H Das Rathiel von Etvekshiih. Roman von Fieinhokd Ortmantn I v v - - - (16. FortfehungJ » »Ja. Es war etwa fünf Minuten nach halb zehn, als ich Fabian aus der Richtung von der Försterei her auf unser Haus ulommen sah. winkte ihm vom nster aus, daß er eintreten möge, weil ich uns im Hause an- besten gegen jede Ueberraschung gesichert glaubte. Jch hatte die Lampe un elöschi, aber ich sah trotzdem daß et urchtbar aufgeregt war Er fing nicht damit an, mir Vorwürfe zu ma chen, wieich es erwartet hatte, sondern erzählte mir in abgerissenen hastigen Worten, daß er soeben seine Entlas sung erhalten habe, und daß es dabei szu eine-m heftigen Streit, ja sogar zu Tbätlichteiten zwischen ihm und dem Baron Erwin gekommen sei. Er war entschlossen, Elvershöh noch an dem selben Abend oder doch in der Frühe des nächsten Tages zu verlassen, und er verlangte von mir, daß ich ihn be leiten solle. Erst als ich ihm vor ellte, daß es mir ganz unmöglich sei, einem solchen Verlangen zu willfah ren, brach er mit seinen eifersiichtigen Anllagen los.« »Mir eine Frage, Fräulein Redlich, ehe Sie weitererziihlem der eifersiich ticke Argwohn des Försters richtete sich, wie Sie selbst vorhin angedeutet ha ben. und wie aus seinen Aufzeichnun gen llar hervorgeht gegen eine be timmte Person. Es ist da von einem Baron die Rede, den er einmal einen elenden Krüppel nennt. Wollen Sie »uko nicht sagen, wer damit gemeint l ·« »Ich möchte Sie bitten, es mir zu erlassen« »Ich weiß nicht« mein Fraulein, ob ich im Stande sein werde, Ihnen die sen Wunsch zu erfüllen. Jch möchte ja Ihre Empfindungen gern schonen; ge rade dies aber ist von besonderer Wichtigkeit, und es würde überdies siir Sie vielleicht noch Peinlicher sein, nenn ich den Namen der betreffenden Persönlichkeit auf anderem Wege zu ermitteln suchen müßte. Sie thaten in ihrem eigenen Interesse besser da ran, ihn mir zu nennen.« »Wenn es denn sein muß —- der Herr, auf den Fabian ohne jede Ur sache eisersiichtig war, ist der Baron Prosper v. Linderode.« »Der jetzige Majoratsherr von El "kerkhöh«?« « a. »Ich danke Ihnen. Wollen Sie nun Ihre Erzählung vollenden?« »Ich kann mich nicht mehr aller Einzelheiten des erregten Gespräche erinnern, das wir miteinander führ ten. Ich weiß nur noch, daß mir seine wilde Leidenschastlichteit Furcht ein«- . siiißte, und daß ich alles that, was ich H vermochte, um ihn zu beruhigen. Aber es gelang mir nicht, denn er war von dem Wahn beherrscht, daß seine Ent l.:ssung auf das Betreiben des Barons Prosper und mit meinem geheimen Einverständniß erfolgt sei. Nur wenn ich enwilligte, unverzüglich mit ihm zu gehen, wollde er daran glauben, daß dieser Verdacht ein Jrrthum sei. Und weil ich diese Einwilligung nicht geben wollte, blieben wir mit allen heftigen Anöeinandersetzungen immer aus dem nämlichen Fleck." »Stieß der Förster dabei auch Drohungen »gegen irgend jemanden aus? Bei sein " leidenschaftlichen Temperament is doch wohl anzuneh men, daß er es gethan hat.« »Nein. Er sprach nur immer da vor-n daß er nicht weiterlcben würd-, wenn ich bei meiner Weigerung ver harrte Mein Ja oder Nein bedeute sin ihn die Entscheidung über Leben nnd Tod« «Und nahmen Sie die Drohungen . mit einem Selbstmorde ernst? Thaten - Siq nichts, ihn von einem so verzwei .feite"n Vorhaben abzubringen?« »Ach, ich that alles, was in meinen « Kräften stand! Jch beschwor ihn unter These-rein mir zu vertrauen und zu warte-, is ich ihm als seine Gattin s« Isede lgen können. Aber er wollte — nichts « ören. Er war blind und taub in seinem verhängnißvollen Wahn. Akt et endlich sah, daß es ihm nicht Zins-en würde, meinen Widerstand sie-In die von ihm beabsichtigte Ent jii eng zu brechen, ries er mir noch einer-at za- ,,Gut denn, Du willst es » ist andere! Lebe wohl auf ewi, !