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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 2, 1905)
W ’ No. 157. Sikl könne mich’g glauwe, heut zudag hot e Frau ihren Trubel mit die Kids. Wie ich noch jung war, do hen die-kin net en ganz annere Rie Als-wiss- ; » speekt sor ihre Ma un ihren Pa gehabt wie jetzi. Wann zu meiner Zeit der Pa ebbes gesagt hot das is en Goh ge wese; do hen mer uns nit gemuckst un wann jemals eins so bohld gewese is un is sässig geworde, bei Galle, do how e Dresching kriegt, daß es die Wahl enufs gelause is. Amwek do brauchi’s auch en dissekenie Hosbend un Pa, als wie ich ein hen. Der Phi lipp is zu iesig. Mit den könne die Buwe mache was se wolle un es is ihn alles recht, wann se ihn nur seine Ruh soffe. Jch sage Jhne ich muß mich noch zu Doht ärgern. Wann mer die Feget ebbes sage duht, dann gtombele se un wisse alles besser, un wann ich sc ebbes verbiete, dann wet’n se säßig un mache Riemarks daß mer sich sor - sich selbst schehme muß. Sag ich dann den Philipp, wie mich die Kanne itiete, dann sagt er, ich wär awwer auch zu siticih die Butve wollte auch e wenig Fonn hen un in dies hier Kontrie do dehte se schon als Behbies dran ge wöhnt wetn, independeni zu sein« Wann ich dann sage, daß alles ganz annekschier wär, wann ich e wenig Suppohrt an ihn hätt; awwet er wars der reine Hannebainbel und hätt nochj nit Böckbohn genug, e Flei sort zu; tschehse, wann se uss seine Nos hockes deht. Dann duht er sich als e Ruhl uss das hohe Roß setze un sagt: Wann H du en Mann hawwe willst, wo den ganze Dag en Knippel in die Hand hot un die Kinner damit zur Elternliewe erziehe duht, dann hätt’st du kein eit jukehtete Schenkelmann heirathe derse, dann hätt’st du dich einigen Toss oder Preisseiter kriege solle. Well, wenner das sage duht, dann werd mich’s als e Ruhl schlecht. So e dummes Kameel will mit seine Ettjukehschen blohe; das bis’ck)e, was er in die Lein weiß, das hoi er von mich gelernt; von den We desweiler kann er schuhr genug keine Eitjuhkehschen lerne. Awwer ich hen ja ganz vergesse, daß ich Jhne ebbes verziihle wollt, was mich mit die Kids gehövvend is. Den annere Dag sie se von die Schul heimkomme un do hot der Bennie gesagt: »Geh Ma, am nächste Sonndag mache mer en Meh wahk un all die Kids gehn mit-« Do hen ich gesragt, ob auch die Tietscher mit deht gehn un do hen se gesagt no se deht nit. Well, hen ich gesagt, dann geht·Jhr auch nit. Denkt Ihr-, ich losse Euch so mitaus Proteclschen in die Welt erum laufe? Natt an juhr Leis· Do hot der Bennie gesagt, ich könnt sage was ich wollt, se dehte doch gehn. Well, hen Se schon emol so e Frechheit gehört? Oss Hohes hen ich se ack verhammatscht, das; se gedenkt hen, en Eckspreßtrehn hätt se acstrockr. Wie ich awwer mit se durch war, do hot der Bennie gesagt: Un wann du uns doht schmeiße dehtest, mer gehn doch an den Mehwahk. Do is grad der Philipp heim komme un den hen ich die Geschicht briihwarm verzählt. Awwer der hot gesagt: »Weil, ich kann auch nit sehn, sor warum du die Buwe nit den Fonn hen willst losse«; Do hen ich dann do gestanne, blamirt von owwe bis unne un war nit ehbel nur ein Wort zu sage. Den Philipp hätt ich in Kindlingwutt tschehnsche könne, den Weg henjch gessiihlt Er hot sich dann alle Jnsormeh chen von die Kids gewwe losse, wo se hin wollte, wann se starte dehte un wann se widder heim komme dehte un alle Enssers fm zu seine Sättissiiclschen ausgesalle un do hoi er gesagt, well, se sollte nor gehn, die Ma hätt se nur e wenig schkehre wolle. Schkehre wolle? hot der Joha nie· gesagt, se hot uns jo puttieniehr doht geschmisse. Sell hot die Ma auch nit so bös gemeint, hot der Phil ge sagt, geht nur jetzt, un behehst euch un wann Ihr e paar Cents brauche duht, dann sagt’s nur die Ma, die giebt euch was Jhr wollt.