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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 19, 1905)
Um dkc Mitgift willen. chgnmlsZJckotxiaIk von Armut Zum-. OQOIs-qss ------------------------------- WOSDGGOPOHOIUIOTIP » Etstesskapitei. Lieutenant Aer von Diiringshosen Astitt erregt in seinem Zimmer aus IN ob. Seine Brauen waren finster lrrunzelt und die weißschimmernden, . segsam gepflegten Zähne nagten hef - ig an der Unterlippe ( «Fatal!« stieß er ärgerlich hervor, "- klieb mitten im Zimmer stehen und se te die Hand sinnend aus die Stirn. « s nun thun?" Nach einer Weile trat er an den Schreibtisch der in der Nähe deg einen Kruste-Z stand, und ließ sich tiesaus kuszend in den dadorstehenden Sessel llen. Er nahm den Brief in die Hand, der aus dein Schreibtisch lag. nnd durchflog ihn noch einmal. »Auch-ice Herr Lientenant!« so schrieb der alte Neumann, der Jnspet tor, der Axeksivon den verstorbenen Ectern ererbtes Gut verwaltetr. »Es ist mir, um gleich mit den( Wichtig Hen zu beginnen, total unmöglich, die verlangten fünftausend Mart bis zu dem angegebenen Termin zu beschaf fen. Die Ernte ist. wi ich set-on die Ehre hatte Jhnen mitzutheilen, schkecht ausgefallem Die Schafschur - steht erst bevor, und ich weiß nicht, » woher das Geld nehmen. Wohl habe ich mich bemüht, eine neue Hypothek anszunehmem da der Herr Lentnant schrieben, Sie müßten das Geld unter alten Umständen haben, aber bisher habe ich leider keinen Menschn gesun den, der selbst gegen hohe Zinsen noch ern paar tausendMarl rigtiren wollte. DISGut ist schon über den reellen Werth hinaus belastet. Der HerrLeuL sont werden mir, der ich schon zwan zig Jahre lang dem seligen Herrn Papa meine schwachen Dienste gewid mt habe, wohl ein offenes Wort qe Mein Und da ift es meine ehrliche "nung, daß überhaupt tein Psen arg mehr aus dem Gut herausgenom men werden sollte. Mein Gott, der Qckerboden ist schon rein auggemergelt Und rnii der Aufsorstung steht es mi serabel. Es ist die höchste Zeit, daß einmal so an dreißig-—- oder vierzig tausend Mark in das Gut hineinge stecki würden. Wenn ich tnir einen Rath gestatten dürfte, so bliebe dem Deren Leutnant nur der eine Ausweg: heirathen — je eher. desto besser, und zwar eine reiche Frau ——— je reicher. desto besser. Der Herr Leutnant wer: den doch unser liebes Carlåhagem das mit iiber bundertundsiinszi Jahre in der Familie ist, nicht vertan en wol len. Der alte selige Herr Baron würde sichja im Grabe umdrehen. Und wenn der Herr Leutnant dern tostspieligen Offizierslebrn entsagen und hierher nach Carisbagen übersiedeln würden, so wäre damit auch nicht viel gehol- - jen. Denn, wie gesagt, das Gut - — wirst in dem erbärmlichen ustand, in dem es sich gegenwärtig findet, nicht einmal mehr sovil ab, daß die Hypothekenzinsen pünktlich bezahlt werden können. Es muß erst dem» Boden und dem Forst etwas geboten « werden, der Viehbesiand muß wieder aus die gehöriae Höhe gebracht wer den« soll das Gut wieder ertragsäbig sei-erden. Also, verehrter junger «err, -· Literan Sie meinen Rath. Ich ollre .«nxeinen, anen könnte es so schwer steht werden, eine reiche, junge Frau heimzuführen Damit Sie aber nicht «in Berlegenheit kommen, werde ich Jbuen von meinem Ersparten die sänfiausend Mark tioritrecken Sie’ werden es mir später schon wieder » geben« Das»Geldlo ird in acht Tagen at Ihren Handen sein. Wir werden I« in vier Wochen mit der Schasschur be- « Ek- sinnen Der Kuhstall hat ein neues trohdach erhalten. Zwei neue «er lseLfspferdch abe ich in voriger Woche auf dem Dabet’fchen Pferdemarkt ge kauft. Die Gäule waren absolut nö thig zur Herbstbestellung. Tas ist Alles. Jn der Hoffnung, bald An genehmes ovn Jhnen zu hören, bin sch, hochberehrler Her Leutnam, Ihr alter ergebener Gottfried Neumann.