EÄEØØÄQOEEOEEØPEEEEPEWQZ ] Das Räthsel von Elvershiih. ? Roman von Yeinhocd Ertmamn Istssbmwtsskä swwwdwww QQQOQOQOQWIIIOO oooooooooo ssssssss swsssssssssssssssssssssssssss (15. FortseyungJ Die Hände des jungen Malers zit terten vor Ungeduld, als«ee den Brief erbrach und während die beiden Frauen ihn voll banger Sorge be obachteten, begann er in fliegender st die mit seinen Schriftziigen eng deckten Seiten zu lesen. Wohl guckte es während dieser Lettijre ein paarmal wie ein Ausdruck von Bit terkeit und Verachtung um seinen Mund; aber als er dann an den Schluß grlan i war, lehnte er sich mit ein-ern tiefgen Ansathmen der Er leichterung in die Kissen zurück. »Dein Himmel sei Dank, es war toch kein Traum!« sagte er in dem Ton eines von schwerer Sorge Er ldsien. ,.Darum also ist sie seit-m men! Sie fürchtete wohl, daß ich ster ben würde, und daß ihr Geheimniß mit diesem Brief in fremde Hande gelangen tönntel Du magst ihr die urcht vom Herzen nehmen« Thyra. «b ihr den Brief uriick und sa ihr, daß ich selbst es fei, der ihn chicke. Sage ihr auch—doch nein- sage ihr nichts weiter. Jch denke, es wird ge nug sein, uns vor ihrer Wiederkehr zu bewahren« Er hatte ihr das zufammengesaltete Blatt gereicht, und Thyra schickte sich nach kurzem Zaudern an, ihm zu ge horchen. »Da Dues so haben willst, Gib-aber bist Du auch sicher, daß es Dich nicht später gereuen könnte, was Du mich jeht zu thun heißest? Ich glaube nicht« daß es nur das Ver lan n nach dem Briese war, das sie svot hierhertrieb. hre bange Sorge um Dich war so au richtig —« «Geh, ich bitte Dich, gehi« unter brach er sie. »Und lehre schnell zu rück; denn ich werde mich erst wieder rei und leicht fühlen, wenn ich von ir gehört habe, daß sie fort ist, um kirrftig nie mehr meinen Weg zu IrruzerL« Thhra ging· Jn dem nämlichen nie drigen, dunstigen Raume, darin auch ihre früheren Zusammentiinfte statt gefunden hatten, schritt Editha. un geduldig ihrer harrend. auf und nie der. Argwöhnisch forschend flog ihr Blick über die Gestalt der schönen jun aen Norwegerin hin. »Berzeihen Sie, wenn i mir im mer wieder rausnehme. c-ie in der Erfüllung J eer Schwesterpflichten zu stören· Jch merke wohl, daß ich dies mal ungelegen gekommen bin, aber-« «Sie sind nicht ungelegen gekom men,« fiel Thvra ruhig ein. »Mein Bruder war es, der mich hinderte,so gleich Jhrem Rufe zu folgen. Er sen det Ihnen durch mich diesen Brief zu rück. Hoffentlich ist es derselbe, nach dem Sie neulich fragten.« Editha fah das wohlbekannte Billet in ihrer Land, und die wilde, ver eh vende Ei rsucht, die sie im Angeicht tser jungen Norwegerin immer nur mühsam zu meistern vermocht hatte, lolerte in hellen Flammen empor. Mit einigen raschen Schritten trat sie dicht vor Thyra hin, um ihr unge siiim das verräthersche Billet zu ent reißen, »Svrechen Sie die Wahrheit? Erik selbst ist es, der Sie mt diesem Vriefe zu mir schickt?« «JC’«. »So haben Sie mich ihm verrathen. Jst das die Auffassung, die Sie von der heiligteit eines gegebenen Verspre chens halten?« «Jch habe mein Versprechen gehal ten, so lange es möglich war. Wenn Sie Interesse für meinen Bruder ha ben, dürfen Sie mir keinen Vorwurf daraus machen, daß ich es heute gebro chen habe. Die Rücksicht auf fein Wohl machte es mir zur Pflicht.« .Natiirlich!« höhnte Editha. »Und as sich selbst dachten Sie dabei teinen tugendlich Aber Sie haben recht, ich darf Jhnen keinen Vorwurf ma chen. Es ist nur meine eigene Thor heit, die nach Verdienst bestraft wird. Und ei ist nicht der Mühe werth, noch weiter davon zu reden. here Hallager wird natürlich nicht die Grausamkeit gehabt haben, Jhnen das Lesen des Briefes zu verbieten, den er Jhnen offen übergab.