«; d käute wie ein Rasender in ie I « acht hinan-X l 7 ».IWnnen Sie mir rnit einiger Be- ! Rumtheit angeben, wie spätes war, ! FrFZester Sie aus solche Art ver- 4 si ,,Ss mag woos sumny oder zwan zig Minuten nach elf gewesen sein. Mk die Uhr im Wohnzimmer meines Oheimö elf schlug, hatte ich ihn gebe M, sich zu entfernen, weil in jedem Angel-blies einer der Hausbewower Wckkehren könne; aber er war trotz «, « noch eine Weile geblieben, um« Mich mii feinen Bitten umzustin1men·« f »Und wie viel Zeit braucht man Ists-h Ideer Schäßung, um von dem« Minneehfeufe bis zum Steinbtuch zu l en « » »F jemanden, der des tünefieni is I kundig ist« sind es vielleichtj Iesk Merieißnnden.« speisen Sie bemerkt, daß Fabianj ist Waffe bei sich ten-if« 1 »M, et hatte eine Flinte umge hängt, die er auch nicht ablegte, wäh rend wir miteinander sprachen.« »Und Sie würden bereit sein, Fräulein Redlich, alles, was Sie so eben erzählt ben. besonders auch die Angabe ber den Zeitpunkt und die Dauer Jhrer Unterredung mit dem Förster, durch ihren Eid zu er hätten?: « a. »Nun denn, so stehen wir hier vor einem Räthsel. Der Schuß, der den Baron Erwin v. Linderode getödtet hat, fiel nach der bestimmten Aussage dreier Zeugen genau«um zehn-Uhr, Der Förster Fabian kann somit der Mörder nicht gewesen sein. Wer aber ioar es dann?« »Duran habe ich keine Antwort. Jch verbrachte, nchdem Rudolf Fabian mich verlassen hatte, eine schlaflose Nacht. Als ich am nächsten Vormittag hörte, daß man denBaron Erwin todt im Park aufgefunden habe. und als alle Weit den Förster als seinen Mör der bezeichnete, da glaubte zuerst auch ich an seine Sälzlulo Aber je deutli cher ich mir a e Einzelheiten jener Abschiedsszene ins Gedächtniß zurück rief, desto mehr wurde ich wieder an diesem Glauben irre, und als ich dann vollends erfuhr, derSchuß sei um zehn Uhr von verschiedenen Personen ge hört worden, da mußte ich wohl inne werden, daß Fabian gar nicht der Mörder gewesen sein konnte. Wäre ich damals vernommen worden. so niirde ich natürlich die Wahrheit ge sagt haben wie heute. Dazu aber, mich durch mein Jeugniß freiwillig an den Pranger zu stellen, fehlte mir der Muth.« « Der Untersuchungsrichter hegte in" der Stille seines Herzens- zwar nicht den geringsten Zweifel, daß sie auch heute schwerlich alles gesagt haben wurde, wenn sie nicht durch die Auf zeichnungen des Stett-enden dazu ge zwungen worden wäre; aber er fühlte so viel menschliche Theilnahme sür ihre wenig beneidenewerthe Lage, daß er nichts von solchenGedanten äußerte sind sich beeilte, ihre Vernehmung zu enden. »Was ich sonst noch von Ihnen zu erfahren wünsche, rrerden Sie später taan tönnen,« erlliirte er. »Aber es wäre mir lieb, wenn Sie zu anderen Personen von den Dingen, die wir er örtert und festgestellt haben, vorerst noch nicht sprechen wollten« Um Käthes volle Lippen zuckte es schmerzlich. »Der Mahnung hätte es wohl kaum hedurst. Jch habe wahr lich teineJreude daran, davon zu reden.« »Nun denn, so bitte ich Sie, das Protokoll zu verlesen, Herr Referen kar!« Der junge Rechts-he lissene, der mit großem Eifer seiner flicht als Ge rtchtsschreiber obgelegen hatte, tam dieser Weisung nach, und Käthe fand an seiner Niederschrift nichts zu he rictstigen Ohne zu zaudern nahm sie die von dem Landgerichtsrath darge botene Feder und setzte mit festem Tenge ihren Namen unter das Atten Fück, das die Rechtfertigung des un glücklichen Försters in sich schloß· »Ich danke Jhnen, mein riiulein!