Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 26, 1905, Sweiter Theil., Image 11

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    Eikeim- Skhtpibebtiek non
Ists-zip sankme
No.156. Jch
. sin froh daß
die letzte Woch
iwwer is. Es
is ja nit eck
säcktli e böse
Woch gewese,
o - Kontrolör,
es war e frei
dige Okehschen
un dieselwe
Bett war le auch traurig. Wie Se
gut genug wisse wet’n is es die Zeit
gewese, wo der Schiller zum hun
nerdste mol gestotwe is. Schon for
zwei Woche befor das Fest, hen mich
die Kinner mit alle mögliche Frage
iwwet den Schiller gebattett. Ma,
hot der Bennie gesagt, mir tnisse e
Kamposischen iwwek den MisterSchtl
let schreiwe un ich deht gleiche wann
du mich e wenig helfe dehtst. Schuhe
Ding hen ich gesagt, was is es was
du wisse willst? Wei, hot et gesagt,
met solle uffschreiwe, wo der Schiller
gebote un wo er gesiorwe is, Un wie
lang er gelebt hot un was er for die
Menschheit gedahn hot, in die erschte
Lein for die deiische Menschheit Jch
muß sage, do hen ich do gestanne, wie
en Ochs vor e neies Barndohr. Jch
taan awwer auch gar nit sehn, warum
die Kinner mit so en Stoss gebottert
wek’n. Jch hen gesagt, nau Bennie
luckehier, gestorwe is der Schiller
hunnert Jahr zurück, das is in 1805.
Wann du jetzt die Tietscher frage
duhst, wie alt er geworde is, dann
kann ich dich auch ganz genau sage,
wann er gebore is. Gutes hot er schuhr
genug plentie gedahn, sonst deht mer
doch nit jeyt nach so e lange Zeit noch
zellebrehte. Sieh, jetzt kannst du e
seine Kamposischen schreiwe un du
kannst jetzt widder emol sehn, wie gut
es is, wann mer in seine Jugend ebbes
lerne duht. Wann ich, wie ich in die
Schul gange sind, nit so hart gelernt
hätt, dann könnt ich dich jetzt nit so
viele Jnsormehschen gewwe. Der
Bennie hot ordentlich vtaut gefühlt,
daß er so e schmarte Mutter bot. Jch
sin später emol zu die Wedesweilern
gange un hen gefragt, was sie von den
Schiller wüßt. Do bot se gefragt, ob
das en Rielehschen von den Lump wär
wo in Columbuö eleltroluzionitt
worde wär. Hen Se schon emol so e
Kalb von e Frau gesehn? Wedeswei
lern, hen ich gesagt, ich sin eschehmt
von dichk Schiller is der große Dich
ter wo soviele schöne Pohems ge
schriwwe bot un wo setzt von die ganze
Welt zellebrehtet werd. O, well, hot
die Wedesweiletn gesagt, ich hen teine
Zeit so en Stoss zu lese; wenn ich zu
mei hausweet getend hen dann sin ich
Obends so ausgeteieet, das; ich grad
noch in den deitsche Pehper die Ge
storwene un die Verheiratlxete un die
Verdorwene lese kann, un dann sin ich
froh, wann ich meine ausgeteierte
Bohns ins Bett lege kann. Jch tann
Jhne sage, so en Tahk hot mich ganz
schrecklich inähd gemacht un ich hen
ruhig mei Kimmelche ausgetrunte un
dann sin ich heim. Dann hen ich mich
emol e Buch von Schiller herbeigeholt,
belahs ich muß zu meine Schand sage,
Vasz ich selbst noch me tm okm getese
ben. Awwer das hen ich doch nit die
Wedeoweilern verzäble wolle. Do ben
ich denn gelese Un gelese, un ei tell jub,
es war e Plescher sor mich. Wie schön
is der Vetsch gewese: »O daß sie« ewig
arien blieb die schöne Zeit der jungen
Lieb«. Das km ich so ost gelese, bis
ich·s bei Hat gewißt ben. Blos hen
ich nit verstanne, was er mit grien ge
meint bot; ich ben doch immer gelernt,
daß die Lieb roth is, awwer mehbie
grien war sellemols in Steil. Dann
is do noch ebbes annerschter gewese,
was auch so schön war un so e diese
Jmpreschen an mich gemacht bot. Das
war wo’s sagt: »Un drinnen waltet
die zünstige Hausfrau, die Mutter der
Zimer sehn Se, das steut mich arig,
daß der Schiller auch an die Haus
frau gedenlt bot. Jch möcht nor wisse
ob er en geheirathek Mann war; aw
wer bei die große Häng do kommt ja
so ebbes nie nit an die Oessentlichleit.