« »Nein, denn mein Bruder wird nie mals ein Verbot aussprechen, von dein er wissen mußte, daß es mich beleidigt Nur auf feine ausdrückliche Aufforderung würde ich diesen Brief gelesen haben, und vielleicht —- viel leicht nicht einmal dann.« »Ah, Sie kennen feinen Jnhalt nicht? Und Sie hätten sich auch nicht Mist ihn zu errathen? Nun, dann bleibt mir also nur noch übrig, Ihnen fiir die freundliche Bemühung zu danken und mich von Jhnen zu ver nbfehteden, denn einen weiteren Auf trog hatten Sie, wie es scheint, nicht site mich erhalten« »Nein· Aber ich hege den Wunsch, m eigenem Antrieb eine Frage an Sie in richten, an derenBeantwortung Ist-e sehe viel gelegen wäre.« »Er-essen Sie hören! Vielleicht wird es mir ein besonderes Vergnügen be reiten- Almen Rede zu stehen.« »Ich weiß nicht, von welcher Art .Yke Beziehungen zu meinem Bruder Isrsessessessessvssssssssssssssss jwaren, und ich will es nicht wissen. TAber eine Ahnung, die mich hoffent jlich nicht täuscht, sagt mir, daß Sie allein imStande sein würden, ihn von einer Sorge zu befreien, unter der er nun schon seit Tagen leidet. An dem( Abend, der seiner Erkrankung voraus ging, war er bei Ihnen, nicht wahr?«: »Nehmen wir an, daß et bei mir gewesen sei —- was weiter?« »O, es ist fo, ich höre es ans Ihren Worten. Und Sie werden mit dann; gewiß auch sagen können, was in je-J ner Nacht mit ihm geschah, und wie; er atn Morgen nach Eichfelde zurück-l gelangt ist. Jhm selbst ist jede Erin-« netung daran entschwunden und es muß ihm aus irgend einem Grunde» den ich nicht kenne, « · tigkeit sein, es zu erfahren Denn er ,zermartert sich unablässig deswegen! den Kopf und quält sich mit dunklen( Vorstellungen von etwas cchreckli-j chem, das in jener Nacht gescheheni wört« , Das spättische Lächeln war voni ; Edithas Lippen verschwunden, und ih Hre Züge hatten plählich einen Augen- ( Iblick höchster Spannung ansgenom-s ;men. » »Er hat mit Jhnen davon gespro chen« fragte sie· »Wenn ich Jhnens eine Antwort geben soll, muß ich zu ivoren alles erfahren, was Sie von ihm] hörten. i Thhra wiederholte die Aeußerun Igen Erits, so wie sie ihr im Gedächt sniß geblieben waren. Erwartungs voll sah sie zu Editha auf, als sie ge endet hatte. »Nein, ich weiß nichts«, sagte Edi tha kühl. »Daß in jener Nacht etwas Schreckliches auf Elverhäh geschah, kann anen jedes Kind hier im Dorfe serzählem Ob aber here Hallager et was damit zu schaffen hat« vermöch Iten außer ihm selbst wohl nur noch lzwei Lippen zu bekunden die sich da mals aus ewig geschlossen haben. Vielleicht kehrt Jhrem Bruder früherl oder später die entschwundene Erin nerung zurück. Sollte er dann den· Wunsch hegen, mich zu sprechen, so mögen Sie mich davon in Kenntniß setzen. Jch weiß nicht« ob ich seinem Rufe Folge leisten würde: aber ich] itin Jhnen jedenfalls nicht schon jetzti verbieten mich darum zu bitten.« « ; Mit einer hoheitsvollen Geberde neigte sie das Haupt, und in der näch ssten Minute war Thyra allein. Be-« drückt von der dunklen Empfinduna,l daß sie in guter Absicht etwas sehr Thörichtes gethan, kehrte sie in dass Krankenzimmer zurück. Mit unruhig erwartungsvolleri Miene wandte Erit sich ihr zu. »Ist sie fort? Und bist Du sicher, Thyra, daß sie nie mehr zurückkehren wird?