— ,,Heda, Wirthschaft l« Dumoreöte von M. W. S o p h a r. »Tief mitten im Walde liegt die tonigtich preußische Obersorsterei Foiiteriy. . Wenn casfige Göule scharf aus holen, schaffen sie’s in fünfzig Minu ten von der nächsten Bahnstation, der Kreigstadt M. Aber ein Motorrad, «a das braucht taum 10 Minuten. Doch muß der Fahrer Weg und Steg kennen. Der praktische Arzt Dr. Paul Wer ner, der sich seit acht Wochen in M. , niedergelassen hat und dessen Warte zimmer einstweilen noch als Motiv zu einem «Stillleben« gelten kann, ist ein Neuling in der schöneiiilmgegend, und so tommt es denn, daß er trotz seines Kompasses erst nach halbstijn diger Irrfahrt auf den hartgesrore nen, mit glitzerndeni Schnee beoeclten Wegen eine menschliche Ansiedelung entdeckt. Es ist die Oberförsterei, die sich ihm ais ein langgestreckteg, zweistöckiges Gebäude schmuck und einladend dar stellt. Troß des Schnees sind im weiten Vorgarten deutlich die Spuren drn Landen und Sitzen ertennbar, an denen, wie der Doktor vermuthet, sich an schönen Sommertagen die Spa iergänger aus M. an Kassee und em —- natiirlich — mitgebrachten Kuchen erlaben· Durch den Garten führt ein brei ter, sreigeschauselter Weg zum Hause, an dem sich zu beiden Seiten der mächtigen, geschlossenen Doppelthiir zwar über-dachte, aber nach dein Gar ten zu sreigelassene Terrassen hin prägt r Doktor ist abgestiegen und sithrt seine Maschine an der Hand. Er will das aus nicht betreten, sondern auf der « errasse eine Kleinig teit enieszen und sich vor allem nach den gen ertnndigen. Es herrscht eine unheimliche Stille ringsherum. Nicht einmal ein Hund bat angeschlagen. llnd doch hat die Stille wiederum etwas Feierlichcs an diesem Sonntaginorgen. Sowohl dac— Geländer als einige Stiible nnd Tische sind vom Schnee l-esreit. Hier müssen doch unlangst Menschen gewesen sein« sagt sich der Doktor, der schon an etwas wie ein verwunschenes Schloß gedacht hat. Er geht ungeduldig eine Weile auf und ab, ver,eblich den Knopf mit der Inschrift «23edieniing« suchend. »Vorsintfluthlich und doch ——- seu dal," murmelte er, mit einem Blick tie langen Fensterreitxn musternd. Noch immer läßt sich niemand sehen noch hören. Er schlägt mit einem Stuhle einige Male gegen das Gelän ter und ruft aus voller Stehle: «Heda, Wirthschast!« Da hat er plötzlich die Empfindung, als stände schon jemand hinter ihm. Er wendet sich um. Der abermals erhobeneStuhl bleibt mitten im Schtounge stecken; dann fintt der Arm wie kraftlos hinab. Das Wort erstirbt . .. Jst das eine Erscheinung aus dem klaren, blauen, sonnigen Winterhim rnel gerade heruntergesallenik Stände hinter dem süßen. lieben Engelstinde nicht eine Glagthiir offen, die der Dottor siir ein Fenster gehal; ten hat, er würde noch länger an et was Ueberirdisches glauben. Die überraschten Mienen des Fremden, die seltsame Bewegung des erst so wuchtig gefaßten Stuhles, der daraus so sanft wieder zum Boden gelangt, dann aber auch die unver hohlene Bewunderung, die in den Blicken und Geberden des see Anstat renden liegt — das alles läßt das junge Mädchen einen Moment die Au en senten. tzt aber faßt sie sich, und mit einer hol en Stimme, die ganz ihrem Wesen entspricht, und mit einer leichten Ver beugung, die graziös ist und doch an die noch nicht vergessene Tanzstunde erinnert, fragt sie: »Sie wünschen, mein F rr?