g J « Frühling im Kerzen. I ’"’ « v k. HW » Wie ist’i so herrlich doeWiInLebem Wenn noch die Rose blüht — « Und der hossnung Morgenroth Um den Lebensweg erglüht ·-«Wenn das herz noch thausrisch ist, Vom Reise nicht berührt — Wie selig ist doch diese Zeit, Wo man noch Jugend spürt. Man nimmt das Leben dann so leicht, An Unglück glaubt man kaum — O währte doch die ganze Zeit Der herriich süße Traum. O-— Der Besuch. Humoreste von O l g a M a t t i. Frau Mertens hatte Frau Krause mitgetheilt, das-, sie die Absicht habe, sie zubesuchen. Auf einer Durchreise begriffen, wolle sie nicht verfehlen, auch ihrer lieben Freundin, Frau Krause, einen Besuch abzustatten. Sie würde ain Sonnabend Nachmittag in A. an kommen und ihre Reise am nächsten Tage fortsetzen. »Am Sonnabend? Und heute ist schon Dienstag. Das paßt mir sehr schlecht, denn der Tapezierer wird vor ; einer Woche nicht kommen können, er; ist« immer so besetzt,« sagte Frau’ Krause, etn wenig aufgeregt. ,,(Lrwartet Frau Mertens benTapes zierer hier bei uns anzutreffen?«s fragte Herr Krause, der in Bezug auf hauswirthschaftliche Dinge nicht sehr scharfsinnig war und darum den Zu sammenhang nicht sogleich zu erfassen vermochte. »Wenn Du doch nur nicht immer so sinnlos fragen möchtest!« erwiderte seine Gattin mit einem Ansluge von Gereiztheit. »Er soll das Sosa in der kleinen grünen Stube neu beziehen. Der Bezug sieht schon recht schiibig aus.« Die kleine grüne Stube gehörte zu jenen abseits gelegenen überflüssig-in Räumen, welche, mit Ausnahme der Reinmachesrau, selten ein menschlicher Fuß zu betreten pflegte; daher kam es, daß Herr Krause nicht wußte, wie das Sosa in jener Stube beschaffen war, oder ob überhaupt eins darin stand. »Vielleicht bekommt Frau Mertens die kleine grüne Stube garnicht zu se hen, dann ist es ganz gleichgültig, ob das Sosa schäbig ist oder nicht«, sagte er, in den Gedankengang seiner Frau eintretend. »So bist Du nun immer! Wenn man Besuch bei sich ausnimmt, muß auch Alles in Ordnung sein. Jch wer de wenigstens versuchen, ob ich den Tapezierer nicht noch vor Sonnabend bekommen tann.« Frau Krause ging daraus zu Stadt, um einen neuen Teppich siir die gute Stube, so wie eine Tischdecte stir ihres Mannes Zimmerzu tausen. Auch ein Kronleuchter wurde angeschafft, denn »heutzutage hat schon jede Familie ei nen «Kronleuchter«, und Frau Mer tens sollte nicht sagen, dasz Krauses die Einzigen wären, die teinen hätten. Daraus machte sie umsassende Ein käuse in Porzellan und erstand eine silberne Kasseekanne, denn Frau Mer tenö hatte, wie Frau Krause sehr ge nau wußte, zu Hause auch eine silberne Kasseekanne und sollte nicht gezwun gen werden, bei Krauseö aus einer porzellanenen zutrinlem Für die Kin der wurden verschiedene neue Klei dungsstiicke angeschafft, damit Frau Mertens nicht etwa zu der Ansicht käme, daß die Krause’schen Kinder «wie Bettler« einhergingen. Was den Tapezierer anbelangt, so hatte er ver sprochen, so bald zu kommen, wie es ihm irgend möglich wäre. »Eigentlich müßten alle unsereStu ben, sowie die Küche und der Flur neu gestrichen werden, ehe die Mertenö tommt,« sagte Frau Krause mit je ner gelinden Ausgeregiheit, welche sie nicht mehr verließ, seit sie die Antäu digung des Besuches empfangen hatte. Herr Krause stiesz einen Laut des Entsetzens aus« »Aber wegen der Kürze del-Zeit läßt sich das leider nicht mehr machen.