Meine erste Klientin. kriminalgefchichte von h u g h A m b i e h. - Wie alle Anfänger, wartete auch ich seit herztlopfen auf den ersten Mien itsn Die blihblante Tafel an meiner Jhilr besagte, daß ich n u r von zehn Uhr Morgens bis fünf Uhr Nachmit tags zu sprechen fei. Natürlich machte ich auch ganz gerne Ausnahmen, was tun so leichter war, als mein Bureau neben meiner Privatwohnung lag. Und merkwürdig: meine erfte Klientin, die mich fast zum Mitfchuldigen eines schöndlichen Betrug-es gemacht hätte, suchte mich nach meinen Bureaustun den auf. Jch saß gerade beim Nachmittags thee, als meinDiener mir meldete, daß eine Dame mich sofort zu sprechen wünschte. Jch stürzte das heiße Ge triini hinunter und eilte in mein Bu reau hinüber. Bei meinem Eintritt erhob sich eine dunkel gekleidete, tief verschleierte Dame. Jch bat fie, Platz zu behalten und fragte. womit ich ihr dienen könne. Sie schien sehr nervös und blickte unruhig im Zimmer umher, als ob sie fiirchtete, wir könnten nicht allein sein. Erst als ich sie darüber beruhigte und sie noch einmal bat, Platz zu nehmen, that sie’s, aber in einer hastigen, ver legenen Weise, die mir bewies, daß ich es nicht mit einer Dame zuthun hatte. Sie war elegant« gekleidet, der dichte Schleier verdeckte jedoch ihreZiige und ich konnte nur an den Seiten leicht er grautes Haar fehen. »Ich glaube, es wird am besten sein, » wenn ich Jhnen sogleich sage, wer ich bin«, begann sie endlich. »Ich bin Fräulein Howard, wohne auf dem? Graham Sauare und möchte, daß Sie T so bald als möglich mein Testament» aufseten.« »Ah!« enifuhr es mir wider Willen. Jeh hatte das alte Fräulein zwar nie gesehen, aber dem Namen nach kannte ich es sehr gut, da die bösen Zungen der Nachbarschaft sich in letzter Zeit; viel mit ihr beschäftigt hatten. Es hieß allgemein, daß Miß Howard sehr reich . sei. seit fünf Jahren vollständig zu-. rückgezogen leben und von ihren Ver-s wandten nichts wissen wolle. Warumj Und weshalb, darüber kursirten die" abenteuerlichften und widersprechend sten Gerüchte. Jch freute mich natür lich im Stillen, das Testament der ex eentrischen alten Dame aussetzen zu sollen, griff nach Papier und Feder und fragte, welche besonderen Wün sche sie in Bezug auf die Vertheilung ihres Vermögens habe. »Ich wünsche bloß, das-. mein ganzes Vermögen auf Herrn David Simp son, Stasford-Street 33, übergebe. Ich war nie verbeiratbet und ich bitte Sie, meinen letzten Willen so abzuw fen, daß nach meinem Tode kein Ver wandier seine Rechte geltend mache-il kann. Ich wünsche, David Simdson zu meinem alleinigen Erben einzu seßen, ernenne Sie zu meinem Testa« mentsvollstrecker und bitte Sie, dafür zu sorgen, daß mein Wille erfüllt werde « «Wann wünschen Sie das Testa-; ment zu unterschreiben?« fragte ich, nachdem ich mir die nöthigen Bemerte gemacht hatte. «Je eher, je lieber! Am liebsten würde ich schon morgen Abend wieder hierher kommen, um die Sache zu er ledigen. Es wäre mir sehr angenehm, wenn Sie veranlassen könnten, daß ein Arzt als Zeuge dabei ist, wenn ich das Dokument unterschreibe, damit später keinerlei Einwendungen gegen meine geistige Zurechnungsfähigteit erhoben werden tönnen.« H »Seht wohl, gnädiges Fräulein Jch erwarte Sie also morgen Abend um dieselbe Stunde, und ich werde da- ; sit sorgen, daß ein Arzt zugegen ists haben Sie sonst keinerlei Wünsche be säglich des Testaments?