« Das eine Kellnerin ——«s:igt sich der Doktor —»— unmöglich! »Wer eihen Sie den Lärm, mein grä— Fräulein. Ich glaubte, hier sei alles ausgestorbem — « « « »Ach netn," sagt sie schelmnch ta chelnd und denkt an zwei neugierige Menschenkinder ihres Schlage-Z, die dicht an der Thür hinter ihr, von der Gardine verdeckt, hocken und sich wohl set-on im nächsten Augenblicke durch sichern verrathen werden. Es entsteht eine kleine Pause. Der Doktor ist aus«s Neue in stum me, andachtsvolle, eithrende Betrach turzs versunken. elch' ein Mädchen! Zierlich gewachsen und doch schlank, ein Gesichtchen wie Milch und Blut, tiese blaue Augen, blondeg Haar, bes sen Laekensülle die weiße, reine Stirn halb verdeckt, und ein Mündchen — a, bin ich denn von Sinnen, sragt er ich. Und da steht sie vor ihm und wartet noch immer aus dies —Bestel lang Sie schlägt die Augen zu ihm aus und sentt fie abermals. Dann kommt es leiser von ihren Lippen: »Sie wünschen mein been-« Es klingt Muse-mässig und doch meint der höret, daßer daraus nicht anders antworten könne als mit einem »Rich, dich aus iinmerdar!'« Aber er bessinnt sich. Nur, um ie weiter sprechen zu hö ren, sra t er: »Was können Sie mir denn ge ni« »Was Sk- wollen,« lautet die rasche Antwort, und durch einen Blick des Fremden abermals sast um ihre Fassung gebracht, siihlt sie, wie eine Bluttoelle sich in ihr jäh ins Gesicht treibt. Der Doktor hat Mitleid mit ihr. »Bitte. geben Sie mir eine halbe Flasche guten Rothwein, aber zwei Gläser; Sie miissen mir Bescheid thun —ss Dieses Mal bleibt ihm das gnädige Fräulein in der Kehle stecken. Sie ist wie der Blitz verschwunden. Es ist ihm trotz der weißen, fast ko ketten Schürze doch nicht entgangen, daß sie ein zwar einfaches, aber höchst geschmackvolleg Kleid trägt. Nach ernstlichem Erwägen kommt ihm endlich die Lösung des Röthselg: ,,Des Hauses liedreizendes Töch terlein.« Und da er nun auch die Einbleme der Waidmannstunst gewahrt, setzt et nicht ohne große Beruhigung hin zu: »Förstertochter«. Seine Gedanken lschweifen in eine nahe, unendlich glückliche Zukunft .. . Da erscheint sie wieder. Die Flasche ist aufgezogen. Er schenkt in beide Gläser. »Wir pflegen das nicht zu thun,« sagt sie, langsam das Glas ergrei fend. Er hat sie darum melr mit Blicken als mit Worten gebeten. Und nun begegnen sich die Gläser und auch zwei Augenpaare, nnd dem Doktor wird es ums Herz, wie noch nie in seinem ganzen Leben· Er hat sich aber energisch vorge nommen, sie nicht in Verlegenheit zu bringen, schon aus Furcht, sie möge ihm davon schlupfen. Beide stehen sie an das Geländer gelehnt und unterhalten sich wie zwei Menschen, die sich seit Jahren kennen. Der Doktor ist der Fragende, und sie ertheilt ihm liebevoll Auskunft. Aber so komdlizirt sind die Wege nicht —- daH Thema ist endlich er schöpr Auch das Von dem Besuch und der Frequenz in Sommerszeit. und so heißt es endlich Abschied nehmen. »Was darf ich zahlen, mein gnädi ges Fräulein?« »Nicht. —--« »Nein, wir nehmen kein Geld.« »Ja, Sie können doch aber nicht je den fremden Menschen mit Rothwein regaliren.« »Das thun wir auch nicht« »Aber, bitte, erklären Sie mir doch . . . .« »Hier ist ja kein Gastha11s3." »Ja, aber um Gottesivillen, was denn?« -—-— »Das ist die königliche Lbersörstei" reit« »Ihr Herr Vater ---« »Ach, nein!