« Herr Krause beruhigte sich wieder. »Aus jeden Fall muß ich die Gardi nen waschen lassen«, auch miissen die Fensterrghmen einmal wieder gründ lich abgeseist werden", sprach Frau Krause mehr zu sich selbst, als zu ih rem Manne. Als Herr Krause am Mittag des nächsten Tages nach Hause lam, er warteten ihn einige Ueberraschungen. Vor dem Zaun-des Vorgartens stand ein Maler, der diesen Zaun neu mit Oelsarbe anstrich; aus dem Flur bess merkte er ein Chaos von allerlei Sa-; chen, die sonst im Jnnern der Räumej vertheilt zu sein pflegen. HerrKrause war zufällig ein guter Turner, und eg « gelang ihm infolgedessen, glücklich iiber Wassereimer, Besen, Oelgemiilde,; Stühle, Gardinensiangen, Teppich-s Rollen, Schirmitiinder und andere Gebrauchsaegenitiinde hinweg das Jn nere der Wohnstube zu erreichen. Da selbst sand er seine Frau aus einer Trittleiter stehend. beschästigt, den Staub von dem Thürsimä zu waschen. Eine Arbeitsstein hob die Fenster aus ihren Angeln. Das Sosa stand mitten . l — Yeöraska Staats-Meig« Und Yerold f J P. Windolph, Herausqcbet Grund Island. Nebr» 26 Mui1905 HwectelemU Jahrgang2p No JS in der Stube, die Spinden waren von der Wand abgeriiclt, und es roch sehr start nach Seife. Jm Nebenzimmer befand sich ein fremder junger Mann, der das Klavier neu aufpolirte und von Herrn Krause nicht die mindeste Notiz nahm. Jn der Kinderstuhe saß die Schneiderin und machte ein neues Kleid für Frau Krause. Herr Krause begab sich darauf in sein eigenes Zim mer, wo gerade die Dienstmagd mit einem langen Besen den Staub von detk Wänden fegte. Auch hier standen alle Möbel an einem ungewöhnlichen Platze. »Da möchte man sich ja alle Haare ausreißen«, murrte der Gatte der un ternehmenden Hausfrau und versügte sich in den Garten. Zu Mittag gab es Kartoffeln und mangelhaft durchge bratene Karbonade, nach welcherHerrn Krause übel wurde. Auch die nächstfolgenden Tage wur de fieberhaft im Hause herumgewirth schaftet. Die Hausfrau arbeitete mit Aufbietung aller ihrer Kräfte, die Dienstmagd glich einer Maschine, wel che sich durch Nichts aufhalten läßt. Sie hatte nicht einmal Zeit, ihre Mahl-seiten in Ruhe einzunehmen Nur die Arbeitssrau regte sich nicht aus; der Umstand, daß die Familie Besuch erwartete, beschleunigte ihr Tempo nicht im Geringsten. Das ganze Haus von oben bis un ten wurde einer gründlichen Säubei tung unterzogen. Es wurde Alles ge scheiter-i, was eine Fläche darbot. Bald hörte man das Schrubben im Keller, bald aus dem Boden, und der Seifen geruch erfüllte allmählich das ganze Haus. »Aber liebe Minna,« sagte Herr Krause am Donnerstag Mittag, als seine Frau sich mit einem Stöhnen der Ermüdung auf ihren Stuhl nie derließ, »Du wirst Dich trank ma chen. Wozu nur dieser ganze Aus stand?