« Do sm die Kids mit Hukmb an die Stritt un ich hen jetzt meine Worte widder gefunne. Well, jetzt hen ich awwer auch ebbeg zu sage gehabt. Sctiiel)wis-,, wag ben ich den Bruder e Dauntahlinn gewwr. Kein Wort hot er gesagt un er hot mich ganz still angehört, bis ich dorch war. Jch hen jeyt e latt böse Ed speechens von ihm eckspecktet, ans-wer er hat nur geichmeilt un hot gesagt, er debt atig gut gleiche, wann ich so mähd wär, do könnt er immer so recht stoddie, wie Fedzt der Mann geweie wär-, wo qesaqt bot, baß in jedem Mensche e Bestie schlose debt im wann ich so tehfing mähd wär, do könnt ee immer nohtisse, wie die Vesiie uffs wache deht. Dashm ich nit gegliche un ich hen mein Meind ufigemacht, daß ich von lett an mei Tentper e we nig mehr tontwhte wollt un for den Riesen hen ich auch gleich gestatt. Well, hen ich gesagt, ich hen jo eigentlich nickt bog-ge wenn die Buwe e wenig Fonn den wolle, ich tin nur so esseehi, es deht se ebbes hiippene un dann11 müßt ich mich doch so lang wie ichjs lewe den Blehm gewwe. Wann du - denkst es is ahkreit, dann solle se gehn. Der Phil is anz surpreist gewese, wie er mich den stieg hot tahke höre un er is so häppie geworde, daß er mich en; Kiß gewwe hot. Oss Kohrs duhn ich so en Monkieschein nit gleiche, awwer ich wollt doch nit schon widder en Fosz rehse, un do hen ich das alte Kameel ; gehn losse. Die Buwe sin auch widder - ins Haus komme un wie se gehört hen, daß ich nicks mehr gege ihren Mehwahkt gehabt ben, do sin se so sroh gewese wie den Dag befor Kristmesz. Jch hen sellen Dag e ganze Lati driwwer nachgedentt, daß es doch e darnseit besser is, wann mer als emolg krumm grad sein läßt un wann mer die Buwe auch emol ihren eigene Wille läßt. Jn mein nächste Schreiwebries will ich Jhne sage, wie der Mehwahk ausgange is. Dann komme Se mehbie zu die waerzeugung, daß ich in die erschte Lein gar nit so arig aus den Weg ge ioese sin, wie ich die Buwe verbote hen, zu gehn. Un wann widder emol e Kwestschen in Riegards zu die Kids usskomme duht dan sprech ich das letzte Wort un dont juh sergett it. · Mit beste Riegards Yours Lizzie Hansstensgei. W Die Farbe ver Augen und vie Liebe. Jn einem Vortrage in der Londo ner Nohal Institution versuchte Pro fessor Karl Pearson den Nachweis zu führen, daß die Wahl der beiden Ge schlechter von bisher unbekannten na türlichen Einflüssen bestimmt werde. Der englische Gelehrte kam nach um fassenden Ethebungen zu dem Ergeb nis, oasz in ver weitaus großen Mehr heit große Männer große Frauen, kleine Männer kleine Frauen heira then, die dieselbe Spannweite der Fin ger und verhältnismäßig gleicheLänge des Vorderarmes befäßen. Auch die Farbe der Augenfpiele bei der Gatten wahl eine große Rolle. Blauäugige Männer heirathen fast ftets blauäugi ge Frauen, ohne sich darüber klar zu sein. Unter tausend Männern will Professor Pearfon 368 mit« blauen Augen gefunden haben; 312 hätten grüne, 127 nußbraune, 94 braune be sessen. Die Augen der Frauen seien durchschnittlich etwas dunkler, und nur 286 Mädchen von 1000 hätten blaue Augen. ..