« »Nein! Nur fassen Sie es, wie de fagt, gefälligst so ab, daß kein Ber toandter Erbanspriiche geltend machen kaut-X begleitete sie zu ibrem Wagen bemerkte auf dem Wege dahin, daß sie mit dein linken Fuß ein wenig " " M. Arn folgenden Abend traf sie s " befreundeter junger Arzt, der dem Te nktlich ein. Sie feste ihren Na tlar und deutlich unter das Do kmuest Mein Schreiber und ein mir M ein Gesundheitözeugniß bei · Mie, Interzeichneten es als Zeugen. Gegenwart aller drei legte ich es seinen Sicherheitsschrant i Einige Monate später wurde ich ei nes Morgens durch David SimpsonJ benachrichtigt, daß Fräulein Howardi gestorben sei. Jch begab mich selbstver ständlich sofort in dasTrauerhaus, er ’ ledigte alle fiir einen Advakaten und JMamenthollsirecker nöthigen Schrit te, til-erzeugte mich von der Richtigkeit des Todtenicheins u. s. w. Nach dem x scgräbniß hatte ich eine Zusammen -T".T lisnnft mit Simpson und erklärte die w, daß er Universalerbe und ich Te -- mentivollstrecker sei. Er nahm die «Mittheiiung sehr kühl auf und Ihschke nur, die Geschichte so rasch XIV Kröng erledigt zu wissen, da er " M gerne mit den Gerichten zu thun W Essen Unterredung war sehr Yturz und der Mann mißfiel mir gründlich. « Theils um meinen Pflichten alt sTeftamentsvollstrecket nachzukommen, .theils von Neugier beseelt, die enterb Fien Verwandten meiner Klientin len nen zu lernen, ließ ich die Todesan zeige in die verbreitetsten Blätter des Landes einrüclen. Schon nach weni genTagen meldete sich bei mir ein jun ger Mann, Edward Howatd, derNeffe der Verstorbenen Die Nachricht vom Tode feiner Tante fchien ihm weit nä her zu gehen als die Thatfache feiner Enterbung. Er erzählte mir, daß er vor fünf Jahren gegen den Willen der alten Dame geheirathet habe, daß diese sich geweigert, seine Frau anzuerken nen, und alle seine Briese unbeantwor tet gelassen habe. Er dankte mir höf lich für meine Mittheilungen und er klärte, daß er mich, falls ich es gestat te, bald wieder besuchen wolle, da er demnächst in London einenPosten, den man ihm angeboten, anzutreten ge denke. Wieder vergingen einige Monate und ich hätte beinahe die ganze Ge schichte vergessen, als ich aus eigen thiirnliche Art daran erinnert wurde. Eines Abends erregte aus einem Spa ziergange eine eilig an mir vorüber gehende Dame meine Aufmerksamkeit Sie war dunkel gekleidet, dicht ver schleiert und hintte ein wenig rnit dem linken Fuß. Zum Teufel, stehen denn die Todten aus? Das war ja Fräu lein Howard, wie sie leibte und lebte! Ein unbestimmter Verdacht regte sich in mir, und ich beschloß, der Dame zu folgen, um zu erfahren, wo sie hin gehe. , Jch driickte meinen Hut tief in die Stirn, zog meinen Rocklragen in die Höhe und ging durch mehrere Straßen dicht hinter ihr her, bis wir ein Wirthshaus erreichten, in das sie schleunigst eintrat. Jch war ihr so dicht aus dem Fuße gefolgt, daß ich die Antwort vernahm, die ihr ein Kell ner aus ihre Frage ertheilte: »Die Herren sind aus Nummer 13.« Sie verschwand in der besagten Hinterstubr. »Kann ich No. 12 haben?« wandte ich mich an den Rllner. »Ich habe ei nige Freunde herbestellt.« « »Bitte, hier einzutreten. Womit kann ich sonst dienen?« »Bringen Sie mir einstweilen zwei Flaschen Porter.