Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 26, 1905, Sweiter Theil., Image 13

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    « In der ,,Eiekttischen.«
Berliner Skikze von K a t h a r i n a
Z
telnrann.
——
Alle Morgen um sieben ein halb Uhr
l inhren sie in derselben Elektrischen
vorn Rollendorsplasi nach dem ais
damer T or, wo er usstieg, wii rend
sie ihre « hnpsennig trecle noch ein
Stückchen weiter verfolgte.
Anfangs hatten sie sich gar nicht be
achtet; aber als re ich nun täglich
trafen, mußten sie wohl auf einander
aufmerksam werden, umsomehr, als
sie zu dieser frühen Stunde o tunter
lauter Schulkindern die einzigen er
wachsenen Passagiere waren.
Er war klein und stark und blond
und hatte ein rothes Gesicht, das im
iner erhitzt aussa . Sie war zwar
auch klein, aber se blaß und mager
und braun und sa aus, als ob sie
sich niemals satt e e. So dachte er
wenigstens, und seine gutmüthigen
Augen betrachteten sie mitleidig. Wa
rum das arme Ding wohl schon so
sriih heraus mußte? Zum Laden
mädchen schien sie ihm zu gebildet;
aber vielleicht war sie Kassirerin oder
dergleichen. Nein, dazu war sie nicht
elegant genug gekleidet. War sie etwa
Lehrerin? Aber sie trug niemals
Bücher bei sich!
Sie hatte indessen gleich heraus,
daß er Lehrer sei, Gymnasiallehrer
vermuthlich Wie sie ihn um seine
überschüssige Wärme beneidete! Sie
fror ja immer! Daß ihn die Schön
heit nicht drückte, darüber war sie sich
ganz klar — aber nach einer Weile
fand sie, er hätte etwas ungemein
Zuverlässiges und Vertrauenerwecken
des in seinem Gesicht und Wesen. Ge
wöhnlich hatte er eine Zeitung bei sich
nnd las darin. Da sie nichts besseres
zu thun hatte, beobachtete sie ihn da
bei. und da traf es ich wohl, daß er
aufblickte und ihre Lugen sich begeg
neten. Jm ersten Monat sahen sie
sich ganz fremd an, ohne eine Miene
zu verziehen; dann begannen sie beide
unmerklich zu lächeln, nnd wenn sie
Morgens in den Wagen stiegen, war
jeder von ihnen in Spannung, ob der
Andere schon da sei. Als eg aber ein
zwar Mal geschah, daß sie beide im
selben Augenblick vor dem Wagen
standen, lächelten sie beide ganz offen
lundig, und das setzte sich so fort
während per Zahl-L wenn ihre Blicke
fis-, trafen. a schlug sie errbthend
die Augen nieder, und das gefiel ihm
iehr, denn nun sah ne oeinaye yuoicy
aus, nicht mehr so blaß und verfro
ren wie sonft immer. Es war, als
hätte sich in ihr eine Lampe entzündet,
die ihren Schein auf ihre Wangen
warf· Welche langen seidenen Wim
pern sie hatte! Und wenn sie diese
boh, wie lebhaft und freundlich ihre
braunen Augen leuchtetenl Schon
legann er mit dem tühnen Plane um
zugehen, das Fräulein einmal anzu
reden, aber, da er sehr schüchtern war,
hielt er es für unpassend, die Gele
genheit vom Zaune zu brechen und
zergriibelte sich umsonst den Kopf, wie
er eine solche herbeiführen könne. Denn
von selbst fand sie sich nicht« und so
gingen Monate hin, ehe er nur den
Laut ihrer Stimme gehört hatte.
Eines Tages nahm er wieder seine
Zeitung zur Hand, und da er ihr e
rade gegenüber saß, so fielen ire
Augen auf die Rückseite des Blaties:
sie begann dort die Anzeigen zu stu
diren. Mit einem Male vernahm er
einen Ton wie von unterdrücktem
Lachen. Er hob den Kopf. Richtig,
sie lachte wirklich, und dies Lachen
drang wie färühlingssonne in sein
herz, so da er alle Zurückhaltung
nnd Schüchternheit vergaß und ganz
einfach fragte: »Woriiber lachen Sie
denn, mein Fräuleins«
Sie erschrat, wie auf böser That
ertappt, und antwortete verlegen und
geixreiche »O, ich freute mich nur --—«
r fand ihre Stimme sehr melo
difch und bedauerte, daß ihre Ant
wort so turz war. n ihren braunen
Augen blitzte der ·chalt, und ihr
Mund verzog sich zu einem lustigen
und doch etwas verlegenen Lächeln.