—--— Abenteuer eines Fremdenlegtos stät-L Trotz der traurigen Erfahrungen, welche die abenteuerliisternen jungen Leute in Afrita machen, zieht es, wie ein Straßburger Korrespondent schreibt, noch immer zahlreiche Elfässer nach der Fremdenlegion. Vor Kurzem ist ein Einwohner des Vogesenftädtckkens Zabern, Namens Stiegler nach achtjähriger Abwesenheit wieder in seine Heimath zurückgekehrt Die Erlebnisse des jung-n entrissen-, der aus Furcht vor dem deutschen Mi litärdienst sein Heil in der französi schen Fremdenlegion suchte, sind bes sonders wildbewegte gewesen. Jm Mai 1897 trat Stiegler beim zweiten Fremdenlegionsregiment in Oran in Dienst. Die furchtbare Strenge, mit der er behandelt wurde, gefiel ihm nicht, weshalb er eines Tages zu de sertiren beabsichtigte. Er zündete zu diesem Zwecke sein Bett an, im Glau ben« bei einer allgemeinen Panit wäh rend des Brandes besser entweichen zu können. Der Plan mißlung, und Stiegler wurde zum Tode verurtheilt. Auf ein Gnadengefuch hin wurde die Strafe in Deportation umgewandelt. Der Verurtheilte tam zur Abbtißuna »seiner Strafe unter anderem auch auf die durch denKauitän Drehfus bekannt igewordene Teufelsinfei. Glücklicher zals sein Vorgänger, gelang es ihm, mit fiinf Schicksalsgenossen zu ent ;weichen. Ein englisches Schiff nahm »die Flüchtlinge auf und lieferte HStiegler den deutschen Behörden aus. Stiegler wurded zur deutschen Marine .ausgehoben und hat vier Jahre ge dient. Nach achtjähriger Abwesenheit ift der interessante Abenteurer jetzt wie der in die Heimaih zurückgekehrt Ein »veefektee« Stubenmävs , check Frau Obersörster A. hat ein neues ,,vcrseltes Stubenmtidchen« gemietbet. Beim ersten Tischdeclen fragt Frau A.: »Na, versichert Sie das auch richtia?« -«— »Natürlich« anttvortet aelriinlt die Verselte. ,,Naa aschön, also unten die flachen Teller, oben die tiesen,« sagt Frau A. itn Hinausgeben noch zur Privaterläuteruna. Als sich die Fa milie zu Tisch setzt, bietet sich den ent setzten Augen folgendes Bild dar: Aus dem Tisch stehen die tiefen Teller, un ter dem Tisch die flachen; Frau A. tlinaelt nach der »Pekselten«. --—-- »Sa aen Sie um Gottes-willen was haben Sie sich dabei gedacht?« sragt fie, ent rüstet aus die Garnitur aus den Die len zeigend. »Na ia,« sagt qelränlt daraus die ,.Perfelt.e« —- ,,ich dachte sitt die Knochen!« ---— »Daß mal aus« Willn,« sagte der Vater, »wie ich’s mache,· daß das Pferd schneller läuft« —- und leicht durchschnitt er mit der Peitsche die Lust, ohne das trabende Thier Xa berühren. »Ach Papa,« meinte Wt y, »wenn-n machst di« mit uns Kindern nicht ebens02« Ver-rückt Militiirhumoreöte von F r e i h e r r v Schlicht. »Na, danke, das Wetter kann so bleiben.« Fluchend und fcheltend trat ein Leutnant des Jnsanterie- Regiments nach dem anderen in die festlich er leuchteten Räume des Kafinos, und DJeder, der eben eintrat, erzählte den Anderen, die eben eingetreten waren: »Es ist ein Sauwetter.« Das war für Alle teine Neuigkeit, aber weit man teine größere wußte, wurde sie den noch eifrig besprochen. »Na, laßt den Schneesturm toben, zso fchlimm er will, was geht es uns i»,«ian meinte endlich ein Kamerad, lsnoch fiinf Minuten, dann gehen wir uTifch und feiern ein feuchtfröhli es Liebes-mahl. « »Weswegen feiern wir eigentlich heute schon wieder?« fragte ein jun ger Leutnant, der kleine Platen. »Es find noch keine drei Wochen her, daß wir in derselben Veranlassung zus fammen waren, und heute schon wie der, weshalb?« Der kleine Platen bemerkte die er staunten Gesichter, er wurde etwas verlegen und suchte sich zu oertheidi EIN- »Jch meine nur, ich habe heute e achmittag auf meinem Abreißialen r nachgesehen, da steht: »Kaifer Karl der Vierte gestorben 1378, W. Pauff geboren 1802, die sranzösifche Urmee beendet ihren Uebergang über ie Beresina 1812 —- —— diefe Ereig 1isfe feiern wir doch heute gewiß sticht?