« Es ist wohl etwas wie eine kleine Enitäuschung iiber seine Mienen ge huscht. ; Wie merkwürdig gut sie das Gesicht »Nichts?" fragt er verwundert l l sl zu lesen versteht! Schnell fiigt sie hin zu: »Ich bin hier in Pension?« »Ach —. Ja, aber bei wem kann ich mich denn bedanken?« »Bei mir. Jch werde es Herrn und Frau Forstmeister schon bestellen. Sie sind zur Kirche gesahren. Wir haben die Weisung, Fremde, die sich hierher verirren, zu bedienen. Allerdings mit dein Stuhle -——— aber es ist auch nicht immer so still hier.« Etwas verlegen antwortet er: »Ich dars mich Ihnen vorstellen, gnädiges Fräulein? Paul Werner, Dr. ined.; ich habe mich seit Oktober in M...niederaelassen « Sie hat hell ausgelacht lind nun ist sie wieder puterroth geworden. »Ja, weshalb lachen Sie denn nun eigentlich?« Und als ob er sie stra sen wolle: »Denken Sie vielleicht an· den Wachtmeister in »Minna von Barnhelm«, meinen braven Namens vetter, und an---·-« »Ach nein, ach nein,« tust sie be lchwörend. »Verzeihen Sie nur mein Lachen. Es ist doch zu komisch! Jch heiße auch Werner, Trade Werner.« »Das ist ja reizend,« jauchzt der Doktor förmlich. Und nun werden die Stammbiiume derer aus dem gut bürgerlichen Hause Werner sorgfältig und eingehend ge prüft. Es gelingt dem Doktor aber trotzdem nicht, auch nur die geringste Verwandtschaft zwischen seiner aus Stettin und ihrer aus Westfalen stammenden Familie herzustellen. Gern hätte er noch stundenlang mit ihr geplaudert, er hat aber am Mit tag einen Krankenbesuch zu machen, seinen einzigen, und den darf er doch nicht verfehlen. Er hinterläßt seine Karte für herrn und Frau Oberförster in der dunklen Hoffnung auf eine Einladung, und sie schiirft ihm noch einmal ein, links am Bache entlang zu fahren, dann komme man gleich auf die Chaussee. Er schwenkt unzählige Male den Hut, und was er in ihrer Nähe nicht gewagt hat, aus der Ferne wirft er ihn, ganz langsam fahrend, Kußhände zu. Und sie ist nicht beleidigt Sie schtoentt noch immer ihr kleines Tüchlein Weiß auch sie, daß an diesem Sonntagmorgen ihr Schicksal ent schieden hat?... Nach wenigen Minuten gelangt der Doktor an eine tleine Brücke. Jenseits des Baches steht eine Mühle und daneben ein große-, wei- « ßes Schild mit der bekannten »Hand«: Zum Wirthshaus! Er überschreitet die Brücke und lehrt im »Wirthgh haus Fönleritz« ein. Hier antwortet ihm die behäbige Wirthin auf seine unzähligen Fragen über die Oberförsterei mit sichtlichem Behagen und ausfiihrlicher Breite. Er erfährt, daß »sechs junge Fräu leins, eines hübscher als das andere,« bei der Frau Oberförsterin die Wirth schaft erlernen »und ordentlich ran müssen« und seien doch alle aus fei nen, vornehmen Familien. ——— Wochen vergehen Vergeblich sehnt sich der Doltor rach·—einem Lebenszeichen aus« dem Forsthause. Hat man doch erwartet, daß er fei nen Besuch abstattett Vorsichtigt erkundigt er sich im Kreise seiner Patienten, der fich, wie er freudig feststellen tann, allmählig erweitert —-—-— ,,Forstmeisters sind höl lisch reservirt« ,,Vertehren nur in allerbesten Kreisen« —-— ,,.L)ochmijthig« --— ,,Majorsrang« so lauten die wenig ermuthigenden Antworten. -—— Doch der kleine pfeitlundige Gott hat noch nie versagt. Die dicke- Dörthe, ein altes treues Inventar in Fönteritz, hat sich beim Holzzerlleinern die Art in den Fuß getrieben —- ,,Den Teufel auch," hat der Herr