« Nachdem der Kellner das Gewänfch te gebracht und sich wieder entfernt hatte. sah ich mich in dem Zimmer um. Es war nur durch eine niedrige dünne Holzwand von No. 13 getrennt, so daß ich, dicht vor ihr sitzend, bequem die drüben im Flüsterton geführten Ge spräche hören konnte. Jch unterschied deutlich die Stimmen von zwei Män nern und einer Frau. Die der letzteren gehörte, wenn mich nicht ein böser Spuk täuschte, unzweifelhaft meiner verstorbenen Klientin an, deren Testa ment ich vor kaum einem Jahre ausge setzt hatte. Die Stimme des einen Mannes mußte ich als die Simpson’s erkennen. die des zweiten war mir voll ständig fremd. »Ich habe Euch doch gesagt, daß Sinclair der richtigeMann fiir so was ist. Junge Advotaten pflegen nie lä stige Fragen zu stellen. Sie sind froh, einen gutzahlenden Klienten zu be tommen«, slüsterte die fremdeStimtne. Jch horchte auf. Sinclair — das war ja ich; woher tannte der Mann meinen Namen? »Das ist Alles ganz recht«. entgeg nete Simpson. »Die Frage ist nun aber, wie wir es veranlassen, ihn zur raschen Realisirung der Hinterlafsem schast zu bewegen, ohne seinen Ber dacht zu erregen? Je schneller wir uns aus dem Staude machen, desto besser wird es für uns sein. Vor Al lem aber müssen wir trachten, die Alte da aus dem Wege zu schaffen, ehe man sie erkennt. Sie hat sich bisher ver steckt gehalten, aber nun hat sie’s satt. Nicht wahr, Alte?« »Und ob! Jch möchte am liebsten sofort von der Bildfläche verschwin den, denn mir ahnt nicht Gutes. Jch wollte, Du hättest das Testament un serer Herrin nicht verbrannt und Dich mit der Hälfte der Erbschaft begnügt, und die andere Hälfte Herrn Eduard überlassen, wie sie es gewünscht. Jch wundere mich oft, daß sie nicht aus ih rem Grabe steigt, um uns zu verra then.« · »Verschon’ uns jedt mit Deinen Je remiaden — wir haben Wichtigeres zu besprechen. Jch habe eine Jdee — ". Er dämpfte seine Stimme so tief herab, daß ich nichts mehr verstehen konnte. Ich hatte aber genug gehört, um zu wissen, daß das Kleeblatt da drinnen zu den abgeseimtesten Schuf ten zählte, die mir bis dahin begegnet waren, und daß sie mich, freilich ohne mein Wissen, zum Hauptsattor ihrer Schändlichkeiten gemacht hatten. Mein erster Gedanke war, die Böse wichte ans No. 13 einzusperren und auf die Polizei zu eilen. Aber das hätte Lärm erzeugt und fie wären mir am Ende noch entwischt. Ich zog es daher vor, mich leise hinaus zu schlei chen, um den ersten besten Polizeimann von der Gasse zu holen. Jch hatte Glitt Der erste Mensch, dem ichl fdeaußen begegnete, war ein mir be-« lannter Delelttv. Jch erzählte ihm rasch das Rötlsigste, er pfiff einen Po lizeimann herbei, den er an der Wirthshauöthiir postirte, und wech selte einige Worte rnit dem Wirth, der ihn bat, im Jnteresse des Hauses so ruhig wie möglich umzugehen »Das werde ich schon in unserem eigenen Interesse thun, damit uns die sauberen Vögel nicht noch in letzter Minute ausreißen." Eine halbe Stunde später befand sich das Ttio hinter Schloß und Rie gel. Noch vor der Schlußverhandlung kam die ganze Geschichte an den Tag. Die Frau, die mich als Fräulein ho ward ausgesucht und das Testament unterichkieben harre, war die Haushal terin der Verstorbenen und die Mutter Simpson«’ö, des Universalerben. Der Dritte im Bunde war ein Winkeladvo lat, der den ganzen Plan ausgeheckt hatte. Dieser wäre dadurch, daß Fräulein Howard sich in ihren legten Lebensjahren vollständig von der Welt zurückgezogen hatte, das Bett hütete und nur ihre Haushalterin und deren Sohn, der-ihr Fattotutn gewesen, um ich duldete, sowie durch meine eigene netfahrenheit beinahe gelungen. Die Gefangenen wurden zu mehrjiihrigeh Kerkerstrafe verurtheilt, und ich hatte! das Vergnügen, die Hinterlafsenschafd Cdtvard hvward, dem rechtmäßigen Erben, übermitteln zu dürfen, ders mich, trotzdem ich ihn fast um sie ge bracht hatte, zu seinem Rechtsvertreter