« A el von Diiringshofen ließ den . Br« auf dieSchreibtischplatte zurück fasem stemmte die beiden Ellenbogen H tmf und stützte feinen Kopf in beide H Hände. Weickz und warum wurde ihm ums Herz. Die alte treue Seele! Troß der verzweifelten Lage, in der et-—sein hetr —— sich befand, wollte et von feinem in langen arbeitsvollen I Jahren sauer Erworbeuen hergeben, » um ihm zu helfen. « ; Der Leutnant sprang auf. Nein und ; tausendmal nein! Den Rath des alten Neumayer konnte er ja nicht befolgen Ins deshalb durften auch fein Geld est-U geh-next Nimmekmehri Es wäre Miste-haft gewesen« das bischen Er stens-te des Alten in Gefahr zu bringen. Sicherheit hatte er denn, es cis-u je zurück-erstatten zu können? Reis-, lieber nahm er seinen Abschied II- fagste der LeutnaatsherklichkeiL txt-s em? l m Düringihofen warf sich ; w nakd auf das Sopha und fm bis t vites Stiege säumte " vor me uns je regen ÆIWI richtete er sich auf TM M bkie Anstu. Wahrhaftig M seka eza und nun war der Muse Meer nnd Makel » sw Zimmer-. » Guts-Isa- svssss sk- sssvssssssv ( Er erhob sich schwerfällig und steckte die auf dem Sophatisch bereitstehende I Lampen n. Kaum war er damit zu l Stande gekommen, als es an der igimniertbiir klopfte, leise und schüch tern Und nun, auf des Leutnants lautes »Hcrein«, wurde zögernd geöffnet und inrin schlüpfte eine weibliche Gestalt die Axel von Diiringshofen nicht gleich e: tannte, denn sie war tief verschleiert. I Den ganzen Körper umhüllte ein ab gettagener. altmodischer Regenman tel, der der Erscheinung etwas Unfiir- » iniges gab-. Erstaunt ftand der Leut- ( nant mitten im Zimmer und starrte· i.:i : verwunderten Augen auf die · langsam, intt gesenktem Hauptebsiiihers t.i-tende Jetzt schlug sie den Schleier zurück ,Ada!« rief der Leutnant laut und s siiirzte ihr mit ausgestrecktn Armen entgegen. l Aber sie wich ein paar Schritte vor ihm zurückz- blaß sah das hübsche, in- i teressante Gesicht zu ibtn auf und un gewöhnlich ernst fast diister blickten tie braunn Augen, die sonst so tolett und schelmisch blitzen konnten. i Sie ließ es aber doch geschehen daß « er sie nun mit seinen Armen umfing . iwrd sie leidenschaftlich küßte anWan gen. Stirn und Mund. Wie selbst vergeisen lehnte sie eine Minute an feiner Schulter. Als er sie freigab, blühte purpurne Glutb auf ihren Wangen. Aber nun schien plötzlich eine Schwäche sie anzuwandeln Sie der fcirbte sich jäh ihre Rechte preßie sich tiampfhaft auf das ungestüm pochende Herz und sie that ein paar taumelnde Schritte nach dem Sopha bin. Rasch unterstützte sie Arel und ließ sie sanft auf das Eopba niedergleiten. Dann eilte er zur Thure und rieaelte ab, damit tein unerwünfchter Besuch is«ne Kousine Ada von Baodorf bei ihm überraschtr. Als er zum Sopha zurücktam, hatte Je ihre Schwäche schon überwunden. Sie faß straff aufrecht und deute-e mit der Hand bittend auf einen der um den Sophatisch fthenden Sessel. cir gehorchte und feste sich, neugierig, T welcher Umstand sie zu dem außerge- » ttöhnlichen Schritt veranlaßt hatte. »Axki,« stieß das junge Mädcheka unter heftigen Athemzü en, fieberhaft erregt, heroor —- ,,vetzeige —- icb muß te Dich sprechen —- noch heute —- un gestört!« »Aber was ist denn geschehen, Aha-« rief der Leutnant, in dem sich eine unbestimmte Unruhe regie. Das junge Mädchen that einen tie its-. Athemz uq »Amtsrath Kattenbufch ift bei uns gewesen und hat — Sie brach plsslich ab; verwirrt, be schämt senkte sich ihr Blick zu Boden. »Nun?« fragte der Leutnant in athemloser Spannung. »Er hat um meine Hand angehal ten." »Ah!