Oberförster gewettert, »das sollen doch die Jungens thun -« und Friedrich, der Kutscher, der den Sa nitätsrath Rispe nicht zu Hause ge troffen, hat auf eigenes Risiko den Doktor Paul Werner ausgesucht, weil alle Heilmittel zur Stockung des Blu tes bei der Dörthe versagten. So kommt, trotzdem der Sanitäts rath seit 36 Jahren Haugarzt auf Fönkeritz ist, Paul Werner auf die Oberförsterei. Und der Herr Oberförster findet Gefallen an ihm. Das will viel sa gen! Liebevoller ist die alte Dörthe noch in ihrem ganzen Leben nicht behandelt worden. Und wie gerade dacs Fräulein Wer ner sich um sie bekümmert hats! Nein, solch’ eine Seele von Mädchen! Jst sie auch. Wenn es sich hier am Ende doch mehr um ein Wiedersehen handelt — davon weiß Dörthe nicht5. Doktor Werner erhält, als- er zum zweiten Male in seiner Eigenschaft als Arzt aus die Obersörsterei kommt, die längst erhosfte Aufforderung, sich als Gast einzusinden Wer von meinen schönen Le-serin nen wettet mit mir, das-, aus Fräulein Trude Werner nicht sehr bald eine Frau Paul Werner wird? Sie hat schon, ehe Dörthe wieder gehen kann, eine Stiderei begonnen, deren Zweck sich nicht so leicht eilen nen läßt, aber die Perlen reiben sich zu Buchstaben und Worten: ,,Heda, Wirthschast!« · - Gegen Brunnenaetahr. Ost geschieht es, daß Leute, welche in Brunnen hinabsteigen, dort von Gasen übermannt werden. Und doch giebt eg zwei einfache Mittel, uni die giftigen Gase ans Brunnenschächten zu vertreiben; sie scheinen aber den Brunnenbauern immer noch nicht be tannt zu sein. Das erste besteht da rin, daß man möglichst viel heißes Wasser an den Brunnenidiinden her unter gießt; die aufsteiaenden Waf serdiimpfe reißen die schlechten Gase mit empor, und so ist nach kurzer Zeit der Brunnenschacht hinreichend gelüs tet, daß sich Menschen angebunden in ihm hinbewegen können. Wenn tein heißes Wasser zur Stelle ist, tommt idas zweite Mittel in Betracht, dessen Anwendung, weil eiJ äußerst einfach ist, sich auch sonst fiir alle Fälle em psiehlt. Man läßt an einein hinrei: chend starken Band einen ausgespann. ten Regenschirm, mit der Spitze nach .unten, in den Brunnen hinab; zieht man ihn an dem Bande mehrere Male schnell empor, so läßt sich auch damit ein Brunnenschacht lüften. Freilich. manche Brunnenschächte sind durch den Pumpenpsosten und dessen Haltehök zer so verbaut, daß ein Schirm nicht hinuntergelassen werden kann, da ,bleibt neben dem heißen Wasser noch die Feuetsprihe, und eine solche giebt les wohl auch schon in jedem Dorfe. iSie kann bekanntlich auch als Luft pumpe benutzt werden. Man braucht »nur den Schlauch bis auf den Boden des Brunnens zu führen und tann fo idurch den Schlauch frifche Luft etwai zgen Verungliickten unmittelbar znfijh ren solange Retter sich noch nicht hin Hinter wagen dürfen· i »Im Bauten-« Mutter Hassen, die auf den Dörfern »die Botengänge besorgte, wurde von dem des Weges dahertonmiendenBauer Buner aufgefordert auf feinem Heu wagen eine Strecke mite entlang zu fah ren. Die gute Alte, die einem träfti gen Trunk nicht abgeneigt ift war bald friedlich auf ihrem weichen Sitz entfchlummert und fo merkte sie es auch nicht daß sie allmählich von dem Heu heruntergerutfcht war und sich nun inmitten des Chausseegrabens be fand. Da tam ein anderes Bäuerlein des Weges daher, und mitleidigen Her zens wandte es sich an dasMiitterchent »,He Mutter Hassen, will fe ot n Enn mit lang foar n?