« Ein erfahrener Oberleutnant ilemmie das Glas ins Auge und sah den Sprecher an: ,,Junger Freund, es giebt Erinnerunggtage, die nicht auf Jhrern Abreißlalender verzeichnet sind, und die doch unbedingt gefeiert werden müssen. Zum Beispiel —-— — Itind zum Beispiel —— — mder Herr Ober dachte nach, aber es fiel ihm ab solut nichts ein, und deshalb fuhr er nach einer kurzen Pause unbeirrt fort: »-—— -—— —Auszer diesen beiden von mir eben angeführten Beispielen giebt es natürlich noch zahllose andere,aber die Hauptsache ist, dag Liebegmahl ist von dem Herrn Oberst befohlen —- — tvas befohlen ist, wird gemacht, und zwar ohne erst zu fragen: wieso, wa rum und weshalb. Das nennt man die Dienstsreudigkeit.« Der Eintritt des Herrn Oberst machte dieser Belehrung ein Ende, eineallgemeine Verbeugung, eine geist reiche Bemerkung des Kommandeurs iiber das ideale Wetter, dann meldetet der Kasino Unteroffizier, daß diet Suppe aufgetragen sei. Die Regt-» mentgmusit spielte den Ginzug der Gäste auf der Wartburg, die Flügel thiiren zum Speisesaal wurden geöff net, und in langem, feierlichem Zuge ging es zu Tisch. Man mußte der Direktion lassenJ sie hatte ein gutes Menü zusammen gestellt; mit ein Dutzend holländischers Austern pro Mann und Nase fing die » Sache an, und so herrschte gleich zu Beginn der Tafel eine fröhliche Stim mung. Jeder schwur sich im Stillen,’ den lieben Herrgott wieder einmal seinen guten Mann sein lassen und ge hörig zu feiern. — ; Nur Einer schwur nicht mit, der tleine Platen, der trank nicht einmal Sekt zu seinen Austern, sondern eine halbe Flasche Surius. . »Aber Kind, wie kann man ·nur?«" Pfragte ihn ein Kamerad. »Warum soll man denn nicht kön nen?« gab er zur Antwort, »ich trinke nur dann Sekt, wenn ich ein frohes Ereigniß feierte; aber nur so? —- — das macht mir keinen Spaß.« Und wieder sahen sich die Kamera den an: wie konnte es Jemand nur keinen Spaß machen, egal Sekt zu trinken? Nach den Austern mit Champagner tam Bouillon mit Sherrn, dann Fisch mit Brauneberger Auslese, und dann tam der Braten mit der Rede des Herrn Oberst auf dag schöne Regi ment, das zu führen er die Ehre habe, aus das Offizierglorps, dessenDienst freudigteit iiber jeden Zweifel erhaben fei, und auf den Kaiser, den obersten Kriegsherrm das glänzende Vorbild treuester Pflichterfüllung Dann tam ein dreimaliges Hurrah, das dem Kaiser, dem Offizierslorpg und der eigenenDienstfreudigteitgalt. Und dann kam ein Telegrltmm. Dieses Telegramm war nicht im Programm vorgesehen, und sein Er scheinen erregte allgemeine Aufnierl-s ianiteit. Massen Sie auf,« fliifterte ein Oberleutnant seinem Nachbar zu, »in den Telegramm steht was drin!« - end der Herr Ober behielt Recht: in dem Telegramm stand wirtlich »was drin«. Das »Was« erfuhr er, als der Oberst jetzt an sein Glas schlug: »Meine Herren, ich erhalte soeben ein Telegramm von der Di vision. Das Regiment wird morgen Früh um 6 Uhr zu einer großen Ge fechgiibung gegen die Nachbargarnison· ausriicken Jn Ihrem eigenen Jntersp esse rathe ich Ihnen deshalb: trinken Sie nicht zu viel. « Todtenstille folgte diesen Worten,: Alle waren starr Der blonde Herr» Hauptmann fühlte ganz unwillkürlichf nach seinen Zähnen, die er sich erst lilrzlich getauft hatte, und untersuchte sie daraufhin, ob sie auch festsäßen, und der dicke here Mafor strich »sich über sein Toupet. ihm war es, als ob X das Dings ihm plößlich vom Kon gefallen wäre. Starres Entsetzen hielt Alle gefangen: bei dem Wetter eine große Uebung anzusetzen, das war————-«-das war————ja, was es war, das konnte Niemand so schnell ausdenlen, aber auf jeden Fall war es etwas. Das erklang in das tiefe Schweigen hinein die Stimme des jungen Pla ten: «Ordonnanz, eine Flasche Sekt!