sterblichzn gewonnen. Aber es fehlten noch einige Stimmen, darunter die Morellets, der sür einen der erbittert »sten Gegner Esmenards galt. Mo irellet war halb Aristotrat, halb Re spublitaner. aber ein ganzer Gauk Jmand Jndessen widerstand er dem ersten Gang, und er iiimvste auch noch tapfer gegen die Versübrung der be rauschenden Weine Rovigos. Beim zweiten Gang aber gab er nach. Er tszitte sich schon zweimal von dem Ge richt genommen, das ihm erlesen zu seer schien, und da er nicht wußte, wie anders er sich noch einmal davon ..-ichen lassen sollte, ries er: »Nun wol-l, Her-r Herzog, ich halte nicht mehr an meiner Meinung sesi! Ab, die vorzüglichen Triisseln!... Jch werde Egmenard meine Stimme ge ben, aber geben Sie mir, bitte, die Trüsseln! . . .« So wurde Esmenard einer der »Unsterblichen«. - Weltverlasseue Just-lauen Ein namhafter englischer Forscher, Mr. T· C. Kette-, hat soeben aus set ner Jacht »Pandora« eine Expedition beendet, die ihn im siidlichen Theil des Atlantischen Ozeans zu völlig verlas seneu Jnseln und halb verivilderten Kote-nisten geführt hat. Es sind dies die Jnseln Tristan d«Acunha, Right ingale und Jnaccessible, westlich vorn Kap der Guten Hoffnung und in der Nähe von St. Helena gelegen. Aus der ersteren hatte seinerzeit die britische Regierung, der diese Inseln nomine-Cl unterstehen, einige Artilleristen ange siedelt, die von dort aus die Bewegun gen des auf St. Helena gesangenen Napoieon überwachen sollten. Seit Napoleons Tode hat sich dann Nie mand mehr um die armsetigen Rola nisten getiimmery und ihre Nachkom men sind sehr bald,. da die von den großen Weaen des Schifssvertehrs weit abgelegene Jnsel jeder Beziehung zur Welt entbehrte, in einen Zustand der Verlvilderung verfallen. Es giebt unter ihnen weder Gesetze noch Geld Die Jnset ist ihr tonununistischer Be sitz und ebenso Alles, was sie hervor bringt. Die Männer zeigten sich nur aufs dürftigste detletdet, machten aber einen gesunden Eindruck. Die Frauen sahen ein wenig rivilisirter aus« Der Zahl nach befindet sich die kleine Ge meinschaft in einein langsamenWaehIss thue-i. Jrn ahre 1873, als zum letzten Male ein isf hier anlegte, bestand sie aus 70 Personen. Seitdem hat sie sich tun 10 vermehrt- Außer ihnen be sfinden sieh an lebenden Wesen auf der Insel eine ungeheure Schaar Ratten, m denen die Kalt-nisten schser lie driingt werden. Diese Thiereftnachen ihnen den Getreidebau zur Unmöglich teit, da sie die Aebren ausfressen, be vor sie zur völligen Reif kommen. Die Expedition von Kerry durfte nun aber der Einsamkeit der Jnfulaner bald ein Ende machen. Man hat nämlich auf den Nachbarinieln von Tristan d’Acunha, die unbewohnt sind, bedeu tende Guanolager entdeckt, deren iebr gute Beschaffenheit es lohnend erschei nen läßt, sie zu verwerthen Auf einer dieser Inseln, die reich an steilen Fel ien find, verlor ein Mitglied der Ex vedition durch Abiturz auf der Jagd fein Leben, und man mußte seinen Leichnam. was für das primitive Le ben auf der Jniel bezeichnend ist, in einer der mitgebrachten Kistqr beerdi gen. Ist dein Heim-en « Sie: »Warst Du Dich nicht, io v et zu trinten? Jeden Laternen piabl mußt Du umarmenk Er: »Aber Matbi Du —Du wirft doch nicht —- ni t gleich eiser iiichtia seini« — Its de- crust-nat Le:breein KAlim Thetia, i enSie mir, was is das höchste Bibel Lebenss« Thetim »Das höchste Gut des se hen-. it-— ist —- vae exime