Das reizte seine Neugierde noch mehr.
Er mußte den Grund ihrer Heiterkeit
erfahren. Und so bat er ganz kühn:
,.Wollen Sie mir nicht verrathen, wa
rum Sie lachen?« Dabei ielt er ihr
die Zeitung hin und seine ugen un
terstützten seine Worte. Erröthend
deutete sie nun jnit dem Finger auf
die Reihe von Veiraiysgesuchem oie
dort gedruckt standen.
Er blickte aus und fragte unsicher:
«Dariiber lachen Sie?'«
»Nun ia,« entgegnete sie, «ist das
nicht zum Lachen?«
»Waruin?«
»Daß ein Mann der Zeitung be
darf, uni eine Frau zu finden, ist
doch wolfl lächerlich und oerii ilich.
Er b iclte sie ganz verän· ti t an
nach diesem energischen Ins pruch
nnd bemerkte ileinlaut: »Das ist
nicht so leicht, wie Sie denken, mein
Fräulein!«
»Was ist nicht lo leicht? Eine Frau
zu sinden«i«
Er nieste
Sie sah aus, als zweiile sie, daßer
im Ernst spreche. Doch davon mußte
sie sich wohl überzeugen, und sie
dachte bei sich: Nun arrogant ist er
weni stens nicht. Dieser Mangel
recht erttgte es denn auch, dasz sie ihm
ein wenig Mut einzuflöszen suchte.
»Ja Berlin a ein giebt es guiiderti
tau end rauen mehr als tJJänner,«
bemerkte ie.
»Sie haben die Volkssahlunasep
gebiiisse gut studirt. mein Iräulein."
»Gewiß! Ueber eine MillioiiFrauen
mehr allein in Deutschland! Jst das
niebt iurchtbail Und dann suchen die
W
Männer noch durch die Zeitung eine
Gattin!«
usainmenhang zwischen dem Anxang
»usammenhang wichen dem An ang
und dem Ende izbrer Rede nicht recht.
»Sie meinen,
duß —«
»Ich meine, daß die Mädchen doch
atle gern heirathen möchten, wenn sie
nur könnten«
Er strahlte Zörmlich »Glauben
Sie das wirtlich.« Dann gedachte er
ier drei Körbc, die er bereits erhal
ten und aller frühere Kleinmuth über
sirl ihn wieder.
»Ich fürchte, Sie denken zu gut von
Ihrem Geschlecht, mein Fräulein.«
Sie lachte belustigt, und als er
nun ausstieg an der Linlstrasze, guckte
sie ihm nach. (
Seit jenem Tage grüßte er sie.
Dann kamen die Weihnachts-Ferien.
Nun tonnte er sich ausschlafen. Wie
er das sonst genossen hattet Seltsam,
jetzt hatte er Morgens gar keine Ruhe
im Bett. Jmmer wachte er zur e
wohnten Stunde aus, und statt ich
kehaglich aus die Seite zu legen und
weiter zu schlummern, mußte er da
ran denken, daß« sie nun den Weg al
lein fahre, und die Vorstellung hielt
ihn wach. Sonderbarl Solch ein klei
nes braunes Ding, blaß und mager!
Ob sie wohl sehr arm war? Was war
sie überhaupt? Wer? Das war ein
beruhigender Gedanke!
Wie hübsch essein müßte, einmal
iin warmen Zimmer ihr gegenüber zu
sitzen, statt in der grauen Morgen
sriihe in der ungemüthlichen Elektri
schen! Wie sie wohl ohne Hut aus
s..h? Wie freundlich ihre Augen lach
ten! Welch eine angenehme Stimme
sie hatte! Und so träumte er weiter
und fühlte sich getröstet in seiner Ein
sa-nkeit.
Ein paar Tage später erhob er sich
ptotzlich zur gewohnten Stunde und
stand Punkt 712 Uhr athemlos und
eslzitzt vor der Elektrischeii, die seine
etwas herorgequollenen.hlaiien Augen
durchspähten. Sie war nicht darin!
Also hatte sie auch Fericn —— war
nirtlich Lehrerin, und er mußte sich
gedulden, den Schiilansang abwarten.
Ame langweilig! Wenn doch die Ferieii
eiii Ende k;s:itten! Entiäuscht wandte
er sich um, als er sich ihr plötzlich
Auge in Stliige gegenüber sand· Ihr
schlug eine Flamme übers Gesicht, und
auch er ward dunkelroth vor Freude.