« Zum Glück hatten die Instrumente der Regimentsmusik in diesem Au genblick die Töne wiedergefunden, die sie vorhin verloren hatten, so setzten sie denn mit einem flotten Marsch ein« sonst hätte der Herr Oberst auch sicher den jungen Leutnant darauf aufmerk sam gemacht, daß es mehr als unpas send sei, sich unmittelbar nach der Er mahnung, solide zu bleiben, ostentativ eine Flasche Champagner zu bestellen. Der Wein lam, und der junge Pla ten trank das erste Glas mit derMiene eines äußerst vergnügten Menschen. »Wenn Sie vorhin sauren Mosel tranken, müßten Sie jetzt eigentlich Ricinugöl trinken«, meinte ein älterer Kamerad. « »Da irren Sie sich sehr«, lautete die Antwort, »ich sagte schon vorhin, ich trinke nur dann Champagner, wenn ich ein freudiges Ereigniß feiere. Und das ist jetzt der Fall. Jch bin wirklich glücklich über die eingegangene Depes sche und feiere die morgige Uebung.« Dem Kameraden fiel das Glas aus der Hand: »Sie sind verrückt.« Dann wandte er sich an seinen Nachbar: ,,Platen freut sich auf die morgige Uebung. Hätte der Nachbar ein Glas in der Hand gehabt, so hätte er es auch sicher fallen lassen, so aber sagte er nur: »Er ist verrückt.« Dann wandte er sich an seinen Nchbar: ,,Plaien freut sich auf die morgige Uebung-" Und von Mund zu Mund ging die Kunde, bis sie zu dem Herrn Oberst gelangte. Und Alle blickten gespannt auf den Kommandeur, was der wohl dazu sagen würde. Der hob sein Glas: »Ich höre soeben, Platen, daß Sie sich aus die morgigc Uebung freuen, das ist brav von Ihnen, das gehört sich auch so. Profit, lieber Platen!« - Das sagte der Oberst osfizielL er lonnte ja auch nichts anderes sagen, dann aber wandte er sich an den Herrn Oberstleutnant, der neben ihm saß, und sagte mit halblauter Stimme: »Er ist verrückt.:« · Ter Herr Oberstleutnant sagte es seinem Nachbar, und der sagte es wie: ’ der seinem Nachbar, und von Mund zu Mund gina es abermals-: »Er ist verrückt.« Nicht ohne eine gewisse Theilnahme blickten Alle aus den jun gen Platen, den aber ließ es ganz kalt, was die Anderen über ihn dachten und über ihn sprachen, er trank in aller Ruhe seine Flasche leer, und als er sie leer getrunken hatte, bestellte er sich die zweite, und dann bestellte er sich die erste zum zweiten Mal, und der zweiten ersten folgte die zweite zweite, bis er endlich als Letzter das Kasino verließ, um seine in der Kaserne be legene Wohnung aufzusuchen Als der Bursche wenige Stunden später in das Zimmer trat, um seinen Herrn zu werten, lag dieser der Länge nach in voller Unisorin auf seinem Bette und schnarchte wie sechs Wilde. »Herr Leutnant, es ist die höchste Zeit, die Campagnie tritt schon an, der Herr Leutnant müssen ausstehen.« Aber der Herr Leutnant rührte und regte sich nicht. Der Bursche nahm seinen ganzen Muth zusammen, er holte tief Athem und schrie seinem Herrn mit der Kraft seiner Lungen ins Ohr: »Ausstehen!« Jeder Andere wäre mit einemSchrei des Entsetzens in die Höhe gefahren, jedem Anderen wäre erbarmungslos das Trommelfell gesprungen ———der Herr Leutnant aber öffnete nur für den zehnten Bruchtheil einer Sekunde ein Auge, denn es fehlte ihm an Kraft, beide aufzuschlagen, und er sagte nur das eine Wort: »Verriielt.« Gleich darauf schnarchte er weiter, und so mußte das Regiinent ohne ihn in den Kampf ziehen. Als der Oberst davon erfuhr, blickte er lange nachdenklich vor sich hin, dann wandte er sich an seinen Adjutanten: »Der Fall ist schwierig. Wenn der junge Platen sich wirklich auf die heu tige Uebung freute nnd sich in der Freude seines Herzens betraut, dann ist er mit seinem Jammer und damit, daß er nun zu Hause bleiben muß, hart genug bestraft. Hat er aber seine Freude nur gehenchelt, uni mich zu täuschen, und bat er sich nur deshalb sinnlos betrunken, um todtsicher die kleit zu verschlafen, dann sperre ich ilm erbarmungslog für fiinf Tage ein.