« »Wozu? Jch bin der Meinung, wenn man ein Haus hat, so muß man es auch reinhalten." »Allerdings, aber wäre es nicht besser, das in aller Ruhe zu thun, Eins nach dem Andern, und sichgebös rig Zeit dabei zu lassen. Warum denn Alles in ein paar Tagen? Frau Mer tens ist doch, soviel ich weiß, eine ge miithliche verständige Frau, die nicht jeden Winkel unserer Wohnung un tersuchen wird." ; »Wenn man Besuch bekommt, so« muß man ihn auch ordentlich aufneh men. Du an meiner Stelle würdest natürlich gar keine Vorkehrungen tressen,« Frau Krause sprach mit ner böser Gereiztheit, sah infolge der über-« mäßigen Arbeit fast so weiß aug, wie das Tischtuch und zeigte zwischen den Brauen jene scharfen Falten, die mehr noch die körperliche als die geistige Ueberanstrengung dort eingräbt. »Ich wiirde mich begnügen, den Be such satt zu machen, ihm ein freund liches Gesicht zu zeigen und ihn so gut zu unterhalten, wie ich es vermag Wer damit nicht zufrieden ist, mag wegbleiben,« sagte Herr Krause, der in Sachen der Hauswirthschaft leicht fertiger dachte, als es sich siir einen ikhemann ziemt. »Das sieht Dir ähnlich,« erwiderte seine Gemahlin in einem Ton, als hätte ihr Mann soeben ein schwerli ches, aber wohlgetrofsened Portrait seines inneren Menschen entworfen. »Ich aber muß Dir sagen, ich liebe es nicht, wenn mein Besuch bei mir über Schmußhausen hinwegsteigen muß.« ,.Ueber Schmußhaufen hinwegstei gen mußt« wiederholte Herr Krause und sah sich entsetzt um. Er war im mer der Ansicht gewesen, daß in sei nem Hause zu viel reingemacht wurde, daß das Neinrnachen im Leben seiner Frau eine zu große Rolle spielte, und nun war er täglich iiber Schmußhau sen hinweggestiegen, ohne das Ge rinaste davon zu bemerten. »Jch will nicht, daß es bei uns aussehen soll wie bei Ketten-. Als wir das lehte Mal bei ihnen waren, starr ten die Fensterscheiben von Schmutz, und die Stubendieien hatten in den Ecken wahre Schmutzriinder. Aus so etwas achtest Du natürlich nicht.« »Das habe ich in der That nicht gesehen,« murmelte Herr Krause be schämt. Es beängstigte ihn, daß ihm die Fähigkeit abging, so starke An samnilungen von Schmutz wahrzu nehmen, wie sie in seiner nnd in Kel lers Wohnung beständig vorhanden sein sollten. »Darum also sprachst Du kein Wort, während wir bei Kellers wa ren! Du dachtest immer an die Fen sterscheiben und Stube-Jedem und ich glaubte schon, Dein Zahnreißen wäre wiedergeiommen.« Als Herr Krause am reitag Mit tag sein Heim betrat, and er die Ihäuslichen Angelegenheiten so ver wickelt wie möglich vor. Die Dienst-Si magd war in ihrer Eilsertigteit vckns der Treppe gestürzt und hatte sich den Fuß verstaucht. Sie war vorläufig arbeitsunfähig Auch hatte sieertlärt,« daß sie Von all der Arbeit lranl wäre und den Dienst verlassen wolle; denn sie hätte keine Lust, sich Krauses we gen todtzuarbeiten. Die beiden Kin der standen weinend in der Ecke. Lis beth war von der Mutter unsanst bei seite gestoßen worden, weil sie ihr im Wege stand, und Arthur hatte Prügel ommen, da seine Hosen einen Ab druck von dem sris n Anstrich des Zaunes zeigten. « I Frau Krause war sehr böse. Sie kvertlagte die Kinder beim Vater. »Zu sallem Uebrigen hat man auch noch die sPlage mit den Kindern. US ist zum Verzweifeln!