machte Es zeigte sich, daß die Erbschaft viel größer war, als wir anfangs dachten, denn eine Anzahl Liegenschafien, die auf den Namen Simvson eingetragen waren, gehörten thatsächlich Fräulein howard Der Schurke hatte die Dame jahrelang an allen Ecken und Enden betrogen. und es gelang mir, dies nachzuweisen Der sensationelle Pro zeß und die Verwaltung des großen Howard’schen Besitzthurns verhalfen mir bald zu Ansehen und Namen. Ich bin seither ein gesuchter Advotat und habe viele gute Klientem aber wenn ich es recht bedenke, war meine erste Klientin doch die beste, denn sie bat mir aus die Beine geholfen und mich überdies Vorsicht gelehrt, die wichtigste Eigenschaft eines Abbe-taten M Verspielt. Von J. J o b st. Cramers Boot war den ganzen Tag auf See gewesen. Reiche Beute trug es beim, als es seinen Bug wendete und seinen Kurs auf die heimatbliche Küste nahm. Der alte Fischer Cramer bät te seine Freude daran gehabt, wenn er noch seinen Platz am Steuer einge nommen hätte. Nun batte er einem andern Fährmann folgen miissen über den breiten, dunkeln Strom in ein un belanntes Land. Fischer Cratner war todt und ge stern begraben worden. Die im Boot saßen, waren seine beiden Söhne Dirl und Han. Sie starrten schweigsam geradeaus auf die See und hatten taum einen Blick geschweige denn ein Wort fiir einander-. Stand das Ster ben des Vaters zwischen ihnen gleich einem Todtengesuenstit Es war ja eine unheimliche Sache gewesen, es mittin zuseben, wie das kräftige Mannesle ben in drei Tagen erlosch, das bis da bin noch so start und selbstbewußt sei nen Plas in der kleinen Gemeinde des Fischerdorses ausgefüllt hatte. Nein, das Sterben des Vaters war es nicht, das zwischen den Brüdern stand, sondern sein Wille. Crarner hatte dafür gesorgt, daß sein letzter Wille seinen Tod iiberdauerte. Das haus und das Boot eibte Han, sein Jüngsten der seinem herzen immer der nächste gewesen war. Dirl wurde mit einer lleinen Summe abgefunden und lonnte wieder Heuer aus einem der großen handelsschifse nehmen wie bisher. Wenn willst furt?« fragte Hah vom Steuer her, als Dirt sich an dem Fischbehiilter in seiner Nähe zu thun machte. Dur’t Dei woll schon tau lang? Das blaue Auge Dirls fuhr mit ei nem sengenden Strahl über den Fra ger hin, der nur einen lauernden Blick zur Antwort hatte, der von bösem Ge wissen sprach. Ueber den beiden, die unter demsel ben Mutterherzen gelegen hatten, und die sich doch so ungleich waren, wie Tag und Nachts sang der laue West wind sein Lied und ließ die Talelage tnattern und rauschen. Die breiten Wellen liefen hinter dem Mel her, sie hohen und schaben das Boot eilends vorwärts und waren doch immer noch schneller als dieses. Jn raschem Glei ten solgte eine der anderen ohne Ende, unabsehbar in ihrer schwellenden Fülle. Alles ringsum war Leben und Bewegung, nur zwischen den beiden Männern, die in der Volllrast ihres jungen Daseins standen, herrschte star kes, trosiges Schweigen Wenn Auge in Auge traf und das von hay scheu zur Seite wich, spürte man es, es war noch ein dritter im Boot, es stand am i Bug ein rausiges Gespenst und war-! tete nur araus, zuzupaelem ; Dirt siihlte wohl, was ihm im Rit- T cken saß und ihm-mit hohler Stimme in die Ohren stüsterie: Mein nahm dir s das Haus, man nahm dir das Boot, man will dir auch noch dein Mädchen rauben, die blonde Leut-. Wie konnte sie küssen, als du das lehte Mal in der Hei-inn- mkst. Schluck-zau- ist-grad dir am han« die blonde, schöne «rn und umschlang dich mit i