Ein wenig Glück Du fehnsuchtsvolle Fruhltngszeit, Hast du für mich irgendwo Ein Blümtein auf den Weg geftteut? sinnt-streichen junger Maienwind, Erhoffte ich nicht einen Gruß, Glaubst, daß ich auf der Lauer stünd? Du Wanderfonne aus dem Ost, Hast du für mich von irgendwo Nicht mitzubringen gute Post? Auf heißem Weg, von Ort zn Ort, Trintst dir zur Labung Blüthenthnu, Nimm auch den Thon vom Auge fort. Du Frühling nhnendeg Geschick, Hast für ein armes Menschenherz Du nicht ein ganz klein wenig Glück? - -——q v f f Jer Reine Stizze von Gotthard Kurland Der Schreiber des Justizraths" Westen meldete Frau Jacobi seinem» Chef« kam nach einer Minute nach« dem Wartezimmer zurück und sagten -«,Der Herr Justizrath läßt bitten.« ; Die junge« sehr hübsche und ele-( gante Frau trat ein. j »Sie werden wissen« Herr Justiz-l rath.·.Sie werden ..schons gehört ha «ben...« begann die «junge Fran stockend und erröihend, ,«wie es mitz meinem Mann steht«; und in ihren; Augen lag der Ausdruck jenes selt-» samen Schamgesühls über eine be-’ gangene Schlechtigleit: das Scham gesiihl über ein geschäftliches Unglück» «das schon die Leute kennen. i »Ja, ich weiß«« antwortete der Rechtsanwalt mit dem Tone der Theilnahme. »Wenn da irgend ein Rath Jhneii von Nutzen sein tann . ." »Ja« Jhren Rath. bitte, Ihren Rath« sagte die junge Frau fast slehentlich. ««Darum tomrn’ ich. Jch weis; mir allein nicht zu helfen. Mein Mann.«-.« »Will Sie überreden, ihm Jhr Vermögen auszuliefern,« unter-bracht sie der Justizrath ( »Ja« das will er«« jagte sie tonlos. »Das tonnt’ ich mir denken«« fuhr jener fort. »Und Sie?" »Ich? Ich weiß nicht« wag ich thun soll. Jch habe ihm immer gesagt: »Nein« ich darf nicht« sonst sind wir total ruinirt. Jch wußte ja bis heute nicht« wie schlimm es steht. Aber nun . . .« »Nun wollen Sie’s ihm geben?« forschte der Justizrath scharf. »Um des Himmels willenl« setzte er fasti empört hinzu. - I »Sie meinen, ich dars es auch jetztl nicht hun?« fragte sie beklommen .,Er sagt, ich könnte ihn damit ret ten . · · «,Thorheit!« brach der Justizrat los. »Retten! Es würde einfa denselben Weg gehen wie all das an dere Geld. Wenn Sie das thaten, Frau Jacobi. Jbr Vater hätte keine Ruhe im Grabe mehr, weiß Gott!« »Das hab’ ich ihm auch gesagt. Nicht einmal« zehnmal habe ich ihm gesagt, daß es meine Pflicht ist« mein Geld zu retten. Daraus hat er mir geantwortet: »Deine Pflicht ist« dei nen Mann zu retten; das heißt, wenn du ein Herz hast.« Gestern war das« als er so verzweifelt war. Und das tann ich nichtA verwinden, das ver folgt mich. Wenn Sie feine Augen gesehen hätten« Herr Justizrath« als er das fagtet« »Meine liebe Frau Jacobi, beru higen Sie sich. Das alles sieht schlim mer auo« als es ist. Das hab’ ich nun schon hundertmal erlebt. Lassen Sie sich nicht von ihm fortreißen, un besonnean sein. Jemand« der in Noth ist« denkt natürlich an nichts an deres-« als wie er sich möglichst schnell hilft, einerlei, um welchen Preis. Sie wissen ja«, fuhr er fort, »daß ich Ih rem Vater versprochen habe« dafür zu sorgen, daß Jhr Vermögen Jhnen er halten bleibt. Und daß er mir da mals gesagt hat: »Nun bin ich ruhig, denn nun wird sie ihr Leben lang ihre Nente haben« don der sie in Frie den leben tann." ,,Alto nach bestem Gewissen rathen »Sie mir, fett zu bleiben?