Jiii selben Augenblick hatten ihre
Hände sich umschlungen und drückten
aß — Sie meinen,
sich herzhast und dag Fräulein ries:
»Haben Sie nicht Ferien7 Sie sind
doch Gymnasiallehrer!«
»Allerdings!« entgegnete er, »ich
wollte nur sehen, ob Sie -—«. Er
verstummte Verlegen, und sie lächelte
—o, wie süß ihm dies Lächeln
düntte! »Und Sie?« snhr er be
herzt fort, »Sie sind nicht Lehrerin?«
»Doch!« erwiderte sie, ,,Musillel)re
tin bin ich. Jni Konservatorium in
der Mohrenstrasze unt-errichte ich.«
»8aben Sie denn keine Ferien?«
» ewiß, ich wollte nur in die
Stadt, um Einkiiuse zu machen»"
stammelte sie verwirrt.
Wie eine Offenbarung kam es ihm:
ihr war es gegangen wie ihm, auch
sie hatte sich nach der gemeinsamen
Fahrt gesehnt. Diese Entdeckung
machte ihn so tiihn und zuversichtlich
und froh, wie er in seinem gan,en
Leben noch nicht gewesen war. ,, ch
begleite Sie, wenn Sie erlauben!«
sagte er und sah dabei so roth und
gutmüthig und glücklich aus, daß sie
lachen mußte und huldvoll die Bitte
gewägrtr. So fuhren sie denn die
gewo nte Strecke in eifriger Unter
,altung. An der Mauerstraße stiegen
sie aus, und sie schlug vor, igm die
Musitschule u zeigen, an der re un
terrichtete. on dort wanderten sie
pranlos weiter, standen an den Schau
senstern still und plauderten; es war
noch so still in den Straßen, daß sie
nebeneinander gehen tonnten, ohne
gestoßen zu werden; dennoch kamen
sie sehr langsam vorwärts, es war
so ein richtiger ,,Berliner Bummel«.
Von isten Einläusen war gar nicht
mehr ie Rede.
Als es 10 Uhr schlug, sicl ihm ein«
daf- es Zeit sei, zu srühstiicken, und er
wollte sie in ein Nestaurant in der
Friedrichstraße führen; allein sie
lehnte sast ängstlich ab, entschloß sich
jedoch endlich mit ihrem Begleiter zu
Nranzler zu gehen, wo sie eine Tasse
Chololade tranken und vom Fenster
cug die Vorübergehenden musterten.
Wie reizend das war!
Wo sie den Weihnachtsabend ver-«
lebt habe, fragte er.
Ganz allein zu Hause, berichtete sie.
cie hätte ein Bäumchen angezündet
und ihre Wirth-leerte beschent das
sei ihr eisstiges Vergnügen gewesen«
»Auch i war gan einsam!« ent
gegnete er. »Ich stehze ganz allein,
meine zwei Brüder leben tveit ent
fernt. Und Sie? Jhre Eltern sind
todt?«
»Schon seit drei ahren, ja, und
meine beiden Schtvetern sind auch
nseit entfernt, die eine ist Erzieherin
in England, und die andere hat eine
Ctellung in Karlsruhe!« fiel sie ein.
Wie er sie bemitleidete! Und wie
merkwürdig er war, daß ihre Fami
lisnverhältnisse so ähnlich waren!
Erst um 2Uhr lehrten der Herr
Drttor und das Fräulein nach Hause
zurück, und sie fanden beide, daß sie
noch nie einen so schönen Tag erlebt
hatten.
Als die Schule anfing und das
Leben wieder in regelmäßige Bahnen
einlenlte, genügte dem Herrn Ober
lehrer der gemeinsame inweg nicht
mehr. Er hatte in Er ahrung »
lracht, um welche Zeit des Fräuleins
ctunden zu Ende waren, und es traf
sich, dasz er zweimal in der Woche ge
rade Zeit hatte. Dann fand er sich
in desr Mohrenftraße ein, nahm sie in »
Empfang und geleitete sie durch den
Thiergarten nach Hause.
Zu Ostern aber limdigte sie ihre
Stelle, weil sie sich verheirathen
wollte, und der Doktor liindigte auch,
aber nur seiner Wirthin, weil er mit
seinem Frauchen ein größeres Quar
tier brauchte. Sie waren sehr glück
lich, die beiden, und ihre Ersparnisse
befchlossen fie fortan in Straßenbahn
aktcen anzulegen ans Dankbarkeit
gegen die Heirathsvermittlerin, die
dem guten dicken Hans, wie seine
Gattin ihn nannte, eine Zeitungsan
zeige erspart hätte.
-
Wie Lentnant Krause daS
Gruseln lernte.