« »Vielen Dant, Bur,« erwiderte fchlaftrunten die Alte, »aber ick foar all mit Bunfen.'« W-—»-——.. —-..., .-— - . . —- ...-- - . Ves Todten Rache. Von Guh de Teramond Autorisirte Ueberschung von Wilh. Thal. Der Vater Baudruche war ein lustiger Geselle, der das Leben leicht nahm, ohne sich übermäßig auszure gen; er xvar stets vergnugt und ve folgte den Grundsatz des guten Mei sters Rabelais, daß das Lachen die beste Medizin ist. Zahllos waren die Leute, die er gefoppt und sein stapital an losen Streichen uner schöpflich; auf zwanzig Meilen in der Runde stand sein Ruf fest begründet, und wenn man von dem Spaßvogel von Vater Baudruche gesprochen, so hatte man alles gesagt Daher paßte man auch scharf auf, wenn man ihm irgendwo begegnete, namentlich in derSchenle, die er taum noch verließ; der gute Mann ver wickelte jeden in eine Mystisilation, legte einen in eine Falle, aus der man nur unter allgemeinem Gelächter her auslam, was für die empfindliche Eigenliebe immer sehr verletzend ig. »Vate: Baudruche, wenn der od an Eure Thüre klopft, Ihr findet am Ende noch ein Mittel, um ihn umzu werfen.« Der Vater Baudruche der Greis von neunzig Jahren und dabei kräftig wie ein Eichvaum war, steckte - sich eine tüchtige Prise Schnupftabat in die Nase, wischte sie sich dann mit dem Handriicten ab und versetzte: ,,Mag er doch tommen dieser ver dammte Kerl, wir wollen doch sehen, ob ich ihm nicht die Lust benehme, auf längere steit wieder vor mir zu er scheinen!« Die Sache hatte sich in der ganzen Gegend verbreitet. »Der Vater Baudruche«, sagte man, »wird uns nach seinem Tode einen Streich spielen!« Und die Legende hatte so festen Boden gefunden, das-, niemand bei der Leiche wachen wollte, als der große YJiäher den Greis bat, ihm in das dü ftere Land zu folgen, ,oon des Bezirk lein Wanderer wiedertehrt. « .siidessen war in der Toriherberge ein Student abgestiegen, ein Medizi ein : ner, der hier übernachten wollte. Am nächsten Morgen wollte er den Quint lzus benutzen, der ihn zu einer seiner Tanten bringen sollte, die einige Mei len weiter wohnte. Er hörte natürlich auch von dein Vater Baudruche, nnd wie sich die Nachbarn vor seiner Leiche öngstigten. Er war ein starker Geist, zudte iiber die Leichtgläubigteit der Bauern die Achseln und erbot sich prahlerisch, bis zum Tagesanbruch bei der Leiche zu bleiben. »Ich habe keine Furcht vor Todten; ich habe zu viele in meinem Leben ge sehen und an ihnen gearbeitet, um richt zu wissen, wag an ihnen ist; euer Vater Baudruche mag noch so tolleg Zeug mit mir anstellen, es wird nicht im entferntesten an dag heranreichen, wag die Studenten in den Sezirsälen zuweilen anrichten.« .. Man ging auf den Vorschlag utit Begeisterung ein nnd siihrte denStu denten in die kleine-Hütte die derVer ätorbene am Ende des Dorfer tesessen atte. Der Vater Baudruebe lag auf sei n.