« Er fuhr ntoilltiirlich von feinem Stuhl in die höhe und ftand eine Weile starr, mit finster gerunzelten Brauen oor steh hinblickend. »Und Du?« sra aste er dann, sich in feinen Stuhl zurii fallen lassend lsSie spähte scheu, befangen zu ihm Uns »Jck- habe mir Bedenkzeit ausaebe T ten — - bis morgen· Länger wollte er - nicht warten. Du tennft ja feine rauhe, ; rückfichtslofe Art.« Jn den Mienen des Leutnants vi beirte es. Seine Rechte taftete zit- . ternd an dem Schnurrbart. »Und not-Z wirft Du ihm morgen surrte-sich traglte er, ohne Desan rcn dem Tisch zu erheben Sie machte eine plötzliche Beine onna, trfaßte mit ihren beiden Han dcn ianeftiim feinen Arm und ftiefz heftig teroort »Ja, das fouft Du mir elsen sage-, Aret. Was foll ich dem An.t::att) antworten?" Er erwiderte nichts, sondern zuckie Xeise, kaum merklich mit den Schul tern. Sein Blick haftete noch immer an der Watte des Tisches. Sein Kopf hatte sich noch ein wenig tiefer auf die Brust geneigt ,,Atel,'· fuhr das junge Mädchen e,·1alii:t fort, «foge mir nur ein Wort und ich weise ihn ab. Du weißt, daß ich ihn nicht mag, daß er mit mit fei ner plumpen Bärenhaftigteit zuwider ist. Du weißt, Axel,« --— ihre Stimme nahm einen sanften, einfchmeichetnden Ton an und fie neigte sich ihm ent gegen — »Du weißt, daß ich Dir mein Wort ge aheb ebgen..äpll.si.ö sfts,,!; Wort gegeben habe. Wir lie n uns und ich habe immer feft dar-auf ver traut, daß wir —- daß ich einmal Deine Frau werden würde.« Sie wartete ein paar Setunden. Aber er erwiderte nichts. sondern fah gen immer starr und finster vor sich m. »Ich bin einuavzwanztg ahre alt,'· begann fie wieder. J «Und da willst Dir nicht Egger Muth warf er fest mit einer Rnanee von Bitterkeit ein Sie· richtet sich mit einem jähen Ruch m die bitt-e read umschlang feine Schultern mit ihren vArmen und rief ichsan m einem Auch-euch ihr-Glei denfcktoftltcheu Temperament-: »Doch, Leier-. W will ich auf Dich warten, Axel, nnd seien ei auch noch zwei. drei . und vier Jahre. Aber ich bitte Dich. ertliire Dich meiner Mama, damit ich endlich einmal Ruhe vor ihr habe O wüßteit Du nut. wie sie in mich dringt, wie sie mir zusekn Wenn Du Dich mit mir verlobst, Axel, dann ist icr Alles gut, dann wird mir Niemand mehr den Hof machen und Mama wird mich nicht mehr quälen« Die Sprechende legte schwärmerisch ihren Kopf gegen seine Schulter und sah zärtlich bittend zu ihm auf. Er erwiderte ihren Blick nicht. »wi schen den anseinandergeprßten Z« nen la·n dumpf, fast tonlos die Antwort: »Ich kann nicht ———jetzt nicht!« Sie schnellte empor, nnd starrte ihn ans erschreckxn weit geöffneten Au gen an. - »Du tannst nicht!«« Er stand auf, ging »zum Schreihtisch hinüber nnd reichte ihr den Brief sei nes Jnipettors. Sie neigte sich vorn iiher, gegen das Licht, und über-flog cost Schreiben mit hastigen Blicken. Erzi- fre zu Ende gelesen, sant sie zer fcbmeitert in das Sopha zurück und fu«-Lug ihre Hände vor das zuckende Gesicht. Ein heitiges Aiifsclrluchzen wurde hinter den weißer-» schtanten Fingern laut. EIer stürzte zu ihn hin und bemühte sich, ihr die Hände vom Gesicht zu Wehen. »Meine nicht, Ada, liebiie, theuerste Abt-X tiefer ergriffen. »Deine Ihrs r.en schneiden mir in die Seele. Ja, ich liebe Dich. Ada, und ich will nicht, daß Du diesen hörbeißigen Anrtsrath beitathest. Jch nehme meinen Ab schied und gehe aus mein Gut und ar-· heite. Und wenn ich mich erst einiger maßen rangirt habe. führe ich Dich heim als mein süßes, geliebtes, heiß geliebtes Weibchen!" Es war ihm gelungen, ihr die Hande vorn Gesicht zu ziehen. Auf seine Kniee niedersinkend sah er mit lodernden Blicken zu ihr empor. Von seinem sonnengebriiunten, männlichl schönen Gesicht strahlte der Wider schein einer ehrlichen Empfindung Mit seuchtschirnmernden Augen blickte Ada zu ihm hernieder, unter Thränen lächelnd. Jhre Finger wühl ten in seinem Haar und nun beugte sie stch herab und liißte ibn aus vie Stirn. So verharrten sie eine Weile oerzüclt, Auge in Auge, während ihre jungen leidenschaftlichen Herzen hock: aus klopften. Da strich Ada plöylich mit ihrer Sand über die Siirn und seufzte tief. »Nein, nein!