Eine Gespenstergeschichte von H. v. «
Nordenseld. f
Und wenn Sarastro mit seinen Af- ’
sen und Bären kommt, ich fürchte mich
nicht!« riefLeutnant Krause und schlug
dröhnend mit der Faust auf den Bier
tisch. »Firlefanzereien sind alle die
Spuk- nnd Gespenstergeschichten!«
,,Kennst Du denn nicht dieGeschichte
von dem, der auszog, das Gruseln ler
nen zu wollen? Wie rasch hat der’g
gelernt. Dir würde es genau so erge
hen.«
»Fällt mir gar nicht ein, liebsten
Hannes, das ist Waschweiberfachei
Gebt Euch nur zufrieden; Jhr bekommt
mich doch nicht dazu.«
»So? Na denn is ja gut. Was
willst Du aber machen, wenn eg doch
’rnal bei Dir spukt?«
,,Ersten"5 thut es das nicht bei ver
nünftigen Menschen, nnd zweitens
nehme ich ganz einfach meine großen
Reiterpiftolen von der Wand und
knalle dazwischen. Bei dem Fialiber
wird sich der Spuk schon entpuppen.
Also kurz und gut, ich erkläre noch
mals feierlichst2 Mich bringt keiner
zum Grnseln.«
»Ich wette doch!« mischte sich jetzt
der Leutnant von Zediitz ins Gespräch.
»Ich wette dagegen,« meinte tirause
ruhig. »Bei-suchen Sie doch Ihr
Heil!«
»Schön, die Wette gilt! Branden
stein, schlag durch! -—— So! —— Gegen
stand: Eine Bowle fiir die Anwesen
den. Zeit: Beliebig. Die Bowle, lie
ber Krause. will ich sogar in dein Au
genblick fertig haben, in dem ich Sie
zum Gruseln gebracht habe. Wer ver
liert, bezahlt. EinverstandenKrause?«
»Ja, meinetwegen AberP ie Verlie
ten ja doch. Sie wollen mich wohl
Mittags bei Tisch das- Gruseln lehren?
Ausgezeichneti Jch bin gespannt wie
ein Flitzbogen. Aber bedenken Sie
Jhre Weinrechnungt Zedlitz, der Alte
spaßt nicht! --— Sie wissen ja!«
»Hei-re Sorge, mein Lieber; ich be
rappe ja die Bowle nicht« —- — —
Wochen vergingen, ohne daf; die
Wette zum Austrag lam. Jn der er
sten Zeit war sie noch eifrig besprochen,
nach und nach aber war sie fast in Ver-,
gessenheit gerathen. Darauf aber
baute Zedlitz gerade seinen Plan. Be
sonders Krause durfte garnicht mehr
an die Wette denken.
Endlich hielt Zedlitz die Zeit fiir ge
kommen. Eines Abend-, alg er Krause
noch im Kasino wußte, begab er sich in
dessen Wohnung, um den Schauplatz
für sein Vorhaben in Augenschein zu
nehmen. ——— Jn der Schlafstube über
dem Bette hingen zwei gewaltige Rei
terpiftolen, mit denen Arause die Ge
spenster zu erschieszen gedroht hatte.
Zedlitz nahm sie vom Nagel, entfernte
aus ihnen die mächtigen Kugeln, die er
in seine Tasche steckte. Er liesz nur ein
wenig Pulver iniLauf, das er mit ei
nem schwachen Pfropfen Seidenpapier
feststopfte. Dann hing er die Pistolen
genau fo wieder aus und instruirte da
bei den Burschen, daß er ja, ja nichts
verrathen dürfte Er wollte mit eini
gen anderen Offizieren in der nächsten
Nacht dem Herrn Leutnant eine Ueber
raschung bereiten, und weil dieser
wahrscheinlich dabei schießen würde, so
habe er die Kugeln aus dem Lauf ge
zogen, damit kein Unglück passiren
tönne. Um M auf 12 solle er unten
auf der Straße vor der Thüre stehen
und die Offiziere einlassen.
Zedlitz begab sich dann inseine Woh«
nun ,wohin im Laufe des Abends ver
schiene verhüllte Gegenstände gebracht
waren, und wohin er auf 11 Uhr in
aller Stille die betheiligten Helfeshel
ser bestellt hatte.
Einer nach dem Anderen erschien zur
festgesetzten Stunde, und aus allen Ge
sichtern malte sich große Erwartung
Eine mächtige Bowle stand aus dem
Tische, und Zedlitz war bei derAntunst
seiner Verschworenen gerade dabei be
schiistigt, mit seinem Burschen die Fla
schbatterien zu enttorten Und den
dustenden, schäumenden Inhalt in den
hohen lupsernen Botolentessel zu be
fördern.