« i »Warum läßt Du den Zaun neu Istreichen, das war ganz unnöthig,« antwortete Herr Krause, der, für ge wöhnlich friedfertig, mittler-weile auch nervös zu werden begann. »Dann hätte sich Arthur nicht sie Hosen ver dorben. Und wasLisbet anbetrisst, so muß sie sich doch irgendwo aushalten; man kann sich-hier ja hinstellen, wo man will, man steht überall im Wege. Zum Donnerwetter, wenn dieserWirr warr nicht bald ein Ende nimmt,dann werse ich mich in den nächsten Fluß! Jst denn unser Haus siir gewöhnlich in einer so liederlichen Verfassung, daß es ganz und gar umgekehrt wer den muß, wenn ein Besuch kommt? Kein Fremder dars mir wieder in’s Haus-, wenn jedesmal ein solcher Tu mult vorher nöthig ist!« Dabei schlug er mit der Faust aus den Tisch, daß die Teller klirrten. Frau Krause wollte in einen Weintrampf verfallen, aber das Be wußtsein, daß sie dazu absolut keine Zeit habe, hielt sie davon zurück. Die Kinder standen zitternd in ihrem Winkel und ernpsanden die Schwere des Daseins. Wenn die Eltern sich zanken, verhüllt der Engel des Kindes sein Angesicht. « Als Herr Krause am Sonnabend Mittag nach Hause kam, liefen ihm die Kinder entgehen, um ihm mitzu theilen, daß die Mama aus dem Sosa sitze und sich nicht rühren könne. Frau Krause bestätigte mit schwacher Stim me, daß sie bei jeder, auch der leisesten « Bewegung, einen furchtbaren Schmerz im Rücken fühle. »Das kommt von der wahnsinnigen Ueberanstrengung«, sagte HerrKrause, mehr geärgert als mitleidig. »Es mußte sein«, lispelte seine Frau, das Gesicht schmerzlich verzie hend. »Nein, es mußte nicht sein« wider sprach er mit großer Bestimmtheit. »Das ist nicht Ordnungsliebe, das ist Prahlerei. Du denkst nicht daran, es Deinem Besuch behaglich zu machen, sonst könntest Du Alles so lassen, wie es ist, Du willst nur, daß es heißen soll: was ist die Frau Krause siir eine tüchtige Hausfrau! Jedes Win kelchen in ihrem Hause blinkt vor Sauberkeit! Das willst Du und weis-— «" ter Nichts. Du suchst nicht das Beha gen des Gastes, Du suchst Deinen ei genen Ruhm.n Seine Frau wollte etwas erwidern, aber das Sprechen wurde ihr schwer, da jedertiesere Athemzug den Schmerz in Brust und Rücken verstärkte. Sie begnügte sich deshalb damit, schwach den Kopf zu schütteln. Herr Krause brachte seine Frau da raus zu Bett, was unter große Mühe seinerseits und großem Weh und Ach ihrerseits bewerkstelligt wurde. Als er aus dem Schlafzimmer trat, meldete die Arbeitssrau, daß jetzt der Tatze-sie rer gekommen sei, der hier ein Sosa neu beziehen wolle. Es wäre ihm nicht möglich gewesen, früher zu kommen. iHerr Krause schickte ihn ohne Weiteres z wieder fort. i Darauf setzte er sich mit den Kin f dern zum Mittagessen nieder. Jetzt » herrschte Ruhe im Hause Seine Frau » Und die Dienstmagd, diese beidenj ? Hauptruhestörer, lagen sicher in ihreni Betten es wurde nirgends mehr ge ifchkubbh die Fenster waren überallI wieder eingesetzt, und die Arbeitsfrau sorgte ruhig und geräufchlos fiir Al les, was nöthig war. »Es könnte jetzt ganz leidlich fein«.. dachte Herr Krauie, »wenn es nm nicht so nach Seife riiche. « Denn de Seifengeeuch hatte sich immer noch nicht verloren. Am Nachmittag kaum Frau Mer tens an und vernahm zu ihrem Be dauern, daß ihre liebe Frau Krausel krank zu Bett läge. Ohne-den Kron leuchter, den Teppich, die Fenster-schei ben und Stubenecken im Geringsten zu beachten, begab sie sich an das Schmerzenslager ihrer Freundin. Die se streckte ihr die Hand entgegen, zog sie jedoch unter Aechzen sogleich wieder zurück. «Wahrscheinlich eine Erlältung,« sagte Frau Mertens. »Hm«, machte