« sagte der Landgerichtsrat höflich .,Sie sind bis auf weiteres entlassen.'· Todtenbleichen Antlitze-, doch in sicherer Haltung, verließ Käthe das Zimmer-. Zwanzigstes Kapitel. Der Wagen, der die Herren vom Gericht nach der Station zurückkam aen sollte, hielt schon seit einer halben Stunde vor dem Schlosse, und noch immer wurde Editha v. Linderode des Fragens nicht rniidr. Mit all der pe dantischen Umständlichteit, die ihm in seiner langjährigen Thätigteit als eintersuchungsriehter zur Gewognheit geworden war, hatte ihr der and gerichtsrath die Thatsachen ausge zahlt, die nach den letzten Feststellun gm rnit geradezu übermältigender Be iveistrast für die Unschuld des För sters sprachen. Nicht allein die in der Gewißheit des nahen Todes versa ten Betenntnisse des unglückseli en « an nen und die Aussageik der athartna RedlichEgalten ihm als solche iider eu ende ntlastungsmomente, son rn n nicht geringerem Maße auch der durch satt-verständige Untersuchung tonstatirte Umstand, daß die im Schädel des erschossenen Baroni aus gefundene Kugel nicht aus der Büchse — kkabians qetommen war. Eine andere Weise aber als das doppelläufige Jagdgewebr hatte der Förster offen bJr nicht bei sich ger rt, denn es wäre eine sehr gesuchte und unwahr sgheinliche Erklärung gewesen, wenn man hätte annehmen wollen, daß er sich derselben unterwegs entledigt shabe, um den Verdacht der Thaler schaft von sich abzulenlen. »Ein Menfch, der so fest entschlossen ist, sein eigenes Leben zu enden, wie dtesser Fabian, denkt sicherlich nicht an derartige raffinirte Kunst riffe,« meinte der erfahrene Richter. « für meine Person habe die unums ößli Gewi beit, daß er mit dem Tode J - us etters nicht das mindeste zu. schaffen hatte, und daß wir uns durch ein Zusammentreffen von Zufällig rat-u. vie dem wirklich-u Mem « H new ges-rann- ge er al fürchte, et wir uns recht sch len, den einmal degangenen Fe ler wieder gut W machen.« disk-, e während der Gganzenl Unterhaltung bald mit ha a wandtem Gesicht am Fenster gestan den hatte, bald mit einer Unruhe. die - seitsam von ihrem sonstigen kalten nnd gemessenen Wesen abstach. aus nnd nieder gegangen war, sragte ha stig: »Sie haben also keinen Verdacht? Tie heutigen Vernehmungen haben Sie nicht aus eine neue Spur ge sührt?« »Leider nein! Die Leute waren hier don allem Anbeginn so selsensest von der Schuld des Försteks überzeugt, das; sie allem, was aus eine andere Fährte wies, nicht die geringste Be achtung geschentt haben. « ielleicht wird sich der eine und der andere mit der Zeit noch aus diesen oder jenen 1-erdächtigen Umstand besinnen, wie es Sn solchen Fällen gewöhnlich zu gehen pflegt, und ich werde jedenfalls Sorge tragen, daß die weiteren Nachfor schungen von unseren tüchtigsten Po iizetdeamten ausgeführt werden; in dir Hauptsache aber müssen wir aus irkfrnd eine glückliche Fügung hoffen, dif uns dies merkwürdige Räthsel lo« 1.« «Sie gedenken also einen Deieltive hierherzusenden, Herr Rach« »Vielleicht sogar deren mehrere, denn wir müssen mit Hochdrucl arbei ten, um das Bersäumte so rasch als möglich wieder einzudringen Fürchten Sie indessen nicht« mein gnädiges Fräulein, durch diese Leute irgendwie belästigt zu werden. Ich bin sicher, dasz Sie von ihrer Anwe enheit überhaupt nichts bemerlen.'