»Zedlitz was bast Du in Drei- Teu
selgnamen vor? Nun aber endlich raug »
mit der Sprache!« Mit diesen Worten
waren sast alle eingetreten.
»Gedutd, Kinder, « sagte Zedlitz, »du
Jhr nun alle da seid sollt Jshr es gleich !
erfahren Es muß doch erst alles ser (
gsein. -—— So, nun gruppirt Euch
mal bitte recht malerisch um den Tisch
Und jeder gebe sein Glas her Aberi
mehr wie zwei pco Nase werden nicht
bewilligt. —- Habt Ihr alle? — Na,
denn Prositt Aus das Gelingen und
Gewinnen der Wette!«
»Prost Zedlitzl All Heil! Du
scheinst ja höllifch siegesbewußt zu
Einl« Und alle erhoben sich und stie
n mit den Gläsern llingend zufam
men.
»Siegesbewußt? Ja, das bin ich
auch! Aber nun hört zu!« Und unter
Todtenstille, die nur ab und zu durch
kurze Ausdrücke des Erstaunens und
der Freude unterbrochen wurde, setzte
Zedlitz seinen Plan auseinander. »Und
hier, meine Herren,« beendcte er und
öffnete seine Kammerthür, »hier stehen
unsere Waffen!«
Neugierig drängten sich alle an die
matterleuchtete Kammer, aber der
Ausdruck der schadenfrohen Erwar
tung wich dem des Entfetzens.
»Na, Ihr gruselt Euch wohl schon
selber"9?!« lachte Zedlitz. »Wer wird
die Wette gewinnen, was?!«
,,Zedlitz. Sie sind ja rien des Deu
belsl woher haben Sie denn das al
les?«
»Ist alles ·;ufan1metrgepurnpt. Der
Medizinrnann hat auch einen Theil sei
ner Schätze h—erausgerijckt. Aber nun
macht Euch fertig, Kinder, es ist die
höchste Zeit.« -—
Leutnant Krause schlief Den Schlaf
des Gerechten. Er war heute Abend
nicht mehr ganz tlar im Kon gewesen,
als er Das Kasino verlassen hatte. A
conto der guten RekrutengVorftellung
war er von feinem Hauptmann einge
uwen, und nur nnt Mühe hatte er nach
dem vielen Mosel, Sekt, Schnaps und
Bier den türzesten Weg zu seinen hei
mathlichen Penaten finden können.
Seine in Stube und Kammer verstun
ten Kleidungsstücke standen heute mit
seiner sonstigen Ordnungsliebe im leb
haften Gegensatzr. Jetzt lag er schwer
in den Kissen und schnarchte, daß man
es draußen auf dem Gange hören
konnte. Der Schein einer Straßenla
terne fiel gegen die Decke des Zimmers
»und verbreitete eine solche Helligkeit
im Gemach. daß man die einzelnen
Gegenstände gut erkennen konnte.
Krause war gerade mit einem »Aste«
fertig geworden und setzte in leisem
gurgelnden Tönen au, einen neuen ab
zusiigen, da schlug weitschallend die
Uhr des nahen Kirchthurmg die Mit
ternachtgstunde Wie von der Zauber
macht der Gespensterstunde veranlaßt,
drehte sich Krause auf die andere Seite,
und noch im Banne der letzten Stun
den und der Liebengwijrdigteit seines
Kompagniechefg murmelte er: »Bitte
ganz gehorsamst, HerrHauptmann, gar
sp keine Ursache, wirklich keine Ursache« «
und von neuem fteuerte er inMorpheuI
Arme.
J Da, mit dem letzten Glockenschlage,
jöffneie sich die Thüre lauggezogene
sziffe ertönten, wie beim Erscheinen
ESamielö in der Wolfsschlucht und
fherein in die Kammer trat unhörbar,
sschwebeud, eine lange, weiße Gestalt
Imit einem Todtenkopf mit glühenden
Augenhöhlen und langen, tnöchernen
Todtenarmen. Dahinter erschien im
Rahmen der Thiir ein Sarg, schwarz
verhangen und getragen von dunklen,
vermummten Gestalten. Wie ein Pfeil
war Krause in die Höhe geschossen.
Verwirrt subr er mit der Hand iiber
die Augen und starrte auf das Höllen
wert.