Weil wie ich mich so sor drei bis vier
Stunde lang Jnsormehschen einge
tränlt gehabt halt, do sin ich widder
bei die Wedesweiletn. Wedesweilern,
hen ich gesagt, um widder uss den
Schiller zu komme, will ich dich emol
ebbes sage: Du duhst dich zu die eit
jutebiete Piebels launte un sor den
Riesen is es e Schebm, daß du nit
emol weißt wer der Schiller is. E
Frau wie du soll bei alle Miens die
Biicher von Schiller ben sp—'«. Do is
der Wedesweiler in das Sittenruhm
lomme. Jch hen awwer gar leine Et
tenschen zu ihm gepeht. Du sollst bi
seids das auch Schehksbier ben, hen
ich gesagt. »Was is das?« bot der
Wedesweiler gesagt; ich denke, ich
ronne den Platz un ich brauche nie
mand wo mich sage duht, was ich sor
Baer holte soll. So lang mein Trehd
mit mein Bier sattisseit is, mache ich
keine Tschebnsch un enniweg will ich
ntckö von Sbeisllbier wisse. Sell is
jedenfalls so enstmportirte Stoff- wo
e latt Geld toii un wo niemand drinle
will.W Wedeiweilet hen ich gesagi,
kennst du denn den große deiische
Pohei Schehksbier nii? No, hot der
Zeller gesagt, den hen ich noch nie nii
gesehn. Was fot en Saluhn duht et
denn friektoente? Well, do hen ich nit
gewißt, was ich sage hen sollei Denke
Se nur emol an! Fui Dein-el, We
desweiler, hen ich gesagt, un du willst
en deitfcheySaluhnlieper sein, en
Mann wo immer mit seine Etijuieh
schen blohe duht, en Mann wo e neue
Deininghahl uffmache will, ich sin
eschehmt von dich. »Weil, newwer
Meind« hoi er gesagt ich hen dich ja
nit insolte wolle, hier nemm e Kinn
melche un dann kahle mer’sch schktoehr.
»Nosser. hen ich gesagt, behalt bei
Rimmelche7 mit en Mann, wo noch
nii emol die zwei beriehmte deitsche
Dichter Schehisbier um Schiller kenne
dul1t, for so en Mann hen ich kein
Juhs«. Damit sin ich fort un fin
ftreht heim un hen mich widder mein
Lieblingsdichier Schiller herbeigeholt
un hen gelese, daß es geh-acht hoi. Jch
hen erseht gewan wie der Phil heim
is komme un hoi gekicki, daß das Sop
per noch nii fertig war. O, es is
schrecklich, daß ich so en prosaische
Mann hen heiraihe misse!
Mit befie Riegards
Yours
Lizie Hanfstengei.
—
Auf dem Turvtnendampfer.i
Ein denlwiirdiges Ereigniß in der
Geschichte der Oceanschiffahrt ist die
erste Fahrt des Turbinendampfers
Victorian der Allan-Linie über den
Atlantifchen Ocean. Der Dampfer
legte die Fahrt von Mooille nach Ha
lifax auf Neuschottland in 7 Tagen,
22 Stunden und 50 Minuten zurück;
er fuhr also langsamer, als man er
wartet hatte. 883 Meilen am Tage
war die größte, 283 die kleinste zu
rückgelegte Strecke. Zweimal mußte
der Dampfer wegen Nebel in der Höhe
der Neufundlandbiinke stoppen und
verlor dadurch vier Stunden; dann
mußte er, um dem Eise auszuweichen,
einen südlicheren Kurs-nehmen. Die
Turbinen arbeiteten gut und bewegten
sich glatt, aber der Dampfkessel »spie«,
was die Dampflraft verringerte. Bei
der Versuchsfahrt hatte die Victorian
eine Schnelligkeit von etwas über 19
Knoten, auf der Reise aber war die
größte Schnelligkeit nur Nil-;- Knoten
und die Durchfchnittsgeschwindigkeit
etwas über 13 Knoten. Es befanden
sich 1464 Passagiere an Bord, die
über das völlige Fehlen der Schwan
kungen febr begeistert waren, wäh
rend der Kapitiin McNichoL der von
anderen Schiffen daran gewöhnt istl
die Schwankungen des Schiffes ver
mißtr. Nachts schlief man so friedlich
wie in einem If,)otel, nur das Gepliih
fcher der Wellen unterbrach die Stille.