« »O, ich möchte im Gegentheil das rtzm bitten, den Herren Gastsreunds schaft gewähren zu dürfen. Werde ich dann doch um so eher in der Lage - jun, ihre Bemühungen nach jeder Richtung hin zu unterstützen.' »Ich danke Ihnen siir das freund iiche Anerbieten, aber es steht nicht h-i mir. es anzunehmen oder abzuleh nen. Wir nciissen unseren Geheimpoli zisten in so chwierigen Fällen volle Freiheit lassen, nach ihren eigenen Jdeen zu arbeiten, und dabei spielt das Jnkognito oft eine sehr großeRolle. Sobald die Leute nach irgend einer Richtung hin Jhres Beistandes be dürfen, werden sie ja ohnedies nicht verfehlen, sich an Sie zu ivenden." Endlich schien Ediiha keine weitere Frage mehr an ihn zu haben, und er machte Miene, sich zu verabschieden. Aber mitten in seine höfliche Empfeh iung hinein sagte sie dann doch: »Ich hörte, daß Sie meinen Bruder vor in zu sprechen wünschten. Sollte denn auch er vernommen werden?'· »Ich kann es dem errn Baron nicht ersparen, und es t ut mir leid, daß sein Gesundheitszustand ihm auch lxeute nicht gestattet, mir einige Fra gen zu beantworten. Denn eg- rvird sich nunmehr kaum vermeiden lassen, daß er sich im weiteren Verlauf der Unter suchung zu mir in mein Amte-total bemühen muß.« »Sollte ich nicht selbst vielleicht diese Fragen, mit denen Sie einen Leiden den durchaus nicht verschonen können, zu beantworten im Stande sein«-« »Wohl schwerlich. Und ich möchte außerdem Bedenken tragen mein gnä diges Fräulein, sie Ihnen vorzulegen, denn sie beziehen sich aus gewisse deli: a e —« »Ah, rch glaube zu errathen, um was es sich handelt. Sie wünschen über sein Verhältniß zu der Nichte Les Gärtners Auskunft zu haben, nicht wahr?« »Mir insoweit, als es siir mich das raus ankommt, die Glaubwiirdigkeit des jungen Mädchens seitzustellenJch terkhle nicht, daß sie im großen und ganzen einen recht günstigen Eindruck aus mich gemacht hal, obwohl sie an fänglich aus begreiflicher Scheu mit der S rache nicht recht'heraus wollte. Sie i , wie man mir gesagt hat« eine durckåaeuö anstiindige und achtungs wert Person« »Nein, here Rath, sie ist eine ge wissem-ist« gefährliche Kokette, die erst diesen Förster in ihre Nefe gezogen hat« und die sich allerdings ogarn entblödete, ihre Schlin en nach m - nein in ketzenssachen ehr unerfahre nen Bru er auszuwerfen Jch bedaure aufrichtig, daß wir nicht langsk Geke genheit genommen haben, sie von El oerchiih zu entsetnen.« ,,So--—jo!" meinte der Landgr ri.htsrath nachdenklich. »Das llint allerdings anders als die Urtheite,die ich vorhin nber das Mädchen vernahm. Nun, es wird mir ja möglich werden, sie noch etwas eingehender aus die Zu verlässigkeit ihrer Aussagen hin zu prüfen. Für heute, mein anädiges Fräulein, muß ich mich Ihnen nun wirklich empfehlen, wenn nur nicht Ge silyr lausen sollen, unseren Zug zu versäumen.« Sein Schritt war noch nicht tm Vorzimmer verhallt, als Editha mit einer ungestümen Bewegung das sen ster ausrrß und die tuhl herein trö mende Lust in tiesen At emztigen einsv , wie jemand, der na daran gerne en ist, zu ersticken. Es war ih rem schönen Antlitk nicht anzusehen, was sitt wilde Ge anten hinter der hohen weißen Stirn arbeiten mochten, aber ihr Blick richtete sich mit seltsam heiße-n, verlangendem Ausdruck dort b·n, wo sie jenseits des Bartes von Elyershöh den has des Bauern heu ning in Eichselde wußte. Daö Rollen eines Wagens erst ver anlaßte sie, die Augenseitrvärts nach der Aussahrt vor dem herrenhause zu tandem Es war der wohlbekannte Einskönner yet Doktors armsenJ de-J ort Jieitgtmdcineriptlö lih Egge ; eng u , nege a smaut «qu ein Wort, Herr Dot :t-tr.. wenn Jhre Zeit es Ihnen gestat e.