Langsam näherte sich der Spuk dem
Bette. Jetzt, aus siinf Schritt, blieb
die weisze Gestalt stehen und sagte mit
dumpfer, hohler Stimme: »Mensch,
Deine Stunde ist gekommen- Mache
Dich bereit zu der Reise in jenes un
entdeckte Land, aus des-, Gebiet kein
Wandrer wiederkehrt!«
Sekundeulang herrschte Todtenstille.
Plötzlich sprang Firause auf, sein
Athem keuchte, blitzschnell griff er nach
seinen Pistolen, und ein Schqu krachte
durch die Kammer, mit seinem Feuer
strahle momentan das Geisterbild hell
beleuchtend. Dumpf hallte der Don
ner in dem einsamen Gemache wieder.
Aber seine Wirkung blieb aug.
Die weiße Gestalt blieb ruhig stehen.
Nach einer Sekunde hob sie den knd·
chernen Arm und warf Krause die Ku
gel wieder entgegen. Sie traf ihn ge
rade vor die Brust und rollte dann, zu
Boden fallend, laut unter denSchranl.
Firause faßte zum Herzen, aber sofort
trachte der zweite Schuß. Und wieder
warf das Gerippe die Kugel ihm zu.
Entsetzt prallte Rrause zurück, mit
beiden Händen griff er nach seinem
Kopf, dann stürzte er in jähem Ent
setzen mit bebenden Gliedern zur Thiir
hinaus und die Treppe hinab.
Aber kaum hatte er den ersten Absatz
erreicht, alg ihm von oben her ein-Treu
dengeheul nachtönte. Jubelnd, unter
nicht endenwollendeni Gelächter, rief
nian seinen Namen, und ehe er sichs
verfah, tvar er auch schon von kräftigen
Händen gefaßt und die Treppe hinauf
getragen.
»Ihr seid ja ganz dolle Kerls-F
leuchte er athenilos in tiefstein Reali
gee. Wieder erhob sich ein wildes Jn
dianergeheul, und jubelnd tanzte man
mit ihm in der Stube umher.
Erschöpft sank er aus einen Sessel-—
ein Bild des Elends und desJaintners.
»Halt!« rief er plötzlich, fein bren
nender, trockener Gaumen schien feine
Denifähigteit zu unterstützen: ,,Wo ist
die Bowle?«
,,.Hier!« sagte Zedlitz trocken, klappte
den Satgdeckel auf und hob das köst
liche Naß aus den Tisch.
»Gebt mir ’was Nasses, Kinder,
sonst komme ich um, und recht viel,
denn bezahlen muß ich ja doch!«
Und sie gaben ihm etwas Nasses, auf
daß et nicht umkam. —- Und auch nicht
zu wenig.
Und als der Tag graute, war die
Boswle leer, Krause aber wieder das
Gegentheil.
»Und wenn Sarastro mit seinen As
sen und Bären kommt, ich fürchte mich
nicht!«
O, Leutnant Krausell
l Edle Rache.
s Jin Jahre 1810 glänzte Beatrice
sMalton als Stern ersten Ranges am
JLondoner Theaterhimmel. Besonders
sin den weiblichen Hauptrollen der Sha
skespiearesschen Stücke zeichnete sie sich
»aus, sowohl in den heiteren Lustspie
Ylen wie in den ernsten Dramen des
Dichters. Die Art, wie sie dessen schöne
Verse sprach und der zaubervolle Klang
ihrer lieblichen Stimme werden als
geradezu unvergleichlich von den ent
zückten Zeitgenossen geschildert. Nie
mals wurde sie in dieserBeziehung von
einer späteren Künsterin übertroffen.
Dadurch und durch ihre Schönheit
und Anmuth bezauberte sie viele Herzen
und wurde häufig mit Heirathsanträ
gen bestürmt. Unter den zahlreichen
Bewerbern gesiel ihr am besten der
junge hübsche Alsred Yates, mit dein
sie sich dann auch richtig verlobte.
Bald aber wurde dies Liebesglück
wieder gestört, nicht durch ihreSchuld,
sondern durch die seine. Entweder war
seinen Eltern und sonstigen Verwand-:
ten die Verbindung des jungen Man
nes mit einer Schauspielerin nicht ge
nehm, oder es kam noch anderes da
zwischen — genug, Yateg brach das
Berlöbnifz mit Beatrice Malton und
oerlobte sich mit einer wohlhabenden
jungen Dame, die er dann alS Gattin
heimfiihrie.