Am Tage schien das Deck die Stabi
lität einer Veranda zu besitzen, fo daß
man kaum an eine Bewegung des
Schiffes glauben konnte, wenn man
nicht auf die sich kräuselnden Wellen
oder das schäumende Wasser der
Schiffsfpur fah. Die Parson- Turbi
nen arbeiteten mit so wenig Geräusch,
daß man das unterdrückte, schwirren
de Summen kaum jenseits der Luken
hörte. Die Ingenieure finden, daß
die Turbinen sich gut bewährt haben,
aber noch verbesserungsbedürftig sind.
Man hofft, daß die Heimreise schnel
ler zurückgelegt werden wird.
—-—
Der Revolutionär Wagner-.
Hochinteressante Wagner - Akten
sind vor Kurzem in Dresden aufge
funden worden und sollen demnächst
veröffentlicht werden. Jn dem Akten
material des ehemaligen Stadtarchivs
Dresden, das später an das jetzige
Kgl. Landgericht überging, fand sich
ein umfangreiches Aktenstück, welches
mit dem Namen Richard Wagner,
Kgl Kapellrneister, bezeichnet ist und
aus dem Jahre 1849 stammt. Bei der
Ausrangirung verjährter Akten wäre
das betr. Stück der Bernichtung an
heimgefallen, doch machte das Gericht
in Würdigung der lulturgeschichtli
chen Bedeutung der Wagner- Akten
dem Archivdirettor am Hauptstaats
archiv hofrath Dr. Ermisch Mitthei
lung und überließ ihm das Attenfas
ziteL Jn demselben befindet sich als
interessantes-Stück ein an Röckl gerich
teter Brief Richard Wa ners, auf
Grund dessen das Berfakfren wegen
Hochverraths gegen ihn eröffnet wur- ’
de. Jn dem aus einem blauen Bogen
geschriebenen Briefe entwickelt der
KgL Kapellmeister Richard Wagner
feine Ansichten über die Umwandlung
des Königreich-s Sachsen in eine Re
publik. Bon der Nothwendigleit der
Beseitigung des Königthunis ist Wag
ner durchaus überzeugt, doch erlliirt
er allen Ernstes in dem Briefe, für
das Amt des Präsidenten der Repu
blik Sachsen könne kein wiirdigerer
und geeigneterer Mann gefunden wer- J
den als der damalige König Friedrich i
August 11., Beweis genug für diei
idealistische Auffassung Wagners.
HON
Zur Gefallsucht gehört auch die s
Unart, den Leuten immer lauter An
genehmes sagen zu wollen. Keine
Rechnung ist zwar im allgemeinen
sicherer als die auf die Eitelkeit der
Menschen« aber auch keine unwiirdiger.
« is i «
Auf zwei SZiele richtet sich das Stre
ben vieler enschen: Das erste Ziel
iGsthela und das zweite, noch mehr
e .
· Die wunderliche Eine.
Von Julius Keller.
»Wunderlich« nannten sie die mei
sten Leute, und die etwas boshafter
Veranlagten sagten: »Verriickte alte
Jungfer« . . . Wußte die hagere, stark
lnochige Dame, die da draußen in dem
Ziemlich öden Vorvrt zur Sommer
und Winterzeit in ihrem Häuschen
völlig vereinsamt lebte, nur von einer
halhtauben, faft idiotischen Aufwär
terin bedient, daß man sie in der ge
fammten Nachbarschaft als eine Art
Sehenswiirdigleit betrachtete, Freunde
und Bekannte, die aus Berlin zu Be
fuch hinauskamen, vor das Häuschen
führte und durch die Fenster hinein
Zblinzeln ließ, um die »verriickte alte
ungfer«, die »wunderliche Tine« zu
eobachten? Hatte das vereinfamte,
gealterte Mädchen in all’ feiner Wun
Iderlichkeit das Bewußtsein ihrer Lage,
glitt sie darunter, oder ließ sie alles-,
was rings um sie her vorging, wirklich
so kalt, wie sie sich den Anschein gab?
Niemand vermochte das zu ergrün
den, auch die gewitzigften aller klatsch
fiichtigen Nachbarinnen nicht. Tine
Dornftädt war eben wirklich uner
griindlich, eine lebende Statue, ein an
scheinend innerlich völlig verfteinertes
Wesen, ohne Empfindung ohne Blick
für die Außenwelt. Stundenlang fah
man die Vereinsamte regungslos auf
einem harten unbequemen Stuhl am
Fenster sitzen und mit wesenlofen Bli
cken vor sich hinftarren ---——ihr zu Fü
ßen in unentwegter Treue ein alter,
zottiger Kisten ein invalides, anschei
nend recht untiebenswiirdiaeå Vieh,
der aber feiner stummen, düsteren
Herrin zärtlich die Hände leckte und
lle Freundlichkeit, die er anderen
FNenschen verweigerte, auf diese zu
übertragen schien.