« . - - Wenige Minuten später trat der Arzt in das Zimmer. Guten Abend, Ytironesset Ich stehe zu Ihrer Ber jugung. , »Sie wollten zu meinem Bruder, nicht wahr? Er ist wie immer drüben im Schlößchen auf seinem Zimmer, und ich fürchte, Sie werden heute we niger mit ihm zufrieden fein als in den letzten Tagen. Aber das werden Sie ja selbst sehen, und es geschah nicht »deshalb, daß ich Sie zu mir herauf remiihtr. Jch möchte Sie vielmehr fragen: Halten Sie es fiir möglich, Zdaß ein Mensch von völlig gesundem Geiste jede Erinnerung verlieren tann san etwas, was er im Zustande und unter dem Einfluß törperlicherKranl Brit gethan hat?« "· Der Arzt machte ein verwundertes IGesicht und schüttelte den grauen iist-pf. »Das ist eine sonderbare Frage, sBaronefte auf die man bei so allge s meiner Fassung unmöglich mit ja oder srein antworten tann. Jst es etwa eine bestimmte Persönlichkeit, die Sie im Auge haben —- jemand, den ich renne?« »Nein! Jch wurde durch eine Ge schichte, die ich in der Zeitung las, darauf gebracht und hatte mir vorge t«cmmen, Sie zu befragen, weil sie mir gar zu unwahrscheinlich vorkam. Es solle Jemand im Fieber einen Todtschlag begangen ha en, und es solle ihm später nach seiner Genesung jede Erinnerung daran entschwunden sein bis auf die dunkle, unbestimmte Vorstellung von etwas Schrei-lichem des sich um jene Zeit mit ihm zuge tragen. Dergleichen tann sich in Wirklichkeit nicht ereignen, nicht ;rabr?« »Mir persönlich ist es allerdings sioch nicht vorgekommen: fiir unmög lich aber möchte ich es darum nicht erklären. Es kommt eben auf die Titatur der Krankheit an und auf die Umstände, unter denen die That er folgt sein foll. Jn der Geschichte der gerichtlichen Medizin gibt es Fälle, die mit dem von Jhnen erwähnten große Aehnlichkeit haben.«· »So war ich also im Jrrthum,als ich nicht daran glauben wollte. Jch danke Ihnen fiir die Alighian Herr Tiottort Und ich will Sie nicht länger -:nfhalten. Uebrigens —- wie steht es uni den Patienten drüben in Eich felbe"s« »Um unseren Norweger — meinen Eie? O, es geht ihin vortrefflich. Jch zuerde Herrn Hasager morgen bereits aestattem aus eine Stunde das Bett zu iserlassein Unter Beobachtung der nöthigen Vorsicht tann er in acht oder sehn Tagen reisen.« »Erista!so, wie es scheint, sehr un ixeduldig vcsn hier fortzutoinmen?« »Er tann den Zeitpunkt der Abreise Zaum erwarten. Zwischen ihm und seinen Damen wird von gar nichts anderem mehr gesprochen.« »Dann sollten Sie ihn allerdings nicht länger zurückhalten, als eb· in seinem Jnteresse geboten ist. Werde ich göie noch auf einen Augenblick spre chen, wenn Sie meinen Bruder ge sehen haben?" »Meine Zeit ist tnavv bemessen, doch wenn Baronesse es wünschen, bin i.r- gern zu Diensten." Er ging, und Editha trat in das Jiebengeniach, das jetzt ihr Arbeits zimmer war, wie es zuvor das Ar beitszimmer des Barons Werner v. Linderode und nach ihm das seines unglücklichen Entels gewesen. Sie setzte sich an den Schreibtisch und warf mit hastender Feder einige Zeilen auf ein Briesblatt, dessen Umschlag ge mit der Adresse des Fräuleins h ra Jensen versah. Dann nahm sie izre ungeduldige Wanderung durch das Zimmer wieder auf, bis Dotter garmsen zurückkam. Er schien in der hat nicht sehr zufrieden mit dem, was er inzwischen gesehen hatte. denn er machte ein recht ernstes Gesicht. »Ihr Bruder gefällt mir nicht, Baroiiesse.«· sagte er aufrichtig. »Die see fortdauernde Erregungszustand muß nothwendig zuletzt auch seine törperlichen Kräfte aufreiben. Alle jJne Gedanken bewegen «sich, offenbar nach immer ausschlie lich um das Schickfal feines unglli lichen Vetters, und lo lange et durch die Untersuch ung stet- aufs neue an diese trauri aen Dinge erinnert wird, ist kaum auf Die Wiederkehr einer normalen Ge muthsversassung zu hoffen. Ein bal riger Wechsel der Umgebung erscheint nur deshalb dringend eboten. Sie sollten mit ihm auf Rei en gehen, und zwar je eher, desto besser.'