« sagte sie. »Du täu schest Dich selbst, Arei. Ein Leben in Liirstigteit und Noth würdest Du nicht ertragen. Jch will nicht Die Ur« suche Deineg Unglücke werden. Es ist unser Berhiingnisz, daß wir Beide arm sinb.'« Ein Schatten sentte sich wieder über seine eben noch strahlende-r Züge. Er ichnellte in die Höhe uns stand neben dein Sopha. Seine Zähne gruben sich ties in die Unterlippe So willst Du also —- ?« fragte er stazeno »Den Antrag des Amtsraths an nehmen,« ergänzte sie und erhob sich Sie schlang wieder ihre Arme um ihn nnd lehnte sich an ihn. «Wenn ich doch auf Dich verzichten muß, Axel,« fuhr sie mit einein seltsamen Gemisch von Zärtlichleit und Trotz fort, »so ist es mir schon ganz egal, wen ich heitatbe.« Axel von Düringshosen war ini ersten Augenblick wie betäubt von ver Schnelligkeit ihres Entschlusses-· Ber btüsst starrte er in das- sast ruhig zu tbm ausschauende Gesicht. Er, der Stärkern ran vergebens nach der Fassung, die re, die zartere. schwä schere, schon völlig wiedergervonnen zu haben schien. Sein Athrtn gin schwer und hastig, seine Finger grissen net oocs hin und her; seine Stirn lag in Falten. »Man sagt,« stieß er mit bitter znclenven Lippen her-or, »daß der Lämtsrath sehr reich sei, der reichste Besitzer der Umgegend.« »Das ist er,« stimmteAda bei. wäh renv ein heller Schein iiber ibr Gesicht lies. und ihren Kopf zärtlich anthres Vetters Arm schmiegend, siigte sie leise, halb verschärnt. halb sreudig hinzu: »Als seine Frau werde ich in kkr glücklichen La sein, Dich von Deinen häßlichen inanziellen Sorgen befäeien zu fhelxeenf r trat o stig von ihr hin daß sie taumelte· Seine Augen IN tut zornig und das Blut scho ihm heiß in die Wangen bit hinaus zur Stirn. Seine Stint-ne hatte einen scharfen, schroffen Man , während er thr zartes: »Ich bitte Dich, mich nicht zu»beleidigen, «Aba. « Jchjin nicht-ge iuul)m, mir etwas smclllcil zu loslclh am wenigsten von einer Danie.« ikr stand ihr mit verschränkten Ar rsen gegenüber und sah sie zürnend an. Ader sie näherte sich ihm mit der Miene demüthiger Bitte. »Nimtn’s mir nicht übel, lieber Axelf sagte sie. »Es fuhr mit nur so heraus-. Jch wollte Dich ja nicht treinten Jch bitte Dich. sei wieder. auit Laß uns nicht so —- auseinan Ieraehen!« Sie legte schmeichletisch ihre hanc ans seinen Arm und sah ihm siegend in die Au en. Aber er vermied i ren Blick und starrte an ihr vorbei finster »zu Boden. Da ließ sie seuszend ihre säh-and sinken und schritt lan sam ur III-jin An der Schwelle deegte sie eh Inoch einmal u ihm um. ) »Axel!« itiisterie sie mit dem innig Isten, verstiheeeischsien Ton ihres hie - Hainen, schmeichelt-den Organ-. »Axe! »Woi1en ioik wirklich in Groll von einander scheiden und haben-uns doch se lieb gehabt, so lief-Zi« ) Da konnte er nicht widerstehen Mit ein paar ungestümen Schritten war er let ihr und schloß sie, die ihm ihre Arme entgegenbreitete, an seine Bru und noch einmal tauschten sie Kii e voll Gluth und Leiden chaft. Er war es, der sich zuerst dem aurnel entriß und wieder zur tiihleren Besinnung lam. Er druckte sie mit einer nee viiien Bewegung von sieh ab und un ruhevoll, hastig sagte er: »Nun geh’, Ada! Wenn Jemand tönte! Oder wenn Dich Jemand draußen erkennen Iorirde!