« l »Wenn ich sie recht verstanden habe, i IErik, würde sie nicht anders kommenl als auf Deinen Ruf-« »O, dann sehe ich sie niemals wie der! Gieb mir das Stizzenbuch, «Mutter, von dem Du eben gesprocheni ;hast." ! Frau Hallager that, was er be igehrte, und seine hande, die schmal fund durchsichtig geworden waren, in dieser kurzen Reihe von Tagen, wand- l Iten hastig die Blätter bis er zu der JZeichnung gelangte, die Edithaö Ge-i Hstalt im knapp anschließenden Reitansl jzuge darstellte. Lange betrachtete er zmit sinnendem Blick die Porträtftu die, dann sprach er kopfschütteind vor sich hin: »Wie seltsam! Ausgelöscht und erstorben, als wäre es nie gewe sen! Und ich wähnte doch, et könnte nicht anders als mit meinem Leben enden.« Noch ehe eine der beiden Frauen! feine Absicht eraihen und ihn an ih- « ter Ausführung hindern konnten, hat- I ter er dies Blattzugleich mit den fol genden, auf denen Ediihas Antlih in immer neuen Auffassungen wieder kehrie, aus dem Buche gerissen und —-- zu formlofen Knäuel zufammen geballi — in die entfetniefie Ecke des Zimmers geschleudert ( ,Au3gelöfcht auch dies! Ah, nunj ifi mir leicht und frei! Gieb mir: Deine hand, Thhra —- Deine liebe Hand! Und auch Du, Mutter! Wie köstlich ifi doch ein solches Erwachen aus wüfiem Traum!« Er führte ihre Hände an feine Lip pen, und dann lag er fiill lächelndj da, einen lichten Abglanz sonnigen Seelenfriedenz auf dein blassen Gesj sicht : Nicht lange nachher zog fich Frau Thallager zurück, um eine Weile zu ru« hen. Thhra faß am Fenster, und als iErii eine Bewegung machte, die sie fiir kein Zeichen der Ungeduld nahm« frag Ite fie, fich ihm zuwendend: «Hafi Du leinen Wunsch, Erili Willst Du, daß ich Dir ein-a- vorlefe wie gefiernk J ; »Nein. Aber ich mbchie mit Diri Plaudern Komm her zu mir, damit ich Dein Gesicht fehen kann Jch habet W « « ( ei so lange entbehren müssen s-— so lange.« » Thyra hatte sich wohl erhoben, um seinem Wunsche nochzultmnnenI aber sie war nun doch an dem Tische in mitten des Zimmers stehen geblieben und hatte bei seinen leyten Worten die Augen niedergeschlagen. »Das Sprechen könnte Dich an strengen, Erit;.Du weißt, daß Dok tor Harmsen Dir empfohlen hat« Dich noch zu schonen. Soll ich also nicht doch lieber lesen?" ,,O, es schadet mir gewiß nichts, mich rnit Dir zu unterhalten. Denkst Du wohl noch daran, Thora, wie wir miteinander Märchen aussiihrten hoch droben in unserem herrlichen Berg wald? Du warst die gesungene Prin zessin und ich der Ritter, der Dich befreite. Und denkst Du noch an die linden Sonnenabende, wo ich Dich weit hinausruderte aus den Fiord, unt Dir von meinen gewaltigen Hofs nungen vorzuschwärtnen und meinen» hochfliegenden Plänen? Mir ist, als; wäre es erst gestern gewesen. Aber Dus Thyra -—- erinnerst auch Du Dich; jener glücklichen Stunden ?'« ( »Gewiß, Crit ich erinnere mich th- ! rer sehr wol-. Wie hätte ich sie auch vergessen sollen! Jn der Stille unse res heimathlosen Lebens verwischen sich die Eindrücke wohl nicht soschnell wie draußen in der großen Welt-« »Ach, diese große Welt —- wie llein und arti-selig scheint sie mir lxeuie ne ben der seierlichen Erhabenheit unse rer ndrdischen Hochgebirgsnatur, die dem Menschen wie dem Künstler tan sendmal mehr zu geben vermag als sie· Ich mußte wohl hinaus, um mei ne Hand zu üben aus zopfigen Akade mien und meinen Blick zu schärfen mit weiten Studienreisen; aber meines herzens bester Theil ist doch immer daheirngeblieben, auch wenn ich selber mir dessen zuweilen taum bewußt wurde. Und nun ists genug des Wan derns und Schweiselns in der Frem de. Nun lebten wir drei zusammen heim, um uns nie mehr zu trennen Die Lust des Vaterlande-« wird mir die alte Kraft wiedergeben, wie Deine Augen und Deine Stimme mir mei nen verlorenen Frieden wiedergegeben haben. Ach, daß wir doch schon mor gen sortziehen könnten!'