Und Tine vergalt dem alten, mür
rischen Thiere reichlich diese räthfel
hafte Zärtlichkeit »Tommy« war das
einzige Wesen, an dag sie freundliche
Worte richtete, und ihr Blick belebte
sich wundersam, wenn sie mit ihrem
Hunde Zwiesprach hielt...Wie oft
hatten die neugierigen Nachbarn das
beobachtet! Wie oft gesehen, daß die
ses finstere, empfindungs- und gedan
kenlose Weib zu diesem zottigen Kö
ter sprach, als wäre er ein menschliches
Wesen und verstehe jedes ihrer Worte.
Und was ivar sonst noch »wunder
lich« und verrückt an diesem Mädchen
mit den greifenhaften Zügen iin früh
gealterten, gelblichen Gesicht! Man er
liiihlth sie führe ein ,,felbstmöderi
sches« Leben. Man sah sie kaum je
smats essen und trinken; sie gönne sich
tkeinerlei Bequemlichkeit, keine Zer
sstreuung, keine andere Unterhaltung
sals in’«s Lere zu starren oder mit
iTomniy zu sprechen...ja noch mehr:
Es schien wirklich, als ob sie stets das
Zu thun bestrebt war, was andere ver
nünftige Menschen als ihnen schädlich
zu vermeiden suchen. Jhr Zimmer
ivar auch bei strengster Kälte ungeheizt
und man bemerkte nicht« daß sie eines
besonderen Schutzes bedurfte, um nicht
zu frieren . ..Barhauptig wandelte sie
in Sturm und Regen vor dem Hause
aus und nieder..Wenn die Winter
stijrme brausten, konnte man sie stun
denlang im Freien umherirreri sehen,
ein altes Tuch uin’s Haupt geschlun
gen, und oft schien es als gäbe sie sich
absichtlich jedem Ansturni der Witte
srung preis...iOft auch riß sie Thür
Fund Fenster auf und stellte ihren
tStuhl mitten in den Zug. Zur Som
merzeit aber saß sie bei verschlossenen
Fenstern wie im Zimmer festgebannt
und vermied es, Luft zu schöpfen . ..
Zahlreiche andere Wunderlichkeiten
ähnlicher Art erzählte man rings in
der Nachbarschaft von der verrückten
Tine; niemand vermochte mehr aus
einanderzuhaltem was Wahrheit und
was Dichtung war . . . Sie as-, absicht
lich die schwerverdaulichsten Dinges sie
nahm allerlei schädliche Tranke ein; sie
hielt sich mit Vorliebe in der Nähe von
Hänsern aus, in denen eine ansteckende
Krantheit herrschte...Und die alte,
idiotische Aufwärterin nickte zu all
dem und zu allen Versuchen sie auszu
sorschen mit blödsinnigem Lächeln.»
»Na ja, nu·ia,« sliistekte sie gleichgiil
tig, »mag schon sein. »Aber bezahlen
thut sie-« So hatte sich denn die Le
gende im Ort und in der Nachbar
schast verbreitet, die wunderliche Tink
lebe nur, um zu sterben, sie lege eg
sörinlich daraus an, ein vorzeitige-J
Ende zu finden.
st( Il- M
Und eines Tages hatte die wunder
liche Dame ihren Zweck erreicht: Mit
gesträubtem Haar lam die Aufwärte
vrin Morgens Hur nächsten Nachbarin
gelaufen und holte sie . . . Die wunder
liche Title lag bleich und lalt in ihrem
Bett und zu ihren Füssen der winseln
de Hund...Wahrhastig-—die war
todt! . . . Kein Zweifel . »Wald war
der ganze Ort alarrnirt, und mit den
tieben Frauen rings umlzer kam ein
Herr Doktor...Ein Herzschlag hatte
vermuthlich ihrem Leben ein lknde ge
macht . . . Irgend welchen Widerstand
vermochte der völlig entkrästete Körper
Ia nicht zu leisten . . . »Konnte sie nicht
am Ende Gift genommen haben?«
Gespannt blickte man den Doktor an,
als eine der Frauen diese interessante
Frage stellte, aber der zuckte gleichgül
tig die Achseln. Er hatte kein Ver
ständnis; sür die Situation. Die Da
me war todt und mußte begraben wer
den. Aus dem kleinen Tisch am Fen
ster fand eine tinihersiIlJernde Nachba
rin einen zusammengefalteten Zettel.
»Von ihr!...Von de Tine!« rief sie
aus. Eiligst eilte man von der Tod
ten weg und uekdrängte die Lebende,
und mit gewichtiger Miene las diese
vor: »Wenn ich todt bin, lasse man
mich begraben. Jm obersten Schub
sach der Cornmode liegt mein ganzes
Geld«.Es gehört der Gemeinde.