« Sie lahte leichtsinnig und unbe forgt und deutete auf den zurückge ichlagenen Schleier und den weiten IiJkonteL der sie bis zu den Fiifzen um hüllte und die feinen Konturen ihrer schlanten Mädchengestalt völlig un kenntlich machte. Gleich darauf aber rerzog sich ihr Gesicht zu einer weiner liiten Grimasse und sie streckte ihm ihre beiden Hände entgegen, die er nortlos ergriffen an seine Lippen rieiicktr. Sie aber reclte sich empor und fchlang ihre Arme. ihm ihre Hände mi! einer blißfchnellen Geberde ent ziehend, um feinen Hals und tiifzte ihn noch einmal heiß und inbrünstig auf :ie Lippen. »Lebetvohl!« flüsterte sie. »Und laß uns gute Freunde bleiben, immer! Willst Du·?'· Er nictte· Sie preßte ihn noch ein mal mit trarnpfhaftem Aufs luchzen an sich, schlug darauf den chleier Zurück und fchliipste zur Thiir hinaus, rie er schnell geöffnet hatte. Der Leutnant trat hinter der Da knhuschenden in den Hausftur hin-« aus« und nachdem er sich überzeugt hatte, daß ihr Niemand begegnet war. lehrte er .n fein » immer zurück. Jn; den Zchreibsessel intend, stemmte eri beide Ellenbogen auf die TischvlatteI und verhüllte sein Gesicht in beide; Hände. ZweitesKapiteL ; Drei Tage später ging dem Leut- ; n.snr eine goldgeriinderte Doppeltarte ; zu. Die verwittwete . »Frau Major ; orn Bagdors zeigte die Ärrlobungrlp i te: einzigen Tochter Ada mit dem J Ftöniglichen Amtsrath Herrn Theodor s Diattenbuseh aus Plantitow an. i Eine ganze Weile starrte Axel von ; Duringshofen aus die zierliche, ele-; gant ausgestattete Karte. Die Buch- i staden flimmerten vor seinen Augen. Kac- Herz hämmerte ihm fast schmerz Hast in der Brust und das Blut schoß ihm heiß in Stirn und Wan en. Piötzlich trallten sich die Finger seiner slttchien trampfhast zusammen und die schöne, weiße Karte war ein unsörmi: ger, briichiger Knäuel geworden, der mit einer heftigen Bewegung in den g1.t-.:piertorb geschleudert wurde. Lange, lange stand der junge Ossizier aus demselben Fleck in seinem Zimmer und starrte der weißen Papiermasse nach, während die Erinnerung an ber aangene, untviederbringliche schöne Stunden in ihm wach wurde. Sein Intel. der Major Basdors, hatte bei demselben Regikneni gestanden, wie er. the er gestorben war, hatte dieWitttve ihren Wohnstß in der mittel roszen Garnisongstadt beibehalten. cgr — Arel — war ein häusiger Gast in der Wohnung der Kante, besonders als die achtzehnjähri Ada aus dem Pen sionat nach Hau e zurücklehrte. Der ticke, übermüthige Backfisch, mit dem er als Kadett und Fähnrich immer aus dem Recksusz gestanden, hatte sich zu einer gar lieblichen. anmuthigen Mädchenblume entwickelt. Jhre schlanke, ebenmäszige, graziöfe Figur, ihr hübsches Gesicht mit den pi anten zstiigen und den blitzenden lecken, braunen Augen erregten seine Be wunderung. Ihr lebhaftes, totetteg Wesen erhielt ihn beständig in Athem nnd ließ ihn nicht zur Nu kommen. Das nahe verwandtschatticke Ver hiiltniß, in dem sie zu einander stan den, begünstigte die inniaen Bezieh: ungen, die sich bald zwischen den bei den jungen Leuten entspannen und bei Gelegenheit eines Picknicks, während dessen Arel und Ada sich ——— absichtlich oder unabsichtlich, wer wußte est-— abieits von den Anderen im Walde vertreten, tanr es zu einer leiden schastlichen Erklärung und zu dem ersten Austausch süßer, über das Maß verwandtschastlicher Liebe hinaus gehender Zärtlichteiten Von da an entwickelte sich ein töstliches Liebes spiel zwischen ihnen voll« abwechse- » lungzreichen Reises. Bald tras man sich aus der Promenade im Stadtdart. ; dald in der Wohnung von Udcks Mutter, too man die urzen Minuten, während deren die Majorin aus dein Zimmer