« »Ich bin vorläufig hier unentbehr :"·.ch: aber meine Mutter tönnte sehr wohl mit ihm gehen, und ich habe ihm niesen Vorschlag schon wiederholt ge macht. Er wollte bisher nichts davon hören, weil er sich vor jeder Berüh rung mit den Menschen fürchtet, lvie sie sa auf der Reise allerdin g unver meidlich ist« und weil außer m wohl auch ein anderer· feindseliger Einfluß insgeheim meinen Bemühungen ent gegenatbeitet Aber ich werde es nichtsdestoweni er durchsehen. Noch var Ablauf die er Woche muß er fort »Sie werden damit das einzige Heilmittel zur Anwendung bringen, von dem ich mir noch einigen Erfolg verspreche. Denn mit Pillen unthän len ist da nichts auszurichten. Jeh kenn ihm nichts geben als Morphium araen die Schlaflosigteit, unter der er offenbar am meisten leidet. Der Bur sche des Apothelers wird Ihnen nach her die Pulver bringen. Jeh empfehle Ihnen dringend, Baronesse, sie selbst J in Verwahrung zu nehmen und deini Patienten niemals mehr als die sur « »die jedesmalige Anwendun vorge Jicktriebene Dofis u geben. ei Kran jten dieser Art mu man sich vorsehen Teenn sie sind unberechenbar. Wiinschsg Sie mich sonst noch etwas zu frageni T ,.Rein. Aber ich möchte Sie um eine jGesälligteit bitten, NeroltortWep den Sie Herrn Hallager heute nach ; besuchen?« s »Ich spreche regelmäßig des Abends lbei ihm vor.« s »Sie werden natürlich bei dieser fGelegenheit auch seine Pflegefchwester sehen. Wollen Sie ihr einen Brief von mir übergeben —- doch fo, daß kein anderer etwas davon bemertti Es handelt sich um wichtige Dinge, die in dessen weder Herrn Hallager noch sei ner Mutter belannt werden dürfen. Ich würde Sie nicht mit einer so son derbaren Bitte behelligen, wenn ich mir auf andere Weise zu helfen wußte.« Wenn auch ihr Anliegen den Arzt l"efremdete, so waret doch zu höflich, iie etwas davon merten zu lassen. Be reitwillig sagte rr die Erfüllung ihres Wunsches zu und nahm das zierlche schwarzgeranderte Briefchen entge en. »Aber versäumen Sie ja nicht, dem Fräulein bei der Uebergabe zu sagen« daß ich auf ihre Verschwiegenheits rechne. Jhre wichtigsten Jnteressens seien es, die dabei ans dem Spiele ftehen.« ’ Der Doktor versprach noch einmal, alles gewissenhaft auszurichten, und mit einem Danteswort reichte ihml Editha die hand. Am offenen Fen ster stehend, blicktesie seinem davon rotlenden Wägelchen nach, nnd nie mals war sie ihrem Großvater ähn-« Lieder gewesen als in diesem Augen L-’.icl, wo die harten, grausamen Züge um Mund und Nase alle Schönheit ihres tlasfifchen Antlitzes auslöfchten. Einundztoanzig«stesKa Pitel. Trübe und melancholisch war« der Morgen herausgedämmertz ein dichter tiihler Sprühregen büllte die Land schast in seine Nebelschleier, und» ein liedriiclendes, gebeimnißvolles Duster herrschte unter den Baumwipseln des uralten Hochwaldes von Elverslsoh. Da, wo ein vom Dorf herübersübren der Feldtveg sich in die Dunlelheit des Forstes verlor, stand Editha von Lin derode« in einen schwarzen Regen muntel gehüllt, wartend schon seit mehr als einer Viertelstunde. Sie war ungeduldig, aber sie verließ ihren Platz nicht; denn sie wußte, daß die andere tonimen würde, dasz die Zau kersormeL mit der sie sie beschworen l,atte, zu erscheinen, ihre Wirlungun möglich versagen konnte. Und nun othmete sie ties aus wie jemand, der sich zu schwerem Kampfe bereit macht, kenn zw:sctxn Wiesen und Aeelern drüben bei den letzten Häusern von Eichselde hatte sie eine schlanke weib liche Gestalt erspäht, die unvermin bsir dein Walde zuitrebtr. Sie zog sich etwas tiefer in den Schutz der