« »Ganz unbedingt! Bleiben Sie fest, auch wenn Jhr Mann Sie immer von Neuem überreden will. Das schlimmste, was einem anständigen Geschäftsmann passsiren kann, ein Banlerott »s— lieber Himmel, den hat schon mancher überlebt. Kein ver niinftiger Mensch lann erwarten, daß Sie, um den zu vermeiden, sich an den Vettelsiab bringen.« II li- c Kaum eine halbe Stunde war ver gangen. seit Frau Jacobi das Haus des Jusiizrach betreten hatte; jetzt wo sie es wieder verließ, war sie wie verwandelt. Was fiir ein Glück, daß ich mit ihm » gesprochen habe, mußte sie immer von? Neuem denken, was für ein Glück! Gott im Himmel, sie war ja wahr hastig nahe daran gewesen, sich und« ihn mit einem Federsirich unglücklich zu machen, bettelarm. Jbr Mann hatte ihr gesagt, die einfachste Sache Yebraska Staats-— Anzeiger nnd Yerold J. P. Windolph, Herausgehen Grund Island Ncbr 19 Mai 1905 ( 1Fwectcr Meil) Jahrgangh No 338 s von aller Sorge befreien könnte: bloß sihre Erklärung auf dem Amtsgertcht, daß die Gütertrennung zwischen ih nen aufgehoben werden solle, und al les wäre gut Sie sollte mal sehen, wie das seinen Kredit wieder heben würde, wenn es sich ausspräche — und so was spricht sich aus-, man weiß nicht wie ———, daß er ja noch das Vermögen seiner Frau zu seiner Ver fügung habe. Dann wäre ihm mit einem Schlage geholfen, hatte er er klärt. Sein alter Fehler, dachte .sie, daß ee zu optimistisch ist, immer sangui nisch! Und dann seine ganze über flüssige Noblesse! Nobel sein, ist sehr schön, aber man muß das Geld dazu haben. Damals zum Beispiel die Geschichte mit Langner, seinem Freund Sie wußte es noch genau, wie er an jenem Abend zu ihr ge kommen war und ihr gesagt hatte, daß aus ihrer gemeinsamen Schwei zerreise dieses Jahr nichts werden könne, weil er seinem Freunde Lang ner habe helfen müssen. Sie war na tiirlich sehr ärgerlich gewesen ——-- nun, war ihr das vielleicht zu verdenten, wo sie schon ihre Toiletten bestellt und sich in jeder Beziehung auf die Reise eingerichtet hatte? spsi so in letzter Stunde diese fatale Aenderungt Sie hatte ihm das auch ziemlich deutlich zu verstehen gegeben. Da hatte er sie groß angesehen, wie namenlos er staunt, und hatte gesagt, ganz ruhig, fast traurig: »Bertha, ich begreife dich nicht, ich habe dir doch gesagt, es handelt sich unt seine ganze Existenz — vielleicht um sein Leben. Dagegen ist eine Schweizerreise eine ganze gleichgültige Sache-« hatte er dann fast verächtlich geschlossen So war er immer gewesen, immer hilfsbereit, dachte sie geärgert. Und was hatte er davon gehabt? Wer Lf ihm jetzt wo er Hilfe brauchte? Und Frau Jacobi dachte: »Selbst wenn’s zum schlimmsten kommen sollte, zum Banterott, wenigstens brauch ich mir nun keine Sorgen zu machen, wie ich Böcker und Schlöchter ; und Kaufmann bezahlen soll. Das tönnt' ich nicht ertragen, die Augen nieder-schlagen zu müssen vor Leuten, weil ich ihnen was schuldig bin.« ; It it If · Sie ging durch den fchon Minute-! eigen Hauggang. zog die Glocke an · der Korridorthiir ihrer Parterrewoh nung nnd sagte dem öffnende Haus miidchen: »Aber machen Sie doch Licht, eg ift ja iiberall finster.