« »Gedulde Tich nur noch eine kurze Zeit. Doktor Harrnsen sagt, daß wir in etwa vierzehn Tagen reisen. dürfen. Aber nicht aus lange oder gar aus immer darfst Du Dich dort even vergraben. Du würdest es auch gar nicht ertragen. Ein Künstler braucht andere Lebensluft, als Du sie in jener Einsamkeit athmen müßtest.« »Nein, mich verlangt nach nichts Besserem mehr, als Dich über den Fiord zu rudern wie damals, und-mit Dir durch die Wälder zu streifen.« »Und Deine Kunst, Erit? Denkst; Du denn gar nicht an sie?« »Gewiß! Jch habe sogar die kühn sten Pläne und den festen Vorsatz, eine Menge unsterblicher Meisterwerie zu schaffen. Aber ich muß darüber mit einem Menschen reden lönnen, der mir geduldig iuhort und der meine Arbeit mit liebevollem Antheil begleitet. Du mußt bei mir sein, Thora« Ohne ihn anzusehen, schüttelte sie den Kopf. »Du würdest Dich sehr bald enitiiuscht fühlen. Meine Gesellschaft mochte gut genug für Dich sein, so lange Du leine schöneren und geist volleren Frauen tanntest, jetzt aber würde sie Dich sehr bald langweilen und Dir nur um so schneller dieSehn sucht wieder nach den Anregungen und Zerstreuungen von denen Deine ei math Dinkeine zu bieten vermag. Crit Hallager lächelte und beobach tete mit Entzücken den Wechsel der Farbe aus ihrem liebreizenden Antlitz. »Was soll ich sagen, Thyra, um Dich vorn Gegentheil zu überzeugen? Ich deute, daßes am besten ist, wenn wir es aus die Probe antommen las sen —- voeausgeseßt natürlich, daß Du nichts dagegen einzuwenden hast,und daß Dich der Gedanle nicht erschreckt, mich von nun an bei Dir zu behalten — sitt das ganze Leben.« Sie selber wußte wohl nicht« was sie gerade in diesem Moment so un widerstehlich zwang, ihre Augen zu ihm zu erheben; aber als ihre Blicke sich nun bege treten, da bedurfte es temes gesprosenen Wortes mehr, um ihnen zu offenbaren, daß sie fortan nicht mehr wie Bruder und Schwester würden neben einander leben können. i i 1 ! i l i l Neunzehntes Kapitel. Jn demselben Zimmer des Herren- l hat-fes von Elvershöh, wo die ersten T Bernehrnungen stattgefunden hatten,; laß auch heute, am Tage nach der. Auffindung der Leiche Indian- der» Landgerichtsrath Martin-z mit seinem jungen Prototollführer und dem ha geren Kriminaltommissan Sie waren in einer eifri en halt-lauten Unter haltung begri en, als der Gendarm auf der Schwelle erschien, um in straf- » fer, dienstlicher Haltung zu melden:l »Die Zeugin Fräulein Redlich ist zur Stetle.« ’ Der Landgerichtörath rückte sich auf seinem Stuhle zurecht und se te den Kneifer auf die Nase. »L« en Sie sie eintreten.« s Mit scharfem Blick musterie er die Gestalt des jungen Mädchens, die mit ihrem hübschen, etwas bleichen Gesicht, ihrem wunderschönen gold rothen hear und in dem einfachen dunklen Kleide unmöglich einen an dererseits vortheilhaften Eindruck aufi ihn machen tonntr. Mit einer intle , . , . . chen Vernei nng erwiderte er ihren leise gesvr Gruß. »Ich habe Sie um Ihr Erscheinen ersuchen lassen, mein Fräulein, weil Jhr Zeugnis in der vorliegenden Sache von großer, vielleicht entschei-» dender Wichtigkeit ist,« begann er ins ernstem und eindringlichern Ton. »Al-j ler Voraussicht nach werde ich es nicht ( vermeiden können, Sie iiber Dinge zu s befragen, deren Erörterung Jhnenl peinlich und unangenehm sein mußu Die Erforschung der Wahrheit aber? steht als ein öffentliches Jnterefsei hoch über dem Interesse des einzelnen,j und ich brauche Sie wohi nicht erst? ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß! Sie mir nichts verschweigen dürfen» wie start auch die Versuchung für Sie« sein möge, es zu thun- Zwar werde ichl vorerst noch von Ihrer Veteidigungl Abstand nehmen doch bitte ich Sie; nichtsdestoweniger dringend, Jhre Aussagen so einzurichten, daß Sie sie jederzeit durch einen Eid beträfti gen tönnen·« Käthe nictte mit einem Ausdruck so reisender Befangenheit und Verwir rung, daß selbst das Herz dg; strengen Juristen nicht ungerührt bleiben konnte. »Sie wissen ohne Zweifel, um was es sich hier handelt.'« fuhr der Land gerichtsratb fort. »Der Majoratsherr aus Elbershöh,Baron Erwin von Lin derode, wurde eines Morgens erschaf sen irn hiesigen Pakt aufgefunden, und der Verdacht, ihn ermordet zu haben, lenkte sich sogleich auf den Förster Rudolf Fabian, mit dem er Tags zuvor einen heftigen Worttvech sel gehabt hatte. Der Förster Fadian war Ihnen bekannt?« Köthe schlug die Augen nieder; aber sie sagte doch mit vernehmlicher Stimme: ,,« a.« »Ihr-e Bekanntschaft war sogar eine ziemlich intirne, das heißt, es be nano ein heimliches medesveryalr niß zwischen Ihnen und ihmi« »Muß ich daraus wirklich antwor ten, mein Herr? Für die Entschei dung der Frage, ob Fabian den Ba ron erschossen hat, kann dies doch un möglich Bedeutung haben-" «Doch mein Fräulein, ich muß da raus bestehen, daß Sie mir rückhalt los Auåtunst geben-" »Nun denn —- ja! Der Förster Fahian hat sich um meine Hand be worden« «Und Sie haben ihn nicht zurück aewiesen, er durfte sich als Jhren Verlobten betrachten, nicht wahr?«« Jn raschem Wechsel lam und ging die Farbe auf Käthes Gesicht. Sie mußte dem Landgerichtsrath noth wendig Mitleid einslößen, wie sie da in unvertennbarem seelischen Kampfe vor ihm stand —-— in einem Kampfe, den er sich nur als die natürliche Auflehnung ihrer mädchenhasten Scham gegen den brutalen Eingriff in ihre zartesten Geheimnisse zu deu ten vermochte. »Ich will es Jhnen leichter ma chen, mein Fräulein,« sagte er in gü tigem, sast väterlichem Tone. »Sie sollen uns nichts erzählen, sondern Sie sollen nur bestätigen oder der neinen, was ich Ihnen mittheilen wer de. Es ist Ihnen jedenfalls bekannt, daß man den Förster Fabian, den man gesliichtet glaubte, gestern als Leiche in einem Steinbruch an der Grenze des Gutsbezirts Eloershöh ausgefunden hat·« »Ja, es wurde mir erzählt.« »Die am heutigen Vormittag er folgte Obdultion hat im Verein mit einer genauen Besichtigung des Fund ortes ungesiihr Folgendes ergeben: Der Förster — aber ich bitte Sie, sich zu setzen! Jch verstehe vollkommen, daß es Sie angreisen muß, diesen traurigen Bericht zu oernehmen.« Der Kriminaltommissiir brachte ihr einen Stuhl, und mit taum vernehm lich geflüstertem Dank ließ sich Mithe daraus nieder. »Der Förster hatte eine tödtliche Schußoerledung am Halse, und es ist als gewiß anzunehmen, daß sich Ia bian den Schuß in selbstmörderischer Absicht beigebracht hat, und zwar, nachdem er das Wildgatter überstie n hatte und bis an den äußersten and des Steinbruchs oorgetreten war. um durch den unvermeidlichen Sturz in die Tiese seinen Zweck um so sicherer zu erreichen. Der Absturz tst denn auch erfolgt, und Fabian hat dabei außer einem Beinbruch ver muthlich auch schwere innere Ber letzungen erlitten. die sich indessen mit Sicherheit nicht mehr nachweisen lassen. Jedenfalls hat er noch einige Zeit gelebt, ist vielleicht erst nach eini gen Stunden durch den Tod von sei-: nen Leiden erlöst worden« Käthe hatte längst das Taschentuch an die Augen gedrückt. »O mein Gott!« schluchzte sie. »Es ist ja nicht auszudeuten —- dies Iiirchterliche.