ren starken ,Armen, als könnte te dich nicht las »sen. Mund lag auf nd und Brust zan Brust. Ei galt fiir drei abre Abschied zu nehmen. Nun tam du beim, gerade zur seit, um den Vater zu beerdigen. Das Haus« das Boot wäre dein gewesen vor Gesey und Recht, du hättest Lena an deinen herd führen können, als dein Weil-, und nun? Dir-is Brust hob und senkte sich in schweren Athemzügen, in den Schläfen klopfte das heiße, lebendige Blut, als wollte es die Adern sprengen. Die Stimme sprach weiter: Der Erb schleicher da vor dir bat die Zeit recht genudi. Erst der Vater! Es war ihm ein Leichtes, bösen Argwohn in dessen Herz zu streuen und ibm zuzuslüsterm du wariest nur aus seinen Tod, denn du könntest es nicht erwarten, die Lena zu freien. Du warst- sern, er war im mer um ihn. Was du wolltest, wollte auch er. Jn seinem falschen Herzen glühte die Leidenschaft für dasselbe Weib. Hatte er erst haus und Boot, so war das Mädchen auch sein. Lenas Vater bat eine harte Hand, und sie selber ist viel zu klug, um nicht zu se hen, aus welcher Seite der Vortheil lag. Nun hat Hals alles, was dein war: haus, Boot und die Lena. Du kannst wieder wandern. Dirl sprang aus, er wollte die rau nende Stimme nicht mehr hören. Er schiittelte die mächtigen Glieder und drückte den Südwester noch tiefer in die Stirn, als wollte er das verhaßte Gesicht ihm gegenüber nicht mehr se hen. Sprechen mußte er. Das Schweigen peinigte ihn bis auss Blut. Darum war er doch nur hinausgesahren, et wollte den Bruder fragen — fragen. Ja, wozu denn fragen, da er doch alles wußte. Und doch, er erstickte da ran. Es wußte heraus, was da drin nen sasz an Zorn iiher die Niedertracht des Bruders. Du hest mi fragt, wenn irl surt will, Hah? stiesz Dirl plöhlich so un vermittelt mit heiserer Stimme her vor, daß Hay zusammenfuhr. Wenn icl mit Lena einig bün. Jck gah nich ahn ehr! De Lena? sragte Hah zuriick und war zu seige, die Wahrheit einzuge stehen. Wir sünd doch einig, seit ick dat letzt Mal hier wesen hiin. So! Hest ehr denn schon stagt? Jck hefs anners tau dauhn hätt die acht Dag, dat icl hier bün. Jn drei Jahren tann sil del ännern. Dat hesf ick marlt. Abers de Dirn is min, dat du't weitst. Wenn si di noch will! Ein hiimi sches Ausleuchten begleitete die höhni sche Antwort Hays. In den Adern Dirls brauste das Blut, vor den Au gen wurde es dunkel und er hob die Fäuste an die Schläfe, als ob er sich gewaltsam zur Rnhe zwingen wollte. Wen will sei denn? hats schwieg, er duckte sich ordent lich vor dem stammenden Auge des Bruders. Nich mal den Laud hest, die eige nen Slechtigteiten intauaestahm Wer war gistern tau Nachtens noch bei de Lena? Wer hett mit ehr flüstert un latessirt? Wenn du’t weit’st, woriim sragst noch? Gliiwst du« iit hat rni wie’n hun up Sid stöten? hus un Boot hest mi nahmen, abers de Lena is min. Jrl wart sei woll höden vör di un vör ehr« Bat-den Hay lachte höhnisch aus: Lenas Vadder! Frag de Lena siilwst, sei ward di segaen, dat sei min Brut is. De Lena is llaul. En Mann mit hus un Boot is ehr leiwet, als en Schild per mit siohunnert Mart. Beim Täu wen wart das Hart lolt un vör der Tid olt. Dirl sah nicht mehr und hörte nichts mehr. Der ossene hohn tras ihn mitten ins herz. Schrie Jemand hinter ihm so gel lend aus oder war er’s seihsts Bevor hah es sich versah, packten ihn die Fäuste des Bruders, der mit wildem Kettchen in sein Ohr schrie: Wohe di, einer von uns beiden miit da runner. J Ein surchtdarer Kampf begann-l Sie waren beide stark und in hattet