Und auch Tommh soll dann anständig
verpflegt werden bis an sein Lebens
ende. Ernstine Dornstädt.«
Schon war eine»,An·zahl Frauen bei
der Commode, aber der Doktor hin
derte sie. »Hier gehört jetzt die Obrig
keit in’s Haus«, sagte er energisch und
schickte eine Frau zum Amtsoorsteher.
vDie Obrigkeit kam und ordnete alles-.
Drei Tage darauf ruhte die wunder
liche Tine sicher in ihrem letzten Ashl,
und die Nachbarn gedachten ihrer mit
ingrimmigem Spott! Hatte sie doch
das interessante Geheimniß ihres Le
bens in unberantwortlicher, gewissen
loser Verschlossenheit mit sich ins
Grab genommen! --
st- Itt st
Den ,,Tommh« nahm der Amtsvor
steher in eigner Person in Pflege und
gelobte, daß das arme, alte Thier es
gut haben sollte. Hatte seine verstor
bene Herrin der Gemeinde doch eine
ganz erkleckliche Summe überwiesen.
Aber mit dem hinterbliebenen Köter
war nichts anzufangen...Er wollte
sich nicht pflegen lassen-»Er setzte
das selbstmörderische Leben seinerHer
tin fort... Er verschmähte Speise
und Trank und lag winselnd, mit halb
geschlossenen Augen auf dem weichen
Polster, das man ihm in einer Ecke des
Stalles sreundlichst eingeräumt....
Ein geheimnißvolles Thieri.... Jn
alt' seiner Ruppigleit ein interessantes
Vieh. Tommy wußte gewiß alles...
Wenn er sprechen konnte! Wenn er
erzählen könnte, swarum seine verstor
bene Herrin denn sowunderlich gewe
sen, was sie —- aus dem Kerbholz ges
habt!
Ja, wenn Tommy sprechen könnte!
Er würde den verlästernden und lä
stersiichtigen Menschen vielleicht erzäh
Heir, wie er als junger Terrier mit sei
Ineni jungen, eleganten Herrn eines
lschönen Wintertages einen Spazier
fgana gemacht» . Wie plötzlich der
schrille Angstschrei einer weiblichen
Stimme die Lust erschütterte, wie sein
Herr davon eilte und er, Tom-nn, mit
großen Sprüngen nebenher . . .. Wie
sie beide das knirschende Eis betraten,
wie sein Herr sich ohne Besinnen einen
Weg in die eigkalte Fluth bahnte und
um das Leben der verunglückten Dame
Ikämpste... Und wie er dann, per
YRetter. wochenlang aus dem Kranken
lager ruhte, während die gerettete
Dame davor saß, ihn bewachte, ihn
pflegte und sür ihn betete . . . und wie
dabei aus den blauen Augen des reifen
Mädchens eine innige, hingebende, ver
ehrungsvolle Zärtlichkeit sür den ster
benden Jüngling strahlte·.. Wie sie
aufschluchzend in tiefem Weh an dem
Lager degSterbenden zusammenbrach,
zitternd die erkaltenden Hände um
llammerte und immer wieder mit be
henden Lippen slüsterte: »Es kann ja
nicht sein —— so grausam kann Gott
,nicht sein...« Und weiter würde
Tommy erzählen, wie die gute Dame
ihn zu sich nahm« wie sie den Hund
des geliebten Mannes hegte und
pflegte, wie sie Zwiesprache mit ihm
jhielt über den Dahingeschiedenen, sich
»mit ihm von Welt und Menschen zu
i rückzog, nur ihrem Schmerz, nur ihrer
Erinnerung, nur dem Wunsche lebend,
idem in der Einigkeit zu folgen, der
Isein Leben geopfert, um das ihre zu
J retten . . .
j Ja, wenn Tommh sprechen könnte!
s . . . Aber er lann es nicht. So nimmt
Her auch das Geheiinniß mit sich in das
Italte Erdloch, das man in wenigen
H Tagen für ihn gräbt, und die getreuen
Nachbarn und desgleichen erfahren
nichts mehr von dem tragische-n Schick
i sal der wunderlichen Tine, der —
; »verriickten alten Jungfer« . . . . Wie
zost aber mag ein solches Geschick sich
iim Leben jener Menschen bergen, die
iinan als ,,wunderliche Leute« zu ver
ilachen und zu verspotten pslegi?!