-m Bett und schlief den letzten Schlummer unter dem Leichentuch; auf dem Tische. neben dem von dem Pfarrer geliehenen Kruzifix, wars eine rauchige Kerze ihren fahlen, zittern den Schein in das Zimmer. Der Mediziner näherte sich der Leiche und hob die Decke hoch; der Vater Baudruche war wahr und wahrhaftig todt: der»Leichnam war lalt und die Verwesung begann bes reits ihr Werk. ,,Gute Nachtt« sagten die Bauern, die ängstlich aus der Schwelle stehen geglichen waren, und czogen sieh zu ru . »Besten Dant, meine Freunde, und schlast wohlt« Im tiefsten Herzen jubelten sie; denn sie waren sest überzeugt, der Vater Baudruche wiirde schon ein Mittel finden, diesem Grünschnabel sivn Pariser eine Lettion zu ertheilen, tser klüger als sie ein wollte, und dessen beträchtlicher Oteptizismus sich itber ihre Fahnensliichtigteit lußig machte. ,,Nur Geduld,« sagte einer von ihnen, der der allgemeinen Ansicht Ausdruck gab, »noeh ist nicht aller Tage Abend; warten wir bis mor aen!« Jndessen legte derStudent, der sich entschlossen hatte, die Nacht bei der Leiche zu verbringen, seine Bücher in einen Winkel und zündete die kleine Lampe an, die man ihm geliehen hatte. Doch bevor er sich fetztc, öffnete er das Fenster und lebnte sich hinaus. Der Abend war warm: Tausende oon goldenen Sternen glitzerten an der blauen Wölbung des Firmamen tes:ein Stern hufchte von Zeit zu Zeit durch; er tauchte aus dem gro ßen, unbekannten Etwas auf, um wieder in die Unendlichkeit zu versin ken. Das war das Bild des Lebens. Wo kommt man her? Wo geht man kin? Niemand weis; es, ein jeder be schreibt seinen Kreis im weiten Raum und verschwindet fast sofort wieder, ohne daß in der Unendlichkeit der Zeit auch nur das geringste von ihm zu rückbleibt. Und im Schweigen der tiefen Nacht, neben diesem der Verwesung geweih ten Leichnam, der ihn an die Ver gänglichkeit alles Jsrdischen erinnerte, dachte der junge Mann an das alles, bis er, des Träumene miide, wieder zu seinen Büchern zurückkehrte Plöylich bemerkte ek. daß das Lei chentuch sich leicht bewegte; das war jedenfalls der Wind; dabei aber hatte die Flamme der Kerze sich nicht ge rührt; vielleicht hatte er auch nur falsch gesehen. Doch mehrmals hintereinander er ecgnete sich dasselbe Phänomen. ! »Das ist merkwürdig,« sagte er, ging an das Fenster und schloß es. Indessen schien sich das Leichentuch des Vater Baudruche immer lebhafter zu bewegen; bald !;-ob sich die diinne Leinwand wie unter einem Atl;em, bald schien eine Kugel iiber seinen Körper zu rollen. l »Ich träume doch nicht,« sagte sich der Student und suhr sich mit der Hand über die Stirn, »dieser Mann ist wirklich todt, dagu nterliegt keinem Ztvefel; ich brauche leine Furcht zu haben «-— das ist ja lächerlich!« Doch trotzdem mußte er unwillkür lich an die Angst denken, die ein jeder vor dem Vater Baudruche hatte, und dieser Gedanke quälte ihn am meisten. Endlich beschlon er, sich Klarheit zu verschaffen; doch alles hatte wieder die Unbeweglichleit der Bernichtung angenommen. l »Ich habe mich von einer Sinnes- ’ täuschung ängstigen lassen; diese Leute sind ja toll mit ihrer dummen Leicht gläubigkeit; schließlich hätte ich auch geglaubt, ihr Vater Baudruche wolle mir einen Streich spielen!« Doch er hatte noch nicht seinen Ses sel erreicht, als das Tuch sich von Neuem zu bewegen begann. « Wieder ging er zu dem Todten. Dies-mal war kein Zweifel möglich; seine Augen hatten ihn nicht getäuscht: unter dem Leichentuch bewegte sich et was. Er packte mit fester Hand zu, während er mit der anderen das Lin nen hiochhob Doch in demselben Augenblick stieß er einen lauten Schrei ang; eine schwarze Masse sprang ihm mit ei nem Satz in’S Gesicht und Verursachte ryrn einen heftigen Schmerz. Ver ner vertheidigenden