Durch solche Treulosigteit ans’s
tiefste gekränkt und empört, ver
schmähte Beatrice es dennoch, wegen
ungerechtfertigten »Bruchs des Ver
löbnisses« llagbar zu werden, um eine
bedeutende Geldentschädigung zu er
langen, wozu sie nach dem in England
geltenden Gesetze das vollkommenste
Recht gehabt hätte. Schweigend er
trug sie vielmehr die Kränkung nur
wurde sie in der Folgezeit viel ernster
als zuvor und schenkte den anderwei,
tigen zahlreichen Bewerbungen hei
rathslustiger junger Herren um ihr
Herz und ihre Hand gar kein Gehör.
Es schien fast, als ob sie weaen jener
unliebsamen Erfahrung, die sie hatte
machen müssen, der jungen Männer
welt stete Verachtung und ewigen Haß
geschworen hätte. —
Die Jahre vergingen so, und die
BlütheHeit ihrer Jugendschönheit
schwand. Aber die herrliche Gewalt
ihrer Stimme blieb ihr tren. Da
durch bezauberte sie, wie schon so viele
andere Bewunderer ihrer hohen Kunst,
den Bankier Samuel Bntth eine der
Hauptgrößen der damaligen Londoner
.Hochfinanz. Dieser Herr war schon
bejahrt und recht gebrechlich auch sast
blind, aber ein begeisterter Verehrer
des großen Sbatespeare. Um dessen
unsterbliche Meisterwerte zu hören, be
suchte er noch häufig das Theater, und
da war es- dann hauptsächlich Beatrice
Malton, deren Kunst ihm dermaßen
»dem und Seele gesungen nahm, daß
er aus einen ganz eigenthiimlichenEim
sall gerieth.
Er trug ihr seine Hand an. Er
wolle nämlich, sagte er ihr, gerne eine
Jso hochgebildete und talentbegabte
Künstlerin stets um sich haben, welche
ihm zu jeder Zeit, wenn er eg wiinsche,
aus seinem geliebten Shatespeare mit
vollendetsterMeisterschast vorlesen und
ihm die schönsten Stellen aus dessen
Dramen frei aus dem Gedächtniß vor
detlamiren könne.
Beatrice Malton überlegte reiflich
diesen Vorschlag, nahm ihn dann aber
an, vielleicht weil sie des Theatertrei
bens einigermaßen überdrüssig gewor
den war.
Der alte Bankier lebte noch einige
Jahre sehr glücklich mit seiner shale
spearetundigen Gemahlin. Dann starb
er und hinterließ ihr ein Vermögen,
von dessen reichen Einkünften Beatrice
fortan den edelsten Gebrauch machte,
indem sie sich durch eine wahrhaft
großartigeWohlthätigteit auszeichnete
durch stete opferwillige Bereitschaft den
Armen undBediirftigen Hilfe zn brin
gen. —
Inzwischen war es mit ihrem frühe
ren Bräutigam Alfred Yates alliniib
lich beraab gegangen. Durch unglück
liche kaufmännische Spetirlationen hat
te er sein eigenes ansehnliches Ver
mögen Und auch das seiner Gattin ein
gebüßt nnd befand sich mit seiner Fa
milie in recht tranriaer Lage-. Aber
seltsam — immer wenn bei ilnn die
Noth am größten war, wurde ihm ge
holfen durch kleine und größere Sum
men, die ihm zugetandt wurden. Er
wußte zwar nicht ganz bestimmt Ism
her diese Hilfe kam, aber er lxsntte
Grund, dies mit zienilicher Sicherheit
zu vermuthen. Also schickte er an
Beatrice Malton einige Dantegbriese,
welche jedoch jederzeit nngelesen nnd
uneröffnet wieder an ihm Hinriirlae
langten. Er versuchte, sie persönlich
zu sprechen, allein er konnte seinen
Dank nichtiabstattem denn sie wollte
ihn nicht empfangen, sondern ließ ihn
»durch ihre Dienerschast abweifen
Ehrerbietig grüßte er sie, wenn sie an
lihm vorbeifuhr auf der Straße: doch
Isie beachtete seinen Gruß nicht, sondern
W
fbliate kalt und grau-gnug arm ten
hinweg, als ob er fiir sie gar nicht
vorhanden sei.
Das dauerte so längere Zeit. Füss
undzwanzig Jahre waren verflossen
seit jenem Treubuch, da erlag Beatrice
Ieiner ansteckenden Krankheit. Tief be
dauert wurde ihr Hinscheiden von den ,
Hunderten von Bedürftigen, welchen
sie eine fürsorgliche Helferin gewesen
war. Auch zahlreiche einfache Kranz
spenden zierten den Sarg der Todten
neben den prachtvollsten Kränzen und
Blumenarrangements aus den Krei
sen «der Reichen und Vornehmen.