-».—--. .- .-—-. -
»Kondutteur, habe ich noch Zeit,
von meiner Frau Abschied zu neh
men«-» —— »Da niiissen sie mir schon
zuerst sagen, wie lange Sie verheira
thet sind.«
Iß It- It
Die meisten Menschen würden zu
srieden sein mit dem, was sie haben,
wenn sie nicht von Sehnsucht verzehrt
würden nach Dingen, die sie nicht krie
gen tönuen. ·
It- Itt It
,,Hat Dich der Arzt genau unter
sucht?« »Ja, und er sand, daß ich nicht
gesund bin.« »Hm er erklärt, daß Du
irgend eine ausgesprochene Krankheit
hast?« »Allerdings; aber ich könnte sie
nicht aussprechen und wenn ich sechs
Wochen Sprechübungen mache.«
- «- s si
Maggie: ,,Giebt es etwas ärgeres,
als ein--Geheimniß bewahren zu müs
«sen?« —- Carrie: »Ich weiß nicht, ich
habe, es nie versucht.«
Wie toll mein gelte-n
Leser denken, aber trotzdem eine
sehr wohl berechtigte Gehen will
gelernt sein, und richtig, d. h. ge,
sundheillich zuträglich gehen, Ist
durchaus nicht so einfach, wie man
denkt. Man sagt nicht mit Un
recht, daß dem Rekruten beim
Militär vor allem das Gehen
beigebracht werden muß. Das Gehen
ist ein physiologischer Akt sehr kompli
zirter Muskelaltion und mechanischer
Vorgänge, deren richtige normale Ab
wicllung nur bei völlig gesunden Geh
lrertzeugen möglich ist. Zwischen der
Art zu gehen und den Gehwerkzeugen
Hin-steht ein gewisser Zusammenhang
insofern, als die Füße unter falschem
zGeben leiden, während sie bei richti
:gem Gehalt leistungsfähiger und
;trtistiger werden. Eine sehr wichtige
HRolle spielen hier die verschiedenen
sArten der Fußbelleidung auf die ich
’i;eute indes nicht eingehen möchte.
i
i Setzen wir für unsere Betrachtung
Yeinen normalen, durch Schuhwerl
inicht verdorbenen Fuß voraus. Jn
lrelcher Weise spielt sich der Vorgang
eb, den wir als Gehen bezeichnen?
Der Körper befindet sich in aufrechter,
wir können gleich sagen senkrechter
Stellung und soll vorwärts bewegt
werden. Zu dieem Zweck wird das
eine Bein, z.B. das rechte, vorwärts
faesetzh Sobald es den Boden be
.rijk)rt, wird mittels des sich in der
Ferse hebenden linken Fußes der
’Oberkörper nach vorn geschoben und
sdamit das Hauptgewicht auf das
srechte Bein verlegt. Dann schwingt
fdas linke Bein mit einer Pendelbewe
gut-g um das Hüftgelenl als Dreh
spunkt seinereits nach vorn und über
nimmt dann die Rolle der Stütze, in
dem nun das rechte BeiUFden Ober
Ikorper nach vorn schiebt. Um dieses
JBorwärtsschieben in zweckdienlicher
I Weise auszuführen, hebt sich die Ferse
Ides abstoßenden Beines in der Weise,
ließ die Fußsohie sich biegt, und zwar
Jmit der Konvexität dem Boden zuge
»tehrt. Man bezeichnet diesen Akt als
Abrollen des Fußes. Das Bein, das
.jcireils den Körper mit seinemHaupt
sattoicht trägt und unterstützt, nennt
lrährend das abstoßende Bein als
’,passives oder .Hangbein« bezeichnet
wird·
Es ist klar, daß jede krankhafte
Veränderung oder abnormale Anlage
im Fuß und Bein eine regelrechte Ab
wicklung des Geh-Altes verhindert,
und daß der Gang in mehr oder we
tuger hohem Maße beeinträchtigt
wird. Nun ist der Alt des Gehens
siir Erwachsene eine fast unbewußte
Handlung, wenigstens in dem Sinne,
das; man sich über die einzelnen Pha
sen und die nöthigen Muskelaktionen
gar nicht mehr llar wird. Trotzdem
txsnn man sich gewisse Unarten im
Gehen angewöhuen, und vor allem in
der Jugend ist es nöthig, durch Er
lman das »aktive oder Stützbein«,«
« i
Eine sonderbare Frage, wird der«
niaynung und unterrieht aus einen
richtigen und gesundheitlich normalen,
Physiologischen Gehatt hinzuweisen.