verschwand, benutzte, um ein stattliches Kost-wart oder einen hasti gen, feurigen Kuß zu tauschen. Da mven wurde eine heimliche Korre spondenz geführt, indem man fich bei Besuchen oder auf Ballen und Gesell schaften eng mit glühenden Liebes betheuerungen beschriebene Zettel zu heite. Ja. es war eine selige, fchdne Zeit gewesen und so mußte sie nun enden, fo! . .. Am anderen Tage hatte Axel von Düringshofen feine Gefühle so weit zu meistern verstanden, daß er sich in der Mittagsstunde in leidlich guter Haltung Juf den Weg machte, um fei nen pflichtgemäßen Glücktpunfeh dar zubringen. Die Tante trat ihm auf dem Flur ihrer Wohnung eni Ven Die alte stille Dame legte eine iihr noch nie beobachtete Lebendigkeit an den Tag. Les-haft drückte fie dem gra tulirenden Neffen die Hand und wis perte ihm in’s Ohr: »Ein rechtes Glück fiir Ada, nicht wahr?« Und ihre Stimme noch mehr däm riend und sieh anz u feinem Ohr hinüber·neigend, fügte sie hinzu: »Ich dachte immer. pas einma aus Euch Beiden ein Paar werden würde. Aber ei ist doch Wer-so. Du brauchst eine reiche Frau und Ada einen rei n Mann. Ra, tomm’ nur!« Sie fa te Jdn an der Hand und zog ihn nat der Thür, die ins gute Zimmer f hrte. »Er ist da-—ja!« « »Wer?« Der Leutnant hielt un stoilltiirlich seine Schritte an. ) »Der Bräutigam —-— ja!« Die alte starrte nictte vergnügt. Axel von yDiiringsbofen biß die Zähne aufein :cnder, gab sich innerlich einen Ruct i und folgte tlopfenden Herzens-. ) Das Brautpaar saß auf dem So P!!a, Hand in Hand, nebeneinander. B-i Axels Eintritt erhoben sie sich. sBrfangem mit innerem Frösteln, s näherte sich der Leutnant. Seine Ber Hseugung war ganz zeremonielL sein jlsttiickwunch ein Stammeln, das von ,(Zvorenrafseln und Säbeltlirren fast ganz übertönt wurde. J Erst die ruhige Gelassenbeit und Isichere unbefangene Haltung Adas gab jkem Leutnant seine Fassung wieder. JSie dankte mit freundlichem Lächeln « Jbre Stirne war wolkenlos, ihre Mie Irren heiter, ihre Augen strahlten. lind »wenn sie auch nicht die entbusiastische .1i«:erftrömende Freudigkeit einer wirt lich Berliebten zur Schau trug, so unterschied sie sich doch in nichts von einer glücklichen frohen Braut, die sich Hendlich am Ziel längstersebnter Wün « schc sicht. Den jungen foizier durchfubr es wie ein schmerzender Stich. Die Ent tauschung. die er empfand, ritttelte seinen Stolz auf und er bemühtesich, srdblich und vergnügt zu erscheinen und in den derben Humor des glitck l.:t)en verliebten Amtsraths einzu stimmen. Die Frau Major ließ Wein und Baciwert auftragen und eine tteine Verlobungsfeier ,,en samille· wurde txnrrovisirt. Der Bräutigam war von cusgelassener Lustigteit und das ge füllte Glas erhebend und es dem des Leutnants nähernd, rief er: »Kom ner Sie, Dütingsbofenk Da wir ja « Doch nun sozusagen Vettern sind, auf Du und Du!'« Fortsetzung folgt.) --·——-·- —.-—. Interessent- sseeuoieem J Man wird sich des aiiszerordentlisl chen Aufsehens erinnern, das seinerzeit l der die Jahre 1848 bis 1856 behan delnde erste Band der Meinorieri des Prinzen Kraft zu Hohenloheangel singen —-- weiland Generaladjutant Kaiser Wilhelnis des Ersten —- weit hin erregte. Nunmehr liegt die längst mit Spannung erwartete Fort setzung vor l,,Aus meinem Leben.« Zweiter Band. Berlin, G. S. Mittler ac Sohn), deren Jnhalt den deg dor ciisgegangeiien Bandes noch liber iiifft. Durch seine Stellung als Flü celadjutant zweier preußischer Könige hatte der Prinz Gelegenheit, wii rend bedeutsamer Epochen unserer ges icht lichei Entwicklung die treibenden und bewegenden Kräfte des Staates in unmittelbarer Nähe kennen zu lernen und wichtigen Vorgängen persönlich leizuwohnen Die Lebenswahrheit der Schilderungen. die Feinheit und Schärfe .