Herr Krause, wäh rend seine Frau schwieg. Unter diesen Umständen beschloß Frau Mertens, mit dem nächsten Zuge weiter zu reisen. Beim Abschiede über reichte sie den Kindern eineKuchentiite. Arthur zeigte ihr alsGegenerkenntlich teit die Oelfarbenflecke aus seinen Ho-« sen. Jetzt, nachdem er die Strafe auf geladen, schien es ihm ganz unterhal tend weiße Oelfarbenflecke aus den Anieen zu haben. Keiner seiner Kame raden hatte dergleichen, und er lief die Straße auf und ab, damit recht viele Leute sich an dem Anblick erfreuen könnten. Als Herr Krause Frau Mertens zur Bahn begleitete, war er den ganzen Weg iiber sehr schweigsam und nach denklich, wie Jemand, der etwas auf dem Herzen hat. Endlich sagte er: »Darf ich Sie um eine Gefälligkeit bitten?« Frau Mertens war bereit. »Wenn Sie uns einmal wieder be-» suchen sollten, so kommen Sie unan-: gemeldet in die Thür, als gäbe es we der Post noch Telegraph.« Frau Mertens war etwas erstaunt,i versprach jedoch seine Bitte zu erfül len. Herr Krause lehrte darauf in seinl gescheuertes, geputztes, gekehrtes, ab gestäubtes und aufgeräumtes Heim zurück, das aber momentan, da Frau und Dienerin krank daniederlagen, nicht zu den behaglichsten gehörte, die nian sich vorstellen kann Frau Krause, die sich bald soweit erholte, um das Bett verlassen zu tön nen, fühlte noch Wochen nachher eine unnatürliche Steifheit und Schwächel l der Glieder, doch hoffte sie, bis zum nächsten größeren Reinmachen wieder völlig auf dem Posten zu sein. . Die erste cuftballonfahrt in Deutschland. Von Marim Trapp. l Jn deutschen Landen, und zwar ins der herrlichen Kaiserstadt Frankfurt am Main, fand im Oktober des Jah res 1785, nachdem ein Versuch ims September desselben Jahres geschei- ( tert war, die überhaupt erste Luftbal- » lonfahrt statt. Es war zur Zeit der Herbstmesse» 178-), als Blanchard seine fünfzehnte Lustfahrt und die erste in Deutschland hier zu Frankfurt zu unternehmen sie-s dachte. Es hatten sich zu diesem» cchauspiele so viele Menschen einge funden, daß alle Gasthäuser und fast sämmtliche Privattvohnungen von Fremden besetzt waren, und man toar so begierig, den kühnen Luftschifser nahebei zu sehen, daß, obgleich der erste Platz im Innern des Verschlags 11 Gulden und der letzte 11 Franken (also damals sehr viel Geld) kostete, an dem bestimmten Tage fast der gan ze Raum mit Zuschauern besetzt war. Außerdem schätzte man die Menge des außerhalb versammelten Volkes auf nahe an —100,00s) Köpfe. Der Erb prinz von Darmstadt und ein franzö sischer Offizier, Namens Schweizer, wollten mitfahren. Der letztere Um stand scheint indeß einige Freunde des hessifchen Hofes bewogen zu haben, die ganze Festliehkeit zu stören, um von dem Haupte des Prinzen die Gefahr, in die er sich begeben wollte, abzu-« halten · Als am Dienstag, einem 27. Sep tember, alles zur Aufsahrt bereit mar und der Print nebst dem Offizier und» Blanchard schon in dem Gondeltorbe saßen, wurde aus verborgenem Hin-. terhalt mit einer Windbüchse in den Ballon geschossen, so daß er einen Riß erhielt, das Gas augströmte und der majestiitische Ballon plötzlich in sich zusammenfiel Blanchard war stumm vor Staunen und Schrecken und das in seiner Erwartung schmählich ge täuschte Publikum wollte