« Sie trat in ihr Zimmer, in das durch die verhängten Fenster nur noch ein mat ter Schein vom Tageslicht fiel. Das Mädchen brachte die Lampe, und von ihrem weißen stillen Licht floß sogleich ein töftliches Behagen über den kleinen luxnriös ausgestatte ten Raum, das ihr wohl that wie nie sonst an den Erregungen dieses Ta ges. Sie versank in tiefes Sinnen. Aber nach einer Weile stand sie auf. Zog die Vorhänge ur Seite. öffnete as Fenster und fah hinaus. Es war Zeit, er mußte bald kommen. Da sah sie ihn um die Ecke biegen, langsam näher kommen, wie jemand geht, der sich fürchtet vor seinem Ziel. Ihr Herz klopfte heftig; nun ist es da, fagte sie sich. und sie schloß mit zit ternder Hand Fenster und Vorhänge. Jetzt erschien er in der Thür, ange griffen, wie übernächtig und gealtert. Er blieb einen Moment stehen mit dem wartenden starren Blick, vor dem sie Furcht gehabt die ganze letzte Stunde hindurch. Sie fliegt mir nicht entgegen, sie will nicht? stand es in seinen entfetzten Mienen. Es that ihr leid, wie er so verstört vor ihr saß, der ehemals so schöne Mann, auf den sie so eitel gewesen. Und sie dachte, das; es ihm wohl thun müsse, wenn sie ihn ihre Antheil nahme an seinen Sorgen zeige. Dai rum fragte fre, freundlich, duldsam, fast liebevoll, ob die Besuche, die er den Nachmittag gemacht. Erfolg ge habt hiitten, ob feine Gläubiger war ten wollten auf ihr Geld, alle oder wenigstens einige. »Nein, das wallen sie nicht," ant Ivortete er ausdkuckslos, fast mecha nisch, mit dem Ton dessen, der die Hoffnung ausgegeben hat, jeden Schimmer von Hoffnung. »Unglaublich!« sagte sie ausge bracht. »Was macht's denn solchen großen Firmen, ob sie noch eine kurze Weile warten!'« »Viel macht’s ihnen,« erwiderte er. als wenn er über die Angelegenheit irgend eines beliebigen obersliichlichen Bekannten sprache. »Sie sagen, sie brauchen ihr Geld, sie brauchen es nothwendig-« »Aber so nothwendig, daß sie nicht aus Rücksicht aus dich . . .« Sie stockte, denn er sah sie plöglich überrascht und durchdringend an. Hatte diese Frau, diese ehemals so vergötterte Frau, die kein Herz hatte, hatte sie auch kein Schamgefühl, kei nen Funken davon?! »Sie sind ja doch nur meine Ge schäftssreunde,« sagte er ruhig. »Wei ter nichts. Was geh« ich sie denn sonst an? Sie gehören doch nicht zu mei nen Freunden oder —- zu meiner Fa milie,« schloß er fast unhörbar· Sie vermochte nicht ihn anzu blicken. Aber sie nahm sich zusammen und sagte mit niedergeschlagenen Au gen: »Du kannst dir wohl denken, wenn es mir möglich wäre . . .« Mit einem Ruck stand er auf. ,,Bitte,« sagte er, »ich weiß!« Und als fürchte er, mit seiner Selbstbeherr schung zu Ende zu sein, verließ er eilig das Zimmer. It- -t- It Es schien nicht hell werden zu wol len an diesem trüben üiooembertage durch den Nebel draußen vor den Fenstern der Jacobi’schen Wohnung glitten die Menschen wie Schatten vorüber. Abgespannt und ermüdet sah die barmherzige Schwester aus, die dem Arzte gegenüber saß und ihm berichtete, wie die letzte Nacht gewesen war. Die Kranke hatte kaum eine Stunde geschlafen, die Aufregung hatte noch nicht im geringsten nach gelassen. Und wenn sie bei klarer Besinnung war, kam nichts über ihre Lippen als jene Fluth von Selstvor würfeu, die sie kunnten. Der Arzt nahm