Bewegung, die er machte, warf er den Tisch und die Kerze um, verlor dann selbst das Gleichgewicht, als er sie im Fallen fas sen wollte, und stürzte auf die tleine Lampe die ebenfalls niederfiel und das Zimmer in tiefer Dunkelheit be-! grub, während das unbekannte Thier, wie eine Kugel hin- und herspringend, durch das Zimmer raste und wie toll sauchend Stuhle und Teller herunter riß . . . . Als am nächsten Morgen die Leute mit dem Sorge kamen, fanden sie den ; Studenten der Länge nach auf demi Fußboden unter den urngerifsenenl Möbeln mit zertratztem Gesicht, wäh: j Irend auf dem Fenstersimss die kleine. Katze des Verstorbenen saf)v und sich in ; der Sonne vergnügt die Bitten lectte. I W Seltsame Gewände. Jm Jahre 1794 war in Frankreich « allgemein das Gerücht verbreitet, eg existire in Meudon ein «Mens chenger berei«. Man behauptete-, Robegpierrei ließe die Leichen der Enthauptetenl dorthin überführen, ihnen die Haut! abziehen und diese gerben, damit die« Bürger sich daraus Hosen machen las sen könnten. Robegspierre drotestirte durch ein öffentliches Plalat dage gen, während der Urheber deg Ge rüchtee, ein gewisser Galetti, ein Re dakteur des »Journal dec- Lois«, durch ein anderes Platat darauf ant wortete. Er erbot sich, Allen, die sich dafiir interessirten, ein Eremsnr deri Verfassung vom Jahre 1793 zu zeigen, i das in Elltenfcheuhaut gebunden war." Der Band existirte in der That, und er ; existirt noch heute: man taun ihn in Paris im Museum Caritabalet sehen. Er gehörte dem Marquis Turgot, der dem Tetelblatt eine tleinc Notiz bei gefügt hat, die auf den Ursprung die ses Werte-« hinweist. Man zeigt fer ner in Versaillek, im dortigen Mu seum, ein Paar zierliche Pantoffelchen, die aus der feinen Haut eine- jungen Mädchen-Z hergestellt find. — l t l Vor-tschi beim Gebrauche von Bletftifteu. Vor einiger Zeit starb der 18 Jahre l alte Runstschlosser Robert «.Il. Er« lsutte einen Bleistist angespitzt, sieht dabei in den Finger geschnitten, und es war dabei von dein adgeschabten 0-raphit etwas in die Wunde getom men. A beachtete dies nicht weiter, jedoch bereits am nächsten Tage stellte sich eine schmerzliche Entziindung des-i verletzten Fingers ein, die sich bald auf den ganzen Arm erstreckte. Erst als die Vergiftung bereite aus die linke Brustseite und Schulter überge gangen war, wurde ärztliche Hilfe an gerufen, leider zu spät Möchte die se: Vorfall besonders den Schulkin dern mitgetheilt werden und ihnen zur Warnung dienen! Ferner be richtete man aus Leipzig daß bei ei nein langwierigen, chronisch gewor denen Darmtatarrh eines jungen Mannes der Arzt keine andere Ursache fiir das hartnäckige Leiden finden konnte als die Gewohnheit des betref fendes Mannes-, den Bleistift im Munde anzufeuchten, welche Gewohn l«.cit die Lehrer und Eltern also auch energisch bekämpfen möchten, um so mehr, als sich derartige Folgeleidess schier unbemerkt einniften. ———-—-.-— - — Beim Buchbiindler. »Wiirden Sie mir nicht die; Kr et, ; buch gegen ein anderes unnaziilien i Aus dem schmeckt meinem Manns nichts-« s Im Hasel. Gast (der eine Beschwerde eingetra gen hai): Waben die Beschwerden überhaupt eine Zwech« Kellnm »O ja. Die schönsten uns originellstcn werden jedes Jahr het ausgesncht . . . Und gedruckt!« Nachhilfe-. Prinzipal: »Im wollte Sie etwas fragen, Herr Lehmann, kann mich aber absolut nicht besinnen . . .