sich des un glücklichen Lustschisfers bemächtigen. Blanchard aber wurde Unter militä rischer Bedeckung in dem Wagen des Fürsten von Weilburg in die Stadt zurückgebracht, wo er sich alsbald mit der Ausbesserung seines Ballons be schäftigte Kaum war er damit zu Ende gekommen, so versprach er — diesmal allein sitt seine Person — eine erneute Ausfahrt. Diese fand dann am Vormittag des 3. Oktober 1785, um 1Xz11 Uhr, statt. Das Volk jubelte und llatschte ent zückt und hingerissen in die Hände, als der Ballon sich leicht und majestätisch erhob. Blanchard trat auf die Gallerie der Gondel, schwenkte eine weiße Fah ne zum Dank und Gruß und ent schwand, von einem heftigen Südwind nach Norden getrieben, mit seinem Ballon den Blicken der trunkenenMen ge. ,,Ueber derBockenheimerWarte an .gekommen«, heißt es in der Chronik, I,,ließ er in einem Fallschirm seinen Hund zurErde und fuhr dann in einer Höhe von 6000 Fuß mit solcherSchnel ligteit von dannen, daß er in 39 Mi nuten 14 volle Stunden zurücklegte.« Blanchard ließ sich in der Gegend von Weilburg nieder, nachdem er zweimal die Unannehmlichteit gehabt hatte, daß der ausgeworfene Anker von unwissen den Personen in der besten Meinung losgemacht wurde. Von Weilburg wurde der tiihne Kapitän in einems herrschaftlichen Wagen nach Frankfurt l zurückgesahren, wo er Abends anlangte s und größere Ehre genoß, als man ge- ; genwärtig selbst einer fürstlichen Per-; son zu Theil werden läßt. Der Rathl der Stadt ging ihm entgegen und be willlommnete ihn. Jm Theater wurde er mit einem Tusch von Pauken und Trompeten empfangen. Die Schau spieler grüßten ihn mit einem franzö sischen Gedichte von der Bühne herab und belränzten seine Büste im Thea ter mit Lorbeerkränzen. Der russische Gesandte und andere vornehme Per sonen machten sich die Ehre, ihn zu’ bewirthen, einander streitig. Man spannte die Pferde aus, wenn er durch die Straßen fahren wollte, und warf, ihn zu belustigen, wie bei Kaiserser nungen, Geld unter das ihn stets um wogende Voll. Von dem Senate Frankfurts wurde er in feierlicher Ver sammlung empfangen, ihm 50 dop pelte Krönungsdnkaten überreicht und dabei die Versicherung gegeben, daß alle Kosten seiner Auffahrt von der Stadt getragen werden sollten. So große Gunst und Ehre genoß vor nun mehr bald 120 Jahren der erste Luft schiffer in unserem Vaterlande. Der Reiz der Neuheit ist seitdem geschwunden, da äronautische Unter-· nehmungen jeder Art etwas Alltiigli-1 ches geworden sind. Mit Interesse blickt . die Welt heute auf die Experimente des Brasilianers Santoö Dumont und vielleicht mit noch mehr Spannung auf l die Versuche des deutschen Graf von Zeppelin mit seinem lenkbaren Luft lchlff Beinahe 20 Jahre später lam 24. August 1804) unternahm der Italie ner Francesco Zambeccari zu Bologna eine Auffahrt, deren Verlauf überaus betrübend war. Am 21. August 1804 lündigten gegen Mitternacht die Kano nenschläge den Beginn des Unterneh mens an oder vielmehr die Vorberei tungen dazu· Jn den hohen Gewölben der KircheT Della’ Acque war der Ballon gefertigt worden, weil kein anderer Raum Bo lognas zu dem Werke groß und dien lich genug gefunden worden war. Ge gen 3 Uhr Morgens waren die Vorbe reitungen, welche Zambeccari selbst mit aller