den Fall jetzt noch schwer-r als zu Anfang. Seit er den Brief ihres Mannes gelesen, den sie in ihrer Tasche gehabt als man sie in erbarmungswürdigem Zustand drau ßen in den Anlagen gesunden und nach Hause gebracht hatte, mit dem Fieberfrost, mit den wirren Reden, dachte er nicht mehr so zuversichtlich daß ihre gesunde junge Natur sich schon durchringen werde. Wem solche Worte gelten, wie sie in jenem Briese standen, dem sei Gott gnädig! Sie dringen ins Herz ein wie Dolchspitzen, sie quälen bei Tag und bei Nacht, sie pressen und martern die Seele, bis sie sie zerstört haben. »Es ist wahrscheinlich,« sagte der Arzt. »daß man an eine Uebersühs ruug in eine Anstalt wird denken müssen, sobald die Kranke transpor tabel ist. Da nähere Verwandte nicht existiren und die entfernteren sich ja nicht gerade beeilen, zu kommen, so müssen wir zunächst mal abwarten, was die nächsten Tage bringen. Als der Arzt zu seinem Wagen ging, dachte er: Viel wird da nichts mehr zu machen sein. Schade um die junge Person! Da geht dieser Mann hin, dieser gesunde, kräftige Mann, der noch das ganze Leben vor I sich hatte, der eine junge bildhübschei Frau besaß, und erschiefzt sich! Trüb- I elig! j Er stieg ein und rief dem Kutscher ,;u: »Weiter! Lindenallee IM« Am Abend desselben Tages saß Justizrath Westen mit seinem Freunde Professor Willmer im Wein zimmer eines großen, start besuchten Restaurants. Die Herren hatten schon bezahlt und waren im Begriff, zu gehn. Der Justizrath warf die Zei tung aus den Tisch und stand aus. ,,Widerlich,« sagte er, »wie so wag breitgetreten wird! Alles haarklein beschrieben, als handelte sichs um den ekelhastesten Standal!« »Na, ich bin nur über eins sroh!« fuhr der Justizrath fort, tnöpste sei-« nen Paletot zu, nahm seinen Hut und ging dem Professor voran. ,,1leber was sind sie stoh?« fragte draußen auf der Straße der Pro fessor. ,,Ueber meinen Nath, den ich da mals der Frau Jacobi gegeben habe. Vor einiger Zeit war die nämlich drauf «und dran, ihrem Mann ihr ganzes Vermögen auszuliesern.« ,,Hätte sie denn damit den Baute rott abwenden lönnen?« »Gott behüte! Wer hätte ihr denn das garantiren können? Anderer seits war ’s aber bombensicher, daß sie, wenn dies Geld auch wieder ver loren war, nachher beide nichts zu brocken und zu beißen gehabt hätten.« »Bist-. ps they-Siecht. Metede »«.-se1vnvernanoua) yao ich· Venen Sie, ihr verstorbener Vater war mein Freund, dem hab’ ich heilig verspre chen müssen, seiner Tochter beizuste ben, daß die ihr Geld nicht mal ganz unsinnig verzettelt. Man kennt das ja, wag verstehen denn Frauen von Geld?! Da hab’ ich ihr gesagt, kei ne Pfennig darf sie hergeben, « »Sie soll sehr krank sein, hörte ich.« »Jo, Nervenfieber. Das ist ja auch kein Wunder nach solcher Katastrophe. Aber lassen Sie das selbst einige Wo chen dauern oder noch länger, schließ lich wirds re sich Ha doch wieder erbo len, solch junger astiger Körper hält schon was aus. Und dann —-—- wenn sie überlegen muß, wie sie jetzt nun ihr Leben einrichten will, dann hat sie doch einen Rückhalt. Dann hat sie ihre nette reichliche Rente und kann die in Ruhe verzehren.