« Und nach reiflicher Ueberlegung sperrte der Herr Obrest seinen Leut nant erbarmungslos fiinf Tage ein, denn er konnte es nicht glauben, daß ein Leutnant thatsächlich so verrückt gewesen war, sich auf die Uebung zu freuen. O --..---· »Gesucht wird (durch die Meraner Zeitung) für Juni in ein Herrschafts heus eine tüchtige, verlä liche Kinder wckrterin in gesetztem lter, welche auch einige Hauarbeit verrichtet." Ge eianeter wäre es doch, wenn sich die Eltern selber der Hauarbeit unter zögen, falls die Kinder nun einmal geprügelt werden sollen. Eine schwere Last. l Zwischen Frankreich und Italien an der Küste des mittelländischen Meeres liegt ein kleines-, sehr kleines Reich. Dieses Reich ist das Fürsten thum Monaco. Das Reich hat we niger Einwohner als ein großes Dorf, alles in allem 600(), nnd Land ist so wenig vorhanden, daß aus jeden Bewohner nichtein Morgen entfällt. Aber ein richtiger Herrscher ist in dem Land. Dieser Herrscher hat ein Schloß, und Höflinge, und Minister, und Generäle, und er hatte auch ein Heer. Ein kleines Heer, insgesammt 60 Mann, aber immerhin ein Heer. Ein tiinste hat der Fürst wenige. Steuern liegen, wie überall, aus Tabak, aus Wein, aus Branntwein; und es gibt auch eine Einkommensteuer; aber wenn auch in Monaco getrunken und geraucht wird, so sind doch nur we nige Einwohner da —und der Fürst würde seine Höflinge und Beamten und sich selbst nicht ernähren können, wenn er nicht eine besondere Ein nahme hätte. Diese besondere Ein nahme in seinem Reich rührt von einer Spielbank her, der Roulette. Die Leute spielen, gewinnen, verlie ren, und der Pächter hat stets den Profit. Und von der Einnahme be zahlt der Pächter dem Fürsten hohe Abgaben Die hohen Abgaben be zahlt er deswegen, weil solcher Spiel banken jetzt nur noch eine in ganz Europa existirt. Der Fürst von Mo naco weiß, das es ein garstiges Un ternehmen ist, aber wag soll er ma chen? Will doch leben. Und von Tabat und Branntwein leben ist auch nicht besser. So lebt denn also dieser Fürst, regiert, häust Geld zusammen, und hat an seinem Hofe alle Sitten richtiger großer Könige eingeführt Er läßt sich ebenso krönen, veran staltet 11m,;iige, ertheilt Belohnungen, läßt hinrichten, begnadigt, hat Para Tten, beraihende Versammlungen, Gei sktziz und Gerichte. Alles wie bei rich tigen Königen. Nur alles sehr klein. Nun, da kam einmal vor Jahren in diesem Zauntdnigreich ein Mord nor. Das Volk in dem Land ist friedlich und vordem gab es solche Verbrechen nicht. Es wurde ein Ge richt lonstrnirt, wie esz sich gehört, und man begann zu richten, wie es lieh ziemt. Da waren Richter, Staats anwälte, Geschworene und Vertheidis ger. Man urtheilte und verurtheilte den Verbrecher, ihm sollte der Kopf s til-gehauen werden. Schön. Würd-H dem Fürsten gemeldet. Der Fürsts MS Das UthctL bestätigte es. Also eine Hinrichtung· Die Sache hatte nur einen Haken: Es gab in dem Fürstenthum weder eine Guillotine, um den Kopf abzuhalten. noch einen Henker. Die Minister überlegte-n hin und her nnd beschlossen, an die fran zösische Regierung die Anfrage zu richten: Ob die Franzosen ihnen für kurze Zeit eine Maschine und einen Henker überlassen tönnten — und wag die Zache kosten würde? -Man schickte ein Schreiben hin. Acht Tage darauf bekam man die Antwort: Die leltischine und den Henker könnte man schicken; die Kosten betrügen alles in allem USE-W Franks. Dem Fürsten wurde Bericht er stattet Er überlegte hin und her-— 1ij,()00 France-! Soviel Geld, sagte er, ist der Schrift nicht werth. Geht is denn nicht billiger? 