Arbeit gestöhlt. hin und her taumel ten sie, und das Boot war das Spiel des Windes, der«auch so merkwürdig unstet in der Lust herumsuhr, als hal te er Umschau nach einem drohenden Feinde. Von Zeit zu Zeit standen die Kömpsenden Brust an Brust und hol ten keuchend den fehlenden Athem aus ihr hervor, während sie sich mit blut unterlausenenAugen anstierten. Dann begann das Ringen von neuem. Jeht drängte Harz mit einem nicht mehr menschlichen Ausschrei den Bruder hart an den Bootsrand und in der rechten band schwang er das heimlich gösknete Messer zum todtbringenden to . Mörder! schrie Dirk aus und ver suchte der zustoßenden Hand zu Leh ren. Da kam ein Stärkerer als er, er suhr über die Meere in gewaltigem Zorn. Der Westwind sprang um nach Nordost, und die gellendeStimme des erwachten Riesen ersiillte die Was serweite und schrie so furchtbar gen Dimmel aus, als wolle er zum Ankla ger des Brudermordeö werden« Da schrie ei von neuem aus, und ein zweiter Stoß segte tn wildem Na gn tider das Meer und packte das oot. daß das halb ereffte Segel tres ins Wo er tauchte. D war keine Zeit sie verleren. Schon tras das scharfe il den Mast. Dirl athmete hoch auf, als er ihn fallen sah und das Boot wieder seiner Führung gehorchte. Die Wellen wurden zu Wasserber gen, und das Boot inmitten, einNichts itn Wogendrang und Sturmesblasen. Dirt hielt das Steuer mit eiserner Hand, bis es zerbrach, hay versuchte das Wasser auszuschöpsem das mit je dem neuen Becher, der über sie dahin ging, das Boot wieder füllte. Der Sturm wurde zum Orkan, er ließ alle Register tönen von Grundbaß an bis zu den gellenden Pseisen. Es war, als ob die Hölle losgelassen sei, die ihnen verfallenen Seelen mit Tri umphgeheul in Empfang zu nehmen. Der Tod saß mit im Boote, das Spiel war aus. Was galt den Brü dern in diesen Stunden noch Haus und Boot, oder die blonde, starke Dir ne, die ihrer beider Liebe besaß. Sie klammerten sich mit aller Kraft an das Leben und versuchten sich aus der schweren Noth zu retten. Dirt band sich mit Stricken an das Holzwert, um nicht über Bord ge spült zu werden, bevor die Brandung ver Kune erreicht war. Dort gedachte er sich den schäumenden Wassern an zuvertrauen. Bielleicht waren sie barmherzig und brachten ihn an’s. Land. h wollte seinem Beispiel solgen,. do noch bevor er den Strick zum se sten Knoten verschlang, wuchs hinter seinem Rücken das Meer riesengroß, als- ob die Wasser an den himmel rei chen wollten. Ein einziger Todes schrei mischte sich mit dem Getöse der über detn Boot niederbrechendenFluth. Sie verschlang hah Cramer in ihren tiefen, gefräßigen Schlund. Aus dem Wasserwirbel tauchte das Boot noch einmal an das Tageslicht empor, es war gefüllt bis zum Rande. Die Wucht des treibenden Sturmes hielt es noch turze Zeit über Wasser. Dirt«sah, er mußte den Augenblick nutzen. Er löste die Stracke, aber nur «-.m sie von neuem um einige Bretter, die im Boote schwammen. und seinen Körper zu schlingen. Noch einen Blick zur nahen Küste werfend, glitt er vom cEgooisrand in die lochende, brausende -«-ee. Sie nahm ihn an ihre Brust und trug ihn sicher der Heimath zu. Be wußtlos, halb erstickt, wurde er un weit seines Dorfes auf den Strand geschleudert, den die ungeheure li«c-.