Genauigkeit, Kenntniß und Vorsicht leitete, soweit vollendet, daß man mit der Füllung beginnen konnte Als um 6 Uhr Morgens abermals drei über die Stadt hindonnernde Kano nenschläge der Menge den nahenden Beginn des Hauptschlachtspiels kund thaten, da gestatteten kaum die Thore das Hinaugfluthen der Massen. Die gezogenen Schranken füllten sich mit allen Ständen, Hoch und Gering war vertreten, das Volk dehnte sich in un-: absehbaren Kreisen aus. Gegen I,(»-11 Uhr Vormittags bestiegen Zambeccari und sein Gefährte Andreoli die Gons del. Jetzt wurden acht Flämmchen der».SnirituSlampe entzündet, das «Seil losgelassen und der Ballon stieg. Der Donner der Kanonen empfing auf der Höhe von Sankt Michele die lith nen Schiffer im Luftraume. Als der Ballon sodann sich wieder der Erde näherte, schwebte er über einem mo rastischen Striche, welcher, in der Vo aelperspektive gesehen, den Luftschis: fern ein ,,nass-eS Reisfeld« zu sein schien. Schon toar der Anker ausar worfen und saß ziemlich fest an einer alteinstehenden Ulme. Die Zuschauer liefen jauchzend herbei und schossen Gewehr-e aus Freude ab. Kaum aber hatte der Anker Halt gefaßt, als sicli « das Tau verwickelte und die Gondel leinen heftigen Ston erlitt. Der bren lncsxde Spiritug lief über und zu al s lem Ungliick in die Lanive. Die plötz lich vom Feuer urnaebenen, in Todes angst schusebenden Lustschifser schrieen, man solle das Tau anziehen Kleider, Netz, alles brannte. Andreoli rettete sich, indem er am Anlerseile hinabglitt; der Ballon stieg mit reißender Ge; schtoindigleit in die Höhe. Solange man Zatnbeccari mit den Augen sol aen konnt-e, sal) man ihn beschäsigt, sich das Feuer von den Kleidern zu streichen und alles brennende, das ihn umgab, zu löschen oder hinabzuwer sen; Bald indessen verlor man des rapid stei den Salt-in aus den Wu en. am ccaris Fahrzeug wurde ern as eer getrieben und gin fu Grunde, während der Luftfchisxän chwer verletzt, von Fisches-n n d Hofpital gebracht wurde. Ein« weiterer Aufstieg Zambeccaris, noch im gleichen Jahre, ebenfalls zu Bologna, kostete dem kühnen Fahrer das Leben. Zambeccari stürzte aus der lichterloh brennenden Gondel herab und wurde zu Deiner unsörm lichen Masse zerschmettert. Zambeccari war am 14. November 1752 geboren. Das sind die ersten und bedeutend sten Lustschiffer in Deutschland und In Italien gewesen, von welchen uns ; die Chronik berichtet. Lange Zeit hör sten wir nichts von neuen Luftballon ausstiegen in Deutschland —- erst am Freitag, den 13. August 1847 kommt der berühmte Kapitän Green nach dem Kontinent, und wieder ist es die Stadt Frankfurt a. M» von welcher aus er seinen Aufstieg unternimmt. Greens landete damals glücklich im Taunus. Das Heimweh. Jm Allgemeinen scheinen die Be wohner gebirgiger Gegenden und Nordländer weit mehr dem Heimweh unterworfen zu sein, als die Bevölke rung warmer Erdstriche und des fla chen Landes. Daher ist auch nächst den Schweizern wohl tein Volk so seh-r dem Heimweh unterworfen, wie die Lappen. Die Geschichte jenes Lappen dürfte wenig bekannt fein, der unter Gustav Adolph von Schweden im Dreißigjäh eigen Kriege tapfer gelämpft und es bis zum Rittmeister gebracht hatte. Nach Jahren überfiel ihn das Heim weh mit solcher Macht, daß er