« suchstabtich —— Humoresle von K a r l R o d e. Buchstäblich wollten Herr Major von Platen verstanden und genommen werden, buch —— stäb — lich. Alle Erörterungen, Begründungen, Ent schuldigungen und was es’ sonst noch gibt an unnützem Geschwätz, waren ihm in den Tod zuwider. Ob Kind, ob Gesind’, ob selbst Frau Majorin und »Madame mete« sich dazu herbei lieszem Herr Major schnitt sie tur zerhand mit einem barsch-en ,,Halt’s Maul!« ab. »Zu Beseht, nein! —- Zu Befehl, ja!« so, je nachdem, wollte er die Antwort; allerdings mit dem Zu satzet »Herr Major!« von Seiten des Gesindes und sonstiger Leute; und ,,Lieber Maun« oder »Lieber Papa« von Gemahlin und Kindern. Für einen denkenden Menschen ist das ein Kunststück. Aber da eben saß die Scharte im Schueidemesser: »Ihr habt nichts zu denken! Das thue ich siir Euch!« befahl der Herr Major «Gehorchen sollt Jhr nnd antwor ten, wenn ich sraget s-« Basta!« Am besten hatte es der alte Kutscher Grube los, den Herr Major buchstäb lich zu verstehen und ihm in der besah lenen Weise zu antworten, gegebenen salls auch zu gehorchen, ohne zu den ken. tsr war daher auch zu einer Art Faktotum bei seinem Herrn emporge stiegen, trotz mancher sonderbarer Zu sälligleiten, welche dieses »buch — - stäb i« liche« Verstehen mit sich brachte. Eines Tages zum Beispiel wollte der Herr Major aus der Pirschsahrt durch den Wald an einem Lederziiqel etwas ändern, hatte aber kein Messer bei sich. ",,Hast Du ein Messer in der Ta sche?« fragte er deshalb den alten Grube, der hinter ihm im Wagen saß. »le Befehl, nein, Herr Maior!« lautete die Antwort. Eine Viertelstunde später hielt man vor der Försterei. Der Herr MaioH ließ sich dort ein Messer geben und än- j derte damit die Zügel. Der alte’ Grupe nahm die Zeit wahr, sein .inihst,iiel zu verzehren zu welchem Zwecke er sich eines Taschenmesserz be diente. »Hast ja doch ein Messer bei Dir alter Esel!« ries der Herr Major und suntelte den Alten grimmig an. »Ein Befehl, ja, Herr Major!« lau ( tete die Antwort. i »Warum sagst Du denn vorhin, Du ’ habest teines?« ( »Ich hatte g nicht in der Tasche» sondern im tieselschast, Herr MajoH zu besehlen!« Und dabei schaute der; alte Bursche seinen wiithenden Herrn; mit solcher Seelenruhe an, daß dem: die eigene Ruhe tviedertehrte. Ein i anderes Mal --— es war ein wundcr s schöner Herbsttag, so ein echter Gottes: sonnengruß an das irdische Menschen voll — sollten die gnädigen Fräulein von der Bahn abgeholt werden. Der i Herr Major war gerade bei einer eben-— so eiligen als wichtigen Korrespondenz, als der alte Grube bei ihm eintrat und fragte, wag siir einen Wagen er neh men solle? - Die Frage war dumm, denn bei schönem Wetter benutzt man zu solchen Fahrten selbstverständlich einen offe nen Wagen und den besten, den man hat. Aber beim Herrn Maior sollte ja Niemand denken, sondern gehors eben; sie war also in diesem Fall das Resultat seines Systems-. Nichte destoioeniger suhr der Herr Major un: geduldig aus: .,,Den Mistwagen, al ter Hanswurst!« Und Grupe spannte seine stolzen Apfelschimmel vor den Mistwagen, suhr damit nach der Bahn und erwar tete die jungen Damen. Gefahren sind sie ja nicht mit ihm. Sie haben es vorgezogen, den Weg zu Fuß zu machen, und das ist ihnen nicht schlecht bekommen Aber dem alten Grube konnte Niemand was sagen· »Ich hab’ den Herrn Major expreß ge·: fragt, zu Befehl, welchen Wagen ich nehmen soll; den Mistwagen hat er befohlen, zu Befehl.