-’-turinfluth meilenweit überschwemmt atte. « Die Morgensonne weckte ihn, denn ebenso jählings, wie der Orkan einge sest hatte, ließet nach mit seines Sturmes Blasen. Nach und nach tam Dirt das Bewußtsein wieder, er rührte die erstarrten Glieder und schleppte sich der Heitnath zu. Jm Herzen saß tas Grausen iiber das, was hinter ihm lag. Es sollte ihn lange nicht verlassen. Das Fischerdorf, das er suchte, war ncht mehr da. Der Auszendeich war gtbrochem die See brauste über den Trümmern der Häuser, unter denen auch sein Baterhaus war, das nun mehr nach Gesetz und Recht ihm ge bkrte Das Boot war zerschellt, nichts nannte er mehr sein eigen. Doch die Eine war jetzt unbestritten sein-Leach die ihn sur aus und Boot ausgegeben hatte. Lin haus ließ sich ja wieder aufbauen und ein Brot tausen. Er hatte es ja dazu, nun er auch seines Bruders Erbe war. ihn Zittern flog durch die Glieder des Urschöpsten bei diesem Gedanten, aber mechanisch seßte er den Marsch fort. Mehr taumelnd als gehend ge langte er zum Ziel Auf dein Binnendeich traf er die gosliichteten Bewohner des Fischer dorses, die nur ihr nacktes Leben ge rettet hatten. Der weite Deich hatte gehalten, der die iesen, das Acker land schtihtr. So sah man voller Dank zur Sonne empor und beobach tete voller Spannung die rasch fal lenden Wasser. Dirt Trauten den man ertrunten laubte, wurde mit ausgeregten Wor en begrit t. Er sollte erzählen. Er Eber gri« «n-a·ch der ihm gebotenen J Branntweinnapaze uno that einen tie fen Zug; das stärite und erwärmte die ezstarrten Glieder. Er reckte seine mächtige Gestalt und fragte nach Lena, die bei seinem Kom men sich eili it hinter den anderen Weibern ver roch. Nun stand er vor ihr und blickte ge verächtlich an, wäh rend er sagte: · ch wukk Di man blot feggen, de hay is dot. us un Boot un min Bruder wiren i leiwer as icl. Jck kann Dir nicht mihr dortau verhelpem allens is unnergahn. Von ’ner Dirn, die irst den einen un dann ten annern sin Brut was, will ick nix mihr oo weiten. Doför bün ict tau gaut. Du mötft Di schonst nach'n annern umfeihn, mit mi hest Du der speku Dirl Cramer wandte sich von dem todtdlassen Mädchen, erwiderte lein Wort mehr auf die vielen Jra en und ging davon. Die heimat ah ihn nicht mehr wieder. Die Kost-ein Schneider (zu einem Abschriftstels ler): »Herr Kollege, wann wollen Sie mir den Sewendeten Rock bezahlen?« Dichterl ng: »Was fällt Jhnen nn ein« mich Ihren Kollegen zu nen nen?« Schneiden »Ich verwendet gewen dete Stoffe und Sie verwendeten ver wendete Stoffes« ) sie Hinde- sifche fangen. Die große Aufmerksamkeit, sitt der die Kinder im Freien »was treucht und sleucht« beachten und betrachten, ist allgemein bekannt. Die Kinder vsr Großstadt haben allerdings selten Gelegenheit, in der freien Natur sich umzuschauen, und so gelangen sie nie mit ihr auf einen so vertrauten ·usz, wie die Dorf- und ·Kleinftadt »ugend, die unerfchiipflich ist in aller lei primitiven Fanginethoden, mittelst deren sie ihre Beute erjagt. Zwei Fischfangarten norddeutscher Schul tuben find wie folgt: Wenn im Frühjahr die Seen und andere Gewässer uber die Ufer treten und die Wiesen unter Wasser sehen, dann wandern auch die Fische »zum Theil in die Wiesengriiben und hausig taiin man dann hier spannenlange junge Hechte beobachten, die wagrecht ruhig im Wasser »sieben« unt-bewe gungslos von der geringen Strdniung fih treiben lassen. Die Fischfanger on der Schulbank nehmen dann Ge reidehalme, formen aus dem dünnen Ende eine einfache Schlinge, die sich beim Anziehen von selbst schließt, und stellen sich so bewaffnet breitbeinig ülser die Gräben. Die leicht geöffnete Schlinge wird in ausreichender Ent firnung von einein der langsam he raiitreibenden Hechte vorsichtig in das Wasser gesenkt und unbeweglich