Zunächst ist die Stellung der Füße
vcn ganz besonderer Wichtigkeit. Um
die immerhin große Last des Körpers
kei relativ kleiner llntcrstiitz11ngs
släche sicherzusteLlen müssen die Fiiße
etwas nach augwärtg gerichtet sein
Die inneren Kanten der Fußsohlen
beider Fiisie sollen etwa einen Winkel
vrn 70 Grad bilden, d.h. weder pa
rallel noch im rechten Winkel zu ein
ander stehen. Wenn man die Füße
parallel stellt, wird man sofort mer
ken, wie viel schwieriger eS ist, die
Balance zu halten« Spreizt man sie
dagegen zu weit, dann ist die oben
erwähnte Abwicklung der Fußsohle
erschwert nnd auch ein Schwanken des
Körpers von vorne nach hinten leichter
möglich. Gerade auf diese Stellung
der Füße wird von den meisten am
wenigsten gelichtet Viele stehen so,
daß die Hacken auseinander, die Fuß
sritzen zusammenliegen, das ist eine
durchaus salsche, unpraktische und
höchst unschöne Stellung. Wenn
solche Menschen gehen, dann beschrei
ben sie mit den Fußspitzen Kurven,
die sich schneiden, während bei nor
ntaler Fußstellung die Wege beider
Fuße sich nie berühren oder gar treu
zen dürfen·
Diese falsche Fußstellung ist in der
extremften Form beim Klumpfuß vor
handen. Hier ruht die Last des Kör
pers auf dem äußeren Sohlenraud,
während die Sohle selbst nach innen
gehoben ist. Auch das Gegenteil die
ser Stellung wird beobachtet, wenn
gleich mehr aus krankhaften Ursachen
alg aus schlechter Angeloolmheit. Jch
meine die Stellung, bei der Füße zu
sehr nach außen gestellt werden« Der
Grund hierfür liegt meist in einer
mehr oder weniger großen Schwäche
des Fußgetvöldeg; dieses sinkt ein, und
die Last des Körpers wird auf den
Jnnenrand der- Fufzes verlegt. Man
spricht dann von sltlattsußstellung Je
denfalls merke man, daß eine richtig-e
Fußstellung fiir gesundlseitlicheg lite
heu und Sieben von allergrößte-r Bei
deutung ist, und daß man die Pflicht
hat, bei den Kindern darauf ganz be
sonders zu achten. Da ich gerade von
dem Gehen der Kinder spreche, möchte
ich gern einer höchst fehlerhaften
Handlungsweise Erwähnung tun. die
sich für das ganze Leben zu rächen
pflegt; es ist das Gehen in zu sriihem
Alter oder zu einer Zeit, in der die
Knochen oft auch aus anderen Grün
den noch nicht die Festigkeit haben, um
die Last des Körpers ohne nachteilige
Wirkung aus ihre Form zu tragen.
Wenn man in großen Städten einmal
durch die Straßen geht« dann sieht
man erschreckend-e Bilder von Weinber
rrummungen bei Kindern uWchs
senen. Diese haben immer ungeesignete
oTer zu frühzeitige Gehversuche als
Ursache. Es kommt eine Ernährungs« s
störung der Knochen in jugendlichem
Alter vor, die wir mit dem Namen
Rhachitig bezeichnen, im Volke nennt
man die Erkrankung auch wohl »die
englische Kraniheit«. Diese gibt am
häufigsten Anlaß zu ·Knochendesormi
täten, da ihr Wesen in erster Linie in
einer mangelhaften, für die Festigteit
der Knochen durchaus nötigen Abla
gerung mineralifcher Salze besteht. An
den oft furchtbaren Beinderkrümmun
gen rhachitifcher Kinder find immer
nur die Eltern vder Erzieher schuld.
Es ist doch ganz gleichgültig, ob ein
Kind mit dem zweiten oder dritten
Jahre gehen lernt, wenn es nur gerade
Gliedmaßen behält. Darin . herrscht
aber ein mir völlig unverständlicher
Leichtsinn, der leider fast nie völlig
wieder gutzumachen ist. Es erscheint
nun sehr zweckmäßig, in der Jugend
bei Knaben und Mädchen direkten
Gehunterricht zu erteilen. Es pflegt
das ja gemeinhin in den meist leider
fakultiven Turnstunden zu geschehen.