« Wenige Tage später war Jagd auf einein Nachbargut. Das Wetter war wiederum so wunderschön, daß eg lei nem Menschen eingefallen wäre, einen Mantel umzuhängen, geschweige in ei nen Pelz zu kriechen. Der Herr Ma jor ganz besonders hätte dies weit von sich gewiesen, denn er haßte als alter Militär jegliche Verweichlichung. Jn dessen -«- es lann vor Nacht leicht an ders werden, als es am frühen Mor gen war: so dachte.die Frau Majorin. Außerdem wußte sie, daß bei solchen Jagden dem Wein wacker zugespro chen wird und die Jagdessen sich big spät in die Nacht hin auszudehnen pflegen. Sie hatte dem Herrn Ge mahl deshalb um Erlaubniß gebeten, ihm den Pelz wenigstens in den Sitz fasten des Wagens legen zu dürfen Doch auch das hatte der gestrenge Herr abgelehnt, energisch, brüst: »Bist nicht recht gescheit!« Nun war sie, eigensinnig, wie Wei ber sind. Sie hatte den alten Grupe veranlaßt, den fraglichen Pelz seinerseits im Wagensitz zu ver stauen; aber heimlich, daß Herr Ma jor nichts davon gewahr würde. l Sie hatte sich sogar, um sicher zu ge hen, mit eigenen Augen überzeugt, daß der Kutscher ihren Befehl auch ausgeführt habe. Dann war der Wa gen mit dem Herrn Major davonge ahren. Als man sich spät nachts von dem opulenten Jagdessen zurück aus dem. Heimweg befand, war es nicht nurs empfindlich takt, es sprühte auch eint eisiger Herbstnebel nieder, so ein Mit- ; telding zwischen Nebel und Regen, wie es in Herbstnächten nicht selten isst und s bald bis aus die Knochen durchdringt, ; wenn man nicht besonders warm unds dicht angezogen ist. Der Herr Major H war bald naß wie eine gebadet-e Katze und sror, trotz reichlichen WeingenusR fes, bis in den Magen hinein. Jetzt wäre ihm der Pelz willkommen gewe sen, zumal, als der alte Grupe vor« ihm aus dem Bocke sich behaglich in dem » seinigen dehnte und reckte. Er machte - sich bittere Vorwürfe, die Sorglichteit seines braven Weibes in den Wind ge- . schlagen zu haben und ertappte sich schließlich --—— klappernd vor Frost — bei dem Wunsche, sie möchte seinem Willen entgegen, den Pelz oder einen Mantel mitgegeben haben, so daß der Kutscher nur seines Befehles har re, um ihn hervorzuholen Ein paar Selundeu kämpfte er noch mit dem Entweder, standhaft zu bleiben und mit dem Oder, den Pelz zu verlangen; dann siegten der Regen und das Oder. Er fragte: »Hat gnädige Frau den Pelz oder den Mantel in den Wagen gelegt, Gtist1c?« »Hu Befehl, nein, Herr Mai-dri« antwortete das Faktotum prompt. Nun war es vorbei mit aller Hoff nuna, Herr v. Platen mußte aushal ten. »Dann fahre zu, damit wir nach Haus kommen!« »Zu Befehl, Herr Major.« Zrihause wunderte sich Frau Majo rin nicht wenig, daß ihr alter Ehe herr »naß wie ’ne Katze« und »un wirsch wie ein setter Mons« drein-: schaute. »Aber Liebster!« fragte sie aus ihrem Bette heraus, »wie kann man denn so eigensinnig sein?! Hättest doch den Pelz umthun können, da es so häßlich geworden ist.« ,,Hatte ich ihn denn?!« Der Herr Major knurrte wie eine Bnlldogge, der man das Futter sortziehen will. »Ge schieht mir alten Esel aber schon ganz recht. Weshalb bin ich so verriickt »Aber Du hattest doch den Pelz im Sitztasten, Liebster! Jch habe mich selbst davon überzeugt, daß Grube ihn inr Wagentasten untergebracht hat« ,,W s— a -- a --—— a g?