Groß war beim Leichenbegängniß das
Trauergefolge, welchem sich auch Al
fred Yates angeschlossen hatte, der
wehmüthig seine ehemalige Braut zu
s Grabe geleitete.
! Als das Testament der Verstorbe
Jnen eröffnet wurde, erregten dessen
IBestimmungen in England allgemei
Ines Aussehen, so großartig waren die
HVermächtnisse zu Gunsten milderStif
stungen und für arme Leute. Darun
Fter befand sich auch ein Legat für Ya
tes, dem kurzweg, ohne jede weitere
Bemerkung dazu, ein Kapital von
«zel)ntausend Pfund Sterling vermocht
J wurde.
Auf solche Art rächte sich die edel
sinniqe Beatrice Malton an dem der
sie einst treulos verlassen hatte. Oft
besuchte in der Folgezeit Alfred Yates
mit seiner Frau und seinen Kindern
den stillen Friedhof Kensal-Green, um
am Grabe Beatrices ihrer Herzens-gute
und unvergleichlichen Großmuth dank
baren Sinnes zu gedenken.
Beweis-.
Philologe: »Wissen Sie auch, dasz
der deutsche Sprachschatz über 20,000
Wörter umfaßt?«
Rentier Ductdich: »Das hab’ ich
schon an meiner Frau ihren Gardi
nenpredigten gemerkt.«
Modern.
Papa: »Nein, den Baron Habe
nichts kannst Du nicht heirathen. Nach
meinen eingezogenen Erkundigungen
macht der Mensch alljährlich 20,000
Mart Schulden.«
,,(Elsa: »Aber Papa! Mit so viel
— tann man doch schon ganz anstän
dig let-ein«
Einigkeit
»Ach, wein-B einiges zärtlicheHPaarL
Wie nett sie da zusammen sitzen und
lesen!« -
»Ja, ja, wir schlagen eben im Ge
setzbuch nach, um einen Scheiduneg
grund zu finden ....!«
Vunimletlnmior.
i Bumiuler tzum andern, den er aus
Jder Schnapgslaschc trinken sieht):
s»Nee, Ede, bist Du noch kindisch! Nu
sbist Du schon vierzig Jahre und
trinkst noch aus der Flasche!«
Späte Reue.
Geohrseigter Ehemann (sich die
Barte reibend): »Und dag war die
Hand, die ich auf den Knieen erfleh
habe!«
Egoist.
Gast: »Also es giebt wirklich teiu
Bier mehr?«
Wirth: »Nein, eg- sind höchstan
snoch siins Liter im Faß und die trinke
Jich allein.«
J Erkannt
l Student: »Sie, Dienstmann, tön
snen Sie mir vielleicht sagen ....«
s Dienst-nann: »Das tltsandleilnnnt
ist da driiben!« (
Nach der Aste-vieren
»Also mein Lustspiel hat den Herr
schasten gefallen?«
,,Außerordentlich; sogar der Groß
papa hat im Schlaf gelächelt!«
Ein Schwärmen
»O, meine süße Braut, ich könnte
nur immer so vor Dir auf den Knieen
Fliegen und Dir in die Augen schauen."
» »Aber Max, dann tämen wir ic
snieinals zum Heirathen!«
Damm
’Bauer lalg im Wirthshause ein
Streit entstanden ist, zum Stofsetsz
»Ja, warum redst denn Tu nir peinl«
s Stoffe-L »Ich iann net ich habe
smeinen Schlagriug ;u Hause verges
s sen!«
Der Biellkkiciiäitigitc
Herr lzu einem ’Ll;cl)i-s(«lkis))· »Es-Mo
vierzig Jahre sind Cis-« schon bei
Meist u. Eos-?- an i:::«i«, eine respm
schöne Stelle iei71!« s
; Buchbaltcr: »Ach hören Sie mir
lboch auf, jeden Tag könnte man
ivor Gift und lisallc steil-m . . . . may
hol nur leim- Zeit dnzkl.«
til-l i· thliitem
Erim- siuirilsdiijtzc »Jet; schieße
feinen Apfel vom .l"i-«pf."
l Zweiter hinnsiirhiilzet »Das islnoch
gar nichts. ich leise eine Sizii-Er mit
ten durchs Hen«
i
! Bei-schlimms
» Frau lentzijdls:«·,vlch, iss der Aus
blick von hier unvergleichlich scksön!«
Protz lentschuldikxmd zur Reisege
sellsckaft): »Meine Fräu meintv name- »
lich »im Verhältnis-« wir haben «
selbstverständlich schon großartigst
Gegenden geiehenl"