16,(ks.-t) Francg: Das bedeutet ja eine Steuer von über zwei-France- für jeden Ein wohner! Wird ihnen schwer fallen. Werden Vielleicht rebelliren! Wurde eine Versammlung einberu sen, wie die Sache zu erledigen sei. Man beschloß, in derselben Angele genheit an den König von Jtalien zu sckreiben Die französische Regierung sei eine Republik, die Könige nicht sebr schätze; der König von Jtalien dagegen sei Seinesgleichem der würde es schon billiger machen. Man schrieb isnd bekam bald Antwort. Die ita lienische Regierung ldainals wurde in « talien noch hingerichtet) erwiderte: Man würde die Maschine und einen Henker mit Vergnügen schicken. Die Kosten für alles-, einschließlich der Reise, würden 12,0()() Francs betra gen. Das war billiger, aber immer noch theuer. Auch soviel Geld war der sreche Bursche nicht werth. Ka nten immer noch zwei Franks Steuer fiir jeden Einwohner heraus! Wieder wurde eine Versammlung einberufen. Man berietb hin und her, ob es denn nicht billiger ginge? Ob man denn nicht einen Soldaten nehmen könnte, ter ganz einfach den Kopf abliauen würde? Die tödteten ja doch im Ftriege Soldaten würden darin ja unterrichtet. Der General sprach mit den Sol 1aien, Jl) nicht jemand die Zaciie Lilsernelsmen wolle? Ader tcin Soldat hatte Lust dazu. Nein! sagten sie, mir verstehen das nicht und habend lsscht gelernt. Was nun? Man iider segte wieder hin und her, deriesVer sainmlnnaein Fiomniissioneik Sub tominissionen, und berieth weiter. Man muß, sagte jemand, die Todes stfase in lelsenslängliclses Gefängniß ninändern. Aus diese Weise liiszt der Fürst Gnade walten, und die Aug-« paben sind geringer. Der Fürst gab seine Zustimmung nnd demgemäß wurde beschlossen. Das Moment war nur, daß ein besondere-J Gefängniß, um jemanden aus Lebenszeit einzu-v sperren, nicht vorhanden war· Da waren so tleine Hundelöcher, in die jemand kurze Zeit eingesperrt wurde (—— ein solides Gefängniß aber, für lebenslängliche Einkerterung, gab es richt. Nun, man machte dennoch einen Raum ausfindig. Brachte den Bur schen hinein. Stellte einen Posten davor. Der Posten hielt Wache und holte das Mittagessen für den Verbrechet aus- der.Schloßkiiche. So saß der Bursche sechs Monate, saß ein Jahr lang. Ende des Jahres verglich der Fürst Ausgaben und Einnahmen, und sah: Da stand ein neuer Ausgabe posten: ,,Unterhalt des Verbrecher5«! und der war nicht klein. Ein besonderer Wachtposten und dann die Verpslegungl Kamen im Jahr 600 Francs heraus. »Der Bur sche aber war gesund, würde noch seine 50 Jahre leben. Man tun-n leicht ausrechnen, wag da herauskom. Ein großer Betrag. So ging das nicht! Der Fürst berief seine Minister: ,,Denlt einmal nach,« sagte er, »wir wir mit dem Taugcnichts billiger ser tia werden!« Die Minister überlegten hin und her. Einer sagte: ,,Sehen Sie, meine Herren, nach meinem Dafürhalten kann man den Wachtposten entlassen!« Ein anderer sagte: »Ja, aber dann läuft er weg.« » »Nun, mag er doch laufen!« Dem Fürsten wurde Bericht erstat tet. Er gab seine Zustimmung. Der Posten wurde entlassen. Man gab acht, was geschehen würde, und sah: Als die Essenszeit da war, kam der Verbrecher heraus, suchte den Posten, fand ihn nicht und ging zum Mittag essen in die Schloßkiiche. Er nahm« wag man ihm gab, kehrte ins Gefäng niß zurück, schloß hinter sich ab und blieb dort. Am nächsten Tage das selbe. Er ging, um sich Essen zu boten, aber nicht um fortzulaufen. Was nun? Wieder überlegte man. Man muß, hieß es, ihm direkt sagen, daß wir ihn nicht brauchen. Mag er gehen! Gut. Der Justizminister be rust ihn zu sich und sagt: »Warum gehen Sie nicht? Der Po sken ist nicht mehr da. Sie können neben, wohin Sie wollen. Den Für sten kränkt das nicht.