« «Es thut mir leid, mein Fräulein, daß ich Ihnen die grausige Schilde rung nicht ersparen konnte; aber die Umstände, unter denen der Tod des Försieri ersolgte, werden ja tein Ge heimnis bleiben, und Sie würden sie darum wahrscheinlich auch ohne mei nen Bericht erfahren haben. Jch muß te sie so aussiihelich erwähnen, damit Ihnen das Weitere verständlich werde. denn durch sein langsames Sterben ist Fabian in den Stand geäeht worden, noch nach dem verhängni vollen-Sturz gewisseAuszeichnungen zu machen, die man in einem neben der Leiche ge fundenen Notizbuche entdeckte. Eben .diese Auszeichnungen haben mich ver i entlast. Sie rusen in lassen. und sie sind ei, die in erster Linie den Ge enstand Jhrer Vernehmung bilden sollen. Betchiistigen sie sich doch vor nehmlich mit rer Person« Das junge iidehen ließ die and mit dem Tuche sinken. Die B tür zung iiber die letzten Worte des Un tersuchungsrichters stand ihr deutlich aus dem Gesicht geschrieben. »Mit meiner Person?« wieder holte sie unsicher. »Ja. ch werde sie Jhnen in ihrem vollen ortldut nach der Abschrift vorlesen, die wir zu den Alten genom men haben.'« Er blätterte in dem vor ihm liegen den Attenbiindel, das bereits zu an sehnlichem Umsange angeschwollen war und begann in niichternem, ge schiistsmäßigem Tone zu lesen: »Es beginnt zu dämmern, und ich lebe noch immer. Zweimal während der Nacht war ich bei llarer Besinnung, wurde aber stets von Neuem ohnmächtig. Nun ist es hossentlich bald vorbei Lebe wohl, Käthet Jch wünsche Dir alles Gute, wie treulos Du auch an mir gehandelt hast. Daß Du mich um dieses elenden Krüppel-l willen ver-» rathen lonnteft, nur weil er ein Baron ist! —- Du sagst, es sei nicht wahr, und er habe keinen Antheil an meiner Entlassung, aber ich glaube nichts mehr —- nichtsl Und er wird Dich in·s Elend bringen« denn seine Frau lannst Du doch niemals werden. Hät eeii jedenfalls besser gethan, mir Dein s Wort zu halten, und wirst es noch mit bitterer Reue einsehen. Wir wären gliictlich geworden, wenn Du heute Abend eingewilligt hättest, mit mir zu geht-, denn ich liebte Dich iiber aller Nun hast Du mich in den Tod getrie ben mit Deinem Nein! Es war das letzte. Die Menschen hassen und für-ch ten mich wegen der Geschichte mit dem ? Wilderer; eine Stellung hab' ich nicht, will mich auch nicht länger von den z Herren siirLumpengeld zumAufpasfen und Anzeigen und Todtschießen ge brauchen lassen. Nun hast auch Du mich von Dir gestoßen, da ist es so am besten für mich. Fort aus dieser elen den Weltt« fchDer Landgerichtisrath unterbrach »Hier folgt ein nnleserliches Ge lritzeL Wahrscheinlich ist der Unglück liche dann noch einmal in tilrzereBe wußtlosigteit verfallen, denn der Schluß seiner Auszeichnungen lautet: »Ich weiß nicht« wie lange es schon dauert. Es ist ganz hell, aber meine Uhr ist stehen geblieben, als ich stür te. Es geht zu Ende -—— ich fühle es. «ch bin nur zufrieden. daß ich tein zwei tes Menschenleben au dem Gewissen habe, und daß der ;nspettor recht zeitig dazwischentani, als ich den Ba rrn an der Gurgel hatte. Damals hätte ich ihn sicherlich erwiirgt in mei nem Zorn s—- ietzt habe ich keinen Haß prehr gegen ihn, denn er ist ein armer Betrogener wie ich --— trog seines Reichthumg und seiOeg Abels-. Ich ver gibe ihm von Herzen alle-.