mächtigen Vuchentronen zurück und schob den Schleier, der ihr Gesicht verhüllt hatte, empor. Bei dem, was sie jetzt vorhatte, brauchte sie ihr Antlitz nicht vor der verbaszten Neben bublerin zu verbergen; es gab nichts mehr zu heucheln und zu verstellen zwischen ihnen. Was auch immer die andere in ihren Zügen lesen mochte-— wie die Dinge jetzt lagen, galt es Edi tya vollkommen gleich. Nur eine kleine Weile ungeduldigen Hattens noch, dann standen Fie einan der'gegeni.il:er! Thyra blii end und rosig, doch rnit einem Ausdruck ängst lxcher Erwartung aus dem Gesicht die Baronesse v. Linderode stolz und unnahbar wie in dem Augenblick, da sie si zum letzten Mal von der jun gen orwegerin verabschiedet hatte. «Jch bitte um Verzeihung, wenn ich Sie warten ließ,« begann Mikro-, ,aber ich konnte mich nicht früher os inachen. Es ist etwas so Ungewiibns licheB, daß ich ein Geheimnis vor inei ner Pslegentutter habe, und ich bin sehr ungeschickt. wenn es sich darum handelt, Vomände u ersinden.« ,Daran wei le i nicht« denn tch tret , daß -ie r verlörperteT be ari aller Tugenden sind. mein räu- - I l leiii,« unterbrach Editha kalt und scharf ihre mit naivzr Lebhaftigleit vorgebrachte Entschuldigung »Und die Genugthuung, Ihren neulich ausge fvrocherien Wun ch erfüllen zu tönnen, ist inir wohl das Opfer einer halben. Stunde werth. Lassen Sie uns jenen » Fußpfad dort einschlagen Wir findt da gegen den Regen ivie gegen unlieb iamr lieberrafchungen besser geschith als hier-« Der hochmüthige, ja unverhohlen icindfelige Ton ihrer Rede wandelte SU) ras Befangenheit in Bestiirzun . Leise und zagt-alt nur wagte sie, wag rend sie an bit-pas Seite weiterging u Jugen: » ch ühle mich Jhnen «e en allö zu anle verpflichtet, Frau !eiii v. Linderode, daß Sie alle die-se Unbeguernlichteiten auf sich genommen baden, nur urn meinen Bruder und mich von einer Sorge —« »Mnlen Sie mir noch nicht! Es könnte Sie später gereuen.« fiel Edi rlia ein. »Wenn es ist nichts Erfreu liches, das Sie hören werden. Sie wissen, daß ich mit Herrn Crit hallas e-, den Sie so beharrlich Ihren Bru er zu nennen belieben, verlobt war. Irgend jemand hat es Jhnen gelegt, ox er Sie haben es doch errathen?« Thyra hatte das blonde Köpfchen gesenkt, und ihre Augen hgfteten an dein grünen Moosteppich vor ihren Füßen, whärend sie erwiderte: »Nein, ich wußte es nicht. Frau hallager allein war eb. die etwas hekatt i verntulhete, nachdem sie re Bi r in Eriti- Slizzenbuche gese en.« . »Nun wohl, so vernehmen Sie et ntio je t aus meinem Munde. Jch lernte hren Pfledebrude durcheinen Zufall kennen. r gesi mir, und schon bei unserer zweiten Begegnung tam es zu einer Erklärung. Von da un sahen wir uns täglich hier im Walde von Elvershöh Was wir er lenken, war wie ein Märchen, und-da rnm mußte es auch aussehen wie ein «.«--iiirchen. Jch tonnte ihm nicht in seine noewegische Heimath folgen, wie er es immer und immer wieder verlangte, denn ich war bereits an einen anderen gebunden« Thnra erhob mit ungestümen Bewe gungen den Kopf. Jhr Gesicht war wie mit Blut übergossen. aDass konn ten Sie thun? Und Erit wußte es nicht? Sie hatten ihm nichts davon gesaFtW » ,. teint Und Sie werden hoffent lich nicht verlangen, daß ich mich biet vor Ihnen deswegen rechtfertige. Ich iiebte den anderen nicht, und vielleicht hegte ich im Stillen die Hoffnung. daß ich durch ein Wunder von ihm los kommen würde. Aber das Wunder er eignete sich nicht, und so schrie-b ich Erithallager jenen Scheidebries, den er mir durch Sie zurückgeyn ließ. Diese ganze Auseinandersetzung wäre mir erivart geblieben, wenn Sie die kleine Jndislretion begangen hätten, ihn zu lesen." »Und warum —- warum erzählen Sie mir jetzt dies alles, was ich nicht zu wissen begehrte?