—er Beobachtungen und die Freimiithigteit der Beurtheilung lei tender Persönlichkeiten geben die-fein Theile der Auszeichnun en einen er en Plan in Ler werthooll ten historischen Meinoirenliteratur. Als Proben aus diesen interessanten Meinoiren geben wir nicht Momente der großen Haupt und Staatsaktioneii, sondern einige charakteristische Züge der herzensgiiie und Lieben-würdigte« Kaiser Wil lkelins des Ersten wieder, wie sie Prinz Hohenlohe schlicht und wahrheits aetreu berichtet: Im Sommer 1863 hatten die Re vadlutionriAoiniteg die Ermordung des Königs Wilhelm fest beschlossen, und es lani ein Abgesandter nach dein andern, um das Verbrechen auszii i führen. Die Versuche begannen imj Monat Mai, sie wurden während des i Aiisenthaltes in Karlsbad fleißig i sort esetzt Nach dein schmalen. leicht l Zu aufsichti enden Thale von Ga-T stein wagte ich tein solcher Mord-» geselle, desto zahlreicher aber waren die-Versuchan Baden. f » i es war ern gross-es wan nnd ge— reicht der Wachsamleit der Poli ei zur großen Ehre, daß von die en zahlreichen Versuchen tein einziger zur Ausführung lam. Denn die Pos :i-iei hatte immer rechtzeitig Nachricht davon und machte die Betreffenden alsbald unschädlich . · . Der König verhielt sich dem gegen- . über mit einer Ruhe, einem Gleich »inuth und einer Unbefangenheit, die Tunr die Folge des guten Gewissens Nein tann. Er liebte nicht, häufig Hdudon zu sprechen, damit er nicht in littter Erregung gehalten wurde. Jn dessen kamen doch Momente vor, in denen er ein Wort fallen ließ. Da bade ich immer seinen gottergebenen Sinn bewundert, mit dein er unbe irrt und wohldewußt auf dem gefahr vollen Wege weiterschritt « Eines Tages, es war noch vor der Aboeiie nach Karlsbad fuhr ich. im Dienst. mit ihm Abends nach dem Vcbelllbera. Es waren Avilos an die Polizei gekommen, daß sich ein ver dächtiges Individuum irn Pakt von Babelsberg und in Berlin herum getrieben habe. Zwar entwickelte sich diesmal die Angelegenheit als ein Jtrtbum, aber ehe dies zu Tage lam, war tch auch benachrichtigt worden und sa nicht ohne Spannung neben dem K nr e, mit den Augen überall umbniirei·end. Viele Agenten der Gebeiinpoli ei waren überall, wo der König hin am, in Berlin, in ate dain. auf dem Babelsderfk au den Beinen. Als wir. Nacht nach dem Bebel«-ers hinausfahren, bemerkte der König, daß si ein Mann irn Port hinter einem unre versteckte. Er sagte zu mir: »Ich sehe da heute ji«-jeder gewisse bekannte Gesichter um herschleichen. Wieder ni t rn Ord inxtng?« —- »Ja,« sagte i , wieder inicht in Ordnung.« —- »Ra,« siegte er, J»es ist gewiß wieder Unsinn-« Den nuderen Tag lonnte ich ihm melden. jtaß die ganze Angelegenheit aufetne ’7ehr tomiiche Liebesabentiire hinaus .lief, die mit der Person des Königs igar nicht in Beziehung stand, aber Jdurch zufällige Umstände. den Verk idacht der Polizei erregt, dagegen bei sder Aufklärung die etheilegten in irecht unangenehme Verlegenheiten der setzt hatte. Der König lachte recht herzlich iiber die Erzählung und sagte dann: »Sean Sie, daß es blos lin sinn war.« Jn Karlsbad kamen höusi Be nachrichtigungen, daß ein örder unterwegs sei. Dann war der König sofort bei jeder Promenade von ge wissen unbekannten Herren in Cidil begleitet, die auch usöllig spazieren gingen. Vier Preusgische und ebenso viel österreichische genten der gehei men Polizei waren dazu in interna tionaler Vereinigung, sich untereinan der ablöfend, are dem Posten. Dis österreichische Po izei setzte ein bedeu tendes boint d·honneur darin. daß ein Attentat aus österreichischem Grund und Boden nicht vorsalle. Da erhielten wir einmal die Be