- —-— auch den Schlag, dener gegen mich geführt hat. Ich vergebe auch Dir, Käthel Wenn sie mich finden —" Der Landgerichtsrath schob das Attenhest zurück. »Damit ist es zu Ende. Ter Tod wird ihm endlich als mitleidiger Er lbser den Stift aus der Hand genom men haben. Daß die Auszeichnungen in der That von ihm herrühren und nicht etwa später unterschoden worden sind, ist durch Schriftvergleichung be reits mit voller Sicherheit festgestellt worden« Es fragt sich für uns also nur, ob das, was diese Aufzeichnun gen an unverständlichen Hindeutungen aus Ereignisse und Thatsachen enthal ten, derWabrheit entspricht oder nicht« Um gleich mit dem Wichtigsten zu be ginne, frage ich Sie, mein Fräulein: Wann haben Sie den Förster Fabian zum le ten Mnle gesehen?« Die ntwort des jungen Mädchens erfolgte nicht sogleich; sie hatte das Gesicht in den banden verborgen und schluchzte unablässig. Der Unter fuchungsrichter wartete geduldig ein paar Minuten lang, dann aber sagte er in ernsterem und eindringlicherem Tone: »Es tann Ihnen nicht schwer fallen, mir auf diese einfache Frage Auitunft zu geben, Fräulein Redlich. Der Förster bezieht sich in den hinter laflenen Blättern ganz un weideutig auf eine Unterredu mit hnen. die nur in die Zeit zwif n seinem Streit mit dem Baron Und seinem Selbst inordverfuch fallen lann; dies festzu stellen aber ist fiir uns von der größ ten Wichtigteit, denn es bedeutet nicht mehr und nicht weniger als die Ent scheidung der Frage, ob Fabian der Mörder des Barons v. Linden-de ge wesen ist oder nicht« »Er ist es nicht gewesen« Herr Rich ter! Er lann es nicht gewesen sein; denn zu der Zeit, da Herr v. Linderode an der entgegengesetzten Seite des Partei erschossen wurde, war Rudolf Fabian bei mir.« Käthe war ausgestaan und vor den Tisch des Landgerichtzraths hin Htreten Mit fester Stimme hatte sie e inzaltsschwere Erlliirung abgege hn, ie ohne Zweifel das Resultat eines langen und schweren Seelen tampfei war. Ihre Thriinen waren versiegt, und eine unerschittterliche Eintschlassenheit sprach aus ihren Z en. r Untersuchun stichtee war siir einen Moment völlg außer Fassung und sah e mit großen Augen an. Seine er te Empfindung freilich war die eines mächtigen Unwillens. « »Das wußten Sie? Und doch sagen Sie ei uns erst feßti Ja, begreifen Sie denn nicht, daß Sie damit viel leicht die Erzreitung des Berbrecherö . »... —--«-. w-. --.-.-.-- —··«.... W -.. ,.... - spinnen m ihm sei enden rec fchafft haben, sich in aller ritterlich ieit der Bestrafung zu entitedenf« l »Ich habe gefehlt des let-gn- ich nicht. Ader niemand bat mich desra t, und es ist siir ein Mädchen schrieb nicht leicht, aus freien Stücken feinen Ruf dem Gerede der Welt preiszu gehem« Diese lehte Erklärung mußte wohl etwas Einleuchtendes stir den Land aerichlsrath haben, denn die Falten auf seiner Stirn verschwanden, und seine Stimme gewann wieder ihren drrigen ruhigen Klang. »Da es leider nicht mehr zu lindern ist, wollen wir fiir jetzt nicht weiter darüber rechten. Erzählen Sie uns tcnn ausführlich, was Sie von den Ereignisan jenes Abends zu sagen wissen.« »Mein Obeim war nach Eichselde hinüber-gegangen und ich wußte, daß er nicht ror Mitternacht heimkeng werde, da ich vorausfah, dasz Fa ian kommen werde, schickte ich unter einem Brrwande auch das Mädchen und den einzigen noch im Hause anwesenden Görtnergeliiilsen fort, so daß ich ganz allein war.« »Wenn ich Sie recht verstehe, hatten Sie also ein Stelldichein mit dem Förfter verabredet?" »Nein. Wir trafen uns sonst an einer bestimmten Stelle im Walde, kenn mein Oheim der den Försler k;aßie, würde mich aus dem hause ge sagt haben, wenn er unseren Verkehr entdeckt hätte« »Wie kam es denn, daß Sie trotz dem Fabians Besuch erwarteten?