Rang und Würden aufgab und nach Lapp land in sein Filzzelt zurückkehrte, um unt-er seinen Rennthieren sein Leben zu beschließen. Auch Rousseau schil- · dert in einer seiner Dichtungen einen hottentottischen Pflegesohn des hollän dischen Gouverneurs vom Kap der Gu ten Hoffnung, der das herrlichste Le ben und die liebevollste Behandlung aufgab und nach seinem schmutzigen Kraal zurücklief. Der König Oskar II. von Schwe den schickte im Jahre 1878 mehrere Rennthiere unter Aufsicht einiger Lap pen an den König Alfons XIL von Spanien. So lange die Thiere lebten, befanden sich auch die Lappen in Ma drid ganz wohl. Nachdem die Thiere aber gestorben waren, erzeugte der Verlust des Anblicks derselben bei den Nordliindern tiefe Schwermuth und schließlich eine derartige Sehnsucht nach der Heimath, daß sie schleunigst zurückgebracht werden mußten. Jm Jahre 1779 waren eine Anzahl Schweizer nach Paris gezogen, wo eine Schweizersennerei angelegt werden sollte. Solange die Leute mit ihren Obliegenheiten beschäftigt waren, em pfunden sie kein Heimweh, doch als sie mit ihren Arbeiten in’s Stocken ge riethen und aus Langeweile auf ihren Musikinstrumenten die heimisch-en Me lodien erklingen ließen, brachen viele von ihnen in Thränen aus und litten so stark unter dem Heimweh, daß sie erkrankten. Fast das Gleiche wider fuhr einigen Grönländerm die im Jahre 1636 nach Kopenhagen gebracht morden waren. Das Heimweh setzte ihnen so zu, daß sie auf ihren Kojats heimlich die Flucht ergriffen und dabei ihn der Nordsee ihren Untergang fan ren. Ein glänzend-es Beispiel von Geiitcsgegenwarh das wirklich bekannt zu werden ver dient, haben neulich die Jiisassen eines Jnstitutg für taubstuinme Knaben in England abgelegt Einer der Lehrer erwachte gegen 2 Uhr Morgens und stellte fest, daß der Schulraunr im Erdgeschosz in Flammen stand. Er Ioeckte die Knaben und telephonirte nach der Feuerwehr. Einige der klei neren Jungen geriethen natürlich in Furcht aber es trat keine Panik ein, und die Lehrer vermochten sie gut zu-» samnienzuhalten, bis Mittel zur Ret tung gegeben waren. Einer der Leh rer ließ sich zunächst durch ein Fenster an zusammengebundenen Handtiichern herab, und ein Knabe kletterte an ei .ner Dachrinne herunter. Dann wur ;den Leitern gebracht, und die Knaben stiegen einer nach dem anderen her unter. zn einem der Schlaszimnier befand sich eine Anzahl lleiner Bur schen die nicht anders gerettet werden konnten, als daß sie durch die Fenster und längs des Daches nach einem an sdereu Zimmer kletterten, von dem sie aus dann herabsteigen konnten Es kam aber nicht ein einziger zu Scha iden DaJ Feuer wurde unterdrückt, saber erst, nachdem es beträchtliche Be schiidigmigen verursacht hatte. Wenn man bedenkt, dafi die taubstunirnen Minder nicht durch das gesprochene Wort gelenkt und zur Ruhe gebracht werden tonuten sondern nur durch Mienen-— oder Fingersprache oder al lensallg durch das Ablesen von den Lippen, so verdient ihre Haltung gro sze Anerkennung f -- Peinliches Gefühl. »Nun, wie behagen Jhnen die gro ßen Soireen Ihrer Frau? »Gar nicht! . . . Jch habe immer das Gefühl: wenn ich nicht der Mann wäre, so wär’ ich sicher nicht eingeladen worden!« Der Katzenbuckel ist der Höcker des Charakters-.