nachrichtigung, es sei ein excentrischer Pole in Karlsbad. der sich sehr viel nach den Gewohnheiten des Königs erkundigt und versucht habe, aus der Proinenade in die Nähe des Königs z-! gelangen. Man lönne ihn nicht auf-weisen denn man habe ieine Ver anlassung dazu. Aber es sei derselbe itberspannte alte Herr, der eint in Fciifingen an der Table d’hote dem Minister o. der Hendt ein baar Ohr feigen gegeben habe. Er habe weiße Haare, sei rasirt, robust und groß und auf einem Fuße laan. Solche Venachrichtigung setzte uns natürlich in eine gewisse Spannung. Bei einer größeren Promenade and der König unterwegs die Für tin Liechtenstein und schlug mit ihr den Rückweg un aelrohntercoeise aus der anderen Zeite der Tepel ein. Jch sah schon tun weitem, während ich mit einigen antseren Badegasten plaudernd dem Könige folgte. einen Mann an einein über die Tepel sührenden Fußste warten. der den-Weg beobachtete, aus dem man den König erwartete. Das erhaltene Signal paßte aus diesen Ists-inn. Jch beobachtete ihn. Er lehnte an das Geländer und sah die »Wiese« aufwärts, augenscheinlich mit Span nung lauernd. Plöhlich bemerkte er d:n König aus der anderen Seite der Tegel und hinite schnell über den Steg aus den König los. Sowie er zu laufen begann, lief ich aus die Seite des Minng von der er dann hutam. Aber ehe ich noch nöthig hatte, etwas weiteres zur Abwehr zu thun, wurde der Mann schon, der mit der rechten band in die linle Brust tasche langte, von zwei Shirren, einer biterreichischen und einem preußische« bei der Gurgel gepackt. Selbi Augenblick zog er aus der Brust hervor —- lein Mordinstrument, »J dern eine Bitischrist. Der Mlg wandte seinen Kopf langsam Wer Szene und sagte gelassen: »ber, meine herren, thun Sie doch Iern Mann nicht wehe, eben Sie rn die Bittschrist", nahm sie und sagteann ru dem alten Mann: »Sie reden einen Bescheid erhalten« antte sein Vermögen in Tafel-Ottenau verloren und war seitdem imnen iäLcrspannten Zustand geratherDer Inhalt seiner Schrift stellte dAm sorderung an den König, ihm jeder « seinem Vermögen zu helfen. Jetzt wurde er doch auzgeesem denn er hatte vorher versproo ge habt, den König nicht persöch zu belästigen, sondern sein Anlia den Fiabinettsrath Jllaire zu Mitben Ten versprochenen Bescheid eilt er. dahin lautend, daß der König-sit in rer Lage sei, ihm zu seinem wein lirten Vermögen zu verhelsei Wenn nun auch der König sei nein natürlichen inuthigen Gunuth sune Ruhe nie verlor, so tte es Loch nicht fehlen, daß sein-. knien durch die Vorsichtsinafzregelne sei ixeni scharfen Blicke nicht engen, öfter daraus hingelentt wur daß er in Gefahr sei. Wenn er i zum Sprudel qing, um dort seinsechet zu holen, überreichte ihm selben immer ein hübsches ungeschchey inb fügte einen ätraußumm hinzu, die der König immeeunds lich annehm. An einein or en fehlte das Mädchen und a ter Mann gab dem König btecher. Letzterer ltutzte, und fragte das tilrädchen sei· Sie war ucl und fehlte nur sür heute. König trank ruhig seine vorgeschrit Zahl Becher und sagte dann zu ehrten tu an diesem Tage den III-hatte »bei der großen Pronienodeäi ist toch gar zu dumm, daßn sich durch Träume berühren liixheute Macht träumte ich, das Mit seble Hain Strudel, und an ihrerlesöbe imir ein alter Mann den li. — r Becher sei vergiftet gewesen habe mich ordentlich vor mtket ge ;i(t;«cimt, daß ich einen Au bor Jtter stuste, als das Miid irtlich durch einen alten Manittreten tru« Kein Andeter an könig Stelle hätte nach solche-nume, von dein die erste Hälste f, Wen Sprudel ruhig getruntetn »O Die Untiindi uns. baß Ia vor riickt macht er uternde Je tiber bie ietveiltgen Bewegun · Hins sen sollten-mer- tibertlttff l