«' »Er hatte mich kurz zuvor im Ge spräch mit einem anderen rn ges trasfen· und da er sehr eisers chtig und niifitrauisch war, zweifelte ich nicht, dafi er kommen werde, mich zur Rede zu ftellen.'·" »Und er kam wirklich?« CFortsetzuong folgt.) MWM Tauchererlebiitfse. Ein englischer Tiefseetaucher, der im December mit einem älteren Berufs genosfen die genaue Lage eines gesun kenen Schiffes feststellen sollte, giebt von feinen Empfindungen während seiner ersten unterseeischen Reise sol gende Schilderung. Als er nach den Ohnmachtsanwaiidlungen, die der un gewohnte Druck der Wassersiiule bei dem Neuling verursacht, zur Besin nung gekommen war, fand er sich aux einem Sandbett stehend, das sich wei wie gut gebleichte Leinwand zu feinen Füßen hinzog Schaaren riesenhafter Schnecken und Würmer, die Schlangen glichen, umschwärmten sie —— der Tau cher sieht bekanntlich alles mehrfach ven griißert. Leicht und frei, wie in des Luft, trotz des schweren Anzuges und der schweren Bleisohlen aii den Beinen gingen sie etwa 100 Meter auf dei Meeresboden vorwärtss Aus des pflanzenbedeetten kleinen spiigeln und Thalern schofsen ganze Schwärme sil ber- und goldglitzernder Fische Blihen gleich vor und hinter ihnen durch die Fluth Schließlich erkannten sie in einem großen dunklen Körper dor sich das untergegangene Fahrzeug. Das Tageslicht drang noch so weis in die Tiefe. daß es schien, als sähe man durch dickes Glas; es war also hell genug, um das Leck zu finden. Plötzlich wurde der Lichtkegel über ih neii durch eine schwarze Wolle verdun telt. llnwillkiirlich aufwärts blickend, bemerkten sie einen großen Körper, der sich üer über Köpfen hin und her be wegte. »Das Herz stand mir still, ich sah in den geöffneten Rachen eines rie sigen Haie5. Wohl schien das Scheu sal bedeutend größer als es wirklich swar, aber aus alle Fälle war »der Schrecken des Ozeans« über uns und spielte um unsere Lustschliiuche und Rettungsleinen ——— ein neugieriger Biß, und es wäre mit uns vorbei gewesen. Unheirnlich langsam, aber sicher näherte sich uns das Ungeheuer. Jch hielt mich schon fiir verloren, als der Hai einige Meter vor mir stehen blieb, unverwandt uns betrachtete, wie eine Katze, die sich zum Sprunge auf die Maus fertig macht, den Schwanz bewegend In diesem furchtbaren Augenblick schnellte mein Gefahrte blö lich die Arme auf und ab, der isi ch schien retdutzt und entfernte ich lang am, blieb aber über uns stehen. Balle iins Minuten standen A wir nun « wieder apum-Zion uno biete an iich rurze Zeit schien mir ungeheuer lang, bis endlich der Schatten sich verzog. Mein Kamerad und ich gingen nun vollends um das Wract, —«-— ich mit zagendem Herzen, —- herun1, damit wir über die genaue Lage des Schiffes berich ten konnten, und ich hatte mich lchan etwas erubigt, als plötzlich der ver teufelte Schatten abermals sich iiber uns blicken ließ Ein Grausen ergriff mich — i wollte zurückweichen, da packte mi etwas, ich wehrte mich aus Leibes triiiten. daß vom Meeresboden dicke Sandwolten aufwirbeltem plötzlich schien, wie aus weiter Ferne, eine menschliche Stimme zu mir zu drin Jgen. »Sei tein Narr« du hast wieder »die Rettung-leiste aus der Hand ge lassen!« Der Hai lauerte ja nur auf die Körper der Matroien aus dem Schiss.« Mein Geiiibrte stand dicht neben mir; ich hängte mich an ibn und schrie aus Leibestriittem »Dtnauf, hinauf, ich will nach obenl« Die fürch terlichen Eindrücke hatten mich halb wahnsinnig gemacht, und halbtotst er bligte ich das Licht der Sonne nie der-« Kein Wunder. das unter 100 Männern, die sich dem Taucherberute widmen wollen« vielleicht 2 bis 8 auf die Dauer ibm treu Leibs-·