« Kommis: »Sie wollten mich viel leicht fragen, ob mir mit einer«anage gedient wäre?« Zeitnewiich AnzcinC Die geschätzte-i Einwohner der Um gegend bitte ich dringend, sich gegen Unfall bersichern zu lassen, da ich mir ein Anioinobil angeschafft habe-. Aloii Benziol, Versiel)erung5-agent. sm«rchtwrifnim. Hausherr: »Sie schau’n ja noch ganz riistig ang, arbeiten Sie doch!« Bettler: »Entschnldigen Sie, aber ich habe Sie doch nicht unt einen Rath gebeten, sondern um ein Alinosen!« Jn der Küche. Das neue Dienstmädchen: »Heni’ war auch der Schuster mit der Rech nung hier, ich habe das Geld ausge egt!« Madame (iirgerlich): »Mein Gott« der konnte noch warten, die vier Mark hätten Sie lieber mir leihen sollen!« Aug Schreck A.: »Denkst Du denn gar nicht an Deine Frau, Maier, wenn Du bis Mitternacht in der Fineipe sitzt?« B.: »Gewiß, aber da krieg’ ich je des mal einen Schreck, und aus den Schreck muß ich dann jedesmal ein Glas- trinken.« Belohnung. Junge Frau tbeim Mittagessen et zählend): » . . . Zuerst hab’ ich der ar men Frau zwei Teller Suppe gegeben, und dann hat sie noch fünfzig Pfen nig bekommen!« Mann: »Die hatte sie auch ver dient!« Ein Menschenfrennd Hausherr tin seinemHauHhaltuugBo buch nachsehend): »Jetzt, da schau’ het, zwei Jahr lang hab’ ich die Partei is dritten Stock nimmer g’steigett! . . « Jch bin doch a’ recht guter Menschl« Busch-tappt Richter: »Sie sind beschuldigt, Pantschelbauer, in die zum Verkauf gelangte Milch Wasser gegossen zu ho ben »s— Und noch dazu schmutzige5, schlechtes Wasserk« Pantschelbaner: »Oho, Herr Rich ter, unser Brunnentvasser ist ausgo zeichnett « Stolz. Neue-r Kuhlsirt tder, an Stelle seines in den Ruhestand getretenen Vorgän gers, zum ersten Mal seines Amtes waltet, zu der Kuh des Bürgermei stets-: »Machst d daf; d’ außi kirnmst aus m Kleeaeter - bei mir giebt s la Protektionl« Trost. »Mein ausrichtigsteg Beiteid, gnä dige Frau! . .. Aber wag bat denn Jbrem seligen Herrn Gemahl eigent lich gefehlt?« »Ach, eine schwere Lungeneniziin dung, Herr Ellkedizinalrath!« »Na, na, ’L-« wird nicht so schlimm gewesen sein!« Unerwurtete Wtrlnng. Alte lKotette: »Mit den heutigen Männern ist’8«s wirklich ein Gesrettl Neulich bab’ ich einen bitt-schen jungen Mann absichtlich iiberradeltl . . . . und was war? . . . Aus Schmer zensgeld hat mich der Feigling ver klagt!« , - Hinandaeqebem »Aber kriegst Du e’ Platte!« »Bist De mer neidig umk- Geld« was ich spat« beim Friseur?!« ·Iiiickichlnfz Aeltliches Fräulein: »Die Van ges hört gewiß einem Jiinggesellen?« Gärtner: ,,Watum?«, Fräulein. »Weil an der Weste des Voqelfcheuche dort ein Knon fehli.« Abqkblils;. »Ach, ich bin in monienianet Geld vetlegenheill Könnte-n Sie mir niQi zehn Mark leihen?« »So, in momentaner Geldverlegeus heim. Do find Sie ja noch viel besser d’mn, ivie ich!« Dovpellinnigk Zustiniisiiiim. Student: »Warum lächeln Sie übei meine Worte-, mein Herr? Sehen Si mich vielleicht nicht für voll an?« Hei-et »Mir sehr voll sogar!« · Verbots-meet Vermiscng »Nein, eine ssolsiie Unverschiimlheix jetzt helle ffle die Rlitljin vorn Lasset lriinzchen zool-kaut und nun ist sie deu nuch geletzt-nen« . Hohn. Wildnisan (»einen ebemalgen Au mit Etii Bindi-how ireffend): »Ah« Tis. its-h- bses Heh- TNIitotx Sie hi . sich roohl selbst ver«)eidigt?« (x-·