« »Aber ganz gewiß- !« »Da soll doch gleich !« Trotzdem es längst nach Mitternacht war riß der Herr Maior das Fenst er aus und schrie nach dem mit dem Aus spannen der Pferde beschäftigten Fak totum hinab: »He Grs.1pe!« »Herr Major?« »Antreten, aber sofort!« »Z« Befehl, Herr Major!« Wenige Selunden später stand das Faktotum vor seinem Herrn. »Hast Du meinen Pelz im Wagen gehabt?« »Z« Befehl, ja, Herr Majori« »Alle-J Heupserd, warum gabst D u ihn mir dann nicht?« »Z« Befehl, Herr Major! Gnä’ Frau hatten befohlen, ich sollte den Pelz so in den Wagentasten packen, daß Herr Major ihn nicht entdeckten.« »Schafslops, warum sagst Du mir dann nicht« das; Du den Pelz im Was- » genlasten hast? Denkst Du, ich srage Dich zum Spaß, Du Rind?!« »Ja Befehl, Herr Major! Herr Major haben gesragt, ob g n ä d i g e F ra u den Pelz oder den Mantel in den Wagen gelegt haben.« »Nun? Und?« »Da hab« ich »Nein« geantwortet, weil ich selbst ihn habe in den Kasten Packen müssen « ,,Hinnnelhagel. . . so ein phäno menales Petari! So ein RdinozeroSL Mach’, daß Du raugtominst, Du . . Hansrvurst Als der Maior von seinem phäno menalen Schnuper kurirt war, war er es auch von seiner Buchstäblichkeitg: manier. Schwierig. Der kleine Fritz starrt nachdenklich auf ein broschirtes unaufgeschnittenes Buch. Theilnahme-voll erkundigt sich Mama nach seinen Gedanken. »Ja, Mutti«, sagt der Kleine, in dem er die Finger zwischen zwei un iaufgefchnittene Seiten legt: »Wie ha ben die Leute es denn fertig gebracht, da hineinzudmcken?« W Eine ägyptifche Schatzkamsrern Aeghpten lpt der geschichtlichen Forschung wieder eine große Ueber raschung bereitet. Dem englischen Archäologen Th. Davis, der schon frü her besonderes Glück hatte, ist, nach dein »Schwäb. Merkur«, abermals ein Fund gelungen, der alle bisheri-, gen, in Aegypten zu Tage gekomme ne Schätze überragt. Es handelt sich um ein Königsgrab in Theben, wso Davis im Februar d. J. bei seinen Ausgrabungen auf eine Treppe stieß, die zu einem früher nicht geöffneten Grab hinabfiihrie. Nachdem eine Oeffnung gemacht worden, kroch Da viS in den Raum, wo eine Treppe zu einer anderen, von großen Steinen verschlossenen Thüre führte. Auch diese öffnete man, und es zeigte sich nun, daß man eine wahre Schatzkan1 mer Vor sich hatte. Dort lagen Mu miensärge mit eingelegtem Gold, rie nge Alavastervasen von auserlesen hübschen Formen, Stühle und Kästen, die von Goldbelag strahlten und prächtig bemalt waren. Es dauerte mehrere Tage, bevor man einen Ueberblick über alle Schätze gewann. Die neugeöffnete Grablammer ist un gefähr 30 Fuß lang, 15 Fuß breit und acht Fuß hoch. Rechts am Ein gang standen zwei große Sarkophage von schwarz gemaltem Holz mit rei cher Vergoldung und eingelegtem Gold aus der Außenseite, während die Jnnenseite Einlagen von Silber ent hielt. Ueber einer Goldmasle, die zu einer der Mamien gehörte, lag ein Schleier von schwarzem Masselin. Die Jnschsriften zeigten, daß man es mit der Begräbnißsielle der Eltern der be rühmten Königin Teie zu thun hatte. Teie, eine merkwürdige Frau, war die Mutter des Königs Amon-Hotep des