in richtiger Höhe festgehalten. Der He t treibt ahnungölos hinein und sobad er die Schlinge bis zu etwa einein Drittel passirt hat, zieht der jun e Fischer die durch das Wasser geschme - dig gewordene Schlinge mit einem Ruck an und fchleudert die Beute auf den Strand. Qrigineller noch ist die sehr ein fache Art, wie Schul·ungen bei Ewi nciniinde Stichlinge fangen. Sie ar lciten zu weien. Der eine Junge hält einen «ndfaden mit deni einen Ende in’s Wasser und Sie ebenso neugierigen wie friißigen T ierchen schnappen auch se i bald zu. n die sim Augenblick wird der Bindfaden Jus dem Wasser gezogen. Der Stich ling erkennt die Täuschung und läßt OF. , Ehe er aber sein Element er reicht, hat der zweite Jäger feine Mütze zwischen ihn und das Wasser gebracht. i Schillerö Atmen. Schiller-'s Vorfahren lassen sich nach den Forschungen des wurttembergi chen Oberleutnants Schiller bis zum Jahre 1550 zurückführen Der ge nannte Angehörige der Gesammt samilie Schiller hat in elfjähriger Arbeit ein großes Schiller’sches Fa tnitienbuch mit 40 Stammbiiumen und vielen Tausenden von Mitglie-« dern dieses Namens zusammengestellt und damit ein Wert geschaffen, das aus dem Wege der Substription durch cVermittlung des Verlago von Julius Hoffmann-Stuttgart allgemein zu gänglich gemacht werden soll. Wie der SchwäbiMerlur in einem Artilel aussiihrt, haben die Nachforschungen tLber Schillers Vorfahren manches Illierlwiirdige ergeben, wobei es aus fallen muß, wie wenig Interesse bis her dein Stammbaume des Dichters entgegengebracht wurde. Nach dem bisherigen Stande des Wissens war ein Stephan Schiller, Bürger und Einwohner in Neustadt bei Waibtin gen, der älteste Vorsabre des Dichters; nun aber entdeckte berteutnant Schil ler, daß dieser Stephan Schiller in das Remsthal als die noch ältere Oeimatb der Familie Schiller zurück weise, und zwar in die alten und staatlichen Gemeinden Grunbach und Heppach so dasz Gustav Schwab mit seinen Forschungen, die er vielleicht aus Grund mündlicher Ueberlieserun gen seiner Familie machte, aus gan richtiger Spur gewesen war, nur da er den Stammbaum falsch zusammen ftelltr. Aus jeden Fall ist die Familie Schiller eine alte wiirttembergische Stammsamilie. Auch die Verm-th nng, woraus bereits namhaste Getren logen aufmerksam gemacht haben, daß die Familie des Dichters mit der a milie Schiller v. Herdern oder Fer dereu zusammenhänge, gewinnt durch die neuesten Forschun en an Wahr cheinlichleit. Der älte te Vor-fahre des Dichters, der sich in Grunbach zwi schen 1490 und 1500 niederließ, stammt wahächeinttch aus de alten Städtchen tedlingen a. Use-neun sno schon 1477 ein Stephqn Schiller, der also den in der amtlie Schiller öfter vorkommenden ornamen tru Bürgermeister war, und von wo auJ die Schiller v. Derderen ihren Ur sprung haben. Ul- iast man venfch für Tele fhoul Viele Wötter giebt es schon Auf gut Deutsch für Telephon: Feknhinsptechet, Tönen Singet, Suktschnur, Säuslek, Meilenkli Plappetfaden, Alingllangflise, Plaudettalche, Wörtcrbliye, Redebiichse, Plappetfchlange, Plauderschnut, selbst Klapperschlangy Lange-hu Nah- und Feknsprechleiter, Sprachstkick, Blitzfinh Mangvetbteb ter, Weitschnrsah, Kilometetzunge, Stubenhvrcher. Meilenlunge, . Ohrenbläfet, Weltttompeler, Schwabbelmskdfchwätzschwetenölher, Musikalisch LuftgedudeL Endlich Sprechanismusnudell Hei Irr Tslker. G»Jssthe;m das: Reisen unter den anz- il en wtllich o eä tli , Mistet Fowleklsp i gfh ch »Oh sehr, mit einem Fuße steht man immer im Kessel."