Aber auch im Hause, auf der Straße,
beim Spazierengehen soll man dar
auf achten, daß ein Kind richtig und
auch graziös geht. Der Fuß, der vor
gesetzt wird, soll vom Boden erhoben
werden, er darf nicht über den Boden
hinschurren. Man soll auch wieder
nicht mit zu hoch erhobenen Knien ge
hen, das ist unfchön und erfordert un
uöthigen Kraftaufwand Die Füße
dürfen sich beim Geh-Akt an der Jn
nenseite nicht berühren, nicht fcheuern,
denn damit wird der Gang unsicher
und Stolpern begünstigt. Der pen
delnde Fuß soll ganz dicht, aber ohne
es zu berühren, am aktiven Bein vor
über schwingen; dazu braucht man
nicht breitbeinig zu gehen. Das Auf
setzen des passiven Beines geschieht
normalerweise mit den Zehen resp.
mit der vorderen Hälfte der Sohle,
nicht mit den Hatten, damit nicht beim
Vorwärtsschieben des Oberkörpers
dieser nach vorn kippen kann.
Eine nicht unwesentliche Rolle beim
Gehen spielen die Arme. Sie dienen
sowohl der Gleichgewichtserhaltung,
etwa wie Balancierftangen, als auch
dazu, dem Obertörper einen Schwung
nach vorn zu geben und damit das
passive Bein beim Abstoßen zu unter
stützen.
Um diese Funktion der Arme aus
zuüben, haben nun manche Menschen
die unschöne und unnöthigc Ange
wohnheit, mit den Armen zu schlen
kern Es genügen für gewöhnlich ganz
kleine und geringe Exkursionen oder
Verlagerungen, um den gedachten
Zweck zu erreichen. Nun sei noch eini
ges über das Tempo des Gehens ge
sagt. Bei gewöhnlichem Gehen legt
man etwa l.1 Meter pro Seiunde zu
rück. In einer Viertelstunde also ein
Kilometer, bei schnellerem Gehen 1.5
Meter pro Sekunde. Jm allgemeinen
kommt man mit einer mittleren Geh
geschwindigkeit aus und muthet dabei
dem Herzen und den Lungen nicht
allzuviel zu. Das Steigen erfordert
eine bei weitem größere Anstrengung,
weil das Stützbein gekrümmt aufge
setzt und das Gewicht des Körpers
tragend gestreckt und außerdem das
Hangbein gehoben werden muß. Nicht
unerwähnt möchte ich lassen, daß ein
erfolgreicher Gehnnterricht bei Mäd
chen nur dann möglich ift, wenn er in
bequemen Beinkleidern ertheilt Wird;
die gesundheitlich ganz unsinnigen
Röcke verhindern sowohl die Beurthei
lung wie Ausführung eine-Ei normalen
Geh-Altes
« Dr. P. Meißner.
—-—--.-(Ik-——
htmmelvlauc Frösche.
Jn einem Teich im Parl des- Rit
tergutes Zitaguth in Mectlenburg wur
den an den warmen Frühling-singen
des März blaue, himiiielblauc Fro
sche bemerkt. Täuschung hinsichtlich
der Farbe war ausgeschlossen, da der
schiedene Personen die Frösche in der
Hand gehabt halten« Vor Jahren
hatte man daselbst ebenfalls im ersten
Frühjahre- nach recht warm-en Tagen
dieselbe Erscheinung siber izn viel
größeren Maßstab. Danke-ils stiegen
die Fröscer massenhaft aufs Land, :r:1
sie in den Gebiislhen verendeten und
ringsum die Luft verpesteten. Eine
Verunreinigung des Ieiclnraskers
rsnrch Abfliisse m nicht anzunehmen
da der Teich nur gering-In Zusiusz
vom Felde her hat Und ganz vom
Pakt umgeben isi.
Die fraglichen Frösche find Moor
ftösche. Ende März ist Die Lai eit
diese-:- Lureler Die Liliännchen »gen
Dann ein Hoch«;eit5lleid an, dass ron
liznnnelvlauer Farbe ist. Sobald die
Lkiichzeii Vorüber ist, verschwindet
euch die himrnellslnne Färbung, und
Tier Frosch zeiin nn« das asemiilznliche
braune Gewand der Grakklröscha in
Tieren Gesellschaft er auch angetroffen
wirks. Tor Lilianisfrosch icnierscheidet
Sieh vom Gradfruscix Dur-h seine spi e
Schmutze den ijacten Mitielfugs
lziicler nnd die inne-er ungefleclte
Bauchseite Vielleicht kcrnnit der
!«".sioor·sroi".«) häufiger roh als man
annimmt; er man aber sehr oft Uber
selien werden, da er außerhalb der ««
Laile zeit rein irr-innen Grasfrvfch
sehr ähnl lieh ist.
-- -- — «f.--.—
Jm wilden Westen: »Haben Sie
denn keine Zal)nstocl)er?« fragte- der
öfiliche Befucher im Restaurant. s
,,Zahnftocher?«, erwiderte der Kellertr,
»was ist denn das fiir eine Bedie-—
nimng Hat der Junge Ihnen den« "
keine Gabel gebracht?"