« »Den Fürsten,« sagt jener, »kriintt e-: wohl nicht, aber ich kann nirgends lin. Wohin soll ich mich wenden? Ihr habt mir durch das Urtheil ein Brandmal ausgedrückt, jetzt nimmt snick niemand mehr, ich bin von allem ausgeschlossen Jhr seid verkehrt mit mir umgefprungen Das taugt nicht. ziattet mich zum Tode verurtheilt, schön. Haitet mich dann auch hinrich ten müssen —- aber das habt Jhr nicht gethan. Das ist Nummer eins. Jch bln nicht schuld daran. Dann habt Aihr mich zu lebenslänglich-m Ge fängnis-, verurtheilt und einen Posten hingestellt, der mir Essen bringen sollte, nnd habt dann diesen Posten wieder fortgenommen Nummer zwei. Ich bin wieder nicht schuld daran. :5:ab’ mir mein Essen selbst-geholt. Jetzt sagt Ihr: »Geh fort! Nein, macht was Jhr wollt, ich gehe nicht!« Was nun? Wieder eine Versamm lung: Was soll man machen? Er geht nicht. Man überlegt hin und her: niqu ihm eine Pension aussetzen, sonst .oird man ihn nicht log. Bericht an den Fürsten· Nichts zu machen, sagt der, los-werden müssen wir ihn. Und sg werden ihm 600 Franes ausgewor fen Und Ihm dieses mitgetheilt. ,,Also gut,« sagt er, »wenn Jhe stets Piinttlich bezahlt, dann gehe ich.« Er erhielt das Geld im Voraus, resiseilischiedete sich von allen und ver ließ das Fiirstenthum Im ganzen eine Viertelstunde Eisenbahnsahri. Or snlfr fort, siedelte sich in der Nähe an, kaufte ein Stückchen Land, legte einen Garten an und lebt nun wohl nnd guter Dinge. Zur bestimmten Zeit fährt er hin, um seine Pension in Empfang zu nehmen. Hat er die betommen, so geht er ins Spielhaus-· setzt 2—3 Franc-Z, gewinnt oder ver liert, je nachdem, und fährt wieder noch Hause. So lebt er friedlich und gcmijthlieh Nur gut, daß das Verbrechen nicht dort begangen worden ist, loo den Leuten die Ausgaben fürs Kopfab l,-anen, oder für lebenslängliches Ge fängniß nicht leid thun. Leo. N. Tolstoi. — «---—-—— Andreas Opfer-s Gewehr. Ueber die Schicksale, die das Ge wehr Andreas Hofers erlebt hat, mach te die »Bozener Zeitung« solgendeMit theilungen: Andreas Hofers Gewehr befindet sich im Besitze des Herrn Dr. Herniann Schorlops in Hanerau bei Rendsburg der es von seinein Vater geerbt hat. Dieser, Herr Adolf Schor topf, war Mitkämpfer im schleswig liolsteinischen Freiheitslriege 1848 bis 1850 lkr machte den Feldng als Freiwilliger im Schiitzcnlorps mit. Begeistert von den Heldenthaten dieses Korb-T sandten die Tiroler Schützen one- Ojemem Andreas-. Hosers »dem be sten Schützen der sel)leswig-sl)olsteini schen Anme« nnd als solcher wurde von seinen Vorgesetzten nnd Kamera den der Schütze Adolf Sclsorkops be zeichnet. Von sein-It Tresssieherheit wissen glte Leute notle manches Stück zu erzählen. So war er zum Beispiel einst zum Geistitzenfeste in Rendsburg eingetroffen Der Hahn ans dem Schützenlsnuse lsnt jg kein Auge, sagte er im Scherzes und wies aus die Wet terfahne. Gleichzeitig legte er das Ge wehr Andreas Hosers un, der Schuß trachte, die Kugel ging durch den klei nen Kops und seit jener Zeit hat der Wetterhahn »ein Ange«. ....-..-—-— -.-t-.-. . . Vermuthlich wird die sennzösische Regierung demnächst erklären, siehst tefne Ahnung davon gehabt, daß dte russischen Kriegsschissr. die sich in den französischen Häer verproviantitt l;aben, zum Kampfe gegen Jaqu be ’ stimmt wage-h «