« CFortsetzung folgt.) W— Johauutödeerem Die Münchener Jugend bringt ol gendes hübsches Geschichtchem sin ·unger Mann besuchte einmal seinen gerund. Der war ein Dichter. Der ichter war nicht zu Haufe. Auf dern Tische aber las ein Gedicht, das er just geschrieben. as las der junge Mann und dachte, es sei doch ein eigenes Ding um die Poesie. Denn der junge Mann war sehr gebildet . . . Als er den Dichter traf, fragte er ihn, wieso ihm der Einfall gekommen, jenes schö ne Gedicht zu schreiben. . . . Und der Dichter erzählte ihm, er babe am Mor gen eine Johannisbeere gefunden aus der Gasse. Eine einzige tleine Jo hannigbeerr. Die habe er mit heim genommen. und plötzlich seien ihm Verse eingefallen. . . . Einige Tage danach besuchte der Dichter den jungen Mann. Der saß in seiner Stube, und rings um ihn herum, da standen viele große und lleine Schüsseln und Korbe voll herrlicher roth-er Johannisbeerern Es waren wohl hundert Pfund und mehr. »Willst du Johannisbeeren einrnachen?« fragte der Dichter, und der junge Mann errdrliete und sagte nein und war lies gelriinlt. Der Di - ter aber lächelte und sagte: »Gib mir die Johannigbcerem ich werde Gelee davon bereiten« Der junge Mann aber schüttelte eigensinnig den Kopf. —— Nach ein paar Tagen sajz der junge Mann immer noch inmitten seiner Jo hannisbeeren Die Johannisbeeren waren schon faul geworden. . . . » —--.-—-— ; Die Temperatur der Rat-ums. s Am zurrüglichslen sind uns Spei jsen, deren Temperatur der des Kör Jpers entspricht, die also ungefähr 36 this 37 Grad Celsius warm sind. Zu stieiße oder zu talte Speisen führen steicht u Schädigunan dersähne und ,de5 agens und lonnen auch auf sdie Verdauung ungiinslig einwirlen. sAllerdings besitzt unser Körper selbst sgewisse Eigeichtungem um sich gegen ,derartige « emperaturschüdigun en zu schützen. Diese Einrichtunen end so s beschaffen, dasz sie allzu hei Speisen schlühlen und allzu kalte ermärinem lJn diesem Sinne wirlt bereits die Mundhöhle, in noch höherem Maße aber der Magen. ’ Die Temperatur ausgleichend !Wirlung des Magens tritt se r rasch ein. Wenn man z. B. lalte , lüssi - lert in den Magen einführt und ie « später wieder auspreßn so ergiebt sich, aß sie bereits binnen sechs bis acht Minuten auf Körperteinperatur er wiirmt ist« Der Magen funktionirt so geradezu als Schutzvorrichtung siir den Darm. Uebermasrig talte oder heiße Speisen und Getränke wirken außerdem verlangsamend auf die Thätigteit des Magens-. Flii siglei ten von Körperkemperatur werden rascher nach dem Darm zu entleert als talte und beiße· Kalteö Wasser übt teine Wirkung aus die Verdauung, es ist ohne Ein fluf aus die Absonderung des Ma gen astesx setzt man dem Wasser da gegen etwas Altobol zu, so wird die Absonderung deutlich nachweisbar hervorgerufen. Dadurch erklärt sich auch die allgemein verbreitete Touri steositte, einen kalten Trunt nur mit etwas Cognae oder Rum versegt u nehmen. Kleine Mengen Altobol, rn den Magen gebracht, steigern ja be kanntlich die Absonderung des Ma aensastesz starke Mengen heben sie allerdings aus. Die Temperatur der Speisen und Getränke soll im all e meinen nicht unter neun Grad l sius und nicht über 45 Grad gehen; ausnahmsweise dars die Temperatur der Getränke — wenn sie erwärmen sollen — 50 Grad betragen. W »Die ganze Welt gerätlz in Aus regun wenn ich mal reise.« hat der druts Kaiser gesagt. Aber wenn er einmal ein ganzes Jahr lan da m bliebe, das würde erst re t der teubeit der Sache wegen eine Aus teaung geben.