Vierten, der die ägyptische Reli gion erneuern wollte. Frühere Fun de deuteten darauf hin, daß diese Kö nigin aus einem mesopotamischen Ge schlecht stammte. Dies wird jetzt be stätigt, wobei sich gleichzeitig ergiebt, daß sie nicht von königlicher Geburt war, was sie jedoch nicht hinderte, ei nen großen Einfluß auszuüben. Die vielen Jnschriften, die zu Tage geför dert wurden, dürften dazu beitragen, Licht über die Glanzzeit Aegypten’s in der Zeit der 18. Dynastie zu wer fen. Damals war dort, wie sich ein Zeitgenosse ausdrückte, »Gold so all gemein wie Sand«, sodaß das Land im weitesten Sinne ein wahres Cali fornien gewesen sein muß. -- Cromwell oder Crumwell ? Ein interessantes Dotument aus dem Jahre 1638 ist in der »Northamp ton Free Librarh zutage gekommen, ein Contratt aus dem Jahre 1638, nach dem Oliver Cromwell auf eine Jsahresrente von 30 Pfd. Strlg. ver zichtet, die er sechs Jahre bezogen hatte. Die im Britischen Museum ge prüfte Urkunde wirst ein neues Licht auf das frühere Leben des Lord-Pro .tettors. Er wird in der Urkunde als »Oliver Crumwell, Gentleman« be zeichnet und, abgesehen von der Unter J schrift, immer Crumwell geschrieben, ’,,jetzt oder ehemalig ein Diener des Right Honoravle, Oliver Lord St. John von Bletsoe.« Man kann als-o annehmen, daß Cromwell außer seiner Beschäftigung als Biehzüchter in St. Jves auch als Verwalter eines der ans stoßenden Güter St. Johns thiitig war. Verwalter und Diener waren damals synonyme Ausdrücke. Die Familien Cromwell und St. John waren immer befreundet und verschwä aert. Die Rente wurde in halbjährli chen Zahlunan zu Mariii Verkündi gung (25. März) und Michaelis l29. September) in der südlichen Vorhalle der grauen alten Kirche von Cottos broole ausbezahlt Cromwells Un terschrift ist sehr energisch und charak teristisch - Die Letzte. Die letzte Ueberlebende des schreckli chen Rückzugeg der Engländer von Ka bul im Jahre 1842 ist in der Person der Wittwe des verstorbenen Obersten Waller vor Kurzem in Brighton bei London aus dem Leben geschieden. Man erinnert sich, daß von den 14,000 Soldaten, die damals von Kabul aus gerückt waren, nur ein einziger Mann, der Militärarzt Brydone, die« Heimath wieder sah. Fünf Tage nach Beginn des Rückzuges waren von den l4,()00 Mann der Kolonne nur mehr 5000 am Leben. Nach weiteren drei Tagen waren nur noch 65 Mann übrig und Brydoue war von diesen der einzige, der mit dem Leben davon kam. Die alte Dame, die jetzt im hohen Alter abgerufen worden ist, war damals eine blutjunge Frau, kaum neunzehn Jahre alt und nicht viel über ein Jahr verheirathet. Albar Khan nahm die Frauen und Kinder, die das englische Heer begleiteten, unter seinen Schutz. Frau Waller, die bis lurz vor ihrem Tode beneidengwerthe Gesundheit und geistige Frische genoß, erzählte noch an ihrem Lebensende mit photographi scher Treue von jenen für Englands Fahnen so unheilvollen Tagen und von ihrer längeren Gefangenschaft unter den Afghanen, wo ihr zweites Kind geboren wurde. —-——--. Aufopferndx Dame lan einem Wohlthätigkeit5 ball): »Ich fühle mich heute den gan zen Tag nicht wohl.« - Herr: »Warum sind Gnädige